Wien abseits der Pfade
Klappentext:
Entdecken Sie in Band II von Wien abseits der Pfade die verborgenen Winkel der Innenbezirke, lernen Sie den letzten Klavierbauer Wiens kennen und begleiten Sie Musiker auf neuen Wegen weitab von Donauwalzer und Schrammelquartett. Georg Renöckl lässt Sie hinter die touristischen Fassaden blicken und führt Sie zu einsamen Rummelplätzen im Süden Wiens und zu einer Perle des Jugendstils ganz im Westen, die man freilich nicht erreicht, ohne in die Abgründe der Wiener Seele geblickt zu haben.
Rezension:
Wien kennt jeder – und wenn es nur aus dem Fernsehen ist. Doch auch die, die schon (öfters) dort waren, kennen oft nur die touristischen Hotspots. Aber was ist mit versteckten Oasen, die teilweise in unmittelbarer Nähe der bekannten Sehenswürdigkeiten liegen? Manch versteckten Laden, der beinahe unverändert aus früheren Zeiten überdauert hat, kennen wohl selbst die meisten Einheimischen nicht. Am Weg liegen auch immer wieder gemütliche Cafés oder rustikale Gaststätten, an denen der Autor nur selten vorbeigehen kann, ohne dort eine Pause einzulegen. Immer wieder gibt es dazu auch ein passendes Rezept, das den Weg in diesen außergewöhnlichen Wien-Führer gefunden hat. Aber Vorsicht: Als hochdeutscher Leser braucht man bei der Zutatenliste manchmal ein Wörterbuch! Wer weiß außerhalb Österreichs schon, was er sich unter Dirndlmarmelade vorzustellen hat?
Georg Renöckl beschreibt die einzelnen Spaziergänge in einem lockerem Plauderton. Nur selten kommen auch etwas ernstere Themen zu Wort. Leider sind die zahlreichen Abbildungen im Text nur in schwarz/weiß wiedergegeben, was aus preislichen Gründen wohl nicht zu vermeiden war. Wünschenswert wäre es allerdings, die Stadtplanausschnitte etwas größer abzudrucken, da sie zumindest teilweise kaum zu entziffern sind.
Fazit:
Dieser Stadtführer empfiehlt sich vorwiegend für Wienbesucher, die die bekannteren Ecken bereits kennen und auf der Suche nach neuem sind.
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In welcher Schifferkneipe begann eine Liebesaffäre, die ganz Europa erschütterte? Wo ist der Deich, der allen Rheinwassern trotzte und nie brach? Und auf welcher Wiese ragte der Arm des Jungen heraus, der bis heute museal bewundert wird?
111 spannende, unbekannte und skurrile Orte zwischen Wassenberg und Emmerich werden hier vorgestellt, repräsentativ für die Kulturlandschaft Niederrhein...
Na, was kann das schon sein, so dachte ich, als ich diesen Führer geschenkt bekam. Schließlich bin ich aufgewachsen am Niederrhein und nach Lehr- und Studienjahren auch dorthin zurückgekehrt. Was kann da schon noch kommen?
Und in der Tat: viele der vorgestellten Orte, Landschaften, kulturellen oder auch kulinarischen Stätten waren mir durchaus bekannt. Anderes jedoch noch nicht, und nach anfänglich skeptischem Blättern in diesem Führer blieb ich schließlich doch hängen und las ihn komplett, selbst wenn ich das Dargestellte bereits kannte.
"Geologisch gehört der Niederrhein zu den Niederlanden, und so ist es nicht verwunderlich, dass man an vielen Orten an Holland oder zumindest an etwas unbestimmt Holländisches erinnert wird (...), und es gehört zu den unergründlichen Geheimnissen und sperrigen Eigenarten des Niederrheins, dass man immer gegen den Wind fährt." (S. 114)
Oh ja. Das kann ich bestätigen. Nicht in den Ortschaften selbst, aber wenn es in die Landschaft hinaus geht, hat man auf dem Fahrrad eigentlich immer Gegenwind. Ein Phänomen, das für den Niederrhein ebenso gilt wie für die Niederlande, insofern hat der Autor schon recht! :)
Vorgestellt wird jeder Ort in diesem Buch auf einer Doppelseite, wobei die Information (Historisches und Aktuelles) jeweils auf der linken Seite verortet ist, rechts befindet sich ein Foto sowie die Adresse bzw. Anfahrtsbeschreibung. Eigentlich nicht schlecht gemacht, allerdings musste ich gelegentlich schmunzeln, beispielsweise bei der 'Adresse' des Reichswalds, das mit 5.000 Hektar größte Waldgebiet am Niederrhein...
Im Anhang befindet sich noch ein detailliertes Kartenmaterial, versehen mit den Nummern der vorgestellten Sehenswürdigkeiten, so dass man sich auch geografisch einen guten Überblick verschaffen kann.
