My Life on the Road

Buchseite und Rezensionen zu 'My Life on the Road' von Gloria Steinem

Inhaltsangabe zu "My Life on the Road"

Format:Broschiert
Seiten:384
Verlag: btb Verlag
EAN:9783442757039
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Damals

Buchseite und Rezensionen zu 'Damals' von Siri Hustvedt
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Damals"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:448
EAN:9783498030414
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Rezensionen zu "Damals"

  1. 4
    24. Aug 2022 

    Drei Erzählebenen, zwei Themenbereiche, sehr interessant

    Dieses Buch ist per definitionem der Autorin eine Autofiktion. Dazu habe ich im betreffenden englischsprachigen Wikipediaeintrag folgendes Zitat gefunden: "Hustvedt has said she "[...] actively [hoped] to undermine" the assumption that autobiographical fiction by women tends to be less imaginative than equivalent works by men."

    Für die Rezeption dieses Romans ist wichtig, dass man das Wort "imaginative" ernst nimmt. Hustvedt arbeitet nämlich nie eindeutig heraus bzw. spielt gezielt mit den Annahmen der Leser:innen, was an der Geschichte "wahr" ist und was nicht. Es gibt drei Erzählebenen:

    1. Eine Schriftstellerin (S.H.) berichtet aus dem Jahre 2017/18 heraus über ihr erstes Jahr in New York, nachdem sie 1978 nach ihrem Collageabschluss aus Minnesota dorthin gezogen ist, um im Folgejahr an einer Uni Literatur zu studieren. Sie erhielt damals den Spitznamen "Minnesota", da sie aus der Provinz stammte. Die Schriftstellerin erzählt nicht nur über ihre Vergangenheit in New York sondern außerdem noch über die Gegenwart mit ihrer demenzkranken über 90 Jahre alten Mutter. Aber sie formuliert auch essayistische Gedankengänge aus zum Zustand der Gesellschaft bezüglich der Wahrnehmung von Frauen und Theorien wie unsere Erinnerungen immer nur verfälscht sein können, da sie in der Gegenwart stattfinden und sich mit jedem Erinnern wandeln.

    2. Es gibt lange Textpassagen aus dem ersten (Jugend-)Roman, an welchem "Minnesota" in ihrem ersten Jahr in New York arbeitete und welcher im Laufe des Romans "Damals" immer mehr von den berichteten Erlebnissen von "Minnesota" beeinflusst wird und sich mit der Zeit wandelt.

    3. Die 1970er "Minnesota" führt Tagebuch, welches die Schriftstellerin S.H. angeblich nutzt, um ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Die Tagebucheinträge werden immer länger und romanhafter, sodass zunehmen angenommen werden kann, dass diese ebenso von S.H. für den Roman "Damals" abgeändert wurden.

    Inhaltlich dreht sich vieles um die zunächst latente Unterdrückung der Protagonistin als Mädchen und Frau und die allgemeine Misogynie in der Gesellschaft. Aber es wird auch eine gerade noch abgewendete Vergewaltigung, wie überhaupt zu dieser Situation kommen konnte und deren Folgen thematisiert und auf allen Erzählebenen durchdekliniert. Aber eben auch das Thema Erinnerungen und Verzerrung von Erinnerungen taucht immer wieder auf.

    Insgesamt hat mir der Text sehr gut gefallen. Siri Hustvedt beherrscht ein literarisches Schreiben, welches stark essayistische Züge annehmen kann, jedoch immer flüssig lesbar bleibt. Manchmal wird sie dabei fast zu "alles erklärend" und hätte meines Erachtens etwas mehr Aussparungen vornehmen können. Gerade in den Textpassagen aus dem (Jugend-)Roman gab es für mich Längen. Trotzdem behalte ich die Autorin, von der dieser autofiktionale Roman das erste Werk ist, welches ich von ihr gelesen habe, definitiv im Blick und werde mich nun auch gern einmal durch einen rein fiktionalen Roman von ihr lesen.

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  1. Das erste Jahr in New York

    Die Protagonistin beschreibt ihr erstes Jahr in New York. Sie zieht weg von Minnesota nach New York. Sie möchte das erst Jahr für ein Buch nutzen, der in ihrem Kopf schlummert. Leider entwickelt sich die Geschichte nicht so wie sie es erhofft hat.

