Die Mütter:Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Mütter:Roman' von Brit Bennett

Inhaltsangabe zu "Die Mütter:Roman"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:310
EAN:
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Dieses schöne Leben: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Dieses schöne Leben: Roman' von Mikki Brammer
4.35
4.4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Dieses schöne Leben: Roman"

Format:Broschiert
Seiten:400
Verlag: Knaur TB
EAN:9783426529591
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Rezensionen zu "Dieses schöne Leben: Roman"

  1. Man muss auch leben

    Clover ist bei ihrem Großvater, einem Professor in New York, aufgewachsen. Nachdem er unerwartet stirbt, bleibt sie in der Wohnung und lebt dort alleine weiter. Sie beschließt Sterbebegleiterin zu werden. So begegnet sie Claudia, einer alten Dame, die ihre große Liebe noch einmal sehen will.
    Leider muss ich sagen, dass meine Erwartungen an diesen Roman nicht erfüllt wurden. Der Klappentext klang vielversprechend, doch leider hat die Autorin mich nicht überzeugen können.
    Clover hat ein liebevolles Verhältnis zu ihrem Großvater. Es bedrückt sie, dass sie in seiner letzten Stunde nicht bei ihm war, denn sie war verreist. Daraus resultiert auch ihr Berufswunsch, der ihr Kraft gibt. Ansonsten lebt sie zurückgezogen, umgeben von Büchern, und hat keine Freunde. Ihre Klienten sind froh, dass sie so eine empathische Begleitung haben, die auf sie eingeht. Das ist eine Seite, die mir an der Protagonistin gefallen hat: Sie geht vollkommen problemlos mit einem schwierigen Thema um, mit dem sich viele gar nicht erst beschäftigen wollen.
    Doch es braucht Anstöße von außen, damit Clover spürt, dass in ihrem Leben etwas fehlt und dass sie ihr eigenes Leben leben muss. Diese Entwicklung braucht seine Zeit, mir dauerte das zu lange und dann ging es plötzlich ziemlich schnell. Ich konnte keine Bindung zu Clover herstellen, da sie doch die ganze Zeit sehr blass blieb.
    Eine Geschichte die nachdenklich stimmt.

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  1. Clovers Erkenntnisse über das Leben

    Inhalt:
    -----------
    Clover ist sechsunddreißig Jahre alt und ihr Beruf ist Sterbe-Doula.Sie begleitet Menschen die letzten verbleibenden Wochen, Tage oder Stunden bis in den Tod, damit sie nicht einsam sterben müssen. Sie ist sehr gebildet und einfühlsam. Auch ihr Leben ist von Einsamkeit geprägt, sie scheut Gefühle und Beziehungen zu anderen Menschen. Doch dann begegnet sie bei einem Death Café Sebastian, der sie beauftragt, seine sterbenskranke Großmutter Claudia zu begleiten. Claudia ist trotz ihrer Krankheit eine starke, humorvolle Frau, die jedoch ein Geheimnis mit sich herumträgt. Gemeinsam mit Sebastian macht sich Clover auf die Suche, um Claudia vor ihrem Tod noch Frieden zu schließen. Dies und weitere Gegebenheiten führen dazu, dass Clovers eigenes Leben gehörig auf den Kopf gestellt wird. Sie lässt sich auf andere Menschen ein und findet einen Weg, besser zu leben und zu lieben.

    Mein Eindruck:
    -----------
    "Mit wenig macht man sich verletzlicher als mit einem offen ausgedrückten »Ich liebe dich«. Zumindest ist es das, was ich immer wieder heraushörte, wenn andere Menschen darüber sprachen, denn ich selbst hatte diese Worte noch nie in den Mund genommen, und es hatte sie auch noch nie jemand zu mir gesagt. Meine Eltern hatten ihre Zuneigung nicht gerade offen bekundet, weder verbal noch anderweitig. Und obwohl ich wusste, dass mein Großvater mich mehr geliebt hatte als irgendjemand sonst, hatte er es nie laut ausgesprochen. Soweit ich das also beurteilen konnte, war »Ich liebe dich« eines der schwierigsten Dinge, die man mit Worten ausdrücken konnte. Natürlich nicht, weil es besonders kompliziert auszusprechen wäre (dieser Titel ging meiner Meinung nach an das Wort »Synekdoche«), sondern wegen seiner Bedeutungsschwere. Es scheint einem geradezu auf der Zunge zu zappeln wie ein Kind vor seinem ersten Sprung in ein Schwimmbecken. Das Herz hüpft, der Puls rast, und man fragt sich, ob es zu spät für einen Rückzieher ist."

    Die Handlung ist aus Clovers Sicht in der Ich-Form erzählt. Ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen und habe einige Gemeinsamkeiten mit ihr entdeckt.
    Sie führt als Sterbebegleiterin drei Arten von Tagebüchern, in die sie sich die letzten Gedanken ihrer sterbenden Klienten notiert: "Dinge, von denen sie sich wünschten, sie hätten sie anders gemacht, Dinge, die sie im Laufe ihres Lebens gelernt hatten, oder Geheimnisse, die sie bewahrt hatten und die sie nun bereit waren zu enthüllen."
    Clover liest täglich in den Büchern und geht den letzten Wünschen und Gedanken der Verstorbenen nach. Dabei verpasst sie aber ihr eigenes Leben. Clover lebt eher in ihrer Fantasiewelt als in der Realität, da man in der Fantasie nicht enttäuscht werden kann. Das konnte ich gut nachvollziehen. Mir gefielen ihre Gedanken über das Leben und Sterben, hierzu habe ich mir viele Abschnitte des Buches als Zitate notiert.
    Die ganze Handlung ist voller philosophischer, aber auch humorvoller Momente. Ich habe viel geschmunzelt, aber auch ein paar Tränen vergossen.
    Obwohl ich eher keine Liebesgeschichten lese, gefiel es mir, wie Clover nebenher und mit einigen überraschenden Wendungen doch noch zu ihrer Form von Liebe findet.
    Die Geschichte war einfach wunderschön und hatte ein gewisses Happy End, ohne kitschig zu sein, und enthielt dabei viele Dinge, die mich im Nachhinein noch beschäftigt haben. Eine klare Leseempfehlung!

    Fazit:
    -----------
    Warmherziger und klug geschriebener Roman über das Leben, das Sterben und die Liebe

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  1. 4
    21. Dez 2023 

    Lebensbegleiterin

    Clovers Eltern sind bei einem Unfall verstorben als sie sechs Jahre alt war. In diesem Unglück lag auch ein kleines Glück, denn so konnte sie bei ihrem Großvater Patrick aufwachsen, einem Universitätsprofessor. Ihm hat sie so viel zu verdanken, doch als er starb konnte sie nicht bei ihm sein, weil sie im Ausland studierte. Nach seinem Tod hat Clover begonnen als Sterbebegleiterin tätig zu sein. Mit ihrem Hund George und den beiden Katzen lebt sie immer noch in des Großvaters Wohnung, Veränderungen mag sie nicht. Ihr einziger Freund ist der 87jährige Leo. Clover ist nicht sehr erfreut als eine neue Nachbarin einzieht. Und ihr neuer Auftrag der Begleitung der 91jährigen Claudia ist erfüllend und herausfordernd zugleich.

    Wie lange dauert Trauer? Ihr Großvater ist schon seit dreizehn Jahren nicht mehr da und Clover vermisst ihn immer noch. Doch auch wenn die Trauer nie ganz verschwindet, vielleicht wird sie irgendwann doch weniger raumgreifend. Claudia ist eine faszinierende Persönlichkeit mit einer ganz eigenen Geschichte und trotz des nahenden Todes hat sie noch viel zu geben. Nicht nur Claudia erlebt eine schöne letzte Zeit, auch Clover erlebt durch Claudia eine Veränderung. Ein Ende kann auch ein Anfang sein. Leben sollte man das Leben, vielleicht ist dann der Tod nicht mehr ganz so furchtbar.

    So viel beschäftigt man sich vielleicht nicht mit dem Tod und doch gehört er zum Leben. Jeder hat sicher schon einen lieben Menschen verloren. Wie man bei allem Verlust und der Trauer doch ein positiver Mensch bleiben oder werden kann, zeigt die Autorin mit ihrer Hauptperson Clover. Clover gibt den Sterbenden eine liebevolle letzte Gegenwart, sie muss erst lernen auch Liebe und Freundschaft zu empfangen. Wie sie aus ihrer Trauer wächst und zu einem noch lebensbejahenderen Menschen wird, ist berührend zu lesen. Die Lektüre dieses warmherzigen Romans weckt auch Erinnerungen an eigene liebe Menschen, über deren Verlust die Trauer zwar kleiner geworden, die aber nicht vergessen sind, genauso wie die Gedanken an die Lebenden, die man im Herzen hat.

    Das Cover wirkt irgendwie wie eine gemalte Version des Parfüms.

