Such nach dem Namen des Windes: Gedichte
Kurzmeinung: Am Anfang mehr als zäh, dann wird es immer besser.
Wie ist die Moral entstanden? fragt sich Hanno Sauer und gibt sich und der Leserschaft Antwort darauf. So wie ich es verstanden habe, wird der Begriff niemals extra definiert, sondern mit Kooperationsbereitschaft oder Kooperationsvermögen innerhalb einer Gruppe gleichgesetzt. Die erste Hälfte der Erläuterungen beschäftigt sich unter anderem damit, ob Kooperation für das Individuum sinnvoll ist oder nicht.
Hochkomplexe gesellschaftlich-soziale Strukturen wie unsere modernen Staatsgebilde funktionieren aber nur mit einer qualifizierten und quantitativ hohen Quote an Kooperationsbereitschaft. Wie die Bereitschaft dazu entstehen konnte, - man kann diese Eigenschaft(en) auch Loyalität nennen oder die Bereitschaft, sich an Gesetze und Verhaltungsvorgaben zu halten, gepaart mit einem Quantum Empathievermögen, - damit beschäftigt sich das Buch eine schier endlose Zeit. Diese Betrachtungen hätte man sich wesentlich kürzer gewünscht und mit weniger Evolutionstheorien ausgestattet, die zudem nicht wie Arbeitshypothesen, sondern wie gefestigte Fakten dargestellt werden, was sie definitiv zum Teil nicht sind. Eine Rezensentin spricht von sogar von überholten Thesen, ich bin nicht so firm auf dem Gebiet "Evolution" - schaut also selber.
Aber da der Autor in seiner Einleitung explizit darauf hinweist, wie sein Buch zu lesen ist, „wer sich für die biologische Evolution interessiert, kann sich auf die ersten Kapitel konzentrieren, wer etwas über die frühe Kulturgeschichte erfahren möchte, wird am meisten von den mittleren Kapiteln profitieren, wer den moralischen Zeitgeist verstehen möchte, lese die letzten drei Kapitel“ (Auszug), kann man ihm seine Ausführlichkeit, seinen Ausgangspunkt bei Adam und Eva und/oder bei den Dinosauriern nicht übel nehmen, auch wenn man gerne möchte.
Im Fortgang des Buches wird es interessant. Der Begriff „Moral“ wird zwar weiterhin nicht definiert, ein großer Schwachpunkt des Ganzen, man kann ihn aber hier wohl mit so etwas wie „Sinn fürs Gemeinwohl“ übersetzen; aber es werden einige Probleme gesellschaftlicher Normen, unterschiedlicher Moralvorstellungen beleuchtet. Gibt es universell gültige Werte? Was ist mit den die Gesellschaft spaltenden Themen, mit den Wokeisten, mit den Klimaaktivisten, mit den Rassisten, Sexisten, etc. etc. Was ist mit der vielbeklagten Polarisierung in der Gesellschaft. Hier legt der Autor eine interessante These dar, Polarisierung würde überbewertet, eigentlich wären die Menschen gar nicht so sehr unterschiedlicher Meinung, das Problem liege lediglich darin, dass sie sich hassen. Prost Gemeinde! Ist Hass ein kleineres Problem als unterschiedliche Ansichten zu haben?
Culture war macht keinen Spaß. Denn er ist eben genau das: Krieg! Aber so negativ meint der Autor das nicht. Oder doch? Immerhin schreibt er in der Einleitung: „Es ist eine pessimistische Fortschrittsgeschichte. Sie ist pessimistisch, denn innerhalb jeder Generation gibt es zu viel des Bösen“. Aber er meint auch „Moralischer Fortschritt ist immer möglich und oft wirklich. Aber er ist nicht selbstverständlich“. Wohl wahr.
Selbstverständlich gibt es auch Erhellung neuer sozio-kultureller Begriffe, Dogwhistles, Gaslighting, Mansplaining, kulturelle Aneignung, cancel culture, accountability culture, virtue signalling, moral grandstanding, piling on, ramping up, tramping up, etc. etc. Auffallend oft sind es Begriffe aus dem Amerikanischen, von dort schwappt der gesamte intellektuelle Überbau nach Europa. Good old europe. Kann es nicht selber denken? Am exotischsten ist der Terminus der Baumwollgrenze, eigentlich: Schlüpfergrenze. Hier zeigt sich, wie tolerant die allumfassende Toleranz fordernde queere Szene selber ist: wenn eine Transfrau Sex mit einer Lesbe möchte (die im Prinzip vielleicht ja geneigt wäre), dann stelle sich an der Schlüpfergrenze (meistens) heraus, dass die lesbischen Frauen eine Transfrau eben doch nicht gerne als Sexual-Partnerin hätten. Tscha, Leute, alles ist relativ.
