Überfluss

Buchseite und Rezensionen zu 'Überfluss' von Jakob Guanzon
NAN
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Inhaltsangabe zu "Überfluss"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:380
Verlag: Elster Verlag
EAN:9783906903200
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ECHOLOST – Für immer eins

Buchseite und Rezensionen zu 'ECHOLOST – Für immer eins' von Daniela GESSLEIN
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "ECHOLOST – Für immer eins"

Format:Taschenbuch
Seiten:264
EAN:9783944824987
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Rezensionen zu "ECHOLOST – Für immer eins"

  1. Crime und Romance vereint

    Bevor ich euch mein Fazit zu dieser Geschichte erzähle, lasst uns doch erst einmal auf das Cover des Buches von der Autorin schauen.

    Ein echt warmer Grundfarbton ist hier sehr dominant und auch das Pärchen, welches man hier sieht, fügt sich wundervoll ein. Gerade dadurch, dass die eine Person hier zerfließt, passt das ganze Cover richtig gut zur Geschichte.

    Lasst uns damit gleich zur Geschichte und der Schreibweise der Autorin Daniela Gesslein kommen.

    Die Geschichte begann erst einmal etwas wirr, doch im Laufe des Lesens wurde aufgeklärt und man konnte dem Verlauf stets super folgen. Die Autorin hat einen tollen bildhaften Schreibstil, was mir super gefällt. Auch merkt man ihr die Liebe zum Detail an.

    Für mich, war dieses Buch eine tolle Abwechslung und ich kann es einfach nur empfehlen. Wer ebenfalls gerne Genre übergreifend liest, wird hier gut bedient. Also ran an die Geschichte.

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Tage ohne Hunger: Roman (Taschenbücher)

Buchseite und Rezensionen zu 'Tage ohne Hunger: Roman (Taschenbücher)' von Delphine de Vigan
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Tage ohne Hunger: Roman (Taschenbücher)"

Format:Taschenbuch
Seiten:176
EAN:9783832164690
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Rezensionen zu "Tage ohne Hunger: Roman (Taschenbücher)"

  1. 5
    03. Nov 2020 

    Ein verstörender und berührender Blick auf das Empfinden einer a

    Ein verstörender und berührender Blick auf das Empfinden einer anorektischen Laure

    Ich habe "Tage ohne Hunger" gelesen und es hat mir sehr gefallen! Ich arbeite in einer Psychiatrie und habe schon Patientinnen mit einer Anorexie auf Station gehabt und von daher fand ich die Beschreibungen der Erzählstimme absolut real, sehr bedrückend und dem Leser viele Einblicke in die Gedankenwelt einer Erkrankten bietend und damit baut dieses Buch ein Verständnis für die Erkrankten auf. Was wichtig ist! Denn die Denkweise der Blauen, einem Charakter aus dem Buch, ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Dass eine Therapie fehlt, nicht angeschnitten wird, hat mich nicht gestört, dies wäre in meinen Augen auch etwas weit gegriffen. Das psychologische Verändern der Denkmuster der Erkrankten ist ein langwieriger und absolut individueller Prozess, denn die Ursachen werden bei jeder Erkrankten/bei jedem Erkrankten in der Vita zu finden sein und sind unterschiedlich anzugehen. Man bekommt ja aber durchaus eine Ahnung von den verschiedenen Gründen bei Laure. Auf jeden Fall finde ich es sehr mutig von Delphine de Vigan dieses Buch geschrieben zu haben! Und es ist ein sehr wichtiges Buch! Für Erkrankte, wie auch für die Therapeuten, wie auch für die interessierte Bevölkerung. Denn Verständnis für diese Erkrankung ist hier lebenswichtig! Es ist schon sehr erschreckend was dauernder Druck bewirken kann, was dieser erzeugen kann! Und weiterer Druck ist noch zerstörerischer, noch tödlicher, dass sollte jedem klar sein, der mit Patienten mit einer Anorexie in Berührung kommt. Nur Verständnis für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen hilft diesen. Verständnis und Zeit für die Patienten. Und das wird in unserer Welt, in der die Medizin ein Wirtschaftszweig geworden ist, immer schwieriger. Denn hier zählt immer mehr der schnöde Mammon und nicht mehr der Mensch. Auch das sollte jedem klar sein und jeden mit etwas anderen Augen auf die Medizin blicken lassen. Vielleicht passiert das ja nach dem Corona-Klatschen!!! ...

