Gertrude Pressburger, und Marlene Groihofer
"Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon!" (Max Mannheimer)
Als Walter am 6. März 1938 seine Bar Mizwa feiert, ahnt er noch nicht, das wenig später die ersten Truppen Hitlers in Österreich einmarschieren. Plötzlich ändert sich alles, auch auf dem Land wo die Familie Fantl einen Gemischtwarenladen hat. Dann wird ihr Laden enteignet und sie müssen mit mehreren anderen jüdischen Bewohnern nach Wien, als 1941 Walter gerade mal 18 Jahre alt war, wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Doch Walter gute körperliche Verfassung und das er Schlosser gelernt hat, verhalfen ihnen, dass er und die Familie dort recht gut zurechtkamen. Als dann die arbeitenden Männer mit dem Zug in den Osten fahren mussten, wollte Walter seinen Vater nicht alleine lassen und meldet sich freiwillig. Keiner ahnt, bis dahin das ihr Ziel Auschwitz-Birkenau sein wird. Spätestens hier merkt Walter das Theresienstadt ein Paradies war gegen das, was sie in Auschwitz erleben würden. Alles was er besitzt wird abgenommen, lediglich sein Gürtel, den er aus seiner Schlosserzeit in Wien besitzt wird für ihn zum Überlebenssymbol an den er sich klammern kann. Heute ist Walter Fantl der letzte lebende österreichische Zeitzeuge.
Meine Meinung:
Da ich inzwischen viele Bücher und Lebensberichte über den Holocaust kenne und gesammelt habe, hat mich die Geschichte von Walter Fantl neugierig gemacht. Anhand vieler Gespräche und Dokumente hat Historiker und Journalist Gerhard Zeillinger dieses beeindruckende Lebenswerk niedergeschrieben. Dabei erfährt man auch von Walters Kindheit, seinen Eltern, über die Zeit in Wien, im Lager in Theresienstadt und seine Zeit in Auschwitz und dem Arbeitslager Gleiwitz bis hin zur Befreiung und anschließenden Suche nach Überlebenden. Wie immer, wenn ich solche Lebensberichte von Holocaustüberlebenden lese, war ich tief erschüttert, was diese Menschen alles ausgehalten und mitgemacht haben. Vor allem die Zeit in Auschwitz und Gleiwitz hat mich teilweise fassungslos gemacht, als ich las wie brutal die Kommandanten und Kapos mit den jüdischen Arbeitern umgingen. Auch der Todesmarsch, über den ich nicht das erste Mal gelesen hatte, hat bei Walter ganz andere Dimensionen angenommen. Ich habe mich bei diesem Buch mehrmals gefragt, was ein Mensch eigentlich alles aushalten kann, wenn er nur noch einen Funken Hoffnung hat, der ihn am Leben erhält. Walter ist hierfür das beste Zeugnis, oft hat der seinen Leidensweg sogar selbst bestimmt, weil er seine Familie oder den Vater nicht alleine gehen lassen wollte. Dass diese Erlebnisse einen Menschen präge, verändern und er danach nie wieder derselbe ist, gerade dafür ist Walters Geschichte ein gutes Beispiel. Viele Bilder aus dem Buch stammen aus den Hinterlassenschaften der Familie, die das ehemalige Dienstmädchen durch den Krieg aufbewahrt hat. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen und gebe 5 von 5 Sterne.
"Unter entsprechender Leitung sollen im Zuge der Endlösung Juden in geeigneter Weise im Osten zum Arbeitseinsatz kommen. In großen Arbeitskolonnen, unter Trennung der Geschlechter, werden die arbeitsfähigen Juden in diese Gebiete geführt, wobei zweifellos ein Großteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird.
Der allfällig verbleibende Restbestand wird, da es sich bei diesem zweifellos um den widerstandsfähigsten Teil handelt, entsprechend behandelt werden müssen, da dieser, eine natürliche Auslese darstellend, bei Freilassung als Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaues anzusprechen ist".
