Die Postbotin: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Postbotin: Roman' von Elke Schneefuß
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Postbotin: Roman"

Format:Taschenbuch
Seiten:400
Verlag: Heyne Verlag
EAN:9783453426634
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Rezensionen zu "Die Postbotin: Roman"

  1. Nett zu lesen, aber mehr nicht

    Regine ist im Berliner Brunnenviertel ausgewachsen. Als Kriegsaushilfe bei der Reichspost trägt sie dort täglich die Post aus. Als die Zustellerinnen entlassen werden sollen, damit die Kriegsheimkehrer ihre Arbeitsplätze erhalten können, will Regine das nicht akzeptieren, und versucht mit Hilfe des Gewerkschafters Kurt und ihrer Freundin Evi, die als Telefonistin bei der Post arbeitet, einen Streik zu organisieren.

    Ich hatte mir hier einen schönen historischen Roman erhofft, bei dem es mehr um die Reichspost, die Arbeit dort und natürlich auch um den Streik der Kriegsaushilfen geht. Leider wirkte dies auf mich eher wie nebensächlich, gefühlt ging es weniger darum, als eher um Regine, Evi und Gretchen, drei Frauen, alles Kriegsaushilfen bei der Reichspost, deren Leben sich jedoch in unterschiedliche Richtungen entwickeln.

    Vom Schreibstil her hat mir der Roman gut gefallen, ich hätte auch gerne erfahren, wie es mit Regine und Kurt weitergeht, aber auch was mit den Zustellerinnen passiert. Aber eben auch mehr über die historischen Hintergründe, den Streik der Zustellerinnen, die Anfänge der Frauen bei der Gewerkschaft...

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Alte Hoffnung, neue Wege

Buchseite und Rezensionen zu 'Alte Hoffnung, neue Wege' von Petra Durst-Benning

Inhaltsangabe zu "Alte Hoffnung, neue Wege"

Südfrankreich 1888. Fabienne Durant glaubt an sich und ihren großen Traum. Schon bald will sie im eigenen Restaurant für anspruchsvolle Gäste kochen. Und so kämpft sie entschlossen um ihren Platz in der von Männern beherrschten Spitzengastronomie. In dem begabten Koch Noé findet sie einen wichtigen Mentor, der sie zu immer neuen Höchstleistungen anspornt. Doch obwohl sich alles zum Besten zu entwickeln scheint, kann Fabienne eins nicht vergessen: die Sehnsucht nach ihrem Sohn, der als Baby spurlos verschwand. Noch ahnt sie nicht, wie nah ihr das geliebte Kind ist – und welchen Preis das Schicksal von ihr für die Chance auf ein Wiedersehen fordern wird …

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:544
EAN:9783764507886
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Ich, Sperling: Roman | Der Sunday Times Bestseller

Buchseite und Rezensionen zu 'Ich, Sperling: Roman | Der Sunday Times Bestseller' von James Hynes
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ich, Sperling: Roman | Der Sunday Times Bestseller"

Ein alter Mann blickt zurück auf seine oft unmenschliche Kindheit: Als namenloser Waise wächst er in einem Bordell inmitten der sogenannten „Wölfinnen“ im spanischen Carthago Nova im 4. Jahrhundert n. Chr. auf. Eine von ihnen, Euterpe, wird seine Ziehmutter: „Sperling“ nennt sie ihn liebevoll. Sperling weiß nicht viel von der Welt: Anfangs hilft er Euterpes geheimer Geliebten in der Küche, später schuftet er in der Taverne, bis er schließlich in das ominöse Obergeschoss geführt wird, wo die Prostituierten ihre Betten haben. Ein furchtbares Schicksal erwartet ihn dort. Doch wie ein kleiner Sperling entfliegt er in seiner Vorstellung der brutalen Realität immer wieder und vermag es, mit seinem Lied auch anderen Hoffnung zu geben. Mit großer Vorstellungskraft und Einfühlungsvermögen lässt James Hynes in ›Ich, Sperling‹ das spätrömische Reich in den Geschichten der Desklassierten und Ausgenutzen auferstehen, dort, wo Gewalt und aufrichtige Liebe in einer dem Untergang geweihten Welt direkt nebeneinander existieren.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:592
EAN:9783423283557
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Rezensionen zu "Ich, Sperling: Roman | Der Sunday Times Bestseller"

  1. Abgrund und Alltag in Carthago Nova

    Wer nach einem gemütlichen historischen Wohlfühl-Schmöker sucht, sollte die Finger von „Ich, Sperling“ lassen, denn der Roman ist harter Tobak, aber guter.
    James Hynes taucht mit seinem Protagonisten der vielen Namen (Maus, Antinoos, Antiochus, Pusus) tief in eine Identitätssuche ein, die sich in Carthago Nova (dem heutigen Cartagena/Spanien) entspinnt, während das Römische Reich in seinen letzten Zügen liegt. Pusus, mittlerweile gealtert und nun Jakob genannt, erinnert sich an seine Kindheit in der hispanischen Hafenstadt, die alles andere als angenehme Erinnerungen beinhaltet. Wie könnte sie auch? Auf einem Sklavenschiff in der Stadt gelandet, von dem Dominus eines Bordells gekauft, wächst der kleine Junge zwischen den Wölfinnen genannten Prostituierten auf, verrichtet erst Botendienste und Küchenarbeiten bis er schließlich selbst zur Wölfin wird.

    James Hynes schont seine Leser nicht. Das römische Reich mit seinem auf Sklaven beruhenden System wird in seiner Grausamkeit und Brutalität bis ins letzte Detail, also auch bis in die Zellen der Wölfinnen, ausgemalt. Zwar wird auf erotische Schauwerte verzichtet, aber der geschilderte Geschlechtverkehr ist nichts für empfindliche Gemüter.
    Ebenso rau wird der Alltag in dem Viertel, in dem die Taverne „Helikon“ liegt, mit seinen Gerüchen und Geräuschen, seinen Gebäuden und seinen Menschen geschildert, sehr plastisch und überaus lebendig– als Leser ist man mittendrin im täglichen Leben einer römischen Provinzstadt und lernt nebenbei ganz viel über römische Gesellschaftsklassen, Handwerker, Handel, Regeln und Gesetze – alles aus der Perspektive derer, die ganz unten im Ansehen stehen und keine Stimme haben.