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Mit Yoga zur Selbstheilung

Buchseite und Rezensionen zu 'Mit Yoga zur Selbstheilung' von Anna Trökes
NAN
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Inhaltsangabe zu "Mit Yoga zur Selbstheilung"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
Verlag: Verlag Herder
EAN:9783451600760
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Der will nur spielen – mit Manuel Rubey auf Tour!

Buchseite und Rezensionen zu 'Der will nur spielen – mit Manuel Rubey auf Tour!' von  Manuel Rubey
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der will nur spielen – mit Manuel Rubey auf Tour!"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:192
EAN:9783222150951
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Rezensionen zu "Der will nur spielen – mit Manuel Rubey auf Tour!"

  1. Manuel Rubey philosophiert "On Tour"

    Gestaltung:
    -----------------
    Das Buch ist wunderschön gestaltet, angefangen von dem nachdenklich-sympathischen Foto des Autors bis hin zum leicht glänzend hervorgehobenen pinken Titel und einem gleichfarbigen schicken Lesebändchen. Im Inneren befinden sich einige sehr kreative Grafiken und Fotos, die das Beschriebene in den Kapiteln optisch perfekt untermauern. Ein sehr hochwertig hergestelltes Buch, das ein Schmuckstück im Regal ist.

    Inhalt:
    -----------------
    Der Schauspieler und Musiker ist auf Tour durch Österreich. In seinem Buch nimmt er den Leser mit. Dabei beschränkt er sich jedoch nicht nur auf die Beschreibung der Erlebnisse auf Tour, sondern philosophiert zwischendurch über das Leben, die Kunst, über sich selbst und überhaupt.

    Mein Eindruck:
    -----------------

    "Orhan Pamuk hat in einem Interview gesagt, dass niemand den glücklichsten Moment seines Lebens in der Gegenwart erkennen kann. Weil das so ist, sollte man all den Möglichkeiten eine Chance geben. Also, immer wieder los, aufbrechen ins Jetzt. Wenn wir spielen, sind wir im Jetzt. Und wenn wir viel Jetzt aneinanderreihen, kann dieses Leben gelingen."
    (S. 176)

    Ich kannte Manuel Rubey bisher vor allem aus seiner Rolle in "Die Glücksspieler" (dieser Serie ist auch ein kleiner Abschnitt gewidmet), aber wusste bis dato noch nicht, wie vielfältig der Künstler unterwegs ist. In seinem Buch schreibt er nicht nur über Kunst und Kreativität, sondern setzt seine Kreativität auch beim Schreiben des Buches ein: Mal leitet er ein Kapitel mit einer Art Mindmap, mal mit einem Foto oder einer Grafik ein. Im Text wechseln sich Monologe, SMS-Dialoge, Telefongespräche, Listen oder Zitate anderer Künstler ab. "Vorschläge für alle, die ein schöpferisches Leben leben wollen", sind übers ganze Buch verstreut optisch hervorgehoben und am Ende ist eine Möglichkeit für eigene Notizen im Buch gegeben.

    Der Autor hat mich positiv überrascht. Ich hatte eine Art Tagebuch über seine Tour erwartet. Das war es auch, aber nicht nur! Ich finde seine Gedanken - mal humorvoll, mal melancholisch-nachdenklich - sehr inspirierend. Oft musste ich schmunzeln, weil ich mich selbst wiedererkannte, mancher Tipp war für mich hilfreich, manches brachte mich zum Nachdenken. Und nebenbei erfuhr ich einiges Neues über Herrn Rubey und seine weiteren Aktivitäten als Schauspieler und Musiker. Auch der Titel ist in vieler Hinsicht sehr passend, aber um das herauszufinden, sollte jeder das Buch selber lesen.
    Das Buch ist inspirierend und es lohnt sich, einfach immer mal wieder hinein zu blättern.

