Weltensammlerinnen
Momentan bin ich in der Verfassung, laut auszurufen: Ich möchte nur noch Bücher von reisenden Frauen lesen. Was für Abenteuer, was für ein Vergnügen, über diese Frauen zu lesen. Und wie groß wird erst das Vergnügen sein, wenn ich ihre eigenen Geschichten lese - sofern ich sie zu kaufen bekomme.
Und über all die Abenteuer, über die Armin Strohmeyr hier schreibt, setze ich das Zitat von der Reiseschriftstellerin Ella Maillart, das mir seit dem ersten Lesen nicht mehr aus dem Kopf geht.
"Wir sind frei, das zu wählen, was es wert ist, getan zu werden." - S. 244
Um jetzt nicht von mir aus dritter Hand die Abenteuer zu erfahren, stelle ich euch nur die Frauen vor, die in diesem Buch enthalten sind. Vielleicht werdet ihr ja neugierig:
Annie Taylor (1838-1921) überlebte als erste Person in einem Fass die Niagarafälle.
Lina Bögli (1858-1941) war die erste Schweizer Reiseschriftstellerin und bereiste von 1892-1902 die Welt.
Maria Leitner (1892-1942) war eine investigative Journalistin, die sich Undercover bewegte und den Kapitalismus anprangerte.
Odette du Puigaudeau (1894-1991) zog es als Entdeckungsreisende durch das Land der freien Berber, Mauretanien.
Clärenore Stinnes (1901-1990) umrundete 1927 bis 1929 als erster Mensch in einem serienmäßigen Personenwagen mit Carl-Axel Söderström – einem damals bereits ausgewiesenen Kameramann, Fotograf und zeitweise als Fahrer eines Begleitfahrzeugs – die Erde.
Ella Maillart (1903-1997) war eine wahre Vagabundin des Meeres.
Martha Gellhorn (1908-1998) hatte einen Höllentrip durch Afrika. Anhand der wenigen Zitate von ihr bin ich ungeheuer neugierig auf ihre Bücher.
Dervla Murphy (geb. 1931) fuhr auf ihrem Fahrrad "Rozinante" bis nach Indien und
Lynne Cox (geb. 1957) schwamm am 7. August 1987 gegen den Kalten Krieg und durchschwamm als erste Frau den Baikalsee.
Auf ins Abenteuer.
Frauen ziehen aus, um die Welt zu erobern und ihren Horizont zu vergrößern. In dieser Sammlung waren mir eigentlich nur die Namen von Clärenore Stinnes und Martha Gellhorn ein Begriff. Die anderen Abenteurerinnen waren mir bis dato ganz ungekannt.
Schön, dass ihnen hier ein kleines Denkmal gesetzt wird und sie nicht ganz in Vergessenheit geraten sind. Die Gründe für den Aufbruch waren ganz unterschiedlich, mal war es schlichtes Kalkül um Geld zu verdienen, mal die Sehnsucht nach dem Unbekannten. Mit großem Mut haben sich aber alle Frauen über die geltenden Regeln hinweggesetzt und haben ihren Traum verwirklicht.
Die Beschreibungen geben nicht nur einen biografischen Abriss der Frauen, ihrer Herkunft und ihrer Lebensumstände, sie schließen auch Beschreibungen und Zitate aus Briefen und Tagebüchern mit ein. Das ergibt ein farbiges und lebendiges Bild der Frauen. Ganz wichtig fand ich auch die historische Einordnung, denn viele der Briefzitate wirken in ihrer Überheblichkeit heute schon etwas befremdlich. Die Vorurteile so mancher Frau gegenüber den Einheimischen, „den Wilden“ wären sonst aus unserer heutigen Sicht unerträglich.
Eine schöne Zusammenstellung die Lust macht, sich mehr mit den Abenteuern der Weltensammlerinnen zu beschäftigen.
Er war einer der ungewöhnlichsten Forschungsreisenden seiner Zeit, der sich nicht allein durch seine Entdeckungsfahrten einen Namen machte: Fridtjof Nansen ging als ruhmreicher Polarforscher, Zoologe, Philanthrop und internationaler Staatsmann in die Geschichte ein. Im Jahr 1893 brach er zu jener kühnen Expedition auf, die ihn über Nacht weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt machen sollte: der Eroberung des Nordpols. Nansens Arktisexpedition dauerte mehr als drei Jahre, nach deren Ablauf der Norweger in die Heimat zurückkehrte, ohne den Nordpol je betreten zu haben.
Das autobiographische Zeugnis dieser Unternehmung, das den Leser durch die Ehrlichkeit und den kompromisslosen Mut seines Verfassers besticht, dokumentiert die einzelnen Stationen der Exkursion auf packende, in ihrer Intensität schmerzlich ergreifenden Weise: die Verfehlung des Nordpols mit dem Schiff, Nansens Entschluss, das ewige Eis mit Hundeschlitten zu durchqueren und den Nordpol auf Schneeschuhen zu erreichen, der Abbruch der Expedition 450 Kilometer vor dem Ziel und der Rückweg zur Fram, der zum nackten Überlebenskampf gegen Eisbärattacken, Stürzen ins Meer und die unerbittliche arktische Kälte wird.