    So beeindruckend dieses tiefe Eintauchen in die Welt der Antike ist – man ist wirklich ganz dicht dran – so grausam, fordernd und brutal ist es zu lesen, wie der Protagonist selbst in seiner grenzenlosen Abhängigkeit in die Prostitution gezwungen wird. Viele Details und Szenen sind unerträglich, verdeutlichen aber wie ausweglos die Situation und wie groß die Ohnmacht und Abhängigkeit von Sklaven war. Inmitten all der Rohheit und Gewalt eröffnen sich allerdings immer wieder Momente großer Zuneigung und Liebe – im Rahmen ihrer Möglichkeiten kümmern sich die Wölfinnen um den Jungen, der so nicht nur etwas Wärme erfährt, sondern auch ein Mindestmaß an Bildung.

    Neben der Erkundung der Abgründe der römischen Gesellschaft, ihres opportunistischen Verhältnisses zum frühen Christentum und ihres Alltags, legt Hynes den Fokus auf die eingangs erwähnte Identitätssuche: Wer kann man sein, wenn man seine Wurzeln nicht kennt, nichts über die eigenen Herkunft weiß, nur raten kann, aus welchem Land man kommt? Wer kann man sein, wenn man keinen Namen hat, nur „Junge“ heißt und letztlich ein Objekt ist, das jederzeit wieder auf dem Markt verkauft werden kann? Wie wirken sich Traumata und fehlende Nestwärme, Gewalt und Brutalität, Unfreiheit und dauernde Angst auf das Heranwachsen aus?

    Auch wenn der Roman nur eine fiktionale Antwort auf diese Fragen geben kann, ist diese doch überaus überzeugend und nachvollziehbar, nicht zuletzt, weil dem Autor mit seinem Protagonisten eine Figur gelungen ist, die die Sympathie auf sich zieht, mit der man mitleidet und um die man bangt, die sich aber nie selbst bemitleidet, sondern in überaus sachlichem Ton die Begebenheiten der Vergangenheit schildert. Hinzu kommt, dass das erzählende Ich von Beginn an jede Lesererwartung im Keim erstickt und der Roman dadurch schon weitab vom traditionellen historischen Roman mit seiner Tendenz zu vorgezeichneten Handlungskurven und Figurenzeichnung liegt – ich hätte mir lediglich gewünscht, dass man mehr über die Jahre, die zwischen Antinoos und Jakob liegen, erfährt.

    Das Carthago Nova aus „Ich, Sperling“ fühlt sich so echt an, wie es nur geht. Mitreißend und spannend wird hier eine Geschichte ausgebreitet, die sich so wohl hunderttausendfach im Römischen Reich zugetragen haben könnte. Sprachlich anspruchsvoll mit sehr viel historischem Hintergrund lässt einen „Ich, Sperling“ sprachlos, erschüttert und beeindruckt zurück. Eine Leseempfehlung, allerdings nichts für zartbesaitete Seelen.

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Atalanta

Buchseite und Rezensionen zu 'Atalanta' von Jennifer Saint
2
2 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Atalanta"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:368
Verlag: Wildfire
EAN:9781472292155
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Rezensionen zu "Atalanta"

  1. Habe mir mehr erwartet

    Ich liebe Romane, in der die griechische Mythologie aus neuen Perspektiven erzählt wird. Mit Atalanta hat die Autorin zudem eine weniger bekannte Figur gewählt. Leider hat mich das Buch nicht begeistern können. Irgendwie fehlte mir all das, was der Klappentext versprochen hat. Eine schlagfertige Heldin, eine feministische Neuerzählung, Spannung, Abenteuer. Stattdessen plätschert die Geschichte eher langsam vor sich hin, es wollte einfach kaum richtige Spannung aufkommen. Mir fehlte hier eine neue Erzählweise, andere Perspektiven auf eine alte Sage. Dazu kommt, dass ich Atalanta furchtbar unsympathisch dargestellt finde. Der immer wiederkehrende Hinweis auf ihre überragenden Fähigkeiten nervte mich zusehends. Besser, schneller, stärker - habe ich nach einer Weile verstanden. Mir hätten hier mehr Facetten der Figur gut gefallen. Auch das Ende hat dann nicht unbedingt dazu beigetragen, mir die Figur näher zu bringen.
    Es bleibt für mich eine nett zu lesende Neuerzählung einer alten Sage.

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Fräulein Anna, Gerichtsmedizin

Buchseite und Rezensionen zu 'Fräulein Anna, Gerichtsmedizin' von Petra Aicher
5
5 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Fräulein Anna, Gerichtsmedizin"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:417
EAN:
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Rezensionen zu "Fräulein Anna, Gerichtsmedizin"

  1. Anna und Fritz ermitteln wieder!

    Inhalt:
    --------------
    1914: Nach ca. 2 Jahren hat sich Anna gut in der Münchner Gerichtsmedizin eingearbeitet. Aber dann landet ein toter Säugling auf dem Obduktionstisch und der Fall geht Anna näher, als sie möchte. Die Mutter ist nicht auffindbar, und als sie mithilfe von ihrem Freund Fritz Nachtwey die Ermittlungen aufnimmt, stößt sie auf unerwartete Geheimnisse der Münchner Gesellschaft und es gibt weitere Tote.