Dieser ebenso verschleiernde als auch verräterische Auszug aus dem einzig erhalten gebliebenen Protokoll der Wannsee-Konferenz markiert nach gängiger Auffassung der Fachwissenschaft den Wendepunkt zur systematisch vollzogenen Judenvernichtung. In der prächtigen Villa am Wannsee trafen sich am 20.1.1942 auf Einladung und unter Federführung Reinhard Heydrichs fünfzehn hochrangige Vertreter aus Ministerien, Partei und der SS um die sogenannte "Endlösung" der Judenfrage zu besprechen. Longerich versucht in seiner detailreichen Studie nachzuweisen, dass die Wannsee-Konferenz zwar eine wichtige Bedeutung in der Geschichte der Judenverfolgung hat, aber längst nicht die bisher angenommene eines Wendepunktes. Dafür spricht zum einen, dass das Mordprogramm längst angelaufen war, zum anderen, dass es dem Initiator des Treffens, Heydrich, darum ging, die Fäden für das Vernichtungsprogramm in seiner Hand zu vereinigen. Dabei gab es allenfalls graduelle Unterschiede, so soll Heydrich selbst die Vernichtung der Juden erst für die Zeit nach dem Krieg ins Auge gefasst haben, während sein Vorgesetzter und Konkurrent in dieser Frage, der SS-Chef Heinrich Himmler, bereits im Krieg alles dafür tat, dass kein Jude überleben solle. Entschieden worden sei diese Frage letztendlich durch den frühen Tod Heydrichs, der in der besetzten Tschechoslowakei einem Attentat zum Opfer fiel. Viel auffälliger finde ich es als Leser, dass keiner der Anwesenden auch nur einen zaghaften Versuch unternahm, etwas gegen das Mordprogramm zu unternehmen. Lediglich hinsichtlich der sogenannten Mischlinge ersten Grades erhoben Vertreter des Innen- bzw. des Justizministerium Einwände in die geplante Aufnahme ins Vernichtungsprogramm, ihrer Meinung nach hätte es ausgereicht, diese sterilisieren zu lassen(!).
Insgesamt gelingt es Longerich eindringlich, die Vorgeschichte und die Folgen der Konferenz zu beschreiben, wobei ich es vermisse, dass er den Werdegang der Teilnehmer nach dem Ende des Dritten Reiches nicht mehr schildert. Beim eigenen Nachforschen stellte ich fest, dass einige den Krieg nicht überlebt haben, andere verurteilt wurden, allerdings für andere Gräueltaten, nicht für die Teilnahme an dieser mörderischen Konferenz. Eine dritte Gruppe lebte relativ unbehelligt nach dem Krieg in der Bundesrepublik, einer wurde von einer Spruchkammer als "minderbelastet" eingestuft, wurde Berater Adenauers und bekam sogar das Bundesverdienstkreuz. Aber das ist ein anderes (bitteres) Kapitel der Nachkriegsgeschichte.
Das Buch hat mich so ziemlich betroffen gestimmt. Nicht, weil ich etwas Neues gelesen und erfahren habe, nein, weil die politische Lage mich hier ohnmächtig stimmt. Auch ist sie in meinen Augen total absurd. Es fällt mir schwer, daran zu glauben, dass Menschen anderen Menschen so etwas Bestialisches antun können … Wenn ich mir vorstelle, wie diese Männer sich am 20.01.1942 in einer Luxusvilla über eine schnelle Endlösung beraten haben; ich stelle mir dabei Kinder vor, Säuglinge, selbst davor machten sie keinen Halt. Ich werde nicht viel zu dem Buch schreiben, weil es mir sehr nahegeht.
Interessant fand ich, dass es nicht irgendwelche Männer waren; es waren größtenteils Männer mit einer akademischen Ausbildung. Richtig gescheite Leute, die ihre Intelligenz nutzten, um jüdische Menschen auszurotten.
Zitat:
"15 Männer, darunter zehn mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium, unter ihnen wiederum neun Juristen, von den acht einen Doktortitel führten, diskutierten diese Fragen, so ist dem Protokoll zu entnehmen, unter angenehm äußeren Umständen, in einer geradezu idyllischen Umgebung, in engagierter, sachlicher und sachkundiger Form; sie vertraten in Detailfragen durchaus unterschiedliche Standpunkte, ohne dass nur einer das Gesamtprojekt, den Mord an 11 Millionen Juden, infrage stellte." (2016, 8)
Ich versuchte mir so eine Konferenz vorzustellen, mich in diese Männer hineinzudenken. Was macht die Menschen zu dem, was sie sind? Was sind das für Männer, deren Gespräche permanent mit Mordgedanken gefüllt sind? Ein zu planender Massenmord eingeleitet mit verschiedenen Methoden, durch Hunger, Erschöpfung, Krankheit, Erschießung und am Ende durch Vergasung. Es gab in dem Buch noch Textstellen, wo diese Nazis bei der Vergasung unter den Duschen von außen zugeschaut haben, wie diese Menschen an dem Gas erstickt sind.