    Nach und nach lernt sie Menschen und gute Freunde in New York kennen. Ihre Nachbarin benimmt sich seltsam. Sie hört durch die Wand seltsame Selbstgespräche. Es dreht sich um eine unglückliche Ehe, Mord eines Kindes und Gewalt in der Ehe.

    Aber es geht auch in diesem Buch, um Dichterinnen / Bücher, die die Protagonistin geprägt hat.

    Das Buch ist sehr gehoben (sophisticated) und manchmal auch etwas mühsam zu lesen. Es ist sehr ausufernd. Z.B. habe ich persönlich immer wieder die Entwürfe ihres Romans übersprungen, da sie mir als Leser nichts gegeben haben.

    Mich hat sehr die Entwicklung der Protagonistin und das Verhältnis zu ihren fünf Freunden und zu der Nachbarin interessiert. Für mich entwickelte sich ab dem letztem Drittel ein Lesesog.

    Das Buch hat mich wirklich gefangen genommen und es hat mich auch nach dem Lesen nachhaltig beschäftigt. Es ist wirklich ein außergewöhnliches Leseerlebnis gewesen!

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Genquotient 8713: Thriller (Edition Totengräber)

Buchseite und Rezensionen zu 'Genquotient 8713: Thriller (Edition Totengräber)' von Ole Pankow

Inhaltsangabe zu "Genquotient 8713: Thriller (Edition Totengräber)"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:232
Verlag: Periplaneta
EAN:9783959960779
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The Handmaid's Tale: A Novel

Buchseite und Rezensionen zu 'The Handmaid's Tale: A Novel' von Margaret Atwood

Inhaltsangabe zu "The Handmaid's Tale: A Novel"

The Handmaid's Tale The Republic of Gilead offers Offred only one function: to breed. If she deviates, she will, like dissenters, be hanged at the wall or sent out to die slowly of radiation sickness. But even a repressive state cannot obliterate desire - neither Offred's nor that of the two men on which her future hangs. Full description

Format:Taschenbuch
Seiten:336
Verlag: Anchor
EAN:9780385490818
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Herbst: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Herbst: Roman' von Ali Smith

Inhaltsangabe zu "Herbst: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:272
EAN:9783630875781
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Morduntersuchungskommission

Buchseite und Rezensionen zu 'Morduntersuchungskommission' von Max Annas
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Morduntersuchungskommission"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
EAN:9783498001032
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Rezensionen zu "Morduntersuchungskommission"

  1. 4
    26. Jul 2022 

    Folge dem Wolle

    Otto Castorp ist in die Hauptstadt der DDR versetzt worden, zur zweiten Morduntersuchungskommission. Im Jahr 1987 sind die jungen Leute nicht mehr so leicht zu bändigen. Deshalb müssen die vom Mord auch mal auf der Straße aushelfen. Und dann werden kurz nacheinander zwei Tote gefunden, eine junge Frau aus dem Osten und ein Musiker aus dem Westen. Den Westbürger übernehmen sofort die Politischen, doch die Unbekannte wird ein Fall für die Zweite. Gleichzeitig wird die Sekretärin Erika Fichte gebeten, die Unterlagen ihres Chefs zu sichten und sich Gedanken zu machen. Über den Verbleib von Wolle ist nichts bekannt.

    Es ist der dritte Fall für Otto Castorp. Nachdem der letzte große Fall so dramatisch endete, ist Castorp froh, woanders eingesetzt worden zu sein. Der Mord an der jungen DDR-Bürgerin ist rätselhaft. Die junge Frau wirkt zu unscheinbar, um einen Killer anzulocken. Erika Fichte hingegen fragt sich, wieso sie Fragen zum Verschwinden ihres Chefs klären soll. Gibt es da nicht Profis? Wolle war verantwortlich für die Unterstützung des ANC im Kampf gegen das Apartheidregime in Südafrika. Als Sekretärin hat Erika einen anderen Blickwinkel als die professionellen Ermittler. Sie kennt die Arbeitsweise ihres Chefs.