    Mein Eindruck:
    --------------
    »Auch die Aussetzung eines Kinds ist schließlich strafbar. Die Zahl der Kindstötungen steigt in letzter Zeit leider an. Weil die Männer im Krieg sind, wissen viele Frauen anscheinend kaum noch, wie sie die Kinder ernähren sollen, die sie haben. Geschweige denn, wie sie ein weiteres Mäulchen stopfen könnten, das sie noch dazu daran hindert, eine Stelle anzunehmen. Das wird in den nächsten Monaten sicher noch schlimmer werden.« Er lächelte bitter. »Einmal ganz abgesehen davon, dass sicher viele Verlobte in der Nacht, bevor sie sich den Tornister auf den Rücken schnallten, von ihren Mädchen zärtlichen Abschied genommen haben. Mit manchen unerwünschten Folgen.«

    Nachdem ich den ersten Teil bereits verschlungen habe, musste ich unbedingt wissen, wie es mit Fritz und Anna weitergeht. Dabei stand im ersten Band das Verbrechen zugunsten der Beziehungsgeschichte der beiden anfangs eher im Hintergrund. Mir gefiel vor allem, dass sich trotz der vielen Plänkeleinen der beiden eher eine feste Freundschaft anbahnt als eine Liebesbeziehung. In diesem Band ist diese Freundschaft bereits gefestigt und mir gefiel auch, dass sich die Beziehug zwischen der Polizei und dem privat ermittelnden Duo Anna und Fritz gebessert hat. Auf diese Weise bieten sich für den Fall noch bessere Ermittlungsmöglichkeiten. Diesmal hält der Fall den Leser durchgehend in Atem. Bis fast zum Schluss tappte ich im Dunkeln, wer der tatsächliche Täter und das Motiv bei all dem ist. Es werden einige falsche Spuren gelegt und erst nach und nach fügen sich die Puzzleteile zueinander.

    "Und ja, Friedrich hatte sie genutzt. Seit Johann Senftls Firmen einen großen Teil ihrer Produktion auf Erzeugnisse für die Armee umgestellt hatten, akzeptierte man höheren Orts offenbar, wenn die gesamte Familie der Ansicht war, ihre Schuldigkeit fürs Vaterland getan zu haben. Weynand war freigestellt worden, ohne auch nur darum ersucht zu haben. Sehr zur Beschämung seines Vaters, dem das Deutsche Reich über alles ging, selbst über das Königreich Bayern, und seines Bruders Otto, der als Kavallerieoffizier irgendwo unter dem Oberbefehl des Kronprinzen Rupprecht in Belgien stand."

    Neben dem Kriminalfall gibt es noch einiges Interessantes aus der Gesellschaft der damaligen Zeit zu entdecken. Auch das Kriegsgeschehen und die persönlichen Einschläge, die es bei den Protagonisten hinterlässt, sind spürbar.
    Ich finde diesen Teil fast noch besser als den ersten. Da ich aber keine sechs Punkte geben kann, gebe ich auf jeden Fall gerne die volle Punktzahl und kann den nächsten Teil kaum erwarten!

    Fazit:
    --------------
    Ein gelungener historischer Krimi vor der Kulisse des Ersten Weltkriegs in München: Noch fesselnder als Band 1!

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  1. Überzeugend und eine große Überraschung für mich

    Überzeugend recherchiert - mit Tiefe erzählt

    Fräulein Anna, Gerichtsmedizin: die Schwabinger Morde - (2. Band der Gerichtsärztin)
    wurde am 27. Juli 2023 durch den Ullstein Verlag veröffentlicht.

    Das Cover ist wirklich absolut stilecht für Genre sowie die damalige Zeitepoche. Dieses Cover geht konform mit dem ersten Band und ist somit sehr stimmig.

    Zum Inhalt:
    Wir sind in der Gerichtsmedizin, München 1914. Fräulein Anna ist die einzige weibliche Angestellte in der Gerichtsmedizin. Heute wird sie mit einem toten Säugling und seiner Leidensgeschichte konfrontiert. Gemeinsam mit Fritz von Weynand, einem Boulevard Reporter versucht sie die Geschehen rund um den Tod des Kindes aufzudecken. Als wäre das nicht schon schlimm genug, bricht auch noch der Krieg aus.

    Die Schriftstellerin Petra Aicher ist Münchnerin und liebt es Geschichten in ihrer Stadt zu erforschen um dann Geschichten erzählen zu können.

    Mein Leseerlebnis:

    Ich kannte die Reihe bisher nicht. Meine Erwartungen waren ehrlicherweise unspezifisch. Ich wollte aufgrund des Covers, unbedingt erfahren, wie diese Geschichte mir gefallen würde. Zumal ich selten Romane aus dieser Epoche lese. Auch hoffte ich, dass der Roman keine Klischees bedienen würde.
    Erzählstil:
    es ist mir super leicht gefallen in die Story einzusteigen. Schon nach wenigen Zeilen war ich wie gefesselt von der beschriebenen Situation, der Hauptprotagonistin und dem Ambiente.
    Personen & Research:
    Die Charaktere werden sorgfältig gezeichnet und durch die Wortwahl regelrecht lebendig.
    Die gesellschaftlichen Ein - & Ausgrenzungen, die Vorurteile und der Enthusiasmus, alles wurde mit großer Sorgfalt recherchiert und gekonnt in die Geschichte integriert.
    Zusammenfassung:
    Ein super gut lesbarer Roman, der die Eigenheiten der Zeitepoche widerspiegelt und die menschlichen Vorurteile dem Leser/in realistisch nahebringt, ohne belehrend zu wirken.
    Fazit:
    Ich vergebe überzeugte sehr gute 5* Lesesterne für diesen spannenden Gesellschaftsroman.
    Meine Empfehlung gilt allen Lesebegeisterten, die gern in anderen Zeitepochen eintauchen möchten.

