Café der Unsichtbaren: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Café der Unsichtbaren: Roman' von Judith Kuckart
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Café der Unsichtbaren: Roman"

Rieke studiert Theologie und bereitet sich bei Sorgentelefon e. V. auf die Gemeindearbeit vor. Wanda sammelt für ein DDR-Museum Gegenstände, die nicht mehr gebraucht werden: »Das Gestern will im Heute nicht aufhören zu sprechen.« Für Matthias, der auf dem Bau arbeitet, ist das Dasein an sich eine rätselhafte Aufgabe: Während der Ausbildung bei Sorgentelefon e. V. hat er die schöne Emilia kennengelernt. Die traurige Buchhalterin Marianne, der pensionierte Redakteur Lorentz und die 80-jährige heitere Ich-Erzählerin von Schrey, die nicht weiß, ob sie eine verhinderte Pianistin oder eine verhinderte Terroristin ist, gehören ebenfalls in die Sorgentelefon-Gruppe. Alle sieben – so unterschiedlich ihre Leben verliefen – erfahren, dass Zuhören den Anrufenden in einer schlaflosen Nacht das Gefühl von Ausweglosigkeit nehmen kann – und mit dem Zuhören auch eigene Lebenserfahrungen einen unerwarteten Sinn bekommen. Ein unsichtbares Netz zwischen Rand und Mitte der Gesellschaft entsteht, das Lebensgeschichten aus dem Dunkel des Unerzählten fischt.

Format:Taschenbuch
Seiten:208
EAN:9783832166748
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Rezensionen zu "Café der Unsichtbaren: Roman"

  1. Facetten der Einsamkeit

    „Jede Situation hat eine Geschichte, die man kennen muss, um das Woher und Wieso zu verstehen, hat sie einmal zusammengefasst, jeder Augenblick hat seine Biografie und jede Biografie ihre Rätsel.“ (Zitat Pos. 906)

    Inhalt
    Vor vier Jahren hatte die Gruppe gemeinsam die Ausbildung für ihre freiwillige Tätigkeit beim Sorgentelefon e.V. begonnen, heute teilen sie sich den Dienst am Telefon, Tag und Nacht. Rieke, die angehende Theologin, die eigentlich hatte Schauspielerin werden wollen, träumt von einer Stelle als Pfarrerin in einem Dorf, von einem alten Haus mit Birnbaum und Familie, doch noch studiert sie und findet ihre Geschichten für Übungspredigten im unsichtbaren Alltag der Anrufenden, notiert alles in ihrem rosa Heft. Ihre Einsätze am Sorgentelefon teilt sie mit Wanda, Marianne, Emilia, Matthias, Lorentz und der beinahe achtzig Jahre alten Frau von Schrey, kein Vorname, aber gelbe Klebezettel am Bildschirmrand mit kurzen Notizen über die besonderen Eigenheiten von einigen Daueranrufern. Sie alle vereint Einsamkeit in unterschiedlichen Facetten und ebenso unterschiedliche Träume – und die Geschichten, die der Anrufenden und ihre eigenen.

    Thema und Gene
    Dieser Roman besteht aus vielen Momentaufnahmen, aus Geschichten aus dem Alltagsleben unserer Zeit, von Menschen zwischen der Mitte und dem Rand der Gesellschaft.

    Charaktere
    Wir lernen viele unterschiedliche Figuren kennen, ihre Vorgeschichte und ihre Konflikte. Um diese vielen Formen des Mensch-Seins geht es in diesem Buch.

