Ich vergebe nicht: Thriller

Buchseite und Rezensionen zu 'Ich vergebe nicht: Thriller' von Mark Hill

Inhaltsangabe zu "Ich vergebe nicht: Thriller"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:480
EAN:9783734103292
read more
 

Das Gesicht meines Mörders: Psychothriller

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Gesicht meines Mörders: Psychothriller' von Sophie Kendrick
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Gesicht meines Mörders: Psychothriller"

Format:Taschenbuch
Seiten:320
EAN:9783499272738
read more

Rezensionen zu "Das Gesicht meines Mörders: Psychothriller"

  1. Es ist nichts wie es scheint

    Clara Winter erwacht im Krankenhaus, ohne Erinnerungen an ihr früheres Leben. Selbst ihr Ehemann Roland ist ihr fremd. Der Unfall bei dem sie fast ums Leben gekommen wäre, lässt sich ohne Clara nur schwer rekonstruieren, sogar die Polizei ist ratlos, zumal Clara vor dem Unfall angezeigt hat, sie würde von einem Stalker belästigt werden. Clara litt schon immer an Wahnvorstellungen und gepaart mit der Amnesie durch den Unfall weiß sie nun gar nicht mehr wo sie im Leben steht.
    Als dann erneut versucht wird Clara zu töten, wird ihr klar, dass da noch mehr sein muss. Will ihr Mann sie etwa umbringen, hatte er eine Geliebte? Fragen über Fragen, die sich ohne Erinnerungen nicht beantworten lassen. Wem kann Clara überhaupt noch trauen?

    Dieser Thriller aus der Feder von Sophie Kendrick ist psychologisch ausgefeilt, spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Ich fühlte mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt, im Gegenteil, es grenzt an purer Disziplin dieses Buch aus der Hand zu legen.
    Die Erkenntnisse die man als Leser nach und nach erarbeitet, ergeben immer wieder neue Verdächtige. Man ist sich nie sicher, welche Informationen richtig sind und welche sich als falsch erweisen.
    Die Idee, dass der Hauptcharakter an einer Amnesie leidet, war mir aus einem anderen Buch bereits vertraut, aber die Umsetzung der Autorin hat mich mehr als überzeugt, so dass ich diesen Thriller wirklich wärmstens weiterempfehlen kann.

    Die Charaktere sind gut beschrieben. Sophie Kendrick schaffte es, dass ich mit Clara litt und zweifelte. Sie schaffte es, dass ich in Roland manchmal einen berechnenden Mörder vermutete, ein anderes Mal in ihm den treusorgenden Ehemann sah. Perfekt! Die Ermittlungen durch Colbe und Rossbach laufen leise nebenher, sie bilden keine zentrale Rolle, dennoch sind sie sehr interessant und Runden die Geschichte so gut ab.

    Teilen
 

Mord im stillen Belfrey: Kriminalroman

Buchseite und Rezensionen zu 'Mord im stillen Belfrey: Kriminalroman' von Michelle Kelly
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Mord im stillen Belfrey: Kriminalroman"

Format:Taschenbuch
Seiten:336
EAN:9783746632643
read more

Rezensionen zu "Mord im stillen Belfrey: Kriminalroman"

  1. Meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt

    Keely kommt zurück in die Kleinstadt ihrer Kindheit und Jugend. 10 Jahre hat sie in Indien, New York und London gelebt, eine Ausbildung zur Yoga Lehrerin gemacht und möchte nun einen Traum verwirklichen. In der alten Metzgerei ihres verstorbenen Vaters möchte sie ein Yoga Café eröffnen und vegetarische Speisen anbieten.
    Doch es gibt eine böse Überraschung, kaum angekommen wird sie von der Polizei befragt, im leeren Geschäft hat es gebrannt und im Obergeschoss wurde die Leiche eines Mannes gefunden, offensichtlich erschlagen. Der Polizeibeamte ist niemand anders als Ben Taylor, der Schwarm ihrer Schulzeit. Aber damals hat er keinen Blick für sie gehabt, Keely war das Pummelchen der Schule und Opfer vieler Hänseleien. Nun verdächtigt er sie auch noch, das bringt sie völlig aus der Fassung und auch sonst wird ihr nicht allzu viel Wohlwollen entgegen gebracht. Deshalb versucht sie selbst ein paar Informationen zu erfragen und beginnt zu schnüffeln.
    Auf der Rückseite ist ein Zitat der RT Books Review abgedruckt: Das Buch hat alles, was Cosy Crimes so populär macht. Das mag sein, aber leider hat die Autorin die Zutaten nicht zu einer homogenen Mischung gerührt. Die Figuren sind blutleer und bleiben allesamt blass, die Story ist zu langatmig um echte Spannung aufkommen zu lassen. Lediglich gegen Ende des Buches zieht die Spannung dann an. Bei mir wollte der Funke einfach nicht überspringen, zu uninspiriert hat die Autorin erzählt. Es fehlte an der typischen Kleinstadtatmosphäre mit ihren kauzig-spleenigen Bewohnern, die bei einem Landhaus-Krimi einen großen Teil des Reizes und der Unterhaltung ausmachen.
    Am besten gefallen mir noch die manchen Kapiteln voran gestellten Yoga Übungen und die Rezepte am Ende des Buchs. Und natürlich die hübsche Gestaltung des Covers, die mir so viel Lust auf den Krimi machten.

