Die Oxford-Morde: Kriminalroman

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Rezensionen zu "Die Oxford-Morde: Kriminalroman"

  1. 4
    29. Nov 2020 

    Symbole

    Nach dem Studium bekommt der junge Doktorand aus Argentinien die Gelegenheit seine Studien in Oxford fortzusetzen. Dort fühlt er sich gut aufgenommen, die Professorin hat ihm ein kleines Apartment bei den Eagletons besorgt. Die kleine Familie besteht aus der freundlichen Großmutter und ihrer Enkelin. Mrs. Eagleton liebt Scrabble und auch der junge Doktorand wird bald auf ein Spiel eingeladen. Doch schon kurz nach seiner Ankunft findet er Großmutter Eagleton tot auf. Dass er den großen Mathematiker Seldom vorher auf der Türschwelle der Eagletons getroffen hat, ist nur ein schwacher Trost. Als Seldom jedoch eine geheimnisvolle Nachricht erhält, bekommt der Todesfall etwas Besonderes.

    Der Professor und sein Lehrling ermitteln, eine klassische Krimiausgangslage, die nicht unbedingt neu ist, die aber immer wieder einen Reiz bietet. Welches Geheimnis umgibt den Tod der alten Frau, die an den Rollstuhl gefesselt war. Was hat die Nachricht zu bedeuten, die der Professor erhalten hat. Da sich die beiden Ermittler in Logiker- und Mathematikerkreisen bewegen, wollen sie ihre Gedanken und Vermutungen auch logisch und mathematisch angehen. Die Nachricht könnte bedeuten, dass der Täter mit ihnen kommunizieren will. Das jedoch deutet darauf, dass der Mord an der alten Dame viellicht die erste Tat war, aber vermutlich nicht die letzte.

    Auch wenn man selbst nicht so viel von Mathematik versteht, ist dieser Roman sehr ansprechend und spannend. Einige Begriffe werden im Roman selbst oder auch in dem kleinen Glossar am Ende des Buches erklärt. Vielleicht ist die Handlung ein Beispiel für Ockhams Rasiermesser, dies wäre sie dann aber sehr ansprechend und doch so verwickelt, dass man den Überlegungen der Hobby-Detektive, die mit der Polizei zusammenarbeiten dürfen, gerne folgt. Dabei bleiben die Persönlichkeiten des Doktoranden und seines Professors angenehm im Hintergrund. Mehr geht es um das Konstrukt der Todesfälle, mit denen die geheimnisvollen Nachrichten verbunden sind. Und so kommt dieser klassische Kriminalroman gleichzeitig ruhig und fesselnd daher. Kann es einen perfekten Mord überhaupt geben? Man wüsste es nur, wenn bekannt wäre, wie viel Morde unentdeckt bleiben. Ein Ding der Unmöglichkeit. In diesem ansprechenden Roman lässt sich hervorragend über die Möglichkeiten grübeln.

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  1. Kreis und Fisch

    Vor knapp 15 Jahren wurde der Krimi „Die Pythagoras-Morde“ des argentinischen Schriftstellers Guillermo Martinez zum ersten Mal veröffentlicht. Nun bringt der Eichborn Verlag das Buch mit dem Titel „Die Oxford-Morde“ neu heraus.

    Der Krimi spielt in Oxford. Wo sonst? - könnte man fragen. Ein Buch, das Mathematik und Philosophie als Hintergrund für ein raffiniertes Mörderspiel wählt, passt doch ausgezeichnet in die altehrwürdige Universitätsstadt.

    Kurz die Handlung: Ein junger argentinischer Doktorand der Mathematik kommt nach Oxford und nimmt Logis bei der Professoren-Witwe Mrs Eagleton, die er kurz darauf ermordet in ihrem Wohnzimmer findet. Eine geheimnisvolle Botschaft wendet sich wohl direkt an den renommierten Professor Seldom, der auch unseren Stipendiaten unter seine Fittiche nimmt. Es bleibt nicht bei einem Todesfall, die kryptischen Zeichen bei den Toten weisen auf ein mathematisches Rätsel, das der Professor für die Polizei entschlüsseln soll.