Fazit: Letztlich habe ich mich, vor allem ab der Mitte des Buches, wenn wir in die Nähe der Moderne kommen, wohl mit dem Gelesenen gefühlt und einige interessante Informationen erhalten, über die nachzusinnen sich lohnt. Was gut und böse ist, und wer dies jeweils bestimmt, wird allerdings rudimentär behandelt. "Moral" von Hanno Sauer ist dennoch ein Sachbuch, wovon ich einzelne Kapitel noch einmal lesen werde. Das spricht dann doch für die Lektüre, auch wenn sie nicht ganz einfach zu lesen gewesen ist.
Kategorie: Sachbuch.
Verlag: Piper, 2023
Cover:
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Das Titelbild mit dem zerknitterten und somit unperfekten Blatt passt hervorragend für dieses Buch und springt einem sofort ins Auge.
Inhalt:
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Ob von den sozialen Medien, der Werbung oder auch im (christlichen) Alltag: Überall wird uns gesagt, dass wir perfekt sein müssen und dass es doch sicher nicht schwer ist, perfekt zu sein, wenn man sich nur entsprechend anstrengt. Doch ist das tatsächlich so und reicht es nicht, einfach nur "gut genug" zu sein, auch das Christsein betreffend? Und wie geht das, wie findet man hier seine persönliche Grenze, seinen eigenen Lebensstil? Hierzu haben sich die Autorinnen Gedanken gemacht und liefern 40 alltägliche Anregungen, das Leben zwar unperfekt, aber befriedigender zu gestalten.
Mein Eindruck:
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Mich hat dieses Buch bereits im Vorwort in seinen Bann gezogen. Die Autorinnen haben mir mit jedem Wort aus der Seele gesprochen. Auch im christlichen Alltag habe ich oft das Gefühl, dass man dies und das und jenes tun oder sagen muss, um als guter Christ und somit als guter Mensch angesehen zu werden. Dass dieses Ziel aber in Gänze kaum zu erreichen ist oder wie man vielleicht das alles etwas entspannter angehen kann, sagt einem keiner.
Aus ihrem eigenen Leben greifen die Autorinnen Themen auf, erzählen hierzu eine kurze Geschichte. Anschließend folgt ein Tipp, wie man im kleinen Rahmen Ziele setzen kann, um dem Thema gerecht zu werden und die erreichbar sind. Auch einen Vorschlag für ein entsprechendes Gebet um Gottes Unterstützung gibt es zu jedem Thema.
Man kann das Buch in einem durch lesen oder sich immer das Thema auswählen, das einen anspricht. Ich habe das Buch sehr genossen und fühlte mich danach befreiter und gleichzeitig motivierter, einige Baustellen in meinem Leben anzugehen. Ich werde es sicher noch öfter bei Bedarf zur Hand nehmen. Sehr empfehlenswert!
Fazit:
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Alltags-Impulse, um Ziele im Kleinen zu erreichen und mehr Zufriedenheit in seinem (christlichen) Leben anzustreben
Gestaltung:
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Das Titelbild ist farblich in bräunlichen und grün-blauen Tönen gehalten. Diese Gestaltung zieht sich auch durch die kleineren Illustrationen des Buches und spiegelt sich in den Schriftfarben wider. Dadurch ist es nur dezent bunt und die grünlichen Töne spiegeln die Hoffnung der (vor)österlichen Zeit wieder. Im Innenteil sind wichtige Aussagen und Bibelzitate gesondert im Mint-Farbton hervorgehoben, sodass man sie gut wiederfinden kann. Die Gestaltung insgesamt ist farblich ansprechend und übersichtlich.
Mein Eindruck:
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Hinter dem Autor Oskar König steckt eine große Gruppe an Menschen, denen es ein Anliegen ist, die christlichen Feiertage neu zu gestalten. 14 aus dieser Gruppe haben dieses Buch geschrieben mit dem Ziel, die Zeit um Ostern herum neu zu betrachten und zu erleben.
