Mengele Zoo
Eine Frauenleiche wird am Wannsee im Strandbad angetrieben. Unzählige Messerstiche die Todesursache. Der junge Kommissar Wolf Heller wird mit den Ermittlungen beauftragt.
Es ist das Berlin Ende der 1960er Jahre. Die Schüsse auf Benno Ohnesorg, das Attentat auf Rudi Dutschke, Studentendemonstrationen haben die Stadt und vor allem die Berliner Polizei in Mitleidenschaft gezogen. Als sich herausstellt, dass die tote Frau Kanzleigehilfin bei Horst Mahler war, erkennt Heller bald, dass es sich nicht um eine eventuelle Beziehungstat handelt, sondern um einen höchst brisanten politischen Fall.
Wolf Heller, der eigentlich unpolitisch sein will, ist eine höchst interessantere Figur. Er will integer, unbestechlich handeln, will sich von der Nazi Vergangenheit seines Vaters sowie der seines Vorgesetzten distanzieren. Er verspürt Sympathie und ein gewisses Verständnis für die links revoltierenden Studenten, ist zerrissen zwischen Pflichtbewusstsein, Gewissen und Ideologie.
Der Leser hat Wolf Heller gegenüber einen Wissensvorsprung, weiß von Anfang an um die Umstände der Ermordung der jungen Frau. Wie Wolf Heller sich nach und nach an die Lösung des Falles herantastet, bleibt trotzdem spannend.
Die Tote im Wannsee, geschrieben von dem Autoren Trio Lutz, Wilhelm und Kellerhoff, kann durchaus als zeitgeschichtliche Unterrichtsstunde verpackt in einen tadellos umgesetzten Kriminalroman angesehen werden!
Schon die Inhaltsangabe dieses Buches war für mich äußerst vielversprechend. Ein Buch über die Erbauer der damaligen Stalinallee in Ostberlin. Wobei, es geht hier weniger um die Erbauer sondern eher um die Architekten, die das ganze entwickelt und auch umgesetzt haben. Das ganze wird in einer Familiengeschichte verpackt.
Ilse Schellhaase ist nach der Scheidung der Eltern immer froh, wenn sie bei ihrem Vater sein kann. Gerne schaut sie ihm bei der Entwicklung seiner Häuser zu und träumt mit ihm gemeinsam von den Häusern von Brügge, dei so hoch sind, dass die fast die Wolken kitzeln können. Für sie ist ganz klar, später wird auch sie eine Architektin werden und genau diese Häuser bauen. Doch leider kam erst einmal der Krieg dazwischen.
Jahre später nimmt Ilse am Wettbewerb der Architekturbüros zur Erbauung der ersten sozialistischen Prachtstraße in Ostberlin teil und kann mit einer List ihre Pläne vorstellen. Jedoch bei diesem Wettbewerb trifft sie auf ihren Schwager, dem sie ihr Geheimnis anvertrauen muss, um nicht als Betrügerin entlarft und möglicherweise verhaftet zu werden.
Es ist klar, in diesem Roman ist alles enthalten. Nicht nur die Familiengeschichte, auch Geheimisse die gelüftet werden müssen und ein Stück Zeitgeschichte, über eine Straße, die heute immer noch existiert.
Mir hat die Entwicklung von Ilse gut gefallen. Ihr ist es gelungen in der Männerdomäne Fuß zu fassen und ihre Pläne, wenn auch nicht immer wie gewünscht, durchzusetzen. Vieles von dem, was geschrieben war, konnte ich gut nachvollziehen und sehe jetzt die Karl-Marx-Allee - so heißt sie heute - mit ganz anderen Augen. Gerade was die architektonischen Besonderheiten ausmacht, die Individualität der einzelnen Blöcke, jetzt ist mir alles klar.
Zum Ende hin fand ich die Visionen von Ilse und ihrer Tochter ein wenig weit hergeholt. Das hat mir nicht so gefallen.
Von mir gibt es aber auf jeden Fall eine Leseempfehlung und verdiente vier Lesesterne.
An intimate, powerful, and inspiring memoir by the former First Lady of the United States.