Auf Heydrich wurde später ein Attentat verübt, der kurze Zeit darauf an den Folgen starb. Kam dieses Attentat zu spät? Es gab genug andere Vertreter, die diese Vernichtungspläne weiter umgesetzt haben.
Zitat:
"Die Wannseekonferenz leitete damit eine Weichenstellung ein, in deren Verlauf das Wann, das Wie und das Wo der >>Endlösung<< neu bestimmt wurde. Die Vernichtung der europäischen Juden wurde nun zu einem Projekt, das nicht mehr in großen Teilen nach Kriegsende, sondern vollständig bereits während des Krieges durchgeführt werden sollte; die >>Endlösung<< der europäischen >>Judenfrage<< sollte nicht mehr in den besetzten sowjetischen Gebieten stattfinden, der Schwerpunkt wurde viel mehr in das besetzte Polen verlegt;" (129f)
Ich ahne, was mit Deutschland und mit dem Rest Europa passiert wäre, hätte Hitler seinen Krieg gewonnen. Nur aussprechen wage ich es nicht.
Mein Fazit zu dem Buch?
Nach dem Lesen und während des Lesens, wie ich oben schon geschrieben habe, konnte ich nicht aufhören, mich in diese Männer hineinzuversetzen. Wenn ich mir vorstelle, tagtäglich mit mörderischen Gedanken beschäftigt zu sein, und das noch über viele Jahre, so frage ich mich, wie eine menschliche Seele nur in der Lage sein kann, solche Energien in sich auszuhalten, und diese nach außen hin zu produzieren? Welche seelische Last tut man sich selber damit an?
Dabei sind in dieser Mordmaschinerie nicht nur sechs Millionen Juden umgekommen, sondern auch andere Menschen, die nicht in diesem Nazi-Regime gepasst haben.
Demnach, auch wenn es belastend ist, wäre das Buch unbedingt zu empfehlen. Der Autor hat seinen Stoff gut verständlich einbringen können. Es geht nicht unbedingt darum, etwas Neues zu erfahren. Es geht um das Erinnern, damit eine belastende Geschichte nicht wiederholt wird. Diese Wannseekonferenz war mir von der Thematik her so noch gar nicht bewusst, welch einem Prozess sich die Nazis ausgesetzt haben, um diese Orgie der Gewalt, die mit dem Tod enden sollte, an Menschen anzuwenden.
Zusätzlich gut fand ich, dass der Autor seine Thematik nicht zu sehr aufgebauscht hat.
Merkwürdig nur, in welchem Gegensatz die schlimmen Ereignisse zu deren Schilderung stehen. Bei Degen hat man häufig den Eindruck, der Krieg sei so etwas wie ein großer Abenteuerspielplatz gewesen, auf dem sich das Gros der harmlosen Deutschen tummelte, eingeschüchtert oder verführt von den Nazis. Sogar der Antisemitismus erscheint nur als Hitlers Privatkrieg gegen den Lieblingsfeind. Die Geschichten kommen meist daher wie ein Kaffeeklatsch über den kürzlichen Zoobesuch am Raubtiergehege und sind entsprechend verharmlosend und verklärend.
Degen meint es gut und will jenen ein Denkmal setzen, die im Kleinen den Kampf gegen das Naziregime aufgenommen haben. Es steht jedoch zu befürchten, daß gerade der "Blick des Jungen", mit dem das Buch geschrieben ist, genau jenen entgegenkommt, die im "Tausendjährigen Reich" alt genug waren, um selber Dreck am Stecken zu sammeln.
Michael Degen ist ein beliebter Schauspieler, aus Theater und Fernsehen wohlbekannt. Ich denke, auch mit seinen Kindheitserinnerungen wird er sein Publikum glänzend unterhalten. --Jürgen Grande
Auch dieses Buch von Michael Degen hat mir recht gut gefallen. Der Erfahrungsbericht war sehr glaubwürdig und authentisch geschrieben. Eine wirklich sehr spannende Lebensgeschichte, die schön zu lesen ist, die Mut macht und hoffnungsvoll ist, trotz der sehr traurigen Verluste wichtiger Bezugspersonen. Tut gut zu wissen, dass es viele Deutsche gab, die die Juden nicht ausgeliefert haben, sondern sie zeitlich bei sich aufnahmen, obwohl ihnen bewusst war, dass sie ihr Leben dadurch in Gefahr brachten. Es ist nicht nur ein historisches Buch über den Nationalsozialismus, nein, es ist auch ein Buch über Freundschaften ...
