Die letzte Blüte Roms: Das Zeitalter Justinians

Buchseite und Rezensionen zu 'Die letzte Blüte Roms: Das Zeitalter Justinians' von  Peter Heather
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die letzte Blüte Roms: Das Zeitalter Justinians"

Diskussionen zu "Die letzte Blüte Roms: Das Zeitalter Justinians"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:448
Verlag: wbg Theiss
EAN:9783806238921
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Rezensionen zu "Die letzte Blüte Roms: Das Zeitalter Justinians"

  1. 5
    09. Mär 2021 

    Spätantike Geschichte, fundiert dargeboten

    Lange habe ich gezögert, mir dieses Buch zuzulegen, doch nun hat die Wissenschaftliche Buchgesellschaft eine kostengünstigere Paperback-Ausgabe herausgegeben. Und vorweg: ja, die Anschaffung und Lektüre hat sich gelohnt.

    Peter Heathers Studie "Die letzte Blüte Roms. Das Zeitalter Justinians" stellt im Schwerpunkt die Regierungsjahre (525-565 n.Chr.) dar, eine Zeit, in der es kurze Zeit so aussah, als könne das alte römische Reich wiederaufleben. Gut ein halbes Jahrhundert nach dem Untergang des Weströmischen Reiches eroberte das Byzantinische (Oströmische) Reich in den Vandalenkriegen die reichen nordafrikanischen Provinzen zurück, um danach dem Gotenreich in Italien den Garaus zu machen, einem langwierigen, verlustreichen, aber letztendlich von Erfolg gekröntem Unterfangen. So gesehen kann man tatsächlich von der letzten Blüte Roms sprechen. Aber was war der Preis dafür? Und war es ein Programm, dem Justinian folgte? Das sind die beiden Leitfragen, denen Heather in seiner Studie nachgeht. Die Antworten sind ambivalent. Was die Frage nach dem Programm betrifft, so beantwortet sie Heather mit einem klaren Nein. Jusinian war weniger ein Gestalter als ein Getriebener, wie so viele seiner Vorgänger und auch Nachfolger musste er ständig seine Daseinsberechtigung als Kaiser nachweisen und sich gegen potentielle Mitbewerber durchsetzen. Dazu brauchte es Erfolge, um so mehr, als dass das Regime beim Nika-Aufstand am Rande des Abgrundes stand. Verluste/ausbleibende Erfolge in den Auseinandersetzungen mit den Persern an der Ostgrenze, religiöse Spannungen wegen des Konzils von Calchedon, in dem es um die Frage der göttlichen und menschlichen Natur Jesus ging, die aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar sind, entluden sich in diesem Aufstand der Zirkusparteien, der buchstäblich in letzter Sekunde niedergeschlagen wurde. Und damit beginnt das bis heute bekannte uralte Spiel: Um von innenpolitischen Problemen abzulenken, wird ein Krieg inszeniert. Und da traf es sich eben gut, dass die Perser sich auf einen längeren Waffenstillstand einließen und dass Nachfolgestreitigkeiten im Vandalenreich den Byzantinern Anlass zum Einschreiten gab. Und da das mit eher unklarem Auftrag gestartete Herr gleich nach der Landung in Nordafrika große Erfolge erzielte, beschloss der verantwortliche Feldherr Belisar, gleich das Königreich der Vandalen zu zerschlagen und dem römischen Reich wieder einzugliedern. Damit war der nächste Schritt fast vorprogrammiert, der über Sizilien nach Italien, wobei auch hier die Auseinandersetzungen um die Nachfolge Theoderichs den Vorwand für das Einschreiten der Byzantiner abgaben.Selbstredend verschafften diese militärischen Erfolge Justinian den Rückhalt in seinem Reich, den er brauchte, auch um die nach wie vor schwelenden relgiösen streitereien zu beenden.