    Schon zwei Jahre vor der Wende sind die Veränderungen, die die Zeit damals brachte, zu spüren. Die Einflussnahme des Systems im Osten auf befreundete Organisationen scheint nicht mehr hundertprozentiger Überzeugung durchgeführt zu werden. Und doch sind sie rührig. Auf spannende Art und Weise schildert der Autor die Zusammenhänge, die schließlich dazu führen, dass sich die Wege unterschiedlichster Personen zu einem packenden Finale kreuzen. Aus der Perspektive verschiedener Personen wird die Erzählung vorangebracht. Und so setzt sich das Puzzle langsam zusammen. Dabei wird die politische Lage informativ und fesselnd mit eingebaut. Die Einflussnahme eines vermeintlich stärkeren befreundeten Staates ist interessant beschrieben und wirkt unerwartet als eine Erklärung, wieso sich manche Staaten heutzutage so und nicht anders positionieren. Dieser spannende zeitgeschichtliche Kriminalroman macht neugierig, ob zu erfahren sein wird, wie Otto Castorp die Wendezeit erleben wird.

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  1. 4
    28. Nov 2020 

    Das ist der Punk

    Sie haben von den Sex Pistols gehört und einigen anderen und sie denken, machen wir es doch auch so. Der Punk drückt etwas aus, nicht nur im Westen. Auch in der DDR des Jahres 1985 kann der Punk leben. Doch die noch ungeformte Gruppe junger Leute verliert einen der ihren. Melchior Nikoleit wird ermordet aufgefunden. Otto Castrup und seine Kollegen von der Morduntersuchungskommission werden beauftragt, herauszufinden, wieso der junge Mann umgebracht wurde. Bei seinem Vater handelt es sich um einen Händler, der auch Geschäfte mit dem Westen macht.

    In diesem zweiten Fall um die Morduntersuchungskommission bekommt es Oberleutnant Otto Castrup wieder mit einem Fall zu tun, der auf den ersten Blick unverständlich wirkt. Wieso hätte jemand diesem jungen Menschen umbringen wollen. Dass dieser Gefallen an einer westlichen Musikrichtung fand, kann irgendwie nicht der Grund sein. Selbst wenn der Staat seine Bürger gerne bis ins Kleinste lenken möchte, kann so eine Vorliebe doch nicht mehr als leichte Repressalien hervorrufen. Oder hat es etwas damit zu tun, dass Melchior Nikoleit von der Stasi angesprochen wurde? Doch nicht nur der Fall, von dem Castrup langsam das Gefühl bekommt, auch die Ermittlung wird von anderer Seite beeinflusst, beschäftigt Otto, auch in seiner Familie hat er mit Problemen zu kämpfen.

    So wie manchmal eine Hörbuchinterpretation einem Roman etwas Besonderes geben kann, so kann manchmal auch eine Printausgabe mehr überzeugen. In der gedruckten Fassung kann man sich die verschiedenen Perspektiven sehr gut vor Augen führen. Man bekommt einen Einblick in die Polizeiarbeit in der DDR, der sehr authentisch wirkt. In einem Staat, in dem es eigentlich keine Verbrechen geben konnte, weil der Staat an sich ideal war, müssen doch schlimme Taten aufgeklärt und Täter ihrer Strafe zugeführt werden. Mühsam tasten die Ermittler sich voran, um am Schluss etwas plötzlich vor einem Ende zu stehen, dass wenig Aufklärung bietet. Hier kann eine Fortsetzung eigentlich nur direkt ansetzen, um dem Leser ein Gefühl der Vollständigkeit zu geben. Davon abgesehen besticht dieser Krimi mit seiner Unaufgeregtheit und der mit großem Geschick eingeflochtenen immer gegenwärtigen politischen Komponente.

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  1. 4
    11. Nov 2019 

    Jena 1983

    An einem Bahndamm bei Jena wird die übel zugerichtete Leiche eines Vertragsarbeiters, der aus Mosambik stammte, gefunden. Der Polizist Otto Castorp und seine Kollegen beginnen mit den ersten Ermittlungen. Die Verletzungen des Opfers sind so eigenartig, dass sich zunächst kein schlüssiges Szenario ergibt. Schwierig gestaltet sich auch die Identifikation des Toten. Die befragten Vertragsarbeiter, unter denen man einen Bekannten des Verstorbenen zu finden hofft, ist nicht sehr auskunftsfreudig. Andere Todesfälle und auch Castorps Ehefrau und seine Geliebte fordern die Aufmerksamkeit.

    Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, ist diese Morduntersuchung ausgesprochen schwierig. In der DDR gibt es keine Morde und solche mit politischem Bezug schon garnicht. Der brave Polizist Otto Castorp müht sich redlich, das wenige in Erfahrung zu bringen, was sich in Erfahrung bringen lässt. Nach und nach beißt er sich an dem Fall fest. Auch als von oben bestimmt wird, dass die Untersuchung einzustellen ist, bleibt Castorp im Gegensatz zu seinen Kollegen am Ball. Fast schon heimlich verfolgt er die wenigen Spuren. Das Misstrauen seiner Frau, der die Überstunden langsam etwas reichlich vorkommen, hält er aus. Schließlich hat er tatsächlich was zu verbergen, auch wenn er hier bei der Wahrheit bleibt.

    So wie es heißt, gibt es nicht viele Kriminalromane, die in der ehemaligen DDR angesiedelt sind. Schließlich gab es in dem idealen Staat auch kaum Verbrechen, und wenn wurden sie eher von Westlern verübt. Der in diesem Roman geschilderte Fall basiert in gewisser Weise auf tatsächlichen Begebenheiten. Und wenn die Handlung insgesamt eher aus Routinen besteht, so sind einige Schilderungen doch so eindringlich, dass es kaum auszuhalten ist. Gewissenhaft fischen die Beamten im Trüben und genauso gewissenhaft folgen sie den Anweisungen. Manchmal möchte man es nicht glauben und fragt sich gleichzeitig, ob es im Westen nicht hin und wieder ähnlich läuft. Verschließt man nicht mal die Augen, weil man einfach nicht sehen will? Wehret den Anfängen, wenn es dafür nicht schon zu spät ist. Dieser Krimi verläuft zwar in ruhigen Bahnen, hinterlässt aber einige Beklemmung.

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Der Kinderzug: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Kinderzug: Roman' von Michaela Küpper
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Kinderzug: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
Verlag: Droemer HC
EAN:9783426282182
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Rezensionen zu "Der Kinderzug: Roman"

  1. 5
    18. Nov 2019 

    Lesetipp

    Michaela Küpper erzählt in ihrem 339 Seiten langen Roman einfühlsam und atmosphärisch von der zunächst für 3 Monate lang geplanten Kinderlandverschickung im zweiten Weltkrieg.
    Ein Thema, das mir bislang in Büchern nicht begegnet ist und mir gänzlich unbekannt war.
    Ein Thema, das bisher in der Öffentlichkeit vllt. zu wenig Beachtung fand und schon deshalb so bedeutsam ist, weil es nicht nur den geschichtlichen Horizont erweitert, sondern auch zum Nachdenken anregt.
    Zum Nachdenken z. B. darüber, wie Prägungen in der Kindheit transgenerationale Dynamiken erzeugen, die in der künftigen Gesellschaft im Großen und Kleinen eine bedeutsame Rolle spielen.

    Zunächst kurz zum Inhalt:

    Beim Aufschlagen des ersten Kapitels befinden wir uns im September 1945 in Bayern auf dem Kronenhof, einem Hotel, in dem die Amerikaner ihr Quartier aufgeschlagen haben. Wir treffen dort die 24-jährige Lehrerin Fräulein Barbara Salzmann und ihre zwölf 14jährigen Schülerinnen im Teenageralter. Sie werden dort bis zu ihrer Heimreise beherbergt. Es geht ihnen den Umständen entsprechend gut. Die Amerikaner sind freundlich, machen Faxen mit den Mädels und schenken ihnen „chewinggum“. Das Ende des Krieges. Das Ende einer Odyssee.
    Aber ist das Grauen tatsächlich vorbei? Erst am Ende des Buches bekommen wir die Antwort. Erst am Ende des Buches schließt sich der Kreis. Dieses erste Kapitel endet nämlich mit einer Detonation, mit einer Stichflamme, mit tintenschwarzen Rauchwolken und mit den schrillen Schreien von Mädchen.
    Ab dem zweiten Kapitel begleiten wir die Protagonisten auf ihrer mühsamen und unheilvollen Reise ausgehend von Essen quer durch Deutschland.

    Der Leser bekommt auf dieser Reise einen eindrücklichen Einblick in die „vorsorgliche Umquartierung“ zum Schutz der Kinder vor Luftangriffen und er bekommt eine Vorstellung davon, wie es den Kindern in den strikt nach Geschlechtern getrennten Lagern ergangen ist.
    Trotz des tiefen Eintauchens in das Kapitel Kinderlandverschickung, wird nebenbei und drumherum viel Zeitgeschehen vermittelt.
    Der Roman von Michaela Küpper ist berührend, aber zu keinem Zeitpunkt rührselig oder gar kitschig. Er ist in einer schönen Sprache geschrieben und enthält treffende Bilder und Beschreibungen.
    Unterhaltsam, fesselnd, eindringlich, kurzweilig und ausdrucksstark sind weitere Adjektive, die mir zu dem Buch einfallen.

