Jud Süß

Buchseite und Rezensionen zu 'Jud Süß' von Lion Feuchtwanger

Inhaltsangabe zu "Jud Süß"

Die legendäre Gestalt des Jud Süß

Der jüdische Kaufmann Josef Süß Oppenheimer steigt an der Seite des Herzogs Karl Alexander zum mächtigsten Mann Württembergs auf. Als seine geliebte Tochter Naemi vor den Nachstellungen des Herzogs in den Tod flüchtet, schwört Süß seinem verschwenderischen Leben ab und stellt dem Landesherrn eine Falle. Doch der Tod des Herzogs besiegelt auch seinen eigenen Untergang.

Format:Taschenbuch
Seiten:540
EAN:9783746656229
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Der Clan des Greifen – Staffel I. Erster Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Clan des Greifen – Staffel I. Erster Roman' von Roland Mueller

Inhaltsangabe zu "Der Clan des Greifen – Staffel I. Erster Roman"

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:123
EAN:
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Die geheime Gesellschaft

Buchseite und Rezensionen zu 'Die geheime Gesellschaft' von Sarah Penner
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die geheime Gesellschaft"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:400
EAN:9783365004272
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Rezensionen zu "Die geheime Gesellschaft"

  1. Die sieben Phasen einer Séance

    Wir befinden uns im Jahr 1873. Lenna lebt gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Evie und den Eltern in einem Haus in London.
    Während sich Lenna für die Wissenschaft von Fossilien und generell für die Forschung interessiert, beschäftig sich Evie lieber mit ätherischen Themen, wie Erscheinungen, Geistern und Vorahnungen. Sie begibt sich sogar in die Lehre bei einem bekannten Medium, Vaudeline D´Allaire.
    In letzter Zeit ist Evie allerdings wirklich seltsam. Ob es möglicherweise mit einer neuen Männerbekanntschaft zu tun hat? Doch bevor Lenna ihre Schwester danach fragen kann, kommt es zu einem Streit zwischen den beiden. Am nächsten Tag wird Evie tot aufgefunden.
    Lenna ist zutiefst bestürzt und will dem Ganzen auf dem Grund gehen. Vielleicht kann eine Séance das Rätsel um den plötzlichen Tod ihrer Schwester lösen? Lenna beginnt zu recherchieren.

    Der neue Roman von Sarah Penner kommt in einer sehr grafisch ansprechenden, gebundenen Ausgabe daher. Ein echter Hingucker!
    Mit der gewählten Sprache und Ausdrucksweise versetzt uns die Autorin in das London des 19. Jahrhunderts zurück. Durch ihre sehr genauen und bildhaften Beschreibungen, schickt sie die Leser mittenrein in die dunklen Gassen der Hauptstadt.
    Gut gefallen hat mir, dass sich Sarah Penner nicht lange mit Erklärungen aufhält und es gleich los geht mit einer gruseligen Séance Sequenz. Damit funktioniert der Einstieg in die Geschichte, meiner Meinung nach, recht gut.
    Die Handlung wird kapitelweise aus Lennas und Mr. Morleys Perspektive heraus erzählt. So ergeben sich für den Leser manch nötiges Hintergrundwissen und man kommt des Rätsels Lösung allmählich auf die Spur.
    Nach dem zügigen Einstieg, verliert die Geschichte allerdings dann wieder etwas an Dynamik. Es wird viel Zeit auf die Beschreibung von der Beziehungen von Lenna und Eloise bzw. von Lenna und Vaudeline zu den aktuell herrschenden Zeiten verwendet.
    Auch die Stellen an denen z.B. Mr. Morley ein sehr uncharmantes Vorgehen wählt, um die Frauen in ihrem Zimmer festzuhalten oder nach dem „Schlagabtausch“ zwischen Lenna und Mr. Morley, gehen alle beteiligten Personen einfach wieder zur Tagesordnung über. Ohne auch nur ansatzweise auf das soeben Erlebte einzugehen. Diese beiden Stellen wirken daher für mich unglaubwürdig und konstruiert.
    Doch zum Glück nimmt die Handlung danach noch einmal Fahrt auf. Der Spannungsbogen steigt an und Frau Penner wartet noch mit so einigen ungeahnten Details auf. Das hat mich dann wieder mit der Geschichte „versöhnt“.

    Im Nachwort geht die Autorin noch allgemein auf Viktorianische Trauerbräuche und Beerdigungsfeiern ein. Sogar die Anleitung für sogenannte „Trickkerzen“ ist hier noch hinterlegt. Ein sehr nettes Gimmick.

    Fazit:
    Ein atmosphärisch dichter Roman über gespenstische Séancen, mit einem verbesserungswürdigen Mittelteil und einem temporeichen Ende.

