Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeit-Indianers
Als Arnold Spirit genannt Junior von der Schule im Reservat fliegt ist es eigentlich das Beste, was ihm passieren kann. Arnold ist 14, er ist Halbindianer und sein bester Freund Rowdy hat seinen Namen zur recht. Doch Arnold will mehr, er will nicht wie so viele Indianer aus dem Res am Suff sterben. Und so ist der Wechsel an die Schule der Weißen in Reardon eine Chance. Doch dort ist er der einzige Indianer und damit natürlich der vorprogrammierte Außenseiter und ins Res gehört er auch nicht mehr richtig. Und Rowdy war mal sein bester Freund.
Arnold Spirit ist ein toller Typ, eigentlich, es merkt nur zunächst keiner. Doch gegen alle Wiederstände boxt Arnold sich durch. Sein Leben ist wirklich nicht das Leichteste. Das Reservat scheint fast wie ein Ghetto, wo die Indianer ganz gut aufgehoben sind und man sie auch schnell vergessen kann. Und die Indianer fügen sich in ihre Rolle. Nur wenige verlassen das Res und selbst von denen scheitern noch die meisten. Arnold jedoch sucht die Chance, er nimmt seine Chance wahr. Vermutlich hätte er es leichter im Res, bei seinen Eltern und Freunden, mit Rowdy. Doch er versucht es auf der weißen Schule, wo er aus der Menge hervorsticht wie nur was. Nicht mal die Lehrer glauben, dass er so was wie Intelligenz besitzen könnte. Doch als Gordy, das Schulgenie, ihm in einer Sache recht geben muss, erlangt er so langsam etwas wie Respekt. Und ganz langsam lebt er sich in der neuen Schule ein, dabei gibt es tragische Rückschläge, doch Arnold gibt nicht auf. Er will raus aus dem Res, er steht zu sich, er wird es schaffen.
Bei diesem Hörbuch/Roman haben mich sowohl die Lesung von Konstantin Graudus, die Arnolds Stimmungen und Empfindungen ausgesprochen gut rüberbringt, obwohl der Leser um einiges älter ist als Arnold, als auch der Inhalt sehr angerührt. Arnold ist wirklich einer, dem man nur das Beste wünschen möchte, auch wenn das Leben ihm leider nicht nur das Beste beschert. Gerade wenn es mal läuft, ahnt man schon, dass das Res wieder zuschlägt. Doch wie Arnold jedes Mal wieder aufsteht und versucht seinen Traum zu leben, das überzeugt. Wie Arnold selbst erkennt, gehört er vielen Stämmen an, und genau mit dieser Erkenntnis stehen ihm viele Wege offen. Das ist es, was ihn von anderen abhebt, die Erkenntnis, dass er nicht nur aufs Res beschränkt ist. Ein Buch/Hörbuch, von dem man einiges mitnehmen kann und das deshalb und auch wegen seiner schönen Gestaltung in meinem Regal bleiben wird.
4,5 Sterne
James Welch schildert auf knapp 480 Seiten ca. zwei Jahre im Leben des Fools Crow. Aufgewachsen als White Man's Dog, Angehöriger der Stammesgruppe der Lone Eaters vom Stamme der Pikuni, entwickelt er sich in dieser Zeit vom ängstlichen und schüchternen Jungen zu einem allseits anerkannten und respektierten Krieger und Mitglied seiner Stammesgruppe. Der Autor, selbst ein Blackfeet, zu denen auch die Pikuni gehören, erzählt ganz aus der Sicht sowie in der Sprache der Indianer. Dies macht das Buch zu Beginn etwas schwierig zu lesen, da man immer wieder zum (recht guten) Anhang wechseln muss, wenn man die indianischen Ausdrücke verstehen möchte.
Man wird in eine gänzlich andere Welt hineingezogen, eine Welt in der Mensch und Natur in völliger Übereinstimmung leben, was sich gerade auch durch die Sprache vermittelt. Selbst die Riten (z.B. die verschiedenen Tänze, Zeremonien), die Visionen (z.B. Treffen und Gespräche mit Totemtieren), Dinge, die in unserer Welt häufig als Aberglaube abgetan werden, scheinen hier wie selbstverständlich dazuzugehören. Dennoch wird keine Traumwelt dargeboten. Nüchtern, manchmal brutal und (vermutlich) authentisch wird der Alltag dieser Menschen beschrieben: die Jagd auf Büffel, Raubzüge gegen andere Stämme, die Abkehr mancher Jungen von den Stammessitten und nicht zuletzt der Kampf gegen die Napikwan - die Weissen. Und die Erkenntnis, dass die Pikunis keine Chance haben.