    Teilen
 

Geheimer Ort

Buchseite und Rezensionen zu 'Geheimer Ort' von Tana French
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Geheimer Ort"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:704
EAN:9783596196142
read more

Rezensionen zu "Geheimer Ort"

  1. "Ich weiß, wer ihn getötet hat"

    Inhalt
    Stephen Moran, der auch schon im 3.Fall der Dublin-Krimis ermittelt hat, ist inzwischen bei den ungelösten Fällen gelandet. Weil er damals selbst die Festnahme durchgeführt hat, statt das dem Morddezernat zu überlassen, hat sich dessen Tür für ihn verschlossen. Doch nun erhält er unerwartet die Chance, sie wieder zu öffnen.
    Holly Mackey, die er im damaligen Fall als 11jährige Zeugin vernommen hat, Tochter des Undercover-Ermittlers Frank Mackey, besucht ihn, um ihm ein Bild zu geben, das an ihrer Schule am sogenannten Geheimnisort aufgehangen worden ist. Ein schwarzes Brett, an das die Mädchen des renommierten Mädcheninternats St.Kilda anonym ihre Geheimnisse heften können.
    Das Bild zeigt den 16jährigen Chris Harper, der im Jahr zuvor im Park erschlagen wurde, darauf mit ausgeschnittenen Buchstaben: ICH WEISS, WER IHN GETÖTET HAT.
    Trotz intensiver Ermittlungen ist es den Detectives im Morddezernat, Thomas Costello, inzwischen pensioniert, und Antoinette Conway nicht gelungen, den Fall aufzuklären. Ein Mauer aus Schweigen schlug ihnen entgegen.

    Stephen gelingt es, dass Conway ihn zur Wiederaufnahme der Ermittlungen mit ans Internat nimmt und es scheint so, dass nur eine von acht Mädchen das Bild hätte aufhängen können.
    Die erste Gruppe besteht aus dem Alpha-Weibchen Joanne, der hübschen Gemma, der verängstigten Alison und der dümmlich wirkenden Orla.
    Zu der zweiten Vierergruppe gehören Holly selbst sowie ihre einstmals schüchterne Freundin Becca, die draufgängerische Julia und die sympathische, etwas abwesend wirkende Selena. Die vier Mädchen teilen sich jeweils ein Zimmer und sind beste Freundinnen.
    Stephen versucht im Verhör jedem Mädchen gerecht zu werden, eine psychologische Studie der verschiedenen Typen - spannend und sehr unterhaltsam. Er macht seine Sache gut und beeindruckt Conway. Doch es fällt beiden auf, dass die Gruppe um Holly ein Geheimnis umgibt, nach Aussage der anderen sind sie durchgeknallt. Doch ihr Verhalten hat eine andere Ursache, die hier nicht verraten werden soll.

    Abwechselnd werden die Ermittlungen aus der Ich-Perspektive Stephens erzählt und aus der Sie-Perspektive die Erlebnisse der 4-er Gruppe um Holly, beginnend acht Monate vor dem Mord an Chris, der angeblich mit Selena verabredet war. Zu Beginn jedes Kapitels, das aus dem Leben der Mädchen erzählt, steht die Information, wie lange Chris noch zu leben hat, das erzeugt eine zusätzlich Dynamik und Spannung.So ergeben beide Handlungsstränge ein immer differenziertes Bild, wie es zu dem Mord gekommen ist.
    Der Handlungsstrang der Ermittlung umfasst nur einen Tag im Internat und ist geprägt von den Mutmaßungen des Duos, das allmählich zu einem Team zusammenwächst. Immer wieder werden die einzelnen Mädchen verhört und es stellt sich heraus, dass einige von ihnen in einem engeren Verhältnis zu Chris gestanden haben, als sie bei den Ermittlungen vor einem Jahr zugegeben haben. Warum haben sie geschwiegen? Was ist in der Nacht wirklich geschehen? Der Kreis der Verdächtigen schrumpft immer weiter und mit Einbruch der Nacht gelingt es den Ermittlern den Fall zu lösen.

    Bewertung
    Tana French ist für mich eine Meisterin der Spannung, dabei geschieht überhaupt nicht viel. Im Mittelpunkt stehen die Gespräche mit den Zeugen und möglichen Verdächtigen, die Mutmaßungen der beiden Detectives, wobei wir auch Anteil an den Gedanken Stephen Morans haben und an seinem Bestreben unbedingt Teil der Morddezernates zu werden - also seinen Job im Internat gut zu machen. Dabei versucht er für sich einen Weg zu finden, seiner Partnerin gleichzeitig zu imponieren, gute Arbeit zu leisten, ihr gleichzeitig aber zu signalisieren, dass er gerne mit ihr zusammen arbeiten will, obwohl sie zunächst sehr unzugänglich scheint.
    French hat eine Vorliebe für die Lebenssituation junger Heranwachsender, ihre Gedanken und Gefühle, ihre Sorgen und vor allem die erste Liebe und die Freundschaft, die eine ganz besondere Rolle in diesem Krimi spielt. Wie weit würde ich gehen, um meine Freundinnen zu beschützen? Wie wichtig ist unsere Freundschaft? Um diese Fragen kreist der Roman und er endet daher auch nicht mit der Verhaftung, sondern erzählt aus der Sicht der Mädchen auch von der Zeit nach Chris Tod bis zu Hollys Gang zum Polizeipräsidium.
    Schon in den Vorgängerromanen, vor allem im 2.Fall beweist Tana French meisterhaft, dass sie sich in die Lage dieser jungen Mädchen und Jungen herein versetzen kann. Wenn Stephen die Gefühle während der ersten großen Liebe rekapituliert, die diese Mädchen umgibt, möchte man am liebsten sagen, genau so war es. So ist dieser Krimi auch eine psychologische Studie, die Motive für die Handlung stehen im Vordergrund - Aktion gibt es kaum, aber man vermisst sie auch nicht. Ein bemerkenswerter Roman, den ich unbedingt weiterempfehlen kann.

