Die Hochhausspringerin: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Hochhausspringerin: Roman' von Julia von Lucadou
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Hochhausspringerin: Roman"

Riva ist Hochhausspringerin – ein perfekt funktionierender Mensch mit Millionen Fans. Doch plötzlich weigert sie sich zu trainieren. Kameras sind allgegenwärtig in ihrer Welt, aber sie weiß nicht, dass sie gezielt beobachtet wird: Hitomi, eine andere junge Frau, soll Riva wieder gefügig machen. Wenn sie ihren Auftrag nicht erfüllt, droht die Ausweisung in die Peripherien, wo die Menschen im Schmutz leben, ohne Möglichkeit, der Gesellschaft zu dienen. Was macht den Menschen menschlich, wenn er perfekt funktioniert? „Die Hochhausspringerin“ führt in eine brillante neue Welt, die so plausibel ist wie bitterkalt. Julia von Lucadou erzählt von ihr mit der Meisterschaft der großen Erzählungen über unsere Zukunft.

Format:Kindle Edition
Seiten:289
Verlag: Hanser Berlin
EAN:
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Rezensionen zu "Die Hochhausspringerin: Roman"

  1. Everything's gonna be okay!

    Riva Karnovsky ist die Hochhausspringerin. In ihrem glitzernden Flysuit stürzt sie sich von eine kleinen Plattform in die Tiefe, erreicht elegant den Punkt, an dem es wieder aufwärts geht. Sie ist der Liebling der Massen. Bis sie eines Tages beschließt, nicht mehr zu springen. Sie wird vertragsbrüchig, zieht sich in ihre Wohnung zurück, lässt nicht einmal ihren Verlobten an sich, versäumt das Training, hält sich nicht an Bewegungs- und Ernährungsvorgaben. All das sind Vergehen in der schönen neuen Welt, in der Riva lebt. So wird die junge Wirtschaftspsychologin Hitomi Yashida beauftragt, Riva wieder in die richtige Bahn zu lenken. Alles wird aufgezeichnet, dokumentiert, analysiert. Kameras sind allgegenwärtig, die beiden Frauen begegnen sich nie persönlich.
    Es ist eine Dystopie, die Julia von Lycadou in ihrem Debütroman beschreibt, die in einer gar nicht weit entfernten Zukunft stattfindet. Die Menschen werden von Kindes an gescored, je besser das Rating, umso höher die Ausbildungs- und Aufstiegschancen. Nur wer Topergebnisse hat, darf aus der stinkenden Peripherie in die Stadt upgraden. Perfekt müssen sie, sein, funktionieren, sämtliche Lebensentscheidungen werden outgesourced. Tracker regeln Bewegung, Ernährung, Schlaf. Selbst die Fortpflanzung erfolgt nicht zufällig. Um Sehnsüchte zu stillen gibt es Nostalgie Porns, Parentbots, Muttersimulationen und völlig überzeichnete Familyblogs. Wer versagt, verliert. Es ist wie der Absprung von der kleinen Plattform, ganz oben, weit über der Straße, adrenalingesteuert, der Sprung vom Hochhaus. Wer den richtigen Punkt verpasst, für den ist es vorbei. Riva hat sich für den Absprung ins Nichts freiwillig entscheiden. Hitomi gelangt in einen Strudel von Gefühlen und Abwehrmechansimen. Aus der Beobachterin wird eine Beobachtete.
    Wie weit sind wir denn nun wirklich von dieser Zukunft entfernt. Leben wir nicht auch schon, nur nicht so extrem, in dieser schönen neuen Welt. Ist die Geschichte wirklich so surreal oder sehen wir schlicht und einfach uns in einem Zerrspiegel? Das Buch stellt uns nicht vor vollendete Tatsachen, denn wir können noch am richtigen Punkt kehrt machen. Everything’s gonna be okay!

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Keim daheim

Buchseite und Rezensionen zu 'Keim daheim' von Dirk Bockmühl

Inhaltsangabe zu "Keim daheim"

In „Keim daheim“ erzählt der Mikrobiologe Professor Dirk Bockmühl in bester Pop-Science-Manier von der Wunderwelt unserer unsichtbaren Mitbewohner. Von Bakterien, Viren und Pilzen - sie alle gehören zu den Keimen, auch bekannt als Mikroben - , die unserer Gesundheit zuträglich sind, von solchen, die uns krankmachen, und von all denen, die mit uns daheim in unseren vier Wänden wohnen.

Sie sind in uns, auf uns und um uns herum: Keime – Bakterien, Viren und Pilze. Manche sind für unser Leben unverzichtbar, andere einfach nur lästig, und es gibt auch welche, die sehr gefährlich sind. Wunderbar anschaulich führt Professor Bockmühls Hygiene-Sprechstunde mitten hinein in das faszinierende Reich unserer unsichtbaren Untermieter und erklärt alles, was man über sie wissen kann. So erfahren wir, dass der Biofilm nichts mit dem Kino zu tun hat oder was gegen Schweißgeruch hilft. Und wir begeben uns auf eine mikrobiologische Wohnungstour: Danach sehen wir unsere Toilette garantiert mit anderen Augen und wissen uns vor dem Angriff der „Killerlappen“ zu schützen. Ein herrlich schlauer Lesespaß für Allergiker, Phobiker, Reinheitsfanatiker und Putzmuffel und obendrein ein Ratgeber für den richtigen Umgang mit (beinahe) jedem “Keim daheim”.

Format:Kindle Edition
Seiten:288
Verlag: Droemer eBook
EAN:
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Lache, solange du noch Zähne hast

Buchseite und Rezensionen zu 'Lache, solange du noch Zähne hast' von Arno Backhaus
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Lache, solange du noch Zähne hast"

Der neue Spaßtitel von Arno Backhaus ist da. „Lache, solange du noch Zähne hast" versammelt Witze und andere komische Dinge aus allen Bereichen des Lebens: Kirche, Büro, Familie und mehr. Abgedreht, durchgeknallt und absolut witzig. Einfach typisch Arno.