    Handlung und Schreibstil
    Die Handlung springt in kurzen Abschnitten zwischen einem Zeitraum vor vier Jahren, ergänzt durch Erinnerungen, und ebenso rasch zwischen den aktuellen Tagen von Gründonnerstag bis Ostermontag. Von Schrey führt als beobachtende Ich-Erzählerin durch einige Episoden, wechselt wiederholt auch in personale Erzählperspektiven. Es sind Fragmente, die kurz auftauchen und wieder verschwinden, und etwa ab der Mitte des Buches wünschte ich mir beim Lesen ruhige Unterbrüche, etwas mehr Ruhe zum gedanklichen Atemholen. Oder einfach eine neue, überraschende Abwechslung in diesem Erzählstil, der teilweise etwas zu gewollt erscheint. Dies mag an den vielen literarischen Vorbildern liegen, welche die Autorin am Ende des Buches als Inspiration für ihre Erzählform nennt, hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen.

    Fazit
    „Wer mag mir folgen, wenn meine Geschichte mit bereits bekannten Momenten noch einmal eingesetzt hat? Denn Erzählen ist ein Labyrinth. Immer wieder kommt man – auf der Suche nach einem guten Ausgang – an Stellen vorbei, die einem bekannt vorkommen, aber doch noch kein Ausgang sind.“ (Zitat Pos. 593 – 599) Besser als die Autorin selbst kann man dieses Buch nicht beschreiben. Ich wäre ihr sehr gerne gefolgt, doch in ihrem Erzähllabyrinth hat sie mich irgendwann verloren – andere Leser:innen werden ihr sicher begeistert folgen.

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Ludwig und das Nashorn

Buchseite und Rezensionen zu 'Ludwig und das Nashorn' von Noemi Schneider
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ludwig und das Nashorn"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:40
EAN:9783314106316
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Rezensionen zu "Ludwig und das Nashorn"

  1. Wie beweist man, dass etwas NICHT da ist?

    Inhalt:
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    Abends spricht Ludwig mit jemand in seinem Zimmer. Auf Papas Nachfrage, mit wem er da spräche, antwortet er: "Mit einem Nashorn". Daraufhin kommt der Vater ungläubig ins Zimmer und fragt, wo es denn sei. Denn ER sieht kein Nashorn, ergo kann da auch kein Nashorn sein! Doch Ludwig ist anderer Meinung.

    Mein Eindruck:
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    Das Titelbild ist mir sofort ins Auge gesprungen. Alleine schon, dass das komplette Buch im Siebdruckverfahren und in diesen Retro-Farben der 70er gedruckt ist, fand ich genial. Ich liebe alte Kinderbücher und diese orange-blaue Farbkombination gefiel mir sofort.

    Mein Eindruck:
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    Das Buch greift auf sehr anschauliche Weise die philosophische Frage des Philosophen Ludwig Wittgenstein auf, ob man beweisen kann, dass etwas NICHT da ist, nur weil man es nicht sieht. Eine gute Frage, auf die jeder seine Antwort finden muss. Das Buch regt jeden (auch Erwachsene) auf amüsante Weise an, darüber nachzudenken und zu diskutieren.
    Ich habe das Buch mit meiner 9-jährigen Tochter gelesen und gemeinsam hatten wir viel Spaß, zum einen die neuen Verstecke des Nashorns zu finden und zum anderen lachten wir über die Bemühungen des Vaters, das Nashorn zu finden. Das Ende der Geschichte lässt auch alle zweifeln, die zuvor behauptet haben, dass das Nashorn auf keinen Fall da sein kann.

    Im Anhang folgen noch ein paar Infos zu Autor, Illustrator und Ludwig Wittgenstein als Erläuterung, das hat für uns das Buch rund gemacht.

    Fazit:
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    Eine wundervoll illustrierte philosophische Gute-Nacht-Geschichte für Jung und Alt- regt zum Nachdenken und Diskutieren an

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WEIL.

Buchseite und Rezensionen zu 'WEIL.' von Martin Muser
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "WEIL."

