Eine Tussi sagt 'Ja!' Auf Katzenpfoten zum Traualtar
Sind wir zu doof unseren Planeten zu retten? Der Klimawandel ist schon lange kein Schlagwort mehr, sondern reale Bedrohung. Hitzewellen und Tropennächte über Wochen in mitteleuropäischen Sommern, verheerende Waldbrände, gleichzeitig immer wieder Überschwemmungen, Orkan artige Winde. Können wir wirklich davor die Augen verschließen und den Klimawandel verleugnen.
„… Man muss das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum oben auf, und es ist ihm wohl und behaglich, im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist.“ Alternative Fakten kannte wohl schon J. W: Goethe, man sollte meinen wir sind schlauer geworden.
Mitnichten. Als der Klimagipfel im Dezember 2015 euphorisch begrüßt wurde und ein internationales Zusammengehörigkeitsgefühl heraufgeschworen wurde, hätte man sich schon ein wenig in trockenen Tüchern wähnen dürfen, Doch mit der Wahl Trumps zum amerikanischen Präsidenten -America first, give a shit about the rest – tritt die Supermacht USA von den Ergebnissen zurück. Doch auch die meisten andern Staaten schaffen keine Maßnahmen, die Erderwärmung zu verlangsamen. Zu stoppen ist ja nahezu unmöglich geworden.
Stefan Bonner und Anne Weiss bieten ihrem Buch Generation Weltuntergang nicht nur sehr vier Information über die historischen, meteorologischen und politischen Hintergründe. Sie schreiben auch in ganz klarer und eindeutiger Sprache, was wir im Kleinen tun können. So einfach, dass es auch der Dümmste unter uns verstehen sollte: Noch können wir Strandspaziergänge und klare Waldluft genießen. Wie lange noch bis die Meeresspiegel steigen und die Wälder gerodet sind? Die Öko- und Umweltbewegung hat sich von Anfang an unbeliebt gemacht, dass ie den Verzicht predigt. Aber ohne Einschränkung des Individualverkehrs, des Fleischkonsums, des Einwegkonsums werden wir über kurz oder lang den Karren an die Wand fahren.
Wir sind wohl die letzte Generation, die die Möglichkeit hat etwas zu ändern. Worauf warten wir noch?
Tim Niedernoltes Sachbuch „Wunderwaffe Wertschätzung. Vom großen Glück einer einfachen Lebenshaltung“ ist 2018 bei adeo erschienen und umfasst 192 Seiten.
In unserer Gesellschaft weht ein rauer Wind. Ob auf der Straße, im Internet oder Beruf: Jede/r schaut zuerst auf sich selbst, sieht die Mitmenschen kaum noch oder macht sie gar nieder, die Natur wird ausgebeutet. Diesem Trend will Tim Niedernolte die Wertschätzung entgegensetzen. Dabei lässt er eine Menge anderer mehr oder weniger Prominenter zu Wort kommen und berichtet aus seinem eigenen Leben.
Das Buch kommt fröhlich und positiv daher: Auf dem Cover ein lachender Tim Niedernolte, im Inneren fallen den Leser/innen sofort die großen, bunten Fotos ins Auge. Das Glück scheint also wirklich greifbar nahe. Auf den zweiten Blick erscheinen mir die Bilder jedoch eher oberflächlich mit wenig Bezug zum Alltag. Die einzelnen Kapitel sind durch klare, harmonische Farbgebung voneinander abgetrennt, wichtige Aussagen sind farblich abgehoben und zusammengefasst.
Anhand von Gesprächen mit prominenten Zeitgenossen, z.B. Dunja Hayali, Christian Rach oder Marcell Jansen, die ich vorher nicht kannte, geht der Autor auf die Fragen ein, warum Wertschätzung so wichtig ist, wo sie uns begegnet und schließlich welche positiven Folgen eine Kultur der Wertschätzung haben kann. Hier bieten sich durchaus einige Denkanregungen, wenn z.B. erwähnt wird, dass Wertschätzung auch die Achtung vor mir selbst beinhaltet, Mühe bereitet und welche kleinen Gesten im Alltag Wertschätzung zeigen; bei den Ausführungen geht er allerdings zu sehr auf biographische Ereignisse seiner selbst und seiner Gesprächspartner/innen ein. Es fehlten mir beim Lesen einfach der Blick und der Transfer auf den Alltag und die Gesellschaft, die nur am Rande gestreift werden. Auch der Aspekt der Wertschätzung der Natur wird nur im Nebenbei erwähnt. Zwar kommt auch Niedernolte nicht drum rum, den Einfluss der Social Media zu erwähnen, doch ebenfalls hier bleibt er nur an der Oberfläche. Was wir konkret dieser Entwicklung entgegenzusetzen haben und welche Folgen diese negativen Entwicklungen auf Gesellschaft und Umwelt haben, wird mit kaum einem Wort erwähnt.