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Das Philosophenschiff: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Philosophenschiff: Roman' von Michael Köhlmeier
4.5
4.5 von 5 (6 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Philosophenschiff: Roman"

Mit Lenin auf dem Sonnendeck – eine beinahe wahre Geschichte vom "erstklassigen Erzähler Michael Köhlmeier." Denis Scheck, ARD Druckfrisch Mit diesem großen Werk schließt Michael Köhlmeier an seinen Bestseller „Zwei Herren am Strand“ an. Zu ihrem 100. Geburtstag lädt die Architektin Anouk Perleman-Jacob einen Schriftsteller ein und bittet ihn darum, ihr Leben als Roman zu erzählen. In Sankt Petersburg geboren, erlebt sie den bolschewistischen Terror. Zusammen mit anderen Intellektuellen wird sie als junges Mädchen mit ihrer Familie auf einem der sogenannten „Philosophenschiffe“ auf Lenins Befehl ins Exil deportiert. Nachdem das Schiff fünf Tage und Nächte lang auf dem Finnischen Meerbusen treibt, wird ein letzter Passagier an Bord gebracht und in die Verbannung geschickt: Es ist Lenin selbst.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
EAN:9783446279421
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Rezensionen zu "Das Philosophenschiff: Roman"

  1. 4
    24. Mär 2024 

    Se non è vero, è molto ben trovato...

    Ein Kammerspiel präsentiert Michael Köhlmeier hier als Rahmenhandlung der Erzählung. Ein Autor, eine Hundertjährige, viele Gespräche. Anouk Perleman-Jacob möchte vor ihrem Tod noch von Erlebnissen berichten, die bisher in keine der beiden bereits erschienenen Biografien über die berühmte Architektin eingeflossen sind. Der eingeladene Schriftsteller, der unschwer als Alter Ego von Köhlmeier selbst zu erkennen ist, erscheint regelmäßig zu den angesetzten Terminen und lauscht den Erinnerungen der Hundertjährigen.

    Der Roman fordert seine Zeit. Zahlreiche Themen werden angerissen, die Erinnerungen von Anouk sind sprunghaft und verlieren sich immer wieder in (scheinbar) nebensächlichen Details. Eine ernsthafte Lektüre erfordert ein Nachforschen im Internet, nahezu genauso zeitintensiv wie das Lesen selbst. So erfährt man beispielsweise zum Titel des Romans: "Philosophenschiff wird eine Aktion der bolschewistischen Regierung Sowjetrusslands genannt, bei der missliebige Intellektuelle im September und November 1922 außer Landes gebracht wurden. Der Urheber der Ausweisung, Lenin, hat dies als «Langzeitige Säuberung Rußlands» bezeichnet." (Quelle: Wikipedia)

    Anouk berichtet von einem Stück russischer Geschichte, die wie so oft von Gewalt geprägt war, von Hunger, Armut, Unterdrückung, Denunziation, Willkür, Eliminierung, Misstrauen und Angst. Was gerade noch als opportun galt, konnte im nächsten Moment schon ein Grund für eine Hinrichtung sein. Die Hundertjährige erzählt von ihrer Kindheit, aber auch von dem, was sie später als Erwachsene in Erfahrung bringen konnte. Sie war 14 Jahre alt, als sie mit ihren Eltern auf eines der Philosophenschiffe verbracht wurde. Auf ein Schiff, das für viele hundert Passagiere konzipiert wurde, nun aber nur wenige Ausgewiesene an Bord hatte. Eine beängstigende Situation, vor allem als sie für mehrere Tage mitten auf dem Meer halt machten.

    „Ich habe mich über Sie erkundigt. Sie haben einen guten Ruf als Schriftsteller, aber auch einen etwas windigen. Ich weiß, dass Sie Dinge erfinden und dann behaupten, sie seien wahr. Jeder wisse das, hat man mir gesagt, aber immer wieder gelinge es Ihnen, Ihre Leser und Zuhörer hinters Licht zu führen. Deshalb glaube man ihnen oft nicht, wenn Sie die Wahrheit schreiben, und glaube Ihnen, wenn Sie schummeln. Das habe ich mir sagen lassen. Stimmt das?“ (S.11)

    Se non è vero, è molto ben trovato. - Wenn es nicht wahr ist, ist es doch gut erfunden. Das finde ich hier unbedingt. Das Spiel mit Wahrheit und Fiktion betreibt Köhlmeier auf verschiedenen Ebenen: Anouk legt die Wahrheit ganz individuell aus und ändert sie auch schon mal während des Erzählens, und Köhlmeier selbst ist ein Meister des Verwebens von realen Fakten und Erdachtem. Dabei gelingt es ihm jedoch trotz (oder gerade wegen?) der distanzierten Erzählweise Anouks gerade die negativen Gefühle wie Entsetzen, Todesangst, grundlegendes Misstrauen gegenüber allen und jedem in kurzen bedrohlichen und entsetzlichen Szenen glaubhaft spürbar zu machen, was mich beeindruckt hat.

    Lose Enden, grob skizzierte Charaktere, ständige Zeitsprüngen, das verwirrende Spiel mit der Wahrheit - das fordert. Aber passt dieses Erzählknäuel denn nicht gerade zu den undurchsichtigen politischen Verhältnissen seinerzeit? Hier gibt es zahllose Möglichkeiten der Interpretation, der Gegenwartsbezüge, des Übertrags auf Diktaturen und totalitäre Grundhaltungen allgemein. Deshalb womöglich auch Köhlmeiers Anspielungen auf Gruppierungen wie die RAF oder den Weather Report. Allerdings sehe ich hier einen kleinen Kritikpunkt, da der Autor hier nur linksgerichtete Gruppierungen ins Spiel bringt. Dabei ließe sich das m.E. mindestens ebenso gut auf rechtsgerichtete Elemente ausweiten. Terror ist Terror, Diktatur ist Diktatur - und egal, wer im Namen des "Guten" den Tod von Menschen auf dem Gewissen hat (und sei es nur einer), der missbraucht das vermeintlich gute Ziel. Die Wahl der Mittel von totalitären Staaten oder politisch extrem ausgerichteten Gruppierungen ähnelt sich frappierend, egal für was sie stehen. Dies aber nur mal als kleiner Exkurs meinerseits.