Eigentlich fängt alles ganz harmlos an: Fünf Jugendliche fahren in ein Haus auf dem Land, um dort fürs Abi zu lernen. Auf dem Weg nehmen sie einen jungen Anhalter mit, der ihnen schon bald auf die Nerven geht. Kurzerhand lassen sie ihn an der nächsten Tankstelle stehen, seine Tasche werfen sie später einfach aus dem Fenster. Ein verhängnisvoller Fehler. Denn am nächsten Morgen steht der Anhalter plötzlich vor ihrer Tür – in Begleitung zweier junger Männer. Sie dringen ins Haus ein und fangen an, die Jugendlichen zu tyrannisieren. Ein perfides Spiel um Macht, Gewalt und Angst beginnt … Martin Musers packendes Jugendbuchdebüt, düster und beklemmend!

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:128
Verlag: Carlsen
EAN:9783551584939
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Rezensionen zu "WEIL."

  1. "Weil" es so großartig ist, vergebe ich 5 Sterne

    Klappentext:

    „Manuel hat versucht zu vermitteln.

    Selin hat versucht sich zu wehren.

    Knut hat versucht den Fehler zu korrigieren.

    Philipp hat versucht Hilfe zu holen.

    Esther hat versucht zu fliehen.

    Vergeblich.

    Eigentlich fängt alles ganz harmlos an: Fünf Jugendliche fahren in ein Haus auf dem Land, um dort fürs Abi zu lernen. Auf dem Weg nehmen sie einen jungen Anhalter mit, der ihnen schon bald auf die Nerven geht. Kurzerhand lassen sie ihn an der nächsten Tankstelle stehen, seine Tasche werfen sie später einfach aus dem Fenster. Ein verhängnisvoller Fehler. Denn am nächsten Morgen steht der Anhalter plötzlich vor ihrer Tür – in Begleitung zweier junger Männer. Sie dringen ins Haus ein und fangen an, die Jugendlichen zu tyrannisieren. Ein perfides Spiel um Macht, Gewalt und Angst beginnt … Martin Musers packendes Jugendbuchdebüt, düster und beklemmend!“

    Martin Muser packt mit seiner Geschichte rund um die 5 jungen Leute und eben den besagten Anhalter eine enorm wichtige Thematik an: Moral, Anstand und Ethik. Was andere Leser bereits verfasst haben kann ich uneingeschränkt bestätigen: hier geht es nicht direkt um die Figuren selbst sondern eben um die gesamte Entwicklung und den Verlauf der Geschichte. Der Buchtitel trifft dabei ins Schwarze. Das Wort „Weil“ kommt immer wieder in der Geschichte vor und auch beim lesen selbst kommt einem dieses Wort in den Sinn. Wir erleben hier auf 130 Seiten einen sehr gut austarierten Thriller für Jugendliche (aber auch für Erwachsene sehr gut geeignet!) der bestens in Ausdruck und Tonfall abgestimmt ist. Der rote Faden ist schnell da, die Geschichte hat eine gewisse Geschwindigkeit und man kann ihr problemlos folgen. Der Spannungsbogen hier ist groß und man klebt regelrecht an den Seiten und will wissen wie es weiter geht.

    Fazit: Ja, es ist beklemmend und düster aber hier geht es darum warum eben die 5 jungen Leute so gehandelt haben und welche Konsequenzen damit verbunden sind. So wie sich verhalten haben, verhält man sich nunmal nicht und das wird ihnen definitiv eine Lehre gewesen sein.

    Ein wirklich stimmiges Buch mit einer wichtigen Botschaft - 5 Sterne hierfür!

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Kleine Schule des Lebens

Buchseite und Rezensionen zu 'Kleine Schule des Lebens' von Lammert Kamphuis
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Kleine Schule des Lebens"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:233
Verlag: Aufbau Verlag
EAN:9783351038106
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Rezensionen zu "Kleine Schule des Lebens"

  1. 4
    21. Jan 2023 

    Philosophie als möglicher Lebensratgeber...