Dennoch ist es kein trostloses Buch: Trotz aller Niederlagen glauben die Pikuni weiter daran, dass wieder bessere Zeiten kommen.
... erscheint dieses Buch.
Einer der Hauptgründe für den diesjährigen Besuch der Leipziger Buchmesse, war die Vorstellung des Buches DIE GESCHICHTE DES SITTING BULL von Erik Lorenz. Zu diesem Buch wird es demnächst noch manches zu schreiben geben, jetzt und hier ist aber erst mal ein anderes Buch dran: SITTING BULL – SEIN LEBEN UND VERMÄCHTNIS. Geschrieben hat dies ein Urenkel des großen Medizinmannes und Häuptlings der Hunkpapa Lakota, Tatanka Iyotake. Oder Tatanka-Yotanka wie ich den Namen zwar falsch, aber trotzdem in Erinnerung behalten werde.
Dies ist letztlich kein Zufall, denn der Weg durch die Messe führte mich durch die vielen Stände auch zum Traumfänger-Verlag, zu Kerstin Groeper, auf die ich erst kurz vorher aufmerksam geworden war. Im Regal des auf Indianerthemen spezialisierten Verlages sah ich das hier nun vorzustellende Buch. Es lag nahe, dies unmittelbar, fast gemeinsam, mit dem Buch von Erik Lorenz zu lesen, zumal Erik es auch in der Bibliografie erwähnt.
Doch nun erst einmal zu Sitting Bull, dem „Bisonbullen, der im Begriff ist, sich hinzusetzen“ – Tatanka Iyotake.
„Mein Name ist Ernie LaPointe. Mein Lakota Name ist Kangi Sie (Crowfoot). Ich bin eines von vier Urenkelkindern von Sitting Bull (Tatanka Iyotake). Ich schreibe dieses Buch über die Familiengeschichten – traditionell mündliche Überlieferungen – die mir, meiner ältere Schwester Marlene Andersen sowie meiner Nichte und meinem Neffen von meiner Mutter Angelique Spotted Horse-LaPointe erzählt wurden. Dieses Buch ist keine Biografie, weil ich nur die Geschichten wiedergebe, die mir meine Mutter über meinen Urgroßvater erzählte… meine Schwester Marlene hat mir die rechtliche Vollmacht gegeben, die Angelegenheiten, die unseren Urgroßvater betreffen, zu regeln. Wir sind die direkten Nachkommen von Sitting Bull.“
Der Urenkel erzählt das Leben seines Urgroßvaters in Geschichten. Und er erzählt auch die Familiengeschichte.
Im Jahr 1831 wird einem Paar der Hunkpapa Tiatunwan Lakota (von den Weißen Teton ausgesprochen), namens Her Holy Door Woman und Returns Again ein Junge geboren, der den Namen Jumping Badger erhält: Springender Dachs. Dieser unterschied sich von den anderen Jungs durch Zurückhaltung und Nachdenklichkeit. Und er sollte doch einer der größten Krieger, Häuptlinge und Medizinmänner werden, einer der bekanntesten Prärieindianer Nordamerikas.
Mit 14 Jahren nimmt er erstmals an einem Kriegszug teil. In Folge dessen überträgt der Vater seinen Namen, Tatanka Iyotake auf den Sohn. Selbst nennt er sich nun Jumping Bull, einer von vier „Bison“-Namen, die ihm ein weißer Bison übermittelt hat.
Tatanka Iyotake wird dann Mitglied im Kriegerbund der Starken Herzen. Im weiteren erzählt LaPointe, was die Lakota unter „Verwandschaft machen“ verstehen, das ist die Geschichte eines Jungen der eigentlich verfeindeten Assiniboine, sie werden Hunka-Brüder, eine „Verbindung die tiefer und wichtiger als die Beziehung zwischen Blutsverwandten“ ist.
LaPointe erzählt von Zeremonien wie dem „Zurückhalten der Seele“ Verstorbener und von den Beziehungen zu Frauen und Kindern. Zum Beispiel gehört das Tipi der Frau. Der Mann durfte nur beim Aufstellen z.B. helfen, wenn sie ihn darum bat. Kindern wurde die beste Führsorge entgegengebracht, das ganze Dorf war daran beteiligt. Nach dem Tod der ersten Frau heiratete er gleich zwei Frauen, trennt sich aber später von einer, weil er sich der anderen wohl stärker hingezogen fühlte und die erste wohl eifersüchtig war.