    Zusammen mit dem Erzähler tauchen wir in die Welt der Mathematik ein, Fermats letzter Satz, der Satz des Pythagoras, die Fibonacci-Zahlen und mehr scheinen bei der Auflösung eine Rolle zu spielen. Aber es ist keine trockene Lehrstunde, Gott sei Dank, denn Mathematik war noch nie meine Stärke.

    Es ist eine intelligente Spielerei, die fast die Morde aus den Augen verliert. Auch der junge Doktorand verliert sich beinahe im Labyrinth der Lehrsätze, aber dann fällt ihm der entscheidende Hinweis ins Auge.

    Ein wenig fühlt man sich beim Ich-Erzähler an den Autor selbst erinnert, der als junger Mathematiker zwei Jahre in Oxford lebte. Wie schön, dass er die Vielzahl an Oxford-Romanen um diesen intelligenten und unterhaltsamen Krimi bereichert hat.

    Der Krimi war eine echte Entdeckung für mich, ganz klassisch im Aufbau, bezieht er den Leser in die Lösung mit ein. Ein intelligenter und unterhaltsamer Roman, der mir ausgezeichnet gefallen hat.

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Nimbus: Gedichte

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Picknick im Dunkeln: Roman

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Rezensionen zu "Picknick im Dunkeln: Roman"

  1. 3
    01. Apr 2020 

    Innovativer Plot...

    Eine unglaubliche, unerhörte Begegnung, die den Bogen spannt über siebenhundert Jahre Weltgeschichte: Zwei Männer treffen sich in vollkommener Finsternis. Sie wollen ans Licht, unbedingt. Sie tasten sich voran, führen irrwitzige Gespräche und teilen die Erinnerungen an zwei haarsträubend unterschiedliche Leben. Die Männer? Stan Laurel und Thomas von Aquin. Der begnadete Komiker trifft auf den großen Denker des Mittelalters. Warum hier? Warum jetzt? Warum gerade sie beide? Genau dies müssen sie herausfinden, um endlich ans Licht zu gelangen. „Picknick im Dunkeln“ ist eine aufregende philosophische Reise, eine urkomische und todernste Geschichte über die großen Fragen des Lebens.

    Die Idee des Romans, zwei im Grunde nicht vereinbare Charaktere im Dunkeln aufeinandertreffen zu lassen, hat mich fasziniert. Was ist das für ein Ort, warum sind die beiden da - und worauf läuft das ganze hinaus? Die Neugierde war geweckt.

    "Diese Dunkelheit, diese alles verschlingende, vollkommene Dunkelheit: Wohin er sich wandte, Stanley sah nichts. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand und wie er hergekommen war, er kniff die Augen zusammen, als wollte er den Blick scharf stellen, aber alles, was er hätte sehen können, blieb bedeckt von äußerster Schwärze, so lichtlos, dicht und undurchdringlich, dass er das Gefühl hattte, er atme sie ein, die Finsternis, sie sickere allmählich von außen nach innen." (S. 7)

    Zumindest war schnell klar, wie gegensätzlich die beiden Personen sind, die sich hier im Dunkeln begegnen: der Komiker und der Denker, das Leichte und das Schwere, das Lachen und der Glaube, Gegenwart und Vergangenheit... Haben die beiden überhaupt etwas gemein? Nun, zumindest die Unischerheit über den Ort, an den es sie verschlagen hat, vereint die beiden Figuren. Und über den Grund hierfür.

    Markus Orths hat hier einen innovativen Plot geschaffen, in den es sich lohnt einzutauchen. Ein wenig Handlung in der Gegenwart, zahlreiche Erinnerungen und Gespräche der beiden Charaktere - daraus besteht im Kern die Erzählung. Stan Laurel und Thomas von Aquin tapsen durch die undurchdringliche Dunkelheit auf der Suche nach einem Ausgang und kommen dabei unweigerlich miteinander in den Dialog.

    "In übergroßer Helligkeit ist genauso wenig zu erkennen wie im Dunkeln."(S. 42)

    Wer wenig über die beiden Persönlichkeiten weiß, bekommt dadurch zumindest einen groben Abriss ihrer Biografie geliefert, wobei bezüglich des Lebens von Thomas von Aquin sicher einige Darstellungen der dichterischen Freiheit des Autors zuzuordnen snd. Aber der Leser erhält einen Eindruck vom Leben und Wirken der beiden Charaktere.