    Was die Frage nach dem Preis betrifft: es war ein verdammt hoher. Unzählig ist die Zahl der durch die Kriege Getöteten oder Versklavten, was allein schon den wichtigsten Aspekt darstellt. Rein ökonomisch betrachtet vielen die Reichtümer vor allem Nordafrikas an Byzanz, nur müssen die zuvor aufgewendeten Kosten für die militärischen Aktionen dagegen gerechnet werden. Und nicht nur das, Byzanz war nicht (mehr) in der Lage, seine militärische Präsenz an allen Fronten stark zu halten. Von Norden drangen imer wieder fremde Völker zu Raubzügen ins Reich ein, aber in seinen Auswirkungen weitaus schlimmer, die Perser nutzen das Fehlen der im Westen eingesetzten Truppen, um das den Osten des Byzantinischen Reiches zu bedrängen, ein Unterfangen, der zum Untergang der damaligen Weltstadt Antiochia führte. Die Provinzen konnten zwar letztendlich von Byzanz gehalten werden, aber nur, um unter den Nachfolgern Justinians gut hundert Jahre später endgültig verloren zu gehen. Makabrerweise war dies eine Folge des Jahrhunderte langen Dauerkrieges zwische den Römern und den Persern, der letztlich beide Mächte so sehr auszehrte, dass sie den durch den Aufstieg des Islam befeuerten Arabern nichts mehr entgegenzusetzten hatten. Das alles ist nicht Justinians Schuld, wie Heather mehrfach betont. Aber muss man sich nicht auch fragen, ob die Eroberungskriege im Westen nicht doch langfristige Auswirkungen hatten, in dem Sinn, dass die damaligen Verluste eben doch zu einer Schwächung nicht nur des Militärs führte. Aber damit geraten wir in den Bereich der Spekulation.

    Kleines Bonmot am Rande, Heather zieht in seiner 2018 erstmals in Großbritannien veröffentlichten Sudie des Öfteren Paralellen zu heute, mein Lieblingszitat ist auf S. 93, wo über den Vorgänger und Onkel Jusitnians heißt: Justin konnte auf ein paar außergewöhnliche erfolgreiche Monate zurückblicken (was mehr ist, als zum Beispiel Donald Trump je von sich wird behaupten können). Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Schwarze Tage: Roms Kriege gegen Karthago

Buchseite und Rezensionen zu 'Schwarze Tage: Roms Kriege gegen Karthago' von Michael Sommer
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Schwarze Tage: Roms Kriege gegen Karthago"

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Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:368
Verlag: Beck C. H.
EAN:9783406767203
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Rezensionen zu "Schwarze Tage: Roms Kriege gegen Karthago"

  1. 3
    22. Mär 2021 

    Das Buch ist sehr gut in dem, was es macht.

    Der Autor hat hier ein einwandfreies wissenschaftliches Werk verfasst, mit ausführlicher Quellenforschung und Behandlung offener Forschungsfragen. Was hier herausgekommen ist, ist ein Werk für Studenten, Wissenschaftler und Amateurhistoriker. Für mich jedoch, den das Thema durchaus interessiert und der einfach gerne in die Ereignisgeschichte eingetaucht wäre, ist dies leider ein sehr mühsam zu lesendes Buch. Ständig die Verwendung von Konjuntiv I und immer wieder die Vergleiche von schriftlichen Quellen, sind zwar handwerklich korrekt gemacht, aber für mich komplett uninteressant. Ich lese gerne Geschichtsbücher, wenn sie spannend die Geschichte erzählen. Der Autor holt hier jedoch immer sehr weit aus mit seinen Theorienvergleichen, Hintergrundinformationen und Ereignisinterpretationen, wodurch es auf mich teilweise etwas langatmig wirkt.
    Anderseits werden Leser, die sich intensiv mit diesem Konflikt beschäftigen wollen, zufriedengestellt werden, denn der Autor geht auch detailliert auf die Vorgeschichte, die Zwischenkriegsphasen, die Nachkriegszeit und die Peripherie ein, auf die kulturellen und politischen Hintergründe, auf die Rezeption in Literatur und Kunst im späteren Europa, auf einfach alles, was irgendwie mit den Punischen Kriegen zu tun hat. Mangel an Vollständigkeit kann hier sicher nicht kritisiert werden.
    Wie gesagt, finde ich, dass dieses Buch absolut gelungen ist und ein großartiges Grundlagenbuch zu den Punischen Kriegen abgibt, nur bin ich halt nicht das Zielpublikum. Dieses Werk reduziert auf ein Beck-Wissen-Format und ich hätte es verschlungen, so ist es mir jedoch zu viel.
    Fazit: Für die interessierte Leserschaft zu empfehlen.

