Der Mitreiser und die Überfliegerin

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Mitreiser und die Überfliegerin' von Mira Valentin

Inhaltsangabe zu "Der Mitreiser und die Überfliegerin"

Diskussionen zu "Der Mitreiser und die Überfliegerin"

Format:Taschenbuch
Seiten:288
EAN:9781521837337
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Blindes Misstrauen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Blindes Misstrauen: Roman' von Swantje Oppermann
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Blindes Misstrauen: Roman"

Ein System ist nur so lange sicher, bis es gehackt wird … „Blindes Misstrauen“ von Swantje Oppermann jetzt als eBook bei dotbooks.

2031: Handy, Kreditkarte, Führerschein braucht niemand mehr. Jeder Mensch hat ein streng geschütztes digitales Profil, das über spezielle Kontaktlinsen gesteuert wird. Ein sicheres System – bis Hacker es knacken … Als die 16-jährige Mav neue Kontaktlinsen erhält, geschieht, was eigentlich unmöglich ist: Sie wird von ihrem digitalen Leben abgeschnitten, verfolgt und bedroht. Aber was ist so besonders an diesen neuen Linsen? Nur ein Mensch kann Mav jetzt noch helfen: ihr bester Freund Ben. Sie ahnt nicht, dass sie auch ihn in eine gefährliche Jagd nach der Wahrheit hineinzieht – und in ein Spiel um Leben und Tod.

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Jugendthriller „Blindes Misstrauen“ von Swantje Oppermann für Leser ab 14 Jahren. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Diskussionen zu "Der Mitreiser und die Überfliegerin"

Format:Kindle Edition
Seiten:244
EAN:
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Rezensionen zu "Blindes Misstrauen: Roman"

  1. Gar nicht so weit von unserer Wirklichkeit entfernt

    Im Jahr 2031 denken die meisten Menschen über Themen wie die Gefahren der ständigen Vernetzung oder die Abhängigkeit von den sozialen Medien gar nicht mehr nach – zu selbstverständlich ist es, dass jeder Aspekt des Lebens vom digitalen Netzwerk gesteuert und dokumentiert wird. Buchstäblich alles läuft über dieses System: überall und jederzeit kann ich Informationen anfragen, Sachen bestellen, mich unterhalten lassen, ein Taxi rufen... Und das erfordert weder zwischenmenschliche Interaktion noch einen Computer oder ein Smartphone. Viele Menschen, wie auch die Protagonistin, tragen zum Beispiel Kontaktlinsen, die eine lückenlose Verbindung ermöglichen und Informationen direkt so einblenden, dass der User sie quasi als Untertitel des eigenen Alltags sieht. Datenschutz ist bestenfalls ein angestaubtes Konzept, das die Realität der letzten Jahrzehnte nicht überdauert hat.

    Und ohne das Netzwerk ist man nichts. Ohne den eigenen Account und den sogenannten "Safe", in dem alle persönlichen Daten gespeichert sind, kann man sich nicht mal ein Kaugummi kaufen oder telefonieren.

    Ich muss zugeben, ich würde mich nicht wundern, wenn wir noch vor dem Jahr 2031 einen technischen Stand erreichen, der die von Swantje Oppermann beschriebene Welt möglich macht. Ebenso wenig zweifele ich daran, dass ein Großteil der Menschen diese Technologie mit Begeisterung begrüßen würden, ohne ihren eigenen Umgang damit zu hinterfragen. Heute gibt es genug Leute, die sich nichts dabei denken, mit dem ganzen Internet zu teilen, dass sie gestern total besoffen waren (da freut sich der Chef) oder das Haus die nächsten zwei Wochen leersteht, weil sie in den Urlaub fahren (lieber Einbrecher, herzlich willkommen!). Und im Jahr 2031 werden genau diese Leute noch ganz andere Möglichkeiten haben, sich in Schwierigkeiten zu bringen.

    Lange Rede, kurzer Sinn: ich halte die Grundidee dieses Buches für sehr realistisch und plausibel, und gerade deswegen für sehr spannend. Das Thema wurde natürlich schon in anderen Büchern und Filmen aufgegriffen, aber die Autorin schmückt es mit interessanten Details und schafft es so, ihrer Version mehr Individualität und Originalität zu verleihen.

    Leider hatte ich so meine Schwierigkeiten mit Mav, der 16-jährigen Hauptfigur. Sie ist intelligent und das weiß sie auch, deswegen neigt sie dazu, mit den Augen zu rollen und schnippische Kommentare abzugeben, weil sie es ohnehin besser weiß als Lehrer, Polizisten, Freunde und überhaupt jeder. Zumindest kam ihr Verhalten bei mir so an!

    Natürlich, das muss ich zugeben, könnte man jetzt auch darauf hinweisen, dass Mav eben ein Teenager ist. Und natürlich, das muss ich ebenfalls zugeben, ist das ein berechtigter Einwand. Aber ich wurde einfach nicht warm mit ihr, denn oft fand ich ihr Benehmen und ihre Emotionen sehr selbstsüchtig. Manchmal machte ihr Verhalten für mich auch keinen Sinn – in einer Situation, in der 99% aller Menschen die Polizei rufen würden, wischt sie stattdessen ihre Fingerabdrücke ab und ergreift die Flucht, obwohl sie gar nichts getan hat.

    Mav ist überhaupt ein Teenager der eher rebellischen Sorte, ihr bester Freund Ben ist hingegen ein echter Musterknabe: brav, geduldig, sportlich. Er war mir zwar sympathisch, blieb für mich aber leider sehr blass. Mir fehlte einfach die spürbare Chemie zwischen den Beiden.

    Am interessantesten fand ich zwei Charaktere, die eine wichtige Rolle spielen, es dem Leser aber nicht leicht machen, herauszufinden, ob sie jetzt zur guten oder zur bösen Seite gehören. Da gibt es die ein oder andere interessante Wendung, die besonders im letzten Drittel die Spannung erhöht!

    Swantje Oppermann schreibt locker und ansprechend, weswegen ich das Buch auch trotz meiner Kritikpunkte immer noch unterhaltsam fand – und was hinter den mysteriösen Kontaktlinsen steckt, die im Zentrum dieses Buches stehen, das ist eine wirklich grandiose Idee! Allerdings fand ich die Auflösung am Ende nicht hundertprozentig logisch und schlüssig.

    Fazit:
    "Blindes Misstrauen" spielt in einer Zukunft, in der wir alle gläserne Menschen sind: immer und überall online, vernetzt, dokumentiert, kontrolliert (ob uns das jetzt bewusst ist oder nicht). Die 16-jährige Mav will eigentlich nichts weiter als ein neues Paar Kontaktlinsen, aber sie muss schnell feststellen, dass auf einmal irgendjemand hinter ihr her ist. Und es ist nicht einfach, zu flüchten, wenn man buchstäblich nichts tun kann, ohne digitale Fußabdrücke zu hinterlassen...

    Tolle Ideen, eine interessante Zukunftsvision, mehr als ein Hauch Sozialkritik – eigentlich die besten Voraussetzungen für einen spannenden Jugendthriller.

    Leider konnte mich Mav, die Hautfigur, nicht vollends überzeugen, und manches fand ich auch nicht vollkommen glaubhaft oder schlüssig – aber im Großen und Ganzen war "Blindes Misstrauen" für mich ein Buch, das man vielleicht nicht unbedingt lesen muss, aber dennoch gut lesen kann.

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Vater!

Buchseite und Rezensionen zu 'Vater!' von Anselm Maria Sellen
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Vater!"

Diskussionen zu "Der Mitreiser und die Überfliegerin"

Format:Taschenbuch
Seiten:232
EAN:9783981728187
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Rezensionen zu "Vater!"

  1. feinsinnige Stand-Up-Comedy in Schriftform

    In über 40 kurzen Episoden erzählt der Autor von seinen alltäglichen Erfahrungen mit seinen vier Kindern – Lotte, Marie, Ida und Emil.

    Wunderbar treffend und humorvoll stellt er den Spagat zwischen seinen Erziehungsmaßstäben und dem real existierenden Familienchaos dar. Und wie ein Spagat bei nicht übermäßig sportlichen Männern endet, muss man wohl niemandem erzählen.