    Nachdenkliches und Komisches charakterisiert nicht nur die beiden Figuren des Romans, sondern hält sich auch in der Erzählung die Waage. Unterhaltsam ist beispielsweise, wenn Stan versucht, dem dem Mittelalter entstammenden Thomas zu erklären, was ein Film ist oder dass inzwischen klar ist, dass der Mensch vom Affen abstammt. Philosophisch wird es dagegen, wenn darüber debattiert wird, welchen Sinn das Lachen überhaupt hat.

    " ...freute sich Stanley auf ein neues Gespräch, auf die Antworten seines Begleiters, auf die Wärme, die in dessen Worten lag, und Stanley hatte das Gefühl, mehr noch als am Sinn der Worte hielt er sich am Klang der Stimme fest, der ihm auf seltsame Weise Mut zu geben schien, einfach weiterzugehen und auf dem Weg zu bleiben, auf diesem Weg hier, egal, was sie erwartete." (S. 125)

    Der Leser begibt sich mit den beiden in die tiefe Dunkelheit und ist während der Erzählung doch immer auch damit beschäftigt, darüber nachzudenken, wo die beiden sich denn nun befinden und worauf das ganze eigentlich hinauslaufen soll. Eigentlich bietet der Plot Ansätze für vier Sterne oder mehr, in der Umsetzung konnte mich der Roman jedoch nicht gänzlich überzeugen.

    So wurden für mich manche Fragestellungen nur recht oberflächlich angerissen, da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht - und vielleicht ein paar Seiten mehr im Roman. Und das Ende - tja. Mit der Auflösung konnte ich mich nicht so recht anfreunden, das war mir zu schlicht und kam auch recht überraschend. Auch wenn ich meist kein Freund von offenen Enden bin: hier hätte es für mich besser gepasst, da hätte sich der Leser über das Buch hinaus damit beschäftigen können, was es jetzt mit dem ganzen auf sich hat.

    Alles in allem vergebe ich hier gute 3 Sterne, denn ungewöhnlich ist die Erzählung allemal, interessant und unterhaltsam.

    © Parden

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  1. LETZTLICH ZAHNLOS

    Markus Orth ist ein toller Autor. Kann ganz viel. Aber dieses kleine Büchlein - ist einfach zu klein, um ein großes zu sein.

    Beginnt man mit dem Roman „Picknick im Dunkeln“ von Markus Orth, ist man erst einmal pikiert. In einem dunklen Tunnel zu stecken, so, wie der Autor seine beiden Protagonisten platziert, ist bedrückend und man bekommt eine Art gelesene Klaustrophobie.

    Dieses Setting von Markus Orth, die völlige Dunkelheit, ist erste Sahne. Stanley Laurel und Thomas von Aquin, die einiges gemeinsam haben, wie der Leser nach und nach in splitterhaften Auszügen aus deren Leben erfährt, treffen sich im Afterlife und alles ist dunkel.

    Afterlife? Wirklich? Wo sind sie? Während Stan sein ganzes Leben durch den Kopf schießt, denkt Thomas, der große Denker seiner Zeit, nach. Durch Logik muss sich alles erschließen. Sie sind nicht direkt Zeitgenossen! Wie können sie sich treffen?

    Das große Plus des Romans ist, dass man die Hintergründe der beiden großen Männer der Geschichte, jeder auf eine andere Art und Weise „groß“, spielerisch, in Auszügen zwar, aber doch im Wesentlichen klar, beigebogen bekommt. Der Autor verrät sogar indirekt, wie er zu seinem Thema gekommen ist. Die Unterhaltungen der beiden Männer sind teilweise ein intellektueller Spaß.

    Diese Intellektualität, die mehr verspricht als sie letztlich halten kann, läßt den Kompass des geneigten Lesers dann doch zum Gegenpol schnellen, zum negativen Pol. Was teilweise wie ein philosophischer Roman daherkommt und genau deshalb fasziniert, verliert nämlich alsbald seinen Zug und mündet in harmloses Geplänkel. Der Autor wagt es eben doch nicht, entweder Thomas oder Stanley zu folgen, der eine ein überzeugter Christ, für den völlig klar ist, sie befinden sich auf dem Weg zum Jüngsten Gericht und der andere nicht einmal Agnostiker, der sich mit „magischen Spielereien“ und Albernheiten ablenken muss.

