Der Fußgänger

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Rezensionen zu "Der Fußgänger"

  1. 5
    17. Nov 2022 

    Vielseitiges Lesevergnügen

    Wigald Boning erkundet in diesem Buch den Mensch als „Fußgänger“ in jeder nur denkbaren Art und Weise: Jede Gangart, jegliche (Fuß-)Bekleidung, an den unterschiedlichsten Orten, bei jeglichem Wetter und in jeglicher Begleitung – es gibt scheinbar nichts, was er zu Fuß noch nicht ausprobiert hat.
    In diesem hochwertig aufbereiteten Buch mit dem ja doch so unscheinbaren Titel steckt viel mehr als ich zunächst erwartet hatte. Das Gehen, Wandern, Laufen wird hier aus jeglicher Perspektive ausführlich und interessant beleuchtet – und zwar immer unterhaltsam, humorvoll und sprachlich gekonnt. Zusammen mit den vielen Fotos ergibt sich dadurch ein kleines Kunstwerk, in dem man Wigald Boning sozusagen auch persönlich kennenlernen darf.
    Mir hat das Lesen in diesem Buch unheimlich viel Spaß bereitet und ich war selbst überrascht, wie schnell und leicht sich ein Sachbuch zu diesem scheinbar eng gefassten Thema weggelesen hat. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung für jeden, der die Welt gerne zu Fuß erkundet.

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  1. Eine Liebeserklärung an das Wandern, die besonder Boning-Fans ge

    „Der Fußgänger“ ist ein autobiographisches Sachbuch von Wigald Boning. Thematisch beschäftigt es sich mit einer von Bonings Lieblingsbeschäftigungen: dem Wandern. Das Buch teilt sich in verschiedene Kapitel auf, die unterschiedliche Fragestellungen thematisieren: 1. „Womit wandern?“ 2. „Mit wem wandern?“ 3. „Wohin wandern?“ und 4. „Wie schnell wandern?“. Diese Fragen beantwortet Boning anekdotenhaft mithilfe persönlicher Wandererfahrungen, die meist sehr kurios sind. So erzählt er bspw. über eindrückliche Wanderungen mit der Familie und Freunden, von Wanderungen auf die 16 höchsten Berge der Bundesländer, welche er z.T. mit Bernhard Hoëcker erklomm, und von Wanderversuche mit skurriler Ausrüstung. An diesen Anekdoten merkt man sehr schön: Wandern ist Bönigs halbes Leben - mindestens. In seine Beschreibung flicht Boning immer wieder kluge Gedanken über Gott und die Welt ein. Dabei erzählt Boning sprachlich gewandt, durchdacht und immer mit einem Augenzwinkern, aber zugleich glasklar. Die Aufmachung des Buches ist qualitativ hochwertig: Es handelt sich um ein Hardcover mit Schutzumschlag und solidem Buchrücken. Auch die Papierdicke ist vergleichsweise hoch. Die vielen farbigen Bilder im Buch sind außerdem hochauflösend. Insgesamt ist „Der Fußgänger“ von Wigald Boning eine kurzweilige, anekdotenreiche Liebeserklärung an das Wandern, an der besonders Fans von Boning ihre Freude haben werden.

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  1. per pedes unterwegs mit Wigald Boning

    Klappentext:

    „Wandern ist nicht nur Freizeitvergnügen sondern blanke Notwendigkeit - in seiner Unverzichtbarkeit höchstens mit Essen, Schlafen und Atmen vergleichbar. In Wigald Bonings persönlicher Weltsicht ist der Mensch in erster Linie ein gehendes Wesen, Ohrensessel genießt er am liebsten nach ausführlichem Langgang. In „Der Fußgänger“ geht er alle Varianten durch: Vom ziellosen Flanieren und Arbeitswegen mit Aktentasche über burschikose Torkeleien, Stechschritt und Gehumpel bis zum von Ehrgeiz durchwalkten Grenzgang durch Fels und Firn. In seinem Buch stellt er den Menschen, der mitunter den Boden unter den Füßen verloren zu haben scheint, wieder auf dieselben und begeht gemeinsam mit seinen Lesern einen reizvollen Trampelpfad ins Glück.“

