Der liebe Gott macht blau

Im Mittelpunkt des Romans steht "Caspar", ein junger Mann mit totaler Amnesie. Erst nach und nach lernt er sich selbst näher kennen. Dabei sind die Dinge, an die er sich erinnert, mindestens so unheimlich wie die Gegenwart, in der er nach einem Unfall in die einsam gelegene Klinik eingeliefert wird. Gibt es eine Verbindung zum "Seelenbrecher", und was eigentlich tut er seinen Opfern an, jungen Frauen, die über kurz oder lang nach der Begegnung sterben?
Jahre nach den Ereignissen in der Klinik recherchieren Studenten in einer Krankenakte, die Klarheit bringen soll. Angeleitet werden sie dabei von einem Professor, den ein dunkles Geheimnis zu umgeben scheint. Es dauert nicht lange, und die Studenten geraten in den Sog der unheimlichen Schilderungen.
In Rückblenden entfaltet Sebastian Fitzek seine Geschichte, die wie gemacht ist für eine filmische "Übersetzung". Dabei spielt er erneut seine Fähigkeiten aus, spannend zu erzählen und Fährten zu legen, denen der Leser vorsichtig folgt, um diese später wieder zu verwischen. Dabei zieht der Autor alle Register, die nötig sind für einen Psychoschocker der Extraklasse. Und in dem Moment, da alles klar zu sein scheint, setzt Fitzek zu einem furiosen Finale an...
Sebastian Fitzek, noch immer als Jungstar des Psychothrillers gehandelt, hat mit Der Seelenbrecher bereits sein viertes Buch vorgelegt. Mit den Vorgängerbänden Die Therapie oder zuletzt Das Kind hat er sich längst eine treue Fangemeinde gesichert -- die mit seinem neuen Band weiter wachsen dürfte. --Mathias Voigt, Literaturtest
Na das war jetzt doch eine Spur zuviel des Guten. Was sich laut Klappentext als Psychothriller ankündigt, entpuppt sich als Horror-Brutalo-Roman in dazu noch recht unglaubwürdiger Weise.
Ein Unbekannter, Caspar genannt, findet sich kurz vor Weihnachten als Patient in einer psychosomatischen Klinik wieder, ohne jede Erinnerung an sein früheres Leben. Als die Klinik durch einen Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten wird, gelingt es dem 'Seelenbrecher' unerkannt dorthin zu kommen. Dieser hatte zuvor drei Frauen in das Locked-In-Syndrom versetzt, d. h. sie waren in keiner Weise mehr in der Lage mit ihrer Umgebung zu kommunizieren. Es wird klar, dass er nun sein nächstes Opfer sucht und dabei vor nichts zurückschreckt. Für die Eingeschlossenen beginnt ein Kampf auf Leben und Tod.
Die Story ist Inhalt einer Patientenakte, die in einer Rahmenhandlung von zwei Studenten für die Durchführung eines Experiments gelesen wird, dessen Sinn und Zweck sich erst gegen Ende erschließt.
Alles in allem eine wirklich spannende Konstellation, aber der Schwerpunkt verlagert sich immer mehr in Richtung brutaler Gewaltorgien. Dabei mutiert der Unbekannte Caspar, der im wahren Leben eher als Schreibtischtäter zu bezeichnen wäre, zu einer Art Rambo, als Kämpfer für das Gute beinahe unbesiegbar. Ebenso unglaubwürdig sind all die Zufälle die zu dem Gemetzel kurz vor Heiligabend führten. Auch manche Handlungen bzw. Nichthandlungen der Figuren lassen einen angesichts der Unlogik den Kopf schütteln.
Schön ist wiederum die dazugehörige Website, auf die es im Buch in Form eines beigefügten Post-its einen Hinweis gibt.
Alles in allem Durchschnittsware für blutrünstige Leserinnen und Leser :-)
Nicht das stärkste Buch Arto Paasilinnas...
Der liebe Gott hat die Nase gestrichen voll von den Menschen und all dem Unsinn, den sie verzapfen. Er braucht Abstand, ist schlichtweg urlaubsreif. Nur, wer soll ihn vertreten? Wer soll die ganze Verantwortung in der Zwischenzeit übernehmen? Der Heilige Petrus und Erzengel Gabriel winken dankend ab. Ihr Vorschlag: Warum nicht einem Menschenkind ein Jahr lang den Job aufs Auge drücken? Und so klopft Gabriel als Gesandter Gottes bei Kranführer Birger Ryynänen an. Ryynänen, ist zwar mit seiner Arbeit hoch oben in den Lüften zufrieden, findet das Leben ansonsten aber ziemlich langweilig. Er hatte deswegen bereits Stoßgebete gen Himmel gesandt. Der Jobwechsel, den ihm Gabriel da unterbreitet, kommt somit gerade recht. Also ab auf den Himmelsthron! Doch bald merkt Birger, dass Gottsein alles andere als nur Hochgefühle bereitet...
Nachdem 'Der wunderbare Massenselbstmord' mir vor einiger Zeit wirklich gut gefallen hat, habe ich mich nun an ein weiteres Werk von Arto Paasilinna herangetraut. Die Idee dahinter klang skurril genug, um mich neugierig werden zu lassen, und Jürgen von der Lippe als Sprecher hat mich ja schon mehrfach überzeugt.
Diesmal jedoch hielt sich meine Begeisterung etwas in Grenzen. Paasilinna hat es zwar geschafft, die Handlung nicht ins Lächerliche abgleiten zu lassen, doch gab es für mich nur wenig Überraschendes. Dass die Erschaffung des Menschen ein Fehler gewesen sein könnte, ist keine neue Erkenntnis, und dass Gott über all den Freveltaten der Menschheit in ein Burnout verfällt, nachvollziehbar.
Die Neuerungen, die der Kranfahrer Birger Ryynänen in die himmlische Arbeit einführt, sind z.T. recht unterhaltsam, doch bleiben sie im Wesentlichen episodenhaft und zusammenhanglos. Bekannte fragwürdige Themen wie Krieg, Umweltzerstörung und Machtgeilheit werden hier aufgegriffen, doch erkennt auch Ryynänen, wie nervenaufreibend der Kampf mit dem Teufel (dem Menschen?) ist.
Größtenteils wird der Himmel als ein riesiger Verwaltungsapparat dargestellt - und auch hier gibt es Wesen (Engel oder Heilige), die mit Ellbogenmentalität um ihren Posten kämpfen. Manches ist durchaus witzig, doch plätschert die Erzählung ohne großen Höhepunkt meist einfach vor sich hin. Da fand ich die Geschichte vom wunderbaren Massenselbstmord doch um einiges unterhaltsamer...
Jürgen von der Lippe liest die 4 Stunden 51 Minuten lange Erzählung über große Strecken souverän, doch die finnischen Namen sind - vor allem wenn sie gehäuft auftreten - selbst für einen erfahrenen Sprecher eine nur schwer zu meisternde Herausforderung...
Alles in allem eine ganz nette Unterhaltung, aber sicher nicht das stärkste Buch Arto Paasilinnas...
© Parden
Teilen