Der Wald: Roman

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Rezensionen zu "Der Wald: Roman"

  1. 3
    26. Apr 2019 

    Mutter-Sohn-Verhältnis steht im Mittelpunkt

    Im ersten Teil des Buches begegnet der Leser einer wohlhabenden Familie in Warschau während des Krieges. Es leben dort Zofia und ihr etwas verträumter Sohn Pawel, ihre Mutter eine Ärztin und ihre Schwester Joanna. Auf Personal müssen sie mittlerweile verzichten und sind ständigen Bombenangriffen ausgesetzt. Der Ehemann Karol ist in den Widerstand gegangen und kommt nur nachts mit verletzten Soldaten, um sie von seiner Schwiegermutter verarzten zu lassen. Das geht so lange gut, bis er Michael, einen Engländer bringt. Joanna widersetzt sich und will, daß er überlebt. Nur dann kommt es noch schlimmer und zum zweiten Teil des Buches. Zofia und Pawel müssen fliehen und sie tauchen auf einem Bauernhof im Wald unter. Dann ein größerer Zeitsprung – Sofia und Paul, wie sie mittlerweile heißen, leben in England. Sofia geht auf die 60 zu und Paul ist erwachsen, geht seinen eigenen Weg.

    Ich wollte dieses Buch lesen, weil mich „Die Farbe von Milch“ begeistert hat. Daher hatte ich schon hohe Erwartungen an den Nachfolger. Das vorliegende Buch hat mich jedoch nicht recht begeistert. Der Schreibstil war angenehm zu lesen, mir persönlich aber zu detailverliebt und die Handlung blieb überschaubar. Bis zum Schluß stand das Mutter-Sohn-Verhältnis im Mittelpunkt. Die eigentliche Geschichte nahm mich nicht mit, alles blieb mir zu distanziert erzählt. Die einzelnen Abschnitte gefielen mir unterschiedlich gut. Am besten fand ich den letzten Teil in England mit der Änderung ihrer Identität in Sofia und Paul, sowie dem Leben als Künstler. Das Ende war für mich versöhnlich und positiv. Weshalb der Titel des Buches DER WALD gewählt wurde, hat sich mir nicht erschlossen.

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  1. Poetisch formuliert, klischeebehaftete Figuren und zu abgehackt

    Da ich demnächst in einer Leserunde Nell Leyshon´s Roman „Die Farbe von Milch“ lese, fand ich es sehr passend, dass sich mir die Gelegenheit bot, vorher „Der Wald“ zu lesen.

    Nun (um es vorweg zu nehmen): so ganz abgeholt hat mich „Der Wald“ nicht.
    Das liegt nicht mal an der teils berührenden und epischen bzw. poetischen, dann wieder barschen Sprache – nein, da hat Nell Leyshon ein feines Gespür für die jeweilige Situation entwickelt und ihre Protagonist*innen entsprechend sprechen lassen und die vorherrschenden Örtlichkeiten sehr bild- und glaubhaft beschrieben.

    Was mich genervt hat, waren die Klischees, die Frau Leyshon angewandt hat und ihre Figuren (insbesondere die von Pawel/ Paul) von Beginn an „durchsichtig“ waren, was ihre „Persönlichkeitsentwicklung“ anbelangt. Pawel wird von Anfang an als regelrechter Stofffetischist dargestellt, der ständig mit den Händen über die Kleider seiner Mutter oder ein mit Satin bezogenes Kissen streift. Und – oh Wunder – im dritten Abschnitt des Buches wird er der Leserschaft als schwuler Designer präsentiert.

    Außerdem fehlten mir einige erklärende Hinweise, die die jeweiligen Abschnitte verbunden hätten. Der erste Teil spielt in einer polnischen Stadt, im zweiten Teil sind Pawel und seine Mutter schon im titelgebenden Wald. Man erfährt allerdings weder wo dieser Wald ist, noch wie sie dahin- geschweige denn weggekommen sind, um in den dritten Teil (England) überzuleiten. Alles bleibt schemenhaft oder wird gar nicht näher erläutert. Das Ganze macht auf mich einen etwas abgehackten Eindruck; hier wäre „mehr“ dem Wortsinn nach definitiv mehr gewesen.

