Wild: A Journey from Lost to Found
Cover:
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Das Titelbild wirkt wie ein Buch aus den 50er Jahren auf mich. Bei diesem Stil wird einem warm ums Herz, es wirkt liebevoll und harmonisch. Die Gestaltung lässt jedoch eher einen Roman als einen Reisebericht vermuten und führt so anfangs den Leser in die Irre. Ein großer Pluspunkt ist das Lesebändchen, das das Hardcover perfekt ergänzt. Im Buchladen hätte ich sofort zugegriffen.
Inhalt:
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Die große Leidenschaft der Engländerin Sarah Henshaw sind Bücher und ihr Traum eine eigene Buchhandlung. Kurzerhand erfüllt sie sich ihren Traum, indem sie ein altes Boot kauft, mit Hilfe ihres Freundes zur Buchhandlung umbaut und nach Trennung desselben Freundes auf Selbstfindungstrip mit ihrem "wunderbaren Bücherboot" geht. Ihr Weg führt sie durch halb England, durch viele Schleusen und an skurrilen sowie interessanten Menschen vorbei. Dabei versucht sie, dem Untergang der konventionellen Buchhandlungen mit kreativen Ideen entgegenzuwirken.
Mein Eindruck:
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"Diese Geschichte handelt von einer Reise, auf der ich Bücher gegen Essen, gegen Badbenutzung oder gegen ein Bett tausche. Insofern handelt es sich um eine Reihe äußerst kurzer, ziemlich intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen mit Leuten, die ich danach nie wiedersehe.Quasi eine Art überlanges Taylor-Swift-Album." (S. 37)
Der Einstieg gefiel mir sehr gut. Die Kapitel sind so kurz gehalten, dass man immer weiter lesen möchte. Die Autorin ist sehr belesen und streut ihre Literaturkenntnisse in ihren Erzählungen mal auf humorvolle, mal auf nachdenkliche Weise ein. Sie selbst agiert oft noch kindlich naiv, manchmal auch trotzig und selbst mitleidig. Man merkt an vielen Stellen, dass sie mit sich selbst nicht ganz im Reinen ist. Anfangs war sie mir sehr sympathisch, ihr Humor gefiel mir und vor allem nahm sie sich selbst nicht so ganz ernst, im späteren Verlauf der Handlung nervten mich einige wiederkehrende Verhaltensweisen von ihr.
"Als ich Joseph erstmals erblickte, hatte ich das Gefühl, dass er einen Traum in sich trug. Räuberhöhlen funktionieren nach demselben Prinzip. Sie sind im engeren Sinne keine Behausungen - sind nicht funktional, sauber und stabil -, sondern Orte, die wir wegen dem bewohnen, wozu sie imstande sind. Sie transportieren uns in eine andere Welt. Sie sind Orte, die uns davontragen." (S. 137)"
Das Buch wirkt wie eine Aneinanderreihung vieler kleiner Anekdoten, ähnlich wie Tagebucheinträge. In diesen erfährt man viel über ihr erstes Date mit ihrem Boot Joseph, skurrile Buchhandelskunden, Hintergrundwissen zu Literatur sowie Erinnerungen aus ihrer Kindheit und ihrem Leben mit ihrem (Ex)Partner. Leider springt sie zuweilen gedanklich oft hin und her, so dass man ihr nicht immer folgen kann bzw. Erzählungslücken zeitweise auftreten. Die Erzählung ihrer Reise ist zwar die Stationen betreffend chronologisch aufgebaut, jedoch fehlen Zeitangaben, so dass man schwer einordnen kann, wie lange sich Sarah an einigen Orten aufgehalten hat.
Oft habe ich mich gut amüsiert und Neues entdeckt, teilweise habe ich mich aber auch gefragt, warum sie bestimmte Dinge so detailgetreu erzählt bzw. was ich mit dieser Geschichte überhaupt anfangen soll. So wechselten sich gute mit weniger guten Passagen ab. Gegen Ende hatte ich das Gefühl, dass die Autorin das Buch schnell beenden wollte, so dass viele Fragezeichen zurückblieben und die Leselust gegen Ende stark nachließ. Zudem hatte ich leider nicht das Gefühl, dass Sarah Konsequenzen aus ihrer Reise gezogen hat und eine persönliche Entwicklung hatte offenbar kaum bei ihr stattgefunden.