    Fazit:
    -----------------
    Manuel Rubey schreibt über seine Tour, das Leben und die Kunst auf humorvolle und inspirierende Art

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Was du nicht erwartest

Buchseite und Rezensionen zu 'Was du nicht erwartest' von Jan Cole
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Was du nicht erwartest"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:330
Verlag: Fuchs, Monika
EAN:9783947066476
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Rezensionen zu "Was du nicht erwartest"

  1. Überraschend gut!

    Inhalt:
    ----------------
    Der 17 Jahre alte Nik leidet an einer Autismus-Störung und er hat sich verliebt, bzw. er denkt, er hat es. Um dies herauszufinden, startet er ein Experiment. Dummerweise wird er dabei gestört und von seiner besorgten Mutter in die Jugendpsychiatrie gebracht. Dort trifft er auf Maike, genannt Mai. Sie ist 18 und leidet an Magersucht, will dies aber nicht wahrhaben. Beide eint das Ziel, aus der Psychiatrie auszubrechen. Und dann geschieht etwas, das weder die beiden noch der Leser erwartet.

    Mein Eindruck:
    ----------------

    "Und es geht nicht darum, schön zu sein.«
    »Um was dann?«
    Sie setzt sich gerade hin und streicht sich über die Wange.
    »Kontrolle«, sagt sie langsam. »Ich glaube, man braucht etwas, das man kontrollieren kann, weil man ansonsten das Gefühl hat, gar nichts unter Kontrolle zu haben.«
    Diesmal muss ich lächeln.
    »Ich will die Dinge auch kontrollieren können«, sage ich. »Die Welt ist viel zu chaotisch, ich brauche meine Ordnung. Deshalb zähle ich Schritte und Bissen und sowieso fast alles. Das beruhigt mich irgendwie.«
    »Ich zähle Kalorien«, sagt sie.
    Kalorien kenne ich natürlich, das sind die Energieeinheiten im Essen, aber ich weiß nicht viel darüber und ich hab auch noch nie groß darüber nachgedacht, dass man sie zählen kann.
    »Wie geht das?«, frage ich.
    »Was?«
    »Kalorien zählen.«"

    Die Geschichte ist abwechselnd aus der Sicht von Nik und Mai geschrieben. So erhält der Leser Einblicke in beide Welten. Ich konnte mich in jeden der beiden sehr gut hinein versetzen. Der Autor hat es geschafft, sich in die Themen Autismus und Magersucht gut einzuarbeiten. Die Gedanken der beiden Jugendlichen wirken sehr authentisch. Trotz der schwer anmutenden Themen gibt es immer wieder viele kleine Momente, die mich schmunzeln ließen, vor allem Niks Gedanken zauberten mir oft ein Grinsen aufs Gesicht. Die Flucht aus der Klinik und der darauffolgende Roadtrip ist spannend geschrieben und die Gefühle, die sich zwischen den beiden nach und nach entwickeln, habe mich mitleiden und mitlachen lassen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Beide sind mir sehr ans Herz gewachsen und der Autor hat es geschafft, bis zum Ende mit neuen Überraschungen, die man NICHT ERWARTET zu fesseln.

    Fazit:
    ----------------
    Ein mitreißender und berührender Roadtrip von zwei starken Jugendlichen, die trotz Autismus und Magersucht ihren Weg finden

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Serpentinen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Serpentinen: Roman' von  Bjerg
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Serpentinen: Roman"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:272
EAN:9783548064758
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Rezensionen zu "Serpentinen: Roman"

  1. Krass

    „Um was geht es?“ Diese Frage, die sich wie ein roter Faden durch „Serpentinen“ von Bov Bjerg zieht, habe ich mir genauso oft gestellt, wie sie im Buche steht *g*.

    Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich sie jetzt – nach Beendigung der Lektüre und beim Verfassen dieser Rezension – kompetent und richtig beantworten kann. Dafür hat mich das Buch zu sehr mitgerissen (auf der einen Seite) und verwirrt (auf der anderen Seite). Aber die Frage ist ja: will ich das überhaupt? Jeder setzt schließlich andere Prioritäten. Wir können zwar alle dasselbe Buch lesen, aber jeder wird für sich die Geschichte anders lesen.

    Ich habe es so gelesen: Es ist eine Vater-/Sohn-Reise. Es ist eine Reise in die Vergangenheit. Es ist eine Reise durch die dunklen Gedanken des Vaters, der eine „Tradition“ seiner Familie unterbrechen will, nämlich die der Selbsttötung (Vater, Großvater, Urgroßvater).

    Kurvig wie eine Serpentinenstraße verfolgen die Leserinnen und Leser dem Erzähler durch sein Leben. Dabei befindet man sich mal am Anfang, mal am Ende der Straße ohne direkt zu wissen, wo oben und unten ist. Soweit so unklar? *g* Genauso ging es mir während der Lektüre.

    Die Gedanken und Zeiten springen munter hin und her, so dass einem schon mal schwindelig werden kann ob der Detailfülle auf der einen und dem Nichtgesagten auf der anderen Seite. Und doch kann man sich dem Fahrtwind die Serpentinen rauf und runter nicht entziehen, wird um eine Kurve nach der anderen geschleudert, obwohl man angeschnallt ist und die Geschwindigkeit durch eigene Gedanken(pausen) drosseln kann – und sollte.

    Denn der Autor fordert seine Leserinnen und Leser heraus – nachzudenken, was war, was ist, was ist „vererbt“, was kann ich oder was lässt sich überhaupt ändern…

    Das Buch hallt nach. Definitiv. Und ich bin noch nicht am Ende meiner „Serpentinen“ sprich meiner Gedanken zu dieser Geschichte. Darum zücke ich auch noch nicht die Höchstnote, aber wie ein Auto vier Reifen hat, ziehe ich 4* und spreche eine klare Leseempfehlung aus für alle, die es auch mal experimentell und kurvig mögen.

    ©kingofmusic

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  1. »Um was geht es? Um was geht es!«

    Handlung:⠀

    Der Ich-Erzähler fährt mit seinem kleinen Sohn in die Schwäbische Alb, wo er selbst aufgewachsen ist. Er will dem Jungen zeigen, wo seine Wurzeln liegen – doch ist dies keineswegs eine Geschichte voller warmherziger Erinnerungen. Denn die Familie wird seit Generationen geplagt von einem schwarzen Fluch: Depressionen und psychische Erkrankungen, die die Betroffenen letztendlich zum Äußersten führen. Die Erzählung verläuft stets auf zwei Bedeutungsebenen, denn wie der Junge die Reise erlebt und wie der Vater insgeheim mit seinen Dämonen kämpft, könnte konträrer kaum sein.⠀

    »Um was geht es? Um was geht es!«⠀

    Um was es geht, das ist ein Spiel zwischen Vater und Sohn. Es geht um die Serpentinen. Es geht um die Serpentinen. Es geht um die SER-PEN-TI-NEN. Es geht darum, sich in die Kurve zu legen. »Um was geht es?« Wieder und wieder verlangt der Junge eine Antwort, die letztlich ohne Bedeutung ist – ein Ritual, in dem es nur um die Verbindung geht, um das Gefühl der Kameradschaft.⠀

    Für ihn ist die Reise ein großes Abenteuer, ein spannender Roadtrip. Er freut sich über die Aufmerksamkeit des Vaters, reicht ihm Bierdosen ans Steuer. »Wir machen ganz schön viel zusammen« sagt er glücklich. Er ahnt nicht, dass die Mutter schon die Polizei gerufen hat. Dass der Vater ihm nachts das Kissen aufs Gesicht legt, wenn er schläft. Dass der versucht, sich zu wappnen für den erweiterten Suizid – oder dafür, eben doch weiterzuleben, leben zu lassen.⠀