Niedernoltes Sprache und Stil sind locker flockig. Je weiter ich gelesen habe, desto mehr allerdings stieß mir der teils sehr flapsige Stil auf, wenn z.B. immer wieder von „genervt“ oder „auf die Nüsse gehen“ die Rede ist. An einigen Stellen werden die Leser/innen direkt angesprochen und somit zu Nach- und Mitdenken animiert – eine Form, die mir an sich gefällt, die aber wegen des eher oberflächlichen Inhalts leider nicht sehr zum Tragen kommt.
Ich bin mit großem Enthusiasmus an das Buch herangegangen, war von den ersten Seiten auch recht angetan, aber insgesamt hat mich das Buch doch sehr enttäuscht: Es bleibt zu sehr an der Oberfläche, die „Alltagstauglichkeit“ bleibt auf der Strecke und der Stil wird dem ernsten Thema nicht gerecht. Für jemanden, der sich ernsthaft mit der Wertschätzungskultur auseinandersetzen möchte und einen Blick auf unsere Gesellschaft(sentwicklung) werfen möchte, kann ich dieses Buch leider nicht empfehlen.
Die Apartheid ist seit 21 Jahren zu Ende. Wie lebt man heute in Südafrika ? Was denken die Leute über ihr Leben in Südafrika ?
Die zwei Autoren stellen sich auch diese Frage. Um Antworten zu finden, treffen sie sich mit 16 jungen Menschen, die im Jahr geboren wurden, als Nelson Mandela gewählt wurde und somit die Apartheid beendete.
Es sind 16 Lebensgeschichten von weißen, mehrheitlich aber schwarzen Südafrikaner, die befragt werden über ihr bisheriges Leben und über ihre Zukunftspläne.
So erlebe ich als Leser die Schicksale, die Armut, Gewalt, Ungleichheit und gleichzeitig die Ausdauer, Kraft und persönliche Stärke der verschiedenen Erzähler.
Es sind keine Geschichten von Erfolg und Luxus. Kein Strandpanorama und keine Safarie, sondern Lebensgeschichten von interessanten Leuten, die voller Hoffnung nicht aufgeben und teils vor Erfolg, teils vor Tod und sozialem Abgrund stehen.
Notizen zum Inhalt:
junge Frau mit schwerer Kindheit, aus der schwarzen Armut zum Musiklehrer, ein Junge vom Land will Bildung, die weiße Enklave Orania, eine begabte Tänzerin und zwei Identitäten beim Ausweisamt, eine lesbische Rapperin, Tochter zwei weißer lesbischer Frauen, Schwanger in der Schulzeit, Zwillingen touren mit klassischer Musik durch die Welt, Modedesignerin, muslimischer Kricket Spieler aus Australien
Das Buch ist keine eintönige Polemik gegen die USA, sondern es ist ein Bericht über die Merkwürdigkeiten in der Geschichte im Land der Freiheit. Eine Freiheit, jede Idee gut zu heißen, solange man sich dabei kurz gut fühlt oder damit an Geld kommt.
So erfahre ich von den Siedlern, denen das gelobte Land versprochen wurde, über die Eroberung des Landes nach Westen, den Goldrausch, die Industrialisierung, Ausbreitung der Werbung und die Lügen der Wirtschaft.
Wie die 60ziger mit der Hippie Zeit die Selbstverwirklichung und Selbsttäuschung antrieb und wie in den 80zigern der Trend anfängt in den neuen privaten Medien keine Qualität von Informationen mehr zu liefern, sondern die Fantasiewelt an Bedeutung gewinnt. Hauptsache Gewinne machen.
Durch Internet und Medien glauben die Amis immer schneller daran, was sie glauben sollen, in der Politik, bei fake news, bei Verschwörungstheorien und beim Einkaufen (zum Beispiel: Immobilienblase).