Entgegen vieler anderen Reiseberichte gibt es hier keine Fotos, die ich jedoch aufgrund der Erzählweise auch gar nicht vermisst habe, denn es ist eher eine Geschichte als ein Reisebericht.
Fazit:
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Mal humorvoll, mal nachdenklich, mal nichtssagend - Trotzdem eine gut zu lesende Hommage an den klassischen Buchhandel!
"Wenn Rache Gerechtigkeit ist, dann bringt Gerechtigkeit nur noch mehr Rache und wird so zu einem endlosen Kreislauf aus Hass." (Naruto Shippuuden)
Husum Juli ein Jahr zuvor:
Bei einem Verkehrsunfall wird ein junger Mann angefahren und auf tragische Weise kurz danach die Unfallverursacherin schwer verletzt, sie verstirbt wenige Tage danach.
Husum Juli ein Jahr später:
Im Schloss von Husum wird das Dienstjubiläum von Polizeichef Heribert Neufen gefeiert, zahlreiche Gäste, der Stadt und Polizei sind anwesend. Wenig später ziehen die Kommissare Sebastian Kerner und Henrik Ketelsen den Körper einer leblosen Frau aus dem Schlossgraben, bei dem kurz darauf die Ärzte nur noch den Tod feststellen. Alle gehen zuerst von einem Unfall oder Selbstmord aus da man annimmt, dass sie betrunken war. Doch man findet Abwehrverletzungen und keinerlei Alkohol im Blut bei Gertje Bekker, was auf Mord hinweist. Also kurz danach der Chef der Stadtverwaltung tot im Theodor Storm Haus aufgefunden wird, gehen die Ermittler vom selben Täter aus. Wenig später erfahren sie vom Kollegen Bendix das sich Sven Erichson ein Azubi der Stadt vor einem Jahr das Leben genommen hat, man munkelt, das er gemobbt wurde. Hängen die Toten mit diesem Fall zusammen und warum findet man die Leichen an bedeutenden Orten Husums auf. Hat das ganze mit Fulko Erichson dem Vater von Sven und seiner eigenartigen Traueranzeige zu tun?
Meine Meinung:
Für mich war es das erste Buch von der Autorin und ich war schon sehr gespannt auf diesen Krimi. Das Cover ist mit dem Leuchtturm sehr eindrucksvoll gestaltet. Auch die Beschreibung der Gegebenheiten Husums, ist der Autorin streckenweise sehr gut gelungen, auch wenn mich der Inhalt nicht ganz überzeugen konnte. Der Schreibstil der Autorin war für mich am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, da mich die schnellen und kurzen Szenenwechsel teilweise überforderten. Auch waren manche Ermittlungsgänge und Verhaltensweisen für mich nicht nachvollziehbar, weil sie meiner Meinung nach nicht immer stimmig waren. Zu dem waren einige Rechtschreib- und Grammatikfehler, die aber inzwischen korrigiert wurden. Leider bin ich auch nicht mit allen Charakteren richtig warm geworden, weil mir einfach der Tiefgang fehlte, vor allem bei den Ermittlern. Ob das daran lag, das ich den Vorband nicht kannte, kann ich nicht sagen. Auch die vielen ganz eigenen nordischen Namen haben mir etwas Probleme bereitet, ein Personenregister wäre sehr von Vorteil gewesen. Trotzdem der Plot sehr gut angedacht war, war er an manchen Stellen nicht ganz realistisch. Darum blieben bei mir auch am Ende einige Fragen offen, vor allem was den Mobbingfall Sven Erichson anbelangt. Auch Ermittler Henrik Ketelsen hat im Laufe des Falls immer mehr Sympathiepunkte bei mir verloren. Ich hätte mir dann doch ein wenig mehr Tiefgang, glaubwürdige und informativere Ermittlungsarbeiten gewünscht. Doch ich denke, dass die Autorin gute Ansätze hatte und gebe 3 1/2 von 5 Sterne.
Sich das Träumen nicht nehmen lassen...
Die wahre Geschichte zweier Menschen über einen Schritt in ihrem Leben, der nicht wirklich geplant war. Ein Buch über Träume, Hoffnungen und was daraus werden kann, wenn man beschließt, sie wahr werden zu lassen.
