Ausgewählte Gedichte
Lütt Matten lebt mit seinen Eltern am Bodden. Dort leben die Leute hauptsächlich vom Fischfang. Jeden Morgen geht es hinaus zu den Reusen.
Und die Männer kommen immer mit einem Fang zurück. Nur Lütt Mattens Reuse bleibt leer. Tag für Tag. Auch die Freundin Mariken kann ihn nicht mehr trösten.
Bis eines Tages, Lütt Matten kann es kaum fassen, Mariken ihm eine Plötze zeigt, die in der Reuse war. Stolz wie Oskar trägt Lütt Matten sie durchs Dorf nach Hause. Und wartet ganz gespannt auf den Vater.
Doch der kann es gar nicht glauben, dass diese Plötze in Lütt Mattens Reuse gewesen sein soll.
So macht sich Lütt Matten des Nachts mit Vaters Boot auf den Bodden und sucht die weiße Muschel, von der es in einer Legende heißt:
"Alle sieben Meere singen in der weißen Muschel. Eure Not hat jetzt ein Ende: Denn die Muschel singt euch den Frühling herbei, den Frühling, den Fisch und das Glück."
Ob Lütt Matten die weiße Muschel findet und ob seine Reuse noch Fisch fängt – lest selbst.
Gespickt mit einigen plattdeutschen Sätzen, ein Platt, wie man es an der Ostsee spricht, habe ich mich in die Heimat versetzt gefühlt.
Eine schöne Kindergeschichte, die ich gar nicht mehr so richtig in Erinnerung hatte. Geschrieben schon 1963, aber man merkt ihr ihr Alter gar nicht an. Meine Ausgabe ist neu aufgelegt vom BELTZ Kinderbuch-Verlag. Im gleichen Jahr wurde die Geschichte als 34 Minuten langes Radiohörspiel vom Rundfunk der DDR produziert. Das Funkmanuskript wurde erstellt von Dorothea Bretzel, Regie führte Ingeborg Milster, Erzähler war Werner Röwekamp.
Unter demselben Titel wurde die Geschichte 1964 bei der DEFA verfilmt. Regie führte Herrmann Zschoche, es spielte unter anderen Erik S. Klein. Das Drehbuch schrieb Benno Pludra mit Herrmann Zschoche. Die Dreharbeiten fanden auf Hiddensee statt. Premiere war am 26. Januar 1964 im Berliner Kosmos. Am 26. Februar 1975 lief der Film auf DFF 1 das erste Mal im Fernsehen und wurde am 21. August 1983 zudem erstmals in der BRD im Fernsehen gezeigt.
Die zeitgenössische Kritik der DDR sah den Film differenziert. Er sei ein „poesievoller, aber auch recht anspruchsvoller Kinderfilm, dessen Feinheiten sich vielen Kindern verschließen, weil sie psychologisch zu sehr von Wissen des Erwachsenen geprägt sind“, meint Herrmann Schirrmeister (Test mit Lütt Matten. In: Tribüne, 25. Januar 1964).
Andere Kritiker empfanden den Film als „poetisch, liebenswert und kindgemäß“, „beispielhaft [sei] die Einbeziehung der Landschaft in das Geschehen, lobenswert die schauspielerischen Leistungen“ (Charlotte Czygan in: Filmspiegel, Nr. 11, 1964). Zwar gäbe es „stimmungsvolle Landschaft, Meereswellen und Vogelflug statt einer fesselnden Handlung“ (her: Kinder- oder Erwachsenenfilm? In: BZ am Abend, 31. Januar 1964), doch „kann dieses stille Abenteuer [Sechs- bis Achtjährige] ebenso in seinen Bann ziehen wie Erwachsene, die der turbulenten Welt […] für 80 Minuten entschlüpfen möchten“ (Lütt Matten und die weiße Muschel. In: Ingelore König, Dieter Wiedemann, Lothar Wolf (Hrsg.): Zwischen Marx und Muck. DEFA-Filme für Kinder. Henschel, Berlin 1996, S. 145).
Für den film-dienst war Lütt Matten und die weiße Muschel ein „abenteuerlicher Kinderfilm mit pädagogischer Note“ (Lütt Matten und die weiße Muschel. In: Lexikon des internationalen Films. Zweitausendeins, 29. Juni 2018).
Cover und Gestaltung:
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Als Taschenbuch in einem Format, das dem der Maxi-Pixies ähnelt, ist das Buch ein optimaler Wegbegleiter für Kinder auf Reisen. Das bunte Titelbild mit den Buntstiften und Motiven von der Nordseeküste passt sehr gut zu einem Malbuch. Durch die bunten Farben fühlen sich Kinder direkt angesprochen.