    ISDN: B0BJW6JPKT
    Verlag: Ullstein
    Veröffentlichung: 27. Juli 2023

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  1. 5
    22. Mär 2023 

    Der erste Fall von Anna und Fritz

    Inhalt:
    -----------

    München 1912: Die 19-jährige Anna Zech hat als Jahrgangsbeste ihre Ausbildung als Krankenschwester absolviert. Auf der Suche nach einer besser bezahlten Arbeit beginnt sie als Assistentin in der Gerichtsmedizin. Gleich am ersten Tag wird die Schauspielerin Adele Röckl auf den Seziertisch gelegt. Sie wurde aus der Isar gezogen und alles deutet zunächst auf Selbstmord hin. Nach der Obduktion begegnet ihr der Journalist Fritz Nachtwey, der sich für ihre Arbeit interessiert und ihr als Dank für ihre Information eine Wohnung in der teuren Stadt verschafft. Schon bald erkennt Anna, dass es sich in Wirklichkeit um den Adeligen Friedrich von Weynand handelt, der unglücklich verheiratet ist und zu seinem Vergnügen eine Skandalzeitung betreibt. Obwohl sie anfangs eine gewisse Abneigung gegen ihn und seinen Lebensstil empfindet, so entdecken sie doch einige Gemeinsamkeiten und ihr Interesse an der Todesursache der Schauspielerin führt zu einer Freundschaft der beiden und bringt Anna schließlich leider auch in Gefahr.

    Mein Eindruck:
    -----------

    "Als Friedrich anschließend in einem anderen Wagen nach Hause in die Villa Senftl fuhr, grübelte er unwillkürlich nach über die verschiedenen Welten, die in dieser Stadt nebeneinander existierten, scheinbar, ohne sich zu berühren: die alte Welt des Adels mit ihrer Etikette, ihren Hofämtern und den Lakaien in Seidenstrümpfen und Schnallenschuhen. Und die Welt, die sich in Schwabing ein Stelldichein gab, mit ihren regellosen Festen, den Homosexuellen, die ihre Neigung kaum verbargen, den Anhängern von Freikörperkultur und fleischloser Ernährung, ihren Romantikern, Sozialisten und Anarchisten … Wie konnten diese widersprüchlichen Lebensweisen alle unter den Dächern derselben Stadt Platz finden, und wie lange würde es gut gehen?"

    Dieser historische Kriminalroman hat mich von Anfang an in seinen Sog gezogen. Der Fall fängt zwar recht beschaulich an mit der Obduktion, die einen Suizid nahelegt. Doch allmählich nehmen die Ermittlungen Fahrt auf und die Lebensumstände des Opfers werden immer mehr beleuchtet. Wer hier jedoch einen klassischen Krimi erwartet, der wird sicherlich enttäuscht sein, da der Fall zwischendurch etwas in den Hintergrund gerät. Das hat die Sogwirkung auf mich jedoch keinesfalls beeinträchtigt. Denn der Roman lebt von der tollen Atmosphäre, man spürt die Stimmung im Volk, die kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in München herrschte. Zudem habe ich mich von Beginn an in die beiden Protagonisten Anna und Fritz verliebt.
    Beide sind so unterschiedlich auf der einen Seite und ergänzen sich auf der anderen so gut. Anna ist eine starke Persönlichkeit. Sie ist klug, lässt sich von ihren männlichen Vorgesetzten und überhaupt von Männern nicht einschüchtern und möchte auch beruflich auf eigenen Beinen stehen, was für eine Frau zur damaligen Zeit sehr ungewöhnlich ist. Sie hält sich an die Anstandsregeln, aber genießt auch ihre Freiheiten. So macht sie von vorneherein klar, dass sie Fritz als verheirateten Mann nur als Freund, nicht aber als Liebhaber dulden wird. Dies führt zu einigen amüsanten Dialogen zwischen den beiden, die ich sehr genossen habe. Ich mochte auch Fritz.Obwohl seine Frau ihn nur wegen des Adelstitels geheiratet hat und er zu Hause nichts zu sagen hat, bemüht er sich dennoch immer wieder, zumindest zu seinen Kindern ein besseres Verhältnis zu bekommen. Seine Frau stellt sich leider permanent dazwischen, sodass ich oft Mitleid mit ihm hatte. Auch mochte ich seine Art, die Gesellschaft der damaligen Zeit zu hinterfragen und zu kritisieren. Häufig verwendet er dabei einen ziemlich sarkastischen Tonfall, den ich genossen habe beim Lesen. Am Ende erfuhr der Kriminalfall noch mal eine rasante Wende, mit der ich zuvor nicht gerechnet hatte.

    Der Titel ist etwas irreführend, denn der Fall selbst dreht sich nicht um die Aufklärung der Prinzregentenmorde. Er spielt eher auf die Historie an, da der Roman zu der Zeit spielt, in dem diese geschahen und die den Auftakt zum Beginn des Ersten Weltkriegs bildeten. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und fiebere nun der Fortsetzung entgegen!

    Fazit:
    -----------
    Atmosphärischer historischer Krimi mit starken Protagonisten und amüsanten Dialogen - fesselnd geschrieben

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Sapphira und das Sklavenmädchen: Roman -

Buchseite und Rezensionen zu 'Sapphira und das Sklavenmädchen: Roman -' von Willa Cather

Inhaltsangabe zu "Sapphira und das Sklavenmädchen: Roman -"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:256
Verlag: btb Verlag
EAN:9783442743049
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Kleine Dinge wie diese

Buchseite und Rezensionen zu 'Kleine Dinge wie diese' von  Claire Keegan
4.5
4.5 von 5 (8 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Kleine Dinge wie diese"

Format:Audible Hörbuch
Seiten:0
EAN:
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Rezensionen zu "Kleine Dinge wie diese"

  1. Kleine Dinge machen die Welt menschlich

    Irland in den 1980er Jahren. Kurz vor Weihnachten. Edward Furlong ist ein liebevoller Familienvater und tüchtiger Kohlehändler, der seine Mitarbeiter gut behandelt.

    Zu dieser Zeit gibt es noch die irischen Magdalenenheime, in denen junge "gefallene" Mädchen über Jahrzehnte hinweg in Arbeitslagern unter dem Deckmantel der Kirche unbezahlter Zwangsarbeit ausgeliefert waren. Ein solches Heim ist der Mittelpunkt dieser intensiven Erzählung von Claire Keegan.

