Schnelles Denken, langsames Denken
In diesem gelungenen Buch wird auf schöne Art und Weise die Erfindung der Schrift besprochen. Es geht also nicht um die Geschichte und die Entwicklungen bis heute, sondern konkret um die Anfänge. Wie entsteht eine Schrift? Was braucht es, damit ein Schriftsystem erfunden wird? Mindestens sieben Mal ist in der Geschichte der Menschheit rund um den Globus eine Schrift entwickelt worden, autochthon, ohne äußeren Einfluss. Vier davon sind entziffert und heute lesbar, die anderen drei bilden noch ein Rätsel.
Aber nicht nur diese großen Schriften, die Jahrhunderte und Jahrtausende überdauert haben, werden thematisiert, sondern auch die kleineren, einzigartigen, teilweise von namentlich bekannten Individuen ersonnen, wie z.B. Voynich, Cherokee, Inka-Knoten, Diskos von Phaistos, etc. …
Ich selbst habe mich vor über einem Jahrzehnt intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und muss sagen, dass mir dieses Buch persönlich deshalb so gut gefallen hat, weil ich nach so vielen Jahren Abstand zahlreiche neue und vor allem aktuelle Informationen erhalten habe.
Die Autorin ist die Leiterin des vom Europäischen Forschungsrat finanzierten Projekts INSCRIBE („Invention of Scripts and their Beginnings“). Dieses Buch hier wurde 2019 veröffentlicht, um dieses Thema der allgemeinen interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren, und wurde jetzt eben auf Deutsch übersetzt. Ich finde, das Buch erfüllt diesen Zweck wunderbar.
Das Projekt selbst, das im Buch auch mehrmals erwähnt wird, dauert von 2018-2023 und ich bin sehr daran interessiert, in ein paar Jahren das abschließende Buch mit den Ergebnissen zu lesen.
Anhand der gewählten Beispiele und Vergleiche merkt man eindeutig, dass die Autorin Italinerin ist, was einen ganz eigenen Charme hat. Ein bisschen lustig wird es halt dann, wenn der Übersetzer das Wort „Italiensch“ regelmäßig mit „Deutsch“ übersetzt und dann versucht, den Text daran anzupassen. Speziell im Kaptil „Rebus“ (S.67) hat der Übersetzer wohl ordentlich zu kämpfen gehabt, aber es ist gelungen und gut an die deutschsprachige Leserschaft angepasst.
Jedenfalls ist das Buch hier sehr gut und flüssig geschrieben, behandelt ein faszinierendes Thema sehr spannend und ist für jeden interessierten Laien verständlich. Ein gelungenes Sachbuch eben.
Fazit: Sehr zu empfehlen.
Warum rauben, vergewaltigen und töten manche Menschen ohne das geringste Anzeichen von Reue? Adrian Raine, einer der führenden Kriminologen unserer Zeit, erforscht seit 35 Jahren die biologischen Grundlagen des Verbrechens und seine Ergebnisse sind spektakulär: Mit den neuesten Methoden der Neurowissenschaften sind bei vielen Gewaltverbrechern Abweichungen in den Arealen des Gehirns nachweisbar, welche die Gefühle steuern. Gibt es also das Killer-Gen? Ja, doch die tröstliche Einschränkung lautet: Die Entwicklung zum Psychopathen ist keine zwangsläufige. Weil das menschliche Gehirn flexibel und äußerst lernfähig ist, können gezielte Therapien und förderliche Umweltbedingungen gegensteuern. Das Buch wird unsere Sicht auf das Böse in der Welt verändern. (Quelle: Amazon)
Dieses Sachbuch hat es wirklich in sich und ich brauchte sehr lange um es zu lesen. Man wird so mit wissenschaftlichen Informationen überflutet, dass mir meistens schon nach 20 Seiten der Kopf rauchte. Im Buch steht, dass es auch für Laien geschrieben wurde, aber es ist trotzdem nicht einfach zu lesen.
Mit vielen Beispielen wird erklärt, warum der Autor der Meinung ist, dass "Verbrechen" angeboren sein können. Dazu gibt es auch Schautafeln, die das Geschriebene wunderbar ergänzen. Die Wissenschaft fand heraus, dass manche Teile des Gehirns von Mördern anders aussehen als die "normaler" Menschen. Das fand ich unglaublich interessant. Auch, dass eine Verletzung des orbitofrontalen Kortex das Verhalten eines Menschen komplett verändern kann. Praktisch vom Messdiener zum Killer.
Auch Alkohol in der Schwangerschaft kann ein Babyhirn so weit schädigen, dass der Betroffene später keine Hemmungen mehr kennt. Aber auch die Ernährung kann eine gewisse Rolle spielen. Und es gibt noch viel mehr Dinge, die dafür verantwortlich sind, dass ein Mensch zum Killer wird. Aber das alles hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen.
Heißt das jetzt, dass ein Mörder gar nichts für seine Tat kann? Nein, absolut nicht. Alle die sich für dieses Thema interessieren, sollten dieses Buch lesen. Nehmt euch die Zeit dazu. Und auch wenn ihr sehr lange dafür braucht, es lohnt sich.
Ich vergebe für dieses Sachbuch 4 von 5 Punkten. Einen Punkt ziehe ich ab, weil ich fand, dass es viel zu viel Information auf einmal war und ich mich ziemlich erschlagen fühlte. Aber wenn man sich viel Zeit lässt, ist das vollkommen in Ordnung.
© Beate Senft
Rezension zu Der Unterschied
Mit dem Sachbuch "Der Unterschied" gibt der Autor Frans de Waal einen guten Einblick über biologische Geschlechterrollen und die Rolle von Kultur und Sozialisation, auf der Grundlage seiner jahrelangen Beobachtungen von Primaten, allen voran unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen und Bonobos.
Das Buch lässt sich wirklich gut und flüssig lesen. Der Autor schafft es sein Wissen gut zu vermitteln, dabei auch immer wieder gerne mit einer Prise Witz und Ironie. Es war wirklich interessant die Unterschiede, aber auch die vielen Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und Menschenaffen aufgezeigt zu bekommen. Dabei geht der Autor auch extrem kritisch mit alten Untersuchungen um, die oftmals durch männliche Interpretation dominiert wurden, aber nun durch immer mehr weibliche Wissenschaftlerinnen einer neuen Betrachtung und einen anderen Untersuchungsansatz erfahren.
Aber besonders interessant fand ich das vieles an den Geschlechterrollen doch nicht erlernt ist, wie manchmal behauptet, sondern wohl schon tief in uns angelegt sind. Denn wenn Menschenaffen dieses Verhalten ganz natürlich an den Tag legen, kann es den Menschen ja nicht unbedingt aufgezwungen worden sein. Der Umgang damit und die Schlussfolgerungen die durch diese Verhaltensweisen gezogen wurden und immer noch werden, müssen aber dringend hinterfragt werden und definitiv anders bewertet werden.
Das Buch umfasst viele Themen wie Sexualität, Geschlechtsidentität, geschlechtsspezifische Gwalt und Rivalität, Homosexualität, Freundscahft und die Fürsorge, Empathie füreinander.
Es hat Spaß gemacht das Buch zu lesen, es vermittelte Wissen, und regt vor allem zum Nachdenken an. Das wird nicht mein letztes Buch des Autors sein.