Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel

Buchseite und Rezensionen zu 'Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel' von Jana Seelig
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

Diskussionen zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:224
EAN:9783492060219
read more

Rezensionen zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

  1. Ein Leben mit der Depression

    In ihrem Buch „Minusgefühle“ erzählt die Autorin Jana Seelig ihren Weg mit der Depression zu leben. Sie beginnt damit zu versuchen zu beschreiben, warum sie vor Jahren mit Twitter den Weg in die Öffentlichkeit suchte, um über ihre Erkrankung zu sprechen. Was mit einer Diskussion zwischen ihr und ihrem damaligen Freund begann, nahm quasi über Nacht immense Ausmaße an. Der Hashtagg #notjustsad wird noch immer ausgiebig genutzt und ist für viele eine erste Anlaufstelle.

    Jana Seelig berichtet über erste nicht zuzuordnende Symptome, über Zusammenbrüche, letztendlich der Diagnose selbst und ihren Umgang mit der Erkrankung Depression. Aber sie berichtet auch von Reaktionen der Ärzte bis zu nicht immer positiven Stellungnahmen von ihr nahestehenden Personen wie Freunden und Verwandten. Mit dem Erkennen, wer zu ihr hält und wer nicht, hat sie sich letztendlich auch von „Nichtfreunden“ befreien müssen. Wobei eine Veränderung jeglicher Art gerade bei depressiven Menschen nicht einfach ist. Die Autorin schreibt über Behandlungswege, die sie für sich gewählt hat. Sie schreibt außerdem über Minusgefühle, die trotz dem Wissen um die Diagnose und der Einnahme von Medikamenten nicht einfach verschwinden, sondern weiterhin zum Alltag eines Erkrankten gehören, mal mehr und mal weniger.

    Das Buch lässt sich hervorragend lesen, da Jana Seelig mit einer gewissen Spur Humor und Ironie schreibt, sofern es das schwierige Thema denn zulässt. Ich als selbst Betroffene habe auch für mich selbst wieder einmal neue Erkenntnisse aus den Schilderungen ziehen können, nämlich, dass ich anscheinend schon viel länger an der Krankheit leide als bisher angenommen. Demnach begann die Depression bei mir bereits im Teenageralter erste Symptome zu zeigen.

    Ein wichtiges Buch, dem ich natürlich fünf von fünf möglichen Sternen vergebe und das ich absolut weiter empfehle, an interessierte Leser, aber auch an Betroffene und Angehörige, nicht als Therapieversuch, jedoch zur Hilfe des Verstehens einer schwierigen Erkrankung, die noch immer einen negativen Touch in unserer Gesellschaft verbreitet.

    Teilen
 

Das Schicksal ist ein Schläger

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Schicksal ist ein Schläger' von Christina Rammler

Inhaltsangabe zu "Das Schicksal ist ein Schläger"

Scheidung, Krebs, Missbrauch, Tod - das Schicksal kann hart zuschlagen und die Frage ist: Was dann? Was macht Leid mit uns? Wo ist Gott inmitten von Schmerz und Zerbruch? Gibt es ein "danach" und wie kann es aussehen? All das und mehr fragt Christina Rammler fünf Menschen, die Schweres durchgemacht haben. Einfühlsam hört sie zu und versucht zu verstehen: Wie konnten diese das Leid erleben, ohne daran zugrunde zu gehen? Und was hat all das mit und aus ihnen gemacht? Ein ehrliches, eindringliches und bewegendes Buch, das inmitten von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung Mut macht.

Diskussionen zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

Format:Kindle Edition
Seiten:208
EAN:
read more

Rezensionen zu "Das Schicksal ist ein Schläger"

  1. Was machst du wenn das Schicksal zuschlägt ?

    Man weiß nie, was das Leben einem servieren wird, was es einem bringt. Das ist ja die Sache an Schicksalsschlägen, dass sie unverhofft, von heute auf morgen zuschlagen und deine ganze Welt auf den Kopf stellen und du bist nicht vorbereitet darauf, niemals. (Ausschnitt aus dem Buch)
    Christina Rammler zeigt uns in ihrem Buch fünf Menschen auf denen das Schicksal sehr zugesetzt hat. Da ist: Eliza die ihren Vater als 12-Jährige verliert durch einen Motorradunfall, plötzlich verändert sich ihr Leben von heute auf morgen. Und auch ihr Glaube kommt ins Wanken. David von dem sich seine Frau trennt, hat er doch geglaubt das seine Gebete die Ehe noch retten kann. Doch alles vergebens, David hadert mit Gott. Jonathan bei dem durch den Tod der Nichte, Mutter und seinem Bruder das Schicksal wirklich hart zuschlägt. Gabriel unheilbar an Krebs erkrankt lautet die Diagnose, doch darf er auf ein Wunder hoffen? Eliana die vom Nachbarjungen missbraucht wird, lässt dieses Erlebte nicht mehr los und der Glaube kommt ins Wanken. Kann Gott da eingreifen?

    Meine Meinung:
    Die Autorin zeigt uns an fünf realen Beispielen von jungen Menschen wie hart das Schicksal bei einem jeden zuschlagen kann. Schicksale kündigen sich nicht an, sondern sie stehen auf einmal vor deiner Tür. Sei es Krankheit, Missbrauch, Tod, Scheidung.... usw. niemand ist davor gefeit. Schicksale gehören zu unserem Leben, es fragt sich nur wie gehe ich mit diesen um? Und genau dies zeigen uns diese Beispiele. Mit Hilfe ihres Glaubens, den die fünf verloren geglaubt haben entdecken sie Gottes Arme, die sie durch diese schweren Zeiten tragen. Sie entdecken das mit dem Glauben zwar das Schicksal nicht verschwindet, es jedoch erträglicher macht und manchmal sogar Wunder geschehen. Einfühlsam hört die Autorin der Geschichte von jedem Einzelnen zu, versucht zu verstehen und zu begreifen wie sie mit ihrer Geschichte gekämpft, gelitten und gewonnen haben. Ein bewegendes, ehrliches und tiefgreifendes Buch das sicher manchem Hoffnungslosen und Verzweifelten wieder Mut zum Leben geben kann. Mich jedenfalls hat es berührt, den es zeigte mir, das auch andere Christen mit Gott hadern. Das Cover in schwarz und rosa gehalten und der schlagenden Frau in der Mitte, ist mir persönlich zu feminin. Ich jedenfalls kann es nur empfehlen von mir 5 von 5 Sterne.