Bei dem Cover dachte ich ehrlich gesagt an einen typsichen Reiseführer, doch da ich von Zypern bislang nur wusste, dass es im Mittelmeer liegt und dass es dort einen griechischen sowie einen türkischen Landesteil gibt, wurde ich neugierig. Ich erwartete traumhafte Fotos und knapp gehaltene Insider-Tipps, die, sollte ich jemals in Erwägung ziehen, dort meinen Urlaub zu verbringen, mir vielleicht einen kleinen touristischen Vorteil verschaffen könnten.
Doch weit gefehlt. Kein Reiseführer erwartete mich hier, sondern der Erfahrungsbericht einer über 60Jährigen, die vor drei Jahren mit ihrem Mann nach Nordzypern ausgewandert ist. Sollte ich da wirklich einen Blick wagen? TV-Formate wie 'Goodbye Deutschland' (VOX) sprechen mich nicht wirklich an, da diese ohne eine gehörige Portion Drama nicht auskommen. Weshalb sollte es hier anders sein?
Zögernd las ich schließlich die ersten Seiten und war überrascht zu erfahren, dass die Autorin mit über 60 und ihr Mann mit über 70 fast Knall auf Fall beschlossen, Deutschland den Rücken zu kehren und nach Nordzypern auszuwandern. Er erhielt bereits eine bescheidene Rente, sie arbeitete noch jeden Tag, würde bald alber eine ebenso bescheidene Rente erhalten. Worthülsen wie 'Altersarmut' geisterten durch ihre Köpfe, und da ihr Sohn bereits auf Nordzypern lebte, beschloss das Paar, ihm zu folgen. Fast alle Besitztümer wurden verkauft, nur ein paar Koffer gepackt und los ging es.
Blauäugig, so war mein erster Gedanke, noch dazu ohne Reißleine, denn es gab nichts mehr, wohin sie hätten zurückkehren können - selbst die Krankenkasse war gekündigt. Und außer Deutsch konnten die beiden keine andere Sprache, weder Türkisch noch das in Nordzypern weit verbreitete Englisch. Ich wartete auf die Ernüchterung, die sich doch sicher zwangsläufig einstellen musste, sobald das Paar realisiert haben würde, dass sich Urlaub und Alltag doch sehr voneinander unterscheiden.
Tatsächlich fuhren die Autorin und ihr Mann nicht ohne Ängste und Bedenken los. Sei es die Unklarheit bezüglich finanzieller Aufwendungen, sei es die Unkenntnis hinsichtlich des Gesundheitswesens - hier gab es viele Unsicherheiten. Doch M. A. Abraham und ihr Mann wurden ein ums andere Mal überrascht - positiv. Zunehmend hatte ich beim Lesen den Eindruck: zu schön um wahr zu sein! Und wartete auf den Haken.
Doch die Senioren wurden für ihren Mut belohnt. Es fügte sich alles zu ihrer Zufriedenheit, und als es ihnen gelang darauf zu verzichten, stets 'deutsche Maßstäbe' anzulegen, wuchs das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben und das Leben einfach nur noch genießen zu können. Das Buch beweist: man muss sich auch im Alter das Träumen nicht nehmen lassen...
"Morgen ist irgendein Bild in der Vorstellung, Gestern eine verblassende Erinnerung im Kopf - Das, was wichtig ist und was es zu genießen gilt ist der ständig andauernde Moment des Jetzt. Und den haben mein Mann und ich mit einem Leben gefüllt, das uns Tag für Tag nichts bereuen lässt..."
Der Erfahrungsbericht liest sich flüssig und interessant. Dabei verschweigt die Autorin nicht die zahllosen anfänglichen Bedenken und auch einige störende Aspekte, die in ihrer Wertigkeit aber hinter den immer offensichtlicheren Vorteilen eines Lebensabend in dieser schönen Ecke der Welt schließlich weit zurückfielen. M. A. Abraham hat eine gute Balance gefunden zwischen einem interssanten Erfahrungsbericht für Neugierige wie mich und einem Ratgeber für etwaige Auswanderungswillige. Dabei weist sie mehrfach darauf hin, dass sie gerne bereit ist, via E-Mail Fragen zu beantworten und detailiertere Tipps zu geben, die hier den Rahmen gesprengt hätten.
Die Lektüre dieses Buches hat bei mir zweierlei bewirkt: Ich bin sehr neugierig geworden auf dieses interessante Land, und mein Mut wurde bestärkt, einfach mal aus dem Alltag auszubrechen und wieder abseits des Weges zu schauen. Sich das Träumen nicht nehmen lassen - auch und gerade im Alter nicht. Hier wird gezeigt, wie es geht...
© Parden
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