    Es geschieht also, dass Furlong Kohlen an das nahegelegene Kloster ausliefert und dort eine entsetzliche Entdeckung macht. Hin und her gerissen trifft er schließlich eine Entscheidung. Nicht zuletzt beeinflussen ihn eigene Erlebnisse und seine Kindheit - trotz schwieriger Umstände war er seinerzeit von großer Menschlichkeit umgeben, was ihn sehr geprägt hat.

    Die Autorin beweist mit dieser nur etwas über 100 Seiten kurzen Erzählung einmal mehr ihre literarische und erzählerische Kraft. Knapp schreibt sie, aber punktgenau. Liebe- und respektvoll zugleich, voll emotionaler Dichte. Sie schafft es, Dinge nur anzudeuten und schon entspinnt sich im Kopf der Leserschaft die ganze Geschichte wie von selbst. Dadurch wirkt es zu keiner Zeit kitschig oder aufgesetzt. Gleichzeitig ist Keegan durchaus kritisch. Sie prangert einerseits das Vorgehen in den "Magdalenenheimen" an, aber insbesondere auch das Wegsehen in der Gesellschaft. Keegan plädiert mit dieser Erzählung ganz besonders für Mut zum Hinschauen und Verändern und für Mitmenschlichkeit. So sind es schon "kleine Dinge wie diese", die die Welt zu einem besseren Ort machen können.

    "Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt!" (Gandhi).

    Ein absolut wunderbarer Schatz einer tollen Autorin. Ein Lieblingsbuch ♥

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  1. Die Geheimnisse des Klosters...

    Nachdem ich "Das dritte Licht" mit großer Begeisterung gelesen hatte, wollte ich mehr von dieser tollen Autorin und da dieses Buch so eine faszinierende Krähe auf dem Cover hat, musste es mit.

    In der Geschichte geht es um das beschauliche Örtchen New Ross, in dem Bill Furlong einen Kohlehandel betreibt und mit seiner Frau und seinen Töchtern ein beschauliches Leben führt. Besser könnte es ihnen in den harten Zeiten von 1985 nicht gehen. Doch dann entdeckt Bill bei seinen Lieferrunden etwas, was ihn verstört und beschäftigt. Kann er ignorieren was im Kloster geschieht wie alle anderen oder muss er handeln?

    Sprachlich ist dieses Kleinod wieder eine Wucht. Mit nur wenigen Worten weiß die Autorin sehr eindringlich den Leser zu verzaubern und zu berühren. Manches Mal wird es einem beim Lesen eng im Hals.

    Gut gefallen hat mir, dass man erst langsam in die Geschichte eingeführt wird und die kleinen, alltäglichen Dinge der Furlongs erfährt. So bleibt die Spannung lange hoch und man ist am Grübeln was und wann es denn nun los geht.

    Ich mochte sehr, dass das Ende offen gehalten ist, denn so kann man als Leser das Ganze noch weiter fantasieren, ob zum Guten oder Schlechten bleibt jedem selbst überlassen.

    Fazit: Es lohnt sich immer wieder zu Keegan zu greifen, klare Leseempfehlung.

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  1. 4
    03. Nov 2023 

    Ein Blick auf einen dunklen Teil irischer Geschichte

    Furlong hat einen stabilen Beruf als Kohleverkäufer und eine zauberhafte Familie mit seiner Frau und seinen fünf Töchtern. Das musste er sich alles schwer erarbeiten, da seine Mutter damals unehelich schwanger und von ihrer Familie verstoßen wurde. Das Leben könnte leicht ertragbar sein, wenn er nicht ausgerechnet eines Tages beim Kohle ausliefern Zeuge wird, wie die Nonnen im örtlichen Kloster die Frauen dort behandeln. Es wäre ein Leichtes für ihn, den Kopf unten zu halten und sich keine Feinde zu machen, aber es fällt ihm schwerer und schwerer, den Vorfall zu vergessen.

    Das Buch spielt in Irland 1985 in einem kalten Winter. Es ist eine fiktionale Geschichte, die auf den leider sehr realen irischen Mutter-Kind-Einrichtungen der Zeit basiert. Dorthin wurden Frauen und Mädchen, die unehelich schwanger wurden, abgeschoben. Ihre Kinder wurden ihnen meistens weggenommen und sie selbst wurden oft misshandelt.
    Die Geschichte ist sehr gefühlvoll. Die Verbindung des bedrückenden Themas mit dem zarten Schreibstil der Autorin macht das Buch ausgesprochen atmosphärisch. Vor allem der Kontrast zwischen Furlongs Innenleben, der einen so angenehmen und sanften Blick auf seine Mitmenschen hat, und den düsteren geschichtlichen Hintergründen fand ich gelungen. Seine Hintergrundgeschichte sorgt auch dafür, dass ihm das Geschehen nähergeht und dadurch auch mich als Lesende mehr mitgenommen hat.

    Dem Buch fehlt es an einigen Seiten, um ein bisschen mehr Tiefe in die Handlung zu bringen, aber auch auf diesen wenigen Seiten gelingt es der Autorin bereits, eine sehr einfühlsame und atmosphärische Geschichte zu schreiben.

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  1. 4
    29. Okt 2023 

    Eine nachdenkliche Weihnachtsgeschichte...

    Die Geschichte spielt 1985 - da war ich 20 Jahre alt und schaute voller Neugierde in die Zukunft. In diesem von Claire Keegan geschilderten Szenario fühlte ich mich jedoch nicht ins Jahr 1985 zurückgesetzt, sondern in die Zeit von Charles Dickens (1812-1870). Ein kleines Dorf in Irland, große Armut und Arbeitslosigkeit allenthalben, Schnee zu Weihnachten, qualmende Schornsteine, ein Kohlenhändler, der durch seine Lieferungen nur mühsam seine Familie ernähren kann, bescheidene, kleine Weihnachts-Geschenke, Gottesfurcht und Bibelfestigkeit, ein enges Verhaltenskorsett, um nicht negativ aufzufallen und womöglich aus der Gemeinschaft ausgstoßen zu werden - eine Atmopshäre wie im viktorianischen Zeitalter.