    Besonders sein knapper, bissiger und prägnanter Erzählstil hat es mir angetan. Damit schafft er dem Leser ein Kopfkino par excellence und sorgt nahezu durchgängig für ein Schmunzeln beim Lesen, wenn es nicht von unkontrollierten Lachsalven unterbrochen wird. Zwar gibt es auch ein paar nachdenklichere Stellen, aber diese gehören zum wahren Leben einfach dazu und runden dieses Buch meiner Meinung nach noch zusätzlich ab.

    Wie ich feststellen durfte, eignet sich das Buch nicht nur zum Selberlesen, sondern bietet sich auch wunderbar zum Vorlesen an. Als ebenfalls leidgeprüfter Vater ist es ein Leichtes, auch direkt die richtige Intonation zu treffen, wie ich mehrfach merken konnte. Damit wird das Ganze sogar noch ein zusätzliches Erlebnis. Vielleicht sollte der Autor hier noch zusätzlich über ein Hörbuch nachdenken.

    Und irgendwann schaffe ich es auch einmal, die Story „Evolution“ (mein persönliches Highlight des Buches) ohne Zwerchfellattacke, die meinen Redefluß unterbricht, vorzutragen.

    Dieses Buch ist nicht nur Vätern wegen des hohen Wiedererkennungswertes zu empfehlen. Es wird auch denen gefallen, die kurzweiligen und ironisch-witzigen Lesestoff mögen, denn es ist in meinen Augen feinsinnige Stand-Up-Comedy in Schriftform.

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Das unglaubliche Leben der Jessie Jefferson

Buchseite und Rezensionen zu 'Das unglaubliche Leben der Jessie Jefferson' von Paige Toon
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das unglaubliche Leben der Jessie Jefferson"

Broschiertes Buch
Willkommen in der Welt der Stars und Sternchen! Inzwischen ist Hollywood ihr Zuhause. Jetzt tritt Jessie Jefferson selbst ins Rampenlicht und kann erste Erfolge als Sängerin mit ihrer Band feiern. Ihr Leben scheint perfekt - bis auf die Tatsache, dass sie ihre Beziehung mit dem heißen Gitarristen Jack geheim halten muss. Spielt Jack vielleicht nur mit ihr? Der Besuch ihres Exfreundes aus England lässt Zweifel in Jessie aufkommen: Ist dieses glamouröses Leben wirklich das, was sie will?

"Der bisher beste Jessie-Jefferson-Roman"
Heat

"Originell, witzig -- ein echter Page-Turner."
Closer

"Paige Toon ist superklasse!"
Daily Mirror

Diskussionen zu "Der Mitreiser und die Überfliegerin"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:304
Verlag: HarperCollins
EAN:9783959670944
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Rezensionen zu "Das unglaubliche Leben der Jessie Jefferson"

  1. Gelungener Abschluss

    Inhalt:
    Jessie ist angekommen in der Welt der Stars und Sternchen. Doch so richtig fassen kann sie es immernoch nicht. Während in England ihre alten Freunde sind findet sie in Hollywood neue, genießt den Rum mit ihrer Band und die Liebe zu Jack. Doch ist das wirklich noch die Jessie die sie sein möchte? Oder ist das Leben als Star doch nichts für sie

    Meine Meinung:
    Dies ist der dritte finale Band der Reihe und ich finde dass er einen guten Abschluss findet.

    Hier und da tauchen Längen auf, auch ist es eine Geschichte in der zwar ein bisschen was passiert, aber nichts Weltbewegendes. Würde jedenfalls manch ein Erwachsener sagen. Doch gerade für Jugendliche sind die Schritte die hier getan werden wirkliche Riesenschritte.

    Neue Figuren gibt es kaum und doch muss man aufpassen bei all den Namen die in der Geschichte rum schwirren. Die Wichtigsten habe ich mir leicht merken können, bei den Nebenfiguren war ich froh das hier und da dran erinnert wurde warum sie Teil der Geschichte sind.
    Jessie macht eine große Entwicklung durch. Vom Nobody zum Star und wieder zurück? Nicht ganz so und doch muss sie sich klar werden was sie will. Zeitweise merkt man schon beim Lesen das ihr das gar nicht so leicht fällt. Und sie ihre Probleme hat sich in der neuen Welt zurecht zu finden und in der alten bestehen zu bleiben.

    Wenn man meint sie bekäme da einige Unterstützung von jack liegt man schon ein wenig falsch. Es gibt Abschnitte da ist er nicht mehr als Beiwerk. In anderen der Freund der gut an ihrer Seite aussieht. Doch irgendwann bezog auch er Stellung und die Geschichte bekam wieder etwas mehr Substanz.

    Insgesamt muss ich sagen das es ein Abschluss ist mit dem ich leben kann. Es ist nun keine Meisterleistung, aber es passt alles, für dieses, doch überwiegend oberflächliche Thema. Ich habe von dieser Fortsetzung nicht mehr erwartet und bin gar etwas ängstlich dran gegangen. Auch weil der zweite Band schwächer war wie der erste. Doch hier wurde ich positiv überrascht. Ich denke man ist gut beraten wenn man beim ersten band der Trilogie anfängt, sonst fehlt einem einfach zu viel Vorwissen, doch dann kann man das Ende einer Trilogie lesen, das gerade bei Jugendlichen gut ankommen wird und auch mir als Erwachsene viel Spaß beim Lesen machte

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Lena liest ums Leben: Roman für Kinder

Buchseite und Rezensionen zu 'Lena liest ums Leben: Roman für Kinder' von Manfred Mai
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Lena liest ums Leben: Roman für Kinder"

Diskussionen zu "Der Mitreiser und die Überfliegerin"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:140
EAN:9783944788425
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Rezensionen zu "Lena liest ums Leben: Roman für Kinder"

  1. 5
    29. Mär 2017 

    Ein ungewöhnlicher Kampf gegen die Krankheit des Vaters

    Ein Kinderbuch, das Hoffnung gibt und Kindern, die sich mit dem Thema Krankheit von Familienangehörigen auseinandersetzen müssen, helfen kann.

    Inhalt:
    Die elfjährige Lena muss hilflos mit ansehen, wie ihr Vater krank wird, lange im Krankenhaus bleiben muss und schließlich zuhause gepflegt wird. Ein Hoffnungsschimmer zeigt sich, als Lena ein Buch findet, durch dessen Vorlesen sie ihren Vater möglicherweise retten kann. Sie darf allerdings niemandem davon erzählen, keine leichte Aufgabe, die sie ihrem Vater zuliebe jedoch gerne annimmt.

    Setting und Stil:
    Ein unvorhersehbarer Zwischenfall und schon kann das gesamte Leben auf den Kopf gestellt werden. So passiert es Lena und ihrer Familie. Ihr Vater wird krank, die Ärzte können die Krankheit nicht identifizieren und so scheint er langsam dem Ende entgegen zu vegetieren. Eine Situation, die man keinem Kind, bzw. niemandem wünschen würde. Umso wichtiger ist es, den Umgang damit darzustellen. Die schulischen Leistungen leiden, es ist nichts mehr wichtig als die Zeit mit dem Vater und das Reinsteigern in die eine rettende Idee bietet eine Lösung und die Möglichkeit, alles zu verarbeiten.
    Die Geschichte wird aus Lenas Sicht erzählt, der wir als Beobachter folgen.

    Charaktere:
    Lena ist eine ganz normale Elfjährige, die eine Extremsituation erleben muss und mit ihr umzugehen lernt. Natürlich ist nicht nur sie davon betroffen, sondern ihr gesamtes Umfeld.
    Hervorragend dargestellt wird der Vater, der immer weniger zu werden scheint.
    Die Mutter ist, da sie von dem Sinn des Vorlesens nichts erfahren darf, etwas außen vor, muss sich natürlich gleichzeitig um alles Familiäre kümmern.
    Eine starke Familie, der eine harte Zeit bevorsteht, die sie nur näher zusammenrücken lässt.