    Alles in allem jedoch ein kunstvoll arrangierter Roman, der verwoben mit einem individuellen Schicksal und der Erzählung einer vermeintlichen Zeitzeugin in aller Kürze eine wichtige Epoche Russlands beleuchtet ("Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder"), der zum eigenen Nachforschen und Nachdenken anregt, und der aus verschiedenen Gründen ein eher unbequemer Roman ist. Je länger ich die Erzählung sacken lasse, desto beeindruckter bin ich.

    © Parden

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  1. Begegnung mit Lenin und anderen Zeitgenossen

    Eine hundertjährige Architekturprofessorin will eine besondere Art ihrer Memoiren verfassen lassen. Sie sucht sich dazu einen besonderen Schriftsteller aus, einen, bei dem sich der Leser nicht sicher sein kann, ob er ihm glauben soll, oder nicht.
    Als Anouk Perleman-Jacob ein junges Mädchen von vierzehn Jahren ist, gehört sie mit ihren Eltern zu der großen Gruppe der Intelligenzija, die von den damaligen Machthabern Russlands, den Bolschewiken, des Landes verwiesen werden. Sie werden mit den sogenannten Philisophenschiffen außer Landes gebracht.
    Anouk, die nachts, in aller Heimlichkeit auf dem Luxusdampfer heraumstreunt, trifft zufällig auf den einzigen Passagier der ersten Klasse.
    Er gibt sich ihr als Lenin zu erkennen. Eine kranke Gestalt. aus Haut und Knochen, lesend im Rollstuhl. Sie beginnen eine Unterhaltung, die sie jeden Abend fortsetzen, bis zu einem gewissen Abend, an dem Anouk eine andere Gestalt bei ihm entdeckt. Ein Mann mit einem Schnauzbart, schwarzen Zähnen und feinen weißen Händen. Sie belauscht heimlich die Rede des Mannes aus Georgien und wird Zeugin eines "historischen" Geschehens.

    Der Autor entrollt in seinem Buch ein Bild, rund um die Geschehnisse während der Machtergreifung der Bolschewiken in Russland.
    Er schreibt von der Angst der Menschen, den Grausamkeiten, von innen- und
    außenpolitischen Machtspielen, von dem "Konzert der Intrigen".
    Der historisch nicht bewanderten Leser, liest mit ungläubigem Staunen.

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  1. Nachdenkliches über Macht, zu allen Zeiten aktuell

    Die Irrtümer der Menschen über Lenin, Stalin und die Macht, auf dem Hintergrund des bolschewistischen Russland, immer noch aktuell

    100 Jahre ist sie alt, die ehemalige Star-Architektin Anouk Perleman-Jacob. Sie hört und sieht schlecht, ist aber geistig 'voll auf der Höhe'. Zwei Biografien gibt es über sie und ihr interessantes Leben, denn sie ist in St. Petersburg geboren und bis zum 14. Lebensjahr dort aufgewachsen, wurde aber auf Befehl Lenins mit ihren Eltern ausgewiesen.

    Sie hat längst nicht alles erzählt und das will sie jetzt am Ende ihres Lebens nachholen. Besonders eine bestimmte Episode aus ihrem Leben möchte sie veröffentlicht haben. Dazu wählt sie einen bekannten Autor aus – es ist wohl Köhlmeier selbst – der im Ruf steht, dass er Erfundenes als wahr wiedergibt und dass man ihm deshalb Wahres oft nicht glaubt.

    Hier spielt die alte Dame und mit ihr der Autor mit dem Phänomen Wahrheit, Erfindung, Erinnerung, ein geschickter erzählerischer Kniff von Köhlmeier, weil ich mich jetzt als Leserin ständig frage, ob etwas wahr ist oder nicht. Die Hauptperson Anouk ist erfunden, während die Anderen reale Personen der russisch-sowjetischen Geschichte sind.

    Das ist also die Rahmen- bzw. Binnenerzählung; die eigentliche Geschichte wird von Anouk erzählt und vom Autor per Handy aufgenommen. So klingt es dann auch stilistisch: mündliche Sprache, geprägt von Wiederholungen, kurze Sätze, oft nur ein Wort und vor allem Gedankensprünge, wie das bei Erinnerungen so ist.

    Anouk berichtet, wie sie und ihre Eltern (Intellektuelle, also der Intelligenzija zugehörend) deportiert werden, zum Glück nicht nach Sibirien, wie es das Schicksal vieler ist, sondern auf ein Schiff, das sie über die Ostsee bringen wird.

    Dabei erfahren wir allerdings in erinnerten Rückblicken einiges über die Zustände in St. Petersburg/Petrograd: Wohnungsnot, Hunger, viele Tote in den Straßen und abgestumpfte Gleichgültigkeit, weil man es wahrscheinlich anders nicht ertragen kann. Ebenfalls schockierend die Paranoia, die sichtbar wird, das Verdächtigen um hundert Ecken herum, was immer wieder thematisiert wird. Da kommt leicht der Gedanke auf, dass Köhlmeier ein Buch über die aktuelle Situation schreiben wollte und das geschickt in eine Geschichte von früher verpackt hat. Denn wen haben wir z.B. vor Augen, wenn vom langen Tisch des Zaren Pavel berichtet wird? Ich sehe in vielem die heutige Situation gespiegelt.