Inhalt:
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Das 48 Seiten starke Buch beinhaltet 17 Geschichten in Reimform über verschiedene Bereiche rund um das Thema Nordsee, Umwelt und Themen aus dem Kinderalltag. Diese sind illustriert mit vielen schwarz-weiß Bildern, die die Kinder selbst ausmalen und gestalten können, um so ihr persönliches Buch daraus zu machen.
Mein Eindruck:
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Ich habe das Buch mit meiner Tochter (4 J.) gelesen. Kaum angefangen, mussten wir es in einem durchlesen. Die Gedichte waren so kurz und amüsant, dass es immer hieß: "Noch eins!" Die Kombination aus Malbuch und Vorlesebuch fand ich eine gute Idee. So hat man z. B. auf Reisen ein Buch, dass man vorlesen kann, mit dem sich die Kinder durch das ausmalen aber gut auch eine Weile für sich beschäftigen können. Außerdem können sie das Buch nach ihren Wünschen gestalten und machen es dadurch zu "ihrem" Buch. Meine Tochter malt zwar gerne aus, aber trotzdem hat sie lieber Malbuch und Vorlesebuch getrennt. Sie ist da etwas eigen. Aber das kann jedes Kind ja für sich entscheiden. Die Geschichten in Reimform fanden wir alle sehr gut, mit Ausnahme der Umwandlung der bekannten Moritat vom Mops der in die Küche kam und dem Koch ein Ei stahl. Da hat uns das Original einfach zu gut gefallen. Aber das ist ja Geschmackssache.
Die Geschichten sind sehr vielfältig. Bei einigen lernt man auch etwas über das Leben von Meeresbewohnern, einige sind auch gesellschaftskritisch und greifen z. B. das Thema Umweltverschmutzung verpackt in feinen Humor auf. Andere wiederum sind einfach lustig, wie z. B. vom modischen Gespenst oder das größte Rätsel der Welt, die aus der Kindergedankenwelt entsprungen sind. Auch wenn die Gedichte sehr kurzweilig zu lesen sind, regen sie auch zum nachdenken und vor allem zum diskutieren an. So habe ich ihr einige Redewendungen erklären müssen (wie z. B. was heißt es „jemanden zu verkohlen“ oder was bedeutet "schoss Kobolz"), wobei auch ich einiges dazugelernt habe. Und über die Themen Leben der Meeresbewohner und Umweltverschmutzung kann man ohnehin viel erklären und diskutieren. Oder warum da plötzlich eine Meernixe auftaucht, die nirgendwo erwähnt wird.
Das macht für mich aber den Reiz eines Vorlesebuches aus: dass es zum Nachdenken und zum Dialog einlädt und beim (Vor)Lesen jeder dazulernen kann. Dass dies gepaart ist mit der Kreativität des Ausmalens ist für mich ein zusätzlicher Pluspunkt.
Fazit:
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Kurze Geschichten in Reimform rund ums Meer mit schönen Ausmalbildern in handlichem Mitnahmeformat - Perfekt für den nächsten Urlaub
In poetischen Tönen erzählt Jutta Bauer von der Königin Malwida und ihren Untertanen Blau, Rot und Gelb. Die herrische, einsame Königin ruft nach ihren Untertanen: Zuerst nach dem Blau. Ein Wirbel von Sanftheit und Milde legt sich ihr freundlich zu Füßen und erfüllt sie. Danach ruft die Königin das Rot. Es wirft sie fast um. Königin und Rot spielen wild miteinander. Bald aber hat sie genug, und sie befiehlt dem Rot zu verschwinden. Das Spiel mit den Farben, Temperaturen, Launen und Stimmungen zieht sich farbenlang und schattenbreit ... blau, rot, rosa, gelb bis grau, von herrisch über lieblich, bis hin zu Streit, Krach, Wut, Trauer - und Wiedergeburt.
Aus Sprache werden Bilder werden Töne. Farben und Gefühle werden in diesem musikalischen Märchen in Klänge umgewandelt. Die Musik wechselt in Klangfarbe und Temperament, passend zum jeweils erzählten Geschehen. Gesprochen wird der Text von Katharina Thalbach, die hörbar Freude an der Produktion hatte und mit viel Elan die verschiedenen Nuancen der Geschichte auslebt.
Mir hat das Erlebnis der Melodien in sanftem Blau, quirligem Rot und warmem Gelb gut gefallen, allerdings war die unterlegte Stimme Katharina Thalbachs phasenweise kaum aus der Musik herauszuhören. Doch die Lücken wurden am Ende geschlossen, als die Sprecherin den gesamten Text, diesmal ohne Musik, noch einmal in einem Rutsch vorlas.
