Alte Sorten: Roman

read more

Rezensionen zu "Alte Sorten: Roman"

  1. 4
    17. Jul 2021 

    Zwei wie Pech und Schwefel

    Liss hat sich allein auf dem Elternhof eingerichtet. Sie lebt bodenständig mit der harten Feldarbeit, wobei sie nicht jedes moderne Gerät nutzt. Sally dagegen ist jung und sie möchte nur ihre Ruhe haben. Bei ihren Eltern findet sie kein Verständnis, sie wollen sie behandeln, damit sie normal ist. Deshalb ist Sally kurz vor dem Abitur abgehauen. Und so landet sie im Dorf von Liss. Diese hat im Weinberg ihren Anhänger festgefahren und sie bittet Sally um Hilfe. Diese will sich wehren wie immer, doch sie merkt, dass es einfach nur eine Frage war, aus der Situation heraus und weil sie gerade da war. Und Sally hilft.

    So beginnt eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten. Liss scheint im Dorf nur bei wenigen Leuten beliebt zu sein. So wie sie links liegen gelassen wird, lässt sie die anderen auch links liegen. Gesellschaft ist sie nicht mehr gewöhnt. Mit ihrer verschlossenen Art schließt sie nicht leicht Bekanntschaften. Sally, die so genommen werden möchte wie sie ist, findet bei Liss genau das. Liss fragt nicht viel und Sally erzählt nicht viel. Die Arbeit auf dem Hof, die Maschinen, die Früchte der Erde, das ist es was Liss erklären kann und das ist es, was Sally förmlich aufsaugt.

    Die Bücher von Ewald Arenz sind alle gut bis sehr gut. Er hat einfach eine tolle Art zu schreiben. Auch wenn es am Schluss etwas sehr dramatisch wird, was nicht ganz zum Rest des Buches passt, wie der Autor die ungewöhnliche Freundschaft zwischen diesen sehr unterschiedlichen Frauen beschreibt, ist einfach klasse. Das einfache und arbeitsreiche Leben auf dem Hof kann man sich sehr gut vorstellen. Und immer wieder wird fast beiläufig eingeworfen, wie sich das Leben der Beiden bis zu diesem Punkt entwickelt hat.

    Es ist eines dieser Bücher, die man in die Hand nimmt und die man nicht mehr niederlegt bis man sie ausgelesen hat. Genau richtig für einen Sommertag im Garten zwischen alten Obstbäumen.

    4,5 Sterne

    Teilen
 

Luzies Erbe: Roman (insel taschenbuch)

read more
 

Die wilden Detektive: Roman

read more
 

Der zweite Sohn: Thriller

read more

Rezensionen zu "Der zweite Sohn: Thriller"

  1. 4
    09. Mär 2022 

    Empfehlenswert.Spannend.Mitreißend

    "Der zweite Sohn" ist der Debutroman von der australischen Autorin Loraine Peck.

    Die deutsche Veröffentlichung erfolgt durch den Herausgeber: Thomas Wörtche & dem Suhrkamp / Insel Verlag, am 7. März 2022.

    Die Autorin:

    Loraine Peck wurde als Kind eines Piloten und einer Künstlerin, in Australien geboren. Obwohl sie schon früh Bücher und Geschichten schreiben wollte, hat sie sich erst mit 54 Jahren durch vielerlei Kurse, dem professionellem Schreiben zugewandt. Ihr Debut ein spannender Roman innerhalb des Spannungs-Genre.

    Das Cover zeugt von einer sorgfältigen Planung, kreativen Zielrichtung & gelungenem äußeren Erscheinungsbild. Durch das in schwarz/weiß gestaltete Cover, mit einer im Titel zentrierten Patrone, ist dem Betrachter schnell klar, dass es sich hier um einen Spannungsroman handelt. Der Titel lässt auch Assoziationen auf mafiöse Strukturen zu. Mir gefällt die äußere Aufmachung gut.

    Zum Inhalt:

    Australien: Ivan Novak, ältester Sohn von Milan Novak,einem bekannten kroatischen Clanboss, wird erschossen aufgefunden.

    Milan Novak erwartet von seinem zweiten Sohn Johnny, den vermutlichen Mörder zu richten. Obwohl der Täter noch nicht gefunden & überführt wurde, vermuten Milan und seine Clanmitglieder, dass die Tat durch ein Mitglied eines verfeindeten serbischen Clans, erfolgte.

    Johnny entwickelt daraufhin einen Plan, den Mörder zu überführen, diesen zu bestrafen, ohne jedoch selbst töten zu müssen.