    Die später so genannten Philosophenschiffe hat es tatsächlich gegeben. Mit ihnen wurden auf Befehl Lenins im Jahre 1922 viele Intellektuelle, Künstler u.a. aus der Sowjetunion deportiert. Dieses erzählte Schiff ist jedoch erfunden und auch das, was darauf passiert sein soll. Es war ein großes Luxusschiff mit nur wenigen Passagieren an Bord, was ebenso verdächtig erschien wie der plötzliche Halt und das tagelange Herumdümpeln auf See. Da wird auch wieder die schon erwähnte 'russische Paranoia' sichtbar. Die Passagiere reden nicht miteinander, misstrauen einander, fragen sich, wer ein Spion ist und was wohl Schlimmes passieren mag.

    Vielleicht wurde jemand abgeholt oder gebracht? Genau das ist es, was Anouk erzählen will. Bei ihren heimlichen nächtlichen Streifzügen trifft sie auf einen einsamen Mann im Rollstuhl und – es darf ruhig verraten werden, weil es im Klappentext steht – es ist Lenin, der für die Erschießungen und Deportationen verantwortlich ist. Doch jetzt ist er ein kranker Mann, abgeschoben von einem Mächtigeren, der ihn nach einem erneuten Stopp des Schiffes nachts heimlich aufsucht und ihm 'eine Rede hält', vielmehr abliest. Die halte ich für das Kernstück des Romans, eine Art philosophische Abhandlung über das Wesen der Macht. Schon in Gesprächen der jungen Anouk mit Lenin wurde über Gründe und Motive gesprochen. Also tatsächlich ein Philosophenschiff?!

    Das klingt alles gut und dann 'nur' 4 Sterne? Es hätte tatsächlich ein 5-Sterne-Buch werden können: aktuelles Thema, kreative Idee. Aber ich finde, dass Köhlmeier die Chance vertan hat, das Buch so zu schreiben, dass es mehr Leser erreicht anstatt einige am Ende ratlos zurückzulassen. Bei einigen Episoden fragt man nach ihrer Funktion, z.B. ein Telefongespräch mit einem ehemaligen Freund; anderes ist langweilig, wie der trockene Exkurs in die russisch-sowjetische Geschichte. Die kargen, teils einsilbigen Dialoge stehen in krassem Gegensatz zum philosophisch anmutenden Vortrag, den sich Lenin anhören muss. Ganz klar ist am Ende nicht, was Köhlmeier mit diesem Buch sagen will.

    Fazit

    Eins aber muss ich dem Buch zugute halten: es hat mich zum Nachdenken gebracht und dazu, einige Stellen mehrfach zu lesen, weil sie allgemeingültige bzw. aktuelle Gedanken enthalten, die auch nach dem Lesen noch nachwirken.

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  1. Eine Reise durch Raum und Zeit

    Eine sehr alte Dame erzählt einem Schriftsteller ihr Leben, damit er ihre erstaunliche Biografie der Nachwelt überliefert: Neu ist das Muster nicht, nach dem der Autor hier seinen Roman konstruiert, aber es gelingt ihm dennoch, Funken aus dieser Konstellation zu schlagen. Eine Frau, die mit Lenin ihre Heimat verlassen muss, die unvorhersehbar und unverdient an der Seite des Revolutionsführers des Landes verwiesen wird, das ist ein hervorragendes Motiv für einen Roman. Köhlmeier erzählt sachlich, aber souverän und mit Bedacht: Sein Buch wirkt dadurch verlässlich und glaubwürdig. Mit der Hauptfigur Anouk kreiert er zudem einen interessanten Charakter, dem man als Leser gerne durch die Wirren des Jahrhunderts folgt. Die Wechselfälle dieses Lebens sind spannendes Lesefutter und das nicht nur, weil Herr Lenin darin eine- untergeordnete- Rolle spielt. Sankt Petersburg, Paris, Berlin sind immer eine Reise wert - auch wenn Anouk sie unfreiwillig angetreten hat, habe ich ihre Geschichte begeistert begleitet.

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  1. Wo liegt die Wahrheit?

    Frau Professor Anouk Perlemann - Jakob, Architektin, lädt zu ihrem 100. Geburtstag einen Schriftsteller ein. Diesen bittet sie, ihr Leben als Roman zu erzählen. Sie wächst in St. Petersburg auf. Mit 14 Jahren wird sie mit ihren Eltern und anderen Intellektuellen auf Lenins Befehl ins Exil geschickt. Dazu geht sie an Bord eines sogenannten "Philosophenschiffes". Doch das Schiff stoppt auf einmal mitten im Meer und ein unerwarteter Passagier geht an Bord. Lenin selbst.

    Das Buch hat sich sehr gut gelesen. Die betagte Dame füttert den Schriftsteller nämlich immer nur mit kleinen Häppchen aus ihrer Lebensgeschichte. So wartet man mit ihm, wie die Geschichte am nächsten Tag wohl weiter geht und dadurch wird ein konstanter Spannungsbogen erzeugt. Die Schrecken, die sie als Mädchen erlebt hat und nun zum ersten Mal jemanden anvertraut, lässt einen schon manchmal den Atem stocken.

    "Rückblickend war das große Grauen nur ein Anfang, ein zögerndes Tasten."