    Und so muss ich (leider) sagen, hat mich „Der Wald“ (wie schon angedeutet) nicht komplett begeistern können und vergebe 3,5*.

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  1. Ein Gefühlswirrwarr, das mich nicht erreichen konnte

    Pawel ist noch ein kleiner Bub, als die Deutschen Polen besetzen. Es ist eine gutbürgerliche Familie, die Großmutter Ärztin, der Vater Künstler. Doch der Vater geht in den Widerstand, lässt seine Frau Zofia oft und lange mit dem Kind alleine. Als die Besatzer entdecken, dass im Haus der polnischen Familie ein britischer Soldat versteckt und gesund gepflegt wird, müssen Zofia und Pawel fliehen. Sie werden von en alter Frau, Baba, aufgenommen, die mitten im Wald lebt.

    Nell Leyshon wartet nach ihrem großartigen Roman Die Farbe von Milch mit einer Kriegsgeschichte und schwierigen Mutter-Sohn-Beziehung auf. Es ist emotional gesehen gelungener Zug, ein kleines Kind in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen. Das arme Kind, in einer schrecklichen Zeit. Aber es ist auch ein schreckliches Kind, altklug, mit Sätzen ausgestattet, die einem Kind nicht entsprechen, nicht einmal in „russischen Romanen“. Es fiel mir schwer, Pawel lieb zu gewinnen. Seine Mutter Zofia hingegen liebt Pawel abgöttisch. Mit einer wahren Affenliebe klammert sie sich in dieser schweren Zeit an das Kind. Früher gab es Kindermädchen, jetzt ist Pawel das einzige, was ihr von ihrem früheren Leben geblieben ist. Das Haus, die früheren Dienstboten, die Musik.

    „Schlafen, wachen, waschen, essen. Das ist alles, was ihnen noch geblieben ist…… Die Zeit ist rückwärts gelaufen. All die Jahrhunderte der Entwicklung menschlichen Lebens, wie zurückgespult.“

    Später dann, in einem neuen Leben, in England, als aus Zofia Sofia und aus Pawel Paul wurde, zerstört etwas die Bindung zwischen Mutter und Sohn. Es war mir unverständlich! Was kann denn nur so schlimm sein, dass eine Mutter ihr Kind nicht mehr liebt. In diesem Abschnitt mochte ich Paul plötzlich. Das Gefühslwirrwar in der Geschichte jedoch konnte mich emotional nicht erklimmen. Was mich im Vorgänger in seiner Kürze an Eindringlichkeit so begeistern konnte, fand ich im „Wald“ nur redundant, viel wird in dieser Geschichte angeschnitten, aber nicht zu Ende erzählt.

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Die Entdeckung des Himmels

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Entdeckung des Himmels' von Martina den Hertog-Vogt

Inhaltsangabe zu "Die Entdeckung des Himmels"

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Format:Taschenbuch
Seiten:880
EAN:9783499134760
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Kenia Valley

Buchseite und Rezensionen zu 'Kenia Valley' von Kat Gordon

Inhaltsangabe zu "Kenia Valley"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:432
Verlag: Atlantik
EAN:9783455002775
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Hiob: Roman eines einfachen Mannes

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Rezensionen zu "Hiob: Roman eines einfachen Mannes"

  1. Glaubensprüfungen in formvollendeter Sprache

    Der von Gott Herausgeforderte ist in diesem Roman Mendel Singer, ein Jude wie er im Buche steht. Er lebt in einem kleinen russischen Dorf und hat sein bescheidenes Auskommen im Thoraunterricht für die Dorfkinder. In Traditionen verhaftet und mit großem Willen alle Leiden zu ertragen, lehnt er eine Behandlung der Epilepsie seines Letztgeborenen ab. Hat er doch schließlich noch zwei gesunde Söhne, eine hübsche Tochter und eine tüchtige Frau.

    Seine Prüfungen beginnen mit dem Heranwachsen seiner Kinder. Ein Sohn wandert nach Amerika aus, der andere geht zum Militär und seine Tochter vergnügt sich mit den Soldaten. Ein Ausweg scheint da die Ladung seines Sohnes zu sein, der seine Eltern bittet, in die USA zu kommen. Die Tochter wäre gerettet, doch Menuchim, der Jüngste muss zurückgelassen werden, schwachsinnig und ein Krüppel, bekommt er kein Visum.

