Love in Winter Wonderland
„Es ist auch gar nicht so schlimm, Buchhändlerin zu sein. Noch nicht mal im Dezember. Eigentlich hab ich alles richtig gemacht.“ (Zitat Seite 70)
Inhalt:
Seit vierzehn Jahren gibt es nun Harbliebs Buchhandlungen in Wien Währing und Wien Alsergrund. Dies sind auch vierzehn Mal Hochbetrieb in der gar nicht stillen Vorweihnachtszeit und vierzehn Mal erschöpftes, aber erleichtertes Aufatmen so gegen 13 Uhr am 24. Dezember. Da sammeln sich viele Geschichten, Gschichterln und Erlebnisse an und davon handelt dieses Buch.
Personen, Orte und alles Drumherum:
Hauptprotagonistin ist natürlich die Buchhandlung selbst, die in diesen Wochen aus allen Nähten platzt und dazu kommen alle Beteiligten, die sich beinahe rund um die Uhr bemühen, dass genau das nicht passiert, sondern dass alles funktioniert. Improvisation ist gefragt, vor allem aber die Liebe zu Büchern und genau darum geht in diesem Buch. Von fragmentarischen Kundenwünschen, die dennoch erkannt werden, von einem eingespielten Team und von Freundschaft, darüber erzählen die einzelnen Episoden.
Der Autorin geht es weniger um eine chronologische Handlung, sondern um die Erlebnisse und Erfahrungen in diesen Jahren, erzählt in einzelnen kurzen Episoden und mit viel Humor. Hier ist jemand, der noch immer den Traum lebt, realistisch, mit allen Höhen und Tiefen, und daher ist es auch keine überzuckerte Romantik, die den Leser hier erwartet.
Fazit:
„Ich mag keine Buchhändlerinnen, die ständig jammern“, schreibt die Autorin auf Seite 105, aber genau das findet in den ersten Kapiteln des Buches ziemlich intensiv statt. Dann jedoch gewinnen die Geschichten an Intensität, Humor und damit Leichtigkeit. Andererseits ist es gerade diese Offenheit und ehrliche Realität, die den Leser überzeugt. Hier wird der in unseren lesebegeisterten Köpfen verklärte Beruf der Buchhändlerin entzaubert, ohne jedoch den wirklichen Zauber, nämlich die Liebe zu Büchern und zu Buchhandlungen, zu verlieren.
Pearl lebt seit ihrer Geburt vor auf den Vordersitzen im Auto auf dem Besucherparkplatz eines Trailerparks im Nirgenwo in Florida, ihre Mutter Margot, eine Ausreißerin aus gutem Hause, wohnt auf der Rückbank. Umgeben von schießwütigen Waffennarren, Waffenschmugglern, falschen katholischen Priestern, verseuchten Müllbergen in der wohl hässlichsten Gegend Floridas, Hoffnungslosigkeit und Armut herrscht im Inneren des Ford Mercury eine kleine heile Welt, geschaffen von der Pearls Mutter und ihren Träumen, die sich wie Zuckerguss über die raue Wirklichkeit außerhalb der Windschutzscheibe legt. Mutter und Tochter kramen in schönen alten Dingen aus Margots früheren Leben, das sich im Kofferraum des Ford versteckt, üben Rachmaninow-Klavierkonzerte auf dem Armaturenbrett, essen mit Silberbesteck von Limoges-Porzellan und spielen Ausflug mit dem Auto. Margot hofft seit ihrer Flucht von zu Hause vor den Fliegenklatschen ihres Vaters, eines Tages dem Leben im Auto zu entfliehen und einen richtigen Wohnsitz zu finden. All das endet, als die Waffen im Ford Mercury einziehen in Gestalt von „Mr Bad“ und seinen Pistolen, in den sich Pearls zuckersüße Mutter Margot verliebt und der den Zauber zwischen Mutter und Tochter, der aus Liebe und süßen Träumen bestand, zerstört und statt dessen die omnipräsenten Waffen und die Gewalt und das Verbrechen in den Ford bringt.