    Letztlich fehlt dem kleinen Büchlein der Biss. Weil es seine Zuflucht dann doch zum Banalen und zum Klischee nimmt, wenn es zum Offenbarungseid kommen müsste. Ja, so ist es eben immer, wenn man sich alle Optionen freihalten möchte!

    Die paar Informationen über die beiden Männer jedoch, die sicher kurzweilig sind, aber zusammengefasst nur wenige Zeilen ausmachen, kann man sich auch bequem anderweitig anlesen.

    Einige Male gibt es leider auch Phrasen zu verzeichnen, obschon die Sprache ansonsten fein ist.

    Fazit: Super Idee. Feines Setting. But that was it. Zu kurz gesprungen für meinen Geschmack.

    Kategorie: Anspruchsvolle Literatur: 2 Punkte / Gute Unterhaltung: 4 Punkte
    Verlag: Hanser, 2020

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Shaolin

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Rezensionen zu "Shaolin"

  1. Klasse!

    Achtung:

    Dies ist meine persönliche Meinung. Meine Meinung wurde nicht gefälscht. Alles was ich schreibe kommt von mir. Falls Du das Buch lesen möchtest, bitte ich dich, bei den Buchhandlungen deines Vertrauens oder bei den kleineren zu kaufen. Sie brauchen unsere Unterstützung. Dieses Buch habe ich auf Youtube im Gelesene Bücher März vorgestellt. Schaut gerne darin vorbei. Freue mich auf Euren Besuch

    Dieses Buch habe ich vom Opa geschenkt bekommen. Die meisten Bücher von Opa habe ich nie gelesen. Aber alles hat einen Sinn. 2011 habe ich es geschenkt bekommen und wenn ich damals das Buch gelesen hätte, hätte ich damals nix damit anfangen können. Doch jetzt war es an der Zeit das Buch zu lesen und wie gesagt alles hat einen Grund bzw. Sinn. Ich hätte nie gedacht, dass das Buch auch eine kleine spirituelle Seite hatte.

    Das Buchcover ist sehr nett aber nicht auffallend gestaltet, was dem Buch kein Abbruch tat Wichtig ist, das die Kernaussage des Buches gut rüber kam. Es ist in einer grünen Farbe, was schön gestaltet ist.

    Der Schreibstil in diesem Buch ist es damals nicht flüssig geschrieben und auch nicht so leicht und flockig, das man das Buch in einem Rutsch lesen kann.

    In diesem Buch geht es um das Thema „Selbstbewusstsein“ und wie man dies stärkt und andere kleine Dinge, die ich wiedermal vergessen habe, war aber nicht heißt, dass das ich schlecht ist. Auch geht es um gewisse Hindernisse, die man im Leben hat und diese man annehmt. Es sind viele Tipps und Tricks dabei wie man seine innere Stärke wieder stärkt und hervorholt.

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Cogento

Buchseite und Rezensionen zu 'Cogento' von Thomas (Thü) Hürlimann
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Cogento"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:500
Verlag: Ecliptic
EAN:9783033075016
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Rezensionen zu "Cogento"

  1. Für einen positiven Wandel der Welt

    Cogento - ein Roman, in dem ein Mann versucht, die Welt zu retten. Mit Hilfe seiner Superkraft kann er alle Menschen beeinflussen.

    Eine sehr interessante Entwicklung der beiden Protagonisten. Vaughan entdeckt zufällig seine Superkraft, zuerst nur um sich zu vergnügen, dann will er korrupte Machenschaften in der Umgebung auslöschen, bis er schließlich die ganze Welt für falschen Zukunftsentscheidungen retten kann.

    Andererseits Teresa, die zuerst nur für eine Liebesaffäre lebt, schließlich erpresst wird und dann auf die richtige Seite wechseln kann.