    Teilen
 

Das Schicksal ist ein Schläger

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Schicksal ist ein Schläger' von Christina Rammler

Inhaltsangabe zu "Das Schicksal ist ein Schläger"

Scheidung, Krebs, Missbrauch, Tod - das Schicksal kann hart zuschlagen und die Frage ist: Was dann? Was macht Leid mit uns? Wo ist Gott inmitten von Schmerz und Zerbruch? Gibt es ein "danach" und wie kann es aussehen? All das und mehr fragt Christina Rammler fünf Menschen, die Schweres durchgemacht haben. Einfühlsam hört sie zu und versucht zu verstehen: Wie konnten diese das Leid erleben, ohne daran zugrunde zu gehen? Und was hat all das mit und aus ihnen gemacht? Ein ehrliches, eindringliches und bewegendes Buch, das inmitten von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung Mut macht.

Diskussionen zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

Format:Taschenbuch
Seiten:208
Verlag: SCM Hänssler
EAN:9783775157315
read more

Rezensionen zu "Das Schicksal ist ein Schläger"

  1. Was machst du wenn das Schicksal zuschlägt ?

    Man weiß nie, was das Leben einem servieren wird, was es einem bringt. Das ist ja die Sache an Schicksalsschlägen, dass sie unverhofft, von heute auf morgen zuschlagen und deine ganze Welt auf den Kopf stellen und du bist nicht vorbereitet darauf, niemals. (Ausschnitt aus dem Buch)
    Christina Rammler zeigt uns in ihrem Buch fünf Menschen auf denen das Schicksal sehr zugesetzt hat. Da ist: Eliza die ihren Vater als 12-Jährige verliert durch einen Motorradunfall, plötzlich verändert sich ihr Leben von heute auf morgen. Und auch ihr Glaube kommt ins Wanken. David von dem sich seine Frau trennt, hat er doch geglaubt das seine Gebete die Ehe noch retten kann. Doch alles vergebens, David hadert mit Gott. Jonathan bei dem durch den Tod der Nichte, Mutter und seinem Bruder das Schicksal wirklich hart zuschlägt. Gabriel unheilbar an Krebs erkrankt lautet die Diagnose, doch darf er auf ein Wunder hoffen? Eliana die vom Nachbarjungen missbraucht wird, lässt dieses Erlebte nicht mehr los und der Glaube kommt ins Wanken. Kann Gott da eingreifen?

    Meine Meinung:
    Die Autorin zeigt uns an fünf realen Beispielen von jungen Menschen wie hart das Schicksal bei einem jeden zuschlagen kann. Schicksale kündigen sich nicht an, sondern sie stehen auf einmal vor deiner Tür. Sei es Krankheit, Missbrauch, Tod, Scheidung.... usw. niemand ist davor gefeit. Schicksale gehören zu unserem Leben, es fragt sich nur wie gehe ich mit diesen um? Und genau dies zeigen uns diese Beispiele. Mit Hilfe ihres Glaubens, den die fünf verloren geglaubt haben entdecken sie Gottes Arme, die sie durch diese schweren Zeiten tragen. Sie entdecken das mit dem Glauben zwar das Schicksal nicht verschwindet, es jedoch erträglicher macht und manchmal sogar Wunder geschehen. Einfühlsam hört die Autorin der Geschichte von jedem Einzelnen zu, versucht zu verstehen und zu begreifen wie sie mit ihrer Geschichte gekämpft, gelitten und gewonnen haben. Ein bewegendes, ehrliches und tiefgreifendes Buch das sicher manchem Hoffnungslosen und Verzweifelten wieder Mut zum Leben geben kann. Mich jedenfalls hat es berührt, den es zeigte mir, das auch andere Christen mit Gott hadern. Das Cover in schwarz und rosa gehalten und der schlagenden Frau in der Mitte, ist mir persönlich zu feminin. Ich jedenfalls kann es nur empfehlen von mir 5 von 5 Sterne.

    Teilen
 

Zwischen zwei Leben: Von Liebe, Tod und Zuversicht

Buchseite und Rezensionen zu 'Zwischen zwei Leben: Von Liebe, Tod und Zuversicht' von Guido Westerwelle
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Zwischen zwei Leben: Von Liebe, Tod und Zuversicht"

Diskussionen zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

Format:Taschenbuch
Seiten:256
Verlag: btb Verlag
EAN:9783442715022
read more

Rezensionen zu "Zwischen zwei Leben: Von Liebe, Tod und Zuversicht"

  1. 5
    22. Jul 2016 

    Ein sehr interessanter Erfahrungsbericht

    Es gibt Rezensionen, die leben von schönen Zitaten. Diese gehört dazu …

    Ein Buch, das mich tief berührt hat …

    Guido Westerwelle lebte ein schnelles Leben, als habe seine Seele gewusst, dass er nicht viel Zeit hat. Der jüngste Politiker, der im Vergleich zu den vielen alten PolitikerInnen recht früh gestorben ist. Sein Buch ist mit so viel Weisheit geschrieben, dass es mich wirklich beeindruckt hat. Wer Guido Westerwelle als Mensch erleben möchte, der sollte dieses Buch lesen.

    Er war mir als Politiker recht unsympathisch. Auch sein großes Mundwerk hatte mich genervt. Aber hier lerne ich ihn als Mensch kennen.
    "Ein Herz hat nur, wer es für andere hat.“ Wer hätte jemals gedacht, dass der Politiker Guido Westerwelle ein Herz für andere hat. Zumindest hatte er es nicht für die Menschen, die sein Verständnis und seinen Schutz gebraucht hätten.

    Ihm war es wichtig, dieses Buch zu schreiben, um anderen krebskranken Menschen Mut zu machen. Auch wenn bei ihm die Leukämie-Erkrankung tödlich verlaufen ist.

