Ravenna. Hauptstadt des Imperiums, Schmelztiegel der Kulturen

Mit "Diokletian - Kaiser zweier Zeiten" legt der emeritierte Althistoriker Alexander Demandt nach "Marc Aurel" die zweite Biographie eines römischen Kaisers vor. Einziger "Mangel" des Buches: der Titel ist in gewisser Weise ein Etikettenschwindel, denn es geht beileibe nicht nur um Diokletian, im Mittelpunkt steht vielmehr das von ihm geschaffene System der Tetrarchie, der Aufteilung des gesamten römischen Reiches unter zwei Augusti, quasi Seniorkaiser, denen jeweils einer der beiden Caesarii, die Juniorkaiser, zur Seite stand. Notwendig wurde diese Einrichtung durch die vorangegangene Epoche der Soldatenkaiser, d.h. manchmal sogar gegen ihren Willen von ihren Legionen zum Kaiser ausgerufenen Feldherren, was naturgemäß zu bürgerkriegsartigen Zuständen und häufig wechselnden Staatsoberhäuptern führte. Diokletian beendete die "erste Zeit", indem er die Macht auf eben vier Schultern verteilte und von den Teilhabern Einigkeit erwartete, was zumindest für die Zeit der ersten Tetrarchie auch recht gut funktionierte. Doch bereits nach seinem und Maximians (sein Mitaugustus) Abdankung begannen erneut Auseinandersetzungen um die Nachfolge, da, anders als vom Erfinder der Tetrachie geplant, sich nicht das Leistungsprinzip für die Besetzung der Kaiserwürde durchsetzte, sondern die Erbfolge an deren Stelle trat, was dann einen Kaiser wie Konstantin, Sohn eines Caesaren, möglich machte. Und gleichzeitig neue Bürgerkriege hervorrief.
Interessant ist auch die Darstellung Diokletians in den Quellen, für die einen ist er eine Art Friedenskaiser, der dem römischen Reich eine letzte Ruhephase vor dem Germanensturm verschaffte, für andere, insbesondere christliche Autoren, ist er wegen der von ihm veranlassten Christenverfolgungen der Antichrist, an dem kein gutes Haar gelassen wird. Dabei waren seine Maßnahmen im Vergleich zu anderen eher moderat und auch mehr die Folge der intransingenten Haltung der späteren Opfer, denn er hatte niemals einen Abfall vom Glauben gefordert, allerdings die Opferbereitschaft der Christen unterschätzt.
Einen leicht schalen Beigeschmack hat bei mir allerdings eine Formulierung hinterlassen, Im Kontext von Geschichstserinnerung verweist Demandt auf die Tatsache, dass Vorgänge oft an ihren extremen Auswüchsen gemessen werden und erwähnt in diesem Zusammenhang den Holocaust im Nationalsozialismus. Aber gab es denn irgendeine Art von moderatem Nationalsozialismus?
Klappentext:
„Im Zentrum der Macht: Bildgewaltige Zeitreise in das antike Rom
Das Forum Romanum war das politische, wirtschaftliche und religiöse Herz des alten Rom. Von hier aus wurden die Geschicke eines ganzen Weltreichs gelenkt. Noch heute zählen die berühmten Überreste antiker Baukunst zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Roms. Jedes Jahr begeben sich zahllose Besucher auf dem ehemaligen altrömischen Marktplatz auf die Spuren des römischen Imperiums. Doch die bruchstückhafte Erhaltung der Ruinen erlaubt den heutigen Betrachtern nur eine vage Vorstellung davon, wie dieser Ort in der Antike tatsächlich einmal ausgesehen haben mag.
Gilbert J. Gorski und James E. Packer erwecken das Forum Romanum mittels modernster 3D-Technik zum Leben. In ihrem preisgekrönten Buch beleuchten die Experten Geschichte, Architektur und Rekonstruktion der wichtigsten Gebäude und lassen so ein Stück römischer Geschichte wieder auferstehen.