Zunächst habe ich bezweifelt, dass Kinder dieser immerhin 37minütigen Produktion, die ihren Schwerpunkt eindeutig auf die Musik gelegt hat, wirklich lauschen könnten. Doch als ich von der Idee las, dass dazu gemalt, getanzt oder auch Theater gespielt werden könnte, war ich ganz angetan von der Idee, dass dieses Stück im Kindergarten oder zu Beginn der Grundschulzeit unter Anleitung gehört und/oder aufgeführt werden könnte. Dafür scheint mir das musikalische Märchen wirklich geeignet.
© Parden
Der Struwwelpeter erhält im Hörspiel eine Rahmenhandlung: Mama und Papa sind zur Elternversammlung gegangen und Oma passt auf die Zwillinge Sabine und Karoline auf. Bis sie dann endlich einschlafen haben sie sich mit Oma alle Geschichten gegenseitig erzählt. Einige werden von Wolfgang Dehler gelesen und einige wurden von Friedhelm Schönfeld und dem Rundfunk-Kinderchor Berlin vertont. Die Aufnahmen fanden 1979-1980 statt und gehören wie Max und Moritz oder Alfons Zitterbacke als echte DDR-Klassiker in die Reihe der Hörbuch-Klassiker.
Spielzeit: 43:30 Minuten, 1 Kassette, auch als CD oder Buch. --Daphne Großmann
Der vorliege Band ist eine vergnügliche Reise durch einige der humorvollsten und witzigsten Gedichte deutscher Sprache. Aus Joachim Ringelnatz' Werk hat Peter Härtling bekannte und unbekanntere Gedichte ausgewählt, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen zum Lachen und zum Nachdenken anregen.
"Sein Leben lang war Joachim Ringelnatz ein Kindskopf, also einer, dessen Kopf Kindergedanken bewahrt, die Lust am Spiel und am Unsinn." So spricht Peter Härtling im Vorwort zu diesem Hörbuch.
Und wirklich scheint es, als habe sich Ringelnatz zeitlebens das Kind im Manne bewahrt. Und so sprechen seine Gedichte nicht nur Erwachsene an, sondern sind wohl auch tatsächlich von Kindern zu verstehen. Etwas, was man nicht von jedem deutschen Dichter behaupten kann.
Das folgende Gedicht hat zum Untertitel des Hörbuchs inspiriert:
Wenn du einen Schneck behauchst,
Schrumpft er ins Gehäuse.
Wenn du ihn in Kognak tauchst,
Sieht er weiße Mäuse.
Das ca. 60 Minuten lange Hörbuch bietet eine Vielzahl von Gedichten, aus denen oft die Lust am Spiel mit den Worten spricht. Aber es gibt auch Autobiographisches aus Ringelnatz´ eigener Kindheit.
Diese CD scheint wirklich gleichermaßen für Kinder wie für Erwachsene geeignet zu sein, und mir hat das Hören ein großes Vergnügen bereitet.
Durchaus empfehlenswert!
© Parden
Ausdrucksstarke, bildgewaltige Gedichte d. großartigen Lyrikerin
"Und ich habe dir doch von grossen Sternen erzählt,
Aber du hast nur Erde gesehn." (aus "Ich träume so leise von dir - - -")
Inhalt:
Eine vielseitige, chronologische Sammlung von Gedichten dieser expressionistischen Lyrikerin, ergänzt durch einen Lebenslauf und ein Nachwort.
Themen und Sprache:
In ihren Gedichten lebt die Geschichte ihres Lebens. Es geht um Liebe, Schmerz, Verlust, um Familie und Freundschaft, Religion, die eigenen Wurzeln, Heimat und Heimatlosigkeit. In den letzten Gedichten schwingt die Müdigkeit dieser Jahre mit. Doch immer wieder erfreut sie uns mit ihren Sprachspielereien und fröhlichen Nonsens-Kinderreimen.
Else Lasker-Schüler liebt die Sprache und egal, ob sie reimt oder durch ihre Sprachmelodien verzaubert, immer malt sie Bilder, in denen ihre Seele wohnt. Oft gibt eine neue Idee, ein neuer Gedanke, dem Gedicht eine überraschende Wendung.
Lyrik kann weit mehr sein, als die wissenschaftlichen Interpretationen, einfach ein persönliches Eintauchen in die Kraft der Sprache, die Gefühlswelt des Autors und das eigene Mitschwingen. In der Melodie von Wortkreationen wie "Ich sehe dein Herz sternen" (aus "Mein Liebeslied") kann man sich verlieren und finden.
Fazit:
Eine überzeugend zusammengestellte Sammlung von Gedichten dieser ausdrucks- und bildstarken Lyrikerin. Ich lege diesen besonderen Lyrikband auch Lesern ans Herz, die "niemals, auf keinen Fall" Gedichte lesen wollten.