Die Geschichte liest sich wie eine Mischung aus zucker-süßen Countrysongs und grausamen Märchen, erzählt aus der Sicht von Pearl mit all ihrer Verträumtheit und jugendlichen schonungslosen Direktheit, sie strotzt vor Armut und Elend, liebenswert-verrückten und unmenschlich verbrecherischen Charakteren in Dickens‘scher Manier, für die es allesamt kein Entkommen aus der Waffenhölle gibt. Anfangs tauchen Waffen nur indirekt auf, später nimmt die Allgegenwärtigkeit von Pistolen und Co und die Waffenverliebtheit fast epische Ausmaße an. Da schenkt ein Mann seiner Angebeteten als Zeichen seiner höchsten Liebe und seines Vertrauens eine Pistole, ein Priester führt eine Kampagne „Gebt Gott eure Waffen“, die Vorwand zum Waffenschmuggel ist, immer und überall finden Schießübungen statt und Gläubige gehen mit geschultertem Gewehr zum sonntäglichen Gottesdienst.
Mit gutem Grund handelt das Buch in Florida, im hässlichen Teil, wo die Zahl der „vertretbaren Tötungen“ seit dem Inkrafttreten des „Stand-Your-Ground“ - Gesetzes enorm anstieg. Die im Buch wie selbstverständlich wirkende Alltagsgewalt, von brutalen Männern gegenüber Frauen ausgeübt, Obdachlosigkeit, Hoffnungslosigkeit am Rand des amerikanischen Traumes können auch von Träumen und Liebe nicht übertüncht werden, und das schmerzt beim Lesen. Letztlich siegt die brutale männliche Gewalt über weibliche träumerische Mutterliebe, Margot stirbt im Kugelhagel und Pearl greift später auch zur Waffe, um Rache zu nehmen.
Auch wenn manchmal sprachlich manchmal an der Grenze zum Kitsch bezüglich der Liebessongs und Kalendersprüche vermittelt das Buch für mich eine äußerst intensive und eindringliche Botschaft hinsichtlich der für uns Mitteleuropäer nicht nachvollziehbaren mythischen Waffenverliebtheit der Amerikaner, bezüglich Gewalt und amerikanischem Albtraum, in der Waffen das einzige Machtmittel und die einzige Sicherheit der ohnmächtig am Rande der Gesellschaft Lebenden zu sein scheint.
Unbedingte Leseempfehlung, für mich war es ein Lese-Highlight.
Auf das Buch bin ich vor allem durch das auffällige Cover aufmerksam geworden. Ein Krokodil, dessen Zähne ausschließlich aus Gewehrpatronen bestehen, das sieht man doch eher selten.
In der Geschichte geht es um Pearl und ihre Mutter Margot, die seit Jahren als Obdachlose in einem Auto leben. Während draußen im Trailerpark die Waffen regieren, herrschen im Inneren des Wagens die Träume vor. Was wird das Leben für die beiden Träumerinnen parat halten?
Jennifer Clement schafft es durch ihre sehr bildhafte Sprache den Leser direkt einzufangen. Auch wenn die Gegend noch so trostlos ist, kann man sie sich anhand von Vergleichen und sprachlichen Bildern sofort vorstellen.
Die Autorin zeichnet das Bild der heutigen Gesellschaft in Amerika, in der Waffen zum Alltag gehören. Manche Passagen lesen sich eher wie eine Art Karrikatur, sind aber dennoch so voller Wahrheit, dass es einem beim Lesen beinahe schmerzt.
Pearl hat mich bereits auf den ersten Seiten für sich einnehmen können, denn ihr trostloses Leben ist schon sehr bedrückend. Am liebsten würde man sie immer wieder in den Arm nehmen und sie trösten wollen.
An Mutter Margot mochte ich ihre Zuversicht und dass sie trotz allem das Träumen nicht aufgegeben hat.
Als besonderer Charakter ist mir zudem Noelle aufgefallen, die ich sehr mochte, die mir aber zur selben Zeit auch Gänsehaut verschafft hat.
Das Ende ist offen, viele Fragen bleiben ungeklärt. Das sorgt dafür, dass man noch lange über das Buch nachdenkt und sich im Geiste die Geschichte weiterspinnt wie es einem als Leser am angenehmsten ist.
Fazit: Gesellschaftskritik par excellence. Ich habe mich richtig gut unterhalten gefühlt, auch wenn mich die Lektüre doch sehr traurig gestimmt hat.