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  1. 5
    01. Mär 2021 

    Es ist nicht die erste, aber

    Es ist nicht die erste, aber sicherlich die bisher beste Darstellung der Punischen Kriege, die ich bisher gelesen habe. Dem Oldenburger Althistoriker gelingt es, die die Weltgeschichte prägenden Phase der drei mit der Zerstörung Karthagos endenden Kriege informativ und fesselnd darzustellen. In einem relativ kurzen Zeitraum von ca. 120 Jahren (264 v. Chr. -146v. Chr) vollzog sich ein völliger Wandel innerhalb der Mittelmeerwelt, der am Ende Roms Aufstieg zur Weltmacht sah. Ausgehend von einem eher zweitrangigen Anlass auf der Insel Sizilien.entwickelte sich ein Vernichtungskrieg zwischen der Seemacht Karthago und der auf Italien beschränkten Landmacht Rom. Plündernde Ex-Söldner besetzten die Stadt Messina an der Meerenge zwischen Sizilien und der Stiefelspitze Italiens, als sie die Reaktion der mit Karthago verbündeten Syrakusaner fürchteten, wandten sie sich mit der Bitte um Unterstützung an den römischen Senat. Was trieb diesen an, dem Hilfegesuch zu entsprechen? Im Vorfeld hatten die Römer eigentlich ein gutes Verhältnis zu Karthago und erkannten in einigen Verträgen deren Vormachtstellung im westlichen Mittelmeer an. Doch nun riskierten sie eine Auseinandersetzung, deren Ausgang durchaus unklar war, da die Römer es anders als in ihren bisherigen inneritalischen Kriegen mit einem gleichwertigen, möglicherweise sogar übermächtigen Gegner zu tun hatten. Die Antriebsfedern waren letztendlich die zu erwartende Beute im Siegesfall und vor allem innenpolitische Beweggründe. Senatsmitglieder, die sich im sogenannten cursus honorum bewähren wollten, sahen in erfolgreich geführten militärischen Kommandos eine hervorragende Möglichkeit, sich für höhere Weihen zu profilieren. Der letztere Beweggrund war genauso wichtig für die dem ersten Punischen Krieg folgenden Auseinandersetzungen, auch mit Griechen und den Diadochenreichen. Am Ende stand der 264 nicht unbedingt absehbare Aufstieg Roms zur Weltmacht. Mit der Eroberung Siziliens hatten die Römer den ersten Schritt aus dem Festland getan, danach folgte ihe Ausdehnung in Spanien, Griechenland und Nordafrika. Der Preis dafür war sicherlich ein hoher, aber letztendlich war, so Sommer, der Bestand der römischen Suprematie in Italien, der Machtbasis Roms, nie ernsthaft in Gefahr. Selbst Hannibals Zug nach Italien führte nicht zum Zusammenbruch der römischen Macht, da die Bundesgenossen, anders als von den Karhagern erhofft, trotz aller Niederlagen fest an der Seite Roms standen. So verpuffte Hannibals Initiative letztendlich in einem Abnutzungskrieg, den die Karthager fernab ihrer Machtbasis (die zudem mit Spanien auch noch verloren ging), nicht gewinnen konnten. Nicht zufällig endete dann der zweite Punische Krieg mit der Schlacht von Zama in Nordafrika. Und das Ende Karthagos im dritten Punischen Krieg war letztendlich vorprogrammiert, denn angesichts der römischen Übermacht waren die Karthager chancenlos.

    Wie so ziemlich jede historische Darstellung beginnt Sommer mit einer Übersicht über die Quellenlage, die in diesem Fall eindeutig römisch geprägt ist. Es gibt leider nur die Sicht der Sieger auf diesen Konflikt, was alles hätten uns wohl karthagische Quellen verraten können? Und, nun völlig in kontrafaktische Geschichtsschreibung abgleitend, was wäre gewesen, wenn sich die in einer Abfolge verschiedener Kriege gegen die Römer unterlegenen Kathager, Griechen und Seleukiden verbündet hätten, wie es Hannibal gern gesehen hätte?

