Kachelbads Erbe: Roman
Amy Belafonte ist ein kleines Mädchen von sechs Jahren, als sie von FBI-Agenten entführt wird und auf ein geheimes militärisches Versuchsgelände gebracht wird. Sie soll der Schlüssel zu medizinischen Experimenten sein, die dort stattfinden. Es geht um nichts weniger als die Erforschung der menschlichen Unsterblichkeit. Doch die Versuche geraten außer Kontrolle und nach dem Zusammenbruch der Forschungseinheit wird die Welt nie wieder so sein, wie man sie kannte.
Ausufernd, opulent, düster und dystopisch ist der Roman „Der Übergang“ von Justin Cronin. Der amerikanische Fantasy-Autor lässt sich viel Zeit, in die Geschichte einzuführen, schildert Personen und ihre Lebenspfade so detailliert und facettenreich, egal wie groß deren Bedeutung für den Verlauf der weiteren Story sein werden.
„Bevor sie Das Mädchen Von Nirgendwo wurde - das Mädchen, das plötzlich auftauchte, Die Erste Und Letzte Und Einzige, die tausend Jahre lebte -, war sie nur ein kleines Mädchen aus Iowa und hieß Amy. Amy Harper Bellafonte.“
Im Mittelpunkt des ersten Teils des Romans steht die kleine Amy. Ihre Mutter hat auf der Flucht vor dem Gesetz das kleine Mädchen bei Nonnen ausgesetzt. Den FBI-Agenten Wolgast, der auf Amy angesetzt wurde, plagen Geister seiner Vergangenheit. Selbst zu den kleinsten Rädchen im Getriebe der mysteriösen Versuchsanstalt gibt es eine Hintergrundgeschichte. Mit einer Hingabe zum Personal und Detail liest sich dieser einleitende Teil fast wie King, der sich letztlich nur als eine Art Prolog herausstellt, der etwa ein Drittel dieses über 1000 Seiten starken Buches ausmacht.
„Als alle Zeit zu Ende und jede Erinnerung ausgelöscht war; als der Mann, der er gewesen war, außer Sicht war wie ein davonsegelndes Schiff, das hinter der Krümmung der Erde verschwand und sein altes Leben im Laderaum mit sich nahm; als die kreisenden Sterne auf nichts herabschauten und der Mond auf seiner Bahn seinen Namen nicht mehr wusste und nichts mehr übrig war als das große Meer des Hungers, auf dem er für alle Zeit dahintrieb - da war noch immer in seinem tiefsten Innern dies: ein Jahr. Der Berg und der Wechsel der Jahreszeiten, und Amy. Amy und das Jahr Null.“
Es beginnt eine neue Zeitrechnung. Der Autor setzt einen Schnitt an, lässt die weitere Handlung in einer 100 Jahre entfernten Zukunft spielen. Die Welt steht im Banne der Herrschaft der Virais, bei Experimenten mutierte ehemals menschliche Wesen, die auf Blut und Tod aus sind. Wenig verbliebene Menschen stellen sich mutig den Mutanten entgegen. Die kalte, grausame und harte Welt spiegelt sich in den Charakteren der neuen Protagonisten wieder.
Es war für mich ein langer, anstrengender Ritt, dieses Buch zu bewältigen. Immer wieder dachte ich ans Aufgeben, dachte ich an die groteske Situation, dass es keinen Mutantenvirus braucht, der Menschen zu untoten Vampiren macht, wenn es im Jahr 2020 genügt sich mit einem Grippevirus abzuschaffen. Vielleicht war es einfach das falsche Buch zur falschen Zeit. Vielleicht lag es aber auch an der zähen Langwierigkeit von etwa 700 Seiten Marsch und Überlebenskampf.
Mit dem Ende des Buches endet die Geschichte allerdings noch lange nicht. Es gibt noch zwei weitere Bände dieser postapokalyptischen Schauermär. Dieses Pferd werde ich aber nicht so bald besteigen wollen.
Bei „Vereinte Welten – Fremde Macht“ handelt es sich um den zweiten Teil einer dreiteiligen Sci-Fi & Fantasyroman-Reihe von Anke Becker. Kadân und Shiran leben in ungewöhnlicher Beziehung gemeinsam auf dem fernen Mond Aquin. Jedoch ist das Glück nicht von Dauer. Die Herrscherin Janaija befiehlt ihren Auserwählten Kadân zurück zum Zentralplaneten, um ihn für ihre politischen Machtspiele zu instrumentalisieren. Überführt werden soll er von niemand geringerem als Baramee, eine Söldnerin, die man bereits aus Teil 1 kennt. Derweil schlägt sich Shiran auf Aquin mit anderen Problemen rum. Die Priesterschaft auf Aquin möchte ihre Unabhängigkeit bekanntgeben, was einer Kriegserklärung gleichkommt. Es bleibt also spannend im Universum und der vereinten Welt.