    4,5 Sterne

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Das Ungeheuer: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Ungeheuer: Roman' von Terézia Mora
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Ungeheuer: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:688
Verlag: btb Verlag
EAN:9783442749591
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Rezensionen zu "Das Ungeheuer: Roman"

  1. 4
    02. Nov 2014 

    Verbrannte Asche

    Einigen dürfte Darius Kopp schon aus „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ bekannt sein. Ein etwas oberflächlicher Typ, zunächst ein Wendegewinnler, doch nun eher ein Looser. Nicht besonders sympathisch, allerdings würde man ihm doch ein anderes Schicksal gönnen, denn seine Frau Flora hat sich vor fast einem Jahr umgebracht und über diesen Schlag kommt er nicht hinweg. Er verkriecht sich in seiner Wohnung und später wird er von einem Freund aufgenommen. Erst als er die Übersetzung von Floras Tagebuch, das sie in ihrer Muttersprache Ungarisch verfasst hat, rafft sich Kopp wieder etwas auf. Er will Floras Heimat besuchen und vielleicht herausfinden weshalb sie sich das Leben nahm.

    Darius’ Leid am Tod seiner Frau lässt sich beim Lesen mitfühlen, keine Hilfe ist in Sicht. Gerade eine Selbsttötung ist für die Hinterbliebenen schwer zu verarbeiten. Oft macht man sich Vorwürfe, warum man nichts gemerkt oder getan hat. Man empfindet aber auch Wut, weil der Verstorbene nicht geredet hat, keine Hilfe suchte und schließlich seine Lieben einfach so im Stich ließ. Beinahe kann einem Darius Kopp sympathisch werden. Man meint ihm den Aufbruch gönnen zu wollen, seine Reise zu Flora und ihren Wurzeln. Ihre Depression, unter der sie wohl schon seit Ewigkeiten litt, ließ letztlich keine Heilung zu, eine chronische Krankheit, die mit dem Tode endete. Das Tagebuch bietet eine Einblick in ihren Kampf um psychische Gesundheit und ihr langsames Scheitern. Zu seiner Enttäuschung kommt Darius kaum darin vor, was also mag er ihr bedeutet haben. Doch auch Darius muss sein Tal durchwandern, manchmal könnte Hoffnung bestehen, dann wieder kommt eine Phase der Ziellosigkeit, des aus dem Auge verlieren des eigentlichen Zweckes.

    Beginnt die Erzählung zunächst wirklich hervorragend, einfühlsam die Trauerarbeit beschreibend, so wandelt sie sich im Verlauf auch nach mehrmaligen Lesens einiger Passagen in etwas Unverständliches, Verschwurbeltes. Sicher ist es wahrscheinlich genau das, was nach einem Suizid bleibt. Dennoch wünschte man als Leser etwas mehr Klarheit, um die Andeutungen eine Richtung zu geben. So ist dieser Roman zwar ergreifender als sein Vorgänger, lässt aber doch das letzte Quentchen vermissen. Die Art, die Seiten des Buches in einen oberen Darius-Teil und einen unteren Floras-Tagebuch-Teil aufzuteilen, gibt dem Buch etwas eigentümlich besonderes, was das Lesen zwar etwas verlangsamt, dafür aber die Aufmerksamkeit erhöht - ein echter Pluspunkt.

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Die Hochstapler: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Hochstapler: Roman' von Tom Rachman

Inhaltsangabe zu "Die Hochstapler: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:416
EAN:9783423283977
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Trügerische Anziehung: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Trügerische Anziehung: Roman' von Eshkol Nevo

Inhaltsangabe zu "Trügerische Anziehung: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:304
EAN:9783423284011
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Dankbarkeiten: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Dankbarkeiten: Roman' von Delphine Vigan
4.5
4.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Dankbarkeiten: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:176
EAN:9783832165802
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Rezensionen zu "Dankbarkeiten: Roman"

  1. Michka sucht

    Michka sucht. In ihren Erinnerungen, nach Dingen, die sie verlegt hat. Doch was sie in Wirklichkeit verliert, sind Worte. Nach und nach ersetzt sie diese durch ähnlich klingende. Als die alte Dame nicht mehr in der Lage ist, ihren Alltag alleine zu bewältigen, kümmert sich Marie um einen Platz im Seniorenheim für Michka. Doch dort vermisst Michka ihre Eigenständigkeit, findet sich nicht zurecht. Trotz der Unterstützung von Marie und dem Logopäden Jerome verliert Michka immer mehr den Bezug zum Leben. Ein großen Wunsch hat sie noch: das Ehepaar zu finden, dem sie als Kind ihr Leben zu verdanken hat.
    „Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie oft Sie am Tag Danke sagen? Danke für das Salz, für die aufgehaltene Tür, für die Auskunft.“
    Danke zu sagen für die kleinen alltäglichen Dinge, das geht uns oft sehr leicht von den Lippen. Tiefe ehrliche verbunden Dankbarkeit auszusprechen, den Menschen gegenüber, die für uns da sind, in der Not, in Zeiten der Angst, Dunkelheit und Einsamkeit, dankbar sein gegenüber denjenigen die unser Leben retten, dankbar sein dem Leben selbst gegenüber. Ein großes Thema, das die französische Autorin Delphine de Vigan so sensibel und stark zugleich in die Hand nimmt. Die französische Autorin legt Schonungslosigkeit und Barmherzigkeit gleichermaßen uns ans Herz.
    Michkas Suche nach Worten, ihre fortschreitende Paraphasie rührt zutiefst. Es ist nicht nur der Verlust der Sprache, sondern auch der Verlust der Selbstbestimmtheit im Alter, der Michka immer mehr zum Verschwinden bringt. Nur mehr in ihren (Alp)träumen lehnt sie sich dagegen auf: „Wir brauchen nur das Gefühl, wir seine noch ein bisschen frei, denn sonst: Wozu das alles?“
    Wenn die Sprache verloren geht, was bleibt uns dann? Wertschätzung, Liebe, Zuneigung, Berührung. Dankbarkeit.

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  1. Am Ende des Lebensweges

    Die kinderlose Michka Seld muss ins Seniorenheim. Die bislang rüstige und selbständige Dame hat diffuse Verlustängste und verliert zunehmend die Sprache, was sie sehr quält, da sie zeitlebens Worte sowie die Literatur liebte. Zum Glück gibt es Marie. Die junge Frau lebte als Kind im gleichen Wohnblock. Ihre Mutter war oft nicht zu Hause und vernachlässigte das Mädchen. In diesen Situationen war Michka zur Stelle, sie nahm die Stelle der Zieh-Großmutter ein, die eine wichtige Rolle in Maries Leben spielte und der sie große Dankbarkeit entgegenbringt.

    Marie kümmert sich nun auch rührend um die alte Frau. Sie suchen gemeinsam einen Heimplatz. Auch wenn Michka die Notwendigkeit umzusiedeln voll und ganz anerkennt, fällt der Abschied vom Zuhause doch schwer: „Sie zieht ihre Wohnungstür hinter sich ins Schloss, diese Tür, die sie hunderte Male geschlossen hat, doch heute weiß sie, dass sie es zum letzten Mal tut. Sie besteht darauf, selbst abzuschließen. Sie weiß, dass sie nicht zurückkehren wird.“ (S. 28) Es sind solche Sätze, die Vigan beherrscht, und die tief in die Seele ihrer Figuren blicken lassen.

    Im Heim hat Michka Schwierigkeiten sich einzugewöhnen. Sie hat Albträume und leidet unter dem zunehmendem Sprachverlust. Letzterem soll Logopäde Jerome entgegenwirken.
    Jerome liebt seinen Beruf und sagt über die alten Menschen: „Ich empfinde Zärtlichkeit für das Zittern ihrer Stimme. Für diese Zerbrechlichkeit. Diese Sanftheit. Ich empfinde Zärtlichkeit für ihre verzerrten, ungenauen, verirrten Wörter und für ihr Schweigen. Und ich hebe alles auf, auch wenn sie gestorben sind.“ (S. 41)

    Jerome besucht die alte Dame zweimal wöchentlich, er spricht mit ihr, macht kleine Tests und Spiele, die den Wortschatz trainieren sollen, die der Patientin aber nicht immer gefallen. Michka versteht es, den jungen Mann in Gespräche zu verwickeln, beide werden vertraut und teilen manches ihrer Geheimnisse miteinander. Michka hat in ihrer Kindheit große Verluste erlitten. Es gab aber auch Menschen, die ihr in dieser Zeit sehr geholfen haben. Es ist ihr ein lebenslanges Anliegen gewesen, ihnen zu danken. Ein Wunsch, der bislang unerfüllt blieb.

    Der Roman wird wechselweise aus den Perspektiven von Marie und Jerome erzählt. Sämtliche Passagen haben Michka als zentrale Figur, in deren Gefühlswelt man sich hervorragend hineinversetzen kann. Der Prozess des Alterns wird geschildert, die individuelle Angst vor dem Sprachverlust und dem Verlust ihres Selbst beschäftigt die Seniorin immens. So sagt Michka auf S. 60: „Wir werden bald so weit sein, glaub mir. Es dauert nicht mehr lange bis zum Ende, das weißt du, Marie. Ich meine das Ende des Verstands, der ist dann futsch und alle Wörter verflogen…“. Die Dialoge sind anrührend. Zunehmend verändert sich Michkas Sprache. Sie kann zwar nach wie vor flüssig denken, vertauscht aber beim Sprechen einzelne Worte durch ähnlich klingende. Mich hat die daraus resultierende (unfreiwillige?) Komik, die aus meiner Sicht im Kontrast zur ernsten Handlung steht, stellenweise irritiert. Vielleicht ist diese kleine Schwäche aber auch der Übersetzung geschuldet, die mit Sicherheit keine leichte Aufgabe war.