    Wie schaffe ich es, jeden Tag so zu leben, als wäre er mein letzter? Wie finde ich auf der Arbeit die Freude wieder? Und wie werde ich weniger abhängig von meinem Smartphone? Leicht und charmant liefert der Philosoph Lammert Kamphuis Antworten auf die großen und kleinen Fragen. Mit Erasmus von Rotterdam lernen wir, wann wir unseren Liebsten die Wahrheit sagen sollten und wann nicht, mit John Rawls, wie wir empathischer werden und mit Aristoteles, wie wir nur noch Dinge tun, die wir mögen. Ein kluges, kurzweiliges Kompendium der Lebenskunst. (Klappentext)

    Das Leben ist wie das Erwachen auf einer Bühne, so meint der Autor. Das Stück ist schon in vollem Gange, die anderen Darsteller beäugen uns - auch kritisch -, und bei all dem Drama muss man erst noch seine eigene Rolle finden. Wer bin ich und warum? Und schon ist man mitten drin in der Philosophie...

    Hier geht es um die verschiedenen Bereiche des Lebens - zum einen um die Verbindung des Individuums zur Welt (z.B. Beruf), zum anderen um die Beziehung zu einem anderen (Liebe, Freundschaft u.a.m.) sowie letztlich um den Blick auf das Selbst (Sinn, Tod usw.). Alle Konflikte unseres Lebens wurden in der einen oder anderen Form schon einmal durchdacht - weshalb also nicht die Philosophie zu Rate ziehen? Letztlich hätte man vielleicht selbst auf das ein oder andere kommen können, aber es so schwarz auf weiß zu lesen, macht einem einige Zusammenhänge (wieder) deutlicher.

    Wieso greift das Burnout-Syndrom derart um sich, wächst womöglich auch die eigene Unzufriedenheit am Arbeitsplatz? Weshalb fühlt man sich trotz der zahllosen Wahlmöglickeiten in unserer Konsumgesellschaft häufig nicht wirklich frei und tut sich vielleicht auch schwer damit, Entscheidungen zu treffen? Wie kommt man wieder miteinander ins Gespräch, statt sich jeder in seinen Positionen zu verschanzen? Weshalb sind Zweifel und Nonkonformismus so wichtig für die persönliche Entwicklung? Und wieso kann die Philosophie womöglich in schweren Zeiten lindernd wirken? Diese Fragen und noch mehr versucht das Buch zu beantworten, ohne dass es einen überstülpenden Charakter annimmt. Dabei werden die Erläuterungen des Autors stetig auch durch die Ansichten althergebrachter Philosophen ergänzt.

    Lammert Kamphuis, geboren 1983, ist Philosoph und Head of Faculty der School of Life, Amsterdam, die dem modernen Menschen helfen möchte, glücklich und kreativ zu werden. Mit diesem Buch leistet er einen Beitrag dazu. Es lässt sich immer wieder zur Hand nehmen und nachschlagen, wenn das Leben mal wieder eine Zwickmühle liefert. Kein Bekehrertum, vielmehr Anregungen zum Selberdenken und Hinterfragen, zum Umdenken und neu Positionieren. Wenn man denn will.

    © Parden

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Das Wenige und das Wesentliche: Ein Stundenbuch

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Wenige und das Wesentliche: Ein Stundenbuch' von John von Düffel
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Wenige und das Wesentliche: Ein Stundenbuch"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:160
EAN:9783832182205
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Rezensionen zu "Das Wenige und das Wesentliche: Ein Stundenbuch"

  1. Eine Fülle von gedanklichen Anregungen

    Mein Lese-Eindruck:

    Der Autor befindet sich in einer eher kargen Unterkunft in den ligurischen Bergen und unternimmt dort am Neujahrstag eine Wanderung auf einen Berg. Er ist allein mit sich und der Natur, und das gleichmäßige Gehen lässt seine Gedanken entstehen und hält sie zugleich im Fluss. Jede Stunde unterbricht er daher seine Wanderung und notiert seine Überlegungen. Zumindest sieht so der berichtete äußere Rahmen dieses Buches aus.