Der zweite Teil schließt nahtlos an das Ende des ersten Teils an – von der Handlung wie auch vom Schreibstil. Während der erste Band noch von den unzähligen Eindrücken der neuen Welt lebt, widmet sich dieser Band noch einmal mehr den Gefühlen der Protagonisten und politischen Hintergründen. Dadurch gewinnt der Band an Spannung und es kommt zu unerwarteten Wendungen. Schön finde ich auch, dass viele geliebte (oder verhasste) Charaktere des ersten Teils wiederauftauchen und auch Handlungsstränge aus dem ersten Teil komplettiert werden. Zum Beispiel greift die Autorin nochmal das Schiffsunglück von Kadân und seiner Familie auf und bringt damit wieder etwas mehr Licht ins Dunkel. Kadân entwickelt sich in dem Band enorm weiter und steht einmal mehr zu seinen Werten und seiner Meinung. Ich habe selten von einem Protagonisten gelesen, der so stringent ist. Auch wenn er völlig machtlos ist und alles ausweglos erscheint, so handelt er doch immer mit Bedacht und steht zu sich und seinen Werten.
Eine weitere Überraschung war die Entwicklung von und rundum Baramee. Im ersten Teil kommt sie nicht unbedingt gut weg, was sich aber im zweiten Teil durchaus ändert. Baramee gewinnt deutlich an Facetten, so dass ich sie echt liebgewonnen habe. Mehr verrate ich aber nicht, damit es für jeden spannend. Persönliches Highlight waren für mich auch die zärtlichen und vertrauten Szenen mit Shiran und Kadân.
Auch diesen Teil kann ich uneingeschränkt empfehlen. Wer den ersten Band gerne gelesen hat, wird auch Diesen lieben. Anke Becker hat es geschafft mich wieder in ihren Bann zu ziehen, so dass ich das Buch binnen 24h ausgelesen hatte. Weiter so!
Ein fantastisches Buch. Ich konnte dem Original "Alice im Wunderland" nie so richtig etwas abgewinnen, als Kind kam mir das alles einfach zu fantastisch und auch ein bisschen gruselig vor.
Diese "Fortsetzung" jedoch hat es in sich. Christina Henry nimmt den Leser mit auf eine aufregende Reise zu dem Zeitpunkt, nachdem Alice aus dem Kaninchenloch herausgeklettert ist. Sie verliert ihren Verstand und landet letztlich im Irrenhaus. Wie das aussah, zur Zeit als Alice noch ein Kind war, kann man sich ja denken.
Im ganzen Buch schwingt ein Gefühl aus dem Videospiel "Alice: Madness returns" mit, denn das ist es wirklich: Die reine Verrücktheit. Und so begleitet man die junge Protagonistin dabei, wie sie ihren Verstand Stück für Stück wieder zusammensetzt und Rache übt an jenen, die ihr das angetan haben. Mehr wird an dieser Stelle vom Inhalt nicht verraten :)
Eine dunkle, dystopische Geschichte für erwachsene Disney-Fans. Aus meinen Augen ein Must Read!
Ein fantastisches Buch. Ich konnte dem Original "Alice im Wunderland" nie so richtig etwas abgewinnen, als Kind kam mir das alles einfach zu fantastisch und auch ein bisschen gruselig vor.
Diese "Fortsetzung" jedoch hat es in sich. Christina Henry nimmt den Leser mit auf eine aufregende Reise zu dem Zeitpunkt, nachdem Alice aus dem Kaninchenloch herausgeklettert ist. Sie verliert ihren Verstand und landet letztlich im Irrenhaus. Wie das aussah, zur Zeit als Alice noch ein Kind war, kann man sich ja denken.
Im ganzen Buch schwingt ein Gefühl aus dem Videospiel "Alice: Madness returns" mit, denn das ist es wirklich: Die reine Verrücktheit. Und so begleitet man die junge Protagonistin dabei, wie sie ihren Verstand Stück für Stück wieder zusammensetzt und Rache übt an jenen, die ihr das angetan haben. Mehr wird an dieser Stelle vom Inhalt nicht verraten :)
Eine dunkle, dystopische Geschichte für erwachsene Disney-Fans. Aus meinen Augen ein Must Read!