Einzig die Presse wirkt noch als mahnendes Organ in der Gesellschaft. Politik, Staat und Religionen sind mit merkwürdigen Ideen, Entscheidungen genauso verseucht wie der normale Mensch in den USA.
Natürlich betrachtet dieses Buch die USA aus einem sehr kritischen Blickwinkel, natürlich gibt aufgeklärte, kritisch denkende, intellektuell gut ausgebildete Amerikaner, aber das Buch hilft ungemein die Merkwürdigkeiten der Amerikaner zu verstehen.
Ein rostiger alter Bus im Garten des Großvaters und seine Bienen werden für Meredith ihr einziger Halt. Denn sie ist erst fünf, als sie von ihren Eltern nach deren Trennung vollkommen sich selbst überlassen wird.
Der Großvater nimmt sie mit in die faszinierende Welt der Bienen – und rettet ihr so das Leben. Die Bienen werden Meredith zur Ersatzfamilie: Wenn sie sich verlassen fühlt, zeigen sie ihr, wie man zusammenhält und füreinander sorgt. Wenn sie über ihre depressive Mutter verzweifelt, bewundert sie die Bienen dafür, ihre Königin einfach austauschen zu können. Die Bienen lehren Meredith, anderen zu vertrauen, mutig zu sein und ihren eigenen Weg zu gehen.
»Der Honigbus« ist eine starke Geschichte über das Leben und die Weisheiten der Natur.
„Bienen verhalten sich manchmal wie Menschen – sie haben Gefühle und manche Dinge jagen ihnen Angst ein.“ (S. 10)
Seit ein paar Jahren „häufen“ sich Romane und Sachbücher über Bienen. Das hat aber meist nichts bzw. weniger damit zu tun, dass die Autor*innen ein Stück vom (Honig-)Kuchen abhaben wollen, sondern auf ein Problem aufmerksam machen wollen, dass uns ALLE betrifft: wenn die Honigbienen aussterben, sind auch wir nicht mehr weit davon entfernt, selbiges zu tun.
Auch die Journalistin und Imkerin Meredith May reiht sich in die lange Reihe ein und hat mit „Der Honigbus“ ein Memoir veröffentlicht, in dem sie ihre schwierigen familiären Verhältnisse der Wissensvermittlung über Honigbienen gegenüberstellt.
Die Bienen haben ihr „das Leben gerettet“, nachdem Meredith May im Alter von 5 Jahren die Scheidung ihrer Eltern miterleben musste und sie fortan mit der in tiefe Depressionen versunkenen Mutter und ihrem jüngeren Bruder Matthew in einem kleinen Zimmer im Haus ihrer Großeltern leben muss.
Während ihre Mutter sich immer mehr von Meredith und Matthew zurückzieht und die Kinder mehr als Last denn als liebenswerte Menschen empfindet, gelingt es Meredith durch ihren Grandpa und seine Arbeit als Imker, ihre Kindheit trotz der schwierigen Verhältnisse zu überstehen und dabei mehr über das Leben, das soziale Miteinander, die Eigenschaften und Eigenarten der Honigbienen kennen- und schätzen zu lernen.
„Meine Persönlichkeit wurde geformt von den Lektionen fürs Leben, die ich von Bienen gelernt habe. Jedes Kind sollte diese Gelegenheit zum Wachsen haben.“ (S. 244)
Der teils barschen Sprache als Kenntlichmachung der familiären Konflikte oder den seelischen Belastungen von Meredith´s Mutter werden poetisch formulierte Beschreibungen über die Natur in Big Sur (Küstenstreifen in Kalifornien) oder Informationen über das soziale Gefüge der Honigbienen vermengt mit philosophischen Gedanken über das Menschsein gegenübergestellt.
So bietet Meredith May ihren Leser*innen einen spannend zu lesenden autobiografischen Roman, der mit einem intensiven Plädoyer für den unbedingten Erhalt der Honigbienen endet und mich berührt und fasziniert zurücklässt. 5*
„„Da“, sagte er und reichte mir das Glas. „Den hast du gemacht.“ Der Honig glühte in meinen Händen wie ein atmendes Lebewesen. Er war warm, und ich liebte ihn, weil er etwas Einleuchtendes war, als nichts anderes einen Sinn ergab. Er war ein wahrhaftes Beispiel für das, was Grandpa versucht hatte, mir im Bus zu erklären – dass Schönes nicht zu den Menschen kommt, die es sich einfach nur wünschen. Man muss hart arbeiten und Risiken auf sich nehmen, um belohnt zu werden.“ (S. 127)
Meredith ist knapp 5 Jahre und noch viel jünger ihr Bruder Matthew, als sie sich in Kalifornien wiederfinden. Die Ehe der Eltern ist gescheitert, es waren Monate voller Hass und Streit vorausgegangen. Ihre Mutter ist einfach am Leben gescheitert, sie suchte Aufmerksamkeit und Ansehen, Liebe und Erfolg, hat aber selbst nur Depressionen und Selbstmitleid zu bieten.