Sonderausgabe des vielfach ausgezeichneten Bildbandes zum Forum Romanum“
Allein die rechteckige, stattliche Größe dieses Buches ist schon gleich zu Beginn hervorzuheben. Diese Größe wird den gewaltigen Bildern dieses Buches gerecht. Die Seiten sind von bester Qualität und die Drucke ebenso. Man muss schon genau hinsehen um Computer von Realität zu unterscheiden. Was erwartet hier den Leser? Eine Vorstellung des Forum Romanum - das Herz Roms. All dies wurde durch beeindruckende Recherchen und Forschung in einer 3D-Animation zum Leben erweckt. Wir Leser dürfen wahrlich abtauchen in eine Zeit, aus der heute nur noch Überreste zu sehen sind. Wir erhalten einen anderen Blickwinkel, bzw. generell erstmals Sicht auf dieses Forum Romanum.
Dieses Buch ist wirklich mehr als beeindruckend und bietet ein Stück Zeitgeschichte zum anfassen. 5 von 5 Sterne für dieses Buch!
Klappentext:
„Flüsse haben, mehr als jede Straße oder Technologie, den Lauf unserer Zivilisation geprägt. Sie haben Entdeckern neue Wege eröffnet, sie bilden und überwinden Grenzen, ermöglichen Handel, stellen Energie bereit und ernähren Millionen. Die meisten Großstädte wurden an Ufern von Flüssen gegründet. Auch wenn ihr Lauf heute meist eingehegt ist, bleiben die Ströme in Zeiten von Klimawandel und Wasserknappheit eine machtvolle globale Kraft: Ihre weitverzweigten Arterien spenden Leben, können aber ebenso alles zerstören, was ihnen im Weg ist. In seiner glänzend geschriebenen Weltgeschichte der großen Flüsse seit der Antike lenkt der Umwelt- und Geowissenschaftler Laurence Smith erstmals unseren Blick auf eine gemeinhin unterschätzte kulturbildende Naturkraft.
Ausstattung: mit zahlreichen Abbildungen und Farbbildteil“
Meine Erwartungen an das Buch waren wohl scheinbar zu groß. Nach dem Hochwasser-Unglück an der Ahr im Sommer 2021, immer wiederkehrende Erdrutsche und Hochwasser beispielsweise in Indien oder Staudamm-Unglücke wie in Brasilien - man wird wieder sensibler was das Thema „Flüsse“ angeht. So wollte ich hier gern in die Geschichte und Entstehung dieser einfach gern mehr erfahren. Leider verzettelt sich Autor Laurence Smith zu sehr in Nebensächlichkeiten und seiner eigenen, persönlichen Geschichte. Das Wie und Warum werden leider nur schwach beantwortet, man sucht ständig nach dem „Wann kommt denn endlich mal was zum Thema!“ und findet es leider nicht. Smith‘ Ausführungen sind einfach manches Mal zu verschachtelt, zu oberflächlich. Hier und da erklärt er genauer aber das ist leider nicht die Mehrheit des Buches. Wie andere kritische Lesestimmen ebenfalls schon erkannt haben, entdeckt hier ein weltoffener und neugieriger Leser nichts Neues. Das kann ich nur so unterschreiben. Wer ein wenig in der Schule aufgepasst hat, hat hier nur Wiederholung zu erwarten. In vielen Punkten kratz er nur an der Oberfläche oder fokussiert sich zu sehr auf die USA und weniger auf den Rest der Welt. Zum Schluss gibt es ein paar interessante Fakten aber das befriedigte definitiv nicht meine Erwartungen an das Buch.
2 von 5 Sterne von mir.
Der Untertitel dieses Buches lautet: „Wie mächtige Ströme Reiche schufen, Kulturen zerstörten und unsere Zivilisation prägen.“ Entsprechend habe ich mir eben ein historisches Sachbuch vorgestellt, mit dem Thema Flüsse als verbindendes Element. Nachdem ich aber die ersten paar Kapitel gelesen hatte, wurde ich stutzig und klappte zum Umschlag, um die Informationen über den Autor anzuschauen. Siehe da, der Herr ist Professor für Geowissenschaften und Umweltstudien. Das erklärt, warum das so oberflächlich geschrieben wurde. Es klingt brutal, wenn ich das schreibe, aber jeder, der sich ein bisschen für Geschichte interessiert und ein bisschen das aktuelle Weltgeschehen verfolgt, weiß bereits alles, was in diesem Buch steht. Denn das ist der nächste Punkt: Der historische Teil ist nur sehr kurz, sehr viel mehr schreibt er über die aktuelle Situation der Flüsse und dabei hat er einen sehr starken Fokus auf seine Heimat, die USA. Politik, Geologie, Umweltschutz – alles wird ein bisschen erwähnt, viele Orte aufgelistet, aber nichts richtig aufgeführt, nirgends geht er tiefer darauf ein. Das Buch selbst ist wie ein Fluss, der auf der Oberfläche in viele Bereiche mäandert, aber nirgends länger stehen bleibt.