    Mit dem geschäftlichen Erfolg seines emigrierten Sohnes scheint sich dann alles zum Guten zu wenden, doch Krieg bricht aus und würfelt noch einmal alles durcheinander. Sieger werden zu Verlierern und in Vergessenheit Geratene zu unerwarteten Helden.

    Ruhig und abgeklärt erzählt Roth die Lebensgeschichte Mendel Singers und packt in knapp 200 Seiten alles rein, was ihn selbst vielleicht vor 100 Jahren ausgemacht und bewegt hat. Die Menschen standen auf, suchten neue Lebenswege, die Welt war im Umbruch. Die Hürden zum großen Glück, sucht Roth im Glauben, in der Familie und im Krieg.

    Joseph Roth wurde nur 45 Jahre alt und starb 1939 an einer Lungenentzündung. Trotz seines jungen Alters, zeugt die Sprache in diesem Roman von einer Gelassenheit und Weisheit, wie ich sie selten las. Mag die Story vielleicht abgedroschen, die Charaktere tausendfach beschrieben sein, so komponiert Roth hier ein eigenes, feinsinniges und würdevolles Bild der Anfänge des 20. Jahrhunderts.

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Als der Sturm kam

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Rezensionen zu "Als der Sturm kam"

  1. Unwetter wird immer unser Leben bestimmen und verändern

    "Der Strahl der Lampe erfasste ein Häuschen, auf dem eine Familie mit Kindern kauerte" (Buchauszug)
    Im Polizeihaus ist Schreibkraft Marion Klinger während der Sturmflut dem Polizeisenator Helmut Schmidt unterstellt. Sie versucht in ihren schwersten Stunden, die Sorge um ihre Mutter zu vergessen zum Wohl der Hamburger Bevölkerung. Hubschrauberpilot Georg Hagemann, dessen Traum ist, einmal die Starfight F-104 fliegen zu dürfen, ist in dieser Nacht ebenfalls im Einsatz. Trotz Einsatz seines Lebens versucht er möglichst viele Menschen aus den überschwemmten Gebieten zu retten. Während Dieter Krämer beim THW kräftig mit anpackt, ist er erleichtert, seine Familie in Sicherheit zu wissen. Er ahnt ja nicht, dass Klein-Uschi krank wurde und Marion mit den Kindern zurück in die Laubenkolonie gegangen ist. Ausgerechnet in die Region, die von Hochwasser am stärksten betroffen ist.

    Meine Meinung:
    Aus der Reihe "Schicksalsmomente der Geschichte" geht es im zweiten Band um die Hamburger Sturmflut. Als die Sturmflut mitten in der Nacht am 16. Februar 1962 über Hamburg hereinbricht, sind viele nicht darauf vorbereitet. Keiner rechnet damit, dass so viele Deiche brechen und ganze Regionen unter Wasser setzen würden. In jener Nacht werden 100 000 Menschen vom Wasser eingeschlossen und 1500 Helfer versuchen möglichste viele Menschen und Tiere zu retten. Ihnen und dem schnellen Eingreifen der vielen von damals wie z. B. Senator Helmut Schmidt ist es zu verdanken, dass nur 315 Menschen diese Sturmflut nicht überlebt haben. Für die Hamburgerin Anja Marschall ist dies sicher eines von vielen historischen Ereignisse Hamburgs. Ich kann ehrlich gesagt gut verstehen, warum sie es uns in diesem Buch näherbringen möchte. Zum besseren Verständnis erlebe ich private Schicksale von fiktiven Personen hautnah mit, die mir allesamt unter die Haut gehen. Dieses Erlebte basiert alles auf wahrem Hintergrund, nur die Namen wurden aus Respekt umbenannt. Außerdem erlebe ich viele reale Persönlichkeiten von damals wie z. B. Senator Helmut Schmidt, Bürgermeister Nevermann, Polizeioberrat Martin Leddin bei ihrem Einsatz zum Wohle der Menschen. Dass aus lauter Not in dieser Nacht viele Handlungen am Rand der Legalität stattfanden, hat mich extrem beeindruckt. Denn es zeigt mir, wie wichtig den Verantwortlichen die Menschen Hamburgs gewesen sind. Am schlimmsten betroffen ist Wilhelmsburg und die Laubenkolonie, die im Buch beschrieben werden, gab es wirklich. Ich spüre wieder einmal, wie sehr ich beim Lesen mit den Charakteren mitfiebere und leide. Die Geschehnisse von damals gehen mir ans Herz und ich vergieße bei einigen Szenen sogar regelrecht Tränen. Maßgebend dafür sind die emotionale Schreibweise und ihre gute Recherche der Autorin und Historikerin. Die hat nämlich wieder einmal ihr ganzes Herzblut in dieses Buch gesteckt. Deshalb liebe ich ihre historischen Bücher, weil sie so zeitnah und authentisch dargestellt sind. Damals konnten viele Menschen nicht vorgewarnt werden, den es gab kaum Telefone, geschweige den Handys. Allerdings, selbst in der heutigen modernen Zeit sind wir noch immer den Naturgewalten ausgeliefert. Das müssen wir vor allem im Juli 2021 im Ahrtal miterleben, wo viele vom Hochwasser überrascht werden und wieder 135 Menschen sterben. Die Reihe der Schicksalsmomente der Geschichte gehen weiter, doch für mich ist dieser Band überaus wertvoll. Ich kann ihn euch nur ans Herz legen und gebe 5 von 5 Sterne dafür.

