Das Buch in dem die Welt verschwand: Roman
Inhaltsangabe zu "Das Buch in dem die Welt verschwand: Roman"
Lesern von "Das Buch in dem die Welt verschwand: Roman" gefiel auch
Das Dorf der acht Gräber: Kosuke Kindaichi 3
Inhaltsangabe zu "Das Dorf der acht Gräber: Kosuke Kindaichi 3"
Lesern von "Das Dorf der acht Gräber: Kosuke Kindaichi 3" gefiel auch
Rezensionen zu "Das Dorf der acht Gräber: Kosuke Kindaichi 3"
-
Der bisher beste Band der Reihe
Der 27-jährige Tatsuya Terada fällt aus allen Wolken, als ihn eines Tages ein Anwalt kontaktiert. Er soll das Erbe seines Vaters antreten, den er nie kennengelernt hat. Doch dieses hat gleich mehrere Haken: Tatsuyas Vater Yozo tötete bei einem Massaker im Dorf der acht Gräber 32 Menschen und genau dorthin soll der junge Mann nun zurückkehren. Außerdem kann er sich nicht sicher sein, ob der Rest seiner Familie ihm wirklich wohlgesonnen ist oder ob nur der nächste in der Erbfolge ausgestochen werden soll. Trotz allem reist Tatsuya in das Dorf der acht Gräber und gerät in eine erneute Mordserie.
„Das Dorf der acht Gräber“ ist der dritte, in deutscher Sprache erschienene Teil der Reihe rund um Detektiv Kosuke Kindaichi des japanischen Schriftstellers Seishi Yokomizo; Übersetzerin ist übrigens die grandiose Ursula Gräfe. Bis auf den Prolog, in welchem der Autor sich selbst als Finder des Manuskripts inszeniert, auf dem der Roman basiert, wird die Handlung aus der Sicht des Protagonisten Tatsuya erzählt. Als Leser*innen finden wir uns also in derselben Situation wie er selbst wieder und wissen nicht, wem wir trauen können.
Hintergrund des Romans sind zwei größere Ereignisse: Zum einen der Tod von acht Samurais, die im Dorf mit einem geheimen Schatz Zuflucht gesucht hatten, von den Bewohner ermordet wurden und darum das Dorf verfluchten – und ihm so auch seinen Namen gaben. Die zweite Bluttat geschah durch Tatsuyas Vater Yozo, der sogar vier Mal acht Menschen tötete, was die Dorfbewohner an eine Rache der Samurais glauben lässt. Geschickt verwebt der Autor beide Ereignisse mit der Mordserie, die nun zum dritten Mal das Dorf erschüttert.
Meiner Meinung nach ist „Das Dorf der acht Gräber“ der bisher beste Band der Reihe. Ein klassischer Kriminalfall wird mit japanischer Folklore, einer Portion Abenteuer und Schatzsuche und fast schon thrillerartigen Szenen kombiniert. Die Auflösung der Morde mag ein wenig konstruiert sein, das tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch. Nur unser Detektiv Kosuke Kindaichi steht bei diesem Fall sehr im Hintergrund, hat aber am Ende seinen großen Auftritt.
-
Legendärer Schatz
Durch eine Legende ist das Dorf der acht Gräber zu seinem Namen gekommen. Vor langer Zeit wurden acht Samurai grausam getötet. Sie sollen einen Schatz versteckt haben, der in hunderten von Jahren nicht gefunden wurde. Ihre Mörder haben sie verflucht. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg wird ein junger Mann von einem Anwalt aufgesucht. Dieser teilt dem jungen Tatsuya Terada mit, eine Familie im Dorf der acht Gräber suche einen Erben. Wegen einiger Merkmale könne nur er der Gesuchte sein. Sogleich macht sich Tatsuya auf den Weg, um sein unbekanntes Heimatdorf zu besuchen. Noch bevor die Reise richtig losgeht, geschieht ein Mord.
Der berühmte Privatdetektiv Kosuke Kindaichi befasst sich hier mir dem dritten Fall, der in die deutsche Sprache übersetzt wurde. Aus Sicht des wiedergefundenen Erben werden die Ereignisse im Dorf der acht Gräber berichtet. Zunächst scheint es ein wahrer Segen. Tatsuya, ein junger Mann, dessen Mutter früh verstorben ist, soll plötzlich eine Familie haben und er soll Erbe sein. Doch schon der erste Mord vergällt seine Freude in gewissem Maß. Dennoch macht er sich auf den Weg. Es ist ihm nicht zu verdenken, dass er seine Familie väterlicherseits kennenlernen möchte.
Zum ersten Mal bereits im Jahr 1971 im Original veröffentlicht, besticht dieser japanische Kriminalroman durch seine klare Sprache und die ausgeklügelte Handlung. Man merkt Seishi Yokumizi einfach an, dass er Freude am Fabulieren hatte. Auch als europäischer Leser hat man keine Schwierigkeiten, sich in die Handlung hineinzudenken. Vielleicht sind die Kulturen doch manchmal nicht so unterschiedlich. Nur manchmal kommt der Gedanke auf, es gebe etwas viel Naivität oder Vertrauensseligkeit. Dann wieder überzeugt die Gewitztheit Tatsuyas. Er will hinter die Geheimnisse kommen. Schön, dass Kosuke Kindaichi seinen jungen Freund wirken lässt, ohne selbst die Fäden aus der Hand zu geben. Wenn dann zum Finale noch mal alles genauestens beleuchtet wird, wähnt man sich fast bei Miss Marple am Kamin.