In a life filled with meaning and accomplishment, Michelle Obama has emerged as one of the most iconic and compelling women of our era. As First Lady of the United States of America - the first African American to serve in that role - she helped create the most welcoming and inclusive White House in history while also establishing herself as a powerful advocate for women and girls in the United States and around the world, dramatically changing the ways that families pursue healthier and more active lives and standing with her husband as he led America through some of its most harrowing moments. Along the way, she showed us a few dance moves, crushed Carpool Karaoke, and raised two down-to-earth daughters under an unforgiving media glare.
In her memoir, a work of deep reflection and mesmerizing storytelling, Michelle Obama invites listeners into her world, chronicling the experiences that have shaped her - from her childhood on the South Side of Chicago to her years as an executive balancing the demands of motherhood and work to her time spent at the world's most famous address. With unerring honesty and lively wit, she describes her triumphs and her disappointments, both public and private, telling her full story as she has lived it - in her own words and on her own terms. Warm, wise, and revelatory, Becoming is the deeply personal reckoning of a woman of soul and substance who has steadily defied expectations - and whose story inspires us to do the same.
Morgengrauen ist eine Sammlung von 12 Storys, 12 Schicksalsgeschichten geschrieben von Selahattin Demirtas aus dem türkischen Hochsicherheitsgefängnis Edirne.
Selahattin Demirtas ist türkischer Politiker, ehemaliger Co-Vorsitzender der kurdischen Halkların Demokratik Partisi. Nach jahrelanger U-Haft wurde er 2018 zu 142 Jahren Haft verurteilt. Dieses Buch wurde in der Gefängniszelle geschrieben. Gewidmet ist es „Allen misshandelten und ermordeten Frauen“.
Es sind Geschichten über Ehre, den geringen Stellenwert der Frau in der türkischen Gesellschaft, Terror, Diktatur, Polizeigewalt und politischer Willkür in einem Unrechtsstaat, den grausamen Tod im Mittelmeer, über die Schnelllebigkeit und die Endlichkeit des Lebens.
Die Geschichten sind kurz, prägnant und ausdrucksstark, machen betroffen, zornig und fassungslos. Es gehört viel Kraft dazu, dass der Autor sich in seiner Situaution dieses Aufbegehren, die Kritkfähigkeit, den beißenden Spott behalten konnte. Ungebrochen, manchmal sogar fast spitzbübisch schreibt der Autor über Mütter, Väter, Kinder seiner Heimat. Die Freiheit der Meinungsäußerung steht über allem.
Damit dieses Buch zustande kam, brauchte es viel Mut, einen großen Dank an alle Beteiligten, die dies möglich gemacht haben.
Bonn im November und Dezember 1972: Kaum jemand kennt das Bonner Polittheater so gut wie Hilde Kessel, die Wirtin des „Rheinblicks“. Dort gehen Abgeordnete, Minister und Sekretärinnen ständig ein und aus. Doch dann wird Hilde selbst in das politische Ränkespiel verwickelt. Auch Sonja Engel gerät unter Druck. Die Logopädin kämpft in der Klinik auf dem Venusberg um die Stimme von Willy Brandt, die ihm noch in der Wahlnacht versagt ist. Beide Frauen sind erpressbar und die Situation spitzt sich weiter zu…
„Rheinblick“ ist ein historischer Roman von Brigitte Glaser.
Meine Meinung:
Der Roman besteht aus einigen Kapiteln mit recht unterschiedlicher Länge. Bei den Titeln handelt es sich um Anklänge an Musikstücke. Eine schöne Idee. Die Kapitel sind wiederum in mehrere Abschnitte untergliedert. Diese sind mit einheitlichen Orts- und Zeitangaben gekennzeichnet. Erzählt wird nicht nur aus der Sicht von Hilde und Sonja, sondern auch aus der von Max und Lotti. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.
Der Schreibstil ist schnörkellos, aber angenehm zu lesen und anschaulich. Trotz der Perspektivwechsel lässt sich die Geschichte gut nachvollziehen. Der Einstieg fiel mir leicht.
Sowohl Hilde als auch Sonja sind interessante und sympathische Hauptcharaktere. Sie werden ebenso realitätsnah dargestellt wie die beiden anderen Protagonisten Max und Lotti. Einige Figuren bleiben jedoch etwas blass. Aufgrund der Vielzahl an Personen ist zudem ein aufmerksames Lesen erforderlich.