    Der Roman hält auch Hoffnung und Lichtblicke bereit. Ein Leben geht zu Ende, ein anderes beginnt. Das Leben ist ein Fluss, in dem Alter und Tod einen festen Platz haben. Davon wird mit großem Mitgefühl, aber auch mit unpathetischem Selbstverständnis erzählt.

    Der Autorin ist es wunderbar gelungen, sich in einen alten Menschen, seine Gebrechlichkeiten und Gedanken hineinzuversetzen: „ Alt werden heißt verlieren lernen. Heißt jede oder fast jede Woche ein weiteres Defizit, eine weitere Beeinträchtigung, einen weiteren Schaden verkraften müssen.“ (S. 123)
    Vigan beschreibt behutsam den Prozess des Abschiednehmens am Ende eines langen Lebens sowohl aus der Sicht der Betroffenen selbst als auch aus der Perspektive derjenigen, die auf diesem Weg begleiten und unterstützen. Es ist ein Buch, das wehmütig stimmt und gleichzeitig Mut macht.

    Das Motiv der Dankbarkeit durchzieht dabei den kleinen Roman, der mit zahlreichen wunderschönen, allgemeingültigen Sätzen aufwartet. Wichtige Dinge darf man nicht aufschieben, irgendwann kann es zu spät sein.

    Delphine de Vigan ist eine herausragende Erzählerin, ich spreche für diesen intensiven, 163-Seiten-starken und zutiefst menschlichen Roman eine große Leseempfehlung aus.

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Echtzeitalter: Roman | Deutscher Buchpreis 2023

Buchseite und Rezensionen zu 'Echtzeitalter: Roman | Deutscher Buchpreis 2023' von Tonio Schachinger

Inhaltsangabe zu "Echtzeitalter: Roman | Deutscher Buchpreis 2023"

Format:CD-ROM
Seiten:0
Verlag: Argon Verlag
EAN:9783839821237
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Das andere Tal

Buchseite und Rezensionen zu 'Das andere Tal' von Scott Alexander Howard
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das andere Tal"

Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur in Trauerfällen dürfen die Grenzen passiert werden. Als die junge Odile in Besuchern aus der Zukunft die Eltern ihres Freundes Edme erkennt, weiß sie, dass er bald sterben wird. Was wäre, wenn Odile das ihr auferlegte Schweigen bricht? Ein bewegendes und außergewöhnliches Debüt über Freiheit und die Macht des Schicksals.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
Verlag: Diogenes
EAN:9783257072822
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Rezensionen zu "Das andere Tal"

  1. Zeitreise-Geschichte durch eine düstere Welt

    Getrieben durch boomende Bücher, Filme und Reihen, die sich mit dem Kampf gegen ein übermächtiges, ungerechtes Regierungssystem und Zeitmanipulationen hervortun, weckt der Autor Scott A. Howard mit seinem Debüt "Das andere Tal" zunächst den Eindruck, mit seiner cleveren Idee der um 20 Jahre versetzten Nachbartäler einen ähnlichen Science Fiction zu präsentieren.
    Odile ist 16 Jahre alt und das Schicksal hält für sie in einer düsteren Welt die Außenseiterrolle parat. Trotz einiger positiver Entwicklungen, scheitert sie immer wieder an ihren opportunistischen Zielen und Hoffnungen: einem intakten Familienleben, den vermeintlichen Freunden, der außergewöhnlichen Ausbildung zu einer hohen Amtsträgerin, der großen Liebe und nicht zuletzt an ihrer eigenen Körperlichkeit während der Pubertät. Dabei ist es keine Coming-of-Age-Geschichte, wie man anfangs meinen könnte. Über lange Strecken schwankt der Roman zwischen Utopie und Dystopie. Man wünscht sich, dass Odile endlich ihr Glück findet, aber mit dem Unfalltod ihrer großen Liebe Edme nimmt ihr Leben einen fatalen Verlauf. Aufgrund der sporadischen, streng kontrollierten Grenzübertritte in das Zukunfts- oder das Vergangenheitstal mit den älteren oder jüngeren Personen, sofern sie nicht gestorben oder bereits geboren wurden, ist den Talbewohnern bekannt, dass es Möglichkeiten gibt, die eigene Lebensgeschichte neu zu schreiben. Diese Grundidee ist durchaus spannend und trägt den Leser bis ans Ende.
    Der promovierte Philosoph Howard nutzt sein Debüt in erster Linie, um mit diesen Möglichkeiten zu spielen. Dabei ist das Buch weder ein actiongetriebener Science Fiction wie am Anfang erwähnt und von manchen vermutlich erwartet, noch ist es ein strenggläubiges Philosophenwerk. Stilistisch ist es ein gefühlvolles und sehr gut bebildertes Debüt. Allerdings schwächelt es in der Ausgewogenheit der Struktur, denn einige Passagen geraten zu lang, andere, insbesondere der Abschluss, furios und zu kurz. Auch die Auswahl der Perspektiven, der Zeitsprünge dürften den einen oder die andere Leser:in aufrütteln und etwas verständnislos zurücklassen. Bedauerlich ist ebenfalls, dass einige lose Fäden bleiben und keine Antworten auf aufgeworfene Fragen gegeben werden. Dazu gehört auch das Gedankenspiel rund um das Großvaterparadoxon, welches hier als große Lösung die Bedürfnisse einer optimistisch gestimmten Leserschaft befriedigt, aber an dem Howard in logischer Hinsicht scheitert.
    Insgesamt kann ich "Das andere Tal" allen empfehlen, die auf der Suche nach originellem, unverbrauchtem Lesestoff sind. Und die nicht zu zartbesaitet sind, denn anders als auf der Buchrückseite beworben geht es hier nicht um "Herzschmerz und Hoffnung". Über lange Strecken ist es eher "Überleben und Aussichtslosigkeit".

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  1. Zeit und Schicksal

    Der Debütroman des Kanadiers Scott Alexander Howard spielt in einem auf den ersten Blick idyllischen Tal: eine Stadt, ein See, Obstbaumwiesen, hohe Berge. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der Ort als isoliert, umgeben von Stacheldrahtzäunen, Wachtürmen und patrouillierenden Gendarmen. Niemand darf das Tal ohne Zustimmung des Conseils verlassen, um in die identische Stadt im Osten zu gelangen, die 20 Jahre in der Zeitlinie voraus ist, oder im Westen, wo es 20 Jahre früher ist. In 20-Jahres-Schritten wiederholen sich die Täler in unendlicher Abfolge. Flüchtlinge werden gnadenlos gejagt. Wer auf eine Eingabe hin eine der seltenen Besuchsbewilligungen in die Zukunft oder Vergangenheit erhält, meist im Zusammenhang mit einem Trauerfall, darf die Zeitlinie bei Androhung drakonischer Strafen weder stören noch gar verändern:

    "Verlass nie dein Tal, misch dich nirgendwo ein." (S. 100)

    Ein ungeplanter Zwischenfall
    Die zunächst jugendliche Erzählerin Odile Ozanne steht als 16-Jährige zu Beginn des Romans kurz vor dem Schulabschluss und soll sich auf Wunsch ihrer Mutter für das Auswahlverfahren zum Conseil bewerben, wo ihr dauerhaft Macht, Ansehen und finanzielle Sicherheit winkt. Odile ist eine schüchterne, unsichere Außenseiterin, die gerade erst eine Gruppe von Freunden gefunden hat. Während sie am strengen Ausscheidungswettbewerb teilnimmt, wird sie zufällig Zeugin eines Besuchs aus dem Osten, der Zukunft. Odile erkennt in den trauernden Besuchern ausgerechnet die Eltern ihres Freundes Edme, ihrer ersten Liebe, und erfährt auf diese Weise, dass er bald sterben wird. Der ungeplante Zwischenfall, der dem Conseil nicht verborgen bleibt, stürzt Odile in einen Loyalitätskonflikt: Soll sie dem Conseil gehorchen, der jede Einflussnahme streng verbietet, oder ihren Freund warnen?

    Eine gebrochene Biografie
    Im zweiten Teil des Romans, der sich nun nicht mehr wie ein Jugendroman liest, ist Odile 20 Jahre älter. Ihre gebrochene Biografie hat sie als einzige Frau in die Grenzgendarmerie geführt, wo sie Flüchtlinge abfängt oder Besucherinnen und Besucher begleitet und in ihrer einsamen Freizeit Holzschnitte anfertigt. Noch einmal erhascht sie einen verbotenen Blick, dieses Mal in die eigene Zukunft. Wieder steht sie vor einer Entscheidung, doch ist sie nun nicht mehr die unerfahrene Jugendlich, sondern eine desillusionierte erwachsene Frau.

    Ein spannendes Gedankenexperiment
    Obwohl ich nie Science-Fiction lese, hat mich das dem Buch zugrundeliegende Gedankenexperiment mit den zeitverschobenen Orten sofort gereizt. Was, wenn man die Vergangenheit oder die Zukunft ändern könnte, wenn Schicksale auf ungeahnte Weise veränderbar wären? Der promovierte Philosoph Scott Alexander Howard hat wohlüberlegt und sorgfältig konstruiert ein Universum erschaffen, in das ich gerne eingetaucht bin. Die bedrückende Atmosphäre der streng abgeriegelten, diktatorisch regierten Stadt, die genauen Ortsbeschreibungen, spannende Nebenschicksale, die gut begründete Entwicklung der Protagonistin und das rasante Ende haben mir gefallen. Sprachlich ist der Roman unspektakulär und eher einfach, gedanklich verlangt er jedoch bisweilen größte Konzentration, wenn es um die Konsequenzen der Zeitverschiebung geht.