Diese sehr lesenswerte Reihe klassischer japanischer Kriminalromane überzeugt durch die gefühlt gute Übersetzung und auch die durchdachte Covergestaltung lassen die Bücher zu einer Zierde im Regal werden.
4,5 Sterne
Dorf unter Verdacht
Inhaltsangabe zu "Dorf unter Verdacht"
Lesern von "Dorf unter Verdacht" gefiel auch
Rezensionen zu "Dorf unter Verdacht"
-
Auf dem Land
Josephine Tey und ihre Freundin Marta Fox verbringen die letzten Tage des Sommers 1939 in Josephines Cottage auf dem Land. Bald muss Marta nach Hollywood reisen, um Alfred Hitchcock bei Dreh seines Filmes Rebecca zu unterstützen. Sie wollen die verbleibende Zeit in trauter Zweisamkeit genießen. Doch London ist sich der Gefahren des herannahenden Krieges bewusst. Man beschließt die Kinder aus der Stadt aufs Land zu schicken. In mehreren Bussen kommen die Kinder in dem kleinen Ort an. Es sind viel mehr als angekündigt. Josephine und Marta sehen es als ihre Pflicht an, entgegen ihrer eigentlichen Planungen doch ein Kind aufzunehmen.
Ein Kind verschwindet, das ist wohl das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Es ist nicht Josephines Schützling, der wie vom Erdboden verschluckt ist. Ein kleines Mädchen aus dem Dorf wird vermisst. Archie Penrose, der Josephine seine neue Freundin vorstellen wollte, ist vor Ort und kann den Beginn der Ermittlungen übernehmen. Als Polizist musste er schon häufiger schlimme Fälle aufklären, doch wenn Kinder betroffen sind, ist ihm seine Arbeit besonders wichtig, doch in diesem Momenten ist sie auch besonders belastend. Fieberhaft wird mit der Suche begonnen. Immer unter der Bedrohung, dass es jederzeit zu Luftangriffen kommen könnte.
Dies ist der zehnte Band einer bisher elfteiligen Reihe. Die Bände erscheinen nach und nach in deutscher Übersetzung. Recht gemächlich beginnt dieser Roman. Allerdings immer unter dem Eindruck der beklemmenden Furcht vor dem ausbrechenden Krieg. Das Leben verändert sich, der letzte Krieg ist nicht vergessen. Gasmasken werden verteilt, die Verdunkelung wird vorbereitet, es werden Lazarette eingerichtet und viele weitere Dinge. Das normale Leben ist einfach nicht mehr normal. Wie bei einem Tanz auf dem Vulkan wollen die Menschen die letzten friedlichen Tage genießen. Doch mit der Verschickung der Kinder ist wirklich jedem klar, dass es in jedem Moment ernst werden kann. Dass in dieser Situation ein Kind abhanden kommt, ist eine Katastrophe. Je mehr klar wird, dass nicht jeder die volle Wahrheit von sich gibt, desto spannender wird es. Mit einem Twist ist wirklich nicht zu rechnen und dann wird es so rasant und außerordentlich dramatisch und beklemmend, dass man zum einen nicht mehr aufhören kann zu lesen, sich zum anderen jedoch eine Weile von dem Gelesenen erholen muss. Dieser düstere Kriminalroman hat einen Nachhall.
4,5 Sterne
Wenn die Masken fallen
Inhaltsangabe zu "Wenn die Masken fallen"
Zwei können ein Geheimnis bewahren – wenn einer von ihnen tot ist Inspektor Archie Penrose lädt seine enge Freundin Josephine Tey in sein Elternhaus in Cornwall ein, damit die Krimiautorin nach einer turbulenten Zeit endlich mal wieder durchatmen kann. Josephine freut sich sehr über die Einladung, zumal das Haus auch in unmittelbarer Nähe des berühmten Freilichttheaters von Minack liegt, das eindrucksvoll auf den Klippen über dem Meer thront. Doch ihre Hoffnung auf Ruhe und Entspannung löst sich schnell auf, als ihre Ankunft mit dem mysteriösen Tod eines jungen Mannes im Dorf zusammenfällt. Schon bald werden immer mehr Menschen vermisst oder tot aufgefunden, und Josephine und Archie müssen davon ausgehen, dass sie es mit einem kaltblütigen Mörder zu tun haben, der vor weiteren Verbrechen nicht zurückschreckt.Lesern von "Wenn die Masken fallen" gefiel auch
Rezensionen zu "Wenn die Masken fallen"
-
Urlaub in Cornwall
Um ihre Freundschaft aufzufrischen und sich von den letzten Ereignissen zu erholen, lädt Archie Penrose die Autorin Josephine Tey in sein Heimatdorf in Cornwall ein. Die Ferien wollen sie genießen. Doch leider erfährt Archie bei seiner Ankunft, dass der junge Harry tot aus dem naheliegenden See geborgen wurde. Und so muss Archie Penrose zunächst einer Bestattung beiwohnen. Natürlich kommt er als Polizist nicht umhin, sich über die Todesumstände Gedanken zu machen. Josephine, die etwas später ankommt, unterstützt Archie Penrose bei seinen Untersuchungen. Gleichzeitig freut sie sich über die Gelegenheit, sein familiäres Umfeld kennenzulernen.
Bei diesem zweiten Band der Reihe von historischen Kriminalromanen um die Autorin Josephine Tey und Inspector Archie Penrose ist Archie gezwungen in seinem Heimatort zu ermitteln. Dabei erfährt er Dinge, die für ihn doch sehr belastend sind. Schließlich kennt er die meisten Menschen im Ort schon sein ganzes Leben. Manchmal kann Josephine beruhigend auf ihn einwirken, hin und wieder jedoch gehen auch ihr die Worte aus. Das Leben macht auch vor einer Dorfidylle nicht halt. Durch den Tod von Harry ist das gesamte Dorf in Aufruhr. Besonders seine Schwestern sind untröstlich. Die ältere Morwenna wirkt teilweise geradezu wütend, das ihr Bruder, ihre Stütze nicht mehr da ist.