Das Buch ist hierzu in 5 Teile gegliedert: 4 Wochen, 3 Wochen, 2 Wochen und die Woche vor Ostern sowie einen Teil zum Vertiefen. Die Woche beginnt immer mit Sonntag und endet am Freitag. Für jeden Tag werden kurze Texte bereitgestellt, die sowohl Texte aus der Bibel als auch Gedanken eines der Autoren hierzu präsentieren. Es geht um Fasten, Osterhase, Auferstehung, Zufriedenheit uvm. Je weiter die Entfernung vom Ereignis Ostern ist, desto kürzer sind die Texte, je näher die Zeit Richtung Ostern rückt, desto länger und ausführlicher werden sie. Einige Themen werden in späteren Texten wieder aufgegriffen und vertieft.
Mir haben die behandelten Themen sehr gut gefallen. Anfangs waren die Texte m. E. noch recht oberflächlich gehalten, später wurden sie länger, aber auch tiefgehender. Besonders mit den kürzeren Impulsen konnte ich teilweise nicht so viel anfangen. Ich hatte das Gefühl, das mir etwas fehlt, das ich nicht recht schlau wurde aus dem, was mir der Autor/die Autorin sagen wollte. Man bemüht sich in diesem Buch, Ostern und die Bibeltexte auch für eine etwas jüngere Zielgruppe aufzubereiten. Dabei wurden auch Vergleiche mit dem "Wunder von Bern" (Fußball) oder dem Musical "Jesus Christ Superstar" herangezogen. Das mag nicht jedermanns Geschmack sein, aber ich empfand es als auflockernd und ich die Vergleiche sehr hilfreich, um die Aussagen der Texte zu unterstreichen.
Je länger die Andachten wurden, desto mehr habe ich für mich daraus an Kraft und Inspiration gezogen. Der Anfang des Buches war für mich etwas holprig, aber es lohnt sich, dranzubleiben, denn besonders der Teil zur Vertiefung ist sehr informativ und lohnend. Und die aufgeführten Quellen und Anmerkungen laden zur weiteren Recherche ein.
Fazit:
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Eine modernere Form, Ostern zu betrachten mit täglichen Impulsen wie ein Oster-Adventskalender
Gestaltung:
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Das Buchformat ist Hardcover und etwas größer als DIN A4. Die Seiten sind aus etwas dickerem Papier und durchgehend farbig bedruckt. So kann man das Buch gut auf dem Schoß oder dem Tisch durchblättern und es ist wertig verarbeitet. Pro Doppelseite wird ein Thema aus dem Alltagsleben zu der Zeit, in der Jesus lebte, aufgegriffen und mit Grafiken erklärt. Man kann das Buch mal hochkant oder mal längs halten. Dadurch kommt Abwechslung beim Stöbern auf. Die Farben sind sehr angenehm: zwar bunt, aber nicht mit zu knalligen Farben. Optisch ist das Buch sehr gelungen!
Mein Eindruck:
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In diesem Buch werden Kinder (aber auch Erwachsene!) eingeladen, das Alltagsleben von Jesus kennenzulernen, um so die Bibel aus ihrem Kontext heraus besser verstehen zu können. Die Themen sind sehr vielfältig gewählt: Angefangen von der Gesellschaftsstruktur über die Kleidung, Nahrung und Reisemethoden der Menschen bis hin zu Gesetzen, Strafen, dem Umgang mit Tod uvm. werden alle wichtigen Dinge erklärt.
Ich habe das Buch mit meiner neunjährigen Tochter gelesen. Nachdem wir ursprünglich das Buch kapitelweise lesen wollten, sind wir jedoch schnell davon abgekommen, da sich dies als anstrengend und nicht zielführend erwies. Die Absicht, pro Doppelseite ein Thema abzuhandeln, gefiel uns sehr gut, dadurch hat man alles kompakt vor Augen. Die Schrift ist dadurch jedoch relativ klein geraten. So ist das Lesen/Vorlesen recht schwierig, vor allem an Stellen, an denen der Text auch noch schwarz auf dunklem Untergrund ist wie z. B. am unteren Ende der Gesellschaftspyramide.
Das Buch ist schön aufgebaut, liefert jede Menge spannende Informationen und doch empfinde ich es an manchen Stellen als nicht "rund". Sicherlich kann hier nicht alles umfassend beantwortet werden und für Kommunionsunterricht, Religionsunterricht oder andere ähnliche Gruppen ist es super, um Denk- und Diskussionsanstöße zu liefern. Aber die Übergänge zwischen den Informationen sind m. E. etwas holprig an manchen Stellen und warfen bei uns zusätzliche Fragen auf. Es eignet sich daher m. E. nicht, dass Kinder es ganz alleine lesen oder es einfach nur so vorgelesen wird. Man braucht auf jeden Fall immer noch Zeit, um zusätzlich einige Dinge zu recherchieren und im Dialog/Gespräch zu klären.
