Eva und der Wolf
Inhaltsangabe zu "Eva und der Wolf"
Die Liaison mit dem Staatsfeind! Klingt wie ein neuer Jerry Cotton, ist aber viel spannender. Eva und der Wolf, das ist der Briefwechsel zwischen Eva-Maria Hagen und Wolf Biermann. Sie hatten sich ineinander verliebt, just in dem Moment, da er in der DDR zur Unperson erklärt wurde.1965. Politische Eiszeit. Eva-Maria Hagen, eine in der DDR äußerst populäre Schauspielerin mit einer Latte von Spielfilmen (darunter Perlen wie Vergeßt mir meine Traudel nicht oder Meine Freundin Sibylle), ständig umschwänzelt von sabbernden Politbürogöckeln und irgendwelchen Kunstheinis, die ihr auf den schönen Leib rücken wollen. Sie aber will nur Biermann. Er ist ihr alles, Mentor und zärtlichster Liebhaber. Dem Leser mögen die Ohren glühen bei all dem Geturtel und Liebesgeflüster.
Frau Hagen ist zwar, das bezeugen ihre Briefe, herzerfrischend naiv, aber gewiß nicht dumm. Sie warnt ihren Freund. Im Neuen Deutschland finden schon Hetzkampagnen statt. Der Staat will Biermann und seine verdammten Lieder nicht mehr. Und schon gar nicht die Liaison dieses Menschen mit einem seiner Publikumslieblinge.
Die brutale Kehrseite der DDR-Galane kommt zutage, als sie von Biermann nicht ablassen will. Es folgt ein Trommelfeuer an Repressalien, dann wieder verlockende Filmangebote. Und immer wieder die unvermeidlichen IM´s, (deren Berichte im Buch abgedruckt sind).
Der Briefwechsel währte elf Jahre, bis zur Ausbürgerung Biermanns 1976. Man erlebt sowohl die DDR in Hochform, als auch das Diagramm einer langsam verlöschenden Liebe. Er war halt doch der Intellektuelle, sie der Bauchmensch. Er wird immer spitzer, sie verletzender. Dann der Satz, den wohl jeder kennt und fürchtet: "Wolf, jeder von uns trifft genau den Ton, uns weiter voneinander zu entfernen!" Eine ganz normale Beziehung eben. --Ravi Unger
Rezensionen zu "Eva und der Wolf"
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Die Schauspielerin und der Sänger
Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich das Buch gepackt. Die letzte Bildunterschrift lautet: „Frühjahr 1977, Wolf und Eva im Westen angekommen, aber trotz des schönen Apfels nicht im Paradies“.
Dieses Buch besteht aus Briefen von Eva-Maria Hagen und Wolf Biermann, Tagebucheintragungen von Eva-Maria, Berichten von IMs und einigen offiziellen Dokumenten.
Sie wollten nicht weg aus der DDR, Eva-Maria und Wolf. Doch man ließ ihnen keine Wahl.
Die beiden lieben sich, sie, die DDR-Schauspielerin, und er, der politische Querulant, der die Dinge beim Namen nennt.
Ihn bürgert man 1976 aus, als er bei einem Konzert in Köln, zu dem er die Reisegenehmigung hatte, bei einer Diskussion die DDR teilweise kritisiert, an anderer Stelle aber auch wieder verteidigt. Und irgendwie hat sich die DDR da ins eigene Fleisch geschnitten. Nach der Ausbürgerung wurde das gesamte Konzert, das vorher im Dritten des WDR gezeigt wurde (was in der DDR nicht empfangen werden konnte) im ARD-Fernsehen ausgestrahlt. Und erst jetzt erfuhren viele DDR-Bürger erstmals etwas von Wolf Biermann und seinen Liedern.
Das Buch beginnt mit einem Brief von Eva-Maria Hagen aus dem Jahr 1965. Welch eine bildhafte Sprache. Verspielt, verliebt. Die Sprache ändert sich mit der Zeit. Wird sachlicher bei Problemen und wütend im Streit. Traurig und zornig nach der Ausbürgerung Biermanns. "Wolf, warum wurden Himmel und Hölle für das Jenseits erfunden, Gott und der Teufel, Paradies und Fegefeuer, wo es all das doch schon im Diesseits gibt?!"
Mit Wut habe ich die Berichte der IMs gelesen, mit Wut gelesen, wie man mit den Menschen aus Biermanns engstem Umkreis umgegangen ist. Wie man versucht hat, sie einzuschüchtern, zu drohen.
"Eva und der Wolf" erzählt nicht nur eine Liebesgeschichte, das Buch erzählt auch ein Stück Zeitgeschichte der DDR.
Diese Zitrone hat noch viel Saft!: Ein Leben
Inhaltsangabe zu "Diese Zitrone hat noch viel Saft!: Ein Leben"
Klappentext:»Tochter aus gutem Hause - dass ich nicht lache! Kommen wir doch zur Sache ...«
Ein Projekt der Edition diá
Künstlerinformation:
Lotti Huber, am 16. Oktober 1912 als Tochter großbürgerlicher jüdischer Eltern in Kiel geboren, wollte immer zur Bühne, zum Theater. Aber die Nazis schickten sie ins KZ. Sie wurde freigekauft, ging nach Palästina und Ägypten, tanzte in Nachtklubs, heiratete einen englischen Offizier, ging dann nach Zypern, wo sie ein Restaurant eröffnete, nach 1945 mit ihrem zweiten Mann nach London und Anfang der 60er Jahre nach Berlin. Sie gab Englischunterricht, übersetzte Trivialliteratur, eröffnete eine Tanzschule, arbeitete als Filmstatistin, lernte Rosa von Praunheim kennen und wurde mit 75 Jahren zum Star. Lotti Huber starb am 31. Mai 1998 in Berlin.
Ikone einer Generation
Dies ist die Autobiographie einer Theater- und Filmlegende, die durch ihre Rolle der Paula in der Plenzdorf-Verfilmung "Die Legende von Paul und Paula" zur Ikone einer ganzen Generation in der ehemaligen DDR wurde.
Um ehrlich zu sein, ist mir der Film um Paul und Paula gar nicht so im Gedächtnis geblieben. Vielleicht war ich noch zu jung, als ich ihn damals und nur das eine Mal gesehen habe.
Wenn ich den Namen Angelica Domröse höre oder lese, habe ich eher die Figur der "Fleur Lafontaine" aus dem gleichnamigen Film vor mir. Dort spielt sie eine Frau, die in einem Spital liegt und anscheinend durch einen Schock gelähmt ist. Der behandelnde Professor geht davon aus, dass ihr Problem psychischer Natur ist und zwingt sie, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. In Rückblenden erlebt man anhand ihrer Lebensgeschichte auch ein Stück deutscher Geschichte der 20er bis 40er Jahre. Aber ich schweife ab. Um Fleur Lafontaine geht es in dem Buch nicht.
Angelica Domröse berichtet über ihr Leben, über ihre Kindheit in der DDR in einer Familie, wo sie vorm Vater mehr Angst hat und die Mutter ihre Liebe nicht zeigen kann. Die Straße, in der die Familie wohnt, liegt unmittelbar an der Sektorengrenze, nach vorne schaut sie in den Osten, den Hintern hängt sie in den Westen. Sie unterschreibt die Resolution gegen die Ausweisung Biermanns und gerät so auch unter die Beobachtung der Stasi. Auch über diese Begebenheiten berichtet sie.
Sie hat einen tollen Schreibstil, bringt das, was sie sagen will, auf den Punkt, ohne drumherum zu reden.