Tatanka Iyotake nahm mehrmals am Sonnentanz teil, die Zeremonie wird detailreich beschrieben.
Im Weiteren werden die ersten Begegnungen und Kämpfe mit den weißen Amerikanern beschrieben. Tatanka Iyotake glaubt nicht an die Nachhaltigkeit von Friedensverträgen, verfolgt aber eine Politik der Vermeidung von Angriffen, wenn die Lakota in Ruhe gelassen werden.
Der Häuptling der Hunkpapa, Tatanka Iyotakes Onkel Four Horns, entscheidet sich für die Notwendigkeit einer neuen Führung der Lakota. Infolge dessen werden Tatanka Iyotake und Crazy Horse zu deren Anführern.
„Vier Häuptlinge gingen zu Tatanka Iyotakes Tipi und führten ihn hinaus. Sie brachten ein Büffelfell mit und hießen ihn, sich daraufzusetzen. Dann trugen sie ihn zum Ratszelt, um die Zeremonie durchzuführen… [Four Horns] teilte allen mit, dass es nun in [Tatanka Iyotakes] Verantwortung läge, die Ernährung und die Verteidigung der Titunwan Lakota zu gewährleisten… ‚Wenn du uns sagst, dass wir kämpfen sollen, werden wir unsere Waffen erheben, und wenn du uns sagst, wir sollen Frieden schließen, dann werden wir sie niederlegen. Jetzt wollen wir Cannunpa Wakan rauchen, die Heilige Pfeife, damit Wakan Tanka unsere Entscheidung segnen möge.‘“ – Jedoch stimmten nicht alle Lakota Abteilungen, zum Beispiel die Oglala unter Red Cloud der Wahl zu.
Die folgenden Kapitel erzählen dann von den Kämpfen mit der US-Armee.
Der Häuptling wird nach der Schlacht am Little Bighorn (1876) mit seiner Stammesgruppe nach Kanada wandern, sich aber nach fünf Jahren doch den US-Truppen ergeben: für eine solche große Gruppe von hunderten von Familien gibt es dort kein auskommen. Landwirtschaft können sie noch nicht, Bisonherden gibt es kaum noch und die Jagdgründe geben für so viele nicht genug her. Hunger und Heimweh sind auch Beweggründe, die zur Rückkehr führen – in die Standing Rock Reservation.
Tatanka Iyotake bleibt der nachdenkliche Führer, der aber doch nicht alle Stammesangehörigen auf dem „alten“ Glaubensweg behalten kann. Er kommt bis nach Washington, reist mit William Cody (Buffalo Bill) im Zirkus durch die Städte der USA und versucht, um Verständnis für sich und sein Volk zu werben.
Am 15. Dezember 1890 wird er ermordet, maßgeblich von eigenen Stammesangehörigen, Verrat übte auch ONE BULL, sein eigener Neffe. Die unmittelbare Familie flieht und kommt in die Pine Ridge Reservation. Dem ging die sogenannte Geistertanzbewegung voraus, vor der die Reservationsagentur viel Angst hatte. Da sich Tatanka Iyotake deren Gebote nicht beugen wollte, galt er ihnen als Aufrührer.
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Im Buch geht es aber nicht nur um das Leben und die Wirkung des Häuptlings. Einen großen Teil nimmt die Geschichte ein, wie Ernie LaPointe den Nachweis um die Nachkommenschaft führte, da andere Indianerfamilien ebenfalls Ansprüche erhoben. Diese Ansprüche gingen seltsamerweise einher mit einerseits der Werbung mit dem Namen Sitting Bull auf der Standing Rock Reservation und andererseits mit der Diffamierung als Aufrührer zum Beispiel.
Im Gegensatz zu anderen Autoren haben wir hier einen, der „indianisch“ schreibt. Der amerikanische Herausgeber schreibt im Vorwort über die Schwierigkeit, die Form der mündlichen Überlieferungen, die sich von den üblichen Standardbiografien sehr unterscheiden, mit eben der Biografieform zu verschmelzen. Er erzählt auch von Übersetzungsschwierigkeiten und unterschiedlichen Weltanschauungen. Und so haben wir ein Buch vor uns liegen, welches sich unterscheidet von sonstigen Biografien, da es von den Lebenserfahrungen der Lakota, gepflegt von den Nachkommen eines der wichtigsten Lakotahäuptlingen, aber eben auch von deren Glauben, deren Weltanschauungen erzählt. Manches davon erscheint uns fremd, Die Begriffe von Ehre und Mut im Kampf, wenn in einem solchen auf Leben und Tod mit anderen Indianergruppen dem sogenannten Coup, dem Berühren eines feindlichen Kriegers ohne ihn zu verletzen oder zu töten eine solche Bedeutung zukommt. Unseren Werten wie Leben und Freiheit setzt Ernie LaPointe, der als Soldat in Vietnam gewesen ist und mit diesen sicherlich etwas anzufangen weiß, Werte wie Ehre, Respekt, Demut und Mitgefühl hinzu.