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Zwei fremde Leben: Roman

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Rezensionen zu "Zwei fremde Leben: Roman"

  1. tolle Zeitgeschichte

    Zwei fremde Leben spielt auf drei Zeitebenen. Einmal 1973, wo wir den Polizisten Thomas Rust begleiten, der einem Vorfall nachforscht, der sich ereignet, als er auf die Geburt seines ersten Kindes wartet. An der Klinik lernt er einen Mann kennenlernt, dessen Kind scheinbar bei der Geburt verstorben ist. Ihm kommt die Geschichte seltsam vor und fängt an nachzuforschen. Dabei gerät er zwischen die Fronten und muss feststellen, dass Neugier in der DDR durchaus sehr ungesund sein kann.

    1993/94 begleiten wir Ricarda, deren Kind eben 1973 bei der Geburt verstorben sein soll. Sie glaubt nicht daran und hat sich deswegen nicht nur mit ihren Eltern zerstritten, sondern auch mit ihrem Mann. Nach der Wende versucht sie nun über ihre Stasi-Akte mehr über die merkwürdigen Umstände der Geburt ihres ersten Kindes herauszufinden.

    2018 begleiten wir dann Claudia zusammen mit Ricarda. Claudia hat zur Wende erfahren, dass sie nicht bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen ist. Seitdem versucht sie mehr über ihre Adoption herauszufinden und trifft so auf Ricarda, die ihr bei der Suche nach ihren leiblichen Eltern helfen soll.

    Frank Goldammer gelingt es ein Bild der DDR zu zeichnen, das wohl den meisten Westlern so nicht bekannt ist. Die Atmosphäre in der DDR in den Siebzigern ist sehr bedrückend. Es mangelt an allem, abweichende Meinungen werden radikal unterdrückt und schon damals nutzt nicht nur die Stasi ihre Macht gnadenlos aus.

    Auch das Leben kurz nach der Wende war in der ehemaligen DDR kein Zuckerschlecken. Von den Wessis nicht für voll genommen und oft beruflich komplett abgehängt, fragen sich viele, was ihnen die Wiedervereinigung denn gebracht hat.

    Das Buch war unglaublich spannend in allen drei Ebenen. Die beiden ersten Zeiten sind durch und durch Krimi lastig, man weiss nie, wem man wirklich trauen kann, selbst Rust kam mir zwischenzeitlich nicht wirklich zuverlässig vor. Und manchmal möchte man auch Ricarda sagen, dass sie sich doch vieles einfach einbildet.

    Die dritte Zeitebene liefert dann die Erklärungen für die Ungereimtheiten und am Ende bleibt der Leser dann doch etwas fassungslos zurück, ob dem, was wirklich passiert ist. Der Autor schafft es hier bis zum Schluss zu überraschen.