    Dominik Wichmann schreibt dazu im Nachwort:

    „War deshalb alles umsonst? Hat er den Kampf gegen die Krankheit verloren? Nein. Denn die Auseinandersetzung mit dem Krebs ist keine Frage von Sieg oder Niederlage. Der Überlebende ist kein Sieger und der Sterbende kein Verlierer. Die Angelegenheit ist viel komplexer, komplexer auch als die Sentenz, wonach derjenige, der kämpft, verlieren kann; aber der, der nicht kämpft, schon verloren hat. Treffender ist da ein Zitat des Dichters und Politikers Václav Havel: >>Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal, wie es ausgeht.<< (2016, 242f)

    In der Auseinandersetzung mit der tödlichen Erkrankung stellte sich auch Westerwelle die Warum-Ich-Frage (…)

    „… so lange, bis mir die ersten leukämiekranken Kinder begegneten. Nachdem ich in deren so unschuldige und traurige Gesichter geblickt habe, stellte ich mir diese Frage nie, nie wieder." (158)

    In dem Buch findet man weitere schöne Zitate von anderen AutorInnen. Die Auseinandersetzung mit dem Krebs ist ein langer Prozess. Westerwelle fand viele AutorInnen, die ihm vorgelebt haben, diesen Prozess anzugehen, sich mental nicht in der Erkrankung zu verlieren. Hierbei möchte ich so gerne ein Zitat von Nietzche aufgreifen, das Westerwelle in seinem Buch festgehalten hat:

    „Man müsse die Phantasie des Kranken beruhigen, dass er wenigstens nicht, wie bisher, mehr von seinen Gedanken über die Krankheit zu leiden hat, als von der Krankheit selbst." (159)

    Guido Westerwelle selbst gebraucht folgendes personifiziertes Bild in der Auseinandersetzung mit seiner Erkrankung, das absolut passend ist.

    „Die Krankheit ist ein Egoist, sie zieht alles an sich, saugt alle Aufmerksamkeit auf und gibt sie nicht wieder her.“ (210).

    Sein Ehepartner Michael Mronz litt ein wenig darunter, dass Westerwelle keine Zeit mehr für sein Leben zeigen konnte.

    In dem Buch spricht Westerwelle nicht nur über seine Erkrankung. Er spricht auch über sein ehemaliges politisches Leben als FDP-Vorsitzender und als Außenminister, geht erneut auf die von 2010 Hartz-IV-geführte Debatte ein, bezogen auf die „spätrömische Dekadenz“, die für viel Wirbel in den Medien und in der Gesellschaft gesorgt hat.

    In der Mitte des Buches sind ein paar Fotos abgebildet; aus seiner Kindheit und Jugend und Westerwelle als Politiker in der FDP. Westerwelle ist schon sehr früh, Anfang zwanzig, den „Jungen Liberalen“ beigetreten.

    Auch hat er über sein Leben als Homosexueller geschrieben, und dass er die Liebe in seinem Ehemann Michael Mronz gefunden habe.

    Mein Fazit zu dem Buch?

    Der Buchtitel "Zwischen zwei Leben" kommt sehr gut rüber. Darin beschreibt er sein Leben vor der Erkrankung und das Leben mit der Erkrankung. Ein Auf und Ab, zwischen beiden Leben jonglierend.

    Westerwelle ist in seinem Buch immer sachlich geblieben, trotz seiner schweren Lebenslage. Er hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, hat gekämpft, auch dann noch, als sich sein erster Spender einen Tag vor der Operation zurückgezogen hat.

    Insgesamt finde ich, hat Westerwelle mit seinem Buch viel Größe gezeigt.

    Das Buch ist sehr mutig, recht offen und sehr persönlich geschrieben, was mir gut gefallen hat.

    Und es sind längst nicht alle schönen Zitate, die ich herausgeschrieben habe. Es gibt für die LeserIn, die, so wie ich, schöne Gedanken liebt, thematisch noch viele mehr im Buch zu entdecken.
    _______
    "Ein Herz hat nur, wer es für andere hat."
    (G. W. zitiert aus dem Herzzentrum)

    Teilen
 

Splitterfasernackt

Buchseite und Rezensionen zu 'Splitterfasernackt' von Lilly Lindner
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Splitterfasernackt"

Diskussionen zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

Format:Taschenbuch
Seiten:400
Verlag: Knaur TB
EAN:9783426784884
read more

Rezensionen zu "Splitterfasernackt"

  1. »Niemand schweigt besser als ein missbrauchtes Kind.«

    Der Klappentext:

    Lilly Lindner ist sechs Jahre alt, als sie vergewaltigt wird. Sie schweigt - im Nachhall der Gewalt. Der Mann zieht eines Tages weg, doch Lillys Leben ist längst aus dem Lot. Und so beschließt sie zu hungern - damit von ihrem geschundenen Körper möglichst wenig übrig bleibt. Sie nennt sich Ana und vergisst, dass sie ein Recht auf ihren eigenen Namen hat. Mit siebzehn Jahren zieht Lilly in eine eigene Wohnung, doch ihr Leben ist noch immer ein Trümmerhaufen. Schließlich beginnt sie, in einem Berliner Edelbordell zu arbeiten, denn ihr Körper, so denkt sie, gehört schon lange nicht mehr ihr, warum nicht wenigstens damit Geld verdienen? Die zarte junge Frau, die wortgewandt, intelligent und sensibel zugleich ist, wird eine begehrte Prostituierte. Umgeben vom roten Licht verfasst sie ein provozierendes Buch von ungeheurer sprachlicher Wucht.

    Meine Meinung:

    Lilly Lindner erzählt in ihrer Autobiografie »Splitterfasernackt« über einen sehr negativ prägenden Teil in ihrem Leben, der mich als Leser alles andere als kalt gelassen hat. Der Autorin sind Gewalt und sexueller Missbrauch schon im Kleinkindalter über mehrere Jahre hinweg angetan worden und später im Alter von 17 gab es dann erneut ein fürchterlich einschneidendes Erlebnis, das Lilly völlig aus der Bahn geworfen und seither ihr weiteres Dasein bestimmt hat.

    ~ Einmal in diesem Leben möchte ich morgens aufwachen und verstehen, warum ein Mann eine Frau vergewaltigt. Ich möchte begreifen, warum Männer kleine Kinder ficken. ~
    (S. 242)

    Man will es gar nicht glauben, dass das, was Lilly widerfahren ist, tatsächlich passiert ist. Zu grausam und unfair erscheint es einem. Man fragt sich: Wieso geschehen einem solche Dinge? - Das kann doch nicht einfach Pech oder Zufall sein!? Und vor allem - und habe ich erst gar nicht verstanden: Warum entschließt sich Lilly in Anbetracht der Geschehnisse dann dazu, als Prostituierte zu arbeiten? - Aber darauf gibt die Autorin uns in ihrem Buch eine Antwort, die ich, so irre sie auch klingt, doch sehr einleuchtend finde und verstehen kann.