Thilo Bode hat dieses Buch zusammen mit Stefan Scheytt verfasst. Er schildert dem Leser die vermeintlichen Vorteile des Freihandelsabkommens zwischen der USA und Europa und setzt sich mit der Thematik durchgehend kritisch auseinander. Thilo Bode zählt die wenigen Gewinner und vielen Verlierer auf, offenbart dem Leser fingierte Hochrechnungen und geschönte Gutachten.
Das Buch ist für Neulinge wie ich einer bin, ein interessanter Einstieg gewesen.Thilo Bode erklärt, worum es sich bei TTIP dreht und zeigt auch die möglichen Folgen des Freihandelsabkommens, wie etwa Lockerung der Umwelt - und Landwirschaftsstandards und Entmachtung der Parlamente. Während des Lesens habe ich viele neue Organisationen kennen gelernt, die mir vor 5 Tagen noch vollkommen unbekannt waren und unheimlich interessant fand ich es, WO überall diverse Firmen und eben Einrichtungen ihre Finger im Spiel haben... oder kennt irgendjemand vielleicht die seit 35 Jahren bestehende amerikanische Organisation OIRA?
Mein Fazit:
Ist TTIP nun gut oder schlecht? Da ich bis jetzt nur ein Buch zu diesem Thema gelesen habe und das von einem rigorosen TTIP-Gegner verfasst, kann ich mir darüber kein Urteil bilden, dafür weiß ich einfach noch zu wenig. Wer aber einen kleinen Einblick in die "Freihandelslüge" erhaschen möchte, dem empfehle ich dieses Buch.
Zusammen schafft man alles
Trey Anderson ist der Junge, dem die Mädchen an der Schule verfallen sind. Doch nur eine kann ihn als ihren Freund bezeichnen – Blair. Blair ist eines der hübschesten Mädchen. Gemeinsam sind sie an der Schule DAS PAAR.
Ariel ist künstlerisch sehr begabt, witzig und nicht in der Gruppe der angesagtesten Mädchen an der Schule. Doch im Moment hat sie ganz andere Sorgen. Vor kurzem ist ihr Vater gestorben und nun möchte sie unbedingt in seine „Fußstapfen“ treten. Im nächsten Schuljahr möchte an derselben Kunsthochschule aufgenommen werden, die ihr Vater damals besucht hat. Dazu muss sie allerdings erst einmal die Aufnahmeprüfung bestehen. Zudem sind die Schulgebühren dort sehr hoch, so dass Ariel auf jeden Fall einen Nebenjob braucht.
Aber nicht nur Ariel ist mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Auch Trey, dessen Eltern einen Buchladen besitzen, hat einiges um die „Ohren“. Eine große Buchkette macht der kleinen, Traditionsbuchhandlung ganz schön Konkurrenz. Ob die Andersons ihr Geschäft halten können? Und dann passiert etwas ganz unvorhergesehen Tragisches.
Die nigerianisch-britische Autorin Abiola Bello ist in London aufgewachsen und setzt sich für Diversität in Kinder- und Jugendbüchern ein. Das ist ihr auch in ihrem Debütjugendroman „Love in Winter Wonderland“ ausgezeichnet gelungen. Im Detail werde ich dies nun jedoch nicht erläutern, sollte diese Art von Vielfalt generell bei Geschichten selbstverständlich sein.
Zu dem Buch an sich lässt sich allerdings festhalten, dass Abiola Bello Charaktere erschaffen hat, mit denen man ausgezeichnet mitfiebern, mitleiden und „mitglücklich“ sein kann. Zwar sind sie nicht sehr vielschichtig und sie sind klar einer Kategorie, „gut“ bzw. „fies“, zuzuordnen, doch manchmal darf es auch einfach offensichtlich sein, oder?
Der Handlungsverlauf ist daher meist vorhersehbar. Zum Ende hin, wurde ich allerdings noch richtig überrascht. Ich war mir ziemlich sicher zu wissen, wie die Geschichte ausgehen wird. Und dann wartet die Autorin doch noch mit einer überraschenden Wendung auf.
Fazit:
Ein ebenso unterhaltsamer wie weihnachtlicher Jugendroman, den man zu jeder Jahreszeit lesen kann.