    Was mich an dem Buch etwas gestört hat war, dass ich irgendwann nicht mehr so ganz wusste, ob man der alten Dame alles wirklich so glauben kann. Aber das war wahrscheinlich auch so beabsichtigt.

    "Gesagt werden soll es. Und wenn es keiner glaubt, umso besser."

    Im Großen und Ganzen fand ich die Lektüre sehr spannend und teilweise auch erschüttern. Ein klein wenig mehr konnte ich auch mein Geschichtswissen wieder komplettieren.

    Eine Leseemfehlung für Freunde von Biografien und Romanen mit historischem Bezug.

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  1. 5
    16. Jan 2024 

    Ein literarisches Spiel

    Michael Köhlmeier greift in seinem neuesten Roman eine historische Begebenheit auf und verknüpft diese mit einer fiktiven Biographie.
    Die titelgebenden Philosophenschiffe gab es tatsächlich. Bei dieser Aktion der bolschewistischen Regierung wurden im September und November 1922 missliebige Intellektuelle außer Landes gebracht. Lenin war der Urheber dieser Ausweisung und Trotzki verteidigte die Maßnahme als Akt „ vorausschauender Humanität“.
    Auf einem dieser Schiffe befindet sich in Köhlmeiers Roman die vierzehnjährige Anouk mit ihren Eltern. Der Vater, ein Professor der Universität Sankt Petersburg und die Mutter, eine Ornithologin, gehören beide der sog. Intelligenzija an und sympathisieren mit den Bolschewiken. Doch leider verkehrten sie mit Personen, die verdächtig waren und das machte sie gleichermaßen verdächtig.
    Das Mädchen macht nun auf dem Schiff die Bekanntschaft eines Passagiers, der Tage später heimlich an Bord gebracht wird: Lenin selbst. Aber er ist nicht mehr der große Held des Volkes, sondern ein gebrechlicher, kranker Mann im Rollstuhl. Die beiden ungleichen Passagiere treffen sich öfter und unterhalten sich und eines Tages belauscht Anouk ein Gespräch zwischen Lenin und und einem Fremden. Ein sehr aufschlussreiches Gespräch, das für Lenin ein tragisches Ende nimmt.
    Köhlmeier selbst, das will er uns zumindest glauben machen, hat die Geschichte von Anouk höchstpersönlich. Die ist mittlerweile eine hochbetagte Dame und war eine der bedeutendsten Architektinnen des 20. Jahrhunderts. Und sie wünscht sich den bekannten Autor als Biographen. Er soll ihre Lebensgeschichte niederschreiben, denn er steht in dem Ruf, ein Schriftsteller zu sein, „ dem man nicht glaubt, was er schreibt.“
    Anhand der Vita dieser faszinierenden Frau entwirft Köhlmeier ein plastisches Bild russisch- sowjetischer Geschichte. Er schreibt von Hunger und Verfolgung, von Ermordung und Exil. Zahlreiche reale Figuren tauchen im Roman auf, ihre Lebensgeschichte und ihr oft gewaltsames Ende erzählt Köhlmeier.
    Dabei geht er zurück bis in die Zarenzeit und zeigt eine Kontinuität innerhalb der russischen Geschichte. Despoten unterschiedlicher Coleur wechseln sich ab; mögen sich auch ihre Weltanschauungen unterscheiden, so bleiben ihre Methoden doch dieselben.
    Anspielungen auf heutige Verhältnisse und Personen sind sicherlich beabsichtigt. So z.B. wenn Köhlmeier von Zar Pawel I. schreibt, „ Er ließ sich einen Tisch zimmern, gut acht Meter lang, an dem empfing er seine Gäste, immer nur einen, er auf der einen Seite des Tisches, der Gast auf der anderen. Zunächst habe er den benachbarten Staatsmännern geschmeichelt und so getan, als sei er einer von ihnen, aber dann habe er Kriegspläne erstellen lassen, zuerst gegen die Ukraine, die er Kleinrussland genannt haben wollte.“
    Und auch mit solchen Sätzen entlarvt Köhlmeier den Typus des Autokraten: „ Einer zerstört ein ganzes Land, richtet Millionen Menschen zugrunde, lässt Millionen umbringen, schafft eine neue Gesellschaft - man denkt, solche Männer handeln aus ebenso großen Motiven, weltumfassenden Motiven, Gerechtigkeit, Freiheit, Friede, Ordnung, Ruhe. Und dann stellt sich heraus, es ist gar nicht so. Er ist gekränkt worden, persönlich gekränkt.“
    Köhlmeier mischt hier sehr gekonnt und sprachlich versiert Fiktion und Realität. Seine fiktive Hauptfigur gibt ihm schriftstellerische Freiheiten, die er mit einer historisch verbürgten Figur nicht gehabt hätte. Sie und ihre Familie stehen exemplarisch für das Schicksal vieler Exilanten.
    Dadurch, dass er sich selbst in den Roman schreibt, gewinnt dieser noch zusätzlich an Authentizität.
    Ein literarisches Spiel und eine anspruchsvolle Lektüre!