    Unsere Füße tragen uns unser gesamtes Leben überall dahin wo wir es für richtig halten. Wie wir laufen beleuchtet in diesem Buch Wigald Boning. Er ist Läufer aus Leidenschaft und geht hier der Thematik Wandern, Humpeln, Rennen, Gehen, Schlendern (mit und ohne Plan) uvm. auf den Grund. Zugegeben hier entdecken die Leser eine andere Sicht auf den kultigen Komiker aus den 90er Jahren. Wer hätte gedacht das Boning so gern wandert? Und warum macht er das? Was hat er davon? Viele, viele Fragen werden hier auf wahrlich besondere Weise von Wigald Boning beantwortet. Seine Art ist dabei außergewöhnlich - egal ob seine Wortwahl oder seine Beschreibungen oder die seiner Bilder. Ich mochte das, denn das Thema Wandern ist ja doch etwas angestaubt bzw. wirkt nunmal immer wie eine spezielle Sparte. Dennoch hat aber jeder seinen Laufstil! Man braucht aber nicht gleich die Profiausrüstung sich zuzulegen nur weil man mal wandern geht! Keine Angst! Boning zeigt uns hier das es auch mit einfachem Schuhwerk geht aber was man auch dringend dabei beachten sollte. Wer hier denkt, dass er nur über‘s laufen berichtet, der irrt. Wigald Boning wird in vielen Dingen sehr philosophisch nachdenklich. So manches ist so einfach das wir schon gar nicht mehr darüber nachdenken aber ist es dennoch so essentiell wichtig für uns das wir wissen wie es abläuft! Wie ist es denn wenn wir den Boden unter den Füßen verlieren? Warum ist das so eine Tragödie für uns Menschen? Antworten in gewissem Ausmaß erhalten wir hier durch Wigalds Erfahrungen - die eigenen müssen Sie schon selbst treffen wenn sie zu Fuß unterwegs sind! Jeder wird selbst seine Erkenntnisse finden.

    Fazit: Wigald Boning zeigt hier eine ganz andere Seite und ja, ich mochte dieses Buch von der ersten Seite an. Ein wenig Philosophie, ein wenig normales Denken ohne Tüdellü, ein wenig Humor, ein wenig Normalität zeichnet dieses Werk aus. Auch haptisch ist es durch sein Format und seine edle Aufmachung ein Genuss! Kurzum: Leseempfehlung mit 5 von 5 Sternen für alle die gern auf eigenen Füßen stehen und mit ihnen durch‘s Leben gehen!

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  1. Über das Gehen,Laufen und Wandern

    Dieses hochwertige Buch ist in vier Teile aufgeteilt und sie alle fangen mit einem Wort an "Womit,mit wem,wohin und wie schnell wandern?" Boning begibt sich erst einmal einige Jahrtausende zurück in die Geschichte und zwar bevor der Mensch überhaupt laufen konnte - zum Einzeller in der Ursuppe.Und so las ich von Grund auf sehr interessante und informative Dinge über das Gehen.Er schreibt dabei sehr amüsant, zuweilen locker und sehr leicht.Meiner Ansicht nach ist dieses Buch eine Art Reisebericht und zwischendurch kam mir es mir so vor als ob ich eher eine Biographie las wobei mir der Prolog sehr gefallen hat.Es ist ein gelungener Einstieg und enthält viel Allgemeines zu diesem Thema aber auch Bücher die der Autor empfiehlt - auch ich kenne das eine oder andere Buch.Wigald Boning erklärt sehr detailliert und genau wie er zum wandern gekommen ist und was er alles dabei erlebt hatte.Dazu gibt es zahlreiche Bilder die die Erzählungen noch zusätzlich unterstützen.Immer wieder lässt Boning auch geschichtliches in seine Berichte mit hineinfließen so dass das Buch kurzweilig und unterhaltsam zu lesen ist.Allerdings gab es auch immer mal wieder Passagen die sich meiner Meinung nach zogen.Ich habe mir ein klein wenig mehr Zeit genommen diese Berichte oder Erzählungen zu lesen da Wigald Boning bei seinen Wanderungen seine Leser mit um die ganze Welt nimmt und da wirkte dieses Buch fast schon opulent auf mich.Meine persönlichen Eindrücke von diesem Buch sind durchweg positiv da es auch für Wanderfans tolle Routen und Tipps gibt.Aber im Gegenzug gab auch sehr skurrile,witzige und humorvolle Kapitel bei denen ich schmunzeln und auch mal lachen musste.Ich vergebe für dieses tolle,detailreiche und interessante Buch bei dem ich noch einiges zum Thema Gehen dazulernen konnte fünf Sterne.

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  1. Humor ist gefragt

    Ein schön aufgemachtes Buch, wobei mich die haptische Sruktur des unteren Teils des Schutzumschlags sehr stört. Kein gutes Gefühl in den Händen.
    Wandern und Philosophie gehören schon so lange zusammen, wie man das Wandern beziehungsweise das Fortbewegen zu Fuß nicht mehr zum Zweck des reinen Ankommens aus Notwendigkeit sieht. Von Stephen Graham kenne ich das Buch Die Kunst des stilvollen Wanderns - Ein philosophischer Wegweiser. Erstmals erschienen 1926 und 2020 neu aufgelegt.
    Wigald Boning geht im wahrsten Sinne des Wortes anders vor. Schon anfangs begrüsst er mit einem Gedicht sehr frei nach Goethe. Spätestens hier erkennt der Leser, für dieses Buch braucht man einen bodenständigen Humor.
    Sehr amüsant zu lesen für passionierte Wanderer und Gelegenheitsspaziergänger. Hier wird Nietzsche zitiert und ebenso taucht auch mal ein Wort wie Schnarchischnarchi auf. Für jeden was dabei und es passt erstaunlich gut zusammen.