Sie kehrt zu ihrer Mutter zurück, ein kleines Haus bei Big Sur wird nun die Heimat der Kinder. Sie teilen sie mit ihrer wortlosen Mutter ein Zimmer, in dem sie die Tage schlafend und rauchend verbringt. Grandma kümmert sich um Nahrung und Kleidung, aber Geborgenheit kann sie auch ihren Enkeln nicht vermitteln. Aber es gibt einen Lichtblick: Grandpa. Er bringt den Kindern, vor allem Meredith seine bedingungslose Liebe entgegen und weckt in ihr gleichzeitig die Liebe zu seinen Bienen. Dabei ist er nicht mal der leibliche Großvater.
Die Bienen sind das große Thema in diesem, autobiografisch inspiriertem Roman. Ihr Staatenwesen, ihre Besonderheiten – all das lernt Meredith kennen und je mehr sie erfährt, je älter sie wird, desto größer wird ihre Faszination. Bienen sorgen für unser Wohlergehen, nicht nur mit dem süßen Honig, den Meredith und Matthew lieben, ihr Wachs sorgt für warmes Licht und das Sirren und Surren am Stock, tröstet das Mädchen, wann immer die Lethargie ihrer Mutter durch einen Gewaltausbruch abgelöst wird. In einemumgebauten Bus hat Grandpa seine Imkerei eingerichtet. Hier wird der Honig geschleudert. Der Honigbus wird dann auch einer der wichtigsten Rückzugsorte für Meredith. Wir erfahren viel über diese einzigartigen Insekten, deren Bedrohung der Großvater schon Ende der 79iger Jahre erkannte. Wenn fast industrialisierte Bienenhaltung für einseitige Nektarnahrung sorgt, braucht man sich über Krankheiten nicht zu wundern. So erlebt das junge Mädchen Faulbruten und Milbenbefall in Grandpas Stöcken.
Auch als Meredith erwachsen wurde und längst als Journalistin arbeitete, hegt sie den letzten Bienenstock des längst verstorbenen Grandpa.
Meredith May hat ihre schwierige Kindheit in diesem Roman auf eine warmherzige und authentische Weise verarbeitet. Es ist kein Blick zurück im Zorn. Sie verdankt den Bienen viel und setzt ihnen hier ein Denkmal und gleichzeitig ist das Buch auch in Appell an die Menschen, die Natur und die Schöpfung zu achten und zu bewahren.
Bienen als Lebensretter? Bei der Autorin Meredith May funktioniert das sehr gut in ihrem autobiografischen Memoir-Buch „Der Honigbus“. Es ist die Geschichte eines kleinen Mädchens, das aus einer zersplitterten Ehe und Familie stammend sich den Bienen ihres Großvaters zuwenden kann und sich letztlich dabei selbst findet.
Meredith muss mit fünf Jahren miterleben, wie die Ehe ihrer Eltern zerstört wird. Ihre Mutter zieht sich vor ihr zurück, Meredith findet beim Großvater Unterschlupf und Liebe. Meredith lernt bei ihm viel über Bienen, über ihre Verhaltensweisen, über ihre Gemeinschaft und nicht zuletzt üb3 die Imkerei. Im Laufe der Geschichte und ihrer Entwicklung vermag sie aus dem Wissen um die Bienenvölker Trost und Kraft zu schöpfen, sie beruft sich auf deren Vertrauen und Loyalität zueinander, aus dem die Stärke eines Volkes entsteht. Das hilft Meredith, die Einsamkeit durch den von Bienen vorgelebten Gemeinschaftsgeist zu überwinden, sie macht sich die Geduld der Bienen zueigen und so werden die Bienen zu Rettern für das geschundene Mädchen.