    Teilen
 

Lautlose Nacht: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Lautlose Nacht: Roman' von Rosamund Lupton
4.65
4.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Lautlose Nacht: Roman"

Die britische Physikerin Yasmin fliegt mit ihrer zehnjährigen Tochter Ruby nach Alaska, um ihren Mann Matt zu treffen, der dort einen Dokumentarfilm dreht. Doch die Polizei empfängt sie mit der Nachricht, dass Matt weit oben im Polarkreis umgekommen ist. Yasmin will das nicht glauben. Sie ist überzeugt, dass Matt am Leben ist und ihre Hilfe braucht. Zusammen mit Ruby macht sie sich auf eine lebensgefährliche Reise durch ewiges Eis und ewige Nacht, um ihn zu finden. Und irgendwann bemerkt sie, dass jemand sie verfolgt. Jemand, der ihnen Böses will...

Format:Broschiert
Seiten:384
EAN:9783423261210
read more

Rezensionen zu "Lautlose Nacht: Roman"

  1. 4
    30. Mai 2017 

    Tweet Tweet

    Yasmin fliegt mit ihrer zehnjährigen Tochter Ruby nach Alaska. Matt, ihr Mann, soll sie vom Flughafen abholen. Doch statt ihres Ehemannes wartet die Polizei. Eine Polizeibeamtin teilt Yasmin mit, dass es einen schweren Brand in dem Inuit-Dorf gegeben habe, in dem Matt sich aufgehalten hat, um einen Naturfilm zu drehen. In Yasmins Kopf dreht sich alles, das kann nicht sein. Matt hat doch versucht, sie anzurufen als die Katastrophe schon ihren Lauf genommen hatte. Yasmin muss das mit eigenen Augen sehen, sie glaubt einfach nicht, dass ihr Mann unter den Toten sein soll. Gegen alle Vernunft und Widerstände machen Yasmin und Ruby sich auf den Weg nach Norden.

    Wenn man schon einmal eine Dokumentation über die Lkw-Fahrer gesehen hat, die ihre fahrenden Festungen durch die Eiswüste steuern und allen Gefahren trotzen, kann man sich recht bildhaft vorstellen, was Yasmin und ihrer gehörlosen Tochter bevorsteht. Eine Fahrt durch eine gleißende weiße Stille, in der Mutter und Tochter dasselbe hören. Yasmin, die damit hadert, dass ihre Tochter lieber mit den Händen spricht, die sich nach ihrem Mann sehnt und fürchtet, ihre Ehe könne am Absterben sein. Mit viel Glück schaffen die Beiden auch ohne große Hilfe der Behörden ein Stück auf ihrem Weg voranzukommen. Bald schon aber wissen sie nicht mehr, wer ihnen hilft oder wer ihnen eher Steine in den Weg legen möchte.

    Ein Lkw fährt sich nicht von selbst, auch wenn eine Mutter in der Gefahr über sich selbst hinauswächst, um ihr Kind und ihren Mann zu beschützen oder zu retten, wirkt es doch etwas weit hergeholt, dass sie mit einem unbekannten Fahrzeug in unbekanntes und unwirtliches Gelände fährt. Das ist allerdings auch der einzige Kritikpunkt, der sich ein wenig aufdrängt. Davon abgesehen ist die Höllenfahrt von Yasmin und Ruby einfach nur packend und dramatisch ohne Ende. Man verschlingt eine Seite nach der anderen unfähig aufzuhören. Man begegnet hilfsbereiten Menschen und solchen, die nur so tun. Nicht immer ist es leicht zu unterscheiden, wer auf welcher Seite steht und welches die Seiten überhaupt sind. Man fragt sich anhand der bekannten Tatsachen, ob es überhaupt eine Hoffnung für Matt geben kann oder ob Yasmin und Ruby schließlich doch die leidvolle Erfahrung machen müssen, dass er keine Chance hatte. Während der ganzen Zeit hört man förmlich das Brummen der Motoren oder man fühlt es wie Ruby. Man hält den Atem an, man zittert und bangt. Man versinkt in dem Buch, klasse.

    4,5 Sterne

    Teilen
  1. Die Qualität des Schweigens

    Der Klappentext klingt nach einem rasanten Thriller, aber wenn ich jetzt an "Lautlose Nacht" zurückdenke, kommt mir als erstes die kristalline Klarheit der Geschichte in den Sinn: zeitlos, schwerelos, oft beinahe poetisch, und dennoch mit einer ganz eigenen Art von Spannung.