Manchmal erweist sich eine als fröhlich geplante Rückkehr in die Heimat als schwieriger als gedacht. Genau das muss Archie Penrose hier erfahren. Er wollte Josephine seine Heimat nahebringen, besonders auch das Freilichttheater von Minack. Aus dem erhofften entspannten Urlaub entwickelt sich ein fesselnder Fall. Was er bei seinen Nachforschungen über sein nächstes Umfeld erfährt, ist auch für einen gestandenen Polizisten kaum erträglich. Hier ist er nicht nur der Inspector, sondern auch Verwandter oder Bekannter. Mal wieder ist festzustellen, dass ein vermeintliches Dorfidyll vor nichts schützt. Gerade wenn man meint, so etwas gibt es dort nicht, wird man feststellen, die Menschen sind nicht besser. Eher ist alles komprimierter, weil weniger sich weniger Einwohner tummeln. Jeder weiß alles über jeden und viele wissen es besser. Dieses Erkennen macht die Lektüre sehr spannend. Ehe es aber allzu dramatisch erscheint, es gibt auch humorvolle Szenen und die Schilderungen der pittoresken Landschaft tragen zum Lesevergnügen bei. Wer einen ruhigen, intelligenten britischen Krimi mag, ist hier genau richtig.
Meeresfriedhof
Inhaltsangabe zu "Meeresfriedhof"
Lesern von "Meeresfriedhof" gefiel auch
Rezensionen zu "Meeresfriedhof"
-
Eine wenig deutsch-norwegische Geschichte
Eine alte Familiengeschichte rund um einen unvollendeten Roman und ein gesunkenes Schiff spielen in „Meeresfriedhof“ eine wichtige Rolle.
Mitten im zweiten Weltkrieg sinkt ein norwegisches Schiff, auf dem Thor Falck als Reeder arbeitet. Er stirbt- seine Frau Vera und Sohn Olav überleben. Mit der Zeit wird Vera zu einer gefeierten Autorin und Olav leitet die in Norwegen einflussreiche „SAGA“ Stiftung. Als Vera verschwindet, kommen alte Geheimnisse ans Tageslicht…
Ich finde den Krimi sehr unterhaltsam. Am Beispiel der Familie Falck wird deutlich, wie die Beziehungen zwischen Norweger*innen und Deutschen damals geheim gehalten wurden. Während einige norwegische Frauen sich deutschen Soldaten hingaben und eventuell sogar Kinder bekamen- wie etwa in „Die Insel der weißen Lilien“ oder „Als Großmutter im Regen tanzte“ beschrieben- dachten die norwegischen Ehemänner teils, es wären ihre eigenen Kinder. So hat man versucht, die brisante Beziehung zu vertuschen. Da ein Familienzweig auch nach Jahrzehnten noch mit Spott und Häme betrachtet wird, passt das zu den anderen Beschreibungen.
Neben den Beziehungen spielen auch weitere Geheimnisse eine Rolle. Nicht jeder macht seine Motive deutlich. Kriegsgefangene haben ihre eigenen Traumata. Bei all diesen Geheimnissen bleibt die Spannung zwischendurch auf der Strecke, aber insgesamt ist es ein sehr lesenswerter Krimi mit historischen Mehrwert. Ich gebe vier sterbe und freue mich auf die Fortsetzung.
-
Eine alte Familiengeschichte
Eine alte Familiengeschichte rund um einen unvollendeten Roman und ein gesunkenes Schiff spielen in „Meeresfriedhof“ eine wichtige Rolle.
Mitten im zweiten Weltkrieg sinkt ein norwegisches Schiff, auf dem Thor Falck als Reeder arbeitet. Er stirbt- seine Frau Vera und Sohn Olav überleben. Mit der Zeit wird Vera zu einer gefeierten Autorin und Olav leitet die in Norwegen einflussreiche „SAGA“ Stiftung. Als Vera verschwindet, kommen alte Geheimnisse ans Tageslicht…
Ich finde den Krimi sehr unterhaltsam. Am Beispiel der Familie Falck wird deutlich, wie die Beziehungen zwischen Norweger*innen und Deutschen damals geheim gehalten wurden. Während einige norwegische Frauen sich deutschen Soldaten hingaben und eventuell sogar Kinder bekamen- wie etwa in „Die Insel der weißen Lilien“ oder „Als Großmutter im Regen tanzte“ beschrieben- dachten die norwegischen Ehemänner teils, es wären ihre eigenen Kinder. So hat man versucht, die brisante Beziehung zu vertuschen. Da ein Familienzweig auch nach Jahrzehnten noch mit Spott und Häme betrachtet wird, passt das zu den anderen Beschreibungen.
Neben den Beziehungen spielen auch weitere Geheimnisse eine Rolle. Nicht jeder macht seine Motive deutlich. Kriegsgefangene haben ihre eigenen Traumata. Bei all diesen Geheimnissen bleibt die Spannung zwischendurch auf der Strecke, aber insgesamt ist es ein sehr lesenswerter Krimi mit historischen Mehrwert. Ich gebe vier sterbe und freue mich auf die Fortsetzung.