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Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens

Buchseite und Rezensionen zu 'Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens' von Richard David Precht

Inhaltsangabe zu "Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
EAN:9783442315611
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Montaignes Katze

Buchseite und Rezensionen zu 'Montaignes Katze' von Nils Minkmar
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Montaignes Katze"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:400
Verlag: S. FISCHER
EAN:9783103972948
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Rezensionen zu "Montaignes Katze"

  1. Komplizierte Verhältnisse in Frankreich im Jahre 1584

    Kurzmeinung: Nicht erhellend. Man merkt, dass der Autor sich an einem Roman "versucht". Das ist überhaupt nicht gelungen.

    Nicht nur im 16. Jahrhundert, aber auch oder besonders, ging es heiß zu in unserem geliebten Nachbarland, Frankreich. 

    Heinrich III, ein Sohn von Katharina von Medici ist König. Er ist der Lieblingssohn von Katharina und ziemlich verspielt, er ist ein modischer Influencer, vernarrt in Hunde und spielt mit Puppen. Er ist nicht wirklich geeignet, eine Frühungsposition innezuhaben und die Wogen zwischen den Katholiken und den Protestanten zu glätten. 

    Der Roman von Nils Minkmar setzt 1584 ein, dem Jahr, in dem Montaigne gebeten wird, Verhandlungen mit dem König (Heinrich) von Navarra aufzunehmen, der als künftiger König gehandelt wird, da Heinrich III selber kinderlos ist. Der König von Navarra soll konvertieren, damit er als Protestant ins katholische Frankreich passt. Da gibt es nur ein Problem, nämlich die Batholomäusnacht vom 23./24. August 1572. Das war gleichzeitig der Tag seiner Hochzeit mit der Tochter von Katharina von Medici. Diesen Tag wird der König von Navarra nie vergessen. Was wird Montaigne zu ihm sagen? Wie konnte er ihn überzeugen? Wir wissen immerhin aus der Geschichte, dass er als Heinrich IV 1589 tatsächlich auf den französischen Thron kam. Allerdigs müssen wir dazu ins Geschichtsbuch schauen oder ins Internet, Nils Minkmar sagt es uns nicht!

    Der Kommentar: 
    Da ich sehr gerne gute ! historische Romane lese, aus denen ich etwas lerne, ging ich mit großer Begeisterung ans Buch. Die Politik Frankreichs im 16. Jahrhundert ist kompliziert, das wusste ich. Religionskriege, Machtgerangel, Mord und Totschlag, Intrigen, Ausbeutung des Volks und eine Handvoll Gelehrte. Dazu Könige oder angehende Könige oder anderweitige konkurrierende Herrschaften, die alle denselben Namen haben. Das ist alles sehr verwirrend. 

    Leider ergeht sich Nils Minkmar lieber in ausufernden Aufzählungen von höfischen Meetings mit ihren umfangreichen Diners und schildert ausgiebig die Kleidung der Erfolgreichen, außerdem erzählt er uns von den Sexspielchen Montagines mit seiner Ehefrau anstatt mich an die Hand zu nehmen und mir die einzelnen Herrschaften mit Namen, Interessen und Verwandtschaftsgrad verständlich ! vorzustellen. 

    Das historische Setting kann man sich anderweitig zusammenklauben. Natürlich gibt es mal ein paar hingeworfene Sätze darüber, aber bei der äußerst verworrenen politischen und dynastischen Gemengelage kommt durch den Roman allein keine Klarheit. Das ist besonders enttäuschend, weil Nils Minkmar sogar Historiker ist. Vielleicht kann er sich nicht vorstellen, dass nicht jedem die französischen Verhältnisse und Königsdynastien des 16. Jahrhunderts präsent sind. Auch wenn "Montaignes Katze" kein Sachbuch ist, hätte der Autor mehr für die Orientierung seiner Leser tun müssen.

    Die Dialoge sind hölzern und ausufernd. Ich habe mich leider oft gelangweilt. Dabei hätte ich so gerne mehr über die Politik erfahren! Aber ich musste ja mit einem alten Gaul durch den Wald trotten ... .

    Fazit: Koloratur jede Menge; Fakten großzügig ausgespart. Der Autor verwendet leider keine Mühe daran, der Leserschaft die komplizierte Politik im Erzählzeitraum nahe zu bringen. Man hätte für diesen Roman einen Lehrer gebraucht, keinen Maler, der hauptsächlich die diversen Exotiken ausleuchtet. 

    Kategorie: historischer Roman
    Verlag: S.Fischer, 2022

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  1. Ein großartiges Leseerlebnis

    „Wenn wir all das überleben, dann freue ich mich auf einen dritten Band ihrer Essais. Darin darf dann gerne etwas über diese Tage stehen, aber bitte intelligent verschlüsselt. Hoffentlich hilft es späteren Menschen von Bildung, Politik besser zu verstehen und gnädig mit uns zu sein.“ (Zitat Pos. 1886)