Natürlich kann solch ein Führer nie wirklich alle Sehenswürdigkeiten aufzeigen, und so gebe ich den Kritikern recht, die bemängeln, dass der südliche Niederrhein hier kaum vertreten ist, während der nördliche Niederrhein überproportional dargestellt wird. Da ich aber am nördlichen Niederrhein geboren und aufgewachsen bin und auch heute wieder in diesem Gebiet wohne, stört es mich persönlich jetzt nicht so sehr.
Ebenso natürlich finde ich es, dass jeder Leser manche der vorgestellten Sehenswürdigkeiten nicht unbedingt als solche empfindet, vielleicht lieber andere vertreten gesehen hätte. Aber solchen Werken ist eben eine gewisse Beschränkung immanent, und als repräsentativ würde ich die Darstellung schon bezeichnen.
Abgesehen davon, dass jetzt etliche Post-Its die Seiten markieren, deren Tipps ich in naher Zukunft gerne aufgreifen würde, fand ich die eingestreuten Informationen über den Niederrhein durchaus auch spannend und für mich neu. Wer z.B. weiß, was wohl der 'Zonser Grind' ist? Oder 'Klein-Jerusalem'? Oder dass ein Haus in Kempen buchstäblich um die Ecke gebracht wurde - abgerissen und einen Straßenzug weiter originalgetreu wieder aufgebaut, um es erhalten zu können? Oder dass das Dorf 'Salmorth' danach benannt wurde, dass dort früher einmal Salme (Lachse) gefangen wurden - lange ist´s her...? Und überhaupt: damals. Wer weiß schon, dass am Niederrhein einst Tabak angebaut wurde?
"Der niederrheinische Tabak soll pur nicht so ohne Weiteres zu rauchen gewesen sein, weshalb man ihn gern zu Schnupftabak oder Kautabak verarbeitete. Beim Kautabak kam es auf die würzige Soße aus Rübenkraut, Kaffee und Rum an, mit der er durchzogen war." (S. 66)
Mmmmhm. Lecker... ;) Lecker wäre sicher auch der Käse vom Niederrhein. Wenn es ihn denn geben würde. Ein einziges Mal wurde der - durchaus erfolgreiche - Versuch gestartet, weshalb es sogar ein Käsedenkmal gibt. Aber weshalb sich die Käseherstellung in der Nähe zu den Niederlanden und bei exzessiver Viehwirtschaft am Niederrhein letztlich nicht durchsetzte - niemand weiß, warum...
Insgesamt also ein Buch, das Lust macht, mal wieder auf Entdeckungstour zu gehen. Und der Fotoapparat muss mit!
© Parden
Wiener Spaziergänge
Seit einiger Zeit gibt es im Braumüller Verlag eine schöne Reihe: „……abseits der Pfade“. Von ortskundigen Autoren werden Stadtspaziergänge in den Hauptstädten und Touristen-Hot Spots vorgestellt, die sich außerhalb der üblichen, ausgetretenen Touristenpfade bewegen. Nicht nur, dass man viel Sehenswertes und Denkwürdiges vorgestellt bekommt, man entgeht auch dem Gewühl der breiten Masse.
Mit dem zweiten Band der Wien-Spaziergänge wurde Georg Renöckl betraut, der schon Paris so kundig begleitete.
In 7 Rundgängen führt der Autor durch die verborgenen Innenhöfe der „Durchhäuser“ oder schickt uns im Suppengrün-Spaziergang durch den fast ländlichen anmutenden Stadtrand, wo das Gemüse herangezogen wird, dass täglich frisch auf den Märkten seine Käufer findet. Die alten Gemeindebauten werden vorgestellt und auf vergessene Details und verborgene Schätze aufmerksam gemacht.
Für jeden Besucher Wiens, der mehr möchte, als sich im Touristenstrudel an Stephansdom und Sachertorte abzuarbeiten, der findet hier einen charmanten und lesenswerten Zugang zu dieser liebenswerten Stadt.
Einkaufstipps und Einkehrmöglichkeiten, Plätze zum Ausruhen oder zum Entdecken mit Kindern, es ist für jeden etwas dabei. Im Anhang des Kapitels werden die Adressen und die Kontaktdaten abgedruckt, so dass man sich immer über aktuelle Öffnungszeiten und Themen informieren kann.
Vor jedem Kapitel ist eine kleine Karte abgedruckt, die zur ersten Orientierung taugt. Vielleicht kann sich der Verlag entschließen, eine kleine Übersichtskarte in die Umschlagklappe zu drucken oder gar eine kleine Klappkarte beizulegen, das wäre für jeden Band ein echter Mehrwert und eine Verbesserung.
Ein ganz besonderer Stadtführer; auch für Wienkenner und die, die es erst noch werden wollen.