    Wer Lilly Lindner bereits kennt, weiß, dass sie eine Begabung für die Aneinanderreihung von Worten hat, die man so noch nie erlebt hat. Aber nicht nur das Geschriebene fasziniert und ist einzigartig, nein, ich finde, dass die Autorin genauso fesselnd spricht, wie sie schreibt.
    Für Lilly Lindner war das Schreiben und der Umgang mit Worten die einzig richtige Entscheidung in so einer schwierigen Lebenssituation, in der sogar die Eltern versagt haben. Mit dem Schreiben will sie der Stille in ihrem Kopf entkommen, die da und einfach nicht aushaltbar ist, seitdem sie diese schrecklichen Erfahrungen machen musste.
    Mutig, sehr mutig fand ich dann vor allem, dass sie ihr Buch zu einem Verlag getragen und veröffentlicht hat. Denn, wer weiß schon, wie vielen von uns Derartiges vielleicht auch passiert ist und darüber jahrelang eisern geschwiegen hat? Möglicherweise macht diese Autobiografie Betroffenen Mut, mit der Wahrheit herauszurücken?

    ~ Es ist merkwürdig zu sterben, ohne danach tot zu sein. Man fühlt sich leer und verloren, man weiß nicht so richtig, wohin man gehört. ~
    (S. 25)

    Autobiografien habe ich bisher noch nicht viele gelesen, aber von den wenigen, die ich bereits gelesen habe, ist Lilly Lindners »Splitterfasernackt« eine, die wegen all der Schicksalsschläge und anschließender Selbstgeißelung so emotional zu lesen ist und durch die unglaublich faszinierenden Wortkonstellationen in meinen Augen deswegen wirklich ein Lesehighlight war.

    Teilen
 

Bevor ich jetzt gehe

Buchseite und Rezensionen zu 'Bevor ich jetzt gehe' von Paul Kalanithi
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Bevor ich jetzt gehe"

Diskussionen zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:192
EAN:9783813507256
read more

Rezensionen zu "Bevor ich jetzt gehe"

  1. 5
    19. Apr 2016 

    Mut zu sterben; Mut zu lesen

    Das Buch ist sehr interessant. Aber es ist kein Buch, bei dem man zwischendurch schnell mal ein paar Seiten lesen kann. Ich konnte es nicht einmal auf dem Weg zur Arbeit im Bus lesen, wie ich das sonst jeden Morgen tue.
    Nein, dieses Buch braucht seinen eigenen Raum und ich habe den Sonntag damit zugebracht … Es ist ein kurzes Büchlein von gerade mal 180 Seiten, ich werde mich daher sehr kurz halten.

    Auf den ersten Seiten erzählt Kalanithi etwas über seine familiäre Herkunft, über seine schulische und berufliche Laufbahn, über seine Beziehungen und über seinen Krankheitsausbruch, bevor er die Krebsdiagnose erhält.

    Paul Kalanithi zählt zu den Menschen, die mit mehreren Begabungen auf die Welt gekommen sind. Er wurde 1977 geboren und war ein Vielleser.

    Schon in seiner Jugend beschäftigte er sich mit hoher Literatur, wie z.B. George Orwells 1984. Wenn auch seine Mutter diese Begabung mitgefördert hat ...
    Pauls Vater ist Arzt, in ihm fand er ein großes Vorbild. Eigentlich wollte Paul Schriftsteller werden, denn er konnte auch gut schreiben, hatte sich aber dann doch für die Medizin entschieden. Kalanithi wollte bei den Menschen etwas bewirken, was er auch tat. In seiner Berufspraxis als Assistenzarzt und später als Neurochirurg nahm er sich immer Zeit für seine PatientInnen.

    Zitat:
    In solchen Momenten bei den Patienten zu sein hat so sicher seinen emotionalen Preis, aber es gab auch den entsprechenden Lohn. Ich glaube nicht, dass ich je eine Minute darüber nachgedacht habe, warum ich diese Arbeit machte oder ob es das überhaupt Wert war. Denn meine Berufung, das Leben zu schützen - nicht nur das nackte Leben, sondern auch die Persönlichkeit und Würde eines Menschen; war unantastbar. Zitat Ende

    Er hielt bis zum Ende seiner Arbeit am Menschen an seinen Idealen fest.

    Dass er selbst ein krebskranker Patient werden würde, damit rechnet ein junger Mensch wie Kalanithi es war, nicht. Kalanithi hat schon viele PatientInnen sterben und andere wieder heilen gesehen. Nun zählte er selbst zu den Betroffenen und als Experte der Medizin ist es nicht einfach für ihn gewesen, in diese Patientenrolle zu schlüpfen:

    Zitat
    Seit meiner Diagnose hatte ich angefangen, die Welt aus zwei Perspektiven zu betrachten. Ich sah den Tod als Arzt und als Patient. Als Arzt wusste ich es besser, als zu sagen: Krebs ist ein Kampf, den ich gewinnen werde. Oder mich mit der Frage zu quälen: Warum ich? Denn die Antwort darauf ist: Warum nicht ich? Zitat Ende

    Den Gedanken Warum nicht ich? fand ich höchst interessant. Soll es denn sonst einen anderen treffen?

    Wie viel Zeit bleibt mir noch? Eine Frage, die sich alle krebskranken PatienInnen stellen, so auch Kalanithi. Auch wenn er sich beruflich für die Medizin entschieden hat, so hatte er trotzdem noch Pläne; er hegte schon die Absicht, wenn er nur lange genug leben würde, auch Bücher schreiben zu wollen ...

    Kalanithi hat sich in seinem Leben belletristisch viel mit Sterben und Tod befasst, er fand z. B. in Franz Kafka, Virginia Woolf, Der Tod des Iwan Iljitsch, Montaigne; Memoiren von Krebspatienten, große Lehrmeister… Später las er durch seinen Beruf dazu viel Fachliteratur.

    Mutig ging Paul Kalanithi den Kampf gegen den Krebs an …

    Mein Fazit?

    Zu dem Buch fällt mir ein Zitat ein. Wenn morgen die Welt untergehen würde, würde ich trotzdem noch einen Apfelbaum pflanzen.

    Kalanithi hat zwar keinen Apfelbaum gepflanzt, aber etwas Ähnliches hat er doch getan, was symbolisch auf dasselbe hinausläuft. Mitten in seiner Erkrankung zeugte er ein Kind, und er und seine Frau bekamen ein Mädchen kurz vor seinem Tod. Das fand ich sehr mutig und diese Szenen, als das Baby in den Armen des sterbenden Vaters gelegt wurde, haben mich tief berührt. Ich selbst hätte nicht sterben können, mit dem Wissen, ich würde ein süßes kleines Mädchen zurücklassen. Aber Kalanithi und seine Frau haben sich bewusst für das Kind entschieden, nach der Prämisse, Leben zu schenken, während das eigene zu Ende geht.