    Inhalt
    In einer Regennacht im Februar 1584 trifft ein in Grau gekleideter reitender Bote auf dem Schloss von Michel de Montaigne ein. Les Grisons, so nennt man diese Männer, die streng geheime Botschaften von der Spitze Frankreichs überbringen und Montaigne weiß sofort, wer nach ihm schickt. Der bekannte Diplomat und Philosoph war gerade zum zweiten Mal zum Bürgermeister von Bordeaux gewählt worden, hat vor kurzer Zeit sein zweites Buch veröffentlicht und zieht sich mit seiner Frau Françoise und der kleinen Tochter Léonore so oft als möglich auf sein Schloss zurück, um hier zu denken und an seinen Essais zu schreiben. Doch nun muss er sofort nach Paris reisen, begleitet von seiner Frau, um die Reise inoffiziell und privat erscheinen zu lassen. Es ist eine unruhige, konfliktreiche Zeit, voller Misstrauen, Intrigen und Gewalt. Auch nach zwölf Jahren wurde die Bartholomäusnacht weder von den Katholiken, noch von den Hugenotten vergessen. Daher ist die Frage, wer dem kinderlosen Heinrich III. als König nachfolgen wird, von extremer Wichtigkeit und dafür wird Montaignes Unterstützung gebraucht.

    Themen und Genre
    Im Mittelpunkt dieses historischen Romans steht Michel de Montaigne, der einflussreiche Politiker, Humanist und Schriftsteller. In dem von Unruhen, Aufständen und Glaubenskriegen zerrissenen Frankreich im späten 16. Jahrhundert, in dieser hochpolitischen Zeit der Bündnisse und Intrigen, sieht es Montaigne als seine Aufgabe, sich für eine Lösung einzusetzen, die eine Chance hat, Frankreich das Ende der Bürgerkriege, neuen Wohlstand und mehr Gerechtigkeit für alle zu bringen. „Wie lösen sich kriegerische Positionen auf? In der Szene hängt der Schlüssel zu den Sorgen unserer Zeit. Aber wie muss er beschaffen sein?“ (Zitat Pos. 188). Es sind Überlegungen und Gedanken wie dieser, welche diesen Roman zeitlos machen, Parallelen zu unserer Zeit ziehen.

    Charaktere
    Dem Autor gelingt es durch sein Fachwissen und seine Recherchen, die bekannten historischen Persönlichkeiten interessant und authentisch zum Leben zu erwecken. Die fiktive Figur des jungen Schreibers Nicolas Poulain und seine Beobachtungen und Erlebnisse zeigen eindrücklich das Leben der einfacheren Bevölkerungsschichten in dieser Zeit.

    Handlung und Schreibstil
    Die Handlung schildert chronologisch die Ereignisse des Jahre 1584, beginnend mit einer Nacht im Februar bis zum Jahresende, wobei Rückblenden und Erinnerungen die Zusammenhänge erklären. Die Geschichte ist in drei übergeordnete Abschnitte gegliedert, welche in Kapitel unterteilt sind. Es handelt sich um einen Roman, doch der geschichtliche Hintergrund und die bekannten Tatsachen sind immer präsent, werden nicht verändert und umgeben den fiktiven, aber durchaus möglichen Teil der Handlung. Durch sein umfassendes Wissen und seine spürbare Begeisterung für Montaigne und diese Zeit gelingt dem Autor mit diesem Roman eine überzeugend lebhafte, faszinierende und spannende Schilderung dieser Zeit und ihrer Persönlichkeiten. Dies trifft auch auf die Sprache zu. In einer der ersten Szenen eilt der junge Nicolas Poulain, der statt seines verschollenen Onkels Charles als Schreiber für Montaigne tätig sein soll, durch Paris. Er ist spät dran, bleibt aber doch stehen, um in Stuben und Läden zu schauen. Er beschreibt, was er gerade sieht und so ergibt sich beim Lesen sofort ein buntes Bild der geschäftigen Stadt Paris in diesem Februar 1584.

    Fazit
    Diese vielseitige, interessante und spannende Geschichte führt uns schon mit der ersten Seite in Montaignes Welt und in das Jahr 1584 in Paris und Bordeaux. Ein großartiges Buch und so packend, dass man es nur aus der Hand legt, wenn es unbedingt sein muss.

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Das Zuhause

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Rezensionen zu "Das Zuhause"

  1. Keine Philosophie erkennbar

    Klappentext:

    „Wie das Zuhause unsere Psyche beeinflusst. »Ein aufschlussreiches Buch, das die Räume erhellt und verstehen lässt, was sie bedeuten.« la Repubblica

    Drei Zimmer, Küche, Bad – ist damit erklärt, was ein Zuhause ist? Keineswegs, beweist Emanuele Coccia in seiner „Philosophie des Wohnens“. Obwohl die Philosophie von jeher eine besondere Beziehung zur Stadt hatte, ging es ihr bislang kaum um Häuser und Wohnungen. Dabei spielt das Zuhause für das menschliche Glück eine entscheidende Rolle. Die Aufteilung der Räume spiegelt und verstärkt soziale und kulturelle Ungleichheiten. Emanuele Coccia zeigt, wie Wohnzimmer, Flur und Küche die Psyche prägen. Meisterhaft verknüpft er das Leben zwischen vier Wänden mit der ökologisch drängenden Frage, wie der Mensch die Welt zu seinem Zuhause macht.“