Das Buch der Journalistin und Bienenzüchterin Meredith May ist mit großem Können, viel Empathie für ihre Figuren und in klarer und dennoch sehr bildlicher Sprache geschrieben. Es ist ein sehr gelungener Mix aus Autobiografie, Sachbuch und Roman, den ich gern gelesen habe, bei dem ich mit der Protagonistin gelitten und mich auch für sie gefreut habe und der mir zugleich einen guten Einblick in die Welt der Bienen und des Imkerns gab. Das Buch ist sehr empfehlenswert als interessante und spannende Unterhaltungslektüre, mit einer hoffnungsvollen und berührenden Hommage an die Natur und an die Bienen.
Meredith May ist Imkerin in fünfter Generation. In ihrem Memoir »Honigbus« erzählt sie von den Lebenslektionen, die sie von den Bienen ihres Großvaters in Big Sur lernte und die für sie die Rettung aus einer schwierigen Kindheit bedeuteten.
May ist eine preisgekrönte Journalistin und Autorin. Sie schreibt für den »San Francisco Chronicle« und gewann den PEN USA Literary Award for Journalism und wurde für den Pulitzer Preis nominiert. Sie lebt in der San Francisco Bay Area und hält dort den letzten Bienenstock ihres inzwischen verstorbenen Großvaters. »Der Honigbus« wird in elf Sprachen übersetzt.
(Quelle: Verlagsseite S.Fischer Verlag)
"Man muss sich auf etwas verlassen können, von dem man nicht verlassen wird." (Laotse)
Fassungslos muss die 5-jährige Meredith mitansehen wie ihre Eltern sich trennen, doch es kommt noch schlimmer. Eines Tages packt ihre Mutter die Koffer, nimmt Meredith und ihren kleinen Bruder Matthew und fliegt mit ihnen nach Kalifornien zu ihren Großeltern. Fortan ist sie tausende Kilometer von ihrem geliebten Vater entfernt und weiß nicht warum. Lediglich ein rostiger alter Bus im Garten und Grandpas Bienen geben ihr Halt in dieser schweren Zeit. Währenddessen zieht sich ihre Mutter vor Depressionen im Zimmer zurück und kümmert sich wenig um ihre Kinder. Grandpa dagegen ist froh über die Hilfe Merediths und nimmt sie mit in seine Welt der Bienen. Dabei lernt Meredith was es bedeutet füreinander dazu sein, wie man zusammenhält und das man eine Bienenkönigin einfach austauschen kann, wenn sie sich nicht um ihr Volk kümmert. Als eines Tages ihr Vater sie vor die Wahl stellt bei ihm zu bleiben, ist Meredith klar das sie Matthew, Grandpa und die Bienen niemals alleine lassen kann. Zukünftig lernt sie von den Bienen anderen zu vertrauen, mutig im Leben zu sein und seine eigenen Wege zugehen. "Grandpa und seine Bienen hatten mich durch eine führungslose Kindheit geleitet, mich beschützt und mich gelehrt, ein guter Mensch zu sein." (Buchauszug)
Meine Meinung:
Das schöne Cover mit den gelben Blüten und den Bienen, aber auch der interessante Klappentext, hatten mich sofort angesprochen. Dabei ahnte ich noch nicht, das dies die autobiografische Lebensgeschichte über die Kindheit der Autorin sein würde. Der Schreibstil war flüssig, unterhaltsam und so wurde ich streckenweise sehr emotional von dieser Geschichte berührt. Dabei kamen bei mir schnell wieder Erinnerungen an Jeannette Walls "Schloss aus Glas" hoch, die auch keine einfache Kindheit miterleben musste. Nur bei Meredith war der Unterschied, das sie Halt bei ihrem Grandpa und seinen Bienen bekam. Dazu nahm die Autorin mich in die Welt der Bienen, mit Wissenswerten wie Bienenstöcke, Gefahren der Bienen, Honigproduktion und vieles andere mehr. Lustig fand ich Grandpas alten rostigen Bus, den er zu einem Honigbus umfunktioniert hatte, in dem er seinen Honig schleuderte und in Gläser abfüllte. Trotz den auch schönen Erlebnissen, war ich immer wieder erschüttert über das Verhalten ihrer Mutter und auch ihrer Großmutter, wobei ich manchmal nur raten konnte, warum sie sich so verhielten. Doch ich konnte auch in einigen Szenen den Vater nicht verstehen, das er dies alles so hat mit sich machen lassen und gar nicht um seine Kinder gekämpft hatte. In dieser wahren Begebenheit wurde wieder einmal klar wie schwierig eine Trennung bzw. Scheidung für Kinder ist und wie sehr Kinder darunter leiden. Dass diese Geschichte nicht der Fantasie der Autorin entsprang, sondern ihre wahren, erschütternden Kindheitserlebnisse waren, macht das ganze für mich noch unbegreiflicher. Die Reaktionen und das Verhalten von Merediths Mutter haben mich zuweilen extrem erschüttert und so litt ich oft mit ihr und Bruder Matthew mit. Dieses Buch kann ich nur weiterempfehlen, da es das menschliche Leben und die Natur in einer einzigartigen Weise miteinander verbindet, so gebe ich 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
„Das Niedrigste wird aus den Leuten herausgeholt, nicht das Anständige.“
Gertrude Pressburger hat 2016 mit knapp 90 Lebensjahren auf sich aufmerksam gemacht, als sie im Wahlkampf um den österreichischen Bundespräsidenten ein Plädoyer gegen rechts gehalten hat. Das Video wurde viral, die alte Dame war in aller Munde. Nun ließ sie ihre Lebensgeschichte von der Radiojournalsitin Marlene Groihofer aufzeichnen.