    Denn Rosamund Lupton erzählt mit dichter Atmosphäre von der archaischen Gnadenlosigkeit der Eiswüste, der Unbedeutsamkeit des Menschen in der unendlichen Weite der Polarnacht, der Qualität der Stille, aber es ist auch eine packende Geschichte von Verrat und Tod, Flucht und Jagd. Kein Thriller, aber durchaus ein fesselnder Roman, den ich nicht mehr weglegen konnte.

    Zugegeben, die Geschichte ist nicht immer hunderprozentig glaubwürdig. Denn im Mittelpunkt stehen Yasmin und Ruby, eine junge Mutter und ihre gehörlose Tochter, die sich aufmachen, mitten im arktischen Winter im Norden Alaskas nach Matt zu suchen - Rubys Vater, der angeblich bei einem Brand zu Tode gekommen sein soll, was sie aber nicht glauben wollen. Die beiden überwinden die unglaublichsten Gefahren, und Yasmin, die in ihrem Leben noch nie einen LKW gefahren hat, steuert einen 40-Tonner über vereiste Flüsse, durch Lawinen und Schneestürme... Im echten Leben wäre ihr das schwere Gefährt wohl schon nach 500 Metern in den Graben gerutscht.

    Aber das hat mich weit weniger gestört, als ich selber erwartet hätte, denn dadurch verstärkte sich für mich das Gefühl, ein spannendes modernes Märchen zu lesen.

    Die Autorin spricht viele interessante, ganz unterschiedliche Themen an: Fracking (ein sehr umstrittenes Verfahren der Erdgas- und Erdölförderung), Gehörlosigkeit (nicht als Behinderung, sondern als andere und ebenso reiche Form der Wahrnehmung), die aussterbende Kultur der Inupiat, (indigener Ureinwohner der Polarregionen Nordamerikas) und vieles mehr. Die Mischung fand ich sehr originell und gelungen.

    Die Geschichte wird zum Teil in der Ich-Perspektive aus Rubys Sicht erzählt, und durch sie gewinnt man einen wunderbaren Einblick in das Leben eines gehörlosen Kindes. Obwohl sie sich weigert, laut zu sprechen, empfindet sie sich nicht als sprachlos, denn sie sieht ihre Gebärdensprache als ihre Stimme. Ihre Sicht auf die Welt ist keine eingeschränkte - nur eine andersartige. Genau das ist aber ein häufiger Streitpunkt zwischen ihr und ihrer Mutter, denn Yasmin glaubt, Ruby müsse sich an die Welt der Sprechenden anpassen, um in ihr bestehen zu können.

    Ehrlich gesagt fand ich dieses Thema fast spannender als die Frage, ob Matt noch lebt und was wirklich hinter der Brandkatastrophe steckt, die ihn angeblich getötet hat! Das Sahnehäubchen waren für mich die Tweets, in denen Ruby beschreibt, wie sie verschiedene Wörter wahrnimmt.

    Zitat:
    @Words_No_Sounds
    650 Follower
    LÄRM: Sieht aus wie eine blinkende Neonwerbung, fühlt sich an wie herunterrieselnder Schutt, schmeckt wie die ausgeatmete Luft anderer Leute.

    Auch Yasmin ist in meinen Augen ein gut geschriebener, komplexer Charakter. Die anderen Charaktere bleiben eher blass, aber das liegt meines Erachtens daran, dass sich die Handlung zu großen Teilen ausschließlich um Yasmin und Ruby dreht, denn die verbringen viel Zeit ganz alleine im Cockpit eines Trucks.

    Zitat:
    Die Kälte war ein Schock. Sie hatte gedacht, Kälte sei weiß wie Schnee oder vielleicht blau wie der Punkt auf einem Kaltwasserhahn. Aber diese Kälte entsprang einem Ort der Nacht und war schwarz, ohne jegliche Farbe oder Licht. Ein gellendes Kreischen ertönte, dann begriff sie, dass es der Wind war, der Neuschnee über den festgefahrenen Schnee am Boden trieb, weiße Geister, die über Straße und Ödnis tanzten.

    Den Schreibstil fand ich wunderbar, mit starken und dabei oft lyrischen Bildern. Für mich sind besonders die Passagen sehr gelungen, die aus Rubys Sicht erzählt werden. Oft finde ich in Büchern die "Stimmen" von Kindern nicht glaubhaft oder authentisch, aber Rosamund Lupton hat mich mit Ruby überzeugt.

    Fazit:
    "Lautlose Nacht" ist in meinen Augen vielleicht kein Thriller, aber dennoch auf ganz eigene Art und Weise spannend. Die Autorin erzählt von einer Extremsituation, beschreibt aber nicht nur Bedrohung und Gefahr sehr fesselnd, sondern auch die einzigartige, harsche Schönheit Nordalaskas im Polarwinter - und die Geschichte, wie sich eine Mutter und ihre kleine gehörlose Tochter in der endlosen Stille aneinander annähern, denn das Schweigen der Tochter und ihr Beharren auf der Gebärdensprache waren bisher ein steter Streitpunkt.