-
Die Saga Stiftung
Im Jahr 1940 reist die junge Ehefrau und Mutter Vera Falck auf einem Hurtigrutenschiff in den Norden Norwegens. Sie ist im dem Schiffseigner Thor Falck verheiratet. Allerdings nicht mehr lange, denn die Ehe läuft nicht gut. Der gemeinsame gerade erst geborene Sohn hält die beiden noch zusammen. Plötzlich erschüttert eine Explosion das Schiff und es beginnt zu sinken. 75 Jahre später ist Vera soweit, dass sie ein Unrecht wieder gutmachen will. Kurz darauf stirbt sie und es sieht so aus, als habe sie sich selbst umgebracht. Ihr Testament ist in der Folge nicht auffindbar und ihre Enkelin Sasha möchte Veras letzte Wünsche erfüllen.
Mit diesem Roman startet eine bisher auf drei Bände angelegte Reihe um die Familie Falck. Der Selbstmord ihrer Großmutter, die in ihren jüngeren Jahren Schriftstellerin war, ist ein einschneidendes Ereignis für Sasha Bei aller Trauer beginnt sie, nach dem Testament ihrer Großmutter zu suchen. Sie meint, dem anderen Teil der Familie Falck müsse Gerechtigkeit widerfahren. Hans Falck war einfach der Sohn vom falschen Bruder, der es im Gegensatz zu Thore nie zu etwas gebracht haben. Auch ihrer Großmutter wurde übel mitgespielt. Ihr letztes Buch wurde nicht nur nicht veröffentlich, nein, es wurde auch noch vom Staatsschutz beschlagnahmt.
Die Mischung aus geschichtlichen Ereignissen aus der Zeit des zweiten Weltkriegs und den 1970er Jahren mit solchen aus der Gegenwart weckt sofort Interesse. Was hat es mit der Familie Falck auf sich? Was ist in der Vergangenheit geschehen, das sich immer noch auswirkt? Wie kommt die Familie damit zurecht, dass ihr Ahne mit den Deutschen kollaboriert hat? Die Konflikte in der Familie auch mit Bezug auf die Vergangenheit sind so geschildert, dass man neugierig ist und bleibt und hinter die Geheimnisse kommen will. Richtig spannend wird es allerdings erst, wenn man zu ahnen beginnt, dass in der Familiengeschichte ein richtig heftiges Geheimnis begraben ist. Und vielleicht nicht nur eins.
Beim Anblick des Covers fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt, in der die Fjordlandschaft genauso beeindruckend aussah, wie heutzutage.
Das Buch des Totengräbers
Inhaltsangabe zu "Das Buch des Totengräbers"
Lesern von "Das Buch des Totengräbers" gefiel auch
Rezensionen zu "Das Buch des Totengräbers"
-
Ein Piefke in Wien
Der ehemalige Untersuchungsrichter Leopolt von Herzfeldt hat kaum seine neue Stelle als Inspektor im Wiener Sicherheitsbüro angetreten, als er es mit einem mysteriösen Mordfall zu tun bekommt. Einem jungen Mädchen wurde die Kehle durchgeschnitten und brutal gepfählt. Mit seinen neumodischen Ermittlungsmethoden eckt er jedoch sofort bei seinen Kollegen an. Es bleibt nicht bei dem einen Mord und Leo erhält unerwartete Unterstützung von dem Experten in Todesursachen, dem Totengräber vom Zentralfriedhof Augustin Rothmayer. Zusammen machen sie sich auf Spurensuche und blicken bald in tiefste Abgründe.
Oliver Pötsch nimmt uns mit auf eine Reise nach Wien ins 19. Jahrhundert. Mit seinem anschaulichen und fesselnden Schreibstil lässt er die glamourösen Gebäuden die lauschigen Gassen mit den gemütlichen Kaffeehäusern, aber auch das Milieu mit dunklen und gefährlichen Plätzen vor unseren Augen lebendig werden.
Dank der akribischen Recherche des Autors wurden hier viele historische Geschichtsdaten, medizinischen Wissen und die damaligen Ermittlungsmöglichkeiten der Polizei hervorragend in die Story eingearbeitet.
Die Protagonisten wurden lebendig in Szene gesetzt. Besonders gefallen hat mir hier der Totengräber Augustin Rotenmeyer, ein müffelnder, komischer Kauz mit dem Herz am rechten Fleck.
Ein süchtig machender Reihenauftakt für alle Liebhaber von historischen Krimis.
-
Leopold von Herzfeldt und der Totengräber ermitteln
Cover:
-------------
Das Cover ist recht düster gehalten, aber mit der Kirche, dem Kreuz und von den Farben her passt es gut zu einem historischen Krimi und auch gut zum beschriebenen Inhalt. Es wirkt geheimnisvoll und hat mich sofort angesprochen.Inhalt:
-------------
Leopold von Herzfeldt kommt nach ein paar Jahren als aufstrebender Untersuchungsrichter in Graz nach Wien, um dort mit den neuen Methoden der Kriminalistik die Polizei bei ihrer Ermittlungsarbeit zu unterstützen. Kaum in Dienst, arbeitet er an dem Mord einer Dienstmagd mit, die gepfählt wurde und der leider noch weitere folgen werden. Mit seiner selbstbewussten Art wird er zudem als "Piefke" von den meisten Kollegen eher argwöhnisch beäugt und ihm die Ermittlungsarbeit erschwert. Doch die Polizeitelefonistin Julia Wolf sowie Totengräber Augustin Rothmayer helfen ihm unerwartet bei seinen Ermittlungen. Dabei geraten die drei nicht nur in die dunkelsten Abgründe Wiens, sondern auch in höchste Gefahr.Mein Eindruck:
-------------
Der Krimi ist von Beginn an spannend, aber auch gleichsam amüsant und lehrreich. Das liegt zum einen an den Mordfällen, zu denen sich im Laufe des Romans noch andere mysteriöse Ereignisse u. a. auf dem Friedhof gesellen und deren Puzzlestücke sich lange Zeit nicht zusammenfügen wollen. Der Leser tappt gleichermaßen wie Leo im Dunkeln und ermittelt an seiner Seite. Zwar hatte ich ein schlechtes Bauchgefühl den Täter betreffend, aber auf die finale Lösung wäre ich von alleine nie gekommen. Die letzten Teile fügen sich erst ganz am Ende in einem rasanten Showdown zusammen.
