Liebe Enkel oder Die Kunst der Zuversicht
Kurzmeinung: Verständlich formuliert - ein notwendiges Plädoyer.
Der Autor leitet und arbeitet im Sozialpsychiatrischen Kompetenzzentrum Migration in Köln (SPKoM) und will mit seinem Buch einen Beitrag dazu leisten, für die Nöte der Mitbürger mit türkischem Migrationshintergrund Verständnis zu wecken, was ihm durchaus gelingt. Dabei geht es in den Fallbeispielen sowohl um Menschen mit psychischen Störungen wie auch um andere Alltagsprobleme, die aber spezifisch für Menschen mit Migrationshintergrund sind.
Der Autor beleuchtet die Lebensverhältnisse der ersten bis zur dritten Generation, während die vierte ein wenig zu kurz kommt. Die Fallbespiele, einschließlich der Lebens- bzw. Berufsgeschichte des Autors, der zur zweiten Generation gehört, sind wirklich interessant. Die erste Generation hatte naturgemäß am meisten zu kämpfen. Sie war aber auch die angepassteste, wollte nicht auffallen und dem Herkunftsland, der Türkei, Ehre machen. Die zweite Generation kam besser hinein in die deutsche Gesellschaft, doch die Kinder, die als Kleinkinder vorrangig zu Hause betreut wurden, hatten gravierende Nachteile, wenn sie in die Schule kamen und dort erst die Sprache erlernten. Förderprogramme für dieses Problemfeld sind erst nach und nach entstanden. Die dritte Generation ist rebellischer. Immer noch kämpft sie mit der kulturellen Verschiedenartigkeit. Wird die vierte Generation ankommen?
Der Kommentar:
Es ist wichtig, dass wir alle über die Probleme von Menschen mit Migrationshintergrund Bescheid wissen. (Der Autor selbst benutzt den Begriff und erklärt, warum er ihn verwendet). Tatsächlich herrschen auf beiden Seiten Vorurteile und Ressentiments, die entweder auf Unwissenheit, Missverständnissen oder schlechten Erfahrungen beruhen.
Offenheit und die kulturelle Öffnung, welche der Autor vehement einfordert, sind jedoch auf beiden Seiten notwendig. Ob man verlangen kann, dass es im Öffentlichen Dienst eine Quote gibt (darauf läuft es nämlich hinaus) und dass im schulischen Unterricht, auch anderes Kultur- und Bildungsgut gelehrt wird, davon bin ich nicht überzeugt. Deutschland hat ein Recht darauf, sein Kulturgut vorrangig zu lehren und zu bewahren.
Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und freue mich über derartige Institutionen, die immer mehr Kompetenzen vermitteln. In jede Richtung übrigens. Dennoch ist die Haltung, der Staat müsse (möglichst sämtliche) persönlichen Defizite ausgleichen, meines Erachtens nicht der richtige Weg. Fördern und fordern, davon bin ich ein Fan.
Das Buch ist verständlicherweise einseitig, es hat leichte Schräglage, aber seiner Intention wegen, kann ich diesen Fakt nicht verdenken. Über kleinere sprachliche Schwächen sehe ich hinweg. Was dieses Sachbuch allerdings fast vollkommen ausspart, sind die Erkenntnisse, die Kirsten Heisig in ihrem Minibuch „Das Ende der Geduld“ auf den Punkt bringt. Man kann das Kapitel Kriminalität nicht vom Tisch wischen und auch nicht dadurch entschuldigend erklären, dass die Jugendlichen sich benachteiligt fühlen und von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen sind/waren. Alles das waren die Frauen auch. Jahrhundertelang und nicht nur ein paar Jahrzehnte lang. Ein ganzes Geschlecht. Sind sie deshalb Kriminelle geworden?
Fazit: Lesenswert, aber auch diskussionswürdig. Wer sich nie intensiver mit Integration auseinandergesetzt hat, sollte dieses leicht verständliche Plädoyer für Verständnis auf alle Fälle lesen.
Kategorie: Sachbuch. Gesellschaftspolitik.