    Wer sich für die antike Geschichte interesssiert, sollte sich diese Studie zu Gemüte führen.

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Die Perserkriege

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Perserkriege' von Josef Fischer
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

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Format:Kindle Ausgabe
Seiten:224
Verlag:
EAN:
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Rezensionen zu "Die Perserkriege"

  1. Solide Darstellung

    Der Wiener Althistoriker hat mit "Die Perserkriege" die wohl aktuellste Darstellung dieses uralten Themas vorgelegt. Ausführlich und unter Verwendung der wenigen vorliegenden Quellen beschreibt er die Voraussetzungen, die Ursachen und den Verlauf der Auseinadersetzung zwischen Griechen und Persern in der ersten Hälfte des 5.Jahrhunderts v.Chr. Dabei ist naturgemäß wenig Neues zu erwarten, eben weil die Quellenlage so dünn ist. Im Grunde ist es beinahe nur der Vater der Geschichtsschreibung Herodot, der dazu Material liefert. Und dieses ist, wie Fischer quellenkritisch mehrfach aufzeigt, mit äußerster Vorsicht zu genießen. Die bekannten Schlachten bei Marathon, den Thermopylen und die vermutlich entscheidende Seeschlacht bei Salamis sind Allgemeingut, aber ob sie sich wirklich so zugetragen haben, wie Herodot und spätere Autoren sie beschreiben, ist äußerst zweifelhaft. Das beginnt mit den schier unglaublichen zahlentechnischen Überlegenheit der ins Feld ziehenden Perser, die wohl nur dazu dienen soll, den Mut und die Opferbereitschaft der eigenen, der griechischen Seite, zu betonen und endet mit mit einigen Details zum Schlachtverlauf, die bei genauerem Hinsehen sich als zumindest fragwürdig erweisen. Auf jeden Fall haben die Griechen wohl Fortuna an ihrer Seite gehabt, bedenkt man, dass vor der entscheidenden seeschlacht die persische Flotte durch einen heftigen Sturm bereits dezimiert wurde und dass die persischen Feldherren sich einige fatale Fehler erlaubten, unter anderem den, sich die durch die Hoplitenphalnx gekennzeichnete Kampfweise der Griechen aufdrücken zu lassen, was die eher leicht bewaffneten Perser immer wieder ins Hintertreffen brachte.

    Interessant ist vor allem das lieder sehr kurze letzte Kapitel, in dem Fischer eine universalhistorische Wertung der Perserkriege vorzunehmen, d.h. der frage nachzugehen, was gewesen wäre, wenn die Perser damals gesiegt hätten. Frührere Autoren sahen in den Kriegen stets den erfolgreichen Abwehrkampf des Westens gegenüber dem Osten (nicht zufälligerweise appellierte Göring nach Stalingrad an den Durchhaltewillen, indem er die Schlacht an den Thermopylen instrumentalisierte), wobei der westen für Freiheit und Fortschritt, der Osten für Unterdrückung und religiöse Borniertheit. Dagegen betont Fischer, dass die Perser gegenüber den unterworfenen Völkern eine weitgehende Toleranz walten ließen, was vermuten lässt, dass all das, für das das klassische Greichenland steht, auch im Fall einer Niederlage eingetreten wäre, möglicherweise wäre sogar der diesen Auseinandersetzungen folgende fatale Peloponnesische Krieg, in dem es um die Hegemonie der einstmals verbündeten Spartaner und Athener ging, ausgeblieben.

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Eine kurze Geschichte der Menschheit

Buchseite und Rezensionen zu 'Eine kurze Geschichte der Menschheit' von Yuval Noah Harari
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5 von 5 (1 Bewertungen)

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Lesern von "Eine kurze Geschichte der Menschheit" gefiel auch

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:529
Verlag:
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Rezensionen zu "Eine kurze Geschichte der Menschheit"

  1. 5
    09. Jan 2020 

    Großartiges Buch!