    Ich kann dieses Buch nur empfehlen, es ist spannend und man lernt viel über die nahe Vergangenheit.

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An Island (English Edition)

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Wolfskinder

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Rezensionen zu "Wolfskinder"

  1. 3
    07. Apr 2024 

    Über den Tod hinaus

    Vor Jahren verschwand Smillas Schulfreundin Juli spurlos. Immer noch hofft sie, dass sich Julis Schicksal irgendwie klären wird. Durch ihren Job als Volontärin bei dem Lokalmedium kommt Smilla auf eine abgelegene Siedlung in den Bergen. Nicht zum ersten Mal schöpft sie Hoffnung, dass Juli vielleicht noch am Leben sein könnte. Jakobsleiter nennt sich der abgelegne Ort. Eine religiöse Gemeinschaft soll es sein, die sich an diesem zurückgelegenen Ort angesiedelt hat. Sehr einfach ist das Leben dort, doch es bildet auch Rückhalt. Jesse zum Beispiel ist gut in der Schule, aber sein Vater reagiert schon eher abweisend, auf das Angebot zum Gymnasium zu gehen.

    Zum einen sind da die Bewohner der abgelegenen Siedlung in den Bergen und zum anderen sind da die aus dem Ort am Fuße des Berges. Die unten bieten so etwas wie ein Backup für die oben. Aber richtigen Kontakt gibt es nicht. Die Leute am Berg kapseln sich sehr ab und noch nicht einmal eine kleine Annäherung wird gerne gesehen. Als dann eine der wenigen jungen Frauen verschwindet, versucht Jesse sie aufzuspüren. Und Smilla beginnt noch intensiver Nachforschungen zu Julis Verschwinden anzustellen. Dann jedoch verschwindet auch noch Jesses Lehrerin und das ruft schließlich die Polizei auf den Plan.

    Eine zurückgezogene Gemeinschaft und eine vermeintlich normale Ortsgemeinschaft. Welche Beziehungen gibt es? Wie gut kennen sie sich? Warum gibt es überhaupt beide Ansiedlungen in räumlicher Nähe? Hinzu kommt noch die junge Frau, die ihre verschwundene Freundin vermisst. Ein spannender Ansatz, dem der Roman zumindest teilweise auf packende Weise gerecht wird. Zwar gewinnt man den Eindruck, dass einige Fäden nicht richtig auserwählt sind, über die Beziehung zwischen Smilla und Juli, das echte Motiv des Täters oder Begebenheiten, die so erzählt werden, dass man sich fragt, was soll das denn jetzt. Dafür sind einige Auflösungen bezüglich von Jakobsleiter wirklich überraschend. Und auch mit dem Täter würde man nicht rechnen. Dadurch und beim Hörbuch durch die unterschiedlichen Sprecher, die der Handlung Leben einhauchen gewinnt dieser Thriller sehr, so dass man dieses Hörbuch gerne weiterempfiehlt.

    3,5 Sterne

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  1. Wolf der Geist der Wildnis

    "Jeder Schmerz macht dich stärker, jeder Verrat intelligenter, jede Enttäuschung geschickter und jede Erfahrung weiser." (Pinterest)
    Zehn Jahre sind inzwischen vergangen, seit Juli eines Nachts spurlos beim Campen verschwindet, zurückbleibt ihre Freundin Smilla. Nun ist erneut ein Mädchen verschwunden, die 16-jährige Rebekka. Und sie ist nur eine von vielen, wie Smilla im Laufe ihrer Recherchen feststellt. Das Verschwinden ihrer Freundin lässt sie einfach nicht zur Ruhe kommen. Als ihr eines Tages ein verwahrlostes, stummes Mädchen mit ihrem Wolf vors Auto läuft, reißen alte Wunden wieder auf. Denn das Mädchen hat Ähnlichkeiten mit ihrer Freundin Juli. Währenddessen macht sich Rebekkas Freund Jesse Sorgen um sie. Als Außenseiter eines abgelegenen Bergdorfs werden die beiden immer wieder in der Schule attackiert. Jetzt fragt sich Jesse, ob ihr jemand etwas angetan hat. Das Misstrauen gegen die sonderbaren Einwohner von Jakobsleiter wird immer größer, besonders als sie erfahren, wer dort wohnt. Auf der Suche nach der erst kürzlich vermissten Lehrerin gerät Smilla selbst in Gefahr. Doch lauert das Böse wirklich auf dem Berg?