Format:Kindle Edition
Seiten:131
EAN:
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Rezensionen zu "Lache, solange du noch Zähne hast"

  1. 5
    28. Mär 2018 

    Überraschende Anekdoten- und Witzesammlung

    Cover und Gestaltung:
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    Der Mann hinter der Mauer erinnerte mich etwas an den Nachbar Wilson aus der Serie "Hör mal wer das hämmert." Der hatte auch immer witzige, aber auch weise Sprüche auf Lager. So wie in diesem Buch. Das auf die Mauer gesprayte Lachen, sieht für mich etwas aufgezwungen aus. Es passt aber, da eine Witzesammlung im Prinzip auch etwas ist, das einen zur Fröhlichkeit "zwingen" will. Der Untertitel "Witziges zum Drüber-nach-Lachen" ist ein passendes Wortspiel: Es geht es nicht nur ums Lachen, sondern auch darum, über bestimmte Texte nachzudenken. Die bunten Farben sowie der Titel in unterschiedlichen Schriftarten machen einen definitiv aufmerksam auf das Buch. Gleich beim Aufschlagen fiel mir das thematisch aufgebaute Inhaltsverzeichnis positiv auf, das ein gezieltes Nachschlagen der Texte ermöglicht. Der Text im Buch ist in Schwarz-Weiß-Grau-Optik gehalten, was hilfreich ist, sich auf den Text zu fokussieren.

    Inhalt:
    -----------------------
    Arno Backhaus ist E-Fungelist, Entertainer und Bestsellerautor. In diesem Buch hat er zu 17 Themengebieten Witze, Anekdoten und Gedanken gesammelt. Er lädt damit den Leser ein, zu lachen, zu staunen und einige Dinge aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Zu den Themengebieten gehören auch Glaubensthemen, wie von einem christlichen Autor zu erwarten. Jedoch werden auch viele alltägliche Bereiche ins Visier genommen, wie z. B. Kinder, Universitätsleben, Finanzielles, Sportliches, Tierisches und einiges mehr.

    Mein Eindruck:
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    Dieses Buch hat mich positiv überrascht. Ich stehe Witzebüchern eher skeptisch gegenüber. Oft sind diese eine Zusammenstellung von lustigen Texten, die man bereits aus anderen Quellen kennt. Die meisten Witze sind in meinen Augen Kalauer, die oft auf Partys oder Karnevalsreden zu hören sind. Meistens sind sie nach dem ersten Hören bzw. Lesen bereits langweilig. Ein paar solcher Witze waren auch hier vorhanden, der Autor hat das Rad nicht neu erfunden. Vieles kannte ich jedoch noch nicht, vor allem stach mir die außergewöhnliche Kombination aus lustigen und nachdenklich stimmenden Texten ins Auge.

    Gut gefallen hat mir z. B. der Witze
    "Ein vierjähriger Junge wird von einem Mann gefragt: "Gibt es in deinem Kindergarten auch Ausländer?" Der Kleine antwortet: "Nein, da gibt es nur Kinder."
    Auf den ersten Blick lustig, im Nachgang eine Aussage zum Nachdenken!
    Neben solchen kurzen Witzen stehen auch längere Texte, wie z. B. "Schule im Wandel der Zeit 1973-2018", "Gott kommt z. B.such" und "Wie ein Schwabe ein sicheres Passwort wählt", um nur einige meiner Favoriten zu nennen.
    Dieses Buch hat mich begeistert, weil es sich für vieles eignet: als Nachschlagewerk für bestimmte Anlässe, als Geschenk zur Aufmunterung und natürlich zum selber lesen, lachen und nachdenken. Ich kannte den Autor bisher noch nicht, aber werde ihn und seine Bücher nun im Auge behalten.

    Fazit:
    -----------------------
    Anekdoten, Sprüche, Witze über Glauben und Alltägliches - eine überraschende und lesenswerte Zusammenstellung

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Underground Railroad: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Underground Railroad: Roman' von Colson Whitehead

Inhaltsangabe zu "Underground Railroad: Roman"

Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht – doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben, Kopfgeldjägern, obskuren Ärzten, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit? Colson Whiteheads Roman ist eine virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.

Format:Kindle Edition
Seiten:352
EAN:
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Fildermädchen Kriminalroman (Cold Case Stuttgart)

Buchseite und Rezensionen zu 'Fildermädchen Kriminalroman (Cold Case Stuttgart)' von Thilo Scheurer

Inhaltsangabe zu "Fildermädchen Kriminalroman (Cold Case Stuttgart)"

Cold Case aus Stuttgart: Stuttgart: das ungleiche Ermittlerduo Franck und Kronthaler auf der Spur eines unvergessenen Verbrechens.

Im Sommer 2011 verschwindet die siebzehnjährige Jasmin auf ihrem Schulweg spurlos. Tage später wird ihre Kleidung entdeckt – übersät mit Einstichen und Blutspuren. Die Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus, auch wenn ihre Leiche nie gefunden wurde. Jahre später wird das Stuttgarter LKA-Dezernat »Tote ohne Mörder« damit betraut, den Fall wieder aufzunehmen. Oberkommissar Sebastian Franck ermittelt verdeckt in Jasmins ehemaliger Schule – und ahnt nicht, welche Gefahren auf ihn zukommen . . .

Format:Kindle Edition
Seiten:304
Verlag: Emons Verlag
EAN:
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Calypso (3). Jenseits der Wellen

Buchseite und Rezensionen zu 'Calypso (3). Jenseits der Wellen' von Fabiola Nonn
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Calypso (3). Jenseits der Wellen"

***Lass dich verzaubern - Teil 3 der fantastischen Unterwasser-Saga***

Als Noemi erkennt, dass sie mit ihren außergewöhnlichen Kräften eine Gefahr für ihre Freunde ist, zieht sie sich in die Berge zurück. Schon bald bringt das harte, einsame Training sie jedoch an ihre Grenzen. Allein Noemis Entschlossenheit, den abtrünnigen Mischwesen in der Ruinenstadt entgegenzutreten und die Siedler vor weiteren Übergriffen zu schützen, hindert sie daran, aufzugeben. Doch auf wen kann sie jetzt noch zählen? Die Khimaara wollen Noemis Kraft für ihre Interessen einsetzen und missbrauchen. Und obwohl sie ihr Leben riskiert, um Jonaz aus den Fängen der Abtrünnigen zu befreien, scheint auch der nicht glücklich über ihre tiefgreifende Veränderung zu sein. Je weniger Verständnis Noemi bei Jonaz findet, desto stärker werden ihre Gefühle für Nicon.

Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:205
Verlag: digi:tales
EAN:
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Rezensionen zu "Calypso (3). Jenseits der Wellen"

  1. Zu wenig Emotionen und Romantik in flacher Handlung

    Das Dritte Band durfte ich ebenfalls freundlicherweise vom Verlag Arena digi:tales als Rezensionsexemplar lesen. Die ersten beiden Bände hatte ich schon zur Verfügung bekommen und war anfangs von der sehr fantasievollen Unterwasserwelt begeistert. Das zweite Band hatte für mich dann leider einige kleinere Schwächen und so hoffte ich auf eine originelle Fortsetzung der Calypso-Saga.

    Coverbild

    Das Cover des dritten Bandes reiht sich in die der Vorgänger nahtlos ein. Auch hier sieht man unter einem klaren Sternenhimmel ein Wasserwelle, in der eine Frau in einem weißen Gewand schwimmt. Auf einem Felsen darüber sitzt eine kleinere weibliche Figur und sieht gedankenverloren in die Wellen hinein. Auch hier passt das Cover zum Genre, aber leider nicht mehr ganz zur Geschichte. Das verträumte und melancholische Bild verspricht eine fantasievolle Story mit romantischen Touch, den ich leider im dritten Band nicht finden konnte.

    Handlung

    Noemi sieht in Tosca einen der Abtrünnigen und kämpft erbittert gegen den Bau einer überdimensionierten Schutzhülle über die Siedlung. Doch Jonaz stellt sich gegen sie und wendet sich sogar von ihr ab. Zu Noemis Entsetzen muss sie auch noch feststellen, dass sich ihr kleiner Bruder Beek den Pionieren heimlich angeschlossen hat. Doch Noemi wird nicht ihrem Bruder nachgehen, sondern beschließt gegen die Abtrünnigen vorzugehen, die die Siedler bedrohen. Sie zieht mit ihren Freundin nach Celonia und kämpft gegen die mächtigen Abtrünnigen, um Jonaz aus ihren Fängen zu befreien. Um die Siedler im Seifenblasental zu retten, versucht sie die Khimaara und die Menschen an einen Tisch zu bringen. Dafür muss sie Wege gehen, die ihr nicht gefallen, zumal ihre übermächtigen Kräfte vor allem für Baran von größtem Interesse sind, Ash aber wendet sich immer mehr ab.

    Buchlayout / eBook

    Die gut 200 Seiten sind in 10 recht angenehmen, vielleicht etwas lange Kapitel eingeteilt. Und auch in diesem eBook ist die inneren Gestaltung so schlicht wie bei den Vorgängern. Lediglich ein Rautezeichen mit Kapitelnummer und einer kurzen Überschrift zieren den Anfang eines Kapitels. Wie Bei Band 1 und 2 wünschte ich mir hier eine kleine Ausschmückung.

    Idee / Plot

    Die ersten Probleme der Neusiedler scheinen im Griff zu sein, nun kommt die Gefahr doch von den Abtrünnigen aus der Ruinenstadt Celonia, die das Leben der Siedler bedrohen, diese morden und Jonaz entführen. Die Gemeinschaft der Neuansiedler fängt an zu zerfallen und einige beschließen aus dem Tal auszuziehen. Die sektenähnliche Gemeinschaft der Khimaara um Baran scheinen ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Noemis Zwillingsbruder Ashek ist dem Sektenanführer Baran hörig und wendet sich von ihr ab. Damit hat Baran ein mächtiges Druckmittel gegen das Mädchen, das wieder zwischen sämtlichen Welten steht. In Keiner ist sie wirklich willkommen und alles um sie herum schient zu zerfallen. Auch Jonaz und Nicon, zu beiden fühlt sich Noemi hingezogen, können ihr keinen Halt bieten, und vor allem Jonaz distanziert sich immer mehr von Emi. Sie muss sich nun ganz alleine um die Rettung der Siedlung und ihrer eigentlichen Heimat, ihre Familie, kümmern, denn sie kann keinen mehr vertrauen.

    Im Grunde gefällt mir die Idee, bin aber von der Umsetzung nicht ganz überzeugt. Anfangs bahnte sich ein Beziehungskonflikt mit Jonaz an, der dann plötzlich nicht mehr existent war, und nicht einmal die Dreiecksbeziehung mit Nicon wurde hier weiter ausgebaut. Ab Mitte des Buches wurde der romantische Aspekt völlig weggelassen und Noemi verstrickte sich nur noch in taktische Grübeleien und Geplänkel.

    Emotionen / Protagonisten

    Anfangs finde ich Noemi sehr emotional. Vor allem ihre Angst um Beek, und ihre neue Zweisamkeit mit Nicon, ihre Gedanken um Ashek konnte ich sehr gut nachempfinden. Womit ich aber von Anfang an meine Probleme hatte, war die Beziehungskiste zwischen Jonaz und Noemi und auch Nicon und ihr. Irgendwie ist das weder Fisch noch Fleisch. Da kommt mir viel zu wenig Gefühl rüber und verblasst auch im weiteren Verlauf total. Klar, für Noemi steht viel mehr auf dem Spiel. Es hat mich auch gestört, dass Beek abgehauen ist, Noemi sich zunächst auch wirklich viele Gedanken um ihn gemacht hat, dieser Handlungsstrang dann aber über das ganze Buch kaum noch wirklich weiter aufgefasst wurde und in Vergessenheit gerät.
    Mir wird Noemi mit der Zeit viel zu taktisch, viel zu kopflastig und überhaupt nicht mehr emotional. Das ist für mich nicht so ganz authentisch. Auch den Verlust, den die Freunde beim Kampf mit den Abtrünnigen erleiden mussten war mir viel zu oberflächlich. Von Baran in die Ecke gedrängt lässt sie sich dann auch zu einem Ritual überreden, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Irgendwie wirkt das nicht mehr so richtig tough, und ja mir fehlt da sogar ein wenig auch der Trotz, den man sich von einer Protagonistin eigentlich wünschen würde.