    Im Zentrum der Erzählung steht besagter Kohlenhändler Billy Furlong, ein fleißiger, aufrichtiger Mann, der seine Angestellten gut behandelt und auch für andere Menschen stets ein freundliches Wort hat. Hat er Kleingeld in der Tasche, gibt er es meist weg an ein Kind oder einen Armen, mitleidig wie er ist. Fünf Töchter hat er, und eine Ehefrau, die ihm stets zur Seite steht. Nun, kurz vor Weihnachten, denkt Furlong viel an seine Kindheit zurück, und er versucht, noch allen Kunden die bestellte Lieferung an Kohlen zukommen zu lassen: niemand soll an Weihnachten frieren! Zum Kloster kommt er jedoch diesmal ein wenig zu früh, und so macht er dort eine unerwartete Entdeckung, die seine Ruhe empfindlich stört.

    Bill ahnt, dass er sich entscheiden muss. Macht er die Augen zu wie alle im Dorf und kann so in Frieden weiterleben? Oder greift er ein und muss fortan mit den Folgen zurechtkommen, er und seine Familie? So oder so wird für Bill nichts mehr sein wie zuvor...

    Ein Kurzroman, der es in sich hat. Der fast schon idyllischen Atomsphäre entgegen steht das zunehmend spannungsgeladene Erleben von Bill, dem eine moralische Frage keine Ruhe mehr lässt. Der Schreibstil präzise und klar, stellenweise feingeschliffen und poetisch, schafft mühelos Bilder im Kopf, wodurch man sich trotz der Kürze des Romans in die Situation hineinversetzt fühlt. Das Unbehagen, das Bill nach und nach ergreift, erfasste so auch mich.

    Eine nachdenkliche Weihnachtsgeschichte, die von Stefan Wilkening in seinem angenehmen und ruhigen Vortrag nahezu märchenhaft erzählt wird. Obschon der Roman selbst lediglich 112 Seiten hat, wurde die Hörbuchfassung (2 Stunden und 22 Minuten) noch einmal gekürzt. Dafür fehlt mir leider jedes Verständnis, und diese Tatsache trägt zum Punkteabzug bei.

    Ansonsten aber ein sehr atmosphärisches und intensives Hörerlebnis, das auch noch über die letzte Silbe hinaus wirkt...

    © Parden

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  1. Charles Dickens en miniature

    Kopisten und Imitatoren sind auch Künstler. Durchaus. Doch es fehlt ihnen an Originalität. Diese Geschichte ist am besten am Kaminfeuer vorzulesen. Bratapfel und Punsch bereithalten! Es wird herzig.

    In allerschönster Charles Dickens-Manier entfaltet Claire Keegan ihre Weihnachtsgeschichte. Die Atmosphäre stimmt. Es ist Winter. Alle sind arm. Einige sind ärmer. Alle schauen weg. Einige schauen ein bisschen genauer hin und erst dann weg. Keiner tut was. Bis einer sich traut.

    Die Geschichte ist simpel. Sie geht dennoch ans Herz, hauptsächlich wegen der Sprachfähigkeit der Autorin. Ein Kohlenhändler wird zum Retter. Mehr will ich gar nicht sagen, der Klappentext verrät viel zu viel. Was ist an diesem kleinen Büchlein gut? Sprache und Atmosphäre. Mit einem kleinen Schlenker versucht die Autorin eine Anbindung an die Gegenwart, weg von Dickens. So richtig gelungen ist ihr dies aber nicht. Dafür ist das Büchlein zu kurz.

    Was ist an diesem kleinen Büchlein nicht so gut? Dass es eine Geschichte à la Charles Dickens ist, die wie abgeschrieben wirkt, und altbacken. Und alle Probleme links liegen lässt. Und höchstens ans Herz, aber nicht unter die Haut geht.

    Fazit: Harmlos. Sehr hübsch zum Vorlesen für Kinder zur Guten Nacht. Oder am Kaminfeuer. Zum Wohlfühlen.

    Kategorie: Märchen.
    Verlag: Steidle, 2023

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  1. Ein bisschen Menschlichkeit?

    Ich habe schon so viel Gutes über die Bücher von Claire Keegan gehört und wollte mir nun selbst eine Meinung bilden. Selten so wenige Seiten gelesen, die sich so intensiv angefühlt haben als würde man das Dreifache lesen.

    Bill Furlong ist Kohlehändler. Ihm uns seiner Familie geht es ganz gut. Sie kommen über die Runden und haben keinen Hunger zu leiden. Als Bill eines Tages Kohle an das Kloster des Ortes ausliefert, entdeckt er etwas, was er nicht ignorieren kann. Oder kann er es doch? Was tun? An sich denken oder menschlich handeln?

    Ich fand interessant, dass erst nach circa der Hälfte mit dem eigentlichen Thema gestartet wird, was für meinen Geschmack die Spannung eher hoch hielt als mich zu stören.

    Das was mich am meisten fasziniert hat war, dass Banales und Alltägliches sich mit den harten Ereignissen des Lebens abwechselt. Genauso ist nun mal das echte Leben. Es besteht nicht dauernd aus Freude und Action, sondern vor allem aus alltäglich zu verrichtenden Dingen.

    Spannend fand ich, dass die Handlung 1985 spielt. Irgendwie hatte ich erwartet, dass die Geschichte eher spielt. Umso eindringlicher macht es das Ganze, denn so lange ist das alles noch nicht her.

    Fazit: Mit leisen Tönen berührt diese Geschichte auf ganz besondere Weise und lässt den Leser weiterspinnen was passieren könnte und was nicht. Klasse.

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  1. Die Entscheidung

    Wegschauen und schweigen oder aktiv werden und etwas gegen die Missstände tun? Vor dieser Entscheidung steht kurz vor Weihnachten 1985 der irische Kohle- und Holzhändler Bill Furlong, als er in New Ross bei einer Lieferung mit den Missständen im Kloster, das über diesen Ort thront, konfrontiert wird. Die Nonnen vom Guten Hirten, betrieben nicht nur eine Lehranstalt für Mädchen, sondern auch eine Wäscherei. Über letztere wird einiges gemunkelt!