    Es ist schön zu lesen, dass er und seine Frau nicht nur ein Kind in die Welt brachten, nein, auch dieses Buch entstand durch den Autor, betrachte ich ebenso als eine Geburt, wenn auch auf geistiger Art. Und seine Frau war an dem Buch mitbeteiligt, ihr haben wir die letzten Kapitel und die Herausgabe zu verdanken.

    Das hat mir sehr gut gefallen. Paul Kalanithi hat mit seinem kurzen Leben viele Schätze hinterlassen.

    Teilen
 

Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben

Buchseite und Rezensionen zu 'Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben' von Matt Haig
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben"

Authentisch und anrührend


Ein Buch, das es eigentlich gar nicht geben dürfte. Denn mit 24 Jahren wird Matt Haig von einer lebensbedrohlichen Krankheit überfallen, von der er bis dahin kaum etwas wusste: einer Depression. Es geschieht auf eine physisch dramatische Art und Weise, die ihn buchstäblich an den Abgrund bringt. Dieses Buch beschreibt, wie er allmählich die zerstörerische Krankheit besiegt und ins Leben zurückfindet. Eine bewegende, witzige und mitreißende Hymne an das Leben und das Menschsein – ebenso unterhaltsam wie berührend.

Diskussionen zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:304
EAN:9783423280716
read more

Rezensionen zu "Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben"

  1. Gibt Mut und macht Hoffnung

    Matt Haig kennt man üblicherweise als Autor von (Fantasy)Romanen sowohl für jugendliche-, als auch erwachsene Leser. Mit "Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben" hat er diesmal ein genreübergreifendes Buch geschaffen, welches sowohl biografische Elemente aufweist, als auch als Ratgeber und Sachbuch dient.

    Im Alter von 24 Jahren erkrankte er ziemlich massiv an Depressionen und Angststörungen. Im Buch beschreibt er sympathisch und authentisch seinen persönlichen Weg und Umgang mit seinen inneren Dämonen und möchte damit anderen Betroffenen einen kleinen Mutmacher mit auf deren eigenen Weg geben.

    Er beschreibt anhand seiner Symptome, wie es ihm in seinen dunkelsten Zeiten gegangen ist und wie er sich gefühlt hat. Diese sehr gefühlvollen und anschaulichen Beschreibungen finde ich gerade für Menschen die noch nie selber eine Depression hatten und die deshalb nicht wissen können, wie sich eine solche anfühlt, sehr wichtig und hilfreich.

    Matt Haig lässt den Leser teilhaben an seinem eigenen Entwicklungsprozess. Denn genau darum geht es: Zu lernen, mit dieser Erkrankung umzugehen und leben zu lernen.

    Er beschreibt, wie er im Laufe der Zeit erkannt hat, was gut und hilfreich für ihn ist, und welche Dinge ihm schaden und belasten. Selbstverständlich erkennt man dabei - trotz der ernsten Thematik - definitiv seine Handschrift und den ihm eigenen Humor deutlich wieder. Er ist einfach ein begnadeter Schreiber und gerade deswegen bin ich ihm sehr dankbar dafür, dass er den Mut hatte, dieses Buch zu veröffentlichen.

    Denn wie Matt Haig anhand von aktuellen Zahlen verdeutlicht, sind Depressionen und Angststörungen ein riesiges Problem, von dem weltweit erschreckend viele Menschen betroffen sind. Direkt als Erkrankte, oder indirekt, weil sie einen betroffenen Familienangehörigen / Freund / Arbeitskollegen oder Bekannten haben. In der breiten Öffentlichkeit wird jedoch so gut wie nie über diese Themen gesprochen, haften ihnen doch vermeintliche Makel an. Erst wenn mal wieder eine prominente Perönlichkeit Selbstmord begannen hat, geht eine Erschütterung durch die sonst schweigende Menge und man ist sich (zumindest für kurze Zeit) einig darüber, dass man diese Thematik viel mehr (oder überhaupt mal) in den gesellschaftlichen Mittelpunkt stellen müsste, anstatt sie sprichwörtlich tot zu schweigen.

    Darum ist es so ungemein wichtig, dass es Menschen wie Matt Haig gibt, die offen und ehrlich mit ihrer Erkrankung - die im Übrigen JEDEN im Laufe seines Lebens treffen kann - umgehen und sich auch nicht davor scheuen, dies in der Öffentlichkeit zu tun. Alleine die Tatsache, dass "man darüber spricht", kann Betroffenen bereits eine große Hilfe sein, weil sie dadurch erkennen können, dass sie eben NICHT die vermeintlich einzigen Menschen sind, die davon betroffen sind.

    Mein Fazit: Dieses Buch macht Mut und gibt Hoffnung. Nicht nur den Betroffenen, sondern auch ihren Angehörigen. Denn es zeigt auf, dass es durchaus Wege aus der Dunkelheit geben kann. Wie diese Wege für jeden einzelnen aussehen, ist jedoch ebenso unterschiedlich, wie es die Menschen nun mal selber auch sind. Jede Depression, jede Angststörung, ist sehr individuell, weswegen es gar keinen alleinigen und einzigen Universalweg für alle Erkrankten geben KANN. Und genau darauf weist Matt Haig auch mehrfach hin: Dass es sich bei seinem Bericht eben um genau SEINEN und sehr persönlichen Weg handelt.

    Teilen
  1. 3
    07. Apr 2016 

    Depression: Ein Überlebensbericht...

    Ein Buch, das es eigentlich gar nicht geben dürfte. Denn mit gerade mal 24 Jahren wird Matt Haig von einer lebensbedrohlichen Krankheit überfallen, von der er bis dahin kaum etwas wusste: einer schweren Depression. Es geschieht auf eine physisch dramatische Art und Weise, die ihn buchstäblich an den Rand des Abgrunds bringt. Dieses Buch beschreibt, wie er allmählich die zerstörerische Krankheit besiegt und langsam ins Leben zurückfindet. Eine bewegende, witzige und mitreißende Hymne an das Leben und an das Menschsein – ebenso unterhaltsam wie berührend.