    Besonders gefielen mir die Wechsel der Perspektiven und Erzählweisen, sowie das Fokussieren unterschiedlicher Erzählstränge.
    Jedes Kapitel stellt eine andere Person, deren Gedanken, Gefühle und Erleben in den Mittelpunkt: Mal die Lehrerin Barbara, die sich um die Mädchen kümmert, mal die vorlaute Gisela oder die schüchterne Edith, deren jüngere Schwester, mal Karl aus dem Jungenlager.
    Mal lesen wir einen unverkrampft, wortgewandt und offen geschriebenen, z. T. gewitzten Tagebucheintrag von Gisela, mal erzählt uns ein allwissender Erzähler von den Geschehnissen.
    Auf diese Weise wird der Roman beeindruckend abwechslungsreich und kurzweilig.

    Die Geschichte beginnt gemütlich, gemächlich, interessant und unterhaltsam. Im Verlauf gelingt es der Autorin dann, die Spannung zu steigern und man fliegt neugierig, gespannt, manchmal verwundert, atemlos, bedrückt, empört oder erschüttert durch die Seiten.

    Man hält die Luft an, wenn man miterlebt, wie der kleine Otto fast ertrinkt und wenn der Direktor des Lagers einen Brief aus der Heimat öffnet, bevor er ihn dem Mädchen übergibt, an das er adressiert ist. Und man atmet erleichtert auf, wenn Otto gerettet wird und in dem Brief keine Hiobsbotschaft enthalten ist.
    Man kann nur staunen, wenn man liest, dass es viele der Kinder kaum erwarten können, sich im Kriegsdienst und an der Front nützlich zu machen und dass diejenigen, die das nicht wollen, als Muttersöhnchen, Feiglinge und Drückeberger verachtet werden.
    Man beginnt, sich Sorgen um Rudi, den verhaltensauffälligen, intelligenzgeminderten, vllt sogar geistig gestörten Sohn der Wirtin und um die kleine Edith, eine Bettnässerin, zu machen und man bangt mit den Protagonisten, wenn plötzlich Mädchen verloren gehen oder verschwinden.

    Michaela Küpper schafft es scheinbar mühelos, die Veränderung der Atmosphäre zu vermitteln. Die Leichtigkeit und Unbeschwertheit zu Beginn, als die Kinder sich darauf freuen, eine schöne Zeit in einer Art Ferienlager zu verbringen. Dann eine zunehmende Ernüchterung: Heimweh, Angst um die Angehörigen zu Hause, Angst um ihr eigenes Leben.

    Die Kinder sind so tapfer und für die Lehrerin Barbara ist es eine große und schwere Herausforderung, ihnen Halt und Trost zu geben bei all den schmerzlichen Erlebnissen und Nachrichten von daheim.

    Trotz allem Ernsten und Bedrückenden gibt es auch immer wieder Momente zum Schmunzeln und Augenblicke einer Normalität, die die schreckliche Kulisse des Krieges kurz in den Hintergrund treten lassen.

    Herzerwärmend zu lesen sind Episoden, in denen man von freundlichen Menschen und vom Mut und der Hilfsbereitschaft mancher Zeitgenossen liest und erschütternd sind solche, in denen man Eigennutz, Selbstsucht und krimineller Energie begegnet.
    Beeindruckend ist es, vom großen Engagement und hohen persönlichen Einsatz der Lehrerin Barbara zu lesen, die mit der Übernahme der vollen Verantwortung für ihre Schülerinnen eine denkbar schwierige Aufgabe zu meistern hatte.
    Informativ und klar erzählt die Autorin mit einer angemessenen und ausgewogenen Mischung aus Sachlichkeit und Emotionalität von einer Unternehmung, die anfangs als Schutzmaßnahme für die Kinder und vordergründig zur Gewährleistung und Aufrechterhaltung des Schulunterrichts aber hintergründig zur Vermittlung ideologischer Werte, Indoktrination und Manipulation gedacht war, die aber letztlich dazu führte, dass tausende von Kindern den Krieg fernab von Familie und Freunden verbringen mussten, in den Wirren des Krieges vergessen wurden oder weitgehend sich selbst überlassen worden sind.