Erst dann Kapitel 7 und 8, als es konkret um sein Fachgebiet geht, erreicht das Buch jenes Niveau, das ich mir erwartet hätte. Da merkt man halt, dass der Autor sich wirklich damit auskennt und mit Leidenschaft darüber schreibt. Das waren dann auch die mit Abstand interessantesten Kapitel, die eben auch neue Informationen und spannende Zusammenhänge lieferten.
Kapitel 9 liefert zum Abschluss noch einen kurzen Ausblick auf die Zukunft der Urbanisierung von Flüssen, was auch ein sehr interessantes Thema wäre, aber wiederum sehr knapp behandelt wird.
Ein weiterer Kritikpunkt, der wohl nur meinen persönlichen Geschmack trifft, ist, dass der Autor sich selbst sehr oft einbaut. Es fühlt sich mehr so an, als würde der Autor uns nur zeigen wollen, wo er überall war und wen er alles getroffen hat. Denn das sind immer kurze Absätze, die regelmäßig eingefügt werden, aber gar nichts zum Buch beitragen. Voher ein nüchternes Sachbuch, dann ein Absatz nach dem Muster „Ich war dort und haben diese Person getroffen“ und anschließend weiter als nüchternes Sachbuch, ohne dass die autobiografische Information auch nur irgendeinen Nutzen hätte.
Lobenswert möchte ich hingegen die schönen Fototafeln hervorheben. Ich habe mittlerweile schon einige Sachbücher gesehen, in denen die Fotos wirklich schlecht sind und nach einem seltsamen System ausgewählt wurden. Hier jedoch blättert man gerne durch diese.
Das äußere des Buches verspricht also ein historisches Sachbuch, was es aber nicht ist. Deshalb bin ich persönlich schon mal enttäuscht. Ich hätte mich dann ja damit abgefunden, weil mich auch andere Fachgebiete durchaus interessieren, aber leider ist das Buch halt überhaupt nicht spannend. Insgesamt hätte ich mir einfach gewünscht, dass es weniger Themen gibt, etwa nur Geschichte, aber dafür tiefer und ausführlicher.
Fazit: Als Überblickswerk für interessierte Leser sicher spannend, aber nicht geeignet für Leser mit Vorwissen, die sicher tiefer mit dem Thema auseinandersetzen wollen.
Gerade mal vier Jahre alt war Caligula römischer Kaiser, doch hat er deutliche Spuren in der römischen Geschichte hinterlassen, aber eher solche, auf die man eher verzichten möchte. Bereits kurz nach seinem gewaltsamen Tod setzt eine Geschichtsschreibung ein, die ihn als dekadent, vor allem aber als wahnsinnig brandmarkt. Aloys Winterling hat sich nun in seiner kurzen Biographie daran gemacht und die Quellen kritisch überprüft und auch manchmal gegen den Strich gelesen. Wie bei seinem Vorgänger Tiberius und seinem Nachnachfolger Nero sind es vor allem Historiker, die dem Senatorenstand nahestehen, und der hatte es unter Caligula weiß Gott nicht einfach. Am Anfang verlief alles nach Plan, der junge Kaiser distanzierte sich vom allseits unbeliebten Tiberius und war bei Volk und Adel beliebt, doch das Verhältnis zum letztern trübte sich schnell. Seit Einführung des Prinzipats durch Augustus wurde der Schein aufrecht erhalten, der Kaiser sein nur der erste unter gleichen, weshalb der Begründer dieser Einrichtung sich auch bemühte, diese Gleichberechtigung nach außen durch Achtung des Senatorenstandes zu demonstrieren, wobei doch jedem klar war, wer das Sagen hatte. Doch nach der für Senatoren lebensbedrohlichen Phase der Bürgerkriege sehnten sich alle nach Ruhe und spielten Augustus` Spiel mit. Doch bereits sein Nachfolger Tiberius war des Opportunismus der Senatoren überdrüssig, weshalb er sich in seinen letzten Regierungsjahren nach Capri zurückzog. In einer bedrohlichen Auseinandersetzung um die mögliche Nachfolge wuchs Caligula, der mehrere ältere Brüder und seine Mutter dabei gewaltsam