    Ein sehr rasantes Buch zu Beginn, voller Spannung, Aktion, spaßigen Erlebnissen, Liebesgeschichten - die Seiten fleigen nur so dahin und ich habe schon gedacht, dass das alles wäre - eine SF Handlung ohne Bezug zur Realität.

    Aber auf einmal verlangsamt sich der Text, essentielle Probleme werden erörtert, philosophische Abhandlungen, ökonomische Verhältnissse unserer Gesellschaft werden aufgezeigt. Diese letzten Kapitel regen sehr zum Denken an, wohin sich unsere Welt heute dreht, ob die Probleme der Zukunft nicht schon heute gelöst werden sollen? Aber ohne solch eine Superkraft wird es sehr schwer möglich sein! Trotzdem kann jeder einzelne etwas für eine sichere Zukunft nachen!

    Aus diesem Grund ist dieser Roman nicht nur jungen Menschen zu empfehlen.

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Vom Glück der Freundschaft (Insel-Bücherei)

Buchseite und Rezensionen zu 'Vom Glück der Freundschaft (Insel-Bücherei)' von Wilhelm Schmid

Inhaltsangabe zu "Vom Glück der Freundschaft (Insel-Bücherei)"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:95
Verlag: Insel Verlag
EAN:9783458205050
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Hannah Arendt

Buchseite und Rezensionen zu 'Hannah Arendt' von Elisabeth Young-Bruehl

Inhaltsangabe zu "Hannah Arendt"

[{ Hannah Arendt: For Love of the World, Second Edition By Young-Bruehl, Elisabeth ( Author ) Oct - 11- 2004 ( Paperback ) } ]

Format:Taschenbuch
Seiten:800
EAN:9783596160105
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Das Bücherhaus

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Rezensionen zu "Das Bücherhaus"

  1. Eine faszinierende Reise in die Welt der Philosophie

    „Diese frühe amerikanische Philosophie handelte von Inspiration, davon, sich aus den lähmenden und alles tötenden Wegen der Vergangenheit zu befreien.“ (Zitat Seite 72)

    Inhalt
    „Ist das Leben lesenswert?“ fragte William James, Mitbegründer des neuen Denkschule des philosophischen Pragmatismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Amerika. Diese Frage stellt sich auch der junge Philosophieprofessor John Kaag im Jahr 2008, als sein Leben in einer tiefen Krise steckt. Bis er in einer Bäckerei in Chococua auf Bunn Nickerson trifft. Der Dreiundneunzigjährige ist auf dem nahegelegenen Landsitz „West Wind“ von William Ernest Hocking aufgewachsen und fährt mit Kaag spontan zur Bibliothek Hockings, die sich immer noch in einem der Gebäude befindet. Kaag denkt an William James Aussage „Wer darauf verzichtet, eine sich darbietende einzige Gelegenheit zu ergreifen, verliert den Preis ebenso sicher, als wenn er den Versuch machte und keinen Erfolg hätte.“ Denn der Blick durchs Fenster hat sofort sein Interesse geweckt und die Tür ist nicht verschlossen. Schon bei diesem ersten, kurzen Stöbern in den vielen philosophischen Schätzen, Erstausgaben, Notizen, Briefen, die hier zu finden sind, nimmt diese Bibliothek John Kaag völlig gefangen und lässt ihn nicht mehr los. Es scheint, als hätten sie gegenseitig aufeinander gewartet, die großen amerikanischen Denker und ihre europäischen Vorbilder und der moderne, junge Philosoph. Zuerst schweigt er über seinen Fund, dann erzählt er seiner Kollegin Carol Hay, ebenfalls Professorin für Philosophie an der University of Massachusetts Lowell, von der Bibliothek und von da an arbeiten sie gemeinsam und kommen einander auch persönlich näher.