Ein fantastisches Buch. Ich konnte dem Original "Alice im Wunderland" nie so richtig etwas abgewinnen, als Kind kam mir das alles einfach zu fantastisch und auch ein bisschen gruselig vor.
Diese "Fortsetzung" jedoch hat es in sich. Christina Henry nimmt den Leser mit auf eine aufregende Reise zu dem Zeitpunkt, nachdem Alice aus dem Kaninchenloch herausgeklettert ist. Sie verliert ihren Verstand und landet letztlich im Irrenhaus. Wie das aussah, zur Zeit als Alice noch ein Kind war, kann man sich ja denken.
Im ganzen Buch schwingt ein Gefühl aus dem Videospiel "Alice: Madness returns" mit, denn das ist es wirklich: Die reine Verrücktheit. Und so begleitet man die junge Protagonistin dabei, wie sie ihren Verstand Stück für Stück wieder zusammensetzt und Rache übt an jenen, die ihr das angetan haben. Mehr wird an dieser Stelle vom Inhalt nicht verraten :)
Eine dunkle, dystopische Geschichte für erwachsene Disney-Fans. Aus meinen Augen ein Must Read!
Abgefahrene Geschichte mit unerwarteten Richtungswechseln
„Kachelbads Erbe“ kommt zunächst wie ein Science-Fiction- und Phantastik-Roman daher mit seiner Geschichte um Kachelbad, der in den 1980er Jahren in Los Angeles für ein Kryonik-Unternehmen arbeitet. Er friert Menschen auf deren Wunsch und nach Zahlung beträchtlicher Summen direkt nach deren Ableben in flüssigen Stickstoff zusammen mit mehreren „kalten Mietern“ in große Tanks ein, damit diese in einer ferneren Zukunft, wenn es bessere Behandlungsmöglichkeiten, bessere Lebensumstände, bessere Was-auch-immer gibt, wieder aufgetaut und zum Leben erweckt zu werden.
Nun ist der Roman wirklich ganz erfrischend interessant geschrieben. Wir lesen nämlich die letzten quasi Memoiren von sechs „kalten Mietern“ ein und desselben Tanks. Sowie einleitend ein Kapitel verfasst von einer von Kachelbad angeworbenen Mitarbeiterin Rosary, wodurch wir nicht nur mehr über die Kryonik-Firma, erste Eindrücke von Kachelbad sondern auch dessen Fähigkeit sich unsichtbar zu machen, erhalten. Die Unsichtbarkeit, zu welcher nicht nur Kachelbad in der Lage ist, macht den phantastischen Teil dieses Buches aus. Die Sciene-Fiction kommt durch die Kryonik. Und ganz unerwartet breitet sich mithilfe der verschiedenen Dossiers zu den „kalten Mietern“ und deren Lebensgeschichten eine psychologische Tiefe aus, die ich zunächst gar nicht dem Stoff zugetraut hätte. Zuletzt dreht sich auch noch ein großer Teil des Romans um ein schwerwiegendes, medizinisch-gesellschaftspolitisches Tabuthema der 1980er Jahre, was dem Roman noch einmal einen ganz neuen Dreh verleiht.
Mich konnte Hendrik Otremba, der 1984 geborene deutsche Musiker, Autor und bildender Künstler, mit seinem zweiten Roman und dessen kreativer Umsetzung definitiv überzeugen. Mit jedem neuen Kapitel öffnete sich eine neue Welt. Zwischenzeitlich hatte ich zwar mal kurzzeitig das Gefühl, dass Otremba die Kurve nicht mehr kriegt und gar nicht mehr so richtig weiß, wohin er mit seinem Roman eigentlich will, konnte dann aber doch das Thema der Kryonik wieder einfangen. Das Ende des Romans ist für mich nicht wirklich greifbar geworden, aber genau das passiert ja bei Leuten, die sich unsichtbar machen können. Sie verschwinden und lassen die Umstehenden mit Fragezeichen in den Köpfen zurück. Das hat mir sehr gut gefallen. Eine wirklich empfehlenswerte Lektüre für alle, die mal literarisch etwas wagen möchten. Die Genregrenzen hin zum dunklen Thriller verwischen. Hier bekommt man nichts Eindeutiges, ein Puzzle, was man bis zum Schluss dabei ist zusammenzusetzen. Interessante Figurenzeichnungen, nicht alltägliche Handlung. 4,5 Sterne.
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