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Uns bleibt nur die Flucht: Historischer Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Uns bleibt nur die Flucht: Historischer Roman' von T. T. Dives
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Uns bleibt nur die Flucht: Historischer Roman"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:456
EAN:9783758301971
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Rezensionen zu "Uns bleibt nur die Flucht: Historischer Roman"

  1. Spannend und aktuell - trotz historischer Thematik

    Zugegeben, als Author des Buches ist meine Meinung nicht ganz objektiv.
    Ich denke dennoch, dass das Buch lesenswert ist. Klar, es ist keine Weltliteratur - aber das soll es auch nicht sein. Ich wollte keine großen historischen Figuren zeigen, die in der Stunde ihrer Zeit bahnbrechende Entscheidungen treffen, die Welt erobern (oder vernichten) und am Ende in einer epischen Schlacht obsiegen.
    Statt dessen ging es mir darum, eine persönliche, figurennahe Geschichte historisch wahrhaftig zu erzählen.
    Es gibt also keine Romantisierung der Antike, wie sie in Buch und Film heutzutage üblich ist. Ebenso wenig Fantasy-Einlagen von heldenhaften Schlachten, Zauberei und mythischen Figuren.

    Es geht um die Beziehung zweier Leute, die in ihrer Zeit einfach nicht zusammen sein können. Trebellia, die Tochter aus gutem Hause verliebt sich in einen Sklaven. Doch es geht nicht um melodramatische verwehrte Liebe. Vielmehr beschließen sie, gemeinsam zu fliehen, denn eine gemeinsame Zukunft darf es nicht geben.
    Der Plan geht natürlich nicht auf...

    Ich möchte nicht spoilern. Aber die Geschichte nimmt bald an fahrt auf und bleibt spannend bis zum Ende. Der Anfang hingegen ist vielleicht etwas gemächlich und klein. Da hätte ich vielleicht etwas mehr Spannung aufbauen können, aber mir war es wichtig, die Figuren zu zeigen.

    Die Geschichte spielt vor über zweitausend Jahren. Ich finde dennoch, die Gegenwart hat einen Einfluss auf sie gehabt. Themen wie Gleichheit, Rassismus und Nepotismus sind nach wie vor Aspekte unseres Alltags und damit hat der Roman, trotz seines vielleicht "kleinen" Fokus auf die Figuren nach wie vor eine Relevanz für die Leser.

    Von mir aus gibt es daher eine klare Leseempfehlung.

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Malnata: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Malnata: Roman' von Beatrice Salvioni

Inhaltsangabe zu "Malnata: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:272
EAN:9783328602712
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Der Duft von Schokolade: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Duft von Schokolade: Roman' von Ewald Arenz
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Duft von Schokolade: Roman"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:272
EAN:9783832166700
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Rezensionen zu "Der Duft von Schokolade: Roman"

  1. Ganz nett für Zwischendurch

    Klappentext:

    „1881 quittiert der junge August seinen Dienst in der k.u.k. Armee Österreich-Ungarn und ist überglücklich über die Aussicht, einen langen Sommer in seiner Heimatstadt Wien verbringen zu können. Seine neue Stelle in der Schokoladenfabrik seines Onkels wird er erst im Herbst antreten. In dieser Zeit trifft er die geheimnisvolle Elena, eine selbstbewusste, unabhängige Frau, und verliebt sich in sie. Elena ist verheiratet, ihr Mann allerdings kürzlich unter mysteriösen Umständen verschwunden, und Elena steht unter dem Verdacht, etwas damit zu tun zu haben. August, der eine besondere Nase hat und den Düfte und Gerüchte zu Schokoladenkreationen inspirieren, wirbt um Elena mit den ihr entsprechenden Kreationen und kann sie damit schließlich für sich gewinnen. Nach dem Brand der Wiener Oper fehlt jedoch von ihr jede Spur. August macht sich auf die Suche nach Elena …“

    Ewald Arenz ist für meine Begriffe ein wirklich großartiger Autor. Er schreibt unverfälscht mal witzig, mal ernst, mal lustig, mal melancholisch. Dieses Mal entführt er uns nach Wien Ende des 19. Jahrhunderts. Mal etwas ganz anderes aus seiner Feder. Die Geschichte ist nicht neu sondern erfährt hier beim Verlag eine Neuauflage. Die historische Geschichte nimmt einen recht flott gefangen. August und Elena beginnen ihre eigene Geschichte trotz aller Umstände. Und dann wurde es etwas märchenhaft in Arenz‘ Story, es wurde gar mystisch. August hat halt eine besondere Gabe bezüglich Düfte. Und ab hier zieht man Parallelen zu Süßkinds Geschichte „Das Parfum“ nur das der Duftträger hier die Schokolade ist. Eines Tages verschwindet Elena und man könnte sich jetzt sonst etwas ausmalen aber Arenz baut einen gekonnten Spannungsbogen auf und macht große Neugier auf die Auflösung. Dennoch wird diese Geschichte von Arenz nicht zu meinen Lieblingsstorys von ihm gekürt. Sie ist nicht schlecht aber auch nicht gut. Sein Schreibstil ist der Zeit angepasst, seine Figuren sind lebendig aber nicht richtig nahbar. Es fällt irgendwann schwer August noch für voll zu nehmen mit seiner Gabe aber nochmal, die Suche nach Elena birgt so einige Vermutungen.

    Fazit: eine nette historische Geschichte für Zwischendurch aber kein Knaller. 3 gute Sterne hierfür.