    Der Titel dieses Buches ist ungewöhnlich: STUNDENBUCH. Eigentlich entstammt dieser Begriff der katholischen Liturgie und bezeichnet die Andachtsbücher, in denen der Gläubige für jede Stunde des Tages ein passendes Gebet fand. In diesem Stundenbuch geht es aber nicht um Gott oder religiöse Fragen, sondern – passend zum Neujahrstag und passend zu seiner Wanderung – immer um die Frage, wie der Mensch seine Lebensrichtung erkennen kann: also ein eher philosophisches Buch, das der Autor anreichert mit kurzen Berichten aus seinem Leben.

    Noch eines ist ungewöhnlich: der Text ist gesetzt wie ein Epos, kurze Zeilen, Absätze, Satzzeichen fehlen meistens. Diese Art der Schreibung hat mich zunächst gestört, weil sie den Lesefluss verlangsamt und immer wieder zum Zurücklesen auffordert, damit man die syntaktische Struktur erkennen und damit den Inhalt verstehen kann. Und genau das ist wohl die Absicht dieser Setzung: Jeder Satz, jeder Gedanke zählt, und das Folgende entwickelt sich aus dem Vorhergehenden, passend zur äußeren Situation der Wanderung. Jeder Satz und damit jeder Gedanken erhält sein Gewicht und fordert die Aufmerksamkeit seines Lesers ein. Als ich das verstanden hatte, war ich versöhnt.

    Alle Gedanken kreisen letztlich um ein Thema: die Suche nach dem Wesentlichen im Leben. Was ist wesentlich? Wie finde ich das Wesentliche für mein Leben? Wie lebe ich richtig? Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Dabei geht es nicht um Konsumschelte, und Düffels Ziel ist auch nicht der Verzicht auf Konsum, sondern die Frage: was brauche ich für ein Leben, das für mich richtig ist? Diese Frage kann nur individuell beantwortet werden. Düffel generalisiert daher nicht, er gibt keine Ratschläge, sondern er lädt eher zum Nachdenken ein.

    Diesem „Asketen der Zukunft“ stellt Düffel den Asketen der Vergangenheit gegenüber. Dieser Asket hatte das Ideal eines "bedürfnislosen Leibes“ (S. 128), er verachtete alles Leibliche und Irdische als sündig und strebte die spirituelle Vereinigung mit Gott schon zu seinen Lebzeiten an. Dem stellt Düffel seinen Asketen der Zukunft gegenüber: „Er bejaht das Leben und das Leibliche / Doch nicht im Gegensatz zum Geistigen“(S. 130), er bejaht die Verbundenheit von Seele und Körper. Sein Ziel ist daher, dass sein Handeln seinem Denken entspricht und sein Wollen dem, was er braucht.

    Fazit: ein kluges nachdenkliches Buch mit vielen Gedankenanstößen, das ich wieder in die Hand nehmen werde.

    Das minimalistische Cover passt sehr gut zum Inhalt.

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Der Junge im Fluss

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Junge im Fluss' von Nestor T. Kolee
2
2 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Junge im Fluss"

Format:Taschenbuch
Seiten:224
EAN:9783423351942
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Rezensionen zu "Der Junge im Fluss"

  1. Ganz anders als erwartet

    Klappentext:

    „Ben lebt auf einer Insel weit draußen im Meer und will sein Leben bewahren, wie es ist. Doch als nach Jahren sein Bruder zurückkehrt, erfährt er von einer alten Geschichte, die ihn zum Aufbruch bewegt. Gleich zu Beginn muss Ben einen Schicksalsschlag verkraften und er begreift, dass erst ein solches Ereignis echte Veränderungen ermöglicht.

    Ben begibt sich auf die Suche nach Damai, einen Ort ohne Zeit. Auf seinem Weg begleitet ihn ein Kolibri. Er trifft auf wohlwollende Menschen, die zu Freunden werden, und intrigante Gestalten, die ihm übel mitspielen. Ihm begegnen Macht und Gier, aber auch Milde und Güte.