    Ich muss gestehen, ich hatte völlig andere Erwartungen an das Buch. Nach beenden kann ich klar sagen: das Lesen des Buches war reine Zeitverschwendung. Um was es geht: der Autor erklärt uns seine Sicht der Dinge bezüglich unseres Zuhauses. Seine Wortwahl ist dabei nicht immer neutral und er beharrt auf seine Sicht. Seine Philosophie des Wohnens ist nicht nur trocken, sondern er tut mir einfach nur Leid wenn er sich so in seinem Zuhause sieht. Wie andere Leser schon schrieben, ist seine Erläuterung bezüglich Badezimmer schon mehr als fragwürdig. Philosophie kann ich da keine entdecken. Seine Sichtweisen als Mann wirken in vielen Parts mehr als befremdlich und man sucht einerseits nach der Logik aber auch nach dem Sinn seiner Ausführung - beides blieb mir verborgen und ich bin nicht böse darum. 1 von 5 Sterne für dieses undefinierbare Buch.

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  1. Häppchenweise zu lesen!

    Das Cover ist ja der absolute Wahnsinn. Immer wieder entdeckt man beim Schauen Einzelheiten und ist versucht damit wie mit einem Suchbild zu spielen. Oder darüber zu philosophieren. Wo Antennen stehen und wo keine und was das bedeutet zum Beispiel.
    Schon beim Lesen der Inhaltsangabe kommt man ins Grübeln oder ist das auch philosophieren?
    Thema Haustiere, mal schnell reinlesen. Den Text so ganz und gar nicht erwartet und die Aussage sinngemäß, dass ein Ziel-Zuhause das sein muss, in dem wir nicht mehr wissen ob wir Menschen oder Karnickel sind, die habe ich auch nach mehrfachem lesen nicht verstanden.
    Dann gibt es das Thema Weißes Pulver. Hier geht es tatsächlich um Drogen, aber eigentlich auch wieder nicht. So geht es halt zu beim Philosophieren.
    Insgesamt ein sehr interessantes Buch, man braucht kein philosophisches Vorwissen tut sich aber schwer damit, mehr als ein Kapitel auf einmal zu lesen. Daher der Ratschlag, häppchenweise zu Gemüte führen.

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Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens

Buchseite und Rezensionen zu 'Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens' von Richard David Precht

Inhaltsangabe zu "Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens"

Format:Taschenbuch
Seiten:256
EAN:9783442142743
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Kostbarkeiten des Lebens - Gesammelte Feuilletons und Prosa

Buchseite und Rezensionen zu 'Kostbarkeiten des Lebens - Gesammelte Feuilletons und Prosa' von Klaus Gräbner
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Kostbarkeiten des Lebens - Gesammelte Feuilletons und Prosa"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:912
EAN:9783717525042
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Rezensionen zu "Kostbarkeiten des Lebens - Gesammelte Feuilletons und Prosa"

  1. Der Dichter aus dem Baltikum

    Am 14.05.1855 wurde Eduard Heinrich Nikolas Graf von Keyserling auf Tels-Paddern in der russischen Ostseeprovinz Kurland geboren.
    Er war das siebte von zehn Kindern von Eduard Ernst Hermann Graf von Keyserling (1809) und seiner Frau Theophile, geb. v. Rummel (1816).

    Nach dem Abitur 1875 begann er das Studium der Rechtswissenschaften. 1878 nahm er in Wien und Graz das Studium der Philosophie und Kunstgeschichte auf.
    Er lebte zunächst in Wien, später in Italien und München, wo er als freier Schriftsteller arbeitete und der Schwabinger Bohème angehörte.

    Seine letzten Lebensjahre verbrachte Keyserling erblindet und gelähmt in München. Insgesamt ist über Keyserlings Leben wenig bekannt. Nach seinem Tod wurden alle Aufzeichnungen und Dokumente gemäß seinem Testament von seiner Schwester Hedwig vernichtet.

    Erst sehr spät kam ich mit Keyserling im Rahmen eines Seminars „Fin de Siècle“ in Berührung. Zunächst skeptisch befasste ich mich mit dem Autor, aber spätestens bei „Wellen“, war der Bann gebrochen. Es folgten seine ersten Erzählungen „Nur zwei Tränen“ und „Mit vierzig Tagen Kündigung“ erschienen im Jahr 1882. Besonders bekannt sind seine Schlossgeschichten, „Beate und Mareile" erschienen 1903, „Fürstinnen" erschienen 1917. Schnell wurde mir klar, dass bei Nachforschungen über Keyserling Grenzen gesetzt sind.
    Eine Autobiografie hat er nicht verfasst, und es gibt auch keine Biografie über ihn. Aus seinen Münchner Jahren 1895 bis zu seinem Tod 1918 existieren Erinnerungen und Anekdoten seiner Schwabinger Zeit, zu deren Bohème er gehörte. Schwieriger sind Quellen seiner Kindheit-Jugend- und Studienjahre zu finden. Offensichtlich liegt ein dunkler Schatten auf seiner Vergangenheit, weshalb er nach München zog und dort von zwei seiner Schwestern umsorgt wurde. Später erblindete er dort infolge einer schweren Syphilis. Trotzdem „schrieb“ er weiter, indem er seine Texte diktierte.