verlor, wuchs Caligula im Umfeld des Tiberius heran, gut möglich, dass ein Teil der ihm nachgesagten psychischen Deformationen mit diesen Kindheitserfahrungen zu tun hatte. Günstlinge förderten seine Kaisererhebung gegen einen weiteren, nicht minder berechtigten Thronkandidaten, die Senatoren bejubelten ihn, was blieb ihnen auch anderes übrig. Doch stets gab es aus ihren Reihen Verschwörungen, die Caligula dazu brachten, das Spiel des Augustus nicht mehr mitzuspielen und stattdessen die Speichelleckerei der Senatoren auf bisweilen zynische Art vorzuführen. Gipfel der Demütigung war die angebliche Ernennung seines Lieblingspferdes zum Konsul, einem Amt, das die Senatoren für sich beanspruchten. So bildete sich unter dem römischen Adel ein Mischung aus Angst und Rachedurst, die dann zu Caligulas Untergang und seinem schlechten Ruf als Kaiser führten. Vielleicht war er aber einfach nur zu ehrlich und wollte das Prinzipat mit seinen verlogenen Spielregeln durch eine knallharte Monarchie ersetzen, was der tatsächlichen Realität wohl auch eher entsprochen hätte.
"Dark Rome" von Michael Sommer beschreit die dunklen Seiten des Machtstaates am Tiber, wobei sich angesichts zahlreicher Kriege, himmelschreinender sozialer Ungleichheit, Sklaverei und der blutigen Seite der "Brot und Spiele" überhaupt jemals soetwas wie ein "Bright Rome" existiert hat, falls ja, dann wohl nur für die wenigen auserlesenen Menschen, die dem Senatorenstand angehörten und ihre Familien. Manches von dem, was der Historiker beschreibt, ähnelt tatsächlich dem neugierigen Blick durchs Schlüsselloch, den er in seinem Vorwort erwähnt, so etwa das zweite Kapitel "Bettgeschichten". Anderes wirft einen neuen Blick auf die bekannten Abläufe der römischen Geschichte, so etwa die Rolle der "Geheimdienste" in den Kriegen und auch im Frieden. Manches berichtet aus dem Blickwinkel der sogenannten kleinen Leute, die sich in ihren Nöten aller Fluchtafeln und der schwarzen Magie zuwandten. Doch vieles ist dann auch wieder aus der Welt der dominanten Senatorenschicht, wenn etwa die dort betriebenen Intrigen beschrieben werden, für die die Ermordung Caesars nur ein, wohl aber das bekannteste Beispiel darstellt. All das schildert Sommer auf bisweilen amüsante Art und gibt damit durchaus neue Einblicke in die vielfach beschriebene römische Geschichte, als Leser ist man wirklich gut bedient, das Buch ist seinen Preis wert.
Wenn man über Geschichte spricht, dann meint man oft großformatige Ereignisgeschichte. Genauso interessant ist aber auch Kultur- und Sozialgeschichte, wenn man eben eintaucht in die Details des Alltags vergangener Epochen. Noch spannender aber sind die Geschichten über non-konforme, amoralische, sittenwidrige Ereignisse, über Geschehnisse, die im Schutze der Dunkelheit betrieben werden mussten. Und eben genau in diese Welt taucht dieses Buch ein und erzählt von Dingen, die kaum den Weg in die Schulbücher finden.
Thematisiert werden hier das Sexleben der Römer (offiziell prüde, aber eigentlich…), verbotene Bücher, Spionage, Giftmischerei, Drogenkonsum, Verschwörungen, Geheimlogen, Korruption, Falschspielerei, Mysterienkulte u.v.m., also sicherlich spannend für alle historisch Interessierten.
Wenn man etwas am Buch kritisieren kann, dann ist es der Stil. Der Autor ist halt in seinem wissenschaftlichen Präpositionalstil gefangen, aber zwischendurch ein paar Konnektoren hätten schon geholfen, den Text flüssiger werden zu lassen, zumal das hier durchaus ein Buch für ein breiteres Publikum sein sollte. Aber das soll nur eine Randnotiz sein, nicht eklatant genug für einen Minuspunkt.