    Am Ende seiner Reise muss er ein großes Rätsel lösen, um zu verstehen, warum Verändern und Bewahren keine Gegensätze sind.“

    „Der Junge im Fluss“ - ich hätte den Inhalt des Buch gern verstanden aber das fiel hier leider wahrlich schwer. Die Geschichte rund um Ben ist, genau wie die Hauptfigur selbst, einerseits unnahbar und unheimlich verworren und andererseits verträumt und auch irgendwie naiv zugleich. Ich suchte den roten Faden des öfteren vergeblich und wenn ich ihn fand, dann nur für kurze Zeit. Hier geht es um Veränderung und das Bewahren von dem was man im Herzen trägt. Einerseits hoffte ich auf einen (leichten) philosophischen Roman, bei dem eben jene Grundaussage auch etwas aufgedröselt wird aber Ben macht es einem wirklich nicht leicht da er diese beiden Themen zwar immer wie Mantras wiederholt, fast herbetet, aber scheinbar für sich nicht definieren kann und so blieb mir die Figur doch immer etwas fern. Die Suche nach dem Ort ohne Zeit (Damai genannt) klingt einerseits erstrebenswert aber eben auch realitätsfern von allem und jedem. Alles soll wohl eine Art Seelensäuberung darstellen, aber vieles war mir hier einfach zu „zauberhaft“ und zu speziell. Ich befasse mich sehr gern mit Literatur des Dalai Lama oder Thich Nhat Hanh und eben den hier angesprochenen Themen aber das sind absolut zwei unterschiedliche Welten. Der Grundgedanke war ok aber die Umsetzung war nicht das was ich erwartet hatte. 2 von 5 Sterne hierfür.

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Eine Geschichte Russlands: SPIEGEL-Bestseller

Buchseite und Rezensionen zu 'Eine Geschichte Russlands: SPIEGEL-Bestseller' von Orlando Figes
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Eine Geschichte Russlands: SPIEGEL-Bestseller"

Die große, fesselnde Geschichte Russlands für unsere Zeit Mitreißend, prägnant und menschlich berührend erzählt Orlando Figes die Geschichte Russlands. Dabei entfaltet er das große Panorama der russischen Seele: von unsterblichen Mythen über die großartigen kulturellen Leistungen bis zur Weltmachtpolitik des 20. Jahrhunderts und unserer Gegenwart. Eine unerlässliche Lektüre für alle, die dieses uns noch immer fremde und rätselhafte größte Land der Erde verstehen wollen. In einer packenden Reise durch die Zeit erzählt Orlando Figes, wie die Russen sich selbst erlebten und wie sie sich im Laufe ihrer Geschichte immer wieder neu erfanden: Er ergründet ihre Anfänge als Jäger und Sammler und schildert das Leben der Bauern Russlands im ersten nachchristlichen Jahrtausend. Souverän lässt er die Jahrhunderte der Monarchie und deren Ende Revue passieren – das Zarenreich, den Totalitarismus nach der Oktoberrevolution 1917 und die Perestroika Gorbatschows bis hin zu Wladimir Putins Krieg. Feinsinnig deutet der Autor die Mythen, Ereignisse und Ideologien der langen russischen Geschichte, die das Denken und Handeln des größten Landes der Erde geleitet und der Stützung von Regimen bis heute gedient haben: die Notwendigkeit einer Autokratie, um den riesigen russischen Raum zu beherrschen; die Verehrung des »Heiligen Zaren«; der Glaube an einen russischen kollektivistischen Geist; und das Schwanken zwischen Russlands europäischem und eurasischem Charakter. Eine brillant geschriebene Gesamtdarstellung: Meisterhaft versteht es Figes, die zentralen Aspekte und Facetten der russischen Geschichte so herauszuarbeiten, dass sich ihre ganze innere und äußere Dramatik offenbart – von den Anfängen bis zum Krieg in die Ukraine.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:448
Verlag: Klett-Cotta
EAN:9783608984552
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Rezensionen zu "Eine Geschichte Russlands: SPIEGEL-Bestseller"

  1. 5
    06. Mär 2023 

    Wie beeinflusst die Vergangenheit die Gegenwart noch heute?