    Zu den anderen Personen kann ich kaum noch etwas sagen, denn sie treten alle nur noch peripher auf. Ashek hüllt sich in Schweigen und ist gar nicht mehr präsent, das finde ich sehr schade. Nicon ist am Anfang oft in Noemis Nähe, wird dann aber plötzlich kaum noch mehr erwähnt, ebenso wie Jonaz. Auch alle anderen Freunde aus dem ersten und zweiten Buch verblassen komplett, Liah, Neyk, Braam, Franja und Noelle. Sie haben zwar ihre Auftritte - teilweise mit komischen Wendungen die ich zu konstruiert finde - aber irgendwie keine tragende Funktion mehr.

    Zwischenmenschliche Spannungen kann ich keine mehr spüren, auch Noemis Zwiespalt zwischen den Welten zu sitzen ist mir dadurch auch einfach zu schwach.

    Handlungsaufbau / Spannungsbogen

    Die Handlung wird sehr sanft aufgebaut, und bleibt mir ähnlich wie die Charaktere einfach zu blass. Es gibt ab der Mitte des Buches spannende Momente die sich hin und wieder noch bis zum Ende des Buches verteilen. Viele Handlungsstränge werden aber nur angedeutet, bleiben dann aber unerwähnt oder verlaufen sich im Sand. So wie Beeks Ausriss, oder die Dreiecksbeziehung oder Asheks komisches Verhalten. Der weitere Verlauf wird mir zu oberflächlich, die letzten Spannungsbögen können dies auch nicht mehr retten, denn - oh Wunder - Noemi hat wieder mehr fantastische Fähigkeiten erlangt. Ich bin dann auch nicht mehr ganz mitgekommen, was nun Calypso mit der Mutter zu tun hat, was es mit den Splittern und den Wappen auf sich hat. Insgesamt gab es für mich wenig Handlung in diesem Buch, und das Ende ist weder Cliffhanger noch wurde das Band dadurch abgeschlossen.

    Szenerie / Setting

    Leider erkunden wir wenig Neuland, und bleiben im bekannten Setting. Fabiola Nonn kann zwar die Umgebung schön bildhaft beschreiben, aber mir ist es auch hier inzwischen zu oberflächlich geworden. Die aus dem ersten und zweiten Band von mir hochgelobte eindrucksvolle Beschreibung der Szenerie geht ihr ein wenig verloren. Wir bleiben auch in diesem Buch fast nur an der Erdoberfläche, und sind nur sehr selten im Wasser. Das finde ich sehr schade.

    Sprache / Schreibstil

    Sprachlich ist es immer noch sehr ausgereift und metaphernreich. Trotzdem verfällt Noemi oft in lange innere Monologe und in taktische Überlegungen, die wenig Emotionen allgemein transportieren können. Es wird dadurch auch teilweise zäh und mir leider auch zu langatmig. Das kenne ich von Fabiola Nonn aber anders und bin daher doch etwas enttäuscht. Die Ich-Perspektive im Präsens passt dennoch gut zur der Geschichte.

    FAZIT

    Etwas enttäuschend. Sprachlich gut, aber die oberflächliche Handlung reißt mich nicht mehr vom Hocker. Emotional eher schwach, und für mich einfach zu wenig Romantik.

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Der Reisende: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Reisende: Roman' von Ulrich Alexander Boschwitz
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Reisende: Roman"

Deutschland im November 1938. Otto Silbermanns Verwandte und Freunde sind verhaftet oder verschwunden. Er selbst versucht, unsichtbar zu bleiben, nimmt Zug um Zug, reist quer durchs Land. Inmitten des Ausnahmezustands. Er beobachtet die Gleichgültigkeit der Masse, das Mitleid einiger Weniger. Und auch die eigene Angst.

Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, wird in Folge der Novemberpogrome aus seiner Wohnung vertrieben und um sein Geschäft gebracht. Mit einer Aktentasche voll Geld, das er vor den Häschern des Naziregimes retten konnte, reist er ziellos umher. Zunächst glaubt er noch, ins Ausland fliehen zu können. Sein Versuch, illegal die Grenze zu überqueren, scheitert jedoch. Also nimmt er Zuflucht in der Reichsbahn, verbringt seine Tage in Zügen, auf Bahnsteigen, in Bahnhofsrestaurants. Er trifft auf Flüchtlinge und Nazis, auf gute wie auf schlechte Menschen. Noch nie hat man die Atmosphäre im Deutschland dieser Zeit auf so unmittelbare Weise nachempfinden können. Denn in den Gesprächen, die Silbermann führt und mithört, spiegelt sich eindrücklich die schreckenerregende Lebenswirklichkeit jener Tage.

Format:Kindle Edition
Seiten:304
Verlag: Klett-Cotta
EAN:
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Rezensionen zu "Der Reisende: Roman"

  1. Erschütternd

    Otto Silbermann ist Jude, ein geachteter Geschäftsmann, der jäh erkennen muss, dass er ein Rechtloser, ein Ausgestoßener ist. Lange wollte er es nicht wahrhaben, seinem Sohn gelang noch die Ausreise nach Frankreich. Er zögerte – zu lange! Wer früher ein honoriger Geschäftspartner war, zeigt nun sein wahres Gesicht. Für lächerliche Summen kaufen sie ihm sein Geschäft ab und verhöhnen ihn dabei noch. Eine Woche lang reist Silbermann mit dem Zug durch Deutschland, immer auf der Flucht, er weiß nicht wohin, seine Wohnung verwüstet, eine Ausreise nicht mehr möglich, die Hatz auf Juden in vollem Gang. Die Verzweiflung überkommt ihn, immer mehr verliert er sich. „Ich werde mich verhaften lassen, dachte er. Ich werde zur Polizeiwache zurückgehen. Man soll mich festnehmen. Der Staat hat mich ermordet, er soll mich auch beerdigen.“

    Alexander Boschwitz hat diesen Text schon 1939 verfasst. Er wurde in Deutschland nie veröffentlich, denn Boschwitz war selbst Jude und auf der Flucht. Das gibt diesem Roman eine Authentizität und Dichte, der ich mich nicht entziehen konnte. Auch Boschwitz‘s Flucht führte ihn durch ganz Deutschland und Europa, bis er bei einem Torpedoangriff ums Leben kam. Er kannte die Angst des Gejagten, des Heimatlosen aus eigener Anschauung, sicher ist vieles davon in seinen Roman eingeflossen.