    Nicht nur seine dunkle Vergangenheit hat Einfluss auf die spärlichen Quellen seines Lebens und Schaffens, sondern auch sein Vermächtnis, seinen Nachlass komplett zu vernichten. Manuskripte, Briefe, persönliche Dokumente, Aufzeichnungen und vielleicht auch Tagebücher sind wortwörtlich verheizt worden. Es stellt sich die Frage: Was wollte er verheimlichen? Seine dunkle Vergangenheit?
    Die Fragen werden wir nicht beantworten können.

    Der Manesse Verlag hat mit dem Sachbuch „Kostbarkeiten seines Lebens“ mit dem Untertitel „Gesammelte Feuilletons und Prosa“ eine Zusammenstellung seines Werkes und Lebens veröffentlicht. Neben einer „Chronik samt genealogischen Abriss“ werden nicht nur literarische Texte, Feuilletons, Aphorismen und Theaterkritiken aufgeführt. „Briefe von und an Eduard von Keyserling“ und ein umfangreicher „Bildteil mit Keyserling Kommentaren“ geben Einblick in sein Leben. Das berühmte Porträt von Keyserling, gemalt von Louis Corinth im Sommer 1901, fehlt nicht. Kommentar von Keyserling:

    „Es mag trotz der Brutalität , die drinsteckt, gut jemalt seein, und gut unterhalten hat er mich dabeei. So aussehn aber möcht ich lieber nich.“

    Das Spektrum geht weiter über Theaterkritiken, zahlreiche Texte zum deutschsprachigen Kultur- und Gesellschaftsleben im Teil „Kunst und Ästhetik“ und „Bühne und Buch“ bis zu fünf verschollenen Erzählungen Keyserlings, die in diesem Band erstmalig veröffentlicht sind.

    Das Sachbuch ist eine perfekte Ergänzung zu den bereits erschienen Büchern „Landpartie - Gesammelte Erzählungen“ Band 1 und „Feiertagskinder - Späte Romane“ Band 2.

    Otto Taube in seinem Text (S. 479f.)

    „«Seine Stimme war tief, sein gleichfalls tiefes Lachen trocken. Seine Sinne äußerst scharf entwickelt; was atmet es nicht in seinen Werken von Düften! Sein Hauptsinn aber war der, den er nachmals einbüßte: das Gesicht.»“

    Kostbarkeiten des Lebens
    Gesammelte Feuilletons und Prosa
    Eduard von Keyserling
    Schwabinger Ausgabe

    Herausgegeben und kommentiert von Klaus Gräben und Horst Lauinger

    Unter Mitarbeit von Reinhard Oestreich und Jochen Reichel

    Nachwort von Lothar Müller

    Manesse Verlag, München 2021

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Auf der Suche nach dem Sinn

Buchseite und Rezensionen zu 'Auf der Suche nach dem Sinn' von Anja Schauberger
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Auf der Suche nach dem Sinn"

Format:Broschiert
Seiten:272
Verlag: Knesebeck
EAN:9783957285201
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Rezensionen zu "Auf der Suche nach dem Sinn"

  1. Die Frage aller Fragen

    Klappentext:

    „Hat das Leben einen Sinn? Wenn ja, welchen? Wie können wir unserem Leben Sinn verleihen? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen uns alle einmal. Auf der Suche nach dem Sinn nähert sich mithilfe von 40 Interviews und Fotostrecken diesen oft gestellten Fragen. Wie vielfältig die Antworten sein können, zeigen Gespräche mit unterschiedlichsten Menschen: vom Pfarrer über die Aktivistin bis zum Schulkind. Prominente Stimmen sind dabei ebenso zu hören wie solche aus der Mitte der Gesellschaft. So entsteht ein facettenreiches Bild davon, wie wir im deutschsprachigen Raum über den Sinn des Lebens denken.

    Die Essenz des Lebens in 40 gefühlvollen Gesprächen

    Einige konfrontieren sich bereits in jungen Jahren mit der Frage nach dem Sinn des Lebens, andere bleiben ihr Leben lang Sinnsuchende. Wieder andere bezweifeln, dass es überhaupt einen Sinn für unsere Existenz gibt. Die 40 in diesem Buch interviewten Personen schildern ehrlich und lebensnah, was sie über diese philosophische Frage denken. Die intensiven Gespräche gehen auch auf weitere Aspekte des Lebens ein: Was ist Glück? Wann fühlst du dich lebendig? Was hast du über das Leben gelernt? Welchen Ratschlag hättest du gerne früher erhalten? Die Personen im Buch haben spannende Geschichten zu erzählen und interessante Lehren aus ihrem bisherigen Leben gezogen. In den sehr individuellen Antworten finden sich oftmals Gemeinsamkeiten und es kristallisiert sich ein roter Faden heraus, der die so unterschiedlichen Menschen und Leben miteinander verbindet.“