    "Das andere Tal" ist ein sehr besonderer Roman über Zeit und Schicksal, Fremdbestimmung und freien Willen. Weniger als die Geschichte von Odile wird mir die ungewöhnliche Prämisse im Gedächtnis bleiben, über die sich immer wieder neu nachdenken lässt.

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  1. 5
    09. Mär 2024 

    Interessant gemachtes moralphilosophisches Gedankenexperiment

    Mit seinem ersten Roman „Das andere Tal“ entwirft der promovierte Philosoph Howard eine Welt nicht nur mit einem interessanten metaphysischen Grundkonzept sondern auch mit Denkanstößen zu moralphilosophischen Fragen. Das geschieht im Gewand eines zunächst sogar eher wie ein Jugendbuch anmutenden Romans, der sich in der zweiten Hälfte zu einer hoch spannenden Lektüre entwickelt und eine unerwartete Auflösung bietet.

    Odile ist gerade sechzehn geworden und lebt auf den ersten Blick das Leben einer durchschnittlichen Jugendlichen, die aber nicht so recht in die Gruppendynamiken der Schule passt. Man merkt schnell, dass die Stadt, in der sie lebt, irgendwie anders ist, als das, was wir von unserer Gegenwart kennen. Die Stadt, die verwendete Technik, die Personen scheinen wie aus der Zeit gefallen. Unbestimmbar. Und mit „der Zeit“ hat es hier auch etwas ganz Besonderes auf sich, denn die Stadt befindet sich in einem Tal und würde man nach Westen reisen, ins nächste Tal, befände sich dort der gleiche Ort aber 20 Jahre in der Vergangenheit. Der nächste Ort im Westen, wieder weitere 20 Jahre (also insgesamt 40 Jahre) in der Vergangenheit. In Richtung Osten würden wir uns in die Zukunft, auch in 20er Schritten, bewegen. Nun steht Odile zwar eigentlich „nur“ vor der Entscheidung, die jede Person zum Abschluss der Schulzeit treffen muss, nämlich welche Ausbildung sie beginnen möchte. Doch ihre Geschichte ist komplizierter, da sie sich für das Conseil bewirbt, welches eine Art ethisches Gericht ist, welches entscheidet, wer im Trauerfall die Wanderung in die Vergangenheit antreten darf, um seine Liebsten noch einmal aus Entfernung sehen zu können. Gleichzeitig wird sie verstrickt in genau einen solchen Vorgang und folgenschwere Geschehnisse werden losgetreten.

    Scott Alexander Howard hat hier ein wirklich spannendes Gedankenexperiment um Zeitreisen, Trauer und ethisch-moralische Entscheidungen entworfen. Durch seine Prämisse der zeitverschobenen Täler umgeht er technische Fragen zum Thema Zeitreisen komplett, wenn auch nicht die daraus entstehenden Paradoxa. Es macht Spaß diesem Gedankenexperiment zu folgen, auch wenn in der ersten Hälfte des Romans es manchmal so wirkt, als ob der Autor Vignetten mit moralischen Fragestellungen aus seinen Philosophieseminaren eingebunden hat. Das wirkt zunächst ein wenig didaktisch und könnte daher auch durchaus für den Schulunterricht genutzt werden. Trotzdem bleibt der Roman für erwachsene Leser:innen auch immer interessant und wird im Verlauf immer spannender. Zuletzt habe ich richtig mit der Protagonistin mitgefiebert und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Der Autor löst ein gewisses Problem des hiesigen Zeitreisekonzeptes geschickt auf und lässt die Geschichte von Odile wunderbar offen.

    Sprachlich liest sich der Roman, wenn man sich erst einmal an die mitunter wenig gängigen französischen Namen gewöhnt hat, sehr flüssig runter, ohne zu simpel geschrieben zu sein. Den Charakteren, auch neben Odile als Ich-Erzählerin, folgt man sehr gern. Howard kann die Atmosphäre dieses Tals ganz wunderbar heraufbeschwören, sodass man problemlos in die Geschichte eintauchen kann und vor dem inneren Auge einen spannenden Film sieht. Apropos Film: Das Buch soll als Miniserie verfilmt werden, was man sich bei diesem Stoff sehr gut vorstellen kann.

    Insgesamt hat mich der Roman nicht nur sehr gut unterhalten sondern gleichzeitig ein interessantes, für mich ein neues Konzept für Zeitreise entworfen und Fragen zum Thema Trauerarbeit aufgeworfen. Erfrischend.

    4,5/5 Sterne

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Ein falsches Wort: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein falsches Wort: Roman' von Vigdis Hjorth
4.3
4.3 von 5 (10 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein falsches Wort: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:400
Verlag: S. FISCHER
EAN:9783103975130
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Rezensionen zu "Ein falsches Wort: Roman"

  1. 5
    17. Apr 2024 

    Gefängnis Familie

    Bergljot kämpft mit ihrer Familie. Vordergründig geht es um eine Erbschaft von zwei Ferienhütten, doch der Kampf ist viel komplexer, viel tiefsitzender: sie wurde als Kind von ihrem Vater missbraucht. Doch nicht alle glauben ihr, wollen die Realität nicht anerkennen, verdrängen kontinuierlich - auch weil, das Geschehene lange verdrängt wurde und dann mit voller Wucht wieder ins Bewusstsein rückt. Bergljot nimmt uns mit auf ihren inneren Kampf der Selbstbefreiung von den Fesseln der Familie.

    Dieser Roman ist harte Kost, thematisiert er doch das Unaussprechliche. Vigdis Hjorth versteht es, mit ihren klaren Worten, ihren eindringlichen Satzwiederholungen, für die Lesenden eine Ebene zu schaffen, auf der es erträglich ist, den inneren Kampf von Bergljot mitzuverfolgen, wenn auch äußerst herausfordernd. Dieser ist so vielschichtig, dass man ihr jedes Wort glaubt. Es geht hier nicht nur darum den Täter anzuklagen, sondern das ganze System, das ihn stützt. Es geht um Machtmissbrauch, emotionale Erpressung, Vernachlässigung, körperliche Gewalt, der Suche nach Aufmerksamkeit in den unterschiedlichsten Stufen. Die komplexen Beziehungen der Schwestern, des Bruders und vor allem der Mutter zueinander werden aufgedröselt; Hjorth zeigt, dass es niemals eine einfache Antwort geben kann; dass es immer ein System ist, das den Missbrauch stützt. Und über allem steht die Frage des Beweises, die anklagend und mit Fingerzeig auf die Betroffene blickt. Der Roman ist anstrengend zu lesen, es wird einem viel abverlangt, denn das Gedankenkarussell läuft unaufhörlich und scheint nicht aufhaltbar zu sein. Oft wollte ich die Protagonistin packen und schütteln und sie fragen, warum es ihr nicht möglich ist, "einfach" mit der Familie zu brechen, den Kontakt ein für alle mal aufzugeben. Aber die Penetranz und die Verdrängungsgabe besonders der Mutter und der Schwester Astrid sind so stark, dass sie Bergljot nicht loslassen können. Gekonnt werden in die Geschichte Theorien der Psychoanalyse eingeflochten. Es werden auch Bezüge zu Theater oder Filmen hergestellt, allen voran zu dem ersten Dogma 95-Film "Das Fest", in dem es ebenso um Kindesmissbrauch geht, mit dem sich die Protagonistin vergleicht. So krass das Thema ist, umso erstaunlicher ist es, wie subtil Hjorth auch Schwarzhumoriges einfließen lässt, wenn sie über den Gebrauch des Wortes "Inzest" schreibt. Fast ist es unfassbar, wie genial das Thema aufgearbeitet wird, die Komplexität des Geschriebenen ist so tiefgängig, dass man oft vergisst, dass es sich um Autofiktion handelt. Doch mutmaßlich arbeitet Hjorth hier ihre eigene Geschichte auf. Und abgesehen von der Härte der Thematik, ist das Buch einfach eine herausragende Prosa mit schriftstellerischer Brillanz, die sicher eines meiner persönlichen Highlights des Jahres 2024 ist.

    Mein Fazit: "Ein falsches Wort" ist ein heftiger Roman, der die Lesenden an ihre Grenzen bringt. Die Autorin schafft es durch ihre feinfühlige Sprache und der Vielschichtigkeit der Aushandlungen innerhalb der Familie, ein Gefängnis nachzuzeichnen, aus dem die Protagonistin nur schwer entkommen kann - jenem der Familie. Ein herausragendes Werk, bei dem es aber aufgrund der Heftigkeit gut überlegt sein soll, ob man sich dem Thema annähern kann oder will.

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  1. Schwer verdaulich, auch wenn vieles nicht offen angesprochen wir

    Die erwachsene Erzählerin Bergljot, zweitälteste von 4 Kindern, meidet ihre Familie, da in ihrer Kindheit schlimmes geschehen ist. Erst im Erwachsenenalter werden ihr die Ausmaße bewusst, doch es fehlen nach wie vor Erinnerungen, doch ihr Verhalten macht deutlich, dass es scheinbar wirklich einschneidende Erlebnisse in der Kindheit gab. Auch ihr älterer Bruder will mit den Eltern nichts zu tun haben, auch er hat Vorwürfe vorzubringen. Als die beiden jüngeren Schwestern die beiden Hütten allein erben sollen, will er sich damit nicht arrangieren, zumal die Eltern das Erbe eigentlich gerecht unter den vier Kindern aufteilen wollen.