    Besonders beeindruckt hat mich die Beschreibung der Verfolgung. Was in Geschichtsbüchern und Dokumentationen beschrieben wird, bleibt oft abstrakt. Hier, mit dem Schicksal eines Einzelnen bekommen der Wahn, die aberwitzigen Vorurteile und die Ausflüchte ein Gesicht. Wenn langjährige Geschäftspartner ihren wahren Charakter zeigen, sein Judentum als Ausrede für Betrug herhalten muss und Silbermann sich nicht wehren darf, spürt man die Verzweiflung. Nicht nur seine materielle Grundlage wurde zerstört, man hat ihm sein Recht auf eine Existenz genommen. Seine Bahnfahrten werden immer verzweifelter, die Persönlichkeit des Protagonisten wird zerstört.

    Dieser Eindringlichkeit konnte ich mich nicht entziehen. Manchmal musste ich das Buch sinken lassen und für einige Minuten pausieren. Es ist gut, dass dieser Text nun endlich bei uns erschienen ist.

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  1. Ein Schimpfwort auf zwei Beinen

    Deutschland im November 1938: Otto Silbermann ist ein wohlhabender Kaufmann, aber auch Jude. Zwar kommt er sich wie ein Schimpfwort auf zwei Beinen vor. Bisher ist er allerdings von den Angriffen der Nazis verschont geblieben. Das ändert sich abrupt: Nur weil er vorgewarnt wurde, entkommt Silbermann in Berlin in der Nacht der Pogrome knapp seiner Verhaftung. Es folgt eine Odyssee. Als Reisender mit einer Aktentasche voller Geld irrt er ziellos umher. Seine Hoffnung, illegal in die Grenze zum Ausland zu überqueren, erfüllt sich nicht. Stattdessen verbringt er seine Zeit in Zügen und an Bahnhöfen und bekommt so einiges mit.

    Der Roman „Der Reisende“ wurde vom Autor Ulrich Alexander Boschwitz im ausländischen Exil auf dessen Flucht vor dem Naziregime ab dem Jahr 1938 verfasst und nun, fast 80 Jahre nach der Fertigstellung, erstmals in Deutschland veröffentlicht.

    Meine Meinung:
    Erzählt wird die Geschichte in elf Kapiteln mit einer angenehmen Länge aus der Sicht von Otto Silbermann. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist klar und flüssig, aber zugleich anschaulich und eindringlich.

    Auch inhaltlich konnte mich der Roman überzeugen. Mit Otto Silbermann steht ein interessanter Charakter im Vordergrund, der authentisch geschildert wird. Seine Gedanken- und Gefühlswelt werden in gelungener Weise wiedergegeben. Seine Entwicklung ist glaubhaft und steht stellvertretend für etliche ähnliche Schicksale in dieser Zeit.

    Die Handlung ist ebenso stimmig und an mehreren Stellen spannend. Doch auch bei den eher ruhigeren Passagen kommt keine Langeweile auf.

    Der Verlust aller Besitztümer und Rechte, die Heimatlosigkeit, die Ängste und die Verzweiflung sind zentrale Themen und werden in der Geschichte hervorragend herausgearbeitet. Das Buch regt dadurch zum Nachdenken an und konnte mich beim Lesen immer wieder berühren.

    Ergänzt wird der Roman mit einer editorischen Notiz und dem Nachwort des Herausgebers. Sie liefern interessante Zusatzinformationen. Es war erschütternd zu lesen, wie es dem bis dato eher unbekannten Autor nach seiner eigenen Flucht aus Deutschland ergangen ist.

    Das Cover ist ansprechend gestaltet und drückt sehr gut die Stimmung und den Inhalt des Romans aus. Der Titel ist ebenfalls treffend gewählt.

    Mein Fazit:
    „Der Reisende“ von Ulrich Alexander Boschwitz ist ein bewegendes, lesenswertes Stück Zeitgeschichte, das ich nicht nur Geschichtsfans ans Herz legen kann.

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Der Reisende: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Reisende: Roman' von Ulrich Alexander Boschwitz
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Reisende: Roman"

Deutschland im November 1938. Otto Silbermanns Verwandte und Freunde sind verhaftet oder verschwunden. Er selbst versucht, unsichtbar zu bleiben, nimmt Zug um Zug, reist quer durchs Land. Inmitten des Ausnahmezustands. Er beobachtet die Gleichgültigkeit der Masse, das Mitleid einiger Weniger. Und auch die eigene Angst.

Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, wird in Folge der Novemberpogrome aus seiner Wohnung vertrieben und um sein Geschäft gebracht. Mit einer Aktentasche voll Geld, das er vor den Häschern des Naziregimes retten konnte, reist er ziellos umher. Zunächst glaubt er noch, ins Ausland fliehen zu können. Sein Versuch, illegal die Grenze zu überqueren, scheitert jedoch. Also nimmt er Zuflucht in der Reichsbahn, verbringt seine Tage in Zügen, auf Bahnsteigen, in Bahnhofsrestaurants. Er trifft auf Flüchtlinge und Nazis, auf gute wie auf schlechte Menschen. Noch nie hat man die Atmosphäre im Deutschland dieser Zeit auf so unmittelbare Weise nachempfinden können. Denn in den Gesprächen, die Silbermann führt und mithört, spiegelt sich eindrücklich die schreckenerregende Lebenswirklichkeit jener Tage.