    Meine Meinung:
    Schon beim Anblick des düsteren Covers beschleicht mich etwas Unheimliches. Was mag mich wohl bei diesem Buch erwarten? Das Debüt von Vera Buck umfasst eine wirklich düstere, morbide Geschichte. Dabei geht es um ein abgeschiedenes, einfaches Bergdorf, das die Mitglieder der Täufergemeinde bewohnt. Ursprünglich und einfach ohne Telefon, Laden und Arzt lebt dort diese eigenartige Gemeinde. Ganz abgeschieden vom Nachbardorf Almenen. Lediglich Jesse und Rebekka dürfen die dortige Schule besuchen, allerdings ernten sie von ihren Mitschülern nur Spott und Prügel. Das missfällt besonders ihrer Lehrerin Frau Bender, die in Jesse einen schlauen Jungen sieht, für den sie sich einsetzen möchte. Allerdings wird ihr Mühe und der Besuch in Jakobsleiter nicht belohnt, im Gegenteil kurz danach wird sie ebenfalls vermisst. Dadurch, dass dieses Dorf nur zu Fuß und schwer zu erreichen ist, fühlen sich die Bewohner sicher. Mit außergewöhnlich vielen Handlungssträngen nimmt einen die Autorin mit in eine verschworene Dorfgemeinschaft, bei der man vieles hinterfragt. Dadurch, dass sich die Handlungen und Personen ständig ändern, bleibt das Geschehen ungewiss und fesselnd. Besonders leid in der Geschichte tun mir die Kinder von Jakobsleiter, die nie eine Chance bekommen, anders zu leben. Wer die Bewohner wirklich sind, das erfahre ich erst gegen Ende zu. Merkwürdig ist auch die stumme Edith, in dessen Gedanken ich immer wieder blicken darf. Sie scheint viel mehr zu wissen, als die anderen ahnen. Die teils labile und durchaus auch mutige Smilla imponiert mir. Vor allem das sie so alleine wieder dort campen geht, wo ihre Freundin verschwunden ist. Allerdings ist vieles leichtsinnig, was sie auf der Suche nach Juli tut. Doch irgendwas muss sie machen, weil sie seit dem Verschwinden keine Ruhe findet. Hier spürt man sehr gut, wie die Ungewissheit an der Zurückgebliebenen nagt. Als sie bei ihrer Tätigkeit als Volontärin im Archiv etwas entdeckt, wird sie neugierig. Jedoch frage ich mich schon, warum hat das damals niemand entdeckt? Am Ende frage ich mich allerdings, ob es heute noch so ein abgeschiedenes Dorf geben kann. Warum nicht, wenn jemand die Kontrolle hat und einige die Augen verschließen, dann könnte sicher heute noch so ein Dorf existieren. Die Auflösung und besonders den wahren Täter habe ich im Laufe des Lesens irgendwie schon im Visier. Speziell Rebekka Gefangenschaft und was der Täter von ihr verlangt, hat mich wirklich bestürzt. Nach und nach vermute ich, dass wir es mit einem psychisch labilen Täter zu tun haben, der seine ganze Macht ausspielt. Das Mitwirken eines Wolfes macht die komplette Geschichte noch mystischer und rätselhafter. Weil ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte, gebe ich diesem Buch gerne 5 von 5 Sterne.

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  1. Geheimnisvoll und düster