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Fifty Words for Rain

Buchseite und Rezensionen zu 'Fifty Words for Rain' von Asha Lemmie
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Fifty Words for Rain"

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:463
Verlag: Dutton
EAN:
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Rezensionen zu "Fifty Words for Rain"

  1. 4
    09. Dez 2023 

    50 Worte für Regen

    Sie ist erst acht Jahre als ihre Mutter sie an der Tür ihrer Großmutter absetzt. Noriko ist beinahe starr vor Angst. Sie soll still sein und gehorchen, aber sie ist doch erst acht. Noriko wird im Haushalt ihrer Großmutter aufgenommen. Im Jahr 1948 in einem Haushalt einer reichen Familie mit Beziehungen zum Königshaus, was macht man da mit einem kleinen Mädchen, dass anders ist. Man versteckt es. Noriko bekommt eine gewisse Erziehung und eine Art Bildung, aber nach draußen darf sie nicht. Niemand soll wissen, dass es sie gibt. Doch eines Tages steht wieder ein junger Mensch vor der Tür, ihr ehelicher Halbbruder Akira.

    Mit diesem Romandebüt besucht man die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg in Japan. Auch dieses Traditionen verhaftete Land kommt nicht umhin, sich zu verändern. Doch die obere Klasse sträubt sich gegen Änderungen. Sich zu ändern kann schließlich auch bedeuten, Macht einzubüßen. Norikos Großmutter handelt fast wie ein Kerkermeister, sie sperrt das Kind ein, versteckt es und misshandelt es. Erst Akiras Auftauchen ändert etwas. Der vier Jahre älter Junge, ein begnadeter Violinist, öffnet Noriko die Welt. Er führt sie zur Musik, er spricht mit ihr, er sieht sie. Für Noriko, die von ihrer Mutter verlassen und von ihrer Großmutter gequält wurde, ist er die Welt und auch die Öffnung zur Welt.

    Das kaiserliche Japan ist wie eine fremde Welt, die in den 1950er Jahren traditionell und rückwärtsgerichtet erscheint. Die herrschende Klasse will ihren Einfluss nicht verlieren und ein uneheliches Kind einer Tochter aus sogenanntem guten Haus, bei dessen Vater es sich dazu noch um einen farbigen Amerikaner handelt, ist nicht gerade dienlich. Im einigem Entsetzen liest man von den Verhaltensweisen, die Norikos Großmutter an den Tag legt, um mit noch größerem Widerwillen festzustellen, dass der Großvater noch fürchterlicher ist. Und die verstehen sich als Noble. Akira wirkt als sei er Norikos Rettung. Man wünscht den Geschwistern nur Gutes, auch wenn sie manchmal etwas zu eng sind. Vielleicht ist es so, wenn sich Geschwister, die befürchteten Alllein zu sein, später finden. Fast schon zu viel hat Noriko zu erleiden. Es wirkt so, als geschehe immer eine Katastrophe, wenn gerade mal alles gut ist. Und so ist gerade die emotionsgeladene Dramatik, die den Roman vorantreibt und packend macht, die man mitunter als etwas überladen empfindet. Besonders zum Ende hin, sind Norikos Entscheidungen nicht immer nachvollziehbar. Und auch den Gang der Dinge würde man sich anders wünschen. Dennoch ein fesselnder Einblick in eine ferne Kultur zu einer vergangenen Zeit.

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Lange Nacht (Darktown 3): Kriminalroman

Buchseite und Rezensionen zu 'Lange Nacht (Darktown 3): Kriminalroman' von Thomas Mullen
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Lange Nacht (Darktown 3): Kriminalroman"

Format:Taschenbuch
Seiten:448
EAN:9783832166106
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Rezensionen zu "Lange Nacht (Darktown 3): Kriminalroman"

  1. 4
    02. Apr 2023 

    Der Herausgeber

    1956: Arthur Bishop hat sich als Herausgeber einer der wenigen von Schwarzen produzierten Tageszeitungen einen Namen gemacht. Er ist gesellschaftlich anerkannt und führt eine glückliche Ehe. Der ehemalige Polizist Tommy Smith hat bei der Zeitung einen Job gefunden. Eines Abends arbeitet Smith länger und schläft am Schreibtisch ein. Durch seltsame Geräusche geweckt, eilt er ins Büro des Chefs und findet Arthur Bishop angeschossen auf dem Boden. Der Täter ist entkommen. Nachdem Smith die Cops informiert hat, gerät er selbst in Verdacht. Er ist am Tatort und er ist schwarz, das reicht zunächst dazu, dass Smith in Gewahrsam genommen wird.

    Im dritten Band der Darktown Reihe trifft Tommy Smith in seiner neuen Tätigkeit als Reporter auf seine alten Kollegen vom ersten Revier, in dem schwarze Polizisten arbeiten. Um sich selbst von dem Verdacht zu befreien, er habe etwas mit dem Tod seines Chefs zu tun, beginnt Smith Nachforschungen anzustellen. Seine alten Schnüfflerqualitäten hat er nicht verloren. Gegen die vorgefassten Meinungen der weißen Cops anzukämpfen, erweist sich als schwierig, obwohl Hinweise gefunden werden, die die Unschuld Smiths und weiterer Verdächtiger beweisen. Hatte Bishop eine geheime Agenda, mit der sich in Gefahr gebracht hat?