Des Weiteren haben alle drei Protagonisten - Leo, Julia und Augustin - so ihre Geheimnisse aus der Vergangenheit, die sich erst im Laufe der Handlung offenbaren. Mir waren alle drei sympathisch und besonders bei Leo und Augustin ist es nicht gerade "Liebe auf den ersten Blick", sondern sie raufen sich nur sehr langsam als Ermittler zusammen und lernen die Qualitäten des jeweils anderen kennen und schätzen. Dies wirkte auf mich authentisch und die Dialoge der beiden haben mich des Öfteren zum Schmunzeln gebracht. Auch Leo und Julia nähern sich langsam einander an, was mir sehr gut gefiel. Beide sind für ihre Zeit sehr emanzipiert und brechen aus dem üblichen Klischee-Denken aus. Die Wissenschaft der Kriminalistik hat gerade erst begonnen und wie bei vielen anderen technischen Neuerungen der damaligen Zeit (z. B. Telefone, Fahrräder), wird auch dieser Veränderung im Allgemeinen skeptisch begegnet. Diese skeptische Stimmung wird im Roman immer wieder deutlich, ich konnte mir oft ein Schmunzeln nicht verkneifen. Generell gelingt es dem Autor sehr gut, den Flair der damaligen Zeit einzufangen, ich tauchte sogleich in diese Zeit ein. Besonders gefielen mir die Auszüge aus dem Totengräber-Almanach von Augustin Rothmayer in jedem Kapitel, die sich ähnlich lesen, wie Bücher von Gerichtsmedizinern oder auch von manchem Tatortreiniger. Ist nichts für empfindliche Gemüter, aber ich empfand es als lehrreich und gleichsam unterhaltsam.Fazit:
-------------
Spannend und lehrreicher Krimi mit skurril-sympathischem Ermittlertrio und Humor Toller Auftakt!
-
Ein Fall für Leopold von Herzfeldt
Die Vorstellung, Totengräber zu sein, behagt mir selber so gar nicht. Da ist Augustin Rothmayer ganz anders. Seine Familie betreibt diesen Beruf schon seit einigen Generationen. Sie haben schon einige Verstorbene unter die Erde gebracht. Augustin Rothmayer lebt und arbeitet auf dem Wiener Zentralfriedhof im Jahre 1898. Abends, nach getaner Arbeit sitzt der alte Mann, mit seinem Kater Luzifer, in seiner warmen Stube und schreibt an einem Almanach der Toten. Seltsame Dinge gehen nach dem Tod mit den Menschen vor sich. So sorgen Krankheiten dafür, dass die Leichen nicht verwesen oder eine Pilzart, die in den Katakomben vorkommt, sorgt dafür, dass es so aussieht, als wäre der Boden voller getrocknetem Blut. Gruselige Vorstellungen. Aber der hochintelligente und seltsame Rothmayer, nimmt das alles sehr gelassen.
Auf diesem Zentralfriedhof zu Wien, wird nun ein Leichnam zu Grabe getragen. Aufmerksam nimmt der Verstorbene seine Beerdigung wahr. Als dann die Erde, nach der Grabrede auf den Sarg fällt, ist der Tote sich sicher, die Männer kommen nachher und graben ihn wieder aus…
Leopold von Herzfeldt kommt gerade erst aus Graz nach Wien. Er hat noch nicht seine Koffer ausgepackt, da bekommt er mit, dass sein neuer Vorgesetzter sich auf dem Prater befindet. Dort wurde die Leiche einer jungen Frau entdeckt. Herzfeldt schnappt sich seinen Koffer mit den modernen Untersuchungsmethoden und findet sich an dem Tatort ein. Mit seiner piefigen Art und seinem Hochdeutsch, eckt er sofort bei seinem Vorgesetzten an. Aber die Untersuchungsmethoden sind interessant und obendrein hat er auch noch einen Fotoapparat dabei. Freunde macht er sich so nicht gerade.
Die junge Frau bleibt nicht das einzige Opfer. Der Mörder sucht sich Dienstmädchen aus, schneidet ihnen die Kehle durch und pfählt sie mit einem Pflock aus Weißdorn. Herzfeldt wird allerdings auf den „uninteressanten“ Fall Bernhard Strauss angesetzt. Dabei trifft er auf den Totengräber und die Beiden erweisen sich als ein gutes Team. Leopold Herzfeldt versucht beide Morde aufzuklären…
Der Roman „Das Buch des Totengräbers“
Spannend! Wie es in einem guten Krimi Pflicht ist, kommt man immer wieder auf eine falsche Fährte. Dachte man noch eben, man hat den Fall aufgelöst, taucht ein neues Thema auf und alles andere war nur ein Bruchteil von dem eigentlichen Fall.Mit dem wiener Polizisten Herzfeldt wird man recht schnell warm und findet ihn sympathisch. Und der schrullige Totengräber ist einfach jede Seite wert. Augustin Rothmayer schreibt an dem Almanach und vor jedem neuen Kapitel bekommt man eine Kostprobe aus seinem Buch des Totengräber vorgelesen. Das Kauen und Schmatzen blieb mir dabei besonders in den Ohren hängen.