    Mein persönliche Leseerlebnis:

    Erzählstil, Grammatik, Übersetzung,Spannung:

    Der Aufbau dieser Story ist wohldurchdacht und gut lesbar. Die Kapitel werden nicht durchgezählt. Sie berichten zwei Sichtweisen. Johnny & Amy - Johnnys Ehefrau. Der lockere alltagsähnliche Sprachgebrauch sichert ein flüssiges Lesetempo. Die deutschsprachige Übersetzung ist gut gelungen. Die geschichtlichen Hintergründe beider Clans, werden ohne den Leser zu sehr zu strapazieren, ausreichend kommuniziert,

    Die in der kroatischen Grammatik verwurzelten Satzstrukturen bewirken bei mir Assoziationen zu dem, mir bekannten Sprachgebrauch & Ausprache, befreundeter Kroaten. Hierdurch gewinnt die Geschichte ebenfalls an Authentizität.

    Die Geschichte punktet hauptsächlich, durch die gut und nachvollziehbar beschriebenen Gewissenskonflikte der Protagonisten.

    Ihrem Leben innerhalb der australischen Gesellschaft. Die serbischen & kroatischen mafiösen Clanmitglieder, welche nur ihre eigene Statuten anerkennen & ausleben wollen. Der Graben zwischen dem Patriachat und dem Leben mit Werten der Gleichberechtigung.

    Ein täglicher Spagat für alle Beteiligten.Diese innere Zerreißprobe versteht die Autorin, sehr authentisch zu erzählen. Die inneren Kämpfe der Ehefrauen, welche konventionelle kulturellen Zwänge abwerfen wollen. Die Hürden, sich in der australischen Gesellschaft eine eigene Identität zu erkämpfen, ohne ihre Männer zu brüskieren oder zu verletzen.

    Zusammenfassung: Ein durchweg flüssig erzähltes Familiendrama, das realitätsnah die Konflikte zwischen den ethnischen Gruppen von Serben & Kroaten, thematisiert.

    Das überraschende Ende lässt mich auf weitere Episoden aus der Feder dieser Autorin hoffen.

    Fazit: Ein fesselnder Roman, der mit eingeflochtenen Spannungsbögen, den Leser an die Lektüre fesselt.

    Eine sehr gute 4* Sternebewertung, verbunden mit einer Leseempfehlung! Besonders empfohlen für Leser, die spannende Lektüre lieben & gern hinter ethnische & gesellschaftliche Normen sowie Fassaden, blicken.

    Formate: elektr. Formate, Taschenbuch

    ISBN: 978-3-518-47229-3

    Seitenzahl: 424

    Übersetzung: Stefan Lux

    Teilen
 

Das achte Kind: Roman

read more

Rezensionen zu "Das achte Kind: Roman"

  1. Zwei Mütter, drei Väter, viele Heimatorte

    Wäre der Buchtitel "Herkunft" nicht schon vom Gewinner des Deutschen Buchpreises 2019, Saša Stanišić, besetzt - er hätte auch zum Debütroman von Alem Grabovac wunderbar gepasst. Beide Autoren erzählen autofiktional in der Ich-Form, beide Romane gehen in ihrer Bedeutung weit über das Einzelschicksal hinaus und beschreiben ein Aufwachsen in Deutschland außerhalb der allgemeinen Wahrnehmung. Doch während Saša Stanišić 1992 mit 14 Jahren als Kriegsflüchtling aus Bosnien nach Deutschland kam, wurde Alem Grabovac als Sohn jugoslawischer Gastarbeiter, Mutter Kroatin, Vater Bosnier, 1974 in Würzburg geboren.

    Verschiedene Welten
    Die Nachricht vom Tod seines leiblichen Vaters Emir Grabovac ist Ausgangspunkt des Romans. 34 Jahre lang hatte die Mutter Alem belogen, um ihm ein „schönes Vaterbild“ zu erhalten, und ihm die erfundene Geschichte vom rechtschaffenen, bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommenen Vater erzählt.

    Alems Mutter Smilja lernte ihren Mann 1973 in Deutschland kennen, wo sie ein Leben als Gastarbeiterin gegen ein prekäres, von familiärer Gewalt geprägtes Dasein in ihrem kroatischen Bergdorf eingetauscht hatte. Emir entpuppt sich schnell als arbeitsscheuer, trunksüchtiger Kleinganove, dem sie unmöglich tagsüber den neugeborenen Sohn überlassen kann. Schweren Herzens entscheidet sie sich deshalb für eine Pflegefamilie. Nachdem Emir endgültig untertaucht und Smilja auf der Flucht vor Eintreibern seiner Spielschulden nach Frankfurt zieht, bleibt Alem nun auch an den meisten Wochenende bei Marianne und Robert Behrens, die ihn wie die eigenen sieben Kinder fürsorglich und liebevoll aufziehen. Bewundernd und stolz lauscht er Roberts Kriegsgeschichten und malt Panzer. Die nationalsozialistische Gesinnung und den ausgeprägten Judenhass seines ansonsten „herzensguten“ Pflegevaters, der „immer für mich da war“, begreift er erst als Jugendlicher und distanziert sich:

    "Ich blickte auf seine Kriegsverletzung, das riesige Loch in der Schulter, auf das ich als Kind so unglaublich stolz gewesen war. Doch das Loch hatte sich verändert, war schattiger und dunkler geworden, hinter seiner tiefen Ausbuchtung verbarg sich etwas, vor dem ich mich zunehmend fürchtete." (S. 181/182)

    Während sich Alem bei seiner Pflegefamilie trotz zahlreicher Umzüge in deren penibel geregeltem Alltag geborgen und zuhause fühlt, fürchtet er die Besuche bei seiner leiblichen Mutter und deren gewalttätigem, unberechenbarem neuen Partner, dem Serben Dušan. In Frankfurt gibt es weder Tischmanieren noch Sandmännchen, Dalli Dalli oder eine geregelte Nachtruhe, dafür Prügel vom häufig betrunkenen Stiefvater für Alem und Smilja.

    Überlebensstrategien
    Wie übersteht man eine solches Aufwachsen in unterschiedlichen Familien und zwischen schwäbischen Kleinstädten, Frankfurt und den Besuchen bei den Großeltern im kroatischen Maovice? Mit dem Ziel eines Studium als überaus bewundernswertem Weg durch Bildung zur Freiheit und mit Zufluchtsorten:

    "Ich versuchte, ruhig zu bleiben, […] und hatte in der Literatur, wie schon zuvor im Fußball und in Kinofilmen, einen neuen Ort gefunden, an den ich mich klammheimlich zurückziehen konnte, wenn das Leben mal wieder zu laut und chaotisch wurde." (S. 215)

    Mehr Bericht als Roman
    Alem Grabovacs Debütroman ist gerade deshalb eindrucksvoll, weil er nicht Mitleid heischt und Pathos meidet. Allerdings frage ich mich, was diesen eher distanzierten autobiografischen Bericht zum Roman macht, und vermisse ein wenig die Emotionalität und die literarische Originalität eines Saša Stanišić. Als Beitrag zu zwei großen Themen der Nachkriegszeit, dem Schicksal tausender Gastarbeiter und dem Weiterleben der Naziideologie, ist "Das achte Kind" jedoch sehr empfehlenswert.

    Teilen
  1. Eine etwas andere Kindheit...

    Der Klappentext und die ungewöhnliche, schlichte Optik hatten mich auf den Roman aufmerksam gemacht. Gespannt begann ich zu lesen und bekam so viel mehr als ich erwartet hatte.

    In der Geschichte geht es um Alem, der aus einer Gastarbeiterfamilie stammt. Da seine Mutter viel arbeitet und sein Vater sich als Kleinganove herumtreibt, wächst er bei Pflegeeltern auf. Hat das Leben für ihn auch nur Arbeit und Ausgrenzung parat? Was hat das Schicksal mit ihm vor?

    Der Roman ist in drei Bücher aufgeteilt, in denen es zunächst um die Mutter Smilja, dann um Sohn Alem und zuletzt um Vater Emir geht. Die Aufteilung empfand ich als gelungen, da so die Figuren alle näher beleuchtet werden und nicht nur Hauptakteur Alem.

    Die Schilderungen des Gastarbeiterlebens haben mich sehr bewegt. Als Kind der späten 80er und geboren in der DDR, habe ich diese Entwicklung nicht mitbekommen und mich bisher damit noch nicht beschäftigt. Es wird sehr deutlich wie die Not der Menschen ausgenutzt wurde. Berührt hat mich die intensive Liebe zur Heimat und dass sie trotz der Armut und allem dort immer wieder hinfahren und auch die Familie unterstützen.

    Anders als erwartet, lief das Leben in der Pflegefamilie recht harmonisch ab. Fast hatte man den Eindruck, man würde seine eigene Familie gezeigt bekommen, so klassisch deutsch mit all ihren Gewohn- und Eigenheiten war die Familie Behrens. Hier musste ich des Öfteren schmunzeln.