    Teilen
  1. In Dunkelheit und Eiseskälte

    Eigentlich wollte Yasmin zusammen mit ihrer gehörlosen Tochter Ruby ihren Mann Matt in Alaska besuchen. Er arbeitet dort als Tierfilmer, sie sehnt sich nach langer Abwesenheit Matts auch nach einer Aussprache. Doch statt von ihrem Mann wird sie am Flughafen von der Polizei erwartet, die von einem tragischen Unfall spricht. In der kleinen Ansiedlung Anaktue im Norden Alaskas wurde durch einen Brand die ganze Bevölkerung ausgelöscht und Matt hat sich dort aufgehalten.
    Doch alles in Yasmin wehrt sich gegen die Nachricht, sie ist sich sicher dass Matt lebt und macht sich zusammen mit Ruby auf die Reise in den Norden Alaskas, zuerst als Beifahrer auf einem Truck, dann später allein, durch Dunkelheit, Stürme und Minustemperaturen weit unter vorstellbaren Graden.
    Drei Ebenen strukturieren diesen spannenden, mitreißenden Roman: Yasmins Erinnerungen an den Beginn ihrer Liebe zu Matt und die beginnende Entfremdung. Rubys Gedankenwelt, ihr Umgang mit der Gehörlosigkeit und ihr Sträuben gegen Einengung durch ihre Mutter. Ihre Welt ist auch ohne Sprache vielseitig und mit ihren Sinnen nimmt sie viel an Stimmungen wahr, hat so viele Ausdrucksmöglichkeiten, dass ihre Welt dem Leser ebenso reich erscheint, wie dem Sprechenden. Dann die Realität, die Gefahr durch die lebensfeindliche Umwelt und ganz akut durch einen geheimnisvollen Verfolger, der mit allen Mitteln verhindern will, das Yasmin und ihre Tochter Anaktue erreichen.
    Die Geschichte fesselte mich durch die facettenreiche Beschreibung der Erinnerungen und der Gedanken von Yasmin und Ruby, aber auch durch die tollen Schilderungen des arktischen Winters. Dunkle, menschenleere Tundra, durchzogen vor einer Eisstraße, auf der nur die Scheinwerfer des Trucks einen Lichtstrahl durch die dunkle Welt schicken. Stürme, Schnee, Eis und eisige Temperaturen von minus 40° werden für mich auch beim Lesen fast erlebbar, so plastisch und lebendig ist die Sprache von Rosemary Lupton, so atmosphärisch dicht ihr Stil.
    Ein tolles, spannendes Buch, ein Thriller mit einer wichtigen Botschaft, das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte und das mich tief beeindruckt hat.
    Auch das Cover passt zur Atmosphäre des Romans, eine Nacht mit dem kalten Grün des Polarlichts, passend auch der deutsche Titel.

    Teilen
 

Grabeskind

Buchseite und Rezensionen zu 'Grabeskind' von Kate Rhodes
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Grabeskind"

Jude Shelley, die Tochter eines hochrangigen Politikers, hatte ihr ganzes Leben vor sich. Bis zu der Nacht, in der ein brutaler Serienmörder sie angreift. Schwer verletzt lässt er sie in der Themse zurück. Wie durch ein Wunder überlebt sie - ist jedoch schwer entstellt. Ihre Familie bittet Psychologin Alice Quentin, den Fall zu übernehmen. Wenig später wird am Westminster Pier die Leiche eines Priesters angespült. Der Fluss hat schon immer Opfer gefordert, aber nun scheint ein Mörder nachzuhelfen. Alice ist sich sicher, dass Jude und ihre Familie mehr wissen, als sie sagen. Aber wenn sie ihnen ihr Geheimnis nicht entlocken kann, wird es weitere Tote geben

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:496
EAN:9783548288413
read more

Rezensionen zu "Grabeskind"

  1. 4
    09. Dez 2016 

    Die Themse

    Vor einem Jahr wurde Jude Shelley überfallen und schlimm verstümmelt, noch immer konnte sie das Krankenhaus nicht verlassen. Und noch immer ist der Täter nicht gefunden. Die Psychologin Alice Quentin wird von der Mutter des Opfers gebeten, den Fall noch einmal zu durchleuchten. Hat die Polizei vielleicht einen Hinweis übersehen? Das schwere Schicksal der jungen Frau nimmt Alice Quentin mit, deshalb versucht sie dem Opfer und seiner Familie zu helfen. Allerdings stößt die gerade bei jenen, denen sie helfen will auch auf Wiederstand. Die Shelleys scheinen etwas zu verschweigen. Und schon kurz nachdem Alice mit ihren Nachforschungen begonnen hat, gibt es ein weiteres Opfer.

    Dr. Alice Quentin steht auch in ihrem vierten Fall der Polizei zur Seite. Leitender Ermittler ist Don Burns, mit dem Alice einmal mehr verband als nur eine kollegiale Freundschaft. Allerdings wählte der Detective damals seine Frau und seine Kinder und deshalb muss Alice sich sehr bemühen, ihre professionelle Distanz zu wahren. Der jungen Jude Shelley möchte sie jedoch sehr gerne helfen. Zwar kann dieser niemand ihr ehemals schönes Gesicht wieder geben, aber vielleicht bringt es eine gewisse Genugtuung, wenn der Täter gefasst wird. Da Judes Vater ein Politiker mit einem Ministeramt ist, sollen die erneuten Untersuchungen nicht an die Öffentlichkeit gelangen.