Oliver Pötzsch hat schon viele historische Romane geschrieben. Sein Serie über die „Henkerstochter“ ist in 20 Sprachen übersetzt worden. Außerdem war er jahrelang Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Sein Roman „Das Buch des Totengräbers“ ist ihm auch wieder sehr gelungen.
Hans Jürgen Stockerl liest
Das Buch wird von Hans Jürgen Stockerl gesprochen, beziehungsweise vorgelesen. Er hat Schauspiel studiert und schon so manches Buch als Hörbuch gesprochen. Ich fand es einfach nur wunderbar, wie er den Wiener Dialekt den verschiedenen Figuren in den Mund gelegt hat. Dazu die etwas arrogante Sprache des Grazers, Leopold von Herzfeldt und die Worte des Totengräbers. Man merkt, dass der Sprecher auch schon so manches Hörspiel im Radio interpretiert hat. Seine Lesung ist einfach ein Genuss. Ich freue mich schon auf einen neuen Fall und hoffe, auch den von Jürgen Stockerl vorgelesen zu bekommen
-
spannend und atmosphärisch
Leopold von Herzfeldt ist gerade zur Polizei nach Wien versetzt worden, als eine Frau mit durchschnittener Kehle aufgefunden wird. Am Tatort wendet er all das an, was er in seiner Zeit als Untersuchungsrichter in Graz gelernt hat und macht sich so bei den neuen Kollegen erstmal gleich unbeliebt. Daraufhin wird er auf einen weniger spektakulären Fall angesetzt, um erst einmal ruhig gestellt zu werden. Doch auch hier ergeben sich Ungereimtheiten und Leopold schafft es sich weiter unbeliebt zu machen.
Oliver Pötzsch begibt sich mit seiner neuen Reihe ins Wien am Ende des 19. Jahrhunderts. Leopold von Herzfeld ist nicht der einzige Hauptcharakter, so lernen wir auch noch Augustin Rothmayer kennen, einen Totengräber auf dem Zentralfriedhof, der an einem Almanach für Totengräber schreibt. Und Julia Wolff, eine Telefonistin aus dem Polizeipräsidium, die so manches Geheimnis hat.
Der Kriminalfall ist sehr verzwickt und es bleibt bis zur spektakulären Auflösung unklar, wie denn nun die einzelnen Todesfälle miteinander zusammenhängen. Pötzsch schafft es während der Ermittlungen eine unheimlich dichte Atmosphäre aufzubauen, die mich ein wenig an Babylon Berlin erinnert hat. Leopold steht mit seinen Ermittlungsansätzen ziemlich allein da und erhält von seinen Kollegen nur wenig Unterstützung. Dass er Jude ist, macht ihn bei einigen Kollegen noch unbeliebter, war doch der Hass auf Juden damals doch sehr präsent in der Wiener Gesellschaft. So bleibt ihm nur die Unterstützung von Julia und Augustin, der aber eigentlich nur seine Ruhe haben will.
Das Buch besticht durch den Wiener Dialekt, der sehr geschickt eingesetzt wird und den ich beim Lesen direkt hören konnte. Das macht das Buch noch authentischer und ich fand den Einsatz auch genau richtig dosiert.
Die Kapitel sind mit Auszügen von Rothmayers Almanach überschrieben, die einen Einblick in die Arbeit des Totengräbers bringen und in den Aberglauben, der damals noch bezüglich der Toten und vermeintlich Untoten herrschte.
Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, ich fand es durchgehend spannend und ich habe mit Leopold mitgefiebert und gelitten. Ich hoffe sehr, dass es um das Trio Leopold, Julia und Augustin noch weitere Fälle geben wird, ich würde gerne wissen, wie es mit den dreien weitergeht. Von daher kann ich das Buch nur empfehlen.
-
Aus Graz
Im Jahr 1893 kommt der Polizeiinspektor Leo von Herzfeldt aus Graz nach Wien. Und mit ihm kommen neue Methoden, von denen allerdings kaum jemand etwas wissen will. Gleich wird Leo zu dem Auffindeort eines Mordopfers gefunden. Dummerweise fängt er den Kollegen gegenüber an, zu dozieren, was dazu führt, dass er wieder im Präsidium zu Arbeiten eingeteilt wird, welche niemand sonst verrichten will. Um von Herzfeldt aus dem Weg zu haben, wird ihm der Auftrag erteilt in einem offensichtlichen Selbstmord zu ermitteln. Am Zentralfriedhof lernt Leo den etwas knurrigen Totengräber kennen, der ihm zu unverhofften Einsichten verhilft.
Dieser Kriminalroman ist so aufgebaut, dass sich der Beginn einer Reihe vermuten lässt. Das wird auch bei einem Blick auf die Verlagsseite bestätigt. Inspektor Leopold von Herzfeldt musste aus Graz verschwinden, weil er seine Eltern sehr enttäuscht hat. Deshalb kann er von dort keine große Hilfe erwarten. Deshalb findet er sich in Wien in eher bescheidenen Verhältnissen wieder und hat nicht viel Unterstützung unter den Kollegen. Nur die Telefonistin Julia ist dem Kontakt nicht abgeneigt, doch auch sie ist zurückhaltend. Doch besonders dem Totengräber gegenüber benimmt sich Leo zunächst eher abweisend, obwohl dieser sich als intelligenter Denker erweist, der so manchen Hinweis zu geben vermag.