Fazit: Sehr zu empfehlen.
Ich weiß nicht, was ich von der Studie "Rom brennt" von Anthony A. Barrett, der u.a. auch in Heidelberg unterrichtet, erwartet habe, aber sicher nicht das, was ich gelesen habe. Barrett beschreibt den großen Brand Roms im Jahr 64 n. Chr. und seine Folgen. Da die Quellenlage naturgemäß dünn ist und zudem sehr einseitig, sprich antineronisch, gibt es wenig Gesichertes zu vermelden. Auch die Archäologie, die in Rom ja weiß Gott genug Verwertbares fand und findet, kann nur begrenzt weiterhelfen, da es sich bei dem besagten Brand zwar um den größten, aber eben nicht den einzigen in der Stadt handelte. Insofern muss zwangsläufig vieles offen bleiben. Viel spricht dafür, dass Nero, der angebliche Brandstifter und Bewunderer des Flammenmeers unschuldig war. Auch die sich anschließenden Christenverfolgungen sind alles andere als gesichert, denn selbst in den Schriften christlicher Autoren wird in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus nicht darauf eingegangen, erst spätere Schriftsteller brachten sie ins Spiel. Genauso unklar bbeibt nach der Lektüre, welche Neubaupläne Neros tatsächlich umgesetzt wurden, denn Bauprogramme anderer Kaiser, die ihm bald folgten, überlagerten seine Bauten bzw. Bauvorbereitungen. Sicher ist lediglich, dass der Brand offensichtlich eine Änderung der Akzeptanz dieses Kaiser bei den maßgeblichen Führungsschichten Roms auslöste. Extravagant war er wohl Zeit seines Lebens, nur schien das vor dem Brand keinen gestört zu haben. Danach wurde er mehr und mehr abgelehnt, vermutlich wegen der Kosten seines Programms für den Neuaufbau Roms, die vor allem eben die reichen Eliten zu tragen hatten. So kam es dann zu seinem frühen Sturz im Jahr 68.
Kurz gesagt: Nichts Genaues weiß man nicht, aber für diese Erkenntnis muss man 305 Seiten Darstellung sowie weitere 94 Seiten Anhang lesen.
Portrait einer zu unrecht vergessenen Stadt
m Vorwort begründet die britische Mediävistin Judith Herrin das Entstehen ihrer Studie mit ihrer Verbundenheit mit dieser Stadt seit ihrem ersten besuch während ihrer Kindheit, eine Verbundenheit, die man, schaut man sich die Bilder im Buch an, auch als Mensch, der nie dort gewesen ist, nachvollziehen kann.
Der geschichtsinteressierte Leser erfährt eigentlich wenig Neues, so kennt man das meiste aus der Zeit Ravennas als Hauptstadt des Gotenreichs bereits aus der Theoderich-Biographie von Hans-Ulrich Wiemer, Vieles über die Auseinandersetzungen im frühen Christentum aus den einschlägigen Darstellungen über die Spätantike oder das byzantinische Reich. Trotzdem ist die Lektüre der Studie lohnenswert, denn Herrin beschreibt die Geschichte der Spätantike und des frühen Mittelalters konsequent aus der Perspektive der Stadt, die sowohl, wenn auch nur kurzzeitig, die Hauptstadt des römischen Reiches, als auch die des Gotenreichs war, später der Sitz des byzantinischen Exarchats. Somit wurde sie zu einem Schmelztiegel verschiedener Kulturen, die sich wechselseitig bereicherten, der Stadt insgesamt ihren Stempel aufdrückten und die im Textteil gleichwohl wie im Bildteil des Buches auch hervorragend dokumentiert werden. Eigentlich schade ist nur, dass der Alleinvertretungsanspruch der katholischen Kirche dazu geführt hat, dass Spuren der arianischen Epoche der Stadt ausgemerzt wurden. Der Stil der Autorin ist überzeugen, das Attribut "Meistererzählerin" steht ihr meiner Ansicht nach durchaus zu. Wer noch Weihnachtsgeschenke sucht, hätte mit diesem Buch eine gute Option, es ist zwar mit dem Ladenpreis 39 € (für Mitglieder der wbg 31,20 €) recht teuer, dafür aber auch jeden einzelnen Cent wert.
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