    »Um was geht es?«⠀

    Es geht um die Familiengeschichte, die Nazivergangenheit, die Vertreibung der sudetendeutschen Ahnen. Es geht um drei Generationen von Selbstmördern. Es geht um vaterlose Söhne, die zu ‘Scheißvätern’ werden, die den fatalen Zyklus fortführen. Die Rückblicke sind durchdrungen von familiärer und gesellschaftlicher Gewalt, Armut und Alkoholismus, Variationen der Ausgrenzung und Fremdheit.⠀

    Und immer wieder senkt sich ein grauer Schleier über die Psyche – seit drei Generationen der finale Vorhang für den jeweiligen Patriarchen. Auch der Protagonist leidet an lähmenden Depressionen, die ihn in äußerster Konsequenz hierher geführt haben: zu den Serpentinen, zu seiner Vergangenheit, vielleicht zu seinem Tod.⠀

    Das liest sich über lange Passagen wie ein dunkler Fiebertraum, aus dem es kein Erwachen gibt – das bedrückende Panorama einer Depression ohne Wiederkehr. Man steht am Scheideweg, der Leser wie der Protagonist, und hat doch das Gefühl, es könne nur in die eine unheilvolle Richtung gehen.⠀

    Die Vorbelastung ist in jedweder Hinsicht vernichtend. Der Erzähler kämpft gegen seine Depression an, lässt sich jedoch immer mehr von ihr auf Abwege leiten – sie verdreht seine Gedanken, lässt den möglichen Kindsmord wie eine logische Konsequenz der Liebe erscheinen.⠀

    Und dennoch: um was geht es?⠀

    Die Bedrückung, die ich beim Lesen empfand, blieb meist distanziert. Die Geschehnisse erschienen mir in vielen Passagen geradezu exemplarisch – abgenutzte Vorzeigebilder psychischer und familiärer Verstrickungen, das A bis Z der Dysfunktion. Die Charaktere wandern durch diese Szenen wie Statisten, losgelöst von aller Konsequenz.⠀

    Selbst wenn mein Verstand urteilte “Das ist schrecklich!”, hatte ich noch das Gefühl, dass die Erzählung an der Oberfläche trieb und ich die wahre Hölle nur erahnen konnte, weit unten am tiefen Grund. Mir fehlte sozusagen der Sog, der mich nach unten gezogen hätte, damit ich das Ertrinken (üb)erleben und begreifen kann.⠀

    Dabei kann der Schreibstil durchaus Atmosphäre aufbauen und hat großartige Momente, durch deren Lupe auf einmal alles glasklar erscheint – nur sind diese in meinen Augen zu rar gesät. Vieles ist zu nüchtern, zu verkopft, zu konstruiert. ⠀

    Im Endeffekt verharrt der Erzähler in der Opferrolle. Er zählt all das Schreckliche auf, das ihm und anderen geschehen ist, spielt es immer wieder durch. Ihm ist bewusst, dass er aufgrund seiner Depression in Gefahr steht, sich und/oder seinem Sohn etwas anzutun. Aber er macht das mit sich selbst aus, er sucht keine Hilfe – und er sieht nicht, wie unverantwortlich das ist.⠀

    Auf jede Passage, in der sich emotionaler Fortschritt erahnen lässt, folgen mehrere, in denen er den Fortschritt zunichte macht und sich nur umso sturer an sein Leid klammert. Als Leserin hörte ich irgendwann auf, mitzuleiden, denn ich sah darin keinen Sinn mehr. Um was geht es? Um was geht es!⠀

    Fazit⠀

    “Serpentinen” beschreibt das düstere Psychogramm einer Familie, die seit Generationen gefangen ist in einem Kreislauf von Schuld und Gewalt. Der Protagonist, dessen Urgroßvater, Großvater und Vater alle durch Suizid gestorben sind, begibt sich mit seinem kleinen Sohn auf eine Reise an die Plätze seiner Kindheit – im Hinterkopf den Gedanken, der Zyklus ließe sich möglicherweise endlich durchbrechen, indem Vater UND Sohn sterben.⠀