    Die Frage hat sich ein Jeder schonmal gestellt: Welchen Sinn habe ich? Warum existieren wir? Wenn wir eine Antwort darauf finden würden, gäbe es mit Sicherheit einen Nobelpreis dafür, aber diese bleibt uns allen wohl fern bzw. jeder wird es für sich beantworten müssen. In diesem Buch werden 40 Gespräche an den Leser herangetragen und wir befassen uns genau mit diesem Thema. Mal positive, mal negativ, mal fröhlich, mal sensibel - alles dabei und lesenswert. Man wird nachdenklich beim lesen, kann das Buch auch mal gut zur Seite legen, ohne dass es es einem gleich übel nimmt. Man kommt ins philosophieren und weiß genau, die alten Römer taten es uns gleich bzw. wir ihnen und überhaupt. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist mit Sicherheit so alt wie Erde an sich. Im Buch wird schnell klar: jeder hat sein Leben, seinen Sinn, seine (vielleicht)Antwort auf die Frage nach dem Sinn und einige eben nicht. Dennoch verbindet uns das Leben miteinander und das ist doch ganz schön. Oder? Man muss dieses Buch selbst lesen. Hier werden allerlei Meinungen entstehen positive wie negative und genau das macht dieses Buch so schön vielseitig. 4 von 5 Sterne

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Das Buch der Begegnungen

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Buch der Begegnungen' von Ottmar Ette

Inhaltsangabe zu "Das Buch der Begegnungen"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:416
EAN:9783717524441
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Melancholie in unsicheren Zeiten

Buchseite und Rezensionen zu 'Melancholie in unsicheren Zeiten' von Joke J. Hermsen
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Melancholie in unsicheren Zeiten"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:240
Verlag: HarperCollins
EAN:9783749902378
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Rezensionen zu "Melancholie in unsicheren Zeiten"

  1. Es muss nicht immer schlecht sein

    Klappentext:

    „Wir leben in unsicheren Zeiten. Viele von uns fühlen sich überfordert, bedroht und machtlos; Gefühle von Angst und Unsicherheit prägen unsere Wahrnehmung und unser Miteinander. Kann die Melancholie uns helfen?

    Die renommierte niederländische Philosophin Joke J. Hermsen sagt Ja: Denn melancholisch zu sein bezeichnet einen Zustand, dem – trotz Verzweiflung und Traurigkeit – immer auch etwas Schöpferisches und Hoffnungsvolles innewohnt. Warum fällt es uns heute so schwer, Vertrauen in bessere Zeiten zu haben?

    Anhand der Werke von Hannah Arendt, Ernst Bloch, Lou Andreas-Salomé und vielen anderen beschreibt Hermsen eindrücklich den Wendepunkt, an dem der Mensch noch genug Kraft und Hoffnung hat, seine Ängste und Zweifel zu überwinden und eine neue Beziehung zu sich selbst und der Welt aufzubauen.

    Ein Plädoyer für die Melancholie als hoffnungsvolle Kraft“

    Melancholie wird zumeist, egal ob in der Kunst, in der Musik oder eben im einfachen, ganz normalen Leben, als etwas negatives betrachtet. Wie wäre es denn aber wenn man die Spieß mal umdreht und melancholische Gedanken als positiv betrachtet und dem daraus eher etwas gutes abgewinnt? Genau das tut Autorin Joke J. Hermsen. Man kann aus etwas schlechtem auch gutes herausholen. Selbstredend ist das eine besondere Sichtweise und dies gelingt nur wenn man offen dafür ist und zudem das eigene „Ich“ auch mal gern etwas neuem zutraut. Man muss offen dafür sein. Man muss Melancholie auch erstmal verstehen und wissen was es überhaupt ist. In ihrem Buch „Melancholie in unsicheren Zeiten“ geht sie dieser Frage auf den Grund und untersucht verschiedene Perspektiven. Die aktuellen Zeiten lassen das eigene Leben gehörig durcheinander wirbeln. Krieg, eine Pandemie, Ärger im Job uvm. führen dazu, dass wir melancholisch werden oder es sogar bereits sind. Man kann aber eine Wende vollziehen wenn man will und Hermsen macht dies hier ebenfalls. Ihre Worte sind dabei klug gewählt und ohne Fachjargon. Der offene Leser wird hier eine andere Sicht auf die Dinge erhalten. Menschen die aber generell eher trübsinnig gestimmt sind, werden hier keinen Spaß beim lesen haben und es wohl auch nicht verstehen. Melancholie muss nichts schlimmes sein wenn man sich traut es anders zu betrachten. Ich muss wirklich gestehen, was aber auch daran liegt das ich eh ein positiv-denkender Mensch bin, dass mich dieses Buch wahrlich gut unterhalten hat und viele Eindrücke vermittelt hat, die nachhallen. Ein kurzes Beispiel: „Nach Regen folgt der Sonnenschein“ heißt ein Sprichwort. Da gibt es die Menschen, die aber eher den nächsten Blitz und Regen sehen als dass es der Natur einfach nur gut tut das es eben regnet und das es schlussendlich auch wieder aufhören wird. Das sind nur kleine Gedanken daraus die ich selber für mich gern praktiziere. Vielleicht finden Sie auch Lust daran der Melancholie das schöne und gute abzugewinnen?