    'Ich habe dieses Buch geschrieben, weil letztendlich doch etwas dran ist an den uralten Klischees: Die Zeit heilt alle Wunden, und es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, auch wenn wir es zunächst nicht sehen können. Und manchmal können Worte einen Menschen tatsächlich befreien.' Matt Haig

    Ich hatte also zwei Ziele mit diesem Buch. Gegen die Stigmatisierung zu kämpfen und - vielleicht die größere Herausforderung - andere Menschen davon zu überzeugen, dass wir am tiefsten Punkt des Tals einfach nicht die klarste Aussicht haben. (S. 7)

    Fallen - Landen - Aufstehen - Leben - Sein. Das sind die großen Abschnitte, in die Matt Haig sein Buch unterteilt hat und die einen Prozess andeuten. Seinen eigenen Prozess im Kampf gegen die Depression. Oder vielmehr in seinem Lebenlernen mit der Depression. Denn diese Krankheit ist nicht einfach plötzlich weg. Sie ist immer da, zumindest latent im Hintergrund - und kann jederzeit wieder zuschlagen...

    "Und wenn der Sandsturm vorüber ist, wirst du dich kaum erinnern, wie du ihn durchquert, ihn überlebt hast. Du wirst nicht einmal sicher sein, ob er wirklich vorüber ist. Nur eins ist sicher. Wenn du aus dem Sandsturm kommst, bist du nicht mehr derselbe Mensch, der in ihn hineingeraten ist. Darin liegt der Sinn dieses Sturms." (Haruki Murakami, Kafka am Strand) (S. 89)

    Was ist das eigentlich für ein Buch? Das fragte ich mich nach einigen Seiten der Lektüre. Erwartet hatte ich einen hoffnungsvoll gestimmten, von leichtem Humor durchsetzten Roman im Stile des vorherigen Buches von Matt Haig: 'Ich und die Menschen', von dem ich so überaus angetan war. Aber: dieses Buch ist anders. Ganz anders.

    Hoffnungsvoll gestimmt? Ja, unbedingt. Auch. Von leichtem Humor durchsetzt? Auch dies, stellenweise. Aber: eben kein Roman. Wirklich zuordnen lässt sich dieses Buch keinem Genre so richtig; es ist im Grunde eine Mischung aus Erfahrungsbericht, Sachbuch und Ratgeber. Und diese Erkenntnis war für mich: ernüchternd.

    Hat man eine Depression, versinkt man in einem Sumpf und verliert jeglichen Antrieb. Mischt man Angst in den Cocktail, bleibt der Sumpf zwar ein Sumpf, doch der Sumpf hat jetzt Strudel (...) Du bist konstant im Alarmzustand. Du bist angespannt bis zum Kollaps, in jedem einzelnen Augenblick, während du verzweifelt versuchst, dich über Wasser zu halten... (S. 62)

    Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, bin ich der Meinung, dass mir persönlich ein Roman mit dieser Thematik deutlich besser gefallen hätte, zumal darin dann vermutlich mehr Anteile von Haigs eigener Erfahrung mit der Depression verarbeitet worden wären. Aber hätte, könnte, wäre - ist eben nicht, und so musste ich mich mit dem gewählten Stil arrangieren. Natürlich gelingt es Matt Haig auf diese Art, viel Wissenswertes rund um das Thema Depression zu vermitteln und den Leser - ob nun Betroffener oder nicht - für die Thematik zu senisibilisieren. Aber für mich persönlich muss ich gestehen, dass ich wenig Neues erfahren habe. Am berührtesten war ich letztlich bei der Danksagung - und das will wirklich etwas heißen.

    Die Depression, das bist nicht D U. Sie ist etwas, das dir passiert. Etwas, das häufig durch Reden besser wird. Durch Worte. Trost. Unterstützung. Ich habe über ein Jahrzehnt gebraucht, um offen über meine Erfahrungen zu reden, richtig zu reden, mit jedem. Und mir wurde schnell klar, dass Reden an sich schon eine Therapie ist. Wo man reden kann, ist Hoffnung. (S. 85 f.)

    Dennoch denke ich, dass es ein wertvolles Buch ist. Ich glaube, dass das Buch für Betroffene gut sein kann. Man macht hier die Erfahrung: man ist nicht alleine damit, man ist nicht 'unnormal', weil man an dieser Krankheit leidet, es ist nicht hoffnungslos - es gibt immer auch wieder einen Weg aus dem Tal hinaus, auch wenn dieser für jeden anders ausschaut, da es keine Patentrezepte gibt gegen die 'Depression'.

    Aber auch für Leser, die sich mit der Thematik bislang wenig auseinanderegestzt haben, kann es hilfreich sein, dieses Buch zu lesen. Wann sonst erhält man derart authentische Einblicke in das Innenleben (und die Lösungen) eines Betroffenen? Viele werden zumindest in ihrem Umfeld (Freunde, Familie, Kollegen) jemanden kennen, der depressiv ist - und wie hilflos reagiert man oft im Umgang mit ihnen? Das Buch kann hier m.E. dazu beitragen, mehr Verständnis für Erkrankte zu entwickeln.

    Wenn möglich, gib dem Depressiven nicht das Gefühl, noch seltsamer zu sein, als er sich sowieso schon fühlt. Drei Tage auf dem Sofa? Nicht die Vorhänge aufgezogen? Tränen wegen schwieriger Etnscheidungen wie zum Beispiel, welche Socken anziehen? Na und? Kleinigkeit. Einen Normalzustand gibt es nicht. Normal ist subjektiv. Auf unserem Planeten gibt es sieben Milliarden Versionen von normal. (S. 151)

    Es gibt hier also keine zusammenhängende Geschichte, sondern aufeinanderfolgende kleine Kapitel, in denen in meist kurzen, flüssig zu lesenden Sätzen entweder von Matt Haigs Erfahrungen berichtet wird, oder in denen er Wissenswertes zur Krankheit 'Depression' vorstellt, gerne auch in Form von Listen und Aufzählungen, wie z.B. von Dingen, die ihm gut tun und anderen Dingen, die die Symptomatik eher verschlechtern.

    Keine Depression ist wie die andere, das Erleben ist immer individuell, jeder muss für sich herausfinden, was ihm gegen den 'schwarzen Hund' hilft, ob Medikamente beispielsweise eine Option sind oder nicht. Neurowissenschaftlich ist viel weniger erforscht, als Medizin und Pharmaindustrie uns weis machen wollen, und Matt Haig beispielsweise verzichtet ganz auf Medikamente. Bei ihm sind es andere Dinge, die ihm helfen: Sonne, Luft, Reisen, Laufen, Yoga, Meditation - und Bücher.