    Thema
    Dieses beeindruckende Buch beschreibt die Entdeckung und Aufarbeitung einer in Vergessenheit geratenen Privatbibliothek der bekannten amerikanischen Philosophen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Wir finden kurze Biografien, auch unter Einbeziehung des persönlichen Lebens, Beziehungen und Familie, von berühmten Denkern unterschiedlicher Richtungen und Ideen wie William James, William Ernst Hocking, Agnes Hocking, Ralph W. Emerson, Charles Sanders Peirce, Josiah Royce, Alfred North Whitehead, Friedrich W. J. Schelling, Georg W. F. Hegel und natürlich Immanuel Kant und viele weitere. Der Autor schreibt über die wichtigsten philosophischen Strömungen, Themen sind Transzendentalismus, Amerikanischer und Deutscher Idealismus, Amerikanischer Pragmatismus, das Buch ist eine erzählte Philosophiegeschichte der Vereinigten Staaten. Kernthemen für uns heutige Leser sind Selbstbestimmung, eigenständige Entscheidungen, Freiheit im Denken und Handeln, Spiritualität, Gleichberechtigung, Freundschaft, Partnerschaft und Familie, Liebe, kurz: das Leben.

    Handlung und Umsetzung
    Mit Bezug auf Dante und Beatrice und auf die eigene Situation in dieser Zeit teilt der Autor das Buch in drei Teile, HÖLLE, FEGEFEUER, ERLÖSUNG. Diese wiederum sind in Kapitel unterteilt.
    Als John Kaag die Bibliothek das erste Mal sieht, wirkt alles verlassen, vergessen. Vom ersten Kontakt an unterstützen die Mitglieder der Familie Hocking den Autor in seinem Vorhaben und sind mit der Idee, einen erheblichen Teil der Bücher nach einer Katalogisierung und Schätzung des Bestandes als Schenkung an die O’Leary Library der University of Massachusetts zu stiften.
    Kaag gibt uns Lesern hier zwar einen fundierten, sehr komplexen Einblick in das philosophische Denken, doch er erzählt uns darüber, vergleicht einzelne Passagen und wichtige Kernaussagen, bringt sie mit heutigen alltäglichen Situationen und Gedanken in Verbindung, beschreibt, aber wertet nicht, mit Humor gelingt ihm hier eine faszinierende Kombination aus wissenschaftlichem Denken und gelebtem Alltag. Dies erreicht er, indem er über das jeweilige Buch erzählt, über den Verfasser desselben, manchmal eingebettet in Beschreibungen wie: „Ich legte den Cudworth auf den Küchentresen und trollte mich ins Bett mit dem Gedanken, dass amerikanische Philosophie einen Idealismus und eine Sympathie für das menschliche Gefühl übernommen hatte, die das Leben ein wenig erträglicher machte.“ (Zitat Seite 195) Er nimmt uns Leser mit auf eine Reise, die uns rasch in ihren Bann zieht, uns nicht mehr loslässt und auch viele eigene Gedanken anregt.

    Fazit
    Bis zu diesem Buch wusste ich nicht, das Philosophie so packend, spannend, interessant und vor allem, so lebendig sein kann. Natürlich musste ich viele der Passagen, wenn es um die Kernaussagen geht, mehrmals lesen, überdenken, nochmals lesen, doch ich tat es mit Genuss und Vergnügen. Dieses Buch fasziniert und macht Freude, regt auch an, sich weiter mit dem Thema Philosophie zu beschäftigen. Man sollte sich dafür Zeit und Ruhe nehmen und sich überraschen lassen.

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  1. 3
    13. Jul 2015 

    Der Petrarca-Club...

    Wer liebt sie nicht, die Provence, zauberhafte Landschaft am Mittelmeer, schön gelegen zwischen dem Rhônetal und Italien? Wer hat sie nicht vor Augen, die endlosen Lavendelfelder, leuchtend blühend im Sonnenschein?
    Nun, hier bekommt der Landstrich doch eine recht düstere Note, viel rauer und irgendwie unheimlich. Dabei beginnt der zweite Krimi um Luc Vidal eigentlich recht unscheinbar - eine alte Frau wird in ihrem Bett tot aufgefunden, und ihre Enkelin vermutet nur, dass es sich hier um einen Mordfall handeln könnte. Natürlich muss die Polizei dem Verdacht nachgehen...

    Der Kommissar ließ sich die Bibliothek zeigen. Es war ein Raum voller Magie, mit uralten Bücherregalen aus poliertem Holz, die über zwei Ebenen die hohen Wände bedeckten und deren obere Ebene von einer umlaufenden Galerie erschlossen war. Eine schmale Treppe aus dem gleichen, rötlich glänzenden Holz führte hinauf. Das weite Geviert war mit großen quadratischen Fliesen aus grob behauenem Stein bedeckt und die Luft war erfüllt von dem Duft alter Bücher. Abertausende davon standen in schier endlosen Regalreihen.