    Die Streitigkeiten um die Hütten wühlen bei Bergljot alles wieder auf, sie kann nicht mehr so tun, als ob sie klar kommt. Ihre eigenen Kinder, die bislang immer noch den Kontakt zu den Großeltern hegten, distanzieren sich nun auch. Bergljots Mutter will den Kontakt zu allen, sie ist sehr auf den äußeren Anschein bedacht. Doch beim lesen wird schnell klar, dass die eigentlichen Vorwürfe zwar den Vater betreffen, doch die Mutter scheint damals gewusst zu haben was geschah, und hat aus Angst allein dazustehen die Augen verschlossen und lediglich versucht ihre Tochter zum Beispiel mit Ballettunterricht abzulenken. Was wiederum von den jüngeren Schwestern nicht verstanden wurde, sie hatten das Gefühl, dass die Ältere somit bevorzugt behandelt wurde. Ein Strudel, der alle in dieser Familie beeinträchtigte, ein Strudel der beweist, dass es nichts bringt schlimmes totzuschweigen.

    Im weiteren Verlauf wird klar, wie unterschiedlich alle mit diesem Ereignis umgehen, dass Bergljot erst spät lüftet. Durch Rückblicke merkt der Leser, dass es sich sehr negativ durch ihr gesamtes Leben zieht.
    Als der Leser ziemlich am Ende genaueres erfährt, ist man selbst im Zwiespalt, will ihr auf der einen Seite glauben, aber man zieht auch die vorgebrachten Zweifel, bzw. die Tatsache, dass es keine eindeutigen Beweise gibt, in Betracht.

    Der Erzählstil ist sehr anstrengend, da vieles immer wiederholt wird, was sicher die Verwirrheit der Protagonistin verdeutlichen soll. Mir war es oft zu viel, weniger wäre da mehr gewesen. Das Ende lässt Fragen offen, lässt aber zumindest hoffen, dass Bergljot für sich das Richtige getan hat.

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  1. Es ist nicht einfach, ein Mensch zu sein

    Im Mittelpunkt von Vigdis Hjorths Roman steht Bergljot, die älteste Tochter einer Familie mit vier Kindern. Sie wird in verschiedenen Phasen ihres Lebens gezeigt und schildert immer wieder das zentrale Ereignis ihrer Kindheit, als ihr übergriffiger Vater ihr Gewalt antat. Dieses Geheimnis hat nicht nur ihre Kindheit zerstört, sondern ihr ganzes Leben überschattet. Sie konnte nur mit Freunden oder Psychotherapeuten in ihrer jahrelangen Therapie darüber sprechen. In ihrer Familie war das Thema tabu. Als sie doch darüber sprechen wollte, glaubte man ihr nicht und bezichtigte sie der Lüge. Eine besondere Rolle spielte dabei ihre Mutter, die sie nie beschützt hatte und lediglich die Schande und das endgültige Scheitern ihrer Ehe fürchtete. Die Mutter war einst eine Schönheit und sieht mit zunehmendem Alter in ihrer eigenen Tochter eine Rivalin. Der Vater ignorierte die Tochter seit diesen Übergriffen und ließ sich auf kein Gespräch ein. Irgendwann kommen auch Erbschaftsstreitigkeiten hinzu, weil der Vater keine gerechte Verteilung seines Besitzes ermöglicht hat. Die Familie ist tief gespalten, und Bergljot hat nur den ein Jahr älteren Bruder Bard auf ihrer Seite, nicht aber die beiden deutlich jüngeren Schwestern Astrid und Asa und erst recht nicht die Mutter. Bergljot begreift, dass auch 23 Jahre nach dem Bruch mit der Familie keine Versöhnung möglich ist. Sie kann einen Neuanfang versuchen, vergessen wird sie nie.
    Vigdis Hjorths Roman ist zwar Fiktion, enthält aber autobiografische Elemente, denn auch sie wurde Opfer eines übergriffigen Vaters, und die Veröffentlichung ihres Buches führte zu Streit in der Familie und zur Gegendarstellung ihrer Schwester Helga in Form eines Romans. Hjorths zentrale Botschaft besagt, dass genauso viel Schaden angerichtet wird, wenn einem nach solchen Erfahrungen nicht geglaubt wird, wie durch das Trauma selbst. Das Buch ist wichtig, aber nicht einfach zu lesen. Das liegt an der schwierigen zeitlichen Zuordnung von Handlungselementen in dieser Geschichte, vor allem aber an den unzähligen, zum Teil wörtlichen Wiederholungen von immer denselben Ereignissen und Gedanken. Das mag für die Protagonistin ein Mittel zur Bewältigung des Traumas sein, für den Leser ist es jedenfalls nicht besonders spannend und wirkt auf die Dauer geradezu lähmend. Mir hat “Ein falsches Wort“ nicht besonders gefallen.

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  1. Der ausweglose Kampf um Wahrheiten

    Die Überschreibung der elterlichen Ferienhütten auf Hvaler an nur zwei ihrer vier Kinder, lässt den einzigen Bruder Kontakt zur ebenfalls übergangenen ältesten Schwester Bergljot wieder aufnehmen. Beide haben mit der Familie gebrochen, doch jetzt will Bard diesen Bezugspunkt und Ferienort für seine eigene Familie nicht verlieren und wirbt bei seiner Schwester um Beistand gegen die zwei jüngeren Geschwister.
    Bergljot, 60, selbst Mutter von 3 Kindern und Enkeln, möchte sich eigentlich nicht einmischen. Vor vielen Jahren bereits hat sie für sich beschlossen, ihren Vater nicht beerben zu wollen. Nur den Kontakt ihrer Kinder zu den Großeltern ließ sie bestehen. Bergljots Schwester Astrid war es, die sporadisch anrief und ihererseits Bergljot bat, den Kontakt zur 80-jährigen Mutter doch wieder zu suchen, da diese krank sei.
    Die Situation kocht hoch, als der Vater stirbt, die Beerdigung organisiert, und schließlich das Testament eröffnet wird. Bergljot muss sich der Familie stellen, muss verdrängte Erinnerungen wieder zulassen.

    Erbstreitigkeiten waren mein persönlicher Triggerpunkt, mich dieser Lektüre zu stellen. Bergljot erzählt mir diese Geschichte aus ihrer Sicht. Sie sitzt neben mir, ist aufgewühlt, muss ihre Gedanken sortieren, wiederholt sich ständig, aber bald merke ich, dass es ihr nicht um die Hütten auf Hvaler geht und auch nicht um das Erbe ihres Vaters. Ich brauche etwas Geduld, denn in Bergljots Erinnerungen fließen nicht nur die Begegnungen und E-mails mit ihrer Familie ein, sondern auch ihre "Männergeschichten", der Rat ihrer Freundin, die sie auf so merkwürdige Art kennengelernt hat und die es auch nicht leicht hatte. Verzweifelte Anrufe bei ihren Kindern, die Suche nach Rückhalt bei ihrem Freund, wütende, betrunkene Antworten an Astrid, all das, merke ich bald, verbirgt ein unaussprechliches Geschehen, das Bergljot zu dem Menschen gemacht hat, der sie heute ist. Ein schroffes, gestörtes, alkoholsüchtiges Geschöpf mit ambivalenten Gefühlen, auf der verzweifelten Suche nach Gehör. Ich muss lange hinhören um das ganze Ausmaß zu begreifen, aber zugleich muss ich begreifen, warum ihre Geschwister so reagieren, wie sie reagieren, warum ihre Mutter nicht die Mutter ist, die sie sein sollte.
    Und trotzdem bleibt zum Schluss ein leiser Zweifel. Zum einen wissen wir jetzt, dass Bergljot eine sehr unzuverlässige Erzählerin ist, die nie wirklich abschließen durfte, nie wirklich eine Erklärung, geschweige denn Glauben und Anerkennung erfahren durfte. Auch die Schuld verteilt sich hier auf viele Schultern, die niemals stark genug für Aufarbeitung und Versöhnung waren.
    Keine leichte Geschichte, kein leichter Text, aber psychologisch eindringlich aufgebaut und mit einer Spannung versehen, die leider keine Erlösung bietet.

    Gabriele Haefs, Jahrgang 1953 hat dieses Werk mit Fingerspitzengefühl aus dem Norwegischen übersetzt und der S. Fischer Verlag gab dem Umschlag die vier abstrakten Gestalten der Geschwister, von denen eine abseits spricht, was den anderen sichtlich schwerfällt zu akzeptieren. Vigdis Hjort selbst hat ihre Lorbeeren bereits in Norwegen und interantional gesammelt, so dass sie durchaus das Gewicht hat, den Leser mit diesem Werk herauszufordern. Bei aller Alltäglichkeit um Erbstreitereien, ist diese Geschichte als Erstlektüre dieser Autorin, eine vielfache Herausforderung.

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  1. Familiengeflechte

    Mein Lese-Eindruck:

    Der Plot ist schnell erzählt: der Vater stirbt, die Familie streitet sich ums Erbe, und alte Konflikte und Verletzungen werden wieder lebendig. Eine bekannte Situation.