Der Autor ist mit seinen historischen Kriminalromanen bekannt. Und auch mit dem Beginn dieser neuen Reihe ist ihm ein toller Wurf gelungen. Er versteht es einfach, authentische Charaktere zu in einem ebenfalls authentischen Umfeld zu entwickeln. Man fühlt sich in die Zeit versetzt und hat das Gefühl, dass man wirklich einen Einblick in die Lebensweise bekommt. Dazu werden Kenntnisse von dem eher im Verborgenen wirkenden Berufsstand des Totengräbers vermittelt. Ja, der Tod gehört zum Leben. Das sollte man nicht vergessen. Wenn man es dann noch mit einen intelligent verwickelten Fall zu tun bekommt, vergrößert das die Freude am Lesen zusätzlich. Hier wird ein sympathisches Team in einem interessanten Setting vorgestellt, welches man sich unbedingt merken sollte.
-
Wenn der Tod zum Leben erweckt
!ein Lesehighlight!
Klappentext:
„1893: Augustin Rothmayer ist Totengräber auf dem berühmten Wiener Zentralfriedhof. Ein schrulliger, jedoch hochgebildeter Kauz, der den ersten Almanach für Totengräber schreibt. Seine Ruhe wird jäh gestört, als er Besuch vom jungen Inspektor Leopold von Herzfeldt bekommt. Herzfeldt braucht einen Todes-Experten: Mehrere Dienstmädchen wurden ermordet – jede von ihnen brutal gepfählt. Der Totengräber hat schon Leichen in jeder Form gesehen, kennt alle Todesursachen und Verwesungsstufen. Er weiß, dass das Pfählen eine uralte Methode ist, um Untote unter der Erde zu halten. Geht in Wien ein abergläubischer Serientäter um? Der Inspektor und der Totengräber beginnen gemeinsam zu ermitteln und müssen feststellen, dass sich hinter den Pforten dieser glamourösen Weltstadt tiefe Abgründe auftun …“Geschichte und Krimi in einem? Genau das findet man hier und zwar so gut zusammen gesetzt, das man diesem Roman verfällt. Die Geschichte rund um Rothmayer und seine Arbeit auf dem Wiener Zentralfriedhof hat ein sprichwörtliches unheimliches Flair. Atmosphärisch, sehr gut getaktet und extrem gut verpackt hat hier Autor Oliver Pötzsch einen komplett runden und sinnigen Krimi verfasst. Mit einem sehr ausgeklügelten Spannungsbogen nimmt uns Pötzsch hier in die Welt der Untoten mit - denn wer gepfählt wurde, kann nicht ruhig unter der Erde weilen. Der Auftritt von Inspektor Leopold von Herzfeldt kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Rothmayer und er haben zwar nicht immer den gleichen Ton, aber dennoch verbindet sie ihr Drang der Aufklärung und aus den beiden wird ein festes Team - ob bewusst oder unbewusst, manchmal verbindet sogar der Tod. Oliver Pötzsch hat hier ein sehr feines Gespür bewiesen, den Ermittler von Herzfeldt in die Leserseelen der Menschen zu schleusen. Seine Wortwahl und sein Schreibfluss sind rund, bringen ein gewisses Flair und schaffen einfach einen Lesesog der besonderen Art!
Ein wahrlich rundum gelungener Krimi mit authentischen Figuren, sehr gut erläuterten Fakten rund um den Tot, die Leichenstarre etc. (das muss schon erstmal verkraften beim lesen, aber besser hätte man sich in die noch lebende Leiche nicht hineinversetzen können!) und ein Spannungsbogen der extrem scharf gespannt wurde - so geht Krimi der Extra-Klasse!
5 von 5 Sterne
-
ein gelungener Auftakt
Inspektor Leo von Herzfeld wechselt aus dem kleinen Graz in die Großstadt Wien. Ob seiner neumodischen Ermittlungsmethoden, macht er sich in Wien nicht sonderlich beliebt, weder bei den Kollegen noch bei den Vorgesetzten. Ein Totengräber vom Wiener Zentralfriedhof entdeckt bei einer Leiche, es handelt sich um den toten Halbbruder des berühmten Komponisten Johann Strauss, Ungereimtheiten. Desweiteren wird die Stadt durch Morde an hübschen, jungen Dienstmädchen tyrannisiert. Haben die Fälle etwas miteinander zu tun? Kann sich Leo von Herzfeld in Wien etablieren oder muss er wieder zurück nach Graz und wieder kleine Brötchen backen?
Wieder ein Buch in dem die Wiener Morbidität gut eingefangen wurde. Diesmal allerdings nicht durch einen Wiener, nein, nicht mal von einem Österreicher, sondern mit Oliver Pötzsch von einem Deutschen. Um es vorwegzunehmen, er hat es sehr gut gemacht.
Oliver Pötsch ist durch seine historischen Bücher rund um die „Henkerstochter“ berühmt geworden. Seine bisherigen Bücher waren allesamt internationale Beststeller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt, deswegen hatte ich auch an dieses Buch große Erwartungen.
Momentan sprießen die Krimis aus der Kaiserzeit aus dem Erdboden, scheinbar haben wir eine Sehnsucht nach der längst vergangen Zeit. Ich kann es gut verstehen. Ich selbst habe dieses Jahr schon einige Bücher aus dieser Zeit gelesen. Obwohl die Zeiten damals härter waren, waren sie vermutlich unbekümmerter, zumindest ist dies mein Eindruck.