    "Das Ziel der Kunst ist es, dem Leben Form zu geben", sagte Shakespeare. Und mein Leben - das Chaos in meinem Kopf - brauchte Form. Ich hatte den Faden verloren. Ich hatte keinen einheitlichen Erzählstrang mehr. Es war nur Chaos und Unordnung da. Also liebte ich Geschichten, weil sie mir Hoffnung gaben. (...) Es gibt das Klischee, dass Leute, die viel lesen, einsam sind, aber für mich waren Bücher der Weg aus der Einsamkeit heraus. Wenn man zu den Leuten gehört, die zu viel nachdenken, gibt es nichts Einsameres auf der Welt, als von Leuten umgeben zu sein, die eine völlig andere Wellenlänge haben." (S. 151 f.)

    Matt Haig schaut bei all seinen Schilderungen auch über den Tellerrand der eigenen Betroffenheit hinaus. So listet er beispielsweise eine stattliche Anzahl von Berühmtheiten auf, die ebenfalls an Depression leiden/litten - und nicht an ihr gestorben sind. Neben der Erkenntnis, dass auch Geld und Ruhm vor dieser Erkrankung nicht schützen, sondern dass eine Depression wirklich jeden ereilen kann, wird auch eines deutlich: man kann die Krankheit überleben. Und dies ist eine ganz wesentliche Botschaft des Buches.

    Die Intention des Buches habe ich verstanden und ich kann nur meinen Hut ziehen vor dem Mut, den Matt Haig hier mit seiner Offenlegung bewies. Bestimmte Aspekte - wie beispielsweise die Kritik an der Konsumgesellschaft (fragwürdige Werte, Schüren von Ängsten, Überforderung durch ständige Reizsetzungen) oder aber auch das 'Abwatschen' von Schopenhauer, dem 'Lieblingsphilosophen der Depressiven' - haben mir richtig gut gefallen. Anderes dagegen wie z.B. zahlreiche Wiederholungen und nahezu mantraartiges Auflisten von positiven Aspekten des Lebens ließen mich die entsprechenden Seiten eher überfliegen. Noch einmal: für Betroffene mag dies der richtige Weg sein. Mich persönlich sprach dieses Vorgehen einfach nicht an.

    Die Menschen legen so viel Wert auf das Denken, aber das Fühlen ist genauso wichtig. Ich will Bücher lesen, die mich zum Lachen und zum Weinen bringen, die mir Angst und Hoffnung machen und mich triumphieren lassen. Ich will, dass ein Buch mich umarmt oder am Kragen packt. Ich habe auch nichts dagegen, wenn es mir einen Schlag in den Magen versetzt. Denn wir sind hier, um zu fühlen. Ich will das Leben. (S. 265)

    Die Leserunde zu dem Buch hat gezeigt, dass ich eine der wenigen war, denen es nicht so zusagte. Ich kann hier aber nur meinen individuellen Eindruck schildern - und will damit weder die Bedeutung des Geschriebenen schmälern noch dessen mögliche Wirkung verneinen auf diejenigen, die zu dem Thema einen anderen Zugang haben oder bekommen möchten. Insofern: ein beeindruckendes Buch. Nur eben nicht so sehr für mich.

    © Parden

    Teilen
 

Morgen ist leider auch noch ein Tag

Buchseite und Rezensionen zu 'Morgen ist leider auch noch ein Tag' von Tobi Katze
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Morgen ist leider auch noch ein Tag"

Selbstironisch und sehr ehrlich erzählt Tobi Katze von seinem Leben mit der Depression. Nach der Diagnose seines Therapeuten ist er beinahe erleichtert. Endlich hat er einen Namen für das Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist: «Ich bin das einzige iPhone 5 in einer Welt voller Android-Telefone. Was allen hilft, passt nicht in meine Anschlüsse.» Die meiste Zeit schließt er sich in seiner Wohnung ein und spricht lieber mit der schmutzigen Wäsche als mit seinen Freunden. Abends übertönt er die Stille in ihm mit Partys, füllt die Leere, wo Gefühle sein sollten, mit Bier und pflanzt sich ein Dauergrinsen ins Gesicht, um ja nicht den Anschein zu erwecken, etwas wäre nicht in Ordnung.

Diskussionen zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:256
EAN:9783499629273
read more

Rezensionen zu "Morgen ist leider auch noch ein Tag"

  1. Über das Leben mit Depression

    Mit seinem Buch "Morgen ist leider auch noch ein Tag. - Irgendwie hatte ich von meiner Depression mehr erwartet" legt der Autor Tobi Katze einen äußerst intimen Erfahrungsbericht über den Umgang mit der Krankheit Depression vor. Er gibt dafür viel von sich und seinem Leidensweg preis. Tobi Katze schreibt offen und ehrlich auch über weniger nette Reaktionen aus seiner Umwelt. Und doch schreibt er überwiegend in einem humorvollen bis sarkastischen Stil, der trotz der Schwere des Themas, mich als Leserin, oft schmunzeln lässt.

    Ich als Betroffene habe mich selbst oft in Tobi Katzes Schilderungen wieder entdeckt und muss sagen, dass mir sein Buch auch durchaus Hoffnung gegeben hat und mich ein wenig wachrütteln konnte.

    Gerne vergebe ich diesem Sachbuch seine verdienten fünf von fünf möglichen Sternen und möchte es weiter empfehlen an Betroffene und Interessierte, sich mit dem Thema Depression auseinander zu setzen. Depression ist eine Krankheit und sollte als solche behandelt werden, ganz ohne negativen Touch, der leider in manchen Köpfen fest zu sitzen scheint.

    Teilen
 

Brüste umständehalber abzugeben

Buchseite und Rezensionen zu 'Brüste umständehalber abzugeben' von Nicole Staudinger
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Brüste umständehalber abzugeben"

Diskussionen zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

Format:Broschiert
Seiten:288
Verlag: Eden Books
EAN:9783959100137
read more

Rezensionen zu "Brüste umständehalber abzugeben"

  1. Krebs besiegen – Erfahrungen einer jungen Mutter

    Die Diagnose Brustkrebs ist sicherlich für jede Frau desaströs, dramatisch und benötigt wohl auch Zeit, sie zu realisieren, kommt noch hinzu, dass die Frau eine junge, zweifache Mutter ist, wird es selbstverständlich um vieles schwieriger, denn frau macht sich zunächst einmal Sorgen um die Kinder, was aus ihnen wird, ob sie deren Großwerden selbst erleben darf. Genauso ist es jedoch Nicole Staudinger, der Autorin von „Brüste umständehalber abzugeben“ ergangen. Wie viele Kräfte sie in sich selbst mobilisiert hat, um diese monströse Krankheit zu bekämpfen, kann man als Außenstehender und Leser des Buches wohl nur erahnen. Trotzdem hat sie es uns, die wir das Buch lesen, so angenehm wie möglich gestaltet, mit ihr diese schlimme Zeit noch einmal Revue passieren zu lassen. Ihr Schreibstil ist schön, flüssig und bei aller Schwere des Themas auch durchaus humorvoll. Die Autorin hat mit ihrem ihr eigenen Humor und ihrer positiven Ausstrahlung die Krankheit bekämpft und letztendlich und glücklicherweise über sie gewonnen.