    Die katholische Kirche ist zu dieser Zeit in Irland eine große und despotische Institution mit wirtschaftlicher Macht. Mit ihr ist nicht zu spaßen! Und in Irland kämpfen viele Menschen ums Überleben: viele Firmen waren geschlossen worden, viele Iren waren arbeitslos, Junge wanderten aus, um dem Elend zu entgehen.

    Furlong hatte bisher in seinem Leben Glück: entgegen der üblichen Handhabung beschäftigte die Arbeitgeberin Mrs. Wilson seine Mutter weiterhin im Haushalt, obwohl diese mit 16 Jahren schwanger wurde – Vater unbekannt. (Ihre Verwandtschaft wollte keinen Kontakt mehr mit ihr.) Bill hatte somit mit seiner Mutter ein Zuhause, erhielt sogar Bildung, vermisste aber einen Vater. Inzwischen ist er verheiratet mit Eileen und sie haben fünf Töchter, die sich gut entwickeln.

    Furlong ist ein arbeitsamer, herzensguter Mensch, der auch sehr sozial eingestellt ist: er behandelt seine Arbeiter fair und sein Kleingeld, das er einstecken hat, verschenkt er meistens an Notdürftige.
    Durch die Jahre unseres Sohnes in Irland habe ich eine besondere Beziehung zu diesem herrlichen Land. Und so kamen viele lebhafte Erinnerungen auf – auch dank der bildhaften Beschreibungen. Ich fieberte stark mit Furlong mit und war gespannt auf seine Entscheidung!

    Diese Geschichte, die nur 112 Seiten umfasst, berührte mein Herz sehr! Es tat unheimlich gut, von einem Menschen zu lesen, bei dem Egoismus und Raffgier nicht im Vordergrund stehen, sondern ein liebevolles und wertschätzendes Miteinander. Sehr gut könnte ich mir hier eine Verfilmung zu einer Weihnachtsgeschichte vorstellen.

    Nachhaltige Sätze wie z.B. „……fragte er sich, ob es überhaupt einen Sinn hatte, am Leben zu sein, wenn man einander nicht half. War es möglich, all die Jahre, die Jahrzehnte, ein ganzes Leben lang weiterzumachen, ohne wenigstens einmal den Mut aufzubringen, gegen die Gegebenheiten anzugehen, und sich dennoch Christ zu nennen und sich im Spiegel anzuschauen?“ werden lange in mir nachhallen.

    Fünf Sterne vergebe ich diesem inhaltsstarken Buch und ich wünsche ihm von ganzem Herzen viele Leser!

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  1. Aus der Nähe betrachtet

    Dieser kleine, nur 112 Seiten starke, Roman ist es wert, etwas genauer betrachtet und vorgestellt zu werden. Schauplatz ist das Städtchen New Ross, im Südosten der Republik Irland gelegen. Man schreibt das Jahr 1985, ein kalter Winter steht bevor und der Kohlenhändler Bill Furlong hat alle Hände voll zu tun. Fünf Töchter hat er, die bislang gut einschlagen, Musikinstrumente erlernen, im Kirchenchor singen und in der angesehenen Schule St. Margarets unterrichtet werden, die Seite an Seite und in Verbindung zum Nonnenkloster steht, das Furlong regelmäßig mit Brennmaterial beliefert. Furlong ist zu jedermann freundlich, verschenkt zum Verdruss seiner Frau gerne das Kleingeld in seinen Taschen, er hat eine soziale Ader.

    Wir verfolgen Furlongs Gedankengänge, haben Anteil an seinem arbeitsreichen Alltag und seinen Begegnungen mit anderen Menschen. Bill Furlong ist ein guter, christlich geprägter Charakter, der zu schätzen weiß, was er erreicht hat, der aber auch weiß, dass nicht jedem Menschen ein so glückliches Schicksal beschieden ist. „Furlong war aus dem Nichts gekommen. Aus weniger als dem Nichts, könnte man sagen.“ Sein Werdegang hätte ganz anders verlaufen können, wenn nicht die gut situierte Mrs. Wilson seine damals 16- jährige schwangere Mutter weiter in ihrem Haushalt beschäftigt hätte, anstatt sie, wie seinerzeit üblich, als moralisch verworfenes Mädchen fortzujagen. Über seinen Vater weiß Furlong nichts, seine Sehnsucht nach Identität und Wurzeln ist jedoch unverkennbar.

    Über dem Ort thront das Kloster. Man erzählt sich seltsame Geschichten darüber, denen Furlong zunächst aber keinen rechten Glauben schenkt. Junge „gefallene“ Mädchen sollen dort unter unwürdigen Bedingungen leben und als Arbeitskräfte in der angeschlossenen Wäscherei Buße tun. Die allgemeine Empörung hält sich in Grenzen, da die Kirche Einfluss und Macht besitzt. Eine gute Portion Doppelmoral hört man heraus - was hinter den dicken Mauern passiert, ist nicht von Interesse.

    Weihnachten steht vor der Tür. Bei einer weiteren Kohlelieferung zum Kloster macht Furlong Entdeckungen, die ihn zutiefst verstören. Er fühlt sich hin und her gerissen zwischen den Verpflichtungen seiner Familie gegenüber und jenen als Christenmensch. Was soll er tun?

    Das schmale Buch liest sich wie eine Parabel, entwickelt dabei große Intensität. Der Schreibstil ist ruhig, aber sehr atmosphärisch. Man kann sich die Winterkälte, den Nebel, die leeren Straßen mit den frierenden Menschen bildlich sehr gut vorstellen. Insbesondere lernt man Bill Furlong sehr gut kennen, der immer wieder feststellt, dass auch kleine Dinge aus der Nähe betrachtet ganz anders wirken als aus der Ferne. Die Geschichte hätte das Zeug zum Weihnachtsklassiker, wenn auch der komplette Verlauf nichts Märchenhaftes an sich hat, sondern sehr realistisch gehalten ist, wie uns die Autorin in ihrem kurzen Nachwort belegt.