    Die Bewohner einer Berg-Siedlung leben abgeschirmt und nach ihren eigenen strengen Regeln. Als eines Tages die dort die junge Rebekka spurlos aus der Schule verschwindet, wird die Journalistin Smilla auf den Fall aufmerksam, denn ihre Freundin Juli verschwand vor Jahren ebenfalls genau dort in der abgeschiedenen Gegend.
    Die relativ kurzen Kapitel teilen sich verschiedene Protagonisten, die jeweils in der Ich-Perspektive erzählen. Mit einem flüssigen und gut lesbaren Schreibstil hat Vera Buck eine düstere Stimmung in der Bergregion geschaffen. Jeder scheint ein Geheimnis zu haben und nicht ist dort so wie es auf den ersten Blick scheint.
    Die Bewohner der Siedlung Jakobsleiter und auch die Einwohner des Dorfes Almenen begegnen sich mit Ablehnung und Verachtung und je tiefer der Leser in die Story eintaucht, desto mehr menschliche Abgründe treten zu Tage. Die Autorin wartet mit einigen Schockmomenten auf und sorgt damit für Gänsehaut pur.
    Die Auflösung war allerdings für mich keine wirkliche Überraschung und das Motiv konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Ansonsten eine klare Leseempfehlung für diese spannende und ungewöhnliche Story mit 4,5 Sternen.

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  1. Mein Hör-Eindruck:

    Mein Hör-Eindruck:

    Die Autorin erschafft für ihren Thriller eine besondere Kulisse: eine unzugängliche Natur, tiefe Wälder, steile Berge, Schluchten, ein geheimnisvolles verzweigtes Höhlensystem, eine versteckte Klamm, Sturzbäche und Steinschlag. Und hoch oben am Berg eine einsame Siedlung, bewohnt von einer letzten Gruppierung der Alttäufer, die hier Zuflucht gefunden haben. Ihr Leben ist geprägt von Kargheit, Isolation, Zivilisationsferne und Gewalt gegenüber Mensch und Tier.

    Der Name der Siedlung „Jakobsleiter“ erinnert an das alttestamentarische Bild der Leiter, die Himmel und Erde miteinander verbindet, und tatsächlich taucht am Ende des Romans auch eine Leiter auf, die aus einer Todesklamm nach oben führt. Damit und mit der Tatsache, dass die Siedlung weit oben am Berg liegt, ist der Bezug aber leider schon erschöpft. Na gut.

    Vera Buck lässt verschiedene Personen auftreten, die in der Ich-Perspektive die Handlung vortragen. Dadurch ergibt sich ein vielschichtiges Bild, ohne dass es zu Verständnisproblemen kommt. Die Sprache passt sich an die Ich-Erzähler an, sodass sie bei den drei Jugendlichen eher einfach und kindlich wirkt; das fand ich gut gelungen.

    Die Handlung selber verläuft linear, und in Rückblicken erfährt der Leser die notwendige Vorgeschichte. Die Autorin versteht es, mit Cliffhangern Spannung zu erzeugen. Trotzdem weist v. a. der Mittelteil unnötige Wiederholungen und einige Längen auf, die die Spannung abflachen lassen. Dazu kommt, dass einige Handlungselemente nach dem Prinzip des deus ex machina gestaltet sind und nicht glaubwürdig sind. Ähnlich sieht es mit dem Schluss aus: abgesehen davon, dass der Bösewicht schon recht früh zu erraten war, wirkt der Schluss zwar sehr plakativ, aber auch sehr aufgesetzt.

    Nur zwei Beispiele für die schier unglaublichen Zufälle:
    In höchster Not taucht der Retter auf, in einer unzugänglichen wilden Natur, am oberen Rand der steilsten Klamm, die man sich denken kann - aber dann rettet er doch nicht, er steht nur da. Wieso? Und wie kommt er dahin? Ein blindes Motiv.
    Zweites Beispiel: Der Wolf rettet in letzter, aber wirklich in allerletzter Sekunde das bedrohte Opfer vor dem Erschießen. Wo kommt der Wolf plötzlich her? Ein märchenhaftes Motiv, und das Opfer war auch nicht die Großmutter ;).
    Die Liste könnte ich fortsetzen, leider.

    Das Hörbuch wird von mehreren Sprechern eingelesen, sodass die Ich-Erzähler vom Hörer sehr leicht zu unterscheiden sind. Alle Sprecher überzeugen mit der souveränen Art ihres Vortrages.

    Der Untertitel "Die Thriller-Sensation aus Deutschland" finde ich recht vollmundig.

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  1. Absolut gelungen

    Sehr gut gelungen!

    Mit "Wolfskinder" kam im März 2023 das Thriller-Debut von der deutschen Autorin Vera Buck, auf den Markt.