Ich kann mir gut vorstellen, dass man für den Gruppenunterricht eine Doppelseite als Plakat kopiert und diese als Gesprächsbasis verwendet.
Aufgrund der schönen Gestaltung und des Faktenreichtums kann ich das Buch jedem ans Herz legen, der den Alltag von Jesus und somit die Bibel besser verstehen möchte und auf jeden Fall allen, die religiöse Gruppengespräche mit Kindern führen möchten.
Fazit:
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Faktenreiches und wunderschön illustriertes Sachbuch zum Alltag von Jesus
Durch den christlichen Glauben gerettet
Gestaltung:
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Das Titelbild hat mich direkt angesprochen. Im Vordergrund sieht man die Autorin, deren Gesicht hell beschienen wird und die glücklich und sehnsuchtsvoll in die Ferne blickt. Im Hintergrund leuchtet das Himalaya-Gebirge, unten im Tal kann man im Dunklen eine Siedlung erkennen. Das Bild ist symbolisch für den Inhalt und strahlt eine Kraft und Zuversicht aus, dass ich neugierig auf die Biografie der Autorin wurde. Die Kapitel sind zwischendurch mit einem kleinen Sonnensymbol unterteilt und im mittleren Teil befinden sich 8 Seiten mit Farbfotos. Es ist ein Hardcoverbuch und wunderschön gestaltet.
Inhalt:
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Maina ist das achte Kind ihrer Eltern und eins von überwiegend Mädchen, die in der nepalesischen Kultur leider als minderwertig angesehen werden. Kurz nach ihrer Geburt stirbt ihr Vater an einer Krankheit und ihr als zuletzt Geborenen wird die Schuld daran gegeben. Angeblich lastet ein Fluch auf ihr. Sie wächst ohne die Liebe der Mutter auf, die nach diesem Schicksalsschlag zur Alkoholikerin wird. Doch sie hat das Glück, Geschwister zu haben, die ihr von Gott erzählen und ihr ermöglichen, in die Schule zu gehen. Und dann trifft sie auf einen Mann, der auch Christ ist und es gut mit ihr meint. Doch das Schicksal schlägt erneut zu und Maina, die sich jetzt Elisabeth nennt, fühlt eine tiefe Dunkelheit. Doch mit ihrem Glauben und Gottes Hilfe findet sie aus dem dunklen Tal und lebt heute glücklich als Missionarin mit ihrer neuen Familie in Deutschland.
Mein Eindruck:
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"Von außen sieht es aus, als führten wir Nepalesen ein Leben im inneren Frieden, doch die innere Dunkelheit ist unvorstellbar groß. Ich selbst dachte lange Zeit, ich sei von den Göttern verflucht und eine Schande für meine Familie…«" (S. 14)
Mich hat das Buch von Anfang an gepackt. Die Autorin erzählt authentisch, aber auch mit wohlwollendem Blick von ihrem Land. Ihre Kindheit war sehr hart und geprägt von dem Glauben an die hinduistischen Götter. Viele Nepalesen sind Anhänger des Hinduismus oder Buddhismus und für viele Schicksalsschläge werden Schuldige gesucht. Das Christentum ist offiziell geduldet, aber das Ausleben und Weitererzählen des christlichen Glaubens verboten. Vor diesem Hintergrund ist es ein Wunder, dass es doch viele Nepalesen gibt, die dem Christentum angehören und auch die Geschwister von Maina gehören dazu. Dadurch wird der Familie und später auch der Mutter ein neuer Weg aufgezeigt, mit ihrem Leben umzugehen. Für Elisabeth entsteht dadurch die Möglichkeit, auf die Schule zu gehen und raus aus der Armut zu kommen.
Ich habe mit Staunen verfolgt, wie stark diese Frau ist, dass sie ihren Weg immer weiter geht und welche Wunder Gott in ihrem Leben immer wieder bewirkt hat, um ihr diesen Weg zu ebnen.
Besonders gut haben mir die Infokästen innerhalb der Lektüre gefallen, in denen passend zum Erzählten Hintergrundinfos zu Nepal und der Missionsarbeit eingeflochten wurden. So konnte man das Erzählte besser im Gesamtkontext verstehen.
Fazit:
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Eindrucksvoll geschriebenes Buch von einer mutigen und bewundernswerten Frau. Man erfährt viel über Nepal und die Herrnhuter Missionsarbeit.