    Großartiges Buch!
    Die Art und Weise wie Harari hier die wichtigsten Ereignisse der Menschheit aufzeichnet ist hervorragend. Er verliert sich seltene in Details oder reißt Themen zu oberflächlich an. Er schafft es in seiner, wie der Titel des Buches schon Selbst sagt, kurzen Beschreibung der Epochen immer genau soviel zu Sagen das es einem zum weiterdenken anregt. Sei es nun Kulturen, Religion, Glück oder Themen wie Ernährung und Nachhaltigkeit, am ende steht man meist grübelnd da und macht sich Gedanken. Wer am ende dieses Buches nicht wenigstens einmal seinen Alltag infrage gestellt hat und darüber hinaus im allgemeinen die Errungenschaften sowie die Schattenseiten der menschlichen Geschichte, der hat entweder nicht Richtig gelesen oder ist Selbst schon gänzlich verloren.

    Ich kann es nur jedem empfehlen. Es löst zwar keinen der aufgegriffen Fragen oder Probleme aber das ist auch nicht der Sinn und Zweck dieses Buches.
    Für jeden der auch mal über den Tellerrand hinaus Schauen will.

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Das Königreich der Vandalen

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Königreich der Vandalen' von Konrad Vössing
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Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:208
Verlag:
EAN:9783534269112
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Rezensionen zu "Das Königreich der Vandalen"

  1. 5
    02. Mär 2020 

    Lesenswerte Kurzdarstellung der Geschichte der Vandalen

    Auf gut 150 Seiten darstellendem Text (zuzüglich einem umfangreichen Quellen- und Literaturanhang) beschreibt der Bonner Althistoriker Konrad Vössing die Geschichte dieses kleinen germanischen Wandervolkes, das es schaffte, sich die nordafrikanischen Provinzen des römischen Reiches zu unterwerfen und damit maßgeblich zum Untergang des weströmischen Reiches beizutragen. Das Problem des Historikers bei diesem Unterfangen ist es, dass es keine Quellen gibt, die sich genuin diesem Volk widmen, es findet immer nur im Kontext spätantiker Entwicklungen Erwähnung. Damit bleibt vieles im Unklaren und Spekulativen, lediglich über das nach der Einwanderung nach Afrika gegründete vandalische Königreich mit der Hauptstadt Karthago, das nicht ganz 100 Jahre überdauerte, weiß man einigermaßen Bescheid. Eigentlich erstaunlich, dass sich das Eroberervolk mit knapp 80000 Menschen, von denen ca. 20000 Krieger waren, in einer Gesellschaft mit einem eindeutigen Übergewicht romanischer Bevölkerung und angesichts des nicht immer einfachen Verhältnisses zu den aus dem Süden drängenden Mauren zu behaupten wusste. Das, was den Grundstein für diesen Erfolg gelegt hatte, die strikte Trennung der vandalischen von der römischen Lebenswelt in vielfältigen Bereichen, sei es die Religion (die Vandalen waren im Gegensatz zu den katholischen Romanen Arianer), sei es die Beschränkung auf ein vandalisches Kerngebiet rund um die Hauptstadt, während die daran grenzenden Provinzen nur dem Namen nach vandalisch waren, aber im Punkt Besitzverhältnisse römisch blieben, war letztlich auch der erste Schritt zum Untergang des Reiches. Es gelang den Vandalen eben nie, so etwas wie ein geeintes und vor allem loyales Staatsvolk zu schaffen, im Gegenteil, das Misstrauen gegen die Römer zeigte sich unter anderem auch darin, das die Mauern der Städte zerstört wurden, um möglichen Revolten vorzubeugen. Dies rächte sich dann doppelt, denn als der byzantinische Feldherr mit dem Aufrag zur Rückeroberung der afrikanischen Provinzen erschien, gab es keine festen Punkte, von denen aus sich ein vandlischer Widerstand hätte formieren können, zum anderen wurden die byzantinischen Truppen von der Mehrheit der römischen Bevölkerung als Befreier begrüßt. Dies ging soweit, dass sich der letzte vandalische König Gelimer nach der Niederlage in einer offenen Feldschlacht nicht mehr traute, in seine Hauptstadt Karthago zurückzukehren um sich dort zu verschanzen.