    Es ist schon ein besonderes Haus, in dem die verstorbene Claire de Roquesteron lebte. Das Bücherhaus, Mille Livre, wird es genannt, weil es eine unglaubliche Sammlung antiquarischer und wertvoller Bücher beherbergt. Und ausgerechnet eines der wertvollsten Bücher fehlt nun, ein uraltes Werk des in der Provence beheimateten Dichters Petrarca (1304-1374).
    Als bald darauf ein zweiter Mord geschieht, bei dem das verschwundene Buch ebenfalls eine Rolle spielt, wird Luc Vidal klar, dass sie erst am Anfang einer umfassenden Ermittlung stehen.

    Tom Burger entführt den Leser in die Tiefen der Provence, mitten hinein in das dörfliche Leben, wo jeder jeden kennt und auch Geheimnisse nicht immer sicher sind. Mit jedem Tag wird der Fall jedoch undurchsichtiger, und die Flut der Menschen, die hier eine Rolle spielen, will gar kein Ende nehmen.
    Die verstorbene Claire hatte gemeinsam mit einigen Freunden in ihrer Jugend in Verrehrung des antiken Dichters einen Petrarca-Club gegründet, und im Grunde hätte jeder der inzwischen hochbetagten Mitglieder ein Motiv gehabt, die alte Dame zu ermorden. Oder war es vielleicht doch die Enkelin Amandine, die schließlich nun die Alleinerbin der antiken Schätze ist? Und was hat es mit diesem mysteriösen Mönch auf sich, der immer wieder auftaucht und eine undurchsichtige Rolle spielt?

    Mir persönlich waren es ehrlich gesagt einige Personen zu viel. Zugegeben, diese Vielzahl sorgte für Verwirrung - viele der Personen scheinen hier aber ausschließlich zu diesem Zweck eine Rolle zugewiesen bekommen zu haben. Diese Vielzahl sorgte in meinen Augen jedoch auch dafür, dass sich die Handlung an manchen Stellen sehr in die Länge zog - da war das Tempo selbst für mich dann zu gemächlich.
    Der Kommissar Luc Vidal gewann für mich im Laufe der Handlung zunehmend an Konturen - und meine Sympathie dazu. Auch sein privates Umfeld war sympathisch und lebhaft gezeichnet, was mir gut gefallen hat. Der Rest der Charaktere allerdings blieb eher blass und war mir durchweg unsympathisch - bestenfalls riefen sie noch eine Art Mitleid hervor. Vor allem die Mitglieder des Petrarca-Clubs entpuppten sich zunehmend als altersstarrsinnige und egoistische Zeitgenossen, für die das Wort 'Skrupel' wohl eher ein Fremdwort ist.

    Gut gefallen haben mir in diesem Krimi vor allem die oftmals poetischen Beschreibungen. Seien es besondere Gebäude, Landschaften oder auch kulinarische Genüsse - hierbei entstanden in meinem Kopf farbige Bilder, die mich begeistern konnten. Ansonsten erschien mir die Provence durch das mystisch-mysteriöse Geschehen diesmal doch recht düster.
    Die Idee, das Leben und Werk des antiken Dichters Petrarca mit dem Geschehen im Hier und Jetzt zu verknüpfen, hat etwas reizvolles. Manche der Verknüpfungen waren vielleicht etwas weit hergeholt, aber in der Summe war das Konzept doch überzeugend. Auch das Verhältnis zwischen dem Fall ansich und dem Einblick in das Privatleben des Kommissars war für mich stimmig. Allerdings hätte ich mir doch einen noch intensiveren Einblick in die eigentliche Ermittlungsarbeit gewünscht.

    Ein recht interessanter Fall mit einem außergewöhnlichen Hintergrund in einer schöner Kulisse - angenehm zu lesen, am besten mit einem Glas gekühlten Weißweins auf der sommerlichen Terrasse...