Das Buch fördert auf eine bisher weniger bekannte Art und Weise das Verständnis für die Geschichte aber auch die heutige Lage der Lakota.
Kleine Kritik von nicht übermäßiger Bedeutung: Der einzige Name, der transkribiert wurde und damit auf „Lakota“ gedruckt, ist Tatanka Iyotake. Alle anderen werden auf Englisch wiedergegeben. Dies verwundert doch ein wenig. Tatanka Iyotake bedeutet soviel wie „Bisonstier, der im Begriff ist, sich hinzusetzen“. Nicht einfach Sitzender Bisonbulle, wie Sitting Bull einfach übersetzt werden kann. Dies führt auch bei Crazy Horse, Tȟašúŋke Witkó zu vermutlichen Widersprüchen, man kennt ihn eigentlich nicht als „verrücktes Pferd“, sondern eher als „Geheimnispferd“.
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Der Traumfänger Verlag stellte das Buch auf der Buchmesse im Jahr 2011 vor und hatte Ernie LaPointe dabei auch zu Gast. Kerstin Groeper, Autorin und Verlegerin des kleinen Verlages macht sich seit Jahren verdient und eine Indianerliteratur, die durchaus besonders ist, auch weil sie teilweise von Indianern selbst verfasst wurde. Zudem kommt noch der Umstand, dass es nicht nur um historische Geschichten geht, aktuelle Jugendbücher, Krimis, Thriller zählen ebenso zu den Angeboten des Verlages.
Ich danke Kerstin Groeper für die Überlassung des Buches, der Traumfängerverlag bleibt seit dem Kennenlernen auf der letzten Buchmesse in Leipzig in ständiger „Beobachtung“.
© KaratekaDD
Biografien können so anders verschieden sein. Die klassische Biografie gleicht einem Lebenslauf. Sachlich und doch auch gelegentlich spannend, abenteuerlich. Ein biografischer Roman setzt mehr auf den Menschen und beachtet die historischen Ereignisse (hoffentlich) genau. Hier aber haben etwas Anderes. Das Leben des Häuptlings der Hunkpapa Lakota, Tatanka Iyotake wird gleichsam in Episoden erzählt. Chronologisch zwar, aber in Fortsetzungen. Ein Großvater erzählt seinem Enkel, beide selbst Lakota, von einem der größten Indianerführer des 19. Jahrhunderts. Der Enkel ist sehr „modern“, die traditionelle Erzählweise spricht ihn trotzdem an. So die Rahmenhandlung.
Vielen Lesern, auch den „indianerkundigen“ sind die Details von Kindheit und Jugend, die ersten Jagden und Kämpfer, der erste Sonnentanz des wohl eher nachdenklichen und grüblerischen Häuptlings nicht so sehr bekannt. Die Bekanntheit tritt ein mit den Indianerkriegen nach Ende des amerikanischen Bürgerkrieges. Die Indianerschlacht am Little Bighorn, die Flucht nach Kanada und die Rücker in die USA und in das Reservat.
Der Urenkel, Ernie LaPointe, des Häuptlings, dessen englischer Name Sitting Bull lautet und der auch als Tatanka Yotanka bezeichnet wurde, hat eine solche erzählerische Biografie geschrieben. Erik Lorenz sagt selbst, es ging ihm ganz sicher nicht um eine weitere Biografie oder gar um den Ersatz bereits bestehender. Er wollte ein anderes Buch machen. Schön erzählt und mit kleinen Erläuterungen. Am wichtigsten aber waren die Illustrationen, die Claudia Lieb anfertigte. Diese sind sehr gut gelungen. Mal eher stilistisch, an indianische Malereien erinnernd, mal detailreich, nie überladen und meist nur mit den Grundfarben auskommend.
Das Buch ist rund rum gelungen. Es ist ein schönes Buch und wann kann man das den schon mal von einem Buch behaupten. Und so ist dem Autoren, der Illustratorin und dem Palisander-Verlag zu danken, für dieses bibliophile Produkt.