Um es gleich vorwegzunehmen - dieses Hörbuch war nur das halbe Vergnügen. Denn im Gegensatz zur Printausgabe, der obiger Klappentext zugeordnet werden kann, beschränkt sich das gerade einmal 73minütige Hörbuch auf den Abschnitt der Reise, der im arktischen Sommer bewältigt wurde, also auf die Expedition per Schlitten und Kajak von der Fram bis zum späteren Winterlager. Der Abbruch der Expedition, der lange, unvorstellbar entbehrungsreiche Rückweg, das Überwintern in der Polarnacht und schließlich die Rückkehr in die Zivilisation fehlt hier leider vollkommen. Auch eine Fortsetzung des Hörbuchs scheint nicht in Sicht, und insofern ist dies in meinen Augen eine Mogelpackung.
Trotz allem ist dieser historische Reisebericht, der auf der Grundlage von Tagebucheintragungen des späteren Friedensnobelpreisträgers Fridtjof Nansens entstand, durchaus faszinierend. Das ewige Weiß und die unsagbare Kälte sind ebenso greifbar wie die zahlreichen ständigen Kämpfe ums Weitermachen, wenn die Expedition immer wieder in Sackgassen aus unüberwindlichen Eisfeldern oder Wasserrinnen gelangt. Spannung kommt hier auch auf, da es zu gefährlichen Begegnungen mit Eisbären kommt, die Kajaks zu kentern drohen oder die Nahrungsmittel knapper werden. Durch den tagebuchartigen Charakter ist der Hörer mitten im Geschehen und nimmt vom sicheren Kaminplatz aus am Abenteuer teil.
Der Sprecher Johannes Steck nimmt unaufdringlich Nansens Rolle als Erzähler ein und schildert dessen Erlebnisse nüchtern und authentisch, ohne der Gefahr der Monotonie zu verfallen. Bis auf den Abschnitt von Nansens Abgleich von erwarteter und tatsächlicher geografischer Position, der für mich ohne anschauliches Kartenmaterial in seiner wohl enormen Bedeutung nicht wirklich fassbar war, ist das Hörbuch durchaus kurzweilig, spannend und auch informativ. Der Kampf mit den Naturgewalten, die Dramatik des Geschehens werden hier gut vermittelt. Das Ende kommt dann allerdings überraschend und ärgerlich, wie oben bereits geschildert.
Ein Reisebericht, der mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt...
© Parden
Starke und abenteuerlustige Frauen unterwegs in der Welt
Der deutsche Schriftsteller Armin Strohmeyr porträtiert in diesem Sachbuch 9 Frauen, die mit spektakulären Aktionen und Reiseabenteuern auf sich aufmerksam gemacht haben, heutzutage aber leider in Vergessenheit geraten sind. Diese Frauen haben wahre Pionierarbeit in Regionen geleistet, in denen man an vorderster Front eigentlich Männer erwartet hätte. So viel zu Vorurteilen ...
Der erste Mensch, der sich in einem Fass die Niagara-Fälle hinunterstürzte war die 63jährige (!) Annie Taylor und auch die erste Weltumrundung in einem Auto wurde von einer Frau, nämlich Clärenore Stinnes, bewältigt und das im Jahr 1927! Die Frauen waren auf auf Kamelrücken mit Berbernomaden in Mauretanien unterwegs (Odette du Puigaudeau), fuhren mit dem Fahrrad von Irland nach Indien (Dervla Murphy) oder begaben sich als Undercover-Reporterin auf die gesperrte Teufelsinsel in Französisch-Guyana, die zu der damaligen Zeit noch ein berüchtigtes Gefängnis der Franzosen war (Maria Leitner). Viele der Frauen haben unglaubliche Strapazen auf sich genommen um ihre Ziele zu erreichen und das Gerede vom "schwachen Geschlecht" ab absurdum geführt. Einen bekannten Namen habe ich dann doch noch entdeckt. Martha Gellhorn war mir als Ehefrau von Ernest Hemingway ein Begriff. Ihr hätte dieser Zusammenhang sicher nicht gefallen, schließlich war sie selbst eine bekannte (Kriegs-)Reporterin und Schriftstellerin. Ihre Reise durch Afrika von West nach Ost entlang des Äquators war in meinen Augen allerdings die uninteressanteste, weil Gellhorn sich hauptsächlich mit dem Flugzeug fortbewegte und in Hotels abstieg (wenn auch stellenweise in äußerst bescheidenen). Dabei wirkte sie in ihren Erinnerungen immer unzufrieden und enttäuscht von der Realität, die erheblich von ihren romantischen Afrikavorstellungen abwich.
Es ist ein unterhaltsames und informatives Buch, das zeigt, dass mit Willenskraft und Frauenpower auch die unmöglichsten Träume verwirklicht werden können.