Format:Kindle Edition
Seiten:304
Verlag: Klett-Cotta
EAN:
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Rezensionen zu "Der Reisende: Roman"

  1. Erschütternd

    Otto Silbermann ist Jude, ein geachteter Geschäftsmann, der jäh erkennen muss, dass er ein Rechtloser, ein Ausgestoßener ist. Lange wollte er es nicht wahrhaben, seinem Sohn gelang noch die Ausreise nach Frankreich. Er zögerte – zu lange! Wer früher ein honoriger Geschäftspartner war, zeigt nun sein wahres Gesicht. Für lächerliche Summen kaufen sie ihm sein Geschäft ab und verhöhnen ihn dabei noch. Eine Woche lang reist Silbermann mit dem Zug durch Deutschland, immer auf der Flucht, er weiß nicht wohin, seine Wohnung verwüstet, eine Ausreise nicht mehr möglich, die Hatz auf Juden in vollem Gang. Die Verzweiflung überkommt ihn, immer mehr verliert er sich. „Ich werde mich verhaften lassen, dachte er. Ich werde zur Polizeiwache zurückgehen. Man soll mich festnehmen. Der Staat hat mich ermordet, er soll mich auch beerdigen.“

    Alexander Boschwitz hat diesen Text schon 1939 verfasst. Er wurde in Deutschland nie veröffentlich, denn Boschwitz war selbst Jude und auf der Flucht. Das gibt diesem Roman eine Authentizität und Dichte, der ich mich nicht entziehen konnte. Auch Boschwitz‘s Flucht führte ihn durch ganz Deutschland und Europa, bis er bei einem Torpedoangriff ums Leben kam. Er kannte die Angst des Gejagten, des Heimatlosen aus eigener Anschauung, sicher ist vieles davon in seinen Roman eingeflossen.

    Besonders beeindruckt hat mich die Beschreibung der Verfolgung. Was in Geschichtsbüchern und Dokumentationen beschrieben wird, bleibt oft abstrakt. Hier, mit dem Schicksal eines Einzelnen bekommen der Wahn, die aberwitzigen Vorurteile und die Ausflüchte ein Gesicht. Wenn langjährige Geschäftspartner ihren wahren Charakter zeigen, sein Judentum als Ausrede für Betrug herhalten muss und Silbermann sich nicht wehren darf, spürt man die Verzweiflung. Nicht nur seine materielle Grundlage wurde zerstört, man hat ihm sein Recht auf eine Existenz genommen. Seine Bahnfahrten werden immer verzweifelter, die Persönlichkeit des Protagonisten wird zerstört.

    Dieser Eindringlichkeit konnte ich mich nicht entziehen. Manchmal musste ich das Buch sinken lassen und für einige Minuten pausieren. Es ist gut, dass dieser Text nun endlich bei uns erschienen ist.

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  1. Ein Schimpfwort auf zwei Beinen

    Deutschland im November 1938: Otto Silbermann ist ein wohlhabender Kaufmann, aber auch Jude. Zwar kommt er sich wie ein Schimpfwort auf zwei Beinen vor. Bisher ist er allerdings von den Angriffen der Nazis verschont geblieben. Das ändert sich abrupt: Nur weil er vorgewarnt wurde, entkommt Silbermann in Berlin in der Nacht der Pogrome knapp seiner Verhaftung. Es folgt eine Odyssee. Als Reisender mit einer Aktentasche voller Geld irrt er ziellos umher. Seine Hoffnung, illegal in die Grenze zum Ausland zu überqueren, erfüllt sich nicht. Stattdessen verbringt er seine Zeit in Zügen und an Bahnhöfen und bekommt so einiges mit.

    Der Roman „Der Reisende“ wurde vom Autor Ulrich Alexander Boschwitz im ausländischen Exil auf dessen Flucht vor dem Naziregime ab dem Jahr 1938 verfasst und nun, fast 80 Jahre nach der Fertigstellung, erstmals in Deutschland veröffentlicht.

    Meine Meinung:
    Erzählt wird die Geschichte in elf Kapiteln mit einer angenehmen Länge aus der Sicht von Otto Silbermann. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist klar und flüssig, aber zugleich anschaulich und eindringlich.

    Auch inhaltlich konnte mich der Roman überzeugen. Mit Otto Silbermann steht ein interessanter Charakter im Vordergrund, der authentisch geschildert wird. Seine Gedanken- und Gefühlswelt werden in gelungener Weise wiedergegeben. Seine Entwicklung ist glaubhaft und steht stellvertretend für etliche ähnliche Schicksale in dieser Zeit.

    Die Handlung ist ebenso stimmig und an mehreren Stellen spannend. Doch auch bei den eher ruhigeren Passagen kommt keine Langeweile auf.

    Der Verlust aller Besitztümer und Rechte, die Heimatlosigkeit, die Ängste und die Verzweiflung sind zentrale Themen und werden in der Geschichte hervorragend herausgearbeitet. Das Buch regt dadurch zum Nachdenken an und konnte mich beim Lesen immer wieder berühren.

    Ergänzt wird der Roman mit einer editorischen Notiz und dem Nachwort des Herausgebers. Sie liefern interessante Zusatzinformationen. Es war erschütternd zu lesen, wie es dem bis dato eher unbekannten Autor nach seiner eigenen Flucht aus Deutschland ergangen ist.

    Das Cover ist ansprechend gestaltet und drückt sehr gut die Stimmung und den Inhalt des Romans aus. Der Titel ist ebenfalls treffend gewählt.

    Mein Fazit:
    „Der Reisende“ von Ulrich Alexander Boschwitz ist ein bewegendes, lesenswertes Stück Zeitgeschichte, das ich nicht nur Geschichtsfans ans Herz legen kann.

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Der Reisende: Roman

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5
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Inhaltsangabe zu "Der Reisende: Roman"

Deutschland im November 1938. Otto Silbermanns Verwandte und Freunde sind verhaftet oder verschwunden. Er selbst versucht, unsichtbar zu bleiben, nimmt Zug um Zug, reist quer durchs Land. Inmitten des Ausnahmezustands. Er beobachtet die Gleichgültigkeit der Masse, das Mitleid einiger Weniger. Und auch die eigene Angst.

Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, wird in Folge der Novemberpogrome aus seiner Wohnung vertrieben und um sein Geschäft gebracht. Mit einer Aktentasche voll Geld, das er vor den Häschern des Naziregimes retten konnte, reist er ziellos umher. Zunächst glaubt er noch, ins Ausland fliehen zu können. Sein Versuch, illegal die Grenze zu überqueren, scheitert jedoch. Also nimmt er Zuflucht in der Reichsbahn, verbringt seine Tage in Zügen, auf Bahnsteigen, in Bahnhofsrestaurants. Er trifft auf Flüchtlinge und Nazis, auf gute wie auf schlechte Menschen. Noch nie hat man die Atmosphäre im Deutschland dieser Zeit auf so unmittelbare Weise nachempfinden können. Denn in den Gesprächen, die Silbermann führt und mithört, spiegelt sich eindrücklich die schreckenerregende Lebenswirklichkeit jener Tage.

Format:Kindle Edition
Seiten:304
Verlag: Klett-Cotta
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Rezensionen zu "Der Reisende: Roman"

  1. Erschütternd

    Otto Silbermann ist Jude, ein geachteter Geschäftsmann, der jäh erkennen muss, dass er ein Rechtloser, ein Ausgestoßener ist. Lange wollte er es nicht wahrhaben, seinem Sohn gelang noch die Ausreise nach Frankreich. Er zögerte – zu lange! Wer früher ein honoriger Geschäftspartner war, zeigt nun sein wahres Gesicht. Für lächerliche Summen kaufen sie ihm sein Geschäft ab und verhöhnen ihn dabei noch. Eine Woche lang reist Silbermann mit dem Zug durch Deutschland, immer auf der Flucht, er weiß nicht wohin, seine Wohnung verwüstet, eine Ausreise nicht mehr möglich, die Hatz auf Juden in vollem Gang. Die Verzweiflung überkommt ihn, immer mehr verliert er sich. „Ich werde mich verhaften lassen, dachte er. Ich werde zur Polizeiwache zurückgehen. Man soll mich festnehmen. Der Staat hat mich ermordet, er soll mich auch beerdigen.“

    Alexander Boschwitz hat diesen Text schon 1939 verfasst. Er wurde in Deutschland nie veröffentlich, denn Boschwitz war selbst Jude und auf der Flucht. Das gibt diesem Roman eine Authentizität und Dichte, der ich mich nicht entziehen konnte. Auch Boschwitz‘s Flucht führte ihn durch ganz Deutschland und Europa, bis er bei einem Torpedoangriff ums Leben kam. Er kannte die Angst des Gejagten, des Heimatlosen aus eigener Anschauung, sicher ist vieles davon in seinen Roman eingeflossen.

    Besonders beeindruckt hat mich die Beschreibung der Verfolgung. Was in Geschichtsbüchern und Dokumentationen beschrieben wird, bleibt oft abstrakt. Hier, mit dem Schicksal eines Einzelnen bekommen der Wahn, die aberwitzigen Vorurteile und die Ausflüchte ein Gesicht. Wenn langjährige Geschäftspartner ihren wahren Charakter zeigen, sein Judentum als Ausrede für Betrug herhalten muss und Silbermann sich nicht wehren darf, spürt man die Verzweiflung. Nicht nur seine materielle Grundlage wurde zerstört, man hat ihm sein Recht auf eine Existenz genommen. Seine Bahnfahrten werden immer verzweifelter, die Persönlichkeit des Protagonisten wird zerstört.

    Dieser Eindringlichkeit konnte ich mich nicht entziehen. Manchmal musste ich das Buch sinken lassen und für einige Minuten pausieren. Es ist gut, dass dieser Text nun endlich bei uns erschienen ist.

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  1. Ein Schimpfwort auf zwei Beinen

    Deutschland im November 1938: Otto Silbermann ist ein wohlhabender Kaufmann, aber auch Jude. Zwar kommt er sich wie ein Schimpfwort auf zwei Beinen vor. Bisher ist er allerdings von den Angriffen der Nazis verschont geblieben. Das ändert sich abrupt: Nur weil er vorgewarnt wurde, entkommt Silbermann in Berlin in der Nacht der Pogrome knapp seiner Verhaftung. Es folgt eine Odyssee. Als Reisender mit einer Aktentasche voller Geld irrt er ziellos umher. Seine Hoffnung, illegal in die Grenze zum Ausland zu überqueren, erfüllt sich nicht. Stattdessen verbringt er seine Zeit in Zügen und an Bahnhöfen und bekommt so einiges mit.

    Der Roman „Der Reisende“ wurde vom Autor Ulrich Alexander Boschwitz im ausländischen Exil auf dessen Flucht vor dem Naziregime ab dem Jahr 1938 verfasst und nun, fast 80 Jahre nach der Fertigstellung, erstmals in Deutschland veröffentlicht.

    Meine Meinung:
    Erzählt wird die Geschichte in elf Kapiteln mit einer angenehmen Länge aus der Sicht von Otto Silbermann. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist klar und flüssig, aber zugleich anschaulich und eindringlich.

    Auch inhaltlich konnte mich der Roman überzeugen. Mit Otto Silbermann steht ein interessanter Charakter im Vordergrund, der authentisch geschildert wird. Seine Gedanken- und Gefühlswelt werden in gelungener Weise wiedergegeben. Seine Entwicklung ist glaubhaft und steht stellvertretend für etliche ähnliche Schicksale in dieser Zeit.

    Die Handlung ist ebenso stimmig und an mehreren Stellen spannend. Doch auch bei den eher ruhigeren Passagen kommt keine Langeweile auf.

    Der Verlust aller Besitztümer und Rechte, die Heimatlosigkeit, die Ängste und die Verzweiflung sind zentrale Themen und werden in der Geschichte hervorragend herausgearbeitet. Das Buch regt dadurch zum Nachdenken an und konnte mich beim Lesen immer wieder berühren.