Hier geht es zur bebilderten Langversion der Rezension.
http://litterae-artesque.blogspot.de/2016/06/lorenz-eric-die-geschichte-...
Eine Legende von Verrat und Tapferkeit
Also das Buch hat meiner Oma gehört und da musste ich es lesen. Der Klappentext klang nett, aber wirklich gereizt hat es mich nicht. Auch das Buchcover ist nicht meins. Es ist ein altes Buch, was völlig ok ist. Der Schreibstil ist sehr leicht und einfach geschrieben. Allerdings hat mir die Geschichte nicht gefallen.
Es geht um ein zwei Gfrauen, die von einem Team verlassen werden und sich durch die Kälte überleben sollten. Da es keine Restaurants etc gibt, müssen sie Tiere jagen und Schlafplatz aufbauen, errichten und sich um das Essen kümmern. Und da ist das Problem, was ich nicht mochte, es ging um „Kaninchen“ töten, enthaupten und deren Fell abziehen. Ich wei0 das manche von denen so leben, aber ich als Vegetarierin konnte das Buch teilweise nicht lesen, weil es immer um „Kaninchen“ jagen und töten, und essen und Eichhörnchen töten“ gingen. Das hat mein Herz geblutet.
Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheiten.
Ein nicht ganz typischer Indianer
Hi, ich heisse Arnold, zumindest nennnen mich die Weißen an meiner Schule so (also alle in Springdale). Daheim, im Spokane-Reservat wo ich mit meiner Familie lebe, rufen sie mich Junior, für einen Spokane-Indianer ein völlig normaler Name. Wie beinahe alle im Reservat sind wir arm, richtig arm. Damit meine ich nicht, dass ich keinen i-Pod oder nur das vorletzte Modell der Nike-Treter habe, nein, wir sind so arm dass immer wieder mal das Essen ausfällt oder ich die 35 km von der Schule zu Fuss heimgehen muss. Und wie fast alle Familien haben wir ein Alkoholproblem: Mein Vater säuft, aber immerhin verprügelt er mich nicht. Als ob das alles nicht reichen würde für ein glückliches Leben, wurde ich regelmäßig verdroschen weil ich ein 'Schwachkopf' bin (Ich seh' ein bisschen merkwürdig aus und lisple und stottere). Deshalb blieb ich meistens daheim und zeichnete Karikaturen und Comics.
Wie ich dann als einziger Indianer an eine 'weiße' Schule gekommen bin? Das habe ich Mr. P zu verdanken, meinem Mathematiklehrer dem ich in der ersten Stunde in der Highschool im Reservat mein Geometriebuch ins Gesicht geworfen hatte (er hatte danach ein gebrochenes Nasenbein). Ohne seine Hilfe hätte ich mich nie getraut nach Springdale zu gehen, ich wäre kein guter Basketballspieler geworden, hätte nie Penelope kennengelernt (das schönste Mädchen an der Highschool) und wüsste nicht, dass man auch mit Büchern einen Ständer bekommen kann (nein, nicht solche Bücher ;-)) Aber bis dahin zu kommen war nicht leicht. Wie das genau abging, kannst du in meinem Tagebuch nachlesen. Ein paar Comics und Karikaturen habe ich auch 'reingemalt. Vielleicht trifft man sich ja wieder. Und damit du dir deine Mäuse sparen kannst, schreibe ich noch ein paar Sätze für deine Eltern - dann bekommst du das Geld für das Buch bestimmt von ihnen.
Es ist kaum zu glauben, wieviel ernste Themen Sherman Alexie in diesem Buch anspricht ohne auch nur ansatzweise mit dem allseits bekannten Zeigefinger zu winken. Rassismus (und zwar sowohl Weiß gegen Rot wie Rot gegen Weiß), das Armuts- und Alkoholproblem der (Spokane-)Indianer, nichtexistente Eltern (insbesondere Väter), Magersucht undundund. All dies und noch mehr mündet immer wieder in ein Plädoyer, für seine Träume zu kämpfen, Grenzen auch gegen Widerstände zu überschreiten, sich nicht unterkriegen zu lassen egal wie hart es kommt und sich darüber im Klaren zu sein, dass Freundschaften nicht von der Hautfarbe abhängig sind. Erzählt wird dies alles in einer wunderbar schnoddrigwitzigen Form sowie durch Comiczeichnungen und Karikaturen, dass einem selbst bei den betrüblichsten Ereignissen zumindest etwas die Mundwinkel zucken.
Uneingeschränkt empfehlenswert ab ca. 12, 13 Jahren.