    Die Darstellung endet mit einer Betrachtung zum Begriff Vandalismus, der zu Unrecht mit diesem Volk in Verbindung gebracht wird, denn er ist ein neuzeitlicher Begriff, der erst im Kontext der französichen Revolution seine negativeKonnotation bekam. Gerade die Eroberung Roms durch die Vandalen im Jahr 455, sicherlich ein Schock für die ehemalige Weltmacht, war alles andere als sinnlose Zerstörung. Bevor die vandalischen Krieger die Stadt betraten, wurde ausgehandelt, dass die Römer keinen Widerstand leisten würden und die Vandalen mitnehmen könnten, was sie wollen, dafür aber auf Zerstörungen und Gewalttaten verzichten sollten, was auch eingehalten wurde. Die Vandalen kehrten reich beladen zurück in ihr Reich, doch Rom blieb vom Schlimmsten verschont.

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The Rise and Fall of Ancient Egypt

Buchseite und Rezensionen zu 'The Rise and Fall of Ancient Egypt' von Toby Wilkinson
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

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Format:Taschenbuch
Seiten:672
EAN:9781408810026
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Rezensionen zu "The Rise and Fall of Ancient Egypt"

  1. Anregend, aber auch fragwürdig

    Meine Rezension bezieht sich auf die deutsche Ausgabe.
    Toby Wilkinson, Ägyptologe an der Universität Cambridge, ist als anerkannter Experte für die Geschichte des alten Ägypten auch für die BBC und Channel 4 tätig. Dies merkt man auch seinem Buch an. Seine Darstellung über die faszinierende Geschichte dieser Epoche liest sich flüssig und schlägt den Leser in ihren Bann. In fünf Teilen, beginnend mit den Anfangen um 5000 und endend mit Kleopatras Selbstmord und dem Aufgehen Ägyptens im römischen Reich, beschreibt Wilkinson anschaulich und für Laien gut nachvollziehbar, wie sich dieses vom Nil geprägte Land zu einer der ersten Großmächte der Welt entwickelt hat. Abgerundet wird das Buch durch ein knappe Beschreibung des Fortwirken des alten Ägyptens bis heute.

    Warum dann nicht die volle Bewertungszahl? Ich bin zwar kein Ägyptologe, weiß aber als Historiker durchaus um den bisweilen begrenzten Aussagewert gerade antiker Quellen, die dann natürlich der Interpretation Tür und Tor offen lassen. Und genau das ist es, was mich bei der Lektüre etwas gestört hat. Mehrfach hatte ich den nicht unbedingt beweisbaren Eindruck, dass Wilkinson Vermutungen mit Verve als Wahrheiten verkauft hat. Aber sieht man davon einmal ab, eröffnet das Buch dem Leser wahrlich eine gute Übersicht.

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Der Geist auf dem Thron

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Geist auf dem Thron' von James Romm
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Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406688034
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Rezensionen zu "Der Geist auf dem Thron"

  1. Detail-und kenntnisreiche Studie über die Auseinandersetzungen u

    James Romm erzählt in seinem Buch "Der Geist auf dem Thron" die Geschichte des rapiden Zerfalls des Alexanderreiches zwischen 323 und 310. Als Alexander 323 stirbt, hat er es (absichtlich?) versäumt, einen Nachfolger zu bestimmen, sodass im Grunde unmittelbar nach seinem Tod ein erbitterter Machtkampf unter seinen Feldherren entbrennt, der zahlreich Bruderkriege mit wechselnden Koalitionen zur Folge hat.