    Der Roman ist von Anfang an richtig gut und er wird im Verlauf sogar noch besser.
    Ein Must read!

    Noch ein Tipp am Ende: es lohnt sich, das informative und interessante Nachwort zu lesen!

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Die Sirenen von Bagdad: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Sirenen von Bagdad: Roman' von Yasmina Khadra

Inhaltsangabe zu "Die Sirenen von Bagdad: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:320
EAN:9783423138659
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Die Rückkehr

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Rückkehr' von Hisham Matar
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Rückkehr"

Auf der Suche nach meinem verlorenen Vater
Gebundenes Buch
Ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis und dem Geschwister-Scholl-Preis 2017

Hisham Matar wuchs als Kind in Libyen auf, doch die Diktatur unter Gaddafi hat seine Familie früh zerstört. Er selbst lebt seit langem in England, sein Vater wurde in das berüchtigtste Gefängnis von Libyen verschleppt. In dem kurzen Zeitfenster nach Gaddafis Sturz und vor dem neuen Bürgerkrieg kehrt Hisham Matar in seine Heimat zurück, um endlich vor Ort nach seinem Vater zu suchen. Sein Buch ist ein bewegendes Dokument.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:288
EAN:9783630874227
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Rezensionen zu "Die Rückkehr"

  1. 4
    06. Okt 2016 

    Great Rock`n Roll

    Ein Flugzeugabsturz kann nicht verhindert werden. Die Chinesischen Unternehmer darin überleben nicht, was einige diplomatische Verwicklungen hervorruft. Ein Polizist wird mit dem Teil der Beute eines Überfalls geschnappt. Wegen der möglichen Verbindung zu etwas, das sich in dem Flugzeug befunden haben könnte, erheben mehrere Dienst Anspruch auf den Gefangenen. Polizist Nick und seine Frau Kate, die die Vormundschaft für Rainey Teague übernommen haben, müssen feststellen, dass es nicht so einfach ist, den Jungen, der aus einem Koma erwachte zu bändigen. Hinzu kommt noch, dass Beth endlich vor ihrem Mann geflohen ist und mit ihren beiden Kindern ebenfalls bei Nick und Kate untergekommen ist.

    Die Gegend um Niceville im Süden der USA ist schon speziell. Wenn die Lektüre des ersten Bandes der Niceville Trilogie schon eine Weile her ist, benötigt man vielleicht etwas Zeit sich wieder in dieser irren Welt zurecht zu finden. Ist diese kleine Hürde einmal überwunden, ist man mittendrin in den skurrilen Zeichnungen der Ereignisse. Es splattert so schön vor sich hin, wenn ein Ford Interceptor mal so den Wagen eines Gangster Duos wegfetzt oder ein Gefangenentransporter mit einem Hirsch kollidiert. Jeder in den kleinen Ort hat etwas mit den Ereignissen zu tun, die alle irgendwie zusammenhängen. In dem ganzen Konglomerat dürfen ein paar Gespenster auch nicht fehlen. Zum Glück gibt es, wenn man bei diesem Feuerwerk der Kuriositäten mal ein wenig entspannen will, auch ein paar relativ normale Mitwirkende wie Nick und seine Frau Kate.

    Dieser Roman ist echt eine besondere Genremischung, auf der einen Seite spannend wie ein Thriller, gruselig in seinen Horrorelementen, aberwitzig und skurril. Unterhaltung, die fesselt, einem Schauer über den Rücken jagt und bei der man sich vor lauter Gesplatter schütteln möchte. Das Letztere ist allerdings so übertrieben, dass man es eher mit Humor nimmt und beginnt zu überlegen, ob überhaupt jemand das Ende des Romans erleben wird. Nun ja, einige bleiben übrig, die wohlmöglich dann im dritten Teil verwurstet werden. Wer mal einfach mal seine ausgetretenen Lesepfade verlassen möchte und sich einen spannenden Genremix zu Gemüte führen möchte, wird hier bestens unterhalten.

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Im Land der Männer: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Im Land der Männer: Roman' von Hisham Matar

Inhaltsangabe zu "Im Land der Männer: Roman"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:256
Verlag: btb Verlag
EAN:9783442738656
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