    Auch mit dem abschließenden Band der Darktown Reihe zeichnet der Autor ein Bild der Gesellschaft in den Südstaaten der USA der 1950er. Noch ist nicht viel vorangegangen, nach wie vor sind die Rassen weitgehend getrennt und nur wenige haben gelernt, dass ihre schwarzen Mitbürger genau solche Menschen sind wie sie selbst. Wie schwierig ist es, gegen die alt hergebrachte Gesellschaft zu bestehen und etwas aufzurütteln. Bis heute sind die Ressentiments der Weißen nicht ausgeräumt. Anhand der spannenden und komplexen Mordermittlungen bekommt man einen Eindruck wie es wohl gewesen sein mag. Immer mehr Schichten werden entfernt, bis man zum Kern des Rätsels kommt. Es ist aus hiesiger Sicht erschreckend, mit was einige versuchen durchzukommen. Da bedarf es der Hartnäckigkeit der schwarzen Polizisten und ihres ehemaligen Kollegen Tommy Smith, damit die Wahrheit ans Licht kommt. Zum Schluss bedauert man, dass diese packende Reihe beendet ist.

    4,5 Sterne

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Der Silberbaum. Die siebente Tugend: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Silberbaum. Die siebente Tugend: Roman' von Sabine Ebert
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Silberbaum. Die siebente Tugend: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:496
Verlag: Knaur HC
EAN:9783426227893
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Rezensionen zu "Der Silberbaum. Die siebente Tugend: Roman"

  1. Ein grandioser erster Teil!

    !ein Lesehighlight 2023!

    Klappentext:

    „Er war der vielleicht strahlendste Fürst seiner Zeit, ein Förderer der Städte, Minnedichter und Ausrichter glänzender Turniere: Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen. Doch zu Beginn der Geschichte ist ungewiss, ob er die Herrschaft je antreten wird. Sein Vater stirbt, als Heinrich drei Jahre ist. Sein Oheim Ludwig von Thüringen, der gerade die ungarische Königstochter Elisabeth geheiratet hat, wird sein Vormund. Bewahrt er dem Neffen das Erbe oder will er es an sich reißen? In ihrer Not ruft die Markgräfinwitwe Jutta Lukas aus Freiberg zu sich. Ihn hatte sie einst vom Hof geschickt, denn seine Stieftochter Clara war die große Liebe ihres Mannes. Lukas schart Getreue um sich und ruft Marthes ältesten Sohn Thomas aus dem Heiligen Land nach Meißen. Marthes Enkelin Änne verschlägt es derweil nach Thüringen, wo sie verstörende Begegnungen mit der später heiliggesprochene Elisabeth und deren erbarmungslosem Beichtvater hat, dem fanatischen Kreuzzugsprediger und Ketzerverfolger Konrad von Marburg.“

    Sabine Ebert entführt uns hier wieder vortrefflich ins 13. Jahrhundert! In ihrem aktuellen 1. Band der neuen Reihe „Der Silberbaum“ lässt sie uns wieder komplett in die Zeit des Mittelalters, der Minne und Ritter abtauchen. Gleich zu Beginn stehen wir Leser am Sterbebett des Markgrafen von Meißen. Seine Ehefrau Jutta sieht bereits da, was auf ihren Sohn nun zukommen wird und wie die Finger der Gier sich ihr entgegenstrecken. Jutta geht aber allem Groll notgedrungen aus dem Weg und lässt sogar moralische Feinde an sich heran. Ebert baut hier gekonnt auf die bekannte Hebammen-Saga auf und ab da an darf sich der Leser wieder auf alte Bekannte freuen. Aber nicht nur die Figuren leben wieder auf, auch Jutta oder Lukas versinken in Tagträumen in den alten Geschichten mit Marthe und Christian. Allein dafür lohnt sich dieses Buch komplett aber das ist nicht alles! Ebert führt uns wieder behutsam durch die Geschichte. Wir erleben einen toten Markgrafen, einen Erben, viel Zwietracht, viele Neider, Missgunst aber auch die Liebe, die Minne und das große Glück darf ebenfalls genossen werden. Sabine Ebert nimmt den Leser immer und immer wieder regelrecht gefangen mit ihren Worten. Sie sind an die Zeit angepasst aber dennoch verständlich, ihr Ausdruck ist stets formvollendet, der Spannungsbogen wird immer und immer wieder neu gespannt, der Verlauf der Geschichte ist einfach mitreißend! Auch wenn hier viele Figuren im Buch vorkommen, so ist dennoch ein Überblick zu behalten entweder wenn man das Personenregister nutzt oder es stumpf verkleinert kopiert und als Lesezeichen benutzt oder gar selber Notizen sich dazu macht. Ebenfalls mehr als faszinierend zu erlesen ist die Geschichte der heiligen Elisabeth von Thüringen die hier ebenfalls eine besondere Rolle bekommt. Aber auch der Ort Akkon und die Kreuzzüge werden hier bedeutende Erwähnung finden!

    Sie merken schon, einerseits erlesen wir hier wieder Geschichte pur aber erlesen auch Geschichten von (bereits bekannten) Figuren, die ihren Weg in dieser Zeit gehen werden.

    Mein Fazit: Sabine Ebert hat es mal wieder geschafft einen wahrlich grandiosen Roman aus der Zeit des Mittelalters zu verfassen das es nur so ein Fest war diesen zu genießen. Hier stimmt einfach alles von der ersten bis zur letzten Seite! Alles ist stimmig, alles ist bestens ausgewogen und bietet dem Leser eine grandiose und kurzweilige Unterhaltung! Hierfür gibt es verdiente 5 Sterne!

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