    Zum Spielball werden dabei die Angehörigen Alexanders, seine schwangere Frau Roxane, die ihm später einen gleichnamigen Sohn schenkt, sein schwachsinniger Bruder und dessen Frau sowie andere Geschwister. Der Feldherr, der diesen Personenkreis kontrolliert, hat die vermeintlich beste Legitimation für seine Herrschaft, doch oft ist diese trügerisch, denn die jeweiligen Gegner berufen sich ebenfalls auf die Legalität der Argeadendynastie, für die sie vorgeben zu kämpfen. Zahlreiche Schlachten kosten einzelnen ehemaligen Gefolgsleuten Alexanders das Leben (wobei alte Freundschaften keine Rolle mehr spielen), ganz zu schweigen von zehntausenden Soldaten, die einst gemeinsam zum Alexanderzug aufgebrochen sind und sich nun auf verschiedenen Seiten wiederfinden. Als die Alibiherrscher ihre Pflicht erfüllt haben, sprich, als sich ihre Vormünder in ihrer jeweiligen Machtposition etabliert haben, werden sie stillschweigend beseitigt, als letzte der junge Alexander und seine Mutter Roxane im Jahr 310. Damit endet Romms Studie, doch die Diadochenkriege gehen noch weiter.

    James Romms Werk ist detail- und Kenntnisreich geschrieben, das einzige, was bisweilen stört, sind anachronistische Modernismen, etwa wenn er von "Hooligans" spricht, wenn er die verführte Menge der athenischen Wähler aus den unteren Schichten meint, die sich zu einem letztlich erfolglosen Aufstand gegen die Makedonenherrschaft aufstacheln lassen.

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Athen oder Sparta

Buchseite und Rezensionen zu 'Athen oder Sparta' von Wolfgang Will
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Athen oder Sparta"

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Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406740985
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Rezensionen zu "Athen oder Sparta"

  1. Leider ist die Geschichte der

    Leider ist die Geschichte der griechischen Antike im Lehrplan nur noch Stoff der Klasse 6, und das auf einem äußerst oberflächlichen Niveau. Dabei hat diese doch so viel zu bieten, unter anderem auch den Antagonismus zwischen den Suprematiemächten Athen und Sparta. Standen diese noch gemeinsam gegen die in Griechenland eindringenden Perser, so entwickelte sich schnell ein Gegensatz zwischen der Landmacht Sparta und der Seemacht Athen, der dann in die finale Auseinandersetzung des Peloponnesischen Krieges (431-404 v. Chr.) führte. Athen als demokratisch regierter Staat nutzte seine Stellung als Führungsmacht des attischen Seebundes aus, um von den Verbündeten, die bald eher den Status Unterworfener hatten, horrende Tribute für die Kriegskasse zu erpressen. Dies spielte Sparta, wo eine Oligarchie seit Jahr und Tag die Geschicke der Stadt lenkte, insofern in die Hände, dass es sich als Schutzmacht aller Griechenstädte gerieren konnte. Zunächst getrieben von den eigenen Verbündeten ließ sich die Kriegerstadt, Führungsmacht des Peloponnesischen Bundes, auf einen blutigen Kampf um die Vorherrschaft in Griechenland ein. Nache einem längeren Hin und Her gelang es zunächst keiner der beiden Städte, deutliche Vorteile zu erzielen, aber der Übermut trieb die Athener zu ihrer sizilianischen Expedition, wo sie mit Syrakus einen Verbündeten der Spartaner ausschalten wollten, um die Insel selbst zu kontrollieren. Bekanntlich endete dieses Unternehmen mit einer riesigen Katasprophe, von der sich Athen nie mehr erholen sollte, womit dem Sieg der Spartaner der Weg bereitet wurde.

    Wolfgang Will schildert diese Auseinandersetzung sehr anschaulich mit detailreichen Kenntnissen. Sein Hauptzeuge ist naturgemäß Thukydides, der Augenzeuge aus dem Krieg, der als attischer Stratege selbst eine, leider nicht ganz vollendete Darstellung vorgelegt hat. Will ergänzt dessen Berichte aus dem Bereich der überlieferten Tragödien, die immer auch ein Spiegel ihrer Zeit waren sowie um die Berichte Xenophons. Deutlich wird vor allem, mit welchen Schmierenkomödien um die Macht über die Volksversammlungen in Athen gestritten wurde, Verleumdungen und falsche Zeugen gab es zuhauf. Doch heißt das im Umkehrschluss nicht, dass die spartanische Oligarchie die bessere Alternative gewesen wäre. Das Bemühen Spartas als Befreier aufzutreten war allenfalls eine Finte, spätestens als die Stadt mit dem Sieg kurzzeitig die unangefochtene Nummer 1 in Griechenland war, zeigte sich, dass sich lediglich der Unterdrücker geändert hatte, weniger die Verhältnisse an sich.