Das Setting finde ich sehr ansprechend. Die Handlung ist abwechslungsreich, allerdings nur teilweise spannend. Dennoch hat die Geschichte kaum Längen und bleibt kurzweilig.
Ein weiterer Pluspunkt des Romans ist das Zusatzmaterial. Neben den interessanten Anmerkungen der Autorin gibt es eine Literaturliste, einen Soundtrack mit den in der Geschichte erwähnten Liedtiteln und ein Glossar, das Personen und Begriffe erklärt. Dabei zeigt sich, dass die Autorin gründlich recherchiert hat. Leider ist der Inhalt des Romans jedoch größtenteils Fiktion und verschenkt so die Chance, tiefere Einblick in diese historische Epoche zu ermöglichen.
Das Cover passt unheimlich gut zum Roman und gefällt mir sehr. Auch der prägnante Titel ist sehr treffend gewählt. Leider sind die Seiten des Hardcovers so dünn, dass die Schrift stark durchscheint.
Mein Fazit:
„Rheinblick“ ist ein historischer Roman von Brigitte Glaser, der zwar sein Potenzial nicht ganz ausschöpft, aber trotzdem lesenswert ist. Er hat mir schöne Stunden bereitet.
Niemand kennt das Bonner Polittheater besser als Hilde Kessel, legendäre Wirtin des Rheinblicks. Bei ihr treffen sich Hinterbänkler und Minister, Sekretärinnen und Taxifahrer. Als der Koalitionspoker nach der Bundestagswahl härter wird, wird Hilde in das politische Ränkespiel verwickelt. Verrat ist die gültige Währung.
Gleichzeitig kämpft in der Abgeschiedenheit einer Klinik auf dem Venusberg die junge Logopädin Sonja Engel mit Willy Brandt um seine Stimme, die ihm noch in der Wahlnacht versagte. Doch auch sie gerät unter Druck. Beide Frauen sind erpressbar. Für Hilde steht ihre Existenz auf dem Spiel, Sonja will ihre kleine Schwester beschützen. Wie werden sie sich entscheiden?
Fazit:
So viele Themen in diesem Buch vereint - somit eine sehr breite Zielgruppe. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, da es vielfältig und sehr unterhaltsam ist. Man erfährt viel über das damalige Lebensgefühl der Menschen und die politischen Entwicklungen. Die Charaktere des Romans sind wahrhaftig, mal liebenswert, mal fies, aber immer vielschichtig und interessant. Die Autorin hat einen äußerst mitreißenden Schreibstil, sie schreibt detailliert und bildhaft, ich fühlte mich ständig als stiller Beobachter der Ereignisse.
Von meiner Seite gibt es eine Empfehlung für dieses Buch.
Gerade hat die SPD die Wahl von 1972 gewonnen, bei einer hohen Wahlbeteiligung von über 90% stellen sie die stärkste Fraktion. Die Koalitionsverhandlungen können beginnen. Doch Kanzler Willy Brand muss sich einem Eingriff unterziehen und kann nicht den vollen Einsatz geben. Die Wirtin des „Rheinblicks“ Hilde Kessel ist wie immer am Puls der Zeit, das Wahlergebnis ist Thema des Tages. Doch die Zeiten sind nicht mehr wie in den Vorjahren, die drei vom Rheinblick gibt es nicht mehr. Dennoch ist für Hilde die Vergangenheit wacher denn je, etwas von damals droht sie einzuholen. Sonja Engel, eine junge Logopädin, soll den Kanzler in seinem Heilungsprozess unterstützen, was sich als nicht so einfach erweist.
Was war das für eine Zeit, wo die Politik noch Tagesgespräch war und Diskussionen über politische Fragen in den Wohngemeinschaften junger Menschen eher der Regelfall waren. Wahlbeteiligungen über 90%. Politiker von heute würden davon träumen. Doch nicht alles war so schmuck und heimelig im beschaulichen Bonn, wie man zunächst annehmen könnte. Obwohl es für Hilde oberstes Gebot ist, dass was im Rheinblick erzählt wird, auch im Rheinblick bleibt, ist es nicht immer einfach wegzuhören. Und alle kommen zu Hilde, egal ob Rot, ob Schwarz, ob Gelb. Und auch in Sonjas WG geht es manchmal um so profane Dinge, wie wer das Essen macht und wie die Miete bezahlt werden soll. In der Behandlung von Brandt sieht Sonja ihre große Chance.