    An Alem hat mir vor allem gefallen, dass er seiner Umgebung gegenüber sehr aufgeschlossen ist und lieber selbst bewertet, als nur das zu glauben, was einem die Erwachsenen sagen. So hat er Kontakt zu seinem kriminellen Stiefbruder ohne selbst auf die schiefe Bahn zu geraten. Er sieht das gut bürgerliche Leben der Pflegefamilie und das ärmliche Leben seiner Mutter, die sich kaputt schuftet in der Fabrik, um über die Runden zu kommen. So etwas zu sehen und auch Gewalt zu erleben, prägt enorm für das restliche Leben und hat Einfluss auf spätere Entscheidungen.

    Die eingestreute Entwicklung Jugoslawiens fand ich hoch spannend und auch das Leben der Großeltern dort. Natürlich weiß man, dass dort Krieg in den 90ern herrschte, aber wirklich beschäftigt hat man sich damit nicht. Die Wende stand damals im Fokus bei den meisten Deutschen.

    Gut gefällt mir, dass der Roman Autofiktion ist, sprich auf der Biografie des Autors beruht, denn man spürt in jeder Zeile, dass es genauso gewesen sein muss.

    Der schnörkellose, leicht unterkühlte Schreibstil sorgt dafür, dass ausschließlich die Geschichte im Fokus ist. Das mochte ich, denn man braucht keine sprachlichen Bilder oder ähnliches, um sich das Geschilderte vorzustellen.

    Fazit: Eine berührende Geschichte über Migration, die mehr Aufmerksamkeit verdient hat und worüber wir immer wieder sprechen müssen. Gern empfehle ich dieses tolle Buch weiter. Klasse!

    Teilen
  1. Eine Kindheit zwischen zwei Welten

    Als die junge Kroatin Smilja als Gastarbeiterin nach Deutschland kommt, will sie vor allem der bitteren Armut entfliehen, aber auch dem gewalttätigen und trinkenden Vater. In Würzburg stillt sie ihren Hunger nach Schokolade und auch nach Liebe. Doch Emir ist ein Mann, der jedes Versprechen vergisst, ein Hallodri der bald nach der Geburt des Sohnes verschwindet. So bleibt Smilja nach zwei Jahren allein mit einem Säugling, den sie zu einer Pflegefamilie gibt, denn sie muss Geld verdienen.
    Der kleine Alem wächst wochentags in einer Pflegefamilie mit strengen Regeln und geordneten Tagesablauf auf, Marianne die Pflegemutter umsorgt ihre Pfleglinge liebevoll, wie ihre eigenen sieben Kinder, die zum Teil schon das Elternhaus verlassen haben. Robert, der Pflegevater ist ein ewig Gestriger, Holocaust-Leugner und „Es war nicht alles schlecht, damals“- Schwadronierer. Für den älter werdenden Alem wird dass das Zusammenleben schwierig machen und zu ernsten Konflikten mit Robert führen, doch die Geborgenheit die ihm Pflegemutter Marianne vermittelt und das freundschaftliche Miteinander mit den älteren Kindern der Familie überdecken die Schwierigkeiten.
    Die Wochenenden verbringt der mit der Mutter, doch Dusăn, der neue Freund der Mutter, ist ein brutaler Mann, er prügelt und säuft. Alem wird älter und die Wochenenden immer seltener, den Dusăn prügelt auch Alem. Zwischen diesen zwei Welten ist Alem zerrissen, den leiblichen Vater hält er für tot.

    Namen und Orte lassen vermuten, das Alem Grabovac sich von seiner eigenen Biografie zu diesem Roman inspirieren ließ, doch er erzählt distanziert, auch wenn er die Ich-Form wählt. Er wertet und verurteilt nicht die Handlungen der Erwachsenen, er berichtet. Doch konnte ich mich nicht der Eindringlichkeit entziehen. Smilja, die in überbordender Liebe, Alem an den Wochenenden mit Süßigkeiten überschüttet, kann ihn aber letztendlich nicht vor Dusăn schützen. Sie ist selbst Opfer, verharrt in ihren Beziehungen im vom Vater vorgegebenen Muster.

    Als erwachsener Mann erfährt Alem, dass Emir noch lange lebte und sucht sein Grab und auch seine eigenen Wurzeln. Dort kann er seinen Gefühlen Lauf lassen.

    Das achte Kind, ein Anhängsel, das nirgendwo ganz richtig dazu gehört, seine Einsamkeit ist zwischen den Zeilen des Romans spürbar. Vielleicht ist dieser Roman auch eine Suche nach der eigenen Geschichte, ein Versuch zu verstehen und ein Stück Selbsttherapie.

    Teilen
 

Aus ihrer Sicht

read more
 

Tea-Bag: Roman

read more
 

Die Lage des Landes

read more
 

Susanna: Roman

read more
 

Der Gott jenes Sommers

read more
 

Seiten