    Wenn der Steidl Verlag sagt: „Mit wenigen Worten erschafft Claire Keegan eine ganze Welt“, möchte ich ihm uneingeschränkt zustimmen. Riesige Lese-Empfehlung!

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Verliebt in den vergessenen Lord

Buchseite und Rezensionen zu 'Verliebt in den vergessenen Lord' von Beryl Brighton
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Verliebt in den vergessenen Lord"

Format:Taschenbuch
Seiten:255
EAN:9798861827508
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Rezensionen zu "Verliebt in den vergessenen Lord"

  1. Ein Regency Roman der ein Geheimnis in sich trägt

    Tamara Easterbrook wollte schon immer auf einem Schloss als Gouvernante arbeiten. Ihr Wunsch geht in Erfüllung als sie die Asbridges einstellen. Tamara ist fasziniert von einem Gemälde das den ältesten verstorbenen Sohn der Familie darstellt. Es geschehen seltsame Dinge die die Familie als Spuk abtun. Aber Tamara glaubt nicht daran und als sie eines Abends selbst hinter das Geheimnis über die ungewöhnlichen Dinge nachforscht steht sie plötzlich ein im Halbdunklen einem maskierten Mann gegenüber der behauptet der totgesagte Sohn der Familie zu sein.

    Der Schreibstil ist sehr leicht, bildhaft und zügig zu lesen. Die Protagonisten sind sympathisch dargestellt und die Spannung erhöht sich während des lesens langsam.

    Fazit: Dieser historische viktorianische Roman beinhaltet 15 Kapitel und wird abwechselnd von Tamara und Julius berichtet. Die Handlung spielt sich nur im Schloss der Familie Asbridge ab und es spielen auch nur sehr wenige Protagonisten mit. Schon zu Beginn bemerkte ich dass etwas mit dieser Familie nicht stimmt. So wurde meine Neugier geweckt. Die Story allgemein ist romantisch und ruhig geschrieben. Raschelnde Kleider, ein Schloss, dunkle Ecken und Plätze, einen wunderschönen Garten und ein Geheimnis - es ist eine tolle Szenerie die diesen Liebesroman ausmachen. Ein kleiner Tipp von mir persönlich: Diesen Roman liest man am besten im Garten unter einem Baum. Für mich das der beste Ort dieses Buch zu lesen. Meiner Meinung nach ist dieser leichte Roman unterhaltsam geschrieben und wer historische Liebesromane mag der ist hier genau richtig. Es wird dramatisch, zum Ende hin auch bewegend und so beinhaltet die Story alle Themen die ein historischer Liebesroman braucht. Ob es ein Happy End gibt? Das verrate ich natürlich nicht. Dieser Band ist der fünfte Band einer bisher fünfteiligen Reihe. Er ist in sich abgeschlossen. Der Leser braucht meiner Meinung nach nicht unbedingt die Vorgängerbücher zu kennen auch ich kenne sie nicht und bin trotzdem sehr gut in diesen historischen Roman hinein gekommen. Ich vergebe gerne vier Sterne.

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Passing (Collins Classics)

Buchseite und Rezensionen zu 'Passing (Collins Classics)' von Nella Larsen

Inhaltsangabe zu "Passing (Collins Classics)"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:176
EAN:9780008554286
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Die Magd des Medicus

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Magd des Medicus' von Astrid Fritz
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Magd des Medicus"

Ausgerechnet in den Dienst des buckligen Stadtarztes von Basel soll Barbara gehen. Als Tochter eines als unehrenhaft geltenden Abdeckers bleibt ihr keine andere Wahl. Mit ihrer patenten und pragmatischen Art ist die junge Frau das Gegenteil ihres neuen Herrn Paracelsus. Sein Zuhause ist die Wissenschaft, die Medizin, die Lehre. Wegen seiner unkonventionellen Methoden und der aufbrausenden Art wird er jedoch immer wieder angefeindet. So sind sie beide Außenseiter. Bald lernt die Magd den Arzt zu schätzen und ist fasziniert von den Geheimnissen des menschlichen Körpers. Doch dann muss Barbara sich entscheiden, ob sie weiter zu ihm halten kann – und was ihr eigenes Ziel im Leben ist.

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:560
EAN:9783499010620
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Rezensionen zu "Die Magd des Medicus"

  1. Faszinierende historische Geschichte

    Als Tochter eines Abdeckers hat Barbara keine Chance einen ehrbaren Beruf auszuüben, doch ausgerechnet bei dem buckligen und verschrobenen Stadtarzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim soll sie sich als Magd verdingen.
    Astrid Fritz hat mit den beiden Hauptprotagonisten zwei sehr interessante Charaktere geschaffen. Die Magd Barbara ist eine starke wissbegierige Frau, die ihr Herz am rechten Fleck hat. Sie ist eine große Stütze für den hochintelligenten jedoch chaotischen und kauzigen Medicus. Er ist mit seinem Wissen seiner Zeit weit voraus, aber durch seine cholerische und hitzköpfige Art eckt er bei anderen Gelehrten und der Obrigkeit an und wird immer wieder abgewiesen. Sogar sämtlich Freunde, die es gut mit ihm meinen, stößt er vor den Kopf.
    Durch den lebendigen Schreibstil war ich gleich von der ersten Seite an gefesselt. Die Geschichte ist sehr gut recherchiert und durch die Darstellung der damaligen Lebensweise und den Beschreibungen der Landschaften und Menschen fühlte ich mich regelrecht in die Handlungen hineingesogen.
    Für ein besseres Verständnis der hier oft verwendeten historischen Mundart, befindet sich am Ende des Buches ein ausführliches Glossar, in dem ich immer wieder hilfreiche Erläuterungen fand. Dieser spannende historische Roman über den heute weltberühmten Arzt Paracelsus ist wirklich empfehlenswert.

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