    Die Geschichte Russlands von den Anfängen über die Zarenzeit bis hin zum neuen Zaren – oops, ich meine Wladimir Wladimirowitsch Putin, den Herrscher im Kreml.

    Ich fand das Buch im Ganzen sehr anstrengend zu lesen und nur in Häppchen zu bewältigen, zu viele Details, zu viele Namen, zu viel Hin und Her, wie es eben so ist in der Geschichte. Allerdings versucht der Autor zwischendurch immer, das Geschehene ins große Ganze einzuordnen, so dass ich etliche Aha-Erlebnisse hatte und Verbindungen zu Heute herstellen konnte.

    Erschreckende Parallelen, tief gründende Einstellungen und Vorstellungen und ein erschreckend geduldiges und systematisches Vorgehen Putins, um Russland in einen autokratischen Staat umzuwandeln: Gesetze und Erlasse, Beeinflussung durch das Staatsfernsehen und - sehr schlimm – die planvolle Erziehung der Kinder und Jugendlichen zum Militarismus und zu Patrioten.

    Die Mentalität, die hier aufgezeigt wird, die sich in Jahrhunderten entwickelt hat, ist schwer zu verstehen, aber dieses Buch hat mir zu einigen Einsichten verholfen. Natürlich kann man nicht erwarten, dass die neuesten Ereignisse ausführlich thematisiert werden. Es geht um die 'Geschichte' und zur allerneuesten gibt es genügend andere Bücher. Dennoch kann man dieses Buch nur empfehlen, wenn man tiefer in die Problematik eindringen möchte.

    Dies sind mehr ungeordnete persönliche Eindrücke als eine Rezension. Wer eine sehr gute lesen möchte, dem empfehle ich die Rezension von @Wanda :
    https://whatchareadin.de/community/threads/rezension-5-5-zu-eine-geschic...

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  1. Russlandkunde

    Kurzmeinung: Angenehm zu lesen.

    Während der Lektüre von Orlando Figes Buch kam mir des öfteren der Klassiker von Heinrich Mann „Der Untertan“ in den Sinn. Warum nur? „Patriotismus, Kollektivismus und Unterwerfung sind die traditionellen Werte Russlands“, sagt Putin 1999. Und er meint es so.

    Russland ist ein Land mit einer vielfältigen und wechselhaften Geschichte. Sie ist nicht weniger gewalttätig als die vieler anderer Länder. Doch zeichnet sie sich dadurch aus, dass das große Land bis heute fast durchgängig diktatorisch- autokratisch regiert wurde. Der Kommunismus, der das Land erschütterte, hat die diktatorischen Strukturen nicht abgeschüttelt, im Gegenteil! Lenin, vor allem aber Stalin herrschten als Vorsitzende eines Einparteienstaats mit genauso harter Hand wie einst Russlands Zaren, sogar noch gewaltsamer, noch willkürlicher, von Paranoia gesteuert.

    Bis heute hat es sich gehalten, dass in Russland nicht der Staat die Bürger schützt, sondern die Bürger den Staat (In Kriegen wird auf Quantität gesetzt; rücksichtsloser Menschenverschleiß), das heißt dann: die große Opferbereitschaft Russlands und wird entsprechend hochgehängt. Patriotismus und Volkstum ist gesetzt. Antisemitismus und Xenophobie werden systematisch geschürt, ein freies Russland hat es nie gegeben. Der Glaube daran, dass ein Regent sakrosankt ist, gehört zu den traditionellen Werten, die Väterchen Putin wieder hochhält. „Kein anderes Land der Welt hat aus den eigenen Herrschern so viele Heilige fabriziert. In keinem anderen ist Macht so stark sakralisiert worden“, schreibt Figes. Ein weiteres Zitat: „Das System der Abhängigkeit vom Herrscher hat sich bis heute gehalten. Putins Oligarchen sind völlig von seinem Willen abhängig.“