    Auch in ihrem vierten Roman um die Psychologin Dr. Alice Quentin hat Kate Rhodes eine bedrückende Ausgangssituation geschaffen. Das Opfer hat den schlimmen Überfall nur knapp überlebt, Alice erholt sich von einer privaten Enttäuschung und erlebt zum ersten Mal, dass ihre Mutter nicht so stark ist. Zu Beginn der Lektüre muss man sich ein wenig in die Handlung hineinfinden, ist des doch schon eine Weile her seit der letzten literarischen Begegnung mit der sympathischen Psychologin. Doch nach und nach gewinnt der Fall an Spannung und man beginnt sich zu fragen, welches das große Geheimnis der Familie Shelley ist und warum mehrere Menschen aus ihrem Umfeld sterben mussten. Besonders berührt auch das Schicksal der jungen Jude, die eine so zähe Kämpferin ist und doch auch Rückschläge hinnehmen muss. Eine sehr lesenswerte Weiterentwicklung der Story um die Psychologin Alice Quentin.

    Teilen
 

1066: Der Kampf um Englands Krone

Buchseite und Rezensionen zu '1066: Der Kampf um Englands Krone' von Jörg Peltzer

Inhaltsangabe zu "1066: Der Kampf um Englands Krone"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:432
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406697500
read more
 

Er liebt sie nicht: Thriller

Buchseite und Rezensionen zu 'Er liebt sie nicht: Thriller' von Sharon Bolton
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Er liebt sie nicht: Thriller"

Er ist ein Serienkiller. Er hat vier junge Frauen brutal ermordet. Doch auch nach seiner Verurteilung beteuert er noch immer seine Unschuld. Nun sucht er jemanden, der seinen Fall neu aufrollt. Jemanden, der seine Geschichte erzählt. Damit die Wahrheit ans Licht kommt. Maggie Rose könnte das. Doch die erfolgreiche Rechtsanwältin und True-Crime-Autorin zögert. Sie widersetzt sich seinen Bitten, antwortet nicht auf seine Briefe aus dem Gefängnis. Dabei ist er ein charismatischer und erfolgsverwöhnter Mann, gutaussehend und intelligent. Wie lange wird Maggie ihm noch widerstehen können? Denn insgeheim hat sie längst damit begonnen, seine Geschichte aufzuschreiben

Format:Broschiert
Seiten:480
Verlag: Manhattan
EAN:9783442547678
read more

Rezensionen zu "Er liebt sie nicht: Thriller"

  1. Spannend und interessant konstruiert, eher schwaches Ende

    So ein richtig spannender Thriller muss mich dazu bringen, dass ich die Nacht durchlese und das Buch dann morgens beim Anblick meiner Augenringe im Spiegel verfluche. Das hat "Er liebt sie nicht" auch definitiv geschafft - aber nach zwei Nächten mit nur wenig Schlaf tippe ich diese Rezension dennoch nicht 100%ig begeistert.

    Aber fangen wir erstmal mit etwas Positivem an: Die Geschichte ist erfrischend originell und umschifft dabei gekonnt die Klischees des Genres. Eine Anwältin, die nebenher sehr erfolgreich True-Crime-Bücher schreibt, wird von einem charismatischen Serienmörder gebeten, seinen Fall zu übernehmen, denn sie sei die Einzige, die überhaupt eine Chance hätte, ihn freizubekommen. Und nebenher bekommt sie es mit dem Polizisten zu tun, der den Mörder damals eingelocht hat und jetzt gar nicht begeistert davon ist, dass sie ihm den größten Fall seiner Karriere ruinieren will.

    Klingt noch gar nicht so originell? Liest sich aber wirklich wie etwas ganz Neues, und das liegt zum Teil sicher an den ungewöhnlichen Charakteren.

    Maggie Rose ist alles andere als eine typische Thrillerheldin. Denn die sind zwar oft starke Frauen, aber meistens mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn und einem Herzen aus Gold. Maggie dagegen wirkt auf den ersten Blick eiskalt und berechnend - und auch auf den zweiten, dritten und vierten. Sie verdient gutes Geld mit den Büchern, die sie über Mörder schreibt, und hat auch schon mehr als einen aus dem Gefängnis geholt, indem sie Lücken in den Beweisen aufdeckte, die zu seiner Verurteilung führten. Als Hamish Wolfe sie bittet, seinen Fall zu übernehmen, macht sie direkt deutlich, dass es ihr vollkommen egal ist, ob er die Frauen ermordet hat oder nicht. Sie interessiert nur, ob der Fall anfechtbar ist oder nicht.

    Aber gerade wenn man denkt, sie wäre eine ziemlich einseitige Persönlichkeit, zeigt sie dann doch wieder unerwartete Eigenschaften - und ab und an sogar ein Gewissen und ein wenig Mitgefühl. Ich fand sie zwar nicht immer sympathisch, aber immer interessant!