Natürlich wurde in diesem Krimi extrem viel Klischeehaftes verpackt, beginnend mit dem Zentralfriedhof, den etwas sonderbaren Totengräber, sowie die Wiener Mentalität, aber was soll ich sagen, es stört nicht. Ähnlich wie bei den Krimis von Alex Beer (die zeitlich etwas später stattfinden) fasziniert mich die Atmosphäre, die vom Autor geschaffen wurde. Man reist mehr oder weniger in das damalige düstere Wien, das auf der einen Seite mit unbeschreiblichen Reichtum glänzt, wo aber der Großteil der Bevölkerung in großer Armut lebt. Auch die neuesten Errungenschaften der Menschheit finden Platz in diesem Buch, wie zum Beispiel das Telefon, Fotoapparate sowie Autos. Ganz lustig zu lesen, wie die Bevölkerung mit den neuen Erfindungen umgegangen ist.
Neben Leo von Herzfeld ist unbestitten der Totengräber August Rothmayer ein weiterer Star in diesem Buch. Zwar ein eigenartiger Kerl, aber auf seinem Gebiet ein Spezialist, eine Art Forensiker unter den Totengräber. In Ergänzung mit dem sympathischen, teilweise aber auch neben sich stehenden, Inspektor Leopold von Herzfeld bilden die beiden ein unbeschreibliches Ermittlerteam. Wenn auch zunächst ungewollt, arbeiten sie doch in weiterer Folge sehr gut zusammen. Als Leser kann man sich entscheiden, ob es eher ein Buch über den Inspektor oder ein Buch über den Totengräber ist. Aus meiner Sicht trifft beides zu.
Dieses Buch war ein mehr als gelunger Auftakt zu einer hoffentlich herausragenden Krimireihe für alle Liebhaber der damaligen Zeit. Ich kann es kaum erwaten Teil 2 in Händen zu halten.
-
Der Tod geht um in Wien im Jahre 1893
Der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt kommt von Graz nach Wien zu seinem neuen Arbeitsplatz. Dort rasselt er schon vor Dienstbeginn mit seinen neuen Kollegen zusammen. Die Kriminalistik ist dort noch relativ unbekannt und Leopold eckt mit seinen Kenntnissen direkt negativ an. Sein neuer Vorgesetzter zieht ihn deshalb auch direkt vom Fall des Dienstmädchenmordes ab und betraut ihn mit einem Selbstmord. Er lernt dadurch Augustin Rothmayer kennen. Dieser ist Totengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof und sehr belesen.
Zusammen versuchen sie den Morden auf den Grund zu gehen. Hilfe bekommen sie noch von Julia, der Telefonistin im Kommissariat, die eines der toten Mädchen kannte. Wie verhält es sich mit dem Selbstmord? Hängt das alles zusammen?
Auch wenn Leopold es sich nicht eingestehen will; er ist auf die Hilfe des Totengräbers angewiesen. Dieser hat mehr mit ihm gemeinsam als er anfangs dachte. Durch seine Kenntnisse über Tote kommen sie einem grausamen Geheimnis auf die Spur.
Durch den fesselnden Schreibstil konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Immer wenn ich dachte; jetzt bin ich auf der richtigen Spur; wendete sich die Geschichte wieder.
Wer keine Probleme mit ein paar gruseligen Details aus dem "Almanach für Totengräber" hat, wird hier mit einem spannenden Krimi belohnt.
Freue mich auf eine Fortsetzung.
-
toller Krimi aus meiner Heimatstadt
Tolles Cover - richtig passend für einen Krimi, und macht auch neugierig - das selbe gilt für den Titel.
Wien - 1893.
Der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt ist frisch nach Wien gezogen, und beginnt die Ermittlungen in den Mordfällen mehrerer gepfählter Dienstmädchen. Schnell zieht er den Totengräber vom Wiener Zentralfriedhof als Experten hinzu.Der Schreibstil ist äußerst fesselnd, mit einem tollen Spannungsaufbau. Die Figuren sind sehr authentisch, und dank des lebendigen Schreibstils, wachsen sie auch schnell ans Herz.
Eine Kombination aus Krimi und historischen Roman - das hat mir besonders gefallen, denn dadurch wurde das Buch äußerst interessant. Man erhält hier die Möglichkeit, ins historische Wien einzutauchen und erfährt auch viel über kriminalistische Methoden in der Vergangenheit.
Meine Heimtatstadt ist Wien - und ich finde für jeden Wiener, der Krimis mag, ist das Buch eine Pflichtlektüre. Absolute Empfehlung von mir.
-
Gelungener Auftakt einer neuen Reihe
Das Buch hat mich komplett in seinen Bann gezogen. Spannend von Anfang an, bin ich aufgrund des tollen und sehr anschaulichen Schreibstils in die Wiener Welt im Jahre 1893 eingetaucht. Der Wiener Dialekt der Figuren hat dazu beigetragen und die Geschichte noch authentischer wirken lassen.
Der Kriminalfall ist gut konstruiert und spannend aufgebaut. Es gibt einige Aspekte, die ein Fragezeichen bei mir hinterließen, ich spekuliert habe und begierig war zu wissen, wie das zusammenhängt und wer hinter den grausamen Morden steckt. Ich hatte mal kurz einen kleinen Verdacht, den ich aber sofort wieder verworfen habe, mit dem ich aber richtig lag. Trotzdem sind die Ermittlungen in den Mordfällen nicht vorhersehbar. Spannend zu lesen sind auch die Anfänge der Kriminalistik, des Erstellen eines Täterprofils und die Wissenschaft des Spurenlesens am Tatort.
Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet, authentisch und größtenteils sympathisch. Der junge Inspektor Leopold von Herzfeld hat es bei der