Frau Pressburgers Geschichte spricht für sich, sie hat Auschwitz überlebt, ihre Familie nicht. Verfolgung, Flucht, Internierung, menschliche Grausamkeit, Gertrude Pressburger musste als junges Mädchen viel ertragen. Ihre Erinnerungen machen betroffen, bei jedem Wort über ihre Eltern, ihre kleinen Brüder spürt man immer noch die Liebe zu diesen Menschen und die Trauer um deren Verlust.
Trotz all der unfassbaren Erlebnisse, die sie erlebte und überlebte, hat sie ihren Lebensmut nie verloren, blieb sich selbst immer treu. Die Heimkehr nach Wien nach dem Krieg kam ihr die Heimatstadt wie Feindesland vor. Bei Begegnungen mit Fremden, kreisten ständig ihre Gedanken, darum, was der oder diejenige im Krieg getan oder nicht getan hat. Selbst in ihrer Schwiegerfamilie behielt sie lieber Schweigen um ihre Vergangenheit, erst als ihre Tochter alt genug war, begann sie von ihrem Leben zu erzählen.
Heute ist es der alten Dame wichtig, gehört zu werden. Bei ihrer Buchpräsentation stellt sich die 90 jährige einem enormen Publikum. Bald wird es keine Zeitzeugen dieser ungeheuerlichen Zeit geben. Umso wichtiger ist es daher, dass Lebensgeschichten, wie die der Frau Pressburger, weitergegeben werden. Es ist nicht Mitleid, das sie möchte, es ist die Hoffnung, dass die Menschen doch in der Lage sind, aus der Geschichte zu lernen. In diesem Sinne, niemals vergessen.
Das innere Kind
Wie sehr lebt das Kind, das wir einmal waren, in uns weiter? Welche Elternrolle übernehmen wir uns selbst gegenüber? Wie prägen uns Glaubenssätze der Eltern in unserem Erwachsenleben?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich Whitney Hugh Missildine in seinem Buch In dir lebt das Kind, das du warst. Der Autor und Psychotherapeut erklärt umfangreich aber gut verständlich, welche Verhaltensmuster wir aus der Kindheit weiterführen und wie wir als Erwachsen mit diesen seelischen Belastungen umgehen beziehungsweise diese abbauen. Veranschaulicht werden seine Ausführungen durch zahlreiche Fallbeispiele. Er gliedert das Buch in drei Abschnitte: das innere Kind erkennen und akzeptieren, der Einfluss der elterlichen Einstellungen auf unser Erwachsenenleben und Änderungsstrategien für sich selbst und das eigene Leben. Ich konnte für mich einiges an Verhaltensmustern wieder erkennen.
Mein Kritikpunkt: Das vorliegende Buch ist schon in den 1960er Jahren erschienen und jetzt in neuer Übersetzung vom Klett Cotta Verlag wieder aufgelegt worden. Und das merkt man! Es werden doch sehr patriarchalische Rollenbilder übermittelt. Im Kapitel über Perfektionismus wird zum Beispiel der erfolgreiche Geschäftsmann der ordentlichen Hausfrau gegenübergestellt. Auch wenn diese Denkweise in den Köpfen vieler immer noch vorhanden ist, muss man ja nicht unbedingt mit so alten Geschichten aufwarten.
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