    © Parden

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Der Schwarze Schwan

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Schwarze Schwan' von Nassim Nicholas Taleb
1
1 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Schwarze Schwan"

Alle Schwäne sind weiß - davon waren die Europäer bis ins 17. Jahrhundert überzeugt. Dann wurde Australien entdeckt. Dort gibt es schwarze Schwäne - was keiner für möglich gehalten hatte, war auf einmal Realität.

In seinem Bestseller zeigt Nassim Taleb: Extrem unwahrscheinliche Ereignisse - "Schwarze Schwäne" - gibt es viel häufiger, als wir denken. Und wir unterschätzen systematisch ihre gewaltigen Folgen.

Der erstaunliche Erfolg von Google ist ein Schwarzer Schwan, die Terrorattacken vom 11. September 2001 und globale Finanzkrisen ebenso, aber auch der Siegeszug des Internets: Wer hätte damit allen Ernstes vorher gerechnet?

Das Problem ist: Wir denken in schlüssigen Geschichten, verknüpfen Fakten zu einem stimmigen Bild, nehmen die Vergangenheit als Modell für die Zukunft. So schaffen wir uns eine Welt, in der wir uns zurechtfinden. Aber die Wirklichkeit ist anders: chaotisch, überraschend, unberechenbar.

Die Folge: Börsengurus, die mit ihren Prognosen krass danebenliegen, und Risikomanager von Banken und Versicherungen, die hilflos mit den Achseln zucken, wenn wirklich etwas Unvorhergesehenes passiert. Wer weiß, dass es Schwarze Schwäne gibt, vertraut keinem Experten mehr.

Nassim Taleb gilt als "Hauptdissident der Wall Street". Seine brillante Analyse öffnet die Augen für das, was eigentlich nie passieren dürfte - und was doch ständig geschieht.

Format:Broschiert
Seiten:624
EAN:9783570553923
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Rezensionen zu "Der Schwarze Schwan"

  1. Binsenweisheiten statt Schwarzer Schwäne

    Jahrhundertlang galt es als erwiesen, dass Schwäne ausschließlich weiß sind. Diese Ansicht wurde durch die tägliche Beobachtung immer wieder untermauert. Und zwar genau so lange, bis Australien entdeckt wurde und mit ihm der schwarze Schwan. Plötzlich war etwas, was alle bis dahin für unmöglich gehalten hatten, Wirklichkeit geworden.

    Für unmöglich gehaltene bzw. äußerst unwahrscheinliche Ereignisse, die plötzlich Realität werden und unter Umständen gewaltige Folgen nach sich ziehen, hat Autor Nassim Nicholas Taleb deshalb den Begriff Schwarzer Schwan übernommen. Und so ist auch das Buch betitelt: Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse.

    Das Mega-Erdbeben mit Reaktorunfall in Fukushima und anschließendem Tsunami ist ein Schwarzer Schwan, der erstaunliche Aufstieg und Erfolg von Google, die Anschläge von 9/11. Und eines muss man Nassim Nicholas Taleb, einem New Yorker Börsenmakler, wirklich lassen: verkaufen kann er, macht einem das Thema wirklich schmackhaft. Da will man doch mehr wissen, was es mit Schwarzen Schwänen auf sich hat. Kann man etwas tun? Sie doch irgendwie vorhersehen, sich wappnen? Irgendwelche Lehren ableiten vielleicht?

    Wer darauf spekuliert wird aber bitter enttäuscht. Denn mehr als die Beweisführung, dass das Leben und die Welt voller Unwägbarkeiten steckt und alles sowieso anders kommt, als man denkt, wird man aus diesem Buch nicht herauslesen können. Ein paar Binsenweisheiten, ein wenig Philosophie, ein paar Dutzend Seiten Autobiografisches, und ja, immer wieder der Schwarze Schwan, der durch die Seiten geistert und von dem sich der Leser irgendwann fragt: was ist denn jetzt damit? Nichts ist damit. Aber vielleicht ist die Quintessenz dieses Werkes ja die, dass Bücher mit wenig Substanz, die zu internationalen Bestsellern werden, selbst Schwarze Schwäne sein können. Vielleicht wollte uns Taleb ja das aufzeigen.

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Warum Jane Austen ohne Flieder nicht leben konnte

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