    Orlando Figes holt weit aus, geht zurück bis in die Anfänge der Kiewer Rus und durchläuft sämtliche nennenswerten Regenten. Um „Eine Geschichte Russlands“ zu lesen, braucht es also ein echtes Interesse für Geschichte. Wenn man dies aufbringt, bekommt man einen Schnellkursus in russischer Geschichte, deren Stoff in Deutschlands Schulen mehr als unterbelichtet ist. Von Peter dem Großen und Katharina der Großen hat man schon einmal etwas gehört, aber auch nichts Genaues und dann verließen sie ihn. Wenn, wie Wikipedia kundtut Stefan Plaggenborg (ein anderer Historiker) meint, Figes „habe sich verhoben bei dem Versuch, aus tausend Jahren russischer Geschichte heutige Verhältnisse zu erhellen“, will ich dem widersprechen.

    „Eine Geschichte Russlands“ mag dem wissenschaftlichen Standard, den man für die Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift anlegt, nicht entsprechen, doch es ist ja ein Sachbuch für Laien. Dankenswerterweise hat Figes auch auf die von der Wissenschaft so geliebten Schachtelsätze mit vor- und nachgeschobenen Einschüben vor jedem Substantiv verzichtet, so dass man Figes Sätze nicht entzippen muss wie die seiner Kollegen. Dass dabei trotzdem ein hochwertiges Werk herausgekommen ist, zeigt, dass man sehr wohl für den Laien niveauvoll schreiben kann. Mut zur Lücke ist dabei natürlich unerlässlich. Inhaltlich ist „Eine Geschichte Russlands“ gestrafft; so bleibt sie übersichtlich.

    Russland sah und sieht sich als hehrer Wächter einzigartiger Ideale, „Russland als Wächter, der Europa vor den „asiatischen Horden“ beschützt, wurde seit dem 17. Jahrhundert Bestandteil des nationalen Mythos.“ „Der Kommunismus verlieh dem Land eine neue messianische Rolle“.

    Figes beschreibt die Leibeigenschaft der Bauern genauso wie ihre Auslieferung unter spätere kommunistische Behörden; ein Beamter ist nicht dem Volk gegenüber verantwortlich, sondern nur seinem Vorgesetzten gegenüber verpflichtet. Deshalb gibt es keine Rücktritte von Verantwortungsträgern. Misswirtschaft und Zwangskollektivierung führten zu grauenhaften Hungersnöten.

    Die Rolle der Orthodoxie wird beleuchtet, die sich unkritisch unter die Staatspolitik beugt („Im Mythos von der russischen Seele steckt ein messianisches Konzept“); das unmenschliche System der Kollektivschuld wie auch die Besiedlung Russlands Norden fast ausschließlich durch den Gulag (Zwangslager, Zwangsarbeit, Zwangsumsiedlungen), in den verschleppt wird, wer ethnisch nicht passt oder sonst wie auffällt, jetzt zum Beispiel sind es Tausende von ukrainischen Bürgern und ihre Kinder) und vieles mehr, zeigt Figes auf.

    Systematische Desinformation und Geschichtsverfälschungen führen dazu, dass die Bürger eines Landes, an dessen Grenzen seit mehr als 30 Jahren keiner mehr Hand anlegte, sich in einem Verteidigungskampf zu befinden glauben. Der letzte Bogen bis in die Neuzeit ist ein bisschen kurz und besorgt. Aber wer kann schon in die Zukunft sehen? Immerhin wagt Figes einen Ausblick und gibt eine Beurteilung ab:

    „Es ist ein unnötiger Krieg, geboren aus Mythen und Putins verdrehter Deutung seiner Landesgeschichte. Wenn er nicht bald beendet wird, wird er das Beste in Russland zerstören.“

    Fazit: Unerlässliche Faktenkunde.

    Kategorie: Sachbuch. Geschichte.
    Verlag: Klett-Cotta, 2022

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