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Eine kurze Geschichte der Menschheit

Buchseite und Rezensionen zu 'Eine kurze Geschichte der Menschheit' von Yuval Noah Harari
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Eine kurze Geschichte der Menschheit"

Broschiertes Buch
Der Mensch: Krone der Schöpfung oder Schrecken des Ökosystems?

Wie haben wir, Homo Sapiens, es geschafft, den Kampf der sechs menschlichen Spezies ums Überleben für uns zu entscheiden? Warum ließen unsere Vorfahren, die einst Jäger und Sammler waren, sich nieder, betrieben Ackerbau und gründeten Städte und Königreiche? Warum begannen wir, an Götter zu glauben, an Nationen, an Menschenrechte? Warum setzen wir Vertrauen in Geld, Bücher und Gesetze und unterwerfen uns der Bürokratie, Zeitplänen und dem Konsum? Und hat uns all dies im Lauf der Jahrtausende glücklicher gemacht?

Vor 100 000 Jahren war Homo sapiens noch ein unbedeutendes Tier, das unauffällig in einem abgelegenen Winkel des afrikanischen Kontinents lebte. Unsere Vorfahren teilten sich den Planeten mit mindestens fünf weiteren menschlichen Spezies, und die Rolle, die sie im Ökosystem spielten, war nicht größer als die von Gorillas, Libellen oder Quallen. Vor 70 000 Jahren dann vollzog sich ein mysteriöser und rascher Wandel mit dem Homo sapiens, und es war vor allem die Beschaffenheit seines Gehirns, die ihn zum Herren des Planeten und zum Schrecken des Ökosystems werden ließ. Bis heute hat sich diese Vorherrschaft stetig zugespitzt: Der Mensch hat die Fähigkeit zu schöpferischem und zu zerstörerischem Handeln wie kein anderes Lebewesen. Und die Menschheit steht jetzt an einem Punkt, an dem sie entscheiden muss, welchen Weg sie von hier aus gehen will.

Diskussionen zu "Die letzte Blüte Roms: Das Zeitalter Justinians"

Lesern von "Eine kurze Geschichte der Menschheit" gefiel auch

Format:Broschiert
Seiten:528
EAN:9783570552698
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Rezensionen zu "Eine kurze Geschichte der Menschheit"

  1. 5
    09. Jan 2020 

    Großartiges Buch!

    Großartiges Buch!
    Die Art und Weise wie Harari hier die wichtigsten Ereignisse der Menschheit aufzeichnet ist hervorragend. Er verliert sich seltene in Details oder reißt Themen zu oberflächlich an. Er schafft es in seiner, wie der Titel des Buches schon Selbst sagt, kurzen Beschreibung der Epochen immer genau soviel zu Sagen das es einem zum weiterdenken anregt. Sei es nun Kulturen, Religion, Glück oder Themen wie Ernährung und Nachhaltigkeit, am ende steht man meist grübelnd da und macht sich Gedanken. Wer am ende dieses Buches nicht wenigstens einmal seinen Alltag infrage gestellt hat und darüber hinaus im allgemeinen die Errungenschaften sowie die Schattenseiten der menschlichen Geschichte, der hat entweder nicht Richtig gelesen oder ist Selbst schon gänzlich verloren.

    Ich kann es nur jedem empfehlen. Es löst zwar keinen der aufgegriffen Fragen oder Probleme aber das ist auch nicht der Sinn und Zweck dieses Buches.
    Für jeden der auch mal über den Tellerrand hinaus Schauen will.

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SPQR: Die tausendjährige Geschichte Roms

Buchseite und Rezensionen zu 'SPQR: Die tausendjährige Geschichte Roms' von Mary Beard

Inhaltsangabe zu "SPQR: Die tausendjährige Geschichte Roms"

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Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:656
Verlag: S. FISCHER
EAN:9783100022301
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