    In ihrem Buch lässt uns Nicole Staudinger teilhaben an allen Stationen ihrer Krankheit, die sie mit dem eigenen Ertasten des Knotens in ihrer Brust beginnend, über das Haare lassen, über angenehme und unangenehme Zeitgenossen, die Chemo, immer wieder lange Wartezeiten, bis zum glücklichen Ausgang der Erkrankung, nämlich der Krebsfreiheit, durchlaufen musste. Mir als Leserin wird besonders deutlich, wie viel Kraft sie aus dem Beistand ihrer Familie und Freunde ziehen konnte. Die Autorin berichtet ehrlich und unverfälscht, was bei mir auch das eine oder andere Tränchen kullern ließ.

    Gerne vergebe ich dem Buch seine verdienten fünf von fünf möglichen Sternen und danke der Autorin, dass sie durch das Schreiben des Buches nun andere Frauen teilhaben lässt an ihrem Schicksal, an ihrem Weg, der alles andere als einfach war, an einem Sieg über die böse Erkrankung Krebs. Ein Buch, dass sich sehr zu lesen lohnt, nicht nur für Betroffene und Angehörige, auch gesunde Frauen, die sich mit dem Thema auseinander setzen und sich ihm stellen wollen.

    Teilen
 

Ich will doch bloß sterben, Papa

Buchseite und Rezensionen zu 'Ich will doch bloß sterben, Papa' von Michael Schofield
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ich will doch bloß sterben, Papa"

Diskussionen zu "Minusgefühle: Mein Leben zwischen Hell und Dunkel"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:336
Verlag: Kösel-Verlag
EAN:9783466309948
read more

Rezensionen zu "Ich will doch bloß sterben, Papa"

  1. Man sollte das Buch unbedingt zu Ende lesen

    Als Michael und Susan Schofield Eltern der kleinen January werden, ist ihr Glück perfekt. Doch es ist nur von kurzer Dauer. Von Anfang an ist Janni anders. Sie schläft als Säugling höchstens 4 - 5 Stunden am Tag und die nur in 20 Minuten Etappen. Die Eltern sind verzweifelt und merken sehr schnell, dass Janni ständig beschäftigt werden muss. Doch ihr Verhalten wird immer seltsamer und bald ist Janni ständig beim Arzt. Die Eltern denken, ein Geschwisterchen würde ihrer Tochter gut tun, doch von Anfang an ist Janni schrecklich aggressiv gegen ihren Bruder Bodhi. Mit 4 Jahren war das Mädchen schon mehrmals in der Psychiatrie, weil sie ständig versucht Leute zu verletzen. Die Eltern sind am Ende ihrer Kräfte. Mit sechs Jahren bekommen sie dann endlich eine Diagnose: Schizophrenie! Die Eltern sind verzweifelt, denn Schizophrenie ist die schlimmste der psychischen Erkrankungen und nicht heilbar. In dem Buch "Ich will doch nur sterben, Papa" hat Michael Schofield ihren Leidensweg aufgeschrieben.

    Der Klappentext des Buches war schon ziemlich erschreckend und ich fragte mich, ob so ein kleines Kind wirklich schon an Schizophrenie erkrankt sein kann. Kann man damit geboren werden? Als ich dann anfing zu lesen, war ich schnell entsetzt. Nicht wegen Janni, die sich später nur noch Jani nennt und hysterisch wird, wenn sie jemand mit January anspricht, sondern wegen ihren Eltern. Von Anfang an setzten sie dem Mädchen keinerlei Grenzen. Ließen sich von ihre schlagen und verletzen und erfüllten ihr sofort jeden Wunsch, damit sie keine Tobsuchtsanfälle bekommt. Zu dem Zeitpunkt war ich der absoluten Meinung, dass die Eltern selbst an Janis Verhalten schuld wären.

    Es wurde noch viel schlimmer, denn es kamen einige Dinge ans Licht, die Michael verbockt hat und die waren einfach bestürzend. Außerdem dachte der Vater er wäre der Nabel der Welt und der Einzige, der mit Jani zurecht kommt. Alle anderen waren Idioten, weil sie nicht sofort Janis Genie erkannten oder sie behandelten wie ein "normales" Kind. Egal was Jani auch tat, es hieß von Michael, dass sie schließlich ein Genie mit einem IQ von 146 ist. Da brauchte das Mädchen keine Umgangsformen und musste auch nicht nett zu anderen Kindern sein, weil die ihr ja sowieso komplett unterlegen waren. Ich war oft so richtig wütend beim Lesen.

    Aber je weiter ich in dem Buch kam, desto mehr Mitleid empfand ich für diese Familie. Sie haben wirklich sehr schlimme Zeiten hinter sich und es wurde immer deutlicher, dass Jani an Schizophrenie leidet. Sie hatte ständig Halluzinationen, konnte sie aber nicht als solche erkennen, weil es ihr ja von Geburt an so ging. Was für ein schlimmes Schicksal das doch ist.

    Jedem, der das Buch gelesen hat empfehle ich, die Filme über die Familie auf YouTube zu schauen. Denn auch der Sohn Bodhi ist wohl an Schizophrenie erkrankt. Wie verkraften das die Eltern nur? Sie haben keine freie Sekunde und leben nur in ständiger Angst um ihre Kinder.

    Es ist sehr schwer dieses Buch zu bewerten. Die Familie macht schreckliches durch, auch wenn der Vater oft ein Idiot ist. Wir viele Punkte soll man dafür vergeben? Immerhin ist Michael so ehrlich und schreibt auch über sein und Susans Versagen. Über ihre Hilflosigkeit und der fehlenden Hilfe von Seiten des Staates. Nach langem Überlegen habe ich mich jetzt entschlossen 4 von 5 Punkte zu vergeben, denn vielleicht kann das Buch anderen Eltern von psychisch erkrankten Kindern Mut machen. Ich bin jedenfalls froh, diese Geschichte gelesen zu haben, denn es zeigte mir wieder wie viel Glück es doch ist gesunde Kinder zu haben.

    © Beate Senft

    Teilen
 

Seiten