    Die Schriftstellerin, geboren in 1986 in Deutschland, hat Journalistik in Hannover und Scriptwriting auf Hawaii/ USA studiert.
    Durch weitere Studien in Frankreich, Spanien und Italien hat sie ihr Wissen komplementiert und wurde für ihre Arbeit ausgezeichnet.
    Schon in 2015 hat sie für Ihren Roman "Runa" einem historischem Kriminalroman, eine Auszeichnung bekommen.

    Zum Inhalt:
    Wir befinden uns in einem kleinen, entlegenem Ort in den Bergen: Jakobsleiter.
    Dort leben die Menschen weit ab jeglicher modernen Entwicklung.
    Die im Tal gelegene Stadt kennen diese durch die Warnung, dort lebe das "Böse".
    Die Kinder hören dieses "Mantra" & fürchten sich vor der Stadt.
    Die Freundschaft zweier Kinder steht im Mittelpunkt.
    Jesse vertraut dem Leben in Jakobsleiter, seine Freundin Rebecca möchte unbedingt in die Stadt.
    Tatsächlich verschwindet sie und taucht nicht wieder auf.
    Sie scheint das gleiche Schicksal, wie einige andere Frauen aus diesem Ort, ebenfalls ereilt zu haben.
    Auf diesen Fall trifft die Journalistin Smilla.
    Ihre Freundin Juli ist vor Jahren ebenfalls unauffindbar verschwunden.
    Eines Tages läuft ein verwahrlostes Mädchen, Smilla vor das Auto.
    Ihre Ähnlichkeit zu Juli ist für Smilla frapierent.
    Für Smilla wird nun ein Puzzle sichtbar, dass andere bisher nicht sehen konnten.

    Ich war von dem Cover mit seiner düsteren Ausstrahlung sofort beeindruckt. Nach dem Lesen der Leseprobe war klar, dass ich diese Geschichte komplett lesen oder hören wollte.

    Mein persönlicher EIndruck vom Hörbuch:

    Ich habe das Hörbuch zur Verfügung gestellt bekommen und nebenbei das Ebook gelesen.
    So konnte ich der sehr detaillorientierten Story auch während meiner Alltagsarbeiten, weiter verfolgen.

    Aufbau, Sprecher, Logik, Finale:
    Der Prolog:
    wurde sehr dramatisch gesprochen und lässt mich sofort emotional auf die Erzählung reagieren.
    (Mir ist kalt, ich empfinde die Angst der Sprecherin und bin in einer Höhle, - allein.)

    Die Kapitel:
    werden in die einzelnen Charaktere unterteilt von unterschiedlichen Sprechern gelesen & zum "Leben" erweckt.
    Die unterschiedlichen Sprecher:
    überzeugen mich mit ihrer dramaturgisch angepassten Sprache und Ausdruck.
    Logik:
    Ich kann den roten Faden der Story erkennen und komplikationsfrei folgen.
    Der Aufbau:
    überzeugt mit seiner Konstruktion und Logik.
    Finale:
    Wie das gesamte Hörbuch ist auch das Ende logisch und nachvollziehbar.
    Es wird mit einer Portion Drama präsentiert, die mich insgesamt überzeugen & begeistern konnte.

    Zusammenfassung & Fazit:
    Ein gelungenes Thriller-Debut, dass mich mit seiner Hörbuch-Ausgabe, begeistern konnte.
    Ich habe durch dieses einen echten "Geschmack" für Hörbücher entwickelt.

    Meine Bewertung:
    Ich vergebe ausgezeichnete 5* Sterne verbunden mit einer klaren Hör -& / oder Leseempfehlung für Menschen,gerne spannende Unterhaltung gewürzt mit einer guten Prise emotionalem Horror, zum Ausspannen lieben.

    ISDN: B0BWYNMTDQ (Hörbuch)
    ISDN: 978-3499009686 ( Paperback)
    Verlag: Rowohlt-E-Book
    Veröffentlichung: März 2023

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Tell (detebe)

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Mark Twain, Die Abenteuer des Huckleberry Finn

Buchseite und Rezensionen zu 'Mark Twain, Die Abenteuer des Huckleberry Finn' von Mark Twain

Inhaltsangabe zu "Mark Twain, Die Abenteuer des Huckleberry Finn"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:320
EAN:9783730609811
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