    Ich vergebe gern 5 von 5 Sterne.

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Café der Unsichtbaren: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Café der Unsichtbaren: Roman' von Judith Kuckart
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3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Café der Unsichtbaren: Roman"

Rieke studiert Theologie und bereitet sich bei Sorgentelefon e. V. auf die Gemeindearbeit vor. Wanda sammelt für ein DDR-Museum Gegenstände, die nicht mehr gebraucht werden: »Das Gestern will im Heute nicht aufhören zu sprechen.« Für Matthias, der auf dem Bau arbeitet, ist das Dasein an sich eine rätselhafte Aufgabe: Während der Ausbildung bei Sorgentelefon e. V. hat er die schöne Emilia kennengelernt. Die traurige Buchhalterin Marianne, der pensionierte Redakteur Lorentz und die 80-jährige heitere Ich-Erzählerin von Schrey, die nicht weiß, ob sie eine verhinderte Pianistin oder eine verhinderte Terroristin ist, gehören ebenfalls in die Sorgentelefon-Gruppe. Alle sieben – so unterschiedlich ihre Leben verliefen – erfahren, dass Zuhören den Anrufenden in einer schlaflosen Nacht das Gefühl von Ausweglosigkeit nehmen kann – und mit dem Zuhören auch eigene Lebenserfahrungen einen unerwarteten Sinn bekommen. Ein unsichtbares Netz zwischen Rand und Mitte der Gesellschaft entsteht, das Lebensgeschichten aus dem Dunkel des Unerzählten fischt.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:208
EAN:9783832181567
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Rezensionen zu "Café der Unsichtbaren: Roman"

  1. Facetten der Einsamkeit

    „Jede Situation hat eine Geschichte, die man kennen muss, um das Woher und Wieso zu verstehen, hat sie einmal zusammengefasst, jeder Augenblick hat seine Biografie und jede Biografie ihre Rätsel.“ (Zitat Pos. 906)

    Inhalt
    Vor vier Jahren hatte die Gruppe gemeinsam die Ausbildung für ihre freiwillige Tätigkeit beim Sorgentelefon e.V. begonnen, heute teilen sie sich den Dienst am Telefon, Tag und Nacht. Rieke, die angehende Theologin, die eigentlich hatte Schauspielerin werden wollen, träumt von einer Stelle als Pfarrerin in einem Dorf, von einem alten Haus mit Birnbaum und Familie, doch noch studiert sie und findet ihre Geschichten für Übungspredigten im unsichtbaren Alltag der Anrufenden, notiert alles in ihrem rosa Heft. Ihre Einsätze am Sorgentelefon teilt sie mit Wanda, Marianne, Emilia, Matthias, Lorentz und der beinahe achtzig Jahre alten Frau von Schrey, kein Vorname, aber gelbe Klebezettel am Bildschirmrand mit kurzen Notizen über die besonderen Eigenheiten von einigen Daueranrufern. Sie alle vereint Einsamkeit in unterschiedlichen Facetten und ebenso unterschiedliche Träume – und die Geschichten, die der Anrufenden und ihre eigenen.

    Thema und Gene
    Dieser Roman besteht aus vielen Momentaufnahmen, aus Geschichten aus dem Alltagsleben unserer Zeit, von Menschen zwischen der Mitte und dem Rand der Gesellschaft.

    Charaktere
    Wir lernen viele unterschiedliche Figuren kennen, ihre Vorgeschichte und ihre Konflikte. Um diese vielen Formen des Mensch-Seins geht es in diesem Buch.

    Handlung und Schreibstil
    Die Handlung springt in kurzen Abschnitten zwischen einem Zeitraum vor vier Jahren, ergänzt durch Erinnerungen, und ebenso rasch zwischen den aktuellen Tagen von Gründonnerstag bis Ostermontag. Von Schrey führt als beobachtende Ich-Erzählerin durch einige Episoden, wechselt wiederholt auch in personale Erzählperspektiven. Es sind Fragmente, die kurz auftauchen und wieder verschwinden, und etwa ab der Mitte des Buches wünschte ich mir beim Lesen ruhige Unterbrüche, etwas mehr Ruhe zum gedanklichen Atemholen. Oder einfach eine neue, überraschende Abwechslung in diesem Erzählstil, der teilweise etwas zu gewollt erscheint. Dies mag an den vielen literarischen Vorbildern liegen, welche die Autorin am Ende des Buches als Inspiration für ihre Erzählform nennt, hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen.

    Fazit
    „Wer mag mir folgen, wenn meine Geschichte mit bereits bekannten Momenten noch einmal eingesetzt hat? Denn Erzählen ist ein Labyrinth. Immer wieder kommt man – auf der Suche nach einem guten Ausgang – an Stellen vorbei, die einem bekannt vorkommen, aber doch noch kein Ausgang sind.“ (Zitat Pos. 593 – 599) Besser als die Autorin selbst kann man dieses Buch nicht beschreiben. Ich wäre ihr sehr gerne gefolgt, doch in ihrem Erzähllabyrinth hat sie mich irgendwann verloren – andere Leser:innen werden ihr sicher begeistert folgen.

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