    Hamish Wolfe dagegen hatte es bei mir schwer, denn er soll wahnsinnig charismatisch sein, wirkte auf mich aber arrogant und überheblich. Allerdings lernt man schnell eine ganz andere Seite von ihm kennen: in Form von glühenden Liebesbriefen, die zunächst nicht näher erklärt, aber immer wieder zwischen Kapiteln eingestreut werden, ohne dass man weiß, wer die Empfängerin ist. Tatsächlich hatte ich im Laufe des Buches dann öfter das Gefühl, über völlig verschiedene Personen zu lesen, und habe mich gefragt: wer ist Wolfe wirklich? Ein Meister der Manipulation, ein brutaler Serienkiller, und das unschuldige Opfer einer perfiden Intrige? Die Autorin lässt den Leser zappeln.

    Pete Weston, der Polizist, der Hamish damals geschnappt hat, war mir von den drei zentralen Charakteren am sympathischsten, aber auch bei ihm gilt, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint...

    Im Laufe des Buches gibt es einige unerwartete Wendungen: Begebenheiten erscheinen in ganz neuem Licht, Personen erweisen sich als abgründiger als gedacht... Die Karten werden mehrfach neu gemischt - und auf einmal stellt der Leser fest, dass er sowieso die ganze Zeit dachte, man spiele ein völlig anderes Spiel. Und das ist wahnsinnig spannend und unterhaltsam, zumindest meiner Meinung nach. Als erfahrener Thrillerleser kann an sich eine entscheidende Wendung zwar ab einem gewissen Punkt schon denken, aber damit hat man noch lange nicht erraten, wie es ausgeht!

    Gegen Ende hatte ich jedoch mehr und mehr den Eindruck, die Autorin übertreibe es damit, den Leser um jeden Preis in die Irre führen zu wollen. Ich hatte das Gefühl, auf einmal ein ganz anderes Buch zu lesen, denn das rasante Tempo konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Auflösung nicht alles schlüssig zusammenpasste. Die letzten Szenen sind zwar actionlastig und schreien geradezu nach einer Verfilmung, sind in meinen Augen aber nicht gänzlich glaubwürdig.

    Aber obwohl mich die Auflösung enttäuschte, war es im Großen und Ganzen dennoch ein gut geschriebener, unterhaltsamer Thriller. Die Frage ist, ob man nach einem großartigen Buch ein eher schwaches Ende verzeihen kann oder nicht. Ich habe dafür in meiner Bewertung einen Stern abgezogen.

    Den Schreibstil fand ich sehr ansprechend und flüssig zu lesen.

    Fazit:
    Eine eiskalte Anwältin. Ein charmanter Mörder. Und ein Kriminalfall, bei dem sich immer wieder alles ins Gegenteil verkehrt und der Leser nie sicher sein kann, was er glauben soll.

    Den Großteil des Buches fand ich brillant kontruiert und geschrieben, aber gegen Ende verlor es in meinen Augen einiges an Glaubhaftigkeit. Dennoch bereue ich nicht, den Thriller gelesen zu haben, denn er ist vielleicht nicht vollkommen schlüssig, aber dennoch sehr unterhaltsam.

    Teilen
 

Die schwarze Orchidee (Lady Jane, Band 2)

Buchseite und Rezensionen zu 'Die schwarze Orchidee (Lady Jane, Band 2)' von Annis Bell

Inhaltsangabe zu "Die schwarze Orchidee (Lady Jane, Band 2)"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:370
EAN:9781503935730
read more
 

Im dunklen, dunklen Wald: Thriller

Buchseite und Rezensionen zu 'Im dunklen, dunklen Wald: Thriller' von Ruth Ware
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Im dunklen, dunklen Wald: Thriller"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:384
EAN:9783423261234
read more

Rezensionen zu "Im dunklen, dunklen Wald: Thriller"

  1. Thriller mit Gruselfaktor

    *Im dunklen dunklen Wald* ist das Debüt von Ruth Ware und ich wünsche mir auf alle Fälle weitere Bücher von ihr, denn dieser (Psycho?)-Thriller hat mir sehr gut gefallen.
    Ich schreibe Psycho extra in Klammern, da es vom Verlag aus als Thriller deklariert ist, aber ich finde schon, das sich vieles im psychologischen Bereich der teilnehmenden Personen abspielt.
    Von Anfang bis Ende schweben dunkle Wolken über der ganzen Geschichte, die sich auch nicht verziehen, sondern dadurch entsteht eine beklemmende, anziehende, gruselige und ängstliche Atmosphäre beim Lesen. Das ist der Autorin sehr gut gelungen.
    Zudem sind die Charaktere, bis auf Nora, sehr oberflächlich und teilweise nur angerissen vorgestellt, aber sie kamen mir so eigenartig und komisch rüber, das mir das auch reichte. Ich meine das nicht im negativen Sinne, sondern so, das die wenigen detaillierten Beschreibungen ausreichten um die Personen sofort einschätzen zu können. Nora lässt tiefer in sich blicken, sie beschreibt Gedanken, Gefühle und Ängste.
    Das Ende hat mich überrascht und war noch einmal spannend, denn damit hatte ich nicht gerechnet.
    Ruth Ware hat einen sehr bildlich vorstellbaren Schreibstil, der wirklich den Ort des meisten Geschehens, den dunklen dunklen Wald als extrem beklemmend, einsam, abgelegen und sehr düster beschreibt. Das hat mir wiederum sehr gut gefallen.
    Diese dunkle und düstere Szenerie legt sich über das gesamte Buch und hat somit auch einen leichten Gruseleffekt.
    Das Cover passt hervorragend zum Titel und spiegelt auch den Inhalt wieder.
    Alles in allem ein rundum gelungener Thriller, der mich sehr gut unterhalten hat.