    Die Grundidee ist aus psychologischer Sicht gesehen ohne Zweifel interessant. Die Familiengeschichte wartet mit einer Vielzahl von Themen auf (möglicherweise zu viele!), die auch für sich genommen alle schon genug Potential für einen Roman böten, und der Schreibstil hat seinen ganz eigenen, oft großartigen Klang.⠀

    Dennoch fehlt mir da etwas – der letzte Schritt, der die Distanz zum Leser geschlossen hätte, vielleicht. Ich nahm den Schmerz und die Tragik zur Kenntnis, hatte indes das Gefühl, als ränne mir die wahre Bedeutung durch die Finger. Der Protagonist macht sein Leid zum Lebensinhalt, und mir bleibt letztendlich nur die Erinnerung an ein ungewöhnliches Gedankenspiel.⠀

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  1. 5
    08. Feb 2020 

    Intensives Leseerlebnis

    Der 1965 im Schwäbischen geborene Autor, der sich Bov Bjerg nennt, hatte mit seinem zweiten Roman „Auerhaus“ einen Riesenerfolg. Das Buch wurde verfilmt und ist mittlerweile Schullektüre geworden.
    Sein neuer Roman „ Serpentinen“ knüpft an manches von damals an, ist aber völlig anders, härter, dusterer und noch besser.
    Der Ich- Erzähler, ein Mann Mitte 40, reist zurück in die schwäbische Provinz, zurück in die eigene Vergangenheit. Mit dabei auf der Reise sind sein 7-oder 8-jähriger Sohn und als drohender Schatten das Familienerbe, das er mit sich schleppt. Die Furcht, so zu enden wie seine männliche Vorfahren: ( Zitat ) „Urgroßvater, Großvater, Vater. Ertränkt, erschossen, erhängt. Zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Pioniere. Ich war noch am Leben.“
    Eigentlich könnte er zufrieden sein. Er hat seine provinzielle Heimat verlassen, lebt seit Jahren in Berlin. Auch beruflich ist ihm der Aufstieg geglückt. Er ist Soziologieprofessor, seine Frau erfolgreiche Juristin. Doch er fühlt sich fremd im akademischen Bürgertum, nicht zugehörig.
    Nun unternimmt er mit seinem Sohn diese Reise, um ihm zu zeigen, wo er herkommt.
    Aufgewachsen in einem kleinen Ort auf der schwäbischen Alb. Die Eltern hatte es nach dem Krieg hierher verschlagen. Die Mutter ist Sudetendeutsche, der Vater stammte aus Brandenburg. Heimisch geworden sind beide hier nicht.
    Der Vater, einfacher Arbeiter, war Alkoholiker, der Frau und Kinder schlug. Der Autor sagt von ihm: ( Zitat ) „Der Vater war ein Nazi, bis zu seinem Ende. Keiner von denen, die den Massenmord abstritten. Er war ein richtiger Nazi. Einer, der den Mord gut fand.“
    Und : „ Er war kein Rudolf Höß, er war kein Hans Frank, auch wenn er endete wie sie. Er hatte kein Nazi der Tat mehr sein können. Er musste ein Nazi der Meinung bleiben. Ein Mörder nur in der Fantasie und auf dem Wahlzettel.“
    Danach folgt das Ergebnis der Landtagswahl in Baden- Württemberg von 1968, in dem die NPD 9,82 % der Stimmen erhielt.
    Im Alter von 44 Jahren hat sich der Vater erhängt. Der kleine Sohn findet ihn im Badezimmer.
    Schon länger belastet nun den Erzähler die Furcht, so zu enden wie die Männer in der Familie. Aber er will seinem Sohn das Schicksal ersparen, das er erlitten hat. Er würde ihn mitnehmen in den Tod.
    Als Leser lebt man nun ständig in der Angst um das Kind.
    Bov Bjerg hat mit „ Serpentinen“ einen Roman geschaffen, der manchmal schwer erträglich ist. Trotzdem liest man gebannt weiter und nach der letzten Seite lässt einem das Buch immer noch nicht los. Auch die Sprache und die motivische Struktur machen „ Serpentinen“ zu einem intensiven Leseerlebnis.

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