Verlag: Hoffmann und Campe, 2022
„Schlagfertig“ von Michael Traindt ist ein Ratgeber dafür, wie man Gespräche im Job meistert und Familienfeiern überlebt. Wer kennt das nicht? Den nervigen Kollegen, der einem nichts zutraut oder einen zu jung/zu alt für bestimmte Themen hält…. Oder die fiese Tante auf der Familienfeier, die einen immer gerne darauf hinweist, dass man wieder zugelegt hat… dies und noch viel mehr sind unangenehme Gespräche aus dem täglichen Leben die uns ab und an einfach sprachlos machen. Michael Traindt beschreibt in seinem Buch Methoden mit unterschiedlichen solcher Situationen umzugehen und wie man souverän schwierige Gespräche steuert.
Ich selber habe mich anfangs unter Schlagfertigkeit etwas anderes vorgestellt. In meiner Denke hat Schlagfertigkeit eher was mit „Gegenschlag“ zu tun gehabt oder eben einen humorvollen Konter zur richtigen Zeit. Michael Traindt hat es aber geschafft mich eines Besseren zu belehren und den Schlagfertigkeitsbegriff weiter gefasst. Schlagfertigkeit bedeutet viel mehr einen verbalen Angriff abzuwehren, was aber nicht gleichbedeutend ist mit „zum Gegenschlag ausholen“. Eine wichtige und richtige Erkenntnis.
Besonders gut gefallen hat mir, dass Michael Traindt viel aus seinem eigenen Leben und Erfahrungen erzählt hat. Das hat die sachlichen Inhalte nochmal gut untermauert und dem Buch eine gewisse Lockerheit gegeben. Super fand ich auch die Praxisübungen zwischendurch bzw. an den Enden der Kapitel. So hat man nochmal die Möglichkeit das Gelesene zu reflektieren und auf die eigene Person oder bekannte Situationen zu übertragen.
Eine größte Erkenntnis für mich war, dass man sich auf viele Situationen vorbereiten kann. Und auch wenn man mal unvorbereitet attackiert wird, muss man nicht immer darauf eingehen. Spannend fand ich auch, dass es für unterschiedliche Vorwürfe (z.B. wahre und unwahre) auch unterschiedliche Möglichkeiten gibt adäquat zu reagieren.
Neben den Methoden der Kommunikation wird in dem Buch auch stark auf die inneren Antreiber bzw. eigenen Motive geschaut. Nur wer sich gut kennt und sein eigenes Ziel bewusst ist, kann auch souverän kommunizieren und seine Interessen verfolgen.
Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen. An der ein oder anderen Stelle ist es mir in der Reflektion schwer gefallen eigene Beispiele zu finden, allerdings ist es auch schwierig für so ein breites Feld wie Motive eine Liste an Beispielen zu finden. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und empfehle es gerne weiter.
Die Kunst der Zuversicht
Gabriele von Arnim schreibt an ihre Enkel, aber auch an uns an die Leserschaft ihres Buches. Die aktuelle Situation sowohl in sozialer, wirtschaftlicher und natürlich auch in politischer Hinsicht sind die Ausgangspunkte ihrer nun folgenden Gedankengänge. Auch oder gerade weil diese Ausgangssituation nicht so rosig ist, rät sie uns dennoch mit Zuversicht durchs Leben zu gehen. Denn wo wären wir ohne Zuversicht? Ohne Zuversicht bleibt alles wie es ist. Wir verharren im Stilstand und nichts wird sich verändern, auf keinen Fall zum Positiven. So rät sie uns „wach“ und aktiv zu bleiben. Mit Elan Veränderungen anzustreben und guten Mutes in eine selbstbestimmte Zukunft zu blicken.
Mir hat es großen Spaß gemacht den Gedankengängen von Gabriele von Armin zu folgen, inne zu halten und mir eigene Gedanken zu dem Gelesenen machen. Mir zu überlegen, was ich in meiner Lage, in meiner Position alles tun und verändern kann, damit sich vielleicht etwas verändern oder zumindest, dass ich und meine Familie zuversichtlich bleiben können.
Fazit:
Beginnt mit dem Unmöglichen, Nichtstun ist keine Option!