    Geschichte:
    Neben der Hauptgeschichte rund um die Erkrankung des Vaters und der Lösung, wie man sie besiegen kann, gibt es die Handlung des von Lena vorgelesenen Buches. Es geht um Franziska, Nasrin und Fabrizio, in deren Nachbarschaft der Sonderling Martin Maier eingezogen ist. Da er so ganz anders als die anderen ist, haben sich schnell Gerüchte und Vorurteile über ihn gebildet. Doch schließlich zeigt sich, dass, wenn man hinter die Fassade schaut, einen Menschen entdecken kann, der nichts mit dem verbreiteten Bild zu tun hat.
    Eine sehr tolle Geschichte, die für sich alleine schon gewirkt hätte, so aber dafür sorgt, dass man dem nächsten vorgelesenen Kapitel freudig entgegen fiebert.

    Fazit:
    Mir hat das Buch, seine Intuition und die gelungene Umsetzung sehr gut gefallen. Es gibt Hoffnung in einer schweren Situation, zeigt Lösungswege auf und bietet eigentlich zwei Bücher in einem. Trotzdem würde es mir glaube ich sehr schwer fallen, es an Kinder der Altersgruppe zu verschenken. Wäre ein Kind von der Situation betroffen, könnte die angebotene Vorleselösung vielleicht nicht der richtige Weg sein. Geht es um Kinder, deren Freunde vielleicht davon betroffen sind, so hilft es allerdings dabei, das eine oder andere seltsame Verhalten zu erklären und kann wahrscheinlich sogar für Verständnis sorgen. Da es wahrscheinlich nicht viele Bücher gibt, die sich mit diesem schweren Thema auseinander setzen, sei es jedem empfohlen, sich selbst ein Bild zu machen in wieweit es für die jungen Leserinnen und Leser geeignet sein könnte.

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Außer sich: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Außer sich: Roman' von Courtney Summers
4
4 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Außer sich: Roman"

Sie sind zu zweit, von Anfang an, die Zwillinge Alissa und Anton. In der kleinen Zweizimmerwohnung im Moskau der postsowjetischen Jahre verkrallen sie sich in die Locken des anderen, wenn die Eltern aufeinander losgehen. Später, in der westdeutschen Provinz, streunen sie durch die Flure des Asylheims, stehlen Zigaretten aus den Zimmern fremder Familien und riechen an deren Parfumflaschen. Und noch später, als Alissa schon ihr Mathematikstudium in Berlin geschmissen hat, weil es sie vom Boxtraining abhält, verschwindet Anton spurlos. Irgendwann kommt eine Postkarte aus Istanbul – ohne Text, ohne Absender. In der flirrenden, zerrissenen Stadt am Bosporus und in der eigenen Familiengeschichte macht sich Alissa auf die Suche – nach dem verschollenen Bruder, aber vor allem nach einem Gefühl von Zugehörigkeit jenseits von Vaterland, Muttersprache oder Geschlecht.


Wer sagt dir, wer du bist? Davon und von der unstillbaren Sehnsucht nach dem Leben selbst und seiner herausfordernden Grenzenlosigkeit erzählt Sasha Marianna Salzmann in ihrem Debütroman Außer sich. Intensiv, kompromisslos und im besten Sinn politisch.

Diskussionen zu "Der Mitreiser und die Überfliegerin"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:376
EAN:9783407822161
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Rezensionen zu "Außer sich: Roman"

  1. Matrijoschkaerzählung

    Handlung: Wie fast alle russlanddeutschen Aussiedler reißen sich Valja und Kostja den Hintern auf, um ihren Kindern bessere Lebensbedingungen zu verschaffen, doch alles Sichaufreiben hilft nichts, wenn man nicht integrationswillig ist oder unfähig dazu oder eine Mischung von beidem, wie es bei Kostja der Fall ist, dem Vater von Ali, der erzählenden Figur. Die Mutter kommt besser im Westen an, beißt die Zähne zusammen und fasst Fuß in ihrem Beruf als Ärztin. Endlich lässt sie sich auch von Kostja scheiden, den sie eigentlich niemals heiraten wollte und der aufgrund seiner eigenen Familiengeschichte zu einer Partnerschaft niemals fähig war.

    Kommentar; „Außer sich“ ist also die Geschichte einer russischen jüdischen Aussiedlerfamilie, den Tschepanows, die sich sich über vier Generationen erstreckt. Erzählt wird intensiv und innovativ. Das Problem ist, dass sich die Komposition Sasha M. Salzmanns als Matrijoschkaerzählung entpuppt. Jeder kennt sie, diese Püppchen aus dem slawischen Raum, die man nach Belieben zusammenstecken und auseinandernehmen kann, in jedem Püppchen ist wieder ein Püppchen.

    Zuerst begegnet dem Leser nämlich die gerade erwachsen gewordene Ali, jüngster Sproß der Familie, aufgewachsen zunächst im Asylantenheim, angefeindet als „Judensau“, zusammengeschlagen, notangepasst, die schon in ihren Kinderjahren als Dolmetscherin der Familie fungiert. Aus dem Leser nicht ersichtlichen Gründen, weiß Ali nicht, ob sie Männchen oder Weibchen ist und ringt mit ihrer Geschlechterrolle.

    Je nach Lesart ist Alis persönliche Problematik aufgesetzt und der aktuellen Genderdebatte geschuldet: damit macht man heuer Punkte, der Roman schleudert sich so von einem beliebigen Auswandererdrama in einen modernen Sog, der Vulgaritäten, Obszönitäten und Sexismen umschließt.

    Eine andere Lesart ist, die Thematik des Außer-sich-seins wäre schriftstellerisch bewusst so auf die Spitze getrieben, kulturell, national, familiär, sexuell und geschlechtsbezogen, dass es auch noch dem letzten Deppen klar wird: hier ist keine Heimat entstanden.

    Leider steht Ali nicht im Mittelpunkt des Geschehens, raumgreifend ist die Auswanderung der Familie, anderweitig schon tausendfach erzählt. Mit Ali wird das Auswanderungsschicksal der Familie nur modern unterlegt. Und das ist die Kritik. Der Leser glaubt, er bekommt eine Identitätsfindung, doch die bekommt er nicht, höchstens mittelbar, unmittelbar muss er sich mit den Gräulen des sozialistischen russischen Gesellschaftssystems auseinandersetzen. Denn unvermittelt wird die Alipuppe weggenommen, Elternpuppen, Großeltern und Urgroßelternpuppen stecken unter ihrer Schürze. Und dann wird wieder zusammengesteckt. Und wieder auseinandergenommen. Dies ist nicht direkt chronologisch wirr, nur eine assoziative Schreibweise, es ist alles nachvollziehbar, dennoch, irgendwann ist die Empathiefähigkeit des Lesers erschöpft. Nach dem xten Umschwung ist er erledigt.

    Sprachlich bietet der Roman einige Herausforderungen. Auf der einen Seite sind die Erzählbilder wild und frisch, auf der anderen Seite vulgär, ordinär oder einfach falsch. Auch künstlerische Freiheit braucht einen Rahmen, den Salzman jedoch häufig sprengt. In Laufe der Zeit werden die exaltierten Bilder anstrengend.

    Dass die Perspektive häufig von der Icherzählung unverhofft wieder in eine der Dritten Person wechselt und zurück, ist verkraftbar und zur Not als modern und zulässig anzusehen.

    Ein Glaubwürdigkeitsproblem hat die Autorin mit dem historischen Teil nicht. Was sie erzählt, hat Hand und Fuß, ist grauenhaft und in seiner lakonischen Mitteilung authentisch.

    Fazit: Es kommt ganz drauf an, wie man diesen Roman liest. Er ist modern in seiner Komposition, er ist auch frisch, aber auch langatmig und herausfordernd. Man muss wissen, auf was man sich einlässt. Dass der Roman mit seinem ersten Kapitel völlig falsche Erwartungen erweckt, schadet ihm. Die Autorin kann was, aber sie mutet dem Leser einfach zu viel auf einmal zu. 3,5 Sterne verteile ich, die ich freundlicherweise auf vier aufrunde.

    Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
    Verlag: Suhrkamp, 2017
    Auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2017

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  1. Ungewöhnlich und lesenswert

    Sasha Marianna Salzmann hat mit dem Buch „Außer sich“ eine ungewöhnliche Familiengeschichte einer sowjetischen Aussiedlerfamilie geschrieben, die, wenn man den von der Autorin gelegten Pfad folgt, Generationenroman und faszinierende Selbst-Suche in einem ist. Stilistisch merkt man dem für mich überwältigendem Romandebüt den Theaterbackground der Hausautorin des Maxim Gorki Theaters (Berlin) an, nur zögernd und bruchstückhaft angeordnete Szenen hangeln sich an Zeitsprüngen entlang zu einem zunächst zersplittertem und erst allmählich durchschaubarem Bild, dessen Fixpunkte oft historische Ereignisse anstatt klarer Zeit- und Personenangaben sind. Lange fast atemlose Sätze spinnen Gedanken und erlauben Blicke in verschiede Richtungen, ohne restlos abzuschweifen, und kommen am Ende immer auf den Punkt, so dass man nie wirklich den Faden verliert. Das Lesen fordert allerdings, und es ist wohl besser, das Buch möglichst in einem Rutsch durchzulesen.

    Zum Inhalt:
    Eine Aussiedlerfamilie, die in den 1990er Jahren in einem Wohnheim in Deutschland lebt, ist nie richtig angekommen und schon innerhalb der anderen Asylanten fremd wegen der jüdischen Wurzeln. Gewalt und Diskriminierung lassen die Zwillinge Alissa und Anton das Anderssein seit der Schulzeit deutlich spüren, doch das ist in der Familie nicht neu. Bereits Großeltern und Eltern lebten Schulter an Schulter mit der Gewalt, sei es durch Repressalien an den sowjetischen Juden oder Gewalt in der Ehe durch Alkohol und Unterdrückung. Alissa und Anton, in der alten Zweizimmerwohnung am Stadtrand von Moskau, in der drei Generationen unter einem Dach lebten, komplett aufeinander fixiert und ineinander verkrallt, wenn die Eltern aufeinander losgehen, schaffen den Sprung nach Deutschland nicht, und eines Tages verschwindet Anton spurlos. Eine Postkarte aus Istanbul weist Alissa den Weg, der zur Suche nach ihrem Bruder und nach ihrer eigenen Identität wird. Ein verwanztes Sofa in der Istanbuler Wohnung des Onkels eines Freundes dient ihr in der fremden, pulsierenden und gnadenlosen Stadt als Schutzschild gegen das Leben. Istanbul wird hier nicht als lichtdurchfluteter duftender Ort an der Grenze zwischen Orient und Okzident dargestellt, sondern als dunkles und gefährlich anmutendes Rattenloch mit seltsamen und zwielichtigen Gestalten. Alissa lässt sich bei ihrer Suche nach Anton auf die Metropole ein und lässt sich gemeinsam mit dem Leser treiben im sumpfigen Strom.

    Die suchende Alissa ist Rebellin und Zerrissene, sich Verkriechende zugleich. Sie ist nicht gut greifbar, kein Sympathieträger und für mich auch keine Person, mit der ich mich identifizieren kann und möchte. Je mehr sie von ihrer Familiengeschichte findet und aufspult, desto größer scheint ihre Unsicherheit und die Gefahr, sich zu verlieren, ihr Handeln und ihre Entscheidungen sind auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar, willkürlich und unlogisch. Aber genau darum geht es für mich bei dieser Figur: ich soll sie wertungsfrei auf ihrer Suche begleiten, deren Ende zwar die Geschichte der Familie aufzeigt, bezüglich der Identitätssuche jedoch zumindest teilweise offen bleibt.

    Die Normalität, mit der die familiäre Gewalt beschrieben wird, Schläge, Vergewaltigung als alltägliches Handeln emotionslos dargestellt werden, ist für den Leser durchaus grenzwertig und verabscheuungswürdig. Die Kinder Alissa und Anton haben von vornherein keine Chance, innerhalb dieser ständig schlagenden, alkoholisierten Familie ihren Platz zu finden, und das schmerzt beim Lesen, auch wenn mir völlig klar ist, dass die dargestellten Verhältnisse tatsächlichem familiären Leben in der postsowjetischen Ära in den Betonsiedlungen am Rand großer Städte entsprechen.
    Die Ausgrenzung der Juden in der ehemaligen Sowjetunion, ihre Verfolgung und Deportation, die in der Stalinzeit begann, nimmt als Teil der Familiengeschichte, die in Rückblicken erzählt wird, einen wichtigen Platz im Buch ein. Mäandernd aber chronologisch, lernt man die Familie beginnend bei den Urgroßeltern kennen, auch wenn man sich die Daten selbst anhand historischer Ereignisse selbst erarbeiten muss.

    Hauptaugenmerk des Romanes ist die Suche von Alissa (Ali), und so sollte man es auch zu nehmen und zu lesen wissen. Dabei spielt ihre Identität, ihre Wurzeln und auch ihre sexuelle Orientierung eine gleichwertig wichtige Rolle.
    Teils gewollt verwirrend beim Lesen und für mich am Ende dennoch ein Bild ergebend kommt die Geschichte beim Leser an, die man sich konzentriert und unvoreingenommen offen erarbeiten muss, um Gefallen am Buch zu finden.

    Die ungewöhnlich erzählte Geschichte einer Verlorenen im fremden Land, die den Leser nicht an sich heran lässt, ist für mich fesselnd und fordernd zugleich, und ich empfehle es allen, die willens sind, sich auf eine distanzierte Erzählung mit richtig guter Dramaturgie und offenem Ende einzulassen.
    Ich wünsche dem für mich sehr authentischen und eindringlichen Buch viele interessierte Leser.

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    18. Okt 2017 

    Scherbenleben...

    Sie sind zu zweit, von Anfang an, die Zwillinge Alissa und Anton. In der kleinen Zweizimmerwohnung im Moskau der postsowjetischen Jahre verkrallen sie sich in die Locken des anderen, wenn die Eltern aufeinander losgehen. Später, in der westdeutschen Provinz, streunen sie durch die Flure des Asylheims, stehlen Zigaretten aus den Zimmern fremder Familien und riechen an deren Parfumflaschen. Und noch später, als Alissa schon ihr Mathematikstudium in Berlin geschmissen hat, weil es sie vom Boxtraining abhält, verschwindet Anton spurlos. Irgendwann kommt eine Postkarte aus Istanbul – ohne Text, ohne Absender. In der flirrenden, zerrissenen Stadt am Bosporus und in der eigenen Familiengeschichte macht sich Alissa auf die Suche – nach dem verschollenen Bruder, aber vor allem nach einem Gefühl von Zugehörigkeit jenseits von Vaterland, Muttersprache oder Geschlecht. Wer sagt dir, wer du bist? Davon und von der unstillbaren Sehnsucht nach dem Leben selbst und seiner herausfordernden Grenzenlosigkeit erzählt Sasha Marianna Salzmann in ihrem Debütroman Außer sich.

    Ich habe diesen Roman, der mit fünf weiteren Büchern auf der diesjährigen Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, nun vor einigen Tagen beendet und ganz gegen meine Gewohnheit nicht sofort eine Rezension verfasst. Der Klappentext lässt nicht einmal ansatzweise erahnen, worum es in diesem Buch überhaupt geht. Gerade das aber lässt sich hier auch schlecht auf den Punkt bringen.

    Eine autobiografische Fiktion sei ihr Roman, verrät Sasha Marianna Salzmann zu ihrem Debüt. Es geht hier um vieles, wobei die Suche Alis nach ihrem Zwillingsbruder Anton tatsächlich den kleinsten Raum einnimmt. Es geht um Geschwisterliebe, Geschlechterumwandlung als radikale Selbstbestimmung, um sowjetische Familiengeschichten, Migration in jeder Hinsicht.

