Die Kraft weiblicher Symbole in der Bildsprache der Astrologie
Wussten Sie, dass bei Einführung des zweiten französischen TV-Programms täglich vor den Hauptnachrichten als Grafik das Tageshoroskop abgebildet wurde, ohne Kommentar, nur von meditativer Musik unterlegt?
Elisabeth Teissier ist hierzulande hauptsächlich als schweizerische Promi-Astrologin bekannt. Jedoch hat sie eine imposante Filmkarriere hinter sich, stand mit französischen Filmstars vor der Kamera und schaffte es durch ihre guten Medienkontakte tatsächlich, dass ganz Frankreich in den 60-er Jahren die aktuellen Planetenkonstellationen auf dem Bildschirm flimmern sah.
Offiziell lebt sie immer noch im frankophonen Teil der Schweiz, in Genf. Jedoch war sie stets für das gemeine Volk persönlich unerreichbar, deutete Horoskope lieber für solch adlige wie den spanischen Monarchen Juan Carlos und den französischen Präsidenten François Mitterand.
Über ihre lange Karriere als Model und Schauspielerin und ihre Zweisprachigkeit hatte sie auch zu deutschen Filmstars gute Kontakte. Ende der 70-er Jahre präsentierte sie an der Seite von Horst Buchholz für das ZDF die legendäre Astro-Show.
Obwohl die Sendezentrale im süddeutschen Mainz angesiedelt war, verlegte man die Aufzeichnung in eine große Messehalle nach Hannover. Im protestantischen Norden wollte man Protesten des katholischen Südens der Bundesrepublik entgehen. Dies gelang anfangs. Doch als auch hier die Proteste der Kirchenvertreter in der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt (damals gab es noch kein Privatfernsehen) immer größer wurden, musste die Sendereihe eingestellt werden.
Elisabeth Teissier ist mehr als nur einen Astrotante, wie man sie aus Klatschblättern kennt. Ihr Herz bebt für die Medienastrologie. Sie ist eine Pionierin. Und noch mehr: Es gelang ihr sogar, an der renommierten Pariser Sorbonne-Universität eine wissenschaftlich anerkannte (und von der etablierten Fachwelt natürlich heftig kritisierte) Diplomarbeit über die Kunst der Sterndeutung abzuschließen. Dies und viel mehr in ihrer spannenden Autobiografie.
Für Horoskopdeutung nach Rezept weniger zu empfehlen.
In den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts, als Astrologie noch stark von überholtem mittelalterlichem Denken und der damals vorherrschenden Theosophie dominiert wurde, bemühte sich der deutsche Arzt von Klöckner, aufgrund seiner schulmedizinischen Ausbildung und Erfahrung um eine Reform der Astrologie.
Sein Deutungsansatz war zu damaliger Zeit wissenschaftlich ausgerichtet - soweit das mit der Astrologie überhaupt möglich ist. Aus diesem Grund wurde sein in mehreren Bänden erschienener Kursus der Astrologie gutes Standardwerk, auch und gerade nach den Entartungen der Branche zur Zeit des Nationalsozialismus.
Nach dem Zweiten Weltkriegs trug die eigenhändige Neuauflage des Autors dazu bei, die durch Heinrich HImmler, Rudolf Hess und ihre zahlreichen willfährigen Erfüllungsgehilfen in der deutschsprachigen Astrologieszene unter Verruf geratene Branche wieder in seriösere Fahrwasser zu leiten.
Allerdings entstand somit eine gewisse Bibeltreue zu seinem Werk, was ich in den 80-er Jahren schmerzlich bei der DAV-Prüfung erfahren musste. So ließ man mich bei der Deutung eines Beispielshoroskops glatt durchfallen, weil ich mich lieber an damals modernen Astrologen wie Liz Greene, Stephen Arroyo und Hermann Meyer orientiert.
Der damalige DAV-Prüfungssitzende Walter Boer, der wenige Jahren später mit seiner Prognose zur Bundestagswahl krachend scheiterte (nicht sein Favorit Lafontaine sondern Kohl wurde Kanzler), empfahl mir, für die Nachprüfung eine Passage aus Klöckners Kursus wortwörtlich abzuschreiben. Dafür würde man mich mit dem Diplomstempel des Deutschen Astrologenverbands adeln.
Okay, das lehnte ich ab und 1990 kam es beim ersten gesamtdeutschen Astrologentag in Berlin am Alexanderplatz zu einer Kampfabstsimmung. Der Antrag des gestandenen Astrologen Otto Kayer (im Epilog meines Thrillers "Der Astrologe" von 2022 verewigt) und einer Reihe anderer DAV-Mitglieder, die Unstimmigkeiten mit der Prüfungsordnung auf die Tagesordnung zu setzen, wurde jedoch mit knapper Mehrheit abgeschmettert.
Und das war's dann auch für mich und viele andere beim DAV. Ich wechselte zur Astrological Association of Great Britain, wo ich viele fähige "Astrologie-Asylanten" aus Deutschland wiedertraf, unter anderem Hans-Hinrich Taeger, in Görltz geboren (meine Heimat seit 2004) und gleich mir in Berlin aufgewachsen.
Taeger lud mich 1999 auf der Great Eclypse Conference der AA in Plymouth ein, ihn auf seinem Landsitz im Nordwesten Irlands zu besuchen, dass er zu einem luxuriösen Buddhisten-Retreat ausgebaut hatte. 2010 endlich besuchte ich ihn, in Begleitung von Lussia, der Gefährtin des schweizerischen Astrologen Akron, einen Freund Taegers aus den ersten Tagen, da sich beide mit der Sternenkunst beschäftigten.
Hans-Hinrich Taeger war nach Schlaganfall, den er mit einem Chiron-Transit in Verbindung brachte, nur noch ein Schatten seiner selbst. Unsere Woche von Donegal war von Liebe und Respekt geprägt, kurze Zeit nach unserer Abreise.
Freiherr von Klöckners Kursus der Astrologie: Vor einhundert Jahren sicher bahnbrechend, und auch heute noch hier und da eine Inspiration. Für "Kochbuchastrologie" für Horoskopdeutung nach Rezept jedoch weniger zu empfehlen.