Liest man den Roman, gelangt man zu der Ansicht, dass es sich damals um eine spannende Zeit gehandelt hat. Das Leben in Bonn ist von der Politik bestimmt. Doch auch der Dinge des alltäglichen Lebens dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Aus dieser Mischung strickt die Autorin eine packende Erzählung, die einem sowohl das politische Geschehen als auch das Studentenleben nahebringt. Die Aufbruchstimmung nach den 68ern, das Demokratiemanagement durch einen Kanzler, der verstanden hat, was für Schuld das Land mit diesem verheerenden Krieg auf sich geladen hat. Doch auch in dieser Zeit gibt es welche, die den anderen die Butter auf dem Brot nicht gönnen. So werden Ränke geschmiedet, es wird bestochen und viele sind sich selbst die Nächsten. Ja, so könnte es gewesen sein. Glaubhaft und authentisch wirken die Worte der Autorin, mit denen sie einen Einblick in die Geschichte der damals noch jüngeren Republik gewährt.
Ende Oktober 1968: im Wannsee
Ende Oktober 1968: im Wannsee wird die Leiche einer erstochenen Frau entdeckt, es braucht seine Zeit, bis ihre Identität geklärt ist. Es handelt sich um eine junge Mutter, die bei dem damals linksradikalem (und heute neofaschistischen) Anwalt Horst Mahler als Büroangestellte gearbeitet hat. Ihre Eltern lenken den Verdacht auf den schlagenden Ehemann, der tatsächlich festgenommen wird und dessen in der Haft vollzogene Selbstmord den Verdacht gegen ihn zu bestätigen scheint. Insofern legt der Chef der Mordkommissions Wert darauf, den Fall als abgeschlossen zu betrachten. Doch Kommissar Wolf Heller hat da so seine Zweifel, woher hatte die Frau die 12000 DM auf ihrem Sparbuch, die außerhalb der Möglichkeiten ihres Verdienstes lagen? Warum hatte der Ehemann vor seinem Selbstmord seine Unschuld beteuert, wo sind die Kinder und nicht zuletzt, wer ist der Mann mit dem Luxus-BMW, der mehrfach an der seite des Opfers gesehen wurde? Also ermittelt er weiter und stößt auf Spuren in der eigenen Abteilung und weitere Ungereimtheiten, deren Ursprünge im kalten Krieg liegen.
Zudem gerät der junge Kommissar, der wegen des frühen Todes seiner Mutter im Clinch mit seinem Nazivater liegt, privat in einige Nöte. Soll er seine langjährige Vermieterin, deren Kinder ihn als Vaterersatz akzeptiert haben, heiraten. Was ist mit der jungen Amerikanerin Louise, die er im Zuge der Ermittlungen kennenlernt und die sich als Teil einer linken Kommune entpuppt? Das alles findet vor dem Hintergrund der sich gegen Ende der Jahres 1968 vollziehenden Spaltung der Studentenbewegung ab. Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke ist die Empörung groß und einige Agitatoren versuchten, diese für ihre Ziele, die endgültige Radikalisierung der Studenten, auszunutzen. Tatsächlich markierte die im Roman beschriebene Schlacht am Tegeler Forst den Auftakt zur Gewalt, dem mit der Gründung der RAF eine ungleich folgenschwerere Entwicklung folgte, die aber zugleich viele Sympathisanten verschreckte und damit dem Zerfall des SDS Vorschub leistete.
Erschreckend, aber nicht neu ist die Erkenntnis aus einem Dialog im Vorfeld der Schlacht, der eigentlich nur am Rande des Romans eine Rolle spielt. Eine Linksextreme gibt darin Louise gegenüber antisemitische Vorurteile preis. Dass dies keine Erfindung der drei Autoren ist, zeigt der Verlauf der tatsächlichen Geschichte, zahlreiche RAF-Aktivisten ließen sich von der PLO schulen, und vielleicht ist vor diesem Hintergurnd auch der Weg des realen Mahler nicht mehr ganz so überraschend. Aber dennoch bleibt die Frage, wie war es möglich, dass aus der berechtigten Empörung über die Sünden der Naziväter und die Tatsache, dass viele davon in der Bundesrepublik und West-Berlin in Amt und Würden kamen, damit vereinbar.
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