    "Die ganze Zeit hat sie so Zeug vor sich hin gesprochen, sie hätte uns nicht hierherbringen sollen, alles selbstverschuldet, das habe sie jetzt davon. Dann sagte sie, Migration tötet, es klang wie eine Warnung auf einer Zigarettenschachtel: Migration fügt Ihnen und den Menschen in ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu." (S. 297)

    Die Autorin selbst ist in Moskau aufgewachsen, mit zehn Jahren dann mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen als jüdischer Kontingentflüchting. Auch hat Sasha Marianna Salzmann länger in Istanbul gelebt, wo mit Hilfe eines Stipendiums dieser Roman entstand. Die Eckdaten ihrer Biografie spiegeln sich in dem Hauptcharakter Ali. Insofern war beim Lesen stets die Frage präsent, wie viel von der Autorin sonst noch in Ali und ihre Geschichte eingeflossen ist. Istanbul beispielsweise nennt Sasha Marianna Salzmann selbst einen 'Sehnsuchtsort', "...weil ich in Istanbul in mir war, nicht außer mir, das passiert mir sehr selten."

    "Sie war sich nicht sicher, wem sie schon welche Geschichte erzählt hatte, sie war sich ihrer eigenen Geschichte nicht mehr sicher, was sie eigentlich tat in einer Stadt außerhalb der Zeit, suchte sie wirklich ihren Bruder oder wollte sie einfach nur verschwinden. Sie zitterte." (S. 123)

    Ali wirkt wie getrieben. Sie ist auf der Suche. Doch weniger tatsächlich nach ihrem Zwillingsbruder, wie der Leser bald bemerkt. Vielmehr nach - ja, nach was? Vielleicht am ehesten nach sich selbst, nach ihrem Platz in der Welt, nach ihren Wurzeln. Ali ist immerzu unterwegs, nirgends wirklich zu Hause, nichts steht fest, selbst und gerade das Ich scheint zu bröckeln. Istanbul ist schließlich die Stadt, in der Ali erstmals einen Ort erfährt, der sich annähernd wie Zuhause anfühlt. Aber auch dort treibt eine innere Unruhe sie immer weiter, an immer neue Orte.

    "Ich bin nicht wie du, ich bin kein Tier, das vor sich hin grast und alles hinnimmt, wie es kommt. Ich will nichts von diesem Leben, in dem es alles gibt, aber niemand etwas will. Ich will nichts von diesem Schnickschnack, den ihr für die Erfüllung eures Lebens haltet, weil ihr sonst nichts habt, woran ihr glauben könnt." (S. 118)

    Doch Ali sucht nicht nur im Hier und Jetzt. Sie sammelt auch Bruchstücke der Vergangenheit auf. Ausführlich schildert die Autorin hier die Geschichten der vorherigen Generationen, die alle die Themen Migration, Verlust von Lebensträumen, Zugehörigkeit, Alkohol, Gewalt und grenzenlose innere Einsamkeit vereinen. Aufbrüche, Umzüge, Zerwürfnisse zwischen Moskau, Berlin und Istanbul, Haltlosigkeit und Bodenlosigkeit prägen die Biografien, brüchige Wurzeln. Ali betrachtet diese Scherben, kann sie jedoch nicht zu einem Ganzen fügen, aus dem losen Flickenteppich der Erinnerungen entsteht keine Wahrheit.

    "Sie sprach in mehreren Sprachen gleichzeitig, mischte sie je nach Farbe und Geschmack der Erinnerung zu Sätzen zusammen, die etwas anderes erzählten als ihren Inhalt, es klang, als wäre ihre Sprache ein amorphes Gemisch aus all dem, was sie war und was niemals nur in einer Version der Geschichte, in einer Sprache Platz gefunden hätte." (S. 258)

    Die Gestaltung des Romans entspricht der Getriebenheit Alis. Hier wird alles andere als linear erzählt, und jeder Figur lässt die Autorin dieselbe Sorgfalt zukommen, so dass Alis Suche oftmals aus dem Fokus gerät. Der Ausgestaltung der Szenen ist die Nähe Salzmanns zum Theater anzumerken; sie sind geprägt durch eine dramaturgische Kraft sowie durch einen ungeheuren Reichtum der Bilder. Eine kraftvolle Sprache, getragen von Bildern und Dialogen, zieht sich durch den Roman.

    "Mustafa schaute sie an. Er hatte sehr müde Augen, eine sehr müde Haut, sie bildete tränenförmige Ausstülpungen, die langsam von den Wangenknochen nach unten zogen, in Zeitlupe tropfte seine Haut von seinem Gesicht. Große, runde Sogpupillen, die ohne jeden Ausdruck auf Ali ruhten." (S . 32)

    All dies zählt durchaus zu den positiven Seiten des Buches, und es ist für mich nachvollziehbar, dass dieser Debüt-Roman auf der Shorlist des Deutschen Buchpreises gelandet ist. Der Roman beschäftigt den Leser auch über die eigentliche Lektüre hinaus, was ich ebenfalls zu den Stärken zählen würde. Aber - und hier kommt ein großes Aber - da ist noch der Punkt, wie es mir persönlich beim Lesen erging.

    Für mich war diese Lektüre ein großer, persönlicher Kampf. Seite um Seite musste ich diesem Roman abringen, nach ein paar Abschnitten hatte ich dann wieder genug und legte das Buch wieder weg. Selten habe ich mich einmal so schwer getan mit einem Roman. Das lag zum einen an den sperrigen Charakteren, die einfach keine Nähe zuließen, zum anderen aber eben auch an der Sprunghaftigkeit der Erzählung, an dem Nicht-Linearen, der Düsternis, der sich durchziehenden Melancholie. Ich hatte immer das Gefühl, Menschen beim Vor-Sich-Hin-Vegetieren zuzuschauen - hinter jeder Kulisse kam Abfall, Niederträchtigkeit und Einsamkeit zum Vorschein.

    "Ich hätte ihn nicht geheiratet, wenn ich nicht schwanger geworden wäre. Ich hätte ihn verlassen gleich nach dem ersten Streit, gleich nach dem ersten Schlag, als ich sein aufgedunsenes, rotes Gesicht zum ersten Mal sah. Versteh mich nicht falsch, ich bereue es nicht, das heißt, ich bereue es nicht, euch gekriegt zu haben, aber Kinder muss man schnell kriegen, bevor man Zeit hat, sich kennenzulernen und dann enttäuscht zu sein, sonst würde niemand Kinder kriegen... (S. 258)

    Auch wenn zu spüren ist, mit wieviel Engagement und Herzblut die Autorin ihr Erstlingswerk geschrieben hat, wie viel Persönliches auch wohl dort eingeflossen ist, kann ich in der Summe einfach nicht mehr Sterne vergeben, was mir sehr leid tut. Aber neben der Faszination hinsichtlich der Gestaltung des Romans, seiner Bildhaftigkeit und der existentiellen Fragen, die hier gestellt werden, gibt es eben das persönliche Gefühl eines Zuviels und einer phasenweise Unerträglichkeit. Niemand bedauert das mehr als ich.

    Dennoch fand ich es spannend, diesen Roman im Rahmen einer Leserunde zu lesen und dabei zu erkennen, wie unterschiedlich er aufgenommen wurde. In jedem Fall war die Lektüre eine bereichernde Erfahrung.

    © Parden

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  1. Vergiss dich, nimm dich nicht so wichtig, lös dich auf...

    Die Geschichte erstreckt sich nicht nur über Generationen, Religions- und Ländergrenzen, sondern reizt auch aus, wie unfassbar zerbrechlich und zugleich fließend die Identität eines Menschen sein kann.

    »Hier schreibt jemand, der etwas zu erzählen hat« sagt DIE WELT, und dem würde ich vorbehaltlos zustimmen. Sasha Marianna Salzmann weiß, wovon sie spricht, und sie spricht in einem so innovativen wie kompromisslosen Stil, der mal poetisch klingt – und mal so, als habe sie ihre Lebenswut aufs Papier gekotzt.

    Zitat:
    "Außerhalb ihres Kopfes verlief die Zeit schneller, es bewegten sich Dinge in Blitzgeschwindigkeit, Schuhe, die wie Schlangen um sich schnappten, Ottern und riesige Insekten, die sie ansprangen, sie schrie auf und hatte das Gefühl, geschrumpft und in ein Bild gesteckt worden zu sein, das bei McDonald's an der Wand hing. Alles war Dschungel, alles war Farben, alles machte ihr Angst, und sie wusste nicht, ob sie auf dem Boden lag oder in ein Loch gefallen war."

    Aber dieses 'etwas', das sie zu erzählen hat, blieb für mich über weite Strecken nicht greifbar, ihre Charaktere interessant, aber seltsam blutleer. Auch die Wucht des Schreibstils blieb oft auf dem Papier kleben.

    Wenn der schnelle Wechsel von Schauplätzen und Perspektiven den Leser irritiert und verwirrt, so ist dies von der Autorin jedoch durchaus erwünscht. Sie wolle dem Leser eine Ahnung verschaffen, sagte sie in einem Interview, wie es sich anfühlt, wenn "die Drehscheibe zu schnell ist".

    Und die Drehscheibe ist rasend schnell für die Menschen, die sie in ihrem Roman beschreibt. Anton und Ali sind die Kinder von Heimatlosen, haben die Rastlosigkeit im Blut, begegnen auf ihrer Suche nach dem eigenen Ich nur mehr anderen Suchenden, aber keinen Angekommenen. Besonders Ali ist grenzenlos haltlos, ohne Anton hat sie das Gefühl, auch sich selbst verloren zu haben. Aber ist sie überhaupt eine Sie? Sexualität und Gender werden durch Antons Verschwinden erschüttert: es bleibt unklar, ob Ali transgender ist oder den Verlust des Bruders kompensieren will, indem sie/er seine Identität übernimmt. Letztlich bleibt sogar offen, ob es Anton je gab, oder ob er von Anfang an eine Abspaltung des genderqueeren Teils von Ali war.

    Zitat:
    »Ich reihe meine Vielleichts aneinander, Kügelchen für Kügelchen, ungeschliffene Murmeln, die keine vorzeigbare Kette ergeben.«

    Möglicherweise ist das schon die Erklärung, warum es mir so schwerfiel, für die Charaktere mehr als vages Interesse zu empfinden: sie sind unfassbar, im wahrsten Sinne des Wortes, weil sie keine klar umgrenzte Identität haben, und damit wird der interessanteste Aspekt des Buches zugleich zu seiner größten Schwäche.

    Ganz nebenher erzählt die Autorin die Lebensgeschichte der entwurzelten russisch-jüdischen Familie Tschepanow über vier Generationen – was an sich gar nicht auf 366 Seiten passen sollte, es aber tut, weil alles fragmentarisch bleibt.

    Auch hier wieder: interessant, aber.

    Es erklärt Ali, und es erklärt Ali nicht, weil der Leser die Familiengeschichte sieht wie in einem zerbrochenen Spiegel. Mir erschwerte das Fragmentarische die emotionale Investition, die die Geschichte in meinen Augen fordert – auch wenn es wunderbar Alis Identitätskrise widerspiegelt und verdeutlicht, was für ein trügerisches Konstrukt die menschliche Erinnerung ist.

    Zitat:
    »Mein Name fängt mit dem erste Buchstaben des Alphabets an und ist ein Schrei, ein Stocken, ein Fallen, ein Versprechen auf ein B und C, die es nicht geben kann in der Kausalitätslosigkeit der Geschichte.«

    Möglicherweise muss man sich als Leser von der Vorstellung verabschieden, das Buch müsse einem seinen Sinn offenbaren und Alis Reise in vollkommener Selbsterkenntnis enden. Es spricht wichtige, interessante Themen an. Die Sprache an sich ist es wert, gelesen zu werden, die Geschichte an sich ist es wert, gelesen zu werden.

    Für mich scheiterte es – oder ich? – jedoch an der Umsetzung, die Drehscheibe drehte sich zu schnell. Ich spürte, dass sich hinter dem, was ich las, etwas Großes verbarg, bekam es im Schwindel der Erzählung jedoch nicht zu fassen.

    Fazit:
    "Außer sich" ist vieles: eine epische Familiengeschichte, ein rasant erzählter, mutiger Roman mit einer Unzahl von Themen: Migration, Integration, Fremdenhass, Genderidentität, Inzest und immer wieder Selbstfindung, Selbstverlust... Es passiert unglaublich viel, und es fühlt sich an, als würde alles gleichzeitig passieren, der Schreibstil ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Wucht. Einfach ist das nicht – kein Buch zum nebenher Konsumieren.

    Was meine abschließende Bewertung betrifft, bin ich so zwiegespalten wie die Hauptfigur des Buches bezüglich ihrer Identität: letztendlich bleibt es ein Buch, dessen Ehrgeiz, Mut und sprachliche Innovation ich anerkenne, das mich jedoch dennoch nicht vollends überzeugen konnte.

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  1. Spannend und fesseld das Ende kam jedoch zu früh

    Inhalt:
    Romy schützt sich mit Nagellack und Lippenstift vor ihren Mitschülern und auch den Erwachsenen ihres Ortes die ihr nicht glauben und sie verachten, weil sie behauptet hat vom Sohn des Sherriffs vergewaltigt worden zu sein. Auch nach dem Verschwinden, ihrer damaligen Freundin Penny, hört die Verachtung nicht auf und wird eher noch schlimmer.

    Meine Meinung:
    Ausser sich beginnt mit der Erinnerung an die Vergewaltigung und geht dann direkt mit zwei Wochen vor dem Verschwinden von Penny weiter. Ein Umschwung den ich erstmal realisieren musste und sehr hart war.

    Das Buch ist in mehrere Bereiche unterteilt. Das Jetzt, zwei Wochen zuvor und auch Danach. Dabei geht es nicht um die Zeiten vor und nach der Vergewaltigung, wie ich zunächst dachte. Sondern um die Zeitabschnitte vor und nach der Party. Vieles bleibt im verborgenen, ein paar Dinge werden erst mit der Zeit erzählt. Stellenweise hatte ich viele Fragezeichen beim Lesen und doch war ich gefesselt von dieser Geschichte, die so ganz anders war wie erwartet und doch recht gut.

    Erzählt wird aus Sicht von Romy und sie wirkt etwas gespalten, das macht sich mit der Zeit bemerkbar und auch das Warum wird recht schnell klar. Doch Ihre Rüstung aus Schminke hilft ihr auf Dauer nicht und ihr Schweigen gegenüber neu kennen gelernte Personen verkompliziert einiges mehr als das es nützt. Ich habe Romy nicht immer verstanden und sie blieb distanziert, aber verstehen konnte ich ihre Reaktionen die meiste Zeit schon.
    Andere Figuren gibt es viele. Angefangen bei ihrer Mutter und deren Freund, die ganz herzlich sind und zu ihr stehen egal was kommt. Weiter mit Schulkameraden die ihr das Leben zur Hölle machen und Erwachsenen die nicht besser sind. Es aber eigentlich besser wissen sollten. Da habe ich nicht jeden verstanden, aber das ist vielleicht in manchen Dörfern so. Wer etwas gegen die Angesehenen sagt ist nichts mehr Wert. Traurig das es, bis auf die Mutter und deren Freund, niemanden gibt von den Erwachsenen, der wirklich hilft. Von Jugendlichen hätte ich so ein Verhalten vielleicht noch erwartet, doch Erwachsene sollten reifer sein.

    Das Ende der Geschichte kam für mich zu früh. Sicher gibt es beantwortete Fragen und doch fehlt mir da noch etwas, denn die eigentliche Geschichte von Roma beginnt ja nicht mit der Party sondern mit der Vergewaltigung davor und die Sache wirkt für mich nicht wirklich abgeschlossen. Schade, denn so bleibt ein fader Beigeschmack und der Eindruck das viele ein Recht hatten Romy so zu behandeln.

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All die schönen Dinge

Buchseite und Rezensionen zu 'All die schönen Dinge' von Ruth Olshan
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "All die schönen Dinge"

Tammie hat eine Vorliebe für Pistazieneis. Und für Sprüche. Genauer gesagt: für Sprüche, die auf Grabsteinen stehen. Ein etwas ungewöhnliches Hobby für eine 16-Jährige. Weniger ungewöhnlich wird es, wenn man weiß, dass Tammie ein Aneurysma im Kopf hat. Es hat sich dort inmitten ihrer Synapsen bequem gemacht und kann jeden Moment explodieren. Oder eben nicht. Das ist die entscheidende Frage und um die kreist ziemlich viel in Tammies Leben. Erst als Tammie eines Tages auf dem Friedhof einen Jungen kennenlernt, der an Grabsteinen rüttelt, ändert sich von Grund auf alles für sie. "All die schönen Dinge" von Ruth Olshan ist die ideale Lektüre für alle, die John Green & Co lieben.

Diskussionen zu "Der Mitreiser und die Überfliegerin"

Lesern von "All die schönen Dinge" gefiel auch

Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:287
EAN:
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Rezensionen zu "All die schönen Dinge"

  1. Hm...

    Fakten
    Autor: Ruth Olshan
    Verlag: Oetinger
    Erscheinungsdatum: 22.02.2016
    Genre: Jugendbuch
    Seiten: 288
     
    Inhalt
    Tammie hat ein Aneurysma. Und deshalb dreht sich natürlich alles um ihre Krankheit - das Familienleben, ihre Gedanken, ihre Zukunftspläne, ihre Hobbies… Doch als sie auf dem Friedhof Fynn kennenlernt ändert sich plötzlich alles
     
    Gestaltung
    Obwohl ich ein völliger Cover-Liebhaber bin, habe ich dieses Buch nicht aufgrund des Covers, sondern der Thematik ausgewählt. Soll heißen mir gefällt das Cover nicht :D Die Farben sind nicht mein Ding, die angeklebten Zettel finden sich in der Geschichte leider nicht wieder, einzig das Pistazieneis spielt eine Rolle. Für mich auf jeden Fall kein Lieblingscover.
     
    Sprache
    Ich finde den Schreibstil schön - humorvoll und doch voller Tiefe. Man taucht in Tammies Gedanken ein und begleitet sie auf einer wichtige Reise durchs Leben. Leider gibt es allerdings immer wieder Lücken in der Geschichte, die mich dann irgendwann genervt haben. Die Freundin übernachtet bei Tammie, am nächsten morgen geht Tammie ins Bad und verlässt danach das Haus. Und was ist mit der Freundin? Fynns Mutter bringt Tammie nach Hause. Fynn begleitet sie rein… und übernachtet bei ihr - und was ist mit der Mutter?? Tammie geht nur ein einziges Mal morgens zur Schule… und nachdem man einmal über den Friedhof gelaufen ist wird es auch schon wieder abends… Es geht mehrfach um Verhütung, doch als es dann soweit ist, ist davon keine Rede mehr (bedenklich bei einem Jugendbuch, wie ich finde…) Das sind vielleicht Kleinigkeiten, stören aber für mich absolut den Lesefluss.
     
    Charaktere
    Tammie ist ein starkes Mädchen. Sie geht mit ihrer Krankheit mit viel Humor um und lässt sich das Leben nicht verderben. Trotzdem schränkt die Krankheit sie natürlich auch stark ein. Und genau diese Schranken sprengt sie im Buch weg. Auf der einen Seite ist das schön, denn sie soll ihr Leben ja genießen, auch wenn es eventuell kurz sein wird, aber gleichzeitg wird sie in meinen Augen dadurch auch sehr leichtsinnig. Das Aneurysma könnte bei einem Orgasmus platzen? Egal, ich schlafe trotzdem mit meinem Freund (den ich übrigens gerade einmal ein paar Tage kenne, aber schon weiß es ist die große Liebe…) und probiere es einfach aus.
    Außerdem stellen die Eltern in diesem Buch nie Fragen, wo ihre Kinder hingehen oder wo sie herkommen, wer ihr Freund ist oder was sie so machen. Und sie lassen sie auch einfach Sex miteinander haben, obwohl die Tochter dabei möglicherweise sterben könnten (denn sie hat ja ein Recht darauf….). Dafür dass die Eltern am Anfang des Buches überfürsorglich erscheinen, kümmern sie sich im Laufe der Geschichte reichlich wenig um Tammie.
    Fynn ist wirklich ein außergewöhnlich liebevoller Junge und tut Tammie natürlich gut. Er ist so süß und einfühlsam, emotional und trotzdem stark, also der perfekte erste Freund - etwas zu perfekt ;)
     
    Fazit
    Ein nettes Buch, bei dem die Thematik für mich etwas unterging. Trotzdem gab es emotionale Stellen und eine süße Liebesgeschichte. Für mich aber zu viele Stolpersteine in der Geschichte.

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All die verdammt perfekten Tage: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'All die verdammt perfekten Tage: Roman' von Jennifer Niven
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "All die verdammt perfekten Tage: Roman"

Ein Mädchen lernt zu leben - von einem Jungen, der sterben will


Ist heute ein guter Tag zum Sterben?, fragt sich Finch, sechs Stockwerke über dem Abgrund auf einem Glockenturm, als er plötzlich bemerkt, dass er nicht allein ist. Neben ihm steht Violet, die offenbar über dasselbe nachdenkt wie er. Von da an beginnt für die beiden eine Reise, auf der sie wunderschöne wie traurige Dinge erleben und großartige sowie kleine Augenblicke – das Leben eben. So passiert es auch, dass Finch bei Violet er selbst sein kann – ein verwegener, witziger und lebenslustiger Typ, nicht der Freak, für den alle ihn halten. Und es ist Finch, der Violet dazu bringt, jeden einzelnen Moment zu genießen. Aber während Violet anfängt, das Leben wieder für sich zu entdecken, beginnt Finchs Welt allmählich zu schwinden…


Diskussionen zu "Der Mitreiser und die Überfliegerin"

Format:Kindle Edition
Seiten:401
Verlag: Limes Verlag
EAN:
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Rezensionen zu "All die verdammt perfekten Tage: Roman"

  1. Ein Buch über das Leben, aber auch über den Tod

    Inhalt:
    Finch macht sich viel Gedanken über Selbstmord und landet so auch auf dem Dach seiner Schule. Dort bemerkt er Violet, ein Mädchen aus seinem Jahrgang. Sie hat ihre Schwester durch einen Unfall verloren und hat die Lust am Leben verloren.
    Finch schafft es Violet vom Dach zu holen und es beginnt eine Zeit in denen beide zusammen durchs Leben gehen. Finch bringt Violet den Spaß am Leben zurück, doch schafft er das bei sich nicht...

    Meine Meinung:
    All die verdammt perfekten Tage ist ein Buch über das Leben, aber auch über den Tod, denn es geht um Selbstmord.

    Ein sehr heikles Thema, was noch oft ein Tabuthema ist. Jennifer Niven bringt eine Geschichte zu Papier, die Nahe geht und auch fesselt und doch fehlte mir das letzte Bischen um es zu einem perfekten Buch zu machen.

    Es ist eine Hommage an das Leben aus Sicht von Finch und Violet geschrieben. Sie wechseln sich in den Kapiteln ab. Während mir die Kapitel von Violet direkt lagen, hatte ich zu Beginn mit dem etwas verrückten Finch leichte Probleme. Diese gaben sich jedoch mit der Zeit.
    Auch fand ich den Anfang etwas hakelig. Es war die Vorgeschichte und auch Gedanken von Finch die auf die kommenden Ereignisse einstimmen sollte, das wirkte etwas langatmig. So etwa die ersten 50 Seiten waren etwas öde, doch dann als es an die Wanderung der beiden geht wird es wesentlich besser.

    Man erlebt beide Figuren mit allem drum und dran und das ist gut so. Es bringt einem beide sehr Nahe, auch wenn mir ein wenig das Gefühl fehlte.
    Finch gilt als Freak ist der Außenseiter der Schule und hat es auch Zuhause nicht leicht. Er hat mein vollstes Mitgefühl und auch Bewunderung, denn er schafft es immer wieder Stärke zu zeigen und Violet eine Stütze zu sein. Ein starker junger Mann, dem das Leben schon übel mitgespielt hat und der seiner Umgebung nie den richtigen Finch zeigt, den darf nur Violet sehen.
    Violet hat ein hartes knappes Jahr hinter sich. Sie hat ihre Schwester durch einen Unfall verloren und vermisst sie sehr. Um sie herum geht das Leben weiter aber dafür ist sie noch nicht soweit bis zu Finch und dem Schulprojekt. Sie wirkt kratzbürstig und egoistisch, aber auch sehr traurig. Sie lebt im Laufe der Geschichte auf, dank Finch.

    Am Ende gehe ich gut unterhalten und sehr zufrieden aus der Geschichte raus. Als ich einmal in der Geschichte drin war passte fast alles.
    Schön finde ich das am Ende Adressen und Telefonnummern stehen wo man sich Hilfe holen kann, wenn man selber an Selbstmord denkt. Ich denke man sollte viel öfter Geschichten zum Thema lesen können, damit vielleicht so dem ein oder anderen geholfen wird. Manchmal ist man jedoch denke ich einfach machtlos.

    Ich denke auch wenn das Buch keine Altersangabe hat und für mich wie ein Erwachsenenbuch wirkt, kann man es gut auch Teenies ab 14 Jahren lesen lassen. Denn gerade da es um Geschwister, Eltern, Schule geht ist es auch passend für Jugendliche.

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  1. tragisch und brührt das Herz

    „All die verdammt perfekten Tage“ von Jennifer Niven eine etwas andere Liebesgeschichte.

    Auf dem Glockenturm möchte sich Finch eigentlich das Leben nehmen. Die aufgeregte Menge unter ihm deutet aber nicht auf ihn. Da bemerkt er Violet neben sich. Die möchte offenbar das gleiche wie er. Von dem Tag an verbindet die beiden etwas und eine Reise beginnt.

    Finch ist selbstmordgefährdet. Er lebt zusammen mit seiner Mutter und seinen beiden Schwestern. Sein Vater hat eine neue Familie. Einen richtigen Familienzusammenhalt kennt er nicht. Er ist scheinbar auch noch anderes erkrankt. Er nennt es den „Schlaf“ und läuft davor weg. Finch ist in der Schule einfach nur der „Freak“.

    Violet hat einen Autounfall überlebt. Dabei ist allerdings ihre ältere Schwester gestorben. Seitdem hängt sie in einem tiefen Loch und lebt nicht mehr ihr Leben. Nichts macht ihr mehr Spaß, sie wendet sich von ihren Freunden ab. Sie gehörte früher zu den Beliebten.

    Die Protagonisten sind sehr bewegende Charaktere. Jeder hat sein Paket zu tragen und sie sind sehr vielschichtig. Auch die anderen Charaktere passen gut in die gesamte Konstellation hinein. Wobei sie hier eher Beiwerk sind. Dennoch kann man den ein oder anderen ins Herz schließen.

    Die Geschichte spielt in Bartlett, Indiana (USA). Beide gehen dort zur Schule, treffen aber normal nicht oft aufeinander. Finch überrumpelt Violet und so müssen sie zusammen ein Schulprojekt machen. Sie müssen mehrere Sehenswürdigkeiten in ihrer Umgebung erkunden und sie später präsentieren.

    Erzählt wird die Geschichte mal aus Vios und mal aus Finch Sicht. Dabei zählt Vio die Tage bis zum Schulabschluss und Finch, die die er wach ist. So bekommt ein einen guten Einblick in das Leben der beiden, wie sie fühlen und wie sie ticken.
    Man könnte jetzt meinen das es eine romantische Liebesgeschichte vor einer idyllischen Kulisse wird. Er rettet sie und sie rettet ihn, ….

    Ganz so wird es nicht. Man wird mit dem Leid konfrontiert einen geliebten Menschen und die Lust am Leben verloren zu haben. Aber auch damit, wie man sich das Leben nehmen kann, teilweise sehr nüchtern mit Zahlen und Fakten.
    Die Liebesgeschichte steht nicht im Fokus. Sondern eher der Kampf wieder zurück ins Leben zu finden. Da Leben wieder lebenswert finden. Die Liebe zwischen den beiden ist da eher ein Mittel.

    Die Geschichte ist mitreisend. Man muss weinen und lachen mit den beiden. Fragt sich was als nächstes passiert und hofft, dass es gut ausgeht.

    Das Cover zeigt einen Mond, in dem der Titel ist, ein Mädchen sitzt und ein Junger auf einer Leiter reinklettert. Es ist in Weiß und Blau gehalten und ein Teil des Titels ist rot. Ich finde es passt gut zur Geschichte.

    Auf etwas tragisches wie „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green habe ich gewartet. Denn ab und an brauche ich sowas mal. Tragisch ist es hier auf jeden Fall. Doch mag ich die beiden Bücher nicht vergleichen.
    In dem hier geht es nicht nur einfach um eine tragische Liebe mit einem schweren Schicksalsschlag. Hier wird auf eine besondere Art und Weise das Thema Selbstmord behandelt. Es wirkt nicht aufdringlich und dennoch zeigt es einige Facetten davon auf.
    Ich habe die Protas sehr lieb gewonnen und mich hat ihre Geschichte tief bewegt.

    Es gibt 5 von 5 Wölfen!

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Lua und die Zaubermurmel

Buchseite und Rezensionen zu 'Lua und die Zaubermurmel' von Alexandra Helmig

Inhaltsangabe zu "Lua und die Zaubermurmel"

Diskussionen zu "Der Mitreiser und die Überfliegerin"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:220
Verlag: mixtvision
EAN:9783944572109
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Hass gefällt mir: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Hass gefällt mir: Roman' von Johanna Nilsson
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Hass gefällt mir: Roman"

Diskussionen zu "Der Mitreiser und die Überfliegerin"

Format:Taschenbuch
Seiten:169
EAN:9783407820990
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Rezensionen zu "Hass gefällt mir: Roman"

  1. Wer anderen eine Grube gräbt

    Inhalt:
    Jonna und Gloria sind beste Freundinnen. Beide sind nicht übermäßig beliebt an der Schule, doch daran haben sie sich gewöhnt. Sie halten zusammen wie Pech und Schwefel bis auf einer Party etwas geschieht, das Gloria vollkommen aus der Bahn wirft und Jonna wütend werden lässt...

    Meine Meinung:
    Hass gefällt mir ist wieder ein Buch in dem es um Mobbing geht und doch empfand ich es als anders.

    Zunächst muss ich allerdings sagen das ich mit dem etwas abgehackten Schreibstil meine Probleme hatte. Kurze Sätze und auch winzige Abschnitte lassen keinen wirklichen Lesefluss zu. Man musste sich immer wieder neu auf die Geschichte einstellen und auch wenn man es meist an den halbleeren Seiten erkannte, gab es auch Seiten wo das nicht so war und ich ein paar Mal lesen musste bis ich wieder drin war.

    Der Plot in dem es um Mobbing geht ist in sofern anders das zunächst aus Sicht von Jonna erzählt wurde. Erst später kommen Robin und auch Gloria zu Wort. Man begleitet alle drei Protagonisten eine Zeit lang und lernt sie so recht gut kennen und bekommt ein Gefühl dafür was sie empfinden. Das empfand ich als sehr positiv, auch das es hier nicht nur ein Mobbingopfer gibt fand ich gut. Die Autorin zeigt die Negativ-Spirale auf, wenn man sich verkehrt wehrt, denn das geht durchaus.
    Es ist also ein Buch über Mobbing, das ich so ganz anders empfinde als alle anderen Bücher die ich bisher mit dem Thema gelesen habe.

    Am Ende bin ich nicht ganz zufrieden. Es war ein Ende das ich mir ausführlicher gewünscht hätte. Es wirkt so ein wenig als ob jemand keine Lust mehr gehabt hätte zu schreiben, oder einfach die Worte ausgegangen sind.

    Ein wirklich guter Ansatz und eine gute Geschichte wurde mir dadurch ein wenig verleidet. Doch trotzdem finde ich sie gerade für Jugendliche lesenswert um aufzuzeigen was passieren kann, wenn sie mobben oder auch unüberlegt Bilder verschicken und andere Dinge tun.

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