    Ergänzt wird der Roman mit einer editorischen Notiz und dem Nachwort des Herausgebers. Sie liefern interessante Zusatzinformationen. Es war erschütternd zu lesen, wie es dem bis dato eher unbekannten Autor nach seiner eigenen Flucht aus Deutschland ergangen ist.

    Das Cover ist ansprechend gestaltet und drückt sehr gut die Stimmung und den Inhalt des Romans aus. Der Titel ist ebenfalls treffend gewählt.

    Mein Fazit:
    „Der Reisende“ von Ulrich Alexander Boschwitz ist ein bewegendes, lesenswertes Stück Zeitgeschichte, das ich nicht nur Geschichtsfans ans Herz legen kann.

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Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte: Roman' von Michael Hugentobler
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte: Roman"

Das fabelhafte Debüt von Michael Hugentobler


Als Hans Roth wurde er 1849 in einem Bergdorf geboren, als Louis de Montesanto – Weltreisender, Bestsellerautor und Hochstapler – stirbt er 1921 in London. 13-jährig flieht er in die Welt: Mit einer Schauspielerin wohnte er in Paris, in London wurde er zum Butler, mit einem Gouverneur schiffte er sich nach Perth ein. Er verliebte sich bei den Aborigines, jagte Warane, heiratete in Sydney und zog mit einem Wanderzirkus durchs Land. Zurück in London dichtete er seinem erstaunlichen Leben noch so einiges hinzu. Michael Hugentobler erzählt das Leben eines wagemutigen Exzentrikers, der stets darauf bedacht war, frei und unabhängig zu bleiben in der großen weiten Welt. Eine Entdeckung, ein Lesevergnügen!

Format:Kindle Edition
Seiten:192
EAN:
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Rezensionen zu "Louis oder Der Ritt auf der Schildkröte: Roman"

  1. Münchhausen lässt grüßen

    Wer sich auf dieses Buch unvorbereitet einlässt, könnte aufgrund von Titel und Cover auf die Idee kommen, es mit einem leichten, unterhaltsamen Abenteuerroman zu tun zu haben. Das greift aber viel zu kurz. „Louis“ fordert seinen Leser heraus, sowohl den Handlungsplot zu verfolgen, der nicht chronologisch, sondern in kurzen, unzusammenhängenden Sequenzen aus dem Leben des Protagonisten erzählt wird, als auch oft zwischen Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden.

    Der Einstieg ist sehr gut gelungen: Louis de Montesanto, Entdecker und Weltenbummler seines Zeichens, steht vor großem Publikum, um über seine Erlebnisse bei den wilden Aborigines in Australien zu berichten. Da wird auf einmal gerufen: „Sie heißen gar nicht Louis de Montesanto. Ihr Name ist Hans Roth…“. Der Redner flieht, Gelächter überall. Der Protagonist – etwa ein Hochstapler?

    Tatsächlich wurde Hans Roth 1849 in einem Schweizer Bergdorf geboren. Sein Vater war ein Säufer, der früh verstarb, die Mutter eine kalte Frau, die ihren Sohn von Beginn an wegen Äußerlichkeiten ablehnte und ihn im Alter von nur 13 Jahren endgültig verließ. Hans hatte eine harte Kindheit. Von den anderen Dorfbewohnern verspottet, will er früh sein Glück in der Fremde suchen. Er bleibt einige Monate beim Pfarrer, schlägt sich dann als Gelegenheitsarbeiter durch. Er kommt nach Paris, London, Fremantle, Perth. Dabei trifft er immer wieder auf Personen, die sich seiner annehmen und ihn auch in seiner Entwicklung weiterbringen.

    In Paris kommt er mit einer Schauspielerin zusammen, unter deren Einfluss er seinen Namen in Louis de Montesanto ändert. Später lernt er den Weltenbummler Bob Fraser kennen, der von seinen Erlebnissen berichtet und damit unseren Protagonisten mächtig beeindruckt: „Ist das denn wahr?“, fragte Louis.
    „Alles ist wahr, solange es angemessen ist.“, antwortete Fraser.

    Louis lebt seinen Traum von der weiten Welt. Eher zufällig „entdeckt“ er einen Eingeborenenstamm im Australischen Busch. Dort bleibt er über Jahre, lebt mit einer Frau zusammen und bekommt eine Tochter. Doch auch sie wird er wieder verlassen. Über diese Jahre wird er später ein Buch veröffentlichen und großes Publikum anziehen. Aus irgendeinem Grund kann er aber nicht sesshaft werden. Er kann auch keine dauerhaften Beziehungen eingehen oder sich verlieben. Louis ist ein schwieriger, unsteter Charakter, der Tiere quält und Menschen enttäuscht.

    Dadurch wird er dem Leser zu keinem Zeitpunkt sympathisch. Dazu trägt auch der Schreibstil bei: Hugentobler berichtet in kurzen, prägnanten Sätzen, immer von außen, man kann Louis oder seine Handlungen einfach nicht verstehen.
    Das Konzept dieses Buches ist zweifellos außergewöhnlich, man muss sich den Inhalt zusammenpuzzeln. Interessant auf alle Fälle das Leben und die Abenteuer in der Australischen Wildnis.

    Ich persönlich hatte meine Schwierigkeiten, die gelesenen Passagen zu verorten und zusammenzuknüpfen. Erst in der zweiten Buchhälfte wurden die Zusammenhänge deutlicher. Dadurch empfand ich die Lektüre dann weniger anstrengend, der Protagonist blieb mir aber seltsam fremd.
    Am Ende schließt sich der Kreis. Aus den anfänglichen Sequenzen des Romans ergibt sich eine ganze Geschichte. Der Autor spielt mit Wahrheit und Fiktion, führt den Leser auf falsche Fährten. Das ist auch etwas, das dieses Buch besonders macht.

    Der Ritt auf der Schildkröte. Gab es das nicht schon einmal? Aber da war doch jemand auf der Kanonenkugel geritten? Auch jener war ein Freigeist und konnte gut Geschichten erzählen...
    So schlage ich das Buch zu und auf einmal macht das Cover doch noch einen Sinn!

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