    Teilen
  1. In einem dunklen, dunklen Haus

    Unser Krimi-Lesekreis, der sich monatlich trifft, hatte dieses Buch für den Oktober 2016 ausgewählt. Dazu muss man sagen, dass wir uns im abschließenden Urteil, ob wir ein Buch nun Top oder Flop finden, meist erstaunlich einig sind! Aber dieses Mal stellte sich heraus, dass das Buch durchaus sehr unterschiedliche Meinungen hervorrief.

    Ich fand das Buch großartig, das mal direkt vorneweg, aber eine andere Teilnehmerin eröffnete das Gespräch mit harscher Kritik: zu langatmig, es passiert zu wenig, die Charaktere sind unsympathisch... Eine andere meint später, diese Art von Geschichte habe man doch auch schon öfter gehört.

    Um mal damit anzufangen: ja, das Szenario ist wirklich nicht ganz neu. Ein einsames Haus in einem dunklen, dunklen Wald, die Menschen darin sind völlig von der Außenwelt abgeschnitten, denn es gibt keinen Handyempfang und dann fällt auch noch das Festnetz aus... Das ist der Stoff, aus dem Filme gemacht sind, bei denen man mindestens einmal ruft: Nein, geht nicht alleine auf den Speicher!!

    Aber eine gekonnte Umsetzung kann daraus durchaus ein originelles Buch machen, und zumindest in meinen Augen ist das Ruth Ware auch gelungen.

    Solche Geschichten sind meist mehr Psycho als Thriller, werden eher von der Gruppendynamik der Charaktere und der Atmosphäre getragen als von der eigentlichen Handlung - denn so viel kann ja nicht passieren in einem einsamen Haus im dunklen, dunklen Wald. Und auch hier passiert über lange Strecken der Geschichte streng genommen nur sehr wenig, bis die Geschehnisse komplett aus dem Ruder laufen. Nora, und damit auch der Leser, beäugt die anderen Teilnehmer dieses skurrilen Junggesellinnenabschieds misstrauisch, während die Stimmung zunehmen angespannt und sogar feindselig wird.

    In sofern kann ich die Kritik, das Buch sei zu langatmig und es passiere zu wenig, durchaus nachvollziehen, aber für mich funktionierte es perfekt durch die bedrohliche, klaustrophobische Atmosphäre, die die Autorin aufbaut. In vielen Szenen hatte ich durchaus ein bisschen Gänsehaut! Ich liebe Geschichten, bei denen sich die Dramen überwiegend in den Köpfen der Protagonisten abspielen und die Spannung beinahe unmerklich an der schönen, heilen Oberfläche kratzt.

    Die Geschichte spielt sich auf zwei Zeitebenen ab: einmal während der Junggesellinnenparty, einmal direkt danach, als Nora schwer verletzt im Krankenhaus liegt und mühsam rekonstruiert, was passiert ist. Für mich erhöhte das die Spannung noch zusätzlich, aber ich muss zugeben, dass ich ein paar Dinge schon relativ früh erraten habe. Zum Beispiel wird nie so richtig ausgesprochen, was vor zehn Jahren passiert ist, das Nora, Claire und James entzweit hat, und die Auflösung am Schluss war wirklich keine große Überraschung.

    Für mich ergab sich die Spannung weniger aus der Frage, was passiert (ist), sondern eher aus der Frage, wie die Charaktere damit umgehen.

    Und die sind, zugegeben, alle keine Menschen, die es einem leicht machen. Sie intrigieren und zeigen ihre boshafte Ader, oder erweisen sich als zutiefst gestört und unzuverlässig, aber so richtig sympathisch sind sie einem selten. Aber in meinen Augen müssen sie das auch gar nicht, denn sie sind dennoch gut und komplex geschrieben, und interessant sind sie allemal!

    Der Schreibstil war für mich ganz großes Kino. Tatsächlich beschreibst die Autorin alles mit so dichter Atmosphäre und so vielen stimmungsvollen Details, dass ich jede Szene vor mir sehen konnte und jetzt nur noch auf die Verfilmung warte.

    Fazit:
    "Im dunklen, dunklen Wald" ist ein Thriller, der an sich nur wenig Handlung hat - und die ist nicht einmal herausragend originell. Auch die Charaktere sind nicht sonderlich liebenswürdig, und das große Geheimnis am Schluss kann man schon recht früh erraten.

    Dass es für mich dennoch ein 4,5-Sterne-Buch ist, liegt vor allem daran, dass es eben kein handlungsgetriebenes Buch ist, sondern eines, das von dichter Atmosphäre und unterschwelliger psychologischer Spannung lebt. Das hat die Autorin für meinen Geschmack perfekt umgesetzt, mit einem Schreibstil voller starker Bilder und ungewöhnlicher Metaphern.

    Teilen
 

Seiten