Der Klang des Herzens

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Klang des Herzens' von Jojo Moyes

Inhaltsangabe zu "Der Klang des Herzens"

Die Konzertgeigerin Isabel Delancey hat ihr erfülltes Leben immer für selbstverständlich genommen. Doch als ihr Mann plötzlich stirbt und sie mit einem Schuldenberg zurücklässt, sind sie und ihre beiden Kinder gezwungen, ihr komfortables Haus in London zu verkaufen und aufs Land zu ziehen. Das Anwesen, das Isabel überraschend von einem Großonkel geerbt hat, ist eine Ruine und schnell sind auch ihre letzten Ersparnisse aufgebraucht. In ihrer Verzweiflung nimmt Isabel gern die Hilfe ihres Nachbarn Matt an, ohne zu ahnen, dass dieser seine ganz eigenen Interessen verfolgt. Während um sie herum alles zusammenzubrechen droht, muss Isabel lernen, dem Klang ihres Herzens wieder zu vertrauen. Denn man kann sich gegen das Glück entscheiden. Oder dafür.

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:480
EAN:9783499267925
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Idaho

Buchseite und Rezensionen zu 'Idaho' von Emily Ruskovich
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Idaho"

Format:Taschenbuch
Seiten:320
Verlag: Vintage
EAN:9780099593959
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Rezensionen zu "Idaho"

  1. Erinnerungen bewahren

    Der Roman „Idaho“ polarisiert, man schwankt zwischen der Beurteilung des Textes als absolut geniale Darlegung von Veränderungen und ihren Auslösern und einem sich verzettelnden, unausgereiften und enttäuschend unfertigen Buch. Es kommt auf den Blickwinkel an, und wer es schafft, sich vom irreleitenden Klappentext zu lösen, der entscheidet sich vielleicht wie ich für ersteres, nämlich ein geniales Debüt, das um Kreuzwege im Leben kreist, mit Erinnerungen spielt und dem Leser Ursachen und Auswirkungen auf ungewöhnliche und sehr persönliche Weise erschließt.
    Genau das war für mich der Knackpunkt beim Lesen, und glücklicherweise hatte ich es schnell geschafft, den Klappentext auszublenden und das Buch als das zu sehen, was es ist, ohne die Erwartung, einen Thriller zu lesen.

    Der Roman dreht sich um das Leben von Wade, seinen Frauen und seiner Familie, um das Verwischen seiner Erinnerungen infolge von Demenz und um die fremde Sichtweise auf Ereignisse, die sein Leben und das seines Umfeldes gravierend verändern. Man blickt durch die Augen von Ann, der zweiten Frau von Wade, auf Ereignisse, die Ann selbst nie erlebte, sondern die sie sich aus anderen Quellen zusammenreimt. Anfangs liest sich das alles sehr verwirrend, was für mich gewollt und großartig gemacht erscheint. Man bekommt beim Lesen einen glaubhaften Eindruck von der Hilflosigkeit, mit der Ann versucht, die schwindenden Erinnerungen ihres Liebsten festzuhalten. Allerdings nimmt die Autorin den Leser dabei nicht an der Hand, sondern lässt ihn selbst voran stolpern, schafft unglaubliche Spannung und große Verwirrung durch die Andeutung kleiner Lichtblitze auf Ereignisse. Dabei ist sehr schnell unterschwellig spürbar, dass es keine Aufklärung im Hinblick auf den Wahrheitsgehalt geben wird, denn das ist eben nicht Thema des Romans.
    Ein zweiter Handlungsstrang begleitet Jenny, Wades erste Frau, und ihre Zellengenossin Elisabeth in der Haftanstalt. Jenny war schuldig gesprochen worden, ihre und Wades kleine Tochter May ermordet zu haben, wozu sie sich zuvor bekannt hatte. Jenny ist nach jahrelanger Haft körperlich und geistig völlig am Ende. Extrem beklemmend, mit psychologisch wohlplazierten Geschossen, ohne Rückzugsort für den Leser ist die Passage anfangs erzählt, wie sich die beiden Frauen nach Jennys fünfjährigen Einzelhaft und nach Elisabeths Terror an ihrer letzten Zellengenossin annähern und beginnen, aufeinander aufzupassen.

    Rückblickend wird das Leben von Jenny und Wade, das die beiden vor dem alles verändernden Tod der kleinen May führten, beleuchtet, und man ist durch den Klappentext leider ein bisschen darauf fokussiert zu hoffen, dass es Aufklärung zum Tathergang selbst gibt. Doch genau das ist nebensächlich, denn der Tod von May wird neben anderen Ereignissen als Auslöser für tiefgreifende Veränderungen betrachtet und von der Autorin auch so behandelt. Es ist nur einer von vielen Auslösern, die Wendepunkte sind, und wer bereit ist, das so zu akzeptieren, kann ein wirklich tiefgreifendes und beeindruckendes Buch über Gedächtnisverlust, der Wahrhaftigkeit von Erinnerungen und den Mühen im Umgang mit der eigenen und einer fremden Vergangenheit, verpackt in eine interessante Familiengeschichte erleben.
    Die Autorin transportiert auf diese Art ganz nebenbei für mich eindrucksvoll und sehr gekonnt das mir bisher fremde Krankheitsbild der Demenz und ihrer Folgen.

    Ich kann das Buch sehr und besonders nachdrücklich empfehlen als anspruchsvolle und manchmal sehr fordernde Lektüre, allerdings sollte man den Klappentext vorher besser nicht lesen, denn durch die absolut nicht treffende Sicht werden nicht erfüllbare Erwartungen geweckt und dem Leser ein völlig falsches Bild vom Buch suggeriert, leider.

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Roman ohne U: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Roman ohne U: Roman' von Judith W. Taschler

Inhaltsangabe zu "Roman ohne U: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:336
Verlag: Droemer TB
EAN:9783426304778
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Sie kam aus Mariupol

Buchseite und Rezensionen zu 'Sie kam aus Mariupol' von Natascha Wodin
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Sie kam aus Mariupol"

Format:Taschenbuch
Seiten:368
EAN:9783499290657
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Rezensionen zu "Sie kam aus Mariupol"

  1. 5
    12. Jan 2019 

    Romanhafte Ahnenforschung

    Ein Leben lang hat Natascha ihre Familiengeschichte du Herkunft möglichst weit von sich geschoben und sich von ihr weitgehend losgesagt.
    Aber dann kommt ein Moment in den 90er Jahren, in dem sie folgenschwer eine kleine Anfrage im Internet stellt. Und mit diesem kleinen Moment führt sie uns fulminant in ihren Roman „Sie kam aus Mariupol“ hinein:
    „Dass ich den Namen meiner Mutter in die Suchmaschine des russischen Internets eintippte, war nicht viel mehr als eine Spielerei.“
    Und damit beginnt mit einem der besten ersten Sätze, die mir jemals untergekommen sind, eine historische Spurensuche, die Natascha und mit ihr die Leser manchmal faszinieren, manchmal schockieren, nie aber unberührt bleiben lassen wird.
    Vollkommen unerwartet erhält Natascha auf ihre Internetanfrage ein Ergebnis und bald auch einen Ansprechpartner: Konstantin, der irgendwo im Norden Russlands sitzt und sich in seiner Freizeit zur Aufgabe gemacht hat, genealogische Spurensuchen durch die für so lange Zeit vollkommen verschlossenen sowjetischen Archive und Geschichtsbücher zu betreiben. Fortan entwickelt sich ein intensiver Austausch zwischen Konstantin und Natascha und erstaunliche Funde werden gemacht und helfen dazu, die Vergangenheit von Nataschas Eltern puzzleartig zu entwickeln und eine Geschichte zum Leben zu erwecken, die eine Unzahl von Abgründen der Geschichte, die durch die Ukraine und über sie hinweg gerollt ist, aufdeckt. Das Buch stellt dies in verschiedenen Stadien dar:
    1. Das Auffinden von Dokumenten über Nataschas Ahnen
    2. Das Auffinden von Personen, die entfernte Verwandte von Natascha sind
    3. Die Geschichte, die das Lebenstagebuch von Lidia Ivanschtschenko, einer Tante Nataschas, erzählt
    4. Rekonstruktion der Geschichte von Vater und Mutter anhand weniger geschichtlicher Fakten
    5. Die Familiengeschichte aus den Kindheitserinnerungen von Natascha.
    In diesen 5 Schritten wird eine Familiengeschichte erzählt, die nicht nur ungemein packend erzählt ist, sondern die mir als Leserin auch immer wieder ein ungemeines Staunen über die möglichen Abgründe und Unglücke, die eine Familie treffen kann, eingegeben hat. Was ich als Leserin da erfahren habe, hat mich wirklich ungemein berührt, ein ungemein hohes Maß an Leid, dass diese Familie in einem unglücklichen Landstrich erfahren musste, habe ich erlesen dürfen. Dabei gleitet der Schreibstil aber nie ins Depressive/Negative ab, sondern spiegelt die angespannte Neugier gegenüber der eigenen Familiengeschichte wieder. Ich habe so mit „Sie kam aus Mariupol“ ein selten erlebtes intensives Leseerlebnis gehabt, das mich noch sehr lange bewegt halten wird.
    Was ist das für eine Familiengeschichte?:
    Natascha wächst als Kind von staatenlosen Ausländern in Deutschland in abgetrennten Siedlungen auf, in denen die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland verbliebenen Ostarbeiter – aus den zeitweise eroberten Ostgebieten verschleppte Zwangsarbeiter, die während des Krieges die ausgefallenen Arbeitskräfte deutscher Männer zu ersetzen hatten. Nach dem Krieg konnte eine ganze Reihe von ihnen zwar die Arbeitslager verlassen, in denen sie bis dahin eingesperrt waren, um Arbeiten zu verrichten, die sie angesichts ihrer Härte, der nicht ausreichenden Nahrungsmittelversorgung und der zum Himmel schreienden hygienischen Bedingungen dahinvegetierten. Die Rückkehr in die Heimat aber ist nach Kriegsende sehr vielen von ihnen versperrt, denn zu Hause in der Sowjetunion würde sie wegen angeblicher Kollaboration mit dem Feind (Zwangsarbeit) Lagerhaft im stalinistischen System erwarten. Eine Alternative, der diese Zwangsarbeiter dann doch den Verbleib im Feindesland, in dem sie über Jahre hinweg drangsaliert wurden, vorziehen. Diese Menschen werden nach dem Krieg in Siedlungen untergebracht, die sie als Außenseiter brandmarkt und eine Integration in die deutsche Nachkriegsgesellschaft verhindern soll. Als Opfer des Dritten Reiches gelten sie nun Russen, als Vertreter des Feindes und werden ausgegrenzt und diskriminiert. Natascha lernt so schon als Kind ihre Rolle als Ausgestoßene in ihrem Anderssein kennen und wünscht sich dabei nichts mehr, als dazugehören zu können. Das aber ist mit der Adresse in den „Häusern“ mit einem Vater, der Alkoholiker und gewalttätig ist, und einer Mutter, die sich in depressive Passivität und schließlich in den Suizid flüchtet, eine reine Illusion. Deshalb ist ihr vollkommenes Desinteresse an der Familiengeschichte und an der Vergangenheit ihrer Eltern auch durchaus verständlich.
    Das Interesse bricht dann aber im Alter doch auf und sie begibt sich mit ihrer Internetanfrage als Initialisierung auf die Spurensuche.
    Dabei findet sie eine Geschichte, die sie in die ukrainische Stadt Mariupol am Ufer des Asowschen Meeres führt. Dort lebt im 19. Jhdt. eine bunte Gesellschaft, zusammengewürfelt aus vielen Teilen Europas. Die Mutter entstammt einer reichen italienischstämmigen Familie. Der Vater hat Ahnen aus dem deutschbaltischen Adel. Der ukrainische Bürgerkrieg in den 1920er Jahren beutelt die gesamten Gesellschaftsschichten mit Hunger und Gewalt, der Sieg und der Einmarsch der Sowjets haben insbesondere für Familien mit Besitz und adliger Herkunft verheerende Auswirkungen. Nataschas Vater lebt lange in Lagerhaft und auch eine Schwester gerät in die Fänge des Stalinregimes und kommt in ein Lager im nordisch eisigen Karelien. Nach den Sowjets fallen dann die Deutschen in den 1940er Jahren über die Stadt her und nehmen sie ein. Nataschas Mutter verliert ihre Arbeit als Lehrerin als die Schule geschlossen wird und arbeitet ab diesem Zeitpunkt aus purer Not und mangels irgendwelcher Alternativen, die das Überleben ermöglichen könnten, an gleicher Stelle für die Deutschen im „Arbeitsamt“, in dem Ukrainer unter Vorspiegelung falscher, mehr als beschönigender Tatsachen für Arbeiten im Deutschen Reich angeworben werden. Als dann die Sowjets die Deutschen zurückdrängen, bleibt Nataschas Mutter nichts als die Flucht, denn mit dieser Arbeit für die Deutschen konnte sie auf keinen Fall auf Stalins Milde bauen, sondern mit dessen harter Strafe (erschossen oder in sibirischer Lagerhaft). Die Flucht führt sie zunächst nach Odessa mit einer kurzen Zeit des Durchatmens, dann aber rücken die Sowjets näher und sie verpflichtet sich zur Fremdarbeit in Deutschland und wird dorthin abtransportiert. In Deutschland arbeitet sie alsdann in einer Leipziger Rüstungsfabrik, untergebracht unter wenig menschenwürdigen Bedingungen, bis das Kriegsende diese Phase des Lebens beendet. Aber, wie oben angesprochen: an Rückkehr ist nicht zu denken und jegliche Pläne, nach Amerika auswandern zu können, zerschlagen sich mit der Zeit. In die deutsche Gesellschaft jedenfalls können sie sich nie integrieren und werden auch ganz bewusst aus dieser separiert. Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zählten lange zu den "vergessenen Opfern des Nationalsozialismus“, also zu den Opfergruppen, die vom deutschen Entschädigungsrecht nicht berücksichtigt wurden. Die DDR lehnte aufgrund ihres Selbstverständnisses als antifaschistische Neugründung darüber hinaus sowieso jegliche Entschädigung für ausländische NS-Opfer ab. Eine mehr als klägliche Wiedergutmachung für die Ostarbeiter gab es erst in den 1990er Jahren.
    Natascha erkennt bei ihrer Recherchearbeit im Alter dann auch, dass eine literarische Stimme dieser Opfergruppe des Nationalsozialismus sich nie erhoben hat und so ist dieses Buch von ihr, das sie selbst in den Mittelpunkt der Geschichte stellt und ihre eigene, ganz persönliche Geschichte aufarbeitet eine Arbeit zur Schließung dieser gewichtigen Lücke.
    Mich hat das Buch und das erzählte Schicksal vollkommen gepackt und gefangen gehalten. LESEN! Ist meine absolute 5 Sterne-Empfehlung.

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Todeskäfig (Ein Sayer-Altair-Thriller 1)

Buchseite und Rezensionen zu 'Todeskäfig (Ein Sayer-Altair-Thriller 1)' von Ellison Cooper
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Todeskäfig (Ein Sayer-Altair-Thriller 1)"

Aus diesem Käfig gibt es kein Entkommen


In Washington, D.C. wird ein totes Mädchens gefunden. Ihr Mörder ließ sie in einem Tierkäfig verdursten. Ein Fall für FBI Special Agent Sayer Altair. Endlich bekommt sie die Chance, sich zu beweisen. Aber der öffentliche Druck ist enorm, denn bei dem Opfer handelt es sich um die Tochter eines hochrangigen Senators. Als ein weiteres Mädchen verschwindet, beginnt eine wilde Jagd durch die Stadt – auf den Spuren eines erbarmungslosen Killers, der sein Werk um jeden Preis vollenden will.


Der erste Fall für Sayer Altair – Brillante Wissenschaftlerin und schonungslose FBI-Agentin


»Düster und mitreißend. Sie werden bis zum bitteren Ende lesen.« Lisa Gardner

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:496
EAN:
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Rezensionen zu "Todeskäfig (Ein Sayer-Altair-Thriller 1)"

  1. Überraschend gut!

    Zwei Streifenpolizisten machen in Washington, D.C. eine schreckliche Entdeckung. In einem leerstehenden Haus finden sie ein totes Mädchen. Über Tage wurde das Opfer in einem Tierkäfig gefangen gehalten, bis es letztlich verdurstete. FBI Special Agent Sayer Altair steht vor einer enormen Herausforderung. Es stellt sich nicht nur heraus, dass die Tote die Tochter eines Senators war. Es wird auch ein zweites Mädchen vermisst. Es beginnt ein spannender Wettlauf mit der Zeit.
    Sayer Altair ist eine toughe Heldin. Die FBI Agentin ist nicht nur Ermittlerin, sondern auch Neurowissenschaftlerin. Die politischen Ränke in Washington sind ihr nicht unbekannt, ist sie selbst die Enkelin eines Senators und Tochter eines Afroamerikaners. Eigentlich verkörpert sie alles, was den „alten weißen Männern“ in Politik und FBI ein Dorn im Auge ist. Ich vermute die Ellison Cooper weiß, wovon sie erzählt, denn die Autorin ist Anthropologin und selbst im Polizeidienst von Washington im Dienst gewesen. Der Thriller ist enorm spannend erzählt und wartet mit einigen Überraschungen auf. So wie der Killer immer wieder Hinweise wie Brotkrumen Streut, streut die Autorin dem Leser Sand in die Augen. Lange Zeit hielt ich den Ausgang des Falles für vorhersehbar und wollte ich mich schon beim FBI bewerben. Doch die Autorin konnte mich ganz schön an der Nase herumführen.

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Weihnachtshaus

Buchseite und Rezensionen zu 'Weihnachtshaus' von Zsuzsa Bánk
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Weihnachtshaus"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:112
EAN:9783960381518
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Rezensionen zu "Weihnachtshaus"

  1. Poetisch, aber sprachlich ein Wortschwall ohne Atemholen

    „Lilli hat damals gesagt, Weihnachten kann nichts dafür, dass alles so gekommen ist, die Kinder können auch nichts dafür, also lass uns feiern, lass uns Weihnachten feiern.“ (Zitat Seite 53)

    Inhalt
    Vor drei Jahren, am 6. Dezember, hatten sie das Café Lilli eröffnet. Lilli, die ihre Tochter Claire alleine großgezogen hat und die Ich-Erzählerin, deren Ehemann Clemens vor einigen Jahren plötzlich verstorben ist und die nun alleine für ihre beiden Kinder Luis und Elsa sorgt. Sie haben einen gemeinsamen Traum: ein altes, verfallenes Haus im Odenwald, das sie vor Jahren gekauft haben und dort wollen sie irgendwann alle gemeinsam Weihnachten feiern. Noch steht das Haus ohne Dach und ohne Fenster da. Doch in diesem Advent bringt Lillis Vater einen Gast mit ins Café, den Amerikaner Bill. Gerade wieder ruhten die Arbeiten am Haus, Kälte und Bodenfrost. „There’s gotta be a way, Lilli“, sagt Bill, er werde sich um das Haus kümmern.

    Thema und Genre
    In dieser Geschichte geht es um die bedingungslose Freundschaft zwischen zwei Frauen, um Trauer und Verlust, um Familie und Kinder. Weihnachten ist hier das Symbol für Aufbruch, Träume und Ziele.

    Charaktere
    Die Ich-Erzählerin, Mutter von zwei Kindern, vermisst ihren früh verstorbenen Ehemann Clemens auch noch nach Jahren. Sie hat Schwierigkeiten, seinen Tod zu akzeptieren. Verlust und Trauer sind ihre Hauptthemen. Das alte Haus im Odenwald bedeutet Hoffnung für sie. Lilli ist die Seele des Cafés und sorgt dafür, dass sich ihre Freundin nicht zu sehr vor dem Leben verschließt.

    Handlung und Schreibstil
    Die Geschichte spielt in der Adventszeit und wird durch Rückblicke in Form von Erinnerungen ergänzt. Inhaltlich lässt sie sich mit einem Tagebuch vergleichen, in dem die Ich-Erzählerin die kleinen täglichen Erlebnisse aufschreibt, ihre Erinnerungen und die Sehnsucht nach ihrem verstorbenen Mann Clemens. Die Sprache ist etwas atemlos, man muss sich daran gewöhnen, sie zieht die Leser voran, obwohl man sich lieber Zeit nehmen möchte, die Sätze zu genießen.

    Fazit
    Das Weihnachtshaus steht für einen Zukunftstraum, ist ein Symbol für Freundschaft, Hoffnung und dafür, dass das Leben auch nach einem schweren Verlust weitergeht. Auch wenn die Handlung vorwiegend im Advent spielt, ist es in meinen Augen genau genommen ein poetisches Tagebuch einer Ich-Erzählerin und keine Weihnachtsgeschichte.

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Die Schneeschwester: Eine Weihnachtsgeschichte

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Schneeschwester: Eine Weihnachtsgeschichte' von Maja Lunde
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Schneeschwester: Eine Weihnachtsgeschichte"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:200
Verlag: btb Verlag
EAN:9783442758272
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Rezensionen zu "Die Schneeschwester: Eine Weihnachtsgeschichte"

  1. Eine zärtliche Erinnerung ans Liebhaben

    Julian liebt Weihnachten schon immer. Für ihn ist es nämlich ein ganz besonderer Tag. Denn er hat am Heiligen Abend auch Geburtstag. Zehn Jahre soll er heuer werden. Doch diesmal wird es kein fröhliches Weihnachtsfest für ihn und sein Familie geben. Seit seine große Schwester im Sommer starb, sind die Eltern von Traurigkeit umgeben. „Weihnachten ist abgesagt“, denkt Julian. Doch dann trifft der Junge auf Hedvig, ein Mädchen wie ein Wirbelwind mit wilden roten Locken und einem unwiderstehlichen Lächeln. Hedvig lässt ihn seinen Glauben an den Zauber von Weihnachten bewahren. Und er teilt mit ihr ein ganz besonderes Geheimnis.
    Die Schneeschwester von der norwegischen Schriftstellerin Maja Lunde ist ein liebenswertes, zu Herzen gehendes Buch. Auch wenn die Geschichte wirklich zu Tränen rühren kann, hinterlässt sie einen mit einem tröstlichen wohltuenden Gefühl. Die bunten und warmen Illustrationen von Lisa Aisato runden den Leseeindruck großartig ab. Für Kinder und alle Kind gebliebenen und sogar für solche Weihnachtsmuffeln wie mich ist es vor allem eine zärtliche Erinnerung ans Liebhaben. Nicht nur zur Weihnachtszeit.

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Totenstille

Buchseite und Rezensionen zu 'Totenstille' von Will Dean
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Totenstille"

Als die junge Journalistin Tuva Moodyson in das nordschwedische Gavrik zieht, erschüttert ein grausamer Mord die Kleinstadt. Die Tat trägt die Handschrift des Medusa-Killers, der vor zwanzig Jahren sein Unwesen trieb und nie gefasst wurde. Tuva weiß, dass diese Story ihre große Chance sein könnte. Doch die Journalistin hat zwei Handicaps: Sie ist gehörlos, und sie fürchtet sich vor dem Wald. Ihre Schwächen könnten ihr allzu leicht zum Verhängnis werden. Denn je tiefer sie in den rätselhaften Fall eintaucht, desto weiter muss sie sich in das Dickicht des Waldes vorwagen, wo ein Gegner auf sie wartet, der ihre dunkelsten Ängste übertrifft ...

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:433
EAN:
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Rezensionen zu "Totenstille"

  1. Sehr atmosphärisch

    Die junge Journalistin Tuva Moodyson ist gehörlos und fürchtet sich vor dem Wald. Beides könnte ihr zum Verhängnis werden, als ein grausamer Mord die Kleinstadt Gravik erschüttert. Die Tat trägt die Handschrift des Medusa-Killers, der vor zwanzig Jahren sein Unwesen trieb. Er wurde damals nicht gefasst. Ist er nun zurückgekehrt? Je mehr Tuva in den Fall einsteigt, desto mehr muss sie sich in das Dickicht des Waldes vorwagen.

    Ich war sehr gespannt auf diesen Krimi, den das Cover hatte mich bereits sehr angesprochen. Gemeinsam mit dem Klappentext war klar, dass ich das Buch lesen wollte.
    Der Schreibstil ließ sich sehr gut und schnell lesen. Die Beschreibungen waren äußerst detailliert und der Autor hat auf so manche Feinheiten geachtet, was mir hier gut gefallen hat. Dadurch entstand eine tolle Atmosphäre und ich konnte alles bestens miterleben. Nur litt dadurch auch ein klein wenig die Spannung.
    Tuva fand ich sehr interessant, gerade aufgrund ihrer Gehörlosigkeit. Wobei sie nicht komplett gehörlos war, sondern dank ihrer Hörgeräten hören konnte. Sehr spannend beschrieben war, dass sie ihre Hörgeräte ausstellte, wenn sie ihre Ruhe brauchte. Dann war sie vollkommen bei sich und von der Außenwelt abgeschottet.
    Die weiteren Personen und Dorfbewohner fand ich ebenfalls super beschrieben. Sie wirkten überwiegend sonderbar, kauzig und verschroben, einfach passend zu der Kleinstadt. Ich war mir nicht sicher, wer von ihnen was versteckte oder geheim hielt. Dadurch war meine Fantasie enorm angekurbelt und ich habe in fast jedem den Täter vermutet.
    Der Plot hat mir sehr gut gefallen. Ich war stets neugierig, was und wer hinter der Tat steckt und ich hatte eine Menge Fragen im Kopf. Die Spannung war nicht durchgängig auf einem hohen Level, sondern schwankte und stieg zum Ende richtig an. Dennoch wollte ich unbedingt wissen, wie es weiter- bzw. ausgeht.

    Ein atmosphärischer Krimi mit toll beschriebenen Charakteren, der mir gut gefallen hat. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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Der Freund: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Freund: Roman' von Sigrid Nunez
3.75
3.8 von 5 (4 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Freund: Roman"

Eine Frau, die um ihren Freund trauert, ein riesiger Hund – und die berührende Geschichte ihres gemeinsamen Wegs zurück ins Leben Als die Ich-Erzählerin, eine in New York City lebende Schriftstellerin, ihren besten Freund verliert, bekommt sie überraschend dessen Hund vermacht. Apollo ist eine riesige Dogge, die achtzig Kilo wiegt. Ihr Apartment ist eigentlich viel zu klein für ihn, außerdem sind Hunde in ihrem Mietshaus nicht erlaubt. Aber irgendwie kann sie nicht Nein sagen und nimmt Apollo bei sich auf, der wie sie in tiefer Trauer ist. Stück für Stück finden die beiden gemeinsam zurück ins Leben. Ein Roman über Liebe, Freundschaft und die Kraft des Erzählens -- und die tröstliche Verbindung zwischen Mensch und Hund.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:235
Verlag: Aufbau Verlag
EAN:9783351034863
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Rezensionen zu "Der Freund: Roman"

  1. 3
    24. Jun 2020 

    Apollo

    Bei Apollo handelt es sich um eine Dogge. Eine Schriftstellerin in New York hat ihn geerbt. Ein Erbe, dass es ihrer Meinung nach besser nicht gegeben hätte, denn es bedeutet, dass ein guter Freund gestorben ist. In ihrer Wohnung darf sie auch keine Tiere halten und Doggen sind nicht gerade Kleintiere, die unbemerkt bleiben. Natürlich gibt es Nachbarn, die die Ankunft des Hundes nicht nur bemerkten, sondern auch melden. Die Autorin ist unsicher, ob sie den Hund behalten kann, doch das liebenswerte Tier mag sie auch nicht wieder abgeben. Wahrscheinlich hat sich der Freund etwas dabei gedacht.

    Frau und Hund überwinden den Verlust eines lieben Menschen. Doch ist es so einfach mit der Trauer. Wenn ein lieber Mensch stirbt, ist es einfach schmerzlich. Apollo trauert auf seine Weise und die Frau auf die ihre. Bei ihrem Beruf bietet es sich an, zu schreiben. Und so reflektiert sie über Tod und Verlust, über Hunde und ihre außergewöhnlichen Beziehungen zu ihren Menschen. Zunächst trauern Frau und Hund für sich, dann trauern sie gemeinsam und schließlich gewinnen sie wieder Freude am Leben. Doch liegt in diesem Beginn nicht wieder ein Abschied. Große Hunde haben leider häufig keine große Lebenserwartung.

    Diesem Roman liegt wirklich eine ansprechende Idee zugrunde. Die Vorstellung, dass sich Hund und Frau gegenseitig trösten und über den Tod des Freundes und Herrn hinwegkommen, ist einfach schön, unabhängig davon, ob es tatsächlich geschehen kann. Doch irgendwie entsteht während des Hörens der Eindruck, die Autorin habe mehr das Bedürfnis, übers Schreiben zu schreiben oder über fremde Geschichten zu referieren, so dass manchmal nicht so viel übrig bleibt, von der vermeintlichen eigentlichen Idee des Buches. Und dann beginnt man nach der Geschichte zu suchen und man verzettelt sich letztlich irritiert. Nichtsdestotrotz hat das Buch sehr schöne Momente und Frau und Hund können die erste Trauerphase überwinden. Gerade diese hebt die Vorleserin Vera Teltz äußert gekonnt hervor.

    3,5 Sterne

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  1. Einfühlsam, klug, poetisch - ein Leseerlebnis

    "Es gab eine Zeit, in der mir klarer gewesen wäre, ob es von einer geistigen Störung zeugt, wenn man einem Hund Rilkes Briefe an einen jungen Dichter laut vorliest." (Zitat Pos. 1782)

    Inhalt
    Die Ich-Erzählerin, eine Schriftstellerin und Dozentin für Creative Writing, ist mit einem Schriftsteller in einer lebenslangen, tiefen Freundschaft verbunden, an der auch die drei Ehen des Schriftstellers nichts ändern. Als dieser Selbstmord begeht, versinkt sie in Erinnerungen, Fragen und führt in ihren Gedanken ihre lebhaften, kritischen Diskussionen mit ihm weiter, in denen es um Literatur, Schriftsteller und das Leben insgesamt geht. Doch die Realität verlangt von ihr Entscheidungen, denn ihr Freund hat ihr seinen alten Hund vermacht, eine große Dogge namens Apollo. Auch der Hund trauert, aber gerade daraus ergibt sich eine besondere Bindung zwischen der Schriftstellerin und der Dogge, die viel lieber Rilke vorgelesen bekommt, als Mozart zu hören.

    Thema und Genre
    Dieser vielschichtige Roman erzählt in Form der Gedanken und Gefühle einer Hauptfigur eine Geschichte von Freundschaft, Liebe, Literatur früher und heute, vom Schreiben und den Schriftstellern, vom Altern und von dem tiefen, wortlosen Verständnis zwischen Mensch und Hund.

    Charaktere
    Nur die Dogge hat einen Namen, alle anderen Figuren bleiben namenlos, werden aber durch die Schilderungen der Gedanken, Gefühle und erzählten Erinnerungen sofort fassbar und sind intensiv und detailliert beschrieben.

    Handlung und Schreibstil
    Die Autorin ist eine wunderbare Erzählerin, sie gibt ihrer Ich-Protagonistin eine Stimme, die mit großem Einfühlungsvermögen Trauer, das Leben als Schriftsteller und die immer präsenten Zweifel schildert, dazu sehr kritische Betrachtungen zum modernen Literaturbetrieb, aber auch den Alltag in New York. Gekonnt spielt sie mit Handlungsebenen und überraschenden Wendungen. Die sprachliche Palette bewegt sich ausdrucksstark zwischen poetisch, philosophisch, kritsch, humorvoll und immer präzise auf den Punkt gebracht.

    Fazit
    Wer den üblichen unterhaltsamen Mensch-Hund-Wohlfühlroman erwartet, sollte nicht gerade zu diesem Roman greifen.
    Wer eine auch sprachlich intensive Geschichte über Trauer, Freundschaft, den Literaturbetrieb und das Schreiben, über Liebe und die überaus gutmütige, kluge Dogge Apollo sucht, wird dieses Buch genießen, auch den damit verbundenen gedanklichen Ausflug in die Literatur. Ein Roman, der die Gedanken noch lange nach der letzten Seite beschäftigt und den man wohl auch ein zweites Mal lesen wird.

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  1. Behebung einer Schreibblockade

    Kurzmeinung: Gerade noch an der völligen Belanglosigkeit vorbeigeschrappt.

    In dem Roman „Der Freund“ erzählt die Autorin von der besonderen Beziehung, die zwischen domestiziertem Haustier und dem Menschen bestehen kann. Dabei verschweigt sie nicht, wie unsensibel und gemein Menschen oft mit ihren Tieren umgehen.

    Auch erzählt sie allerhand Wissenswertes über Hunde allgemein. Im Besonderen spricht die Autorin vom Leben des Schriftstellers, sie zitiert viele bekannte Autoren, die etwas zum Verhältnis Leser und Schreiber gesagt haben, es geht jedoch generell um den Schreibprozess und um Schreibblockaden und um den Ausverkauf der Schriftstellerei durch Eigenpublikationen.

    Als dünner roter Faden des Romans dient der Trauerprozess um einen Kotzbrocken von Mann, einem Frauenhelden wie er im Buch steht, so dass die Leserin sich fragt, warum in aller Welt die Protagonistin diesem Menschen derartig nachweint, sogar mit Suizidgedanken quält sie sich. Anscheinend hat sie sich auf ungute Weise an diesen Mann innerlich gebunden gehabt, denn sie hat keine andere partnerschaftliche Beziehung. Das Vermächtnis dieses Mannes ist eine riesengroße, alte Dogge, die die Protagonistin zu sich nimmt und bis zu deren Ende begleitet.

    Die Kritik:
    Obwohl man Wissenswertes über Tier und Mensch erfährt, relativiert die Autorin ihr Werk selber und glaubt, dies sei witzig, indem sie bekennt, dass sie ihre Story nur erfunden hat, um ihre Schreibblockade zu durchbrechen. Vielleicht ist das witzig, für mich wird das Werk dadurch belanglos.

    Es bleiben noch drei Sterne übrig und die Einordnung in die Königsklasse der anspruchsvollen Literatur, weil die Autorin immerhin einiges dazu beiträgt, dass der Mensch ein Tier in seiner Eigentümlichkeit besser akzeptieren und mehr achten könnte. Besonders schön fand ich es, dass die Trauer des Tieres ernst genommen wurde.

    Fazit: Ich interessiere mich überhaupt nicht dafür, wie Autoren ihre Schreibblockaden beheben, das ist ihr Ding und damit sollen sie mich nicht behelligen, insofern geht der Roman völlig an mir vorbei. MIt drei Sternen ist das Buch noch gut bedient, me thinks.

    Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
    Aufbauverlag, 2020

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  1. Memoir an einen besten Freund

    Die Ich-Erzählerin hat ihren besten Freund verloren. Er hat Suizid begangen, keinen Abschiedsbrief, aber dafür viele offene Fragen hinterlassen. Die Erzählerin ist in tiefer Trauer, ihr Blick verschwommen vom vielen Weinen.

    Kennengelernt haben sie sich einst an der Universität. Der Freund war noch sehr am Anfang seiner Professorentätigkeit, die Erzählerin am Ende ihres Studiums. Über Jahrzehnte hielt diese Freundschaft, die abgesehen von einem einzigen Mal keine sexuellen Kontakte zuließ, sondern rein platonischer Natur war.
    „Es gab eine Zeit - eine lange Zeit sogar, in der du und ich uns fast täglich gesehen haben. Doch während der letzten paar Jahre hätten wir auch in unterschiedlichen Ländern leben können, statt nur in verschiedenen Stadtteilen. Wir hielten überwiegend und regelmäßig Kontakt via E-Mail.“

    Der Verlust des Freundes reißt ein tiefes Loch: „Doch ich muss feststellen, dass du mir umso mehr entgleitest, umso mehr zu einem Hologramm wirst, je mehr die Leute über dich sagen,…“

    Beide waren passionierte Schriftsteller, die Erzählerin lässt viele Begegnungen, Gespräche, Meinungsaustausche und fachliche Kolloquien Revue passieren. Beide unterrichteten an der Universität. Es einte sie die Liebe zur Literatur, zum Schreiben. Für Studierende, die ihre Creative-Writing-Kurse nur zum Zeitvertreib besuchten, die wenig belesen waren und denen die wahre Berufung zum Schreiben fehlte, hatten sie nur Spott und Verachtung übrig.

    Die Erzählerin lässt ihre Gedanken mäandern: Der Verstorbene hatte stets ein reichhaltiges Liebesleben und insgesamt drei Ehefrauen, zu denen die Erzählerin sehr unterschiedliche Verhältnisse hatte. Die Freundschaft überdauerte alle Ehen.
    Nach der Trauerfeier bittet Ehefrau drei zum Gespräch: „Und du weißt, dass er sich einen Hund zugelegt hat?“ Für diesen Hund, eine riesige deutsche Dogge, wird nun eine Bleibe gesucht. Angeblich hat der Ehemann seine Freundin selbst ins Gespräch gebracht, weil sie viel Zuhause, tierlieb und alleinstehend sei. Für die Erzählerin ist dieser Vorschlag eigentlich nicht annehmbar, lebt sie doch in einer kleinen Stadtwohnung, in der zudem Hunde verboten sind… Dennoch nimmt sie das stark trauernde Tier in ihre Obhut.

    „Einem Hund kann man den Tod nicht erklären. Er versteht nicht, dass Daddy nie mehr nach Hause kommen wird. Er hat Tag und Nacht neben der Tür gewartet. Eine Weile hat er nichts mehr gefressen…“
    Die Erzählerin fühlt schnell eine innere Verbundenheit zu dem Tier. („Deinen Hund zu haben ist, als wäre ein Teil von dir hier.“) Als einziger im Buch hat der Hund einen Namen: Apollo ist ein sanftmütiger Riese, er würdigt sie zunächst keines Blickes, wirkt apathisch. Die Erzählerin versucht, dem Hund zu helfen, sie nähert sich ihm allmählich an, drängt sich aber nicht auf. Beide machen lange gemeinsame Spaziergänge, respektieren einander. Diese beginnende Zuneigung zweier trauernder Seelen ist anrührend zu lesen, die Zeilen strahlen viel Emotionalität aus. Beide geben sich Wärme und Kraft, sie kommunizieren wortlos und scheinen sich zunehmend zu verstehen und ihre Bedürfnisse zu erkunden.

    Über dieser beginnenden Freundschaft schwelt das Damoklesschwert der Hausverwaltung. Ihr ist zu Ohren gekommen, dass verbotenerweise ein Hund im Mehrfamilienhaus eingezogen ist und aus „vorübergehend“ anscheinend „dauerhaft“ wurde. Es ergehen mehrere Mahnungen, die Kündigung droht.

    Die Erzählerin springt in ihren Erinnerungen. Der Leser lernt viel über das Wesen der Tiere im Allgemeinen („Sie begehen keinen Selbstmord. Sie weinen nicht. Aber sie können zerbrechen, und sie tun es. Ihre Herzen können brechen, und sie tun es. Sie können den Verstand verlieren, und sie tun es.“) und der Hunde im Besonderen. Da das Leben der Erzählerin geprägt ist vom Schreiben und Lehren, bekommt man auch viel vom Literaturbetrieb, den Schreibkursen an der Universität oder auch von Schreibblockaden vermittelt. Es gibt wunderbare Textzitate berühmter Schriftsteller zu entdecken, die teilweise auch kontrovers ausgelegt werden.

    Apollo leidet offensichtlich an einer Depression. Die Erzählerin bemüht das Internet, Fachliteratur und einen Therapeuten, entwickelt aber ihr eigenes Konzept. Sie kommt zu dem Schluss, dass sie den Hund dazu bringen muss, den Freund zu vergessen und sich in sie selbst zu verlieben. Es ist rührend, wie sie versucht, das Tier mit verschiedenen Musikrichtungen zu erreichen. Man kann mitempfinden, wie die beiden sich gegenseitig im Trauerprozess helfen und sich emotional unterstützen. Die Auseinandersetzung mit der Trauer des Hundes hilft der Erzählerin, ihrer eigenen Trauer zu begegnen.

    „Trauer kann man nicht zur Eile antreiben“. Das muss die Erzählerin erfahren. Man kann sich aber professionelle Hilfe holen. Im Zuge der Trauerarbeit kann man auch eine Schreibblockade überwinden. Ich habe fast den Eindruck gewonnen, dass das vorliegende Buch das Ergebnis dessen sein könnte.

    Die leuchtenden Farben auf dem Cover sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier um einen eher nachdenklichen, intensiven Roman handelt, der einen Trauerprozess von Mensch und Hund beschreibt. Er ist sehr intelligent geschrieben, man möchte viele Textstellen markieren respektive herausschreiben. Man kann sich hervorragend in die Figuren einfühlen. Eine sehr realistische Lektüre, die man jedoch auch am Ende nicht beglückt und erleichtert zuklappt. Aber eine Lektüre, die bereichert, die neue Aspekte eröffnet und vielleicht auch Trauernden eine Stütze sein kann. Denn Trauern und Loslassen gehören zum Leben unabdingbar dazu.

    „Die Toten halten sich im Konditional auf, in der Zeitform des Nichtwirklichen.“ Aber sie sind immer da. Sie begleiten uns weiterhin durch unser Leben.

    Dieser Roman wurde in den USA zum Bestseller und hat den National Book Award gewonnen.

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Blackbird: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Blackbird: Roman' von Matthias Brandt
4.3
4.3 von 5 (7 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Blackbird: Roman"

Lesern von "Blackbird: Roman" gefiel auch

Format:Audio CD
Seiten:0
EAN:9783864846175
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Rezensionen zu "Blackbird: Roman"

  1. 4
    13. Okt 2021 

    Die humorig verwirrte Welt eines 16jährigen

    In Matthias Brandts “Blackbird” lernen wir Motte, einen pubertierenden 16-Jährigen, als Erzähler kennen. Er steckt gerade in einer mehrfachen Lebenskrise.
    • Seine Eltern haben sich getrennt und er zieht deshalb mit seiner Mutter in eine neue Wohnung.
    • Sein bester Freund Bogi kommt mit einer tödlichen Krankheit ins Krankenhaus und Motte weiß so gar nicht, wie er in dieser Situation mit ihm umgehen kann.
    • Seine Angebetete – Jacqueline – zeigt sich von ihm wenig beeindruckt und bringt ihn in eine peinliche Situation.

    Und so streifen wir in dem Buch durch Mottes Welt und entdecken diese immer aus seiner Erzählperspektive heraus, werfen so einen Blick in die Gedankenwelt eines weitgehend normal verwirrten Jugendlichen und wissen doch immer ganz genau, dass es nicht die Gedankenwelt eines Pubertierenden ist, sondern eine, wie sie sich der erwachsene Autor vorstellt und vorzustellen vermag. Und das ist sicher eines nicht: deckungsgleich. Und doch ist mit der Lektüre ein großer Spaß an dieser besonderen Gedankenwelt und den Situationen, in die diese ihren Denker Motte zu bringen vermag, verbunden. Matthias Brandts Humor, Sprachwitz und -kunst bestimmen dieses Buch und tragen die Lektüre über die pubertierenden Hürden des absurden Tuns und Denkens elegant und stimmig hinweg. Ich vergebe gern 4 Sterne.

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  1. 5
    16. Nov 2019 

    Erwachsenwerden in den 70er Jahren...

    Als der 15-jährige Morten Schumacher, genannt Motte, einen Anruf bekommt, ist in seinem Leben nichts mehr, wie es einmal war. Sein bester Freund Bogi ist plötzlich sehr krank. Aber das ist nur eine der herzzerreißenden Explosionen dieses Jahres, die in Matthias Brandts Roman »Blackbird« Mottes Leben komplett auf den Kopf stellen. Kurz danach fährt Jacqueline Schmiedebach vom Einstein Gymnasium auf einem Hollandrad an ihm vorbei, und die nächste Erschütterung nimmt ihren Lauf. Zwischen diesen beiden Polen, der Möglichkeit des Todes und der Möglichkeit der Liebe, spitzen sich die Ereignisse immer weiter zu, geraten außer Kontrolle und stellen Motte vor unbekannte, schmerzhafte Herausforderungen. Doch zum richtigen Zeitpunkt sind die richtigen Leute an Mottes Seite und tun genau das Richtige. Und er selbst schaut den Dingen mutig ins Gesicht, mit scharfem Blick und trockenem Witz.

    Pubertät ist kein einfacher Lebensabschnitt, das weiß jeder, der diese Phase bereits selbst durchlaufen oder aber Kinder hat, die sich auf dem Weg ins Erwachsenenleben befinden. Dies wird in dieser Erzählung gekonnt thematisiert ohne ins Klischeehafte abzudriften, was für mich ein großer Pluspunkt ist.

    Erzählt wird dieser Roman aus der Ich-Perspektive des 15jährigen Morten Schumacher, der von allen nur Motte genannt wird. Ganz unabhängig von den besonderen Themen, die hier im Laufe der Erzählung noch in Szene gesetzt werden, gelingt es Matthias Brandt, dem Leser die Zeit der Pubertät noch einmal intensiv in Erinnerung zu rufen. Ständig abschweifende Gedanken, eine Scheißegal-Haltung allem gegenüber, das Hinterfragen von Erwachsenen, unbegründete und ununterdrückbare Lachflashs, das Hinterfragen allen Tuns hinsichtlich dessen, was andere von einem denken könnten, Coolsein, sich ausprobieren... Die Darstellung des Charakters von Motte erscheint dadurch ausgesprochen authentisch.

    Motte ist ein intelligenter und eher schüchterner Junge, der oft eher die beobachtende Position einnimmt und nicht zu den Draufgängern gehört. Außer Rockmusik interessiert ihn eigentlich nicht viel. Die Ehe seiner Eltern ist zerrüttet, die Trennung unvermeidlich. Motte zieht daher mit seiner Mutter innerhalb der Kleinstadt in ein anderes Viertel und lässt damit altbekannte Strukturen zurück, auch seinen Freund Bogi, mit dem er sich seit Jahren jeden Tag getroffen hat.

    Doch der hat gerade ganz andere Sorgen, denn er muss wegen einiger medizinischer Auffälligkeiten ins Krankenhaus. Als schießlich bei Bogi ein Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert wird, gerät die Freundschaft der beiden in Schieflage. Motte fühlt sich unter Druck gesetzt, seinen Freund ständig besuchen und diesen aufheitern zu müssen, fühlt sich dem aber kaum gewachsen. Zudem geht sein eigenes Leben weiter - er verliebt sich beispielsweise zum ersten Mal - während Bogi jeweils nur noch auf die nächste Infusion zu warten scheint. Doch gehen die Erwachsenen um ihn herum wirklich weniger hilflos mit der Möglichkeit des Todes um?

    Die Erzählung spielt in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Westdeutschland und ist gespickt mit zahllosen Reminiszenzen an diese Zeit, wozu auch der Beatles-Song 'Blackbird' gehört, dem der Titel dieses Romans entliehen ist. Plattenladen, Turnbeutel, D-Mark, Kassetten-Rekorder - alles Begriffe, die für heutige Jugendliche wohl wie Fremdwörter klingen, bei mir aber Erinnerungen an meine eigene Jugend wachriefen. Insofern ganz abseits der eigentlichen Geschichte auch ein etwas wehmütiges Wiedertreffen mit 'alten Bekannten'...

    Die Erzählung weist zeitweise durchaus einige Längen auf, und doch konnte mich die Atmosphäre gefangen nehmen, die Matthias Brandt hier aufbaut. Sowohl die erste Liebe als auch der drohende Tod des besten Freundes wollen erst einmal verkraftet werden, und dies geschieht hier auf eine absolut authentische und kein bisschen schwülstige Art und Weise. Fest verbunden mit der hin- und herfliegenden Gedankenwelt Mottes, kämpft sich der Leser durch die Hürden des Lebens und versinkt zwischenzeitlich auch in einer großen Sprachlosigkeit. Aber der Autor führt Motte und den Leser weiter, mit trockenem Humor und Gefühlen, da wo es angebracht scheint.

    Der Autor selbst liest die ungekürzte Hörbuchfassung (6 Stunden und 58 Minuten) unaufgeregt aber passend akzentuiert, so dass ich ihm sehr gern gelauscht habe.

    Eine Coming-Of-Age-Geschichte mit Tiefgang, witzig und berührend - empfehlenswert...

    © Parden

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  1. 5
    08. Okt 2019 

    Erwachsenwerden in den 70er Jahren...

    Als der 15-jährige Morten Schumacher, genannt Motte, einen Anruf bekommt, ist in seinem Leben nichts mehr, wie es einmal war. Sein bester Freund Bogi ist plötzlich sehr krank. Aber das ist nur eine der herzzerreißenden Explosionen dieses Jahres, die in Matthias Brandts Roman »Blackbird« Mottes Leben komplett auf den Kopf stellen. Kurz danach fährt Jacqueline Schmiedebach vom Einstein Gymnasium auf einem Hollandrad an ihm vorbei, und die nächste Erschütterung nimmt ihren Lauf. Zwischen diesen beiden Polen, der Möglichkeit des Todes und der Möglichkeit der Liebe, spitzen sich die Ereignisse immer weiter zu, geraten außer Kontrolle und stellen Motte vor unbekannte, schmerzhafte Herausforderungen. Doch zum richtigen Zeitpunkt sind die richtigen Leute an Mottes Seite und tun genau das Richtige. Und er selbst schaut den Dingen mutig ins Gesicht, mit scharfem Blick und trockenem Witz.

    Pubertät ist kein einfacher Lebensabschnitt, das weiß jeder, der diese Phase bereits selbst durchlaufen oder aber Kinder hat, die sich auf dem Weg ins Erwachsenenleben befinden. Dies wird in dieser Erzählung gekonnt thematisiert ohne ins Klischeehafte abzudriften, was für mich ein großer Pluspunkt ist.

    Erzählt wird dieser Roman aus der Ich-Perspektive des 15jährigen Morten Schumacher, der von allen nur Motte genannt wird. Ganz unabhängig von den besonderen Themen, die hier im Laufe der Erzählung noch in Szene gesetzt werden, gelingt es Matthias Brandt, dem Leser die Zeit der Pubertät noch einmal intensiv in Erinnerung zu rufen. Ständig abschweifende Gedanken, eine Scheißegal-Haltung allem gegenüber, das Hinterfragen von Erwachsenen, unbegründete und ununterdrückbare Lachflashs, das Hinterfragen allen Tuns hinsichtlich dessen, was andere von einem denken könnten, Coolsein, sich ausprobieren... Die Darstellung des Charakters von Motte erscheint dadurch ausgesprochen authentisch.

    Motte ist ein intelligenter und eher schüchterner Junge, der oft eher die beobachtende Position einnimmt und nicht zu den Draufgängern gehört. Außer Rockmusik interessiert ihn eigentlich nicht viel. Die Ehe seiner Eltern ist zerrüttet, die Trennung unvermeidlich. Motte zieht daher mit seiner Mutter innerhalb der Kleinstadt in ein anderes Viertel und lässt damit altbekannte Strukturen zurück, auch seinen Freund Bogi, mit dem er sich seit Jahren jeden Tag getroffen hat.

    Doch der hat gerade ganz andere Sorgen, denn er muss wegen einiger medizinischer Auffälligkeiten ins Krankenhaus. Als schießlich bei Bogi ein Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert wird, gerät die Freundschaft der beiden in Schieflage. Motte fühlt sich unter Druck gesetzt, seinen Freund ständig besuchen und diesen aufheitern zu müssen, fühlt sich dem aber kaum gewachsen. Zudem geht sein eigenes Leben weiter - er verliebt sich beispielsweise zum ersten Mal - während Bogi jeweils nur noch auf die nächste Infusion zu warten scheint. Doch gehen die Erwachsenen um ihn herum wirklich weniger hilflos mit der Möglichkeit des Todes um?

    Die Erzählung spielt in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Westdeutschland und ist gespickt mit zahllosen Reminiszenzen an diese Zeit, wozu auch der Beatles-Song 'Blackbird' gehört, dem der Titel dieses Romans entliehen ist. Plattenladen, Turnbeutel, D-Mark, Kassetten-Rekorder - alles Begriffe, die für heutige Jugendliche wohl wie Fremdwörter klingen, bei mir aber Erinnerungen an meine eigene Jugend wachriefen. Insofern ganz abseits der eigentlichen Geschichte auch ein etwas wehmütiges Wiedertreffen mit 'alten Bekannten'...

    Die Erzählung weist zeitweise durchaus einige Längen auf, und doch konnte mich die Atmosphäre gefangen nehmen, die Matthias Brandt hier aufbaut. Sowohl die erste Liebe als auch der drohende Tod des besten Freundes wollen erst einmal verkraftet werden, und dies geschieht hier auf eine absolut authentische und kein bisschen schwülstige Art und Weise. Fest verbunden mit der hin- und herfliegenden Gedankenwelt Mottes, kämpft sich der Leser durch die Hürden des Lebens und versinkt zwischenzeitlich auch in einer großen Sprachlosigkeit. Aber der Autor führt Motte und den Leser weiter, mit trockenem Humor und Gefühlen, da wo es angebracht scheint.

    Eine Coming-Of-Age-Geschichte mit Tiefgang, witzig und berührend - empfehlenswert...

    © Parden

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  1. Der Tod löscht alles Leben und die Freundschaft aus

    "Der Tod ist nicht der größte Verlust im Leben. Der größte Verlust ist das, was in uns stirbt, während wir leben." (Norman Cousins)
    Als der 15-jährige Morton Schumacher, von seinen Freunden nur Motte genannt den Anruf bekam, konnte er erst gar nichts damit anfangen. Der Vater von seinem besten Freund Bogi sagte ihm, das dieser schwer krank im Krankenhaus lege. Bogi hieß eigentlich Manfred Schnellstieg, aber alle nannten ihn nur Bogi. Motte erfährt das Bogi am Non Hodgkin Lymphom erkrankt ist, keine Ahnung was das wieder war, denkt er sich. Doch für Motte und seine Freunde sollte sich nach dieser Nachricht das ganze Leben verändern.

    Meine Meinung:
    Das unscheinbare Cover mit der roten Bank will für mich nicht so recht zur Geschichte passen, ich hätte da sicher etwas anderes gewählt. Ich wurde auf diese Geschichte aufmerksam und war gespannt, was der Schauspieler Matthias Brandt hier geschrieben hat. Mich machte vor allem neugierig das es um Jugendliche, Krankheit und Tod ging. Doch ich sollte noch mehr erfahren, den diese Krankheit würde Mottes ganze Jugend verändern. Den er lernt nicht nur Tod, Trauer, Hoffnungslosigkeit, Trennung kennen, sondern auch Freundschaft, Vertrauen, Mut und Liebe. Der Schreibstil ist locker, unterhaltsam, humorvoll und emotional, besonders am Ende war es dann für mich sehr tränenreich. Ab und an war die Sprache etwas ungehobelt, wie eben ab und zu die Jugend von damals war. Vulgär wurde es erst, als es um Bogis Hobby das Furzen ging. Das war mir dann doch zu viel, aber es war das einzige das mir aufgestoßen ist. Der Autor erzählt in Ich-Form Motte Leben in ca. ein Jahr lang. Ich merkte recht schnell, das dieses Buch in der Vergangenheit spielt und sicher stückweise die eigene Jugend des Autors mit einfließt. Ob er natürlich dieses Todeserlebnis wirklich hatte, wird aus dem Buch nicht ersichtlich. Ich spüre sofort die 70er Jahre und ich fühle mich in meine Jugendzeit zurückversetzt. Ob das die Lehrer sind, in Mottes Schule bei denen ich in manchen meine Lehrer sehe. Da ist im besonderen Vertrauenslehrer Meinhardt den alle toll finden, Kragler der heimlich Nazikragler genannt wird, weil er sich so benimmt und der Bademeister der für alle nur Elvis heißt, weil er ihm so ähnlich ist. Motte, Bogi, Jan und Walki sind eine Clique, doch mit Bogi ist er wirklich ganz dicke befreundet. Ihm kann er alles erzählen, die Liebe zu besonderen Wörtern und zur Musik sind ihnen wichtig. Auch hier spürt man wieder die 70er mit Bands wie die Beatles, Led Zeppelin, Queen und viele mehr. Hieraus entsteht auch der Titel, den "Blackbird" ist ein alter Song der Beatles. Das Motte mit Bogis Krankheit gar nicht klarkommt, spürt man das gesamte Buch über. Doch statt er hinter seinem Freund steht, flüchtet er lieber, was sicher auch mit Mottes beginnender Pubertät zu tun hat. Den er lernt eines Tages Jacqueline Schmiedebach kennen, verliebt sich in sie und wird enttäuscht. Es folgen Ängsten, Freude, Tränen und Bangen um seinen Freund Bogi, bei dem ihm Schornsteinfegerin Steffi zur Seite steht. Ein Buch das sicher viele Leser in ihre Jugend zurückversetzt und mir deshalb gut gefallen hat. Und das der Jugend von heute aufzeigt, das wir auch einmal jung waren und wir ohne Handy und Internet etwas erlebten. Mich jedenfalls konnte das Buch größtenteils überzeugen und gebe darum 4 1/2 von 5 Sterne.

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  1. Tod und Liebe im Leben eines Teenagers

    “All you leave behind will live to the end, the cycle of suffering goes on but memories of you stay strong.” (Aus: “Blackbird” von Alter Bridge)

    Als ich gesehen hatte, dass Matthias Brandt mit “Blackbird” einen neuen bzw. seinen ersten Roman geschrieben hat, habe ich mich gefreut – als Schauspieler schätze ich Matthias Brandt nämlich sehr. Da ich das vielfach gelobte Debüt „Raumpatrouille“ noch nicht gelesen habe, bin ich ganz unvoreingenommen an diesen Roman drangegangen – und bin einigermaßen enttäuscht worden.

    In „Blackbird“ lässt Matthias Brandt den 15-jährigen Ich-Erzähler Morten (genannt Motte) Schumacher erleben, was es heißt, Verluste (nicht nur den Tod seines besten Freundes, sondern auch seine im Zusammenbruch befindliche Familie) zu verkraften und die erste Liebe zu entdecken.

    Die Ende der 1970er-Jahre spielende Geschichte ist gespickt mit Reminiszenzen an eben jene Zeit – die Musik (der Titel ist eine Anlehnung an den gleichnamigen Beatles-Song), die D-Mark, die Kinoeintrittspreise (4 Mark – unglaublich *g*), es wurde überall (nicht nur Zigaretten) geraucht…Die Sprache ist dem der (damaligen) Jugend angepasst: derbe Ausdrücke sind an der Tagesordnung und mit 15 ist sowieso alles zum k*****. Daran hat und wird sich nichts ändern :-).

    Das ist natürlich alles nicht wirklich schlecht und Matthias Brandt ist garantiert auch nicht mit dem Vorsatz an sein Buch herangegangen, dafür einen Literaturpreis zu ergattern. Aber trotzdem fehlt dem Roman das Zwingende, das „Ich muss das jetzt unbedingt nochmal lesen“-Attribut, dass manch anderen Roman auszeichnet. Dafür sind die Charaktere teilweise auch zu monochrom, zu langweilig gezeichnet.

    Etwas mehr Fahrt nimmt der Roman erst im letzten Drittel auf, als der (unvermeidliche) Tod von Motte´s bestem Freund Bogi eintritt; danach empfand ich sogar etwas Mitleid mit ihm, da alle geschmiedeten Pläne sich auf einmal wie eine Seifenblase aufgelöst haben und ihm der Boden unter den Füßen weggerissen wird.

    Alles in Allem konnte mich Matthias Brandt mit seinem ersten Roman also nicht überzeugen, so dass ich leider auch nur eine bedingte Leseempfehlung aussprechen kann.

    3*

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  1. 4
    25. Aug 2019 

    Unfinished Sympathy

    Mit fünfzehn macht man viele Sachen zum ersten Mal. Aufbruchstimmung ist angesagt, jedenfalls ungefähr Mitte der 1970er. Motte und Bogi sind dicke Freunde, das Meiste machen sie gemeinsam. Bis zu dem Tag, an dem Bogi ins Krankenhaus muss. Es ist als ob die Hälfte fehlt, ein Besuch auf der Kinderstation kann das Vorher nicht ersetzen. Außerdem, wenn man immer an die coole Blonde auf dem Rad denken muss, ist die Lust auf einen Krankenbesuch nicht so groß. Wenn dann auch noch andauernd Streit zwischen den Eltern herrscht, bleibt in der eben noch heilen Welt, kaum noch etwas wie es war.

    Auf jeden Jugendlichen stürzt wahrscheinlich viel ein, wenn er sich in der Mitte der Pubertät befindet. Viele erste Male stehen neben ersten letzten Malen. Motte will etwas erleben, aber Veränderungen, die er nicht steuern kann, lassen ihn nach Halt suchen. Doch was kann man schon anderes tun als die Dinge zu nehmen, wie sie kommen. Im Krankenhaus ist Bogi anders, seine Welt des Drinnen unterscheidet sich von dem Draußen. Was nie im Bereich des Möglichen lag, wird auf einmal wahr. Motte gehen die Themen aus, wie soll er seinen kranken Freund unterstützen, wenn er doch ehrlich gesagt, lieber nach der nicht mehr ganz so fremden Radlerin Ausschau halten möchte.

    Es ist schon eine Tour de Force, die Motte über ein knappes Jahr durchlebt. Da liegen Humor und Tragik nahe beieinander. Beginn und Ende beschreiben den Gang der Welt. Etwas hart wird Motte aus seinem behaglichen Kindheitskokon heraus katapultiert. Unterstützung findet er von einer überraschenden Seite. Auch wenn sich ein Schulabschnitt dem Ende zuneigt, ein Umzug alles durcheinander wirbelt, da ist doch ein Anker, der bleibt. Mit dem Soundtrack seiner Jugend und der Bogis in Gedanken zieht Motte durch die Stadt, von seinem alten Leben in ein neues Leben, dass ebenso von Verlust, aber auch von Hoffnung und Liebe gekennzeichnet ist.

    Ausgesprochen gut getroffen hat der Autor den Ton der Jugend. Ja, denkt man als Leser, so war es damals. Selbst wenn man selbst einen anderen Soundtrack im Herzen hat, so erkennt man doch so vieles wieder. Die Wünsche und Sehnsüchte, die ersten Male, die positiv sind, aber auch die ersten Male, an denen man erkennt, dass es mit der Unsterblichkeit vielleicht nicht allzu weit her ist. Der erste Schmerz einer Ablehnung, das erste Aufblühen einer jungen Liebe. Man kann sich so gut in Motte hineinversetzen. Wahrscheinlich ist dieser Roman ein Schatz für jeden Leser, besonders wird er es vermutlich für die sein, die in einer ähnlichen Zeit oder Situation groß geworden sind.

    4,5 Sterne

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  1. 4
    20. Aug 2019 

    Motte, oder die schwierigen Phasen des Lebens

    Bei dem 16jährigen Morten, genannt Motte, steht die Welt auf dem Kopf. Sein Vater hat eine Freundin und zieht aus dem gemeinsamen Haus aus. Seine Mutter und er müssen sich ebenfalls eine andere Wohnung such. Der Vater nennt die Freundin seine „Lebensgefährtin“. Das versteht Morten überhaupt nicht. Dass man jemanden, den man liebt, „Lebensgefährtin“ nennen kann. Zu diesem Umbruch in seinem Leben kommt auch noch, dass sein bester Freund Bogi an Lymphdrüsenkrebs erkrankte. Non-Hodgkin-Lymphom oder so nennen die Fachleute das.

    #Blackbird ist der zweite Roman des Schauspielers und Autors Matthias Brandt. Das erst Buch #Raumpatrouille hörte ich und war von dem Text aber auch der Stimme Brandts beeindruckt. Dieses Buch las ich jetzt und auch hier war es die Sprache, die mir sehr gut gefiel. Mir fehlte allerdings etwas und ich denke, dass es die Stimme des Sprechers war.

    Das Buch punktet durch Komik und Vielfalt im Ausdruck. Motte ist ein ganz normaler Junge, der von heute auf morgen mit einem sehr kranken Freund zurechtkommen muss. Ja, zurechtkommen. Für ihn ist es keineswegs selbstverständlich, dass er oft ins Krankenhaus geht um Bogi zu besuchen. Auch die Veränderung des Freundes, bedingt durch die Chemotherapie, ist für ihn schwer anzuschauen. Dann kommt auch noch das Drama, dass er sich Hals über Kopf in Jacqueline verliebt. Wie soll er das alles durchstehen, ohne verrückt zu werden?

    #Blackbird gefiel mir gut, aber wie schon erwähnt, es fehlte der Sprecher. Ich werde mir das Buch als Hörbuch kaufen und es erneut genießen. Wer lieber selbst liest, findet ein ernstes Stück, welches durch humorige Abschnitte leichter zu ertragen ist.

    O-Ton Morten nach seinem ersten Kuss: „Küssen war, als ob ich eine Sprache zwar nicht konnte, mich aber von jetzt an nur noch in ihr unterhalten wollte.“

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