Es ist ein sehr wichtiges Buch, das nie sterben darf , weil womögich die Verkafszahlen zurückgehen…
Die vierköpfige Degenfamilie bestand nur noch aus zwei Personen. Der vier Jahre ältere Bruder, namens Adolf, flüchtete nach Israel, der Vater starb an den Folgen des KZ´.
Warum hat der Vater seinem älteren Sohn den Namen Adolf gegeben, fragt sich Michael.
Zitat:
"Als mein Bruder zur Welt kam, hatte es ja schon viel Geschrei um Hitler gegeben. Ich hätte ihn auch so gerne fragen wollen, weshalb er eine Zeit lang so eine kleine Bartbürste unter der Nase trug. Sollte das eine Art Anpassung oder Tarnung bedeuten?" (List 2015, 126)
Schwierig, darauf eine Antwort zu bekommen, wenn man den Vater nicht mehr fragen kann. Adolf Degen legte den Namen in Israel ab, und eignete sich einen anderen Namen an. Aber das wusste Michael zu der Zeit noch nicht. Michael assoziiert mit Adolf den Führer und gleichzeitig seinen Bruder. Welch eine diskrepante Vorstellung.
Michael ist gerade mal elf Jahre alt, als er mit seiner Mutter über mehrere Jahre im Untergrund lebt. Beide waren schwerem, seelischem Druck ausgesetzt, rappelten sich aber immer wieder hoch ...
Auch Michael und seine Mutter mussten eine neue Identität einstudieren und schlüpften in den Namen Gemeberg. Aus Michael wurde Max Gemeberg. Neue Namen, neue Wohnadresse, neue Herkunft, neuer Beruf, etc. Sie mussten diese Personenbeschreibung auswendig lernen und tief verinnerlichen. Jede Veränderung, wie z. B. den Wohnraumwechsel, musste neu angepasst werden.
Sehr oft begaben sie sich in die Höhle des Löwen, mussten immer wieder persönliche Fragen beantworten und hatten jedes Mal Glück, da sie glaubwürdig erschienen.
Deutsche, die mit ihnen ihren Lebensraum teilten, stellten ihnen politische Fragen, weshalb die Juden sich so unpolitisch verhalten würden, und sich aus allem heraushalten?
Was für eine Kindheit hatte die Jugend im Nationalsozialismus? Michael sammelte mit seinem Freund Granatsplitter, etc. Selbst im Spiel blieb den Kindern permanent der Krieg vor Augen.
Dazu hat mir noch besonders die Freundschaft gefallen, die Michael mit seinem arischen Kameraden Rolf geknüpft hat. Natürlich mussten die beiden erstmal eine Kraftprobe bestehen, die sie über ihre Fäuste austrugen ...
Als Rolf Michael nach Hause einlud, stellte er ihn seinem Vater vor. Doch dieser durchschaute Michael recht schnell, spürte, dass er nicht arisch war, aber er lieferte Michael und dessen Mutter nicht aus ... Im Gegenteil, er nahm die beiden für eine bestimmte Zeit bei sich zu Hause auf. Die Freundschaft der beiden Kinder schweißte sie immer mehr zusammen, doch leider erlitt Rolf beim Granatsplittersuchen einen tödlichen Unfall … Der Tod war allgegenwärtig, er konnte jeden treffen, und machte auch vor Kindern nicht Halt.
Als kurz vor Ende des Krieges die Russen einmarschierten, mussten Michael und seine Mutter die erlernte arische Identität wieder aufgeben. Nun waren sie gezwungen, wieder auf ihre alte Identität zurückzugreifen, wollten sie nicht von den Russen ermordet werden. Russische Soldaten hatten Mühe, Juden, die nicht in die Fänge Hitlers geraten sind, als Juden anzuerkennen. Sie glaubten, dass alle Juden ermordet wurden. Schließlich nahm ein Soldat ihnen die jüdische Herkunft ab. Die Degens machten die Bekanntschaft mit einem weinenden, russischen Soldaten, selber auch Jude, der die Morde an den Juden schwer fassen konnte. Der Soldat war Pianist, der sich mit deutschen Komponisten auskannte:
Zitat
">>Wie kann ein solches Volk so gute Komponisten haben<<, pflegte er immer zu sagen. Er spielte wie ein Gott, und am liebsten hatte ich, wenn er Bach oder Händel spielte und es fertigbrachte, auf dem Klavier ein Cembalo zu imitieren." (2015, 287)
Mein Fazit?
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich mit dem Nationalsozialismus beschäftigt. Man kennt viele Bücher, in denen die Juden von den Deutschen verraten wurden. Aber dieses Buch ist anders, zeigt die andere Seite der Realität, dass nicht alle Menschen gleich sind. Nicht alle sind böse, nicht alle waren Fieslinge, nicht alle waren Mörder, wie schon der Buchtitel sagt …
Als 1942 die ersten Bomben auf Berlin fielen, war Michael Degen zehn Jahre alt. Ein Jahr später mussten er und seine Mutter in den Untergrund. Zwei Jahre lang, immer auf der Flucht vor Verrat, Entdeckung und dem sicheren Tod verbrachte Michael Degen seine Kindheit.Einfühlsam, ohne jede Sentimentalität und aus der Sicht des Jungen erzählt der bekannte Schauspieler seine Erlebnisse und erinnert sich liebevoll an die Menschen, denen er eigentlich sein Leben verdankt.
Meine Meinung:
Durch Zufall hatte ich dieses Buch in meiner Ortsbücherei entdeckt und da ich den Schauspieler Michael Degen gerne sehe einfach mal ausgeliehen.
Ich war zum einen erstaunt das er Jude ist und zum anderen hat mich seine Biografie so ergriffen das ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Sie gehört sicher zu den Biografien die absolut lesenswert sind. Was er und seine Mutter in der Kriegszeit für Ängste ausstehen mussten, unfassbar.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen, wenn man sich nicht scheut über Kriegserlebnisse zu lesen.
Und kann dann auch weiter empfehlen das Buch:
Mein heiliges Land: Auf der Suche nach meinem verlorenen Bruder
Niemals vergessen!
„Das Niedrigste wird aus den Leuten herausgeholt, nicht das Anständige.“
Gertrude Pressburger hat 2016 mit knapp 90 Lebensjahren auf sich aufmerksam gemacht, als sie im Wahlkampf um den österreichischen Bundespräsidenten ein Plädoyer gegen rechts gehalten hat. Das Video wurde viral, die alte Dame war in aller Munde. Nun ließ sie ihre Lebensgeschichte von der Radiojournalsitin Marlene Groihofer aufzeichnen.
Frau Pressburgers Geschichte spricht für sich, sie hat Auschwitz überlebt, ihre Familie nicht. Verfolgung, Flucht, Internierung, menschliche Grausamkeit, Gertrude Pressburger musste als junges Mädchen viel ertragen. Ihre Erinnerungen machen betroffen, bei jedem Wort über ihre Eltern, ihre kleinen Brüder spürt man immer noch die Liebe zu diesen Menschen und die Trauer um deren Verlust.
Trotz all der unfassbaren Erlebnisse, die sie erlebte und überlebte, hat sie ihren Lebensmut nie verloren, blieb sich selbst immer treu. Die Heimkehr nach Wien nach dem Krieg kam ihr die Heimatstadt wie Feindesland vor. Bei Begegnungen mit Fremden, kreisten ständig ihre Gedanken, darum, was der oder diejenige im Krieg getan oder nicht getan hat. Selbst in ihrer Schwiegerfamilie behielt sie lieber Schweigen um ihre Vergangenheit, erst als ihre Tochter alt genug war, begann sie von ihrem Leben zu erzählen.
Heute ist es der alten Dame wichtig, gehört zu werden. Bei ihrer Buchpräsentation stellt sich die 90 jährige einem enormen Publikum. Bald wird es keine Zeitzeugen dieser ungeheuerlichen Zeit geben. Umso wichtiger ist es daher, dass Lebensgeschichten, wie die der Frau Pressburger, weitergegeben werden. Es ist nicht Mitleid, das sie möchte, es ist die Hoffnung, dass die Menschen doch in der Lage sind, aus der Geschichte zu lernen. In diesem Sinne, niemals vergessen.
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