    Der Roman besteht aus einem einzigen Gedankenstrom, der verschiedene Zeitebenen und Lebensphasen in den Blick nimmt und der gelegentlich mit Reflexionen von psychologischer Fachliteratur unterfüttert wird. Als Leser sitzt man quasi im Kopf der Protagonistin und muss ihre ewig kreiselnden Gedanken aushalten, so wie sie selbst eben auch und auch ihre Kinder, ihre Freunde und Lebenspartner. Dieser Gedankenstrom wirkt auf den ersten Blick unstrukturiert, ist es aber nicht. Ganz im Gegenteil: sehr kunstvoll kreiselt sich die Erzählerin zu dem eigentlichen Thema hin, sie verdichtet die Anzeichen und stellt das üble Geschehen in der Mitte des Romans wie in einem Showdown vor.

    Dieser Blick in einer verstörte (gestörte?) Seele ist nicht leicht auszuhalten, und die Erzählerin erschwert ihn zusätzlich durch ständige, teilweise wortwörtliche Wiederholungen, durch ständigen Aufgriff bereits gesagter Inhalte, durch identische Motive und durch Rückgriffe auf Bekanntes. Diese Art zu erzählen macht das Lesen schwer; eine straffere und weniger wortreiche Erzählweise hätte der Aussage des Buches gutgetan.

    Die Erzählerin nimmt auch in immer kleinen Facetten die anderen Familienmitglieder in den Blick und zeigt auf, was ihr Vorwurf mit ihnen macht. Hier zeichnet sie sehr subtil die Zerstörung einer Familie nach. Im Fadenkreuz steht insbesondere die Mutter. Die Mutter ist wirtschaftlich vom Vater abhängig, und ihren Sozialstatus leitet sie ebenfalls von ihrem Mann ab. Sie stellt aus eigener Kraft nichts dar. Daher kämpft sie mit teilweise merkwürdigen Mitteln um Geltung. Sehr schön stellt die Autorin heraus, wie die Mutter ihre Schwäche zur Waffe macht und sich damit immer wieder in den Mittelpunkt schiebt. Zugleich ist die Mutter bestrebt, das öffentliche Ansehen der Familie zu wahren. Der äußere Schein ist ihr jede Lebenslüge wert und erklärt den Verrat an der Tochter. Auch die Geschwister werden in diese Lebenslüge verstrickt und werden zur Parteinahme gezwungen.

    Das grundlegende Problem besteht darin, dass das gesamte Geschehen aus Bergljots Sicht erzählt wird und der Leser den Wahrheitsgehalt nicht überprüfen kann. Was stimmt? Was wird imaginiert, ohne deswegen weniger leidvoll zu sein? Bergljot ist, bei allem Mitleid für ihr Leiden, keine sympathische Protagonistin. Es gelingt ihr im Laufe eines langen Familien- und Berufslebens nicht, ihre Verletzungen zu heilen. Immer wieder heizt sie den Konflikt mit ihren Geschwistern und ihrer Mutter aufs Neue an, ohne ihn einer Lösung zuführen zu wollen. Der Eindruck entsteht, dass sie in ihrem Leid verharren will.

    Und so entsteht Seite für Seite das Bild einer Familie, in der das öffentliche Ansehen und die harmonische Fassade wichtiger sind als die Probleme einzelner Familienmitglieder, die als Störfaktoren kurzerhand und dauerhaft unter den Teppich gekehrt werden.

    Eine nicht einfache, aber lohnende Lektüre.

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  1. Familienverstrickung hinter bürgerlichen Fassaden

    Bergljot ist eine geschiedene Frau um die 60. Sie hat drei erwachsene Kinder sowie bereits Enkelkinder. Mit ihren Eltern und Geschwistern hat sie seit rund 15 Jahren keinen nennenswerten Kontakt mehr, vor langer Zeit kam es zum Bruch – warum bleibt lange unklar. Unerwartet meldet sich Bergljots Bruder Bard bei ihr: Der Vater will offenbar seinen Nachlass ordnen und plant, die beiden Ferienhäuser auf der Insel Hvaler nur den beiden jüngeren Schwestern Asa und Astrid zu übertragen. Bergljot und Bard sollen halbherzig dafür entschädigt werden. Bard regt sich über diese Ungerechtigkeit maßlos auf und sucht die Unterstützung seiner Schwester. Die Erbstreitigkeit ist der Auslöser dafür, dass bei Bergljot ein erlittenes Trauma wieder an die Oberfläche stößt und ihre zuletzt gewonnene Stabilität ins Wanken bringt. Dabei geht es ihr nicht um die Erbschaft, ihre Probleme sind viel weitreichender und man tastet sich nur langsam vor.

    Der Roman wird ausschließlich aus der Sicht von Ich-Erzählerin Bergljot erzählt. Als Leser sind wir dicht an ihr dran, wir erfahren ihre Gedanken, Emotionen sowie die Komplexität ihrer Seelenleiden. Wir lernen ihre Ratgeber kennen. Sie berichtet, dass sie jahrelang intensive Psychoanalyse benötigte, dass sie sich von ihrem Mann scheiden ließ, um mit einem verheirateten Professor eine Beziehung zu haben. Heute lebt sie mit Lars zusammen, aber auch er kann nicht verhindern, dass sie ihre Sorgen und Nöte mit Alkohol und Rastlosigkeit betäubt. Bergljot ist keine Sympathieträgerin. Trotzdem hört man ihr zu, empfindet große Empathie mit einer Frau, die Erlebnisse aus der Kindheit, die direkt zu ihrer Herkunftsfamilie führen, nicht verwinden kann. Der plötzliche Tod des Vaters führt schließlich zu persönlichen familiären Kontakten, denen sich Bergljot nicht entziehen kann. Immer wieder ist ein Elefant im Raum, um den sich für Bergljot alles dreht, den die anderen aber nicht sehen wollen, der für sie sogar inexistent ist. Das tut ihr unendlich weh, während sich die anderen Familienmitglieder Ruhe hinter der Fassade einer intakten, glücklichen Familie wünschen. Der Kampf um die Deutungshoheit der Wahrheit bestimmt den Roman.

    Der Gedankenstrom Bergljots führt von der Gegenwart ausgehend in ausgesuchten Sequenzen zurück in die Vergangenheit. Er zeigt eine Mutter, die wenig belastbar ist und dies theatralisch zu inszenieren weiß. Der Vater zeigt sich als Patriarch. Als Geschäftsmann arbeitet er viel und erschafft ein umfangreiches Vermögen. Die Geschwister teilen sich schon recht früh in zwei Parteien auf, sie buhlen um Liebe und Zuwendung der Eltern. Für den Leser ist die Lektüre fordernd. Das Stilmittel der Wiederholung passt zwar hervorragend, um das Innenleben und die Gedankenkreisläufe der Protagonistin zu beleuchten, nutzt sich stellenweise aber auch etwas ab. Man braucht definitiv Konzentration und Aufmerksamkeit. Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab. Neue Aspekte und Fakten treten fortlaufend hinzu, teilweise aber ohne Unterbau, so dass man sich manches herleiten oder erdenken muss. Es wird definitiv nicht alles auserzählt. Dennoch bekommt man ein immer klareres Bild, worum es im Kern geht, worin der eigentliche Konflikt besteht, welche Verletzungen Bergljot auch nach Jahrzehnten nicht hinter sich lassen kann. Das Leiden wird in fast jedem Satz spürbar:
    „Was ich damals empfand, habe ich später gedacht, als ich anfing mein Leben zu verstehen, war, dass ein Augenblick der Erkenntnis näher rückte, ich spürte es, wie ein Tier die Vorboten eines Erdbebens spürt, bevor es ausbricht. Mir graute, und ich zitterte vor der schmerzhaften Erkenntnis der Wahrheit, die mich beben lassen und in Fetzen reißen würde, vielleicht arbeitete ich unbewusst daran, die Erkenntnis zu beschleunigen, um es hinter mich zu bringen, wenn ich ihr schon nicht entkommen konnte.“ (S. 32)

    Dieses Psychogramm liest sich sehr fesselnd. Die Konstruktion des Romans ist gelungen, sie führt zu einem vermeintlichen Höhepunkt hin, um die Handlung anschließend wieder in ruhigere Fahrwasser zu leiten. Die einzelnen Charaktere gewinnen zunehmend an Kontur, weil andere Perspektiven in den Text Eingang finden. Bergljot ist keinesfalls selbstgerecht, sie geht mit sich hart ins Gericht, hinterfragt eigene Entscheidungen, übt Selbstkritik und leidet unter permanenten Schuldgefühlen. Sie erkennt die Leistung der Schwestern rund um die betagten Eltern an. Dieser Facettenreichtum zeigt die Komplexität der familiären Verstrickungen, die bis in die Enkelgeneration hineinreichen. Selten geht einem die Zerrissenheit und Ambivalenz einer Figur so nahe. Automatisch kommt man ins Nachdenken darüber, wie man selbst an dieser oder jener Stelle gehandelt hätte. Es liegt ein schwerwiegender Familienkonflikt zugrunde, bei dem man sich vor Augen halten muss, dass fast ausschließlich die Sicht Bergljots im Fokus steht.

    Ich habe den Roman, der bereits 2019 unter dem Titel „Bergljots Familie“ im Osburg Verlag erschien, zum zweiten Mal begeistert gelesen. Vigdis Hjorth hat einen interessanten, außergewöhnlichen Schreibstil. Die Kapitel sind meist kurz, die Geschichte baut sich langsam auf. Hat man sich aber erst einmal auf die Erzählung eingelassen, kommt man nicht mehr davon los. Ein Roman, der einen in die Tiefen erlittener Traumata und Verletzungen führt, der zeigt, dass man erlittenes Unrecht nicht einfach hinter sich lassen kann, dass es im Gegenteil sehr lange Arme hat.

    Ein starkes, psychologisch dichtes und sehr authentisches Stück Literatur! Große Leseempfehlung!

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  1. 5
    02. Apr 2024 

    erschütternde Einblicke in ein familiäres Beziehungsgeflecht

    Ausgangspunkt dieses Romans der norwegischen Schriftstellerin Vigdis Hjorth ist die Absicht eines Elternpaares, zwei Sommerhäuser, in denen die Familie viele glückliche Tage erlebt hat, zwei jüngerenTöchtern im Wege der Erbfolge zu vermachen. Bergljot, Ich-Erzählerin in diesem Roman und älteste Tochter, und ihr Bruder sollen insoweit leer ausgehen, so haben es die Eltern geplant.

    Was wie ein Streit ums Erbe anfängt, spaltet die Familie weit über die Frage nach einem gerecht verteilten Nachlass hinaus. Was die Autorin hier entwirft, ist ein regelrechtes Psychogramm der ältesten Tochter Bergljot. In nüchterner Sprache wird in kurzen, unnumerierten Kapiteln die Geschichte der Familie aus der Sicht Bergljots erzählt. Ich habe diesen Roman während der Osterzeit gelesen und er hat auf mich zeitweise wie eine Passionsgeschichte gewirkt. Die Ich-Erzählerin, fast sechzig Jahre alt, ist selbst Mutter dreier erwachsener Kinder, geschieden, beruflich erfolgreich und finanziell unabhängig. Eine gestandene Frau, so könnte man meinen. Doch die Art, wie sie von sich, ihrer Kindheit und ihren Konflikten mit Eltern und Geschwistern berichtet, zeigt, dass hier ein traumatisierter, ein bis ins Erwachsenenalter leidender Mensch spricht.

    Der Vater stirbt und bei Bergljot kommen traumatische Ereignisse aus ihrer Kindheit hoch. Sie, die den Kontakt zur Familie vor Jahrzehnten abgebrochen hatte, nimmt den Kontakt zu den Geschwistern und zur Mutter mehr oder weniger notgedrungen wieder auf, ihre Anwesenheit bei der notariellen Testamentseröffnung ist erforderlich.

    Langsam entfaltet sich vor dem Leser, was Bergljot in ihrer Beziehung zur Familie umtreibt, warum sie mit ihr gebrochen hat. Einzig durch die Perspektive Bergljots dringt man in das Familiengeflecht ein.
    Langsam entwirren sich die Fäden, in die alle verstrickt zu sein scheinen. Langsam ist überhaupt ein Stichwort, denn Bergljot schildert minutiös alltägliches, wiederholt Gedanken, Erlebtes, fast wie in Endlosschleife. Das ist anstrengend zu lesen, langweilte mich trotzdem nicht, sondern entwickelte einen Lesesog, der mich quasi in den Kopf oder die Seele Bergljots hineingesaugt hat. Der Leser in der Rolle des allerdings hilflosen Therapeuten, vor ihm liegt Bergljot.

    Es geht um traumatisierende Kindheitserfahrungen und die Anerkennung dessen, was passiert ist von der eigenen Familie, insbesondere von der Mutter und von den jüngeren Schwestern. Es geht um die Auswirkungen des Fehlverhaltens einer Person auf das Familiengefüge und auf den Zusammenhalt einer ganzen Familie. Dem konnte ich mich schwer entziehen, zu drängend die Fragen danach, ob Bergljot endlich Frieden finden wird, wird ihr Leiden von der Familie anerkannt oder bleibt es hier bei einer lebenslangen Lüge ?

    Ein schockierender Einblick in eine zerstörte Familie, die insbesondere die fatale Rolle der Mutter Bergljots beleuchtet, die sich, finanziell abhängig von ihrem Mann und abhängig von der möglichen Außenwirkung der Wahrheit auf ihr eigenes Leben, nicht emanzipieren kann.

    Ein großartiger Roman, den ich allen, die harte Themen nicht scheuen, nur empfehlen kann.

    Ich vergebe 5 Steren.

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  1. Schockierende berührende Geschichte einer traumatisierten Frau

    Menschlich berührende traumatische Familienbeziehungsgeschichte, inhaltlich schockierend, stilistisch von Wiederholungen geprägt

    Dies ist ein Buch, das dem Leser einiges abfordert, nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch. Ich werde versuchen, es im Folgenden zu erläutern ohne zu viel aufzudecken.

    Auslöser einer familiären Krise sind Erbstreitigkeiten nach dem plötzlichen Tod des Vaters, aber sie sind nicht das eigentliche Problem, sondern bringen etwas in Gang, was lange unter der Decke gehalten wurde. Es wird aufgewühlt, was die Familie (Mutter, drei Schwestern und ein Bruder) eigentlich vergessen wollte. Diesem geht es hauptsächlich um die beiden Ferienhütten, an denen er keinen Anteil haben soll, aber der ältesten Schwester Bergljot geht es um ganz anderes. Das Materielle interessiert sie nicht, sondern die Wahrheit und Anerkennung um das in ihrer Kindheit Geschehene.

    'Wie war es, ein normaler Mensch zu sein? Ich wusste nicht, wie es war, ein normaler Mensch zu sein, ein unbeschädigter Mensch, ich hatte keine andere Erfahrung als meine eigene.'

    Sie ist die Ich-Erzählerin, die uns einen tiefen Einblick in ein ihre Seele gewährt, in ein Kindheitstrauma, das noch immer wirksam ist. Zuerst wird einiges nur angedeutet, später verdichten sich die Hinweise, wobei bei manchem Leser doch ein Hauch von Zweifel zurück bleibt. Für mich allerdings steht fest, dass die Erzählerin Bergljot als kleines Mädchen ein schweres Trauma erlitten hat, unter dem sie auch als über Fünfzigjährige noch leidet, weil nie aufgeklärt wurde was wirklich passiert ist. Es geht ihr um Anerkennung des Geschehenen; sie leidet unter dem Verhalten der anderen Familienmitglieder. Das ist schwer mitzuerleben, schmerzhaft und schockierend. Dazu kommt noch eine stilistische Besonderheit, die dem Leser einiges abfordert: nicht nur inhaltliche Wiederholungen sind es, die manchmal sogar ein wenig nerven, sondern auch stilistische, die immer wieder gleichen Sätze, nur manchmal umgebaut.

    Normalerweise würde mich das bei einem Buch sehr stören, hier nicht, weil es gut zum Seelenzustand von Bergljot passt. Die Sprache drückt aus, wie ihre Gedanken immer wieder um das Gleiche kreisen; sie fließt nicht, sondern stockt, führt im Kreis herum und strapaziert die Geduld des Lesers, wirkt aber sehr eindrücklich.

    Wir erfahren nach und nach, auch in Rückblenden, wie es um die Familie steht, wie sie zueinander stehen, wie die Geschwisterkonstellationen sind und wer wie auf das Geschehene reagiert. Das reicht von Leugnen über abwägendes Hin und Her bis zum Lügen. Wie soll Bergljot damit umgehen, wird sie eine Lösung finden? Wie soll sie sich verhalten? Wird sie es schaffen, 'ihre Narben nicht mehr zu streicheln'? All das beschäftigt auch den Leser und lässt die Gedanken rotieren.

    Dieses Buch ist schwer zu ertragen und kann nur in Etappen gelesen werden. Man sollte immer wieder innehalten, die Gedanken ordnen, das Gelesene verdauen.

    Fazit

    Wer Wiederholungen inhaltlicher und stilistischer Art nicht ertragen kann und auch das Leid anderer Menschen nicht, für den ist das Buch ungeeignet. Es vermittelt Erfahrungen, die man nicht selber machen möchte, darum aber gerade umso wertvoller sind. Es schockiert, es erweckt Mitleid und Mit-Leiden mit einer geschundenen traumatisierten Seele und gewährt tiefe Einblicke in die Psyche eines gequälten Menschen. Es tut das, was Literatur manchmal tun soll: es zwickt und sticht und weckt – jedenfalls in mir – viel Verständnis für die Opfer von Taten, die man nicht verzeihen und nicht vergessen kann.

    Und nicht zuletzt habe ich Gedanken gefunden, die über diese Familiengeschichte hinausreichen und allgemeingültig sind, denn es gibt Strukturen in Konflikten und menschliche Verhaltensweisen, die überall gleich sind:
    'Daran gehe die Welt zugrunde, sagte sie, weil Leute keine Grenzen setzten, weil sie nicht ehrlich waren und scheinheilig, nur um sich Unannehmlichkeiten zu ersparen...'

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  1. Der Elefant im Raum

    „Das war gut, und es war kein Wunder, dass sie wahrscheinlich darüber gesprochen hatten, was von der Geschichte zu halten war, denn man kann nicht alles glauben, was Menschen über ihre Kindheit erzählen.“ (Zitat Seite 245)

    Inhalt
    Der Erbstreit zwischen den vier Geschwistern beginnt schon Wochen vor dem Tod des Vaters, als dieser die beiden Ferienhütten der Familie auf der Insel Hvaler auf die zwei jüngeren Töchter Astrid und Åsa überschreibt und sowohl Bård, den Ältesten, als auch die ältere Tochter Bergljot übergeht. Dreiundzwanzig Jahre ist es her, seit Bergljot mit der Familie gebrochen hat, doch nun ergreift sie Partei für Bård. Bald wird klar, in dieser Geschichte ihrer Familie, die uns Bergljot hier erzählt, ist der Streit um das Erbe nur der Auslöser, denn es ist Bergljot, die endlich gesehen werden will. Sie will, dass man ihr endlich zuhört und ihr glaubt, denn ihre Kindheit ist anders verlaufen, als die ihrer beiden jüngeren Schwestern. Vielleicht könnte sie dann endlich einen Schlussstrich ziehen.

    Thema und Genre
    In diesem Roman geht es um Familiengeheimnisse, prägende Kindheitserfahrungen, Mutter-Kind-Konflikte, Geschwister, Anerkennung, Glaubwürdigkeit, Vertuschung, Schuld und die Frage nach den Grenzen der Vergebung.

    Erzählform und Sprache
    „Ich wusste nicht, wie es war, ein normaler Mensch zu sein, ein unbeschädigter Mensch, ich hatte keine andere Erfahrung als meine eigene.“ (Zitat Seite 75) Dies sagt die Ich-Erzählerin Bergljot, beinahe sechzig Jahre alt, Literaturwissenschaftlerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern, über sich selbst. Die aktuelle Handlung erstreckt sich über einen knappen Zeitraum zwischen dem Tod des Vaters, Notartermin und Abwicklung des Nachlasses. Die persönlichen Erinnerungen, welche die Ich-Erzählerin mit uns teilt, schieben sich als kurze Episoden und nicht chronologisch zwischen die aktuellen Ereignisse. So wird rasch klar, dass sich der tiefe Riss, der sich seit dem Erbstreit durch die Familie zieht, nur symbolisch ist für Verfälle, sie weit in der Vergangenheit liegen und die nicht klar ausgesprochen werden, aber dennoch deutlich genug sind, wenn Bergljot „darüber“ sprechen will. Durch die gewählte Form der direkt Betroffenen als Ich-Erzählerin tauchen wir tief in ihre Gedankenströme ein. Die Sprache, wie die Hauptfigur Bergljot selbst, ist anstrengend, wie ein in Wiederholungen sich drehender Gedankenkreisel, und man wird beim Lesen in diesem Sog mitgewirbelt. Als bewusst eingesetztes Stilelement passen die dauernden Wiederholungen einzelner Gedankengänge für mich perfekt, aber diese Wiederholungen der Gedanken, Worte und Sätze ziehen sich konstant durch die gesamte Geschichte. Auch wenn die Idee dahinter klar ist, es wird die Situation der Hauptfigur auch durch die Sprache eindrücklich dargestellt, so hat die Handlung dadurch trotz einiger bewusst eingesetzter Wendungen und Spannungselemente Längen. „Das Leben der Menschen ist wie ein Roman, dachte ich, wenn du in einem Roman weit genug gekommen bist, willst du, auch wenn er ziemlich langweilig ist, wissen, wie es weitergeht ...“ (Zitat Seite 310) Dieses Teilzitat beschreibt perfekt meine persönliche Leseerfahrung mit diesem Roman.

    Fazit
    Eine gespaltene Familie, verstörende Geheimnisse, über die nicht gesprochen wird, und die wiederholten Versuche einer etwas nervenden, an sich selbst und ihrem Leben zweifelnden Hauptfigur, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen.

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  1. Eine klassische TäterOpfer-Umkehr

    Kurzmeinung: Monothematisch - zu enger Fokus - schwer lesbar.

    Bergljot hat sich mit ihrer Familie überworfen, seit Jahren hat sie nur noch durch ihre eigenen Kinder Kontakt zur Kernfamilie, Vater, Mutter, Bruder, zwei jüngere Schwestern. Anlässlich einer Erbschaftsangelegenheit bricht ein alter Konflikt wieder auf, denn es steht ein Missbrauchsvorwurf im Raum.

    Der Kommentar und das LeseErlebnis:
    Die norwegische Autorin Vigdis Hjorth lässt die Leserschaft in ihrem Roman „Ein falsches Wort“ in den Kopf des Missbrauchsopfers Bergljot schauen, nein, während der Lesezeit lebt man in Bergljots Kopf. Obwohl das Erleben und Erleiden des Missbrauchs in der eigenen Familie eigentlich von der über sechzigjährigen Bergljot bereits bewältigt ist und sie beruflich und familiär erfolgreich gewesen ist, fokussiert sich die Autorin auf diesen einen kurzen Lebensabschnitt, als für die Betroffene alles wieder aufbricht: die Tat durch den Vater, der Verrat durch die Mutter und die Unschlüssigkeit der Geschwister, die nicht wissen, wie sie sich positionieren sollen. Für Bergljot, die unter schweren Schüben von Depression und Dissoziation leidet, ist die Auseinandersetzung mit ihrer Familie immer wieder ein „Kampf auf Leben und Tod“. Der Leidensdruck ist auch auch noch nach Jahrzehnten enorm.
    Die Autorin zeigt auf, wie sich Betroffene fühlen. Dabei kommt Bergljot nicht positiv rüber, sie überdramatisiert, wobei ich nicht den Missbrauch an und für sich meine, sondern das ganze Drumherum, das ganze Ego Bergljots, und macht für alles und jedes, was in ihrem Leben nicht gut lief, den Missbrauch verantwortlich. Das geht soweit in Ordnung, da die Protagonistin für sich selber proklamiert, dass Menschen, die Leid erfahren haben, nicht notwendigerweise bessere Menschen wären. Warum auch? Aber warum sollte ich mich für sie interessieren? Ich interessiere mich nicht für Egozentriker. Und es ist nicht meine Familie.
    Bergljot kann nicht anders und will auch nichts anderes als dafür zu kämpfen, dass ihre Familie ihre Verletzungen anerkennt, was aber nicht geschieht. Sie will Gerechtigkeit und was sie bekommt, ist Geld. In ihrem Kopf geht es drunter und drüber und sie kreiselt mit ihren Gedanken stets um das eine: wie die anderen reagierten und reagieren und wie sie reagieren werden, dabei ist sie psychotisch und nervt mit ihren ständigen Wiederholungen. Ja, Bergljot nervt. Und dass sie nervt, nehme ich der Autorin übel. Es wäre auch anders gegangen, man hätte mehr Empathie empfunden. Opfer sind jedoch nicht notwendigerweise sympathische Menschen. Das wird schnell klar.Freilich vermittelt die Autorin auch das System gegenseitiger Abhängigkeit – und das macht sie gut und reicht für drei Sterne aus.

    Bergljot erzählt jedem, den sie trifft, immer wieder dasselbe (und leider auch mir!), sie ist eine fordernde Person, eine, die verlangt, dass sich die ganze Welt um sie dreht. Deshalb ist es schwer, wenn nicht unmöglich für die geneigte Leserin, eine tiefe Bindung zu ihr aufzubauen und echte Empathie zu empfinden. So mag es freilich vielen Opfern ergehen, die sich in ihrem Leid verbeißen. Doch irgendwann einmal ist man selber dafür verantwortlich, was man aus seinem Leben macht – oder eben auch nicht, selbst dann, wenn man etwas Schreckliches erlebt hat. Wahrhaft schockierend in dem Roman ist es, dass die Familie eine TäterOpfer-Umkehr versucht.
    Andererseits ist die Protagonistin, das Missbrauchsopfer, selber kein Unschuldslamm: sie nimmt die ganze Familie in Sippenhaft für das, was ihr passiert ist und ist dabei besonders ihren zwei jüngeren Schwestern gegenüber gnadenlos. Dass das Opfer selber fehlerhaft ist und "Unrecht tut", ist ein großes Plus des Romans. Müssen Opfer denn gut und edelmütig sein? Natürlich nicht.
    Bergljot entscheidet sich schließlich und endlich dafür, keine weitere Heilung zu suchen und nimmt eine kindische Haltung ein, sie ist jemand, der den Schorf über einer Wunder immer wieder aufkratzt. "Willst du gesund werden", fragt Jesus einmal in der Heiligen Schrift. Bergljots Antwort, bedauerlicherweise, darauf, wäre ein gequältes "Nein".

    Sicher ist „Ein falsches Wort“ ein lobenswerter Versuch der Autorin, sich in Missbrauchsopfer einzufühlen. Die Stilmittel der ständigen Wiederholungen verdeutlichen nur zu genau, wie sehr die Protagonistin in sich selber gefangen ist, nerven aber auch unendlich, da man ja alles schon einmal, zweimal und dreimal gehört, sprich gelesen hat.

    Fazit: Leider sind Menschen, die sich selbst für den Nabel der Welt halten, bei mir nicht sonderlich beliebt und die Stilmittel der Autorin haben mich nachhaltig abwechselnd verärgert und gelangweilt.

    Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
    Verlag: S.Fischer, 2024, Neuauflage

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Krüppelpassion: oder Vom Gehen (Gegenwarten)

Buchseite und Rezensionen zu 'Krüppelpassion: oder Vom Gehen (Gegenwarten)' von Jan Kuhlbrodt

Inhaltsangabe zu "Krüppelpassion: oder Vom Gehen (Gegenwarten)"

Format:Taschenbuch
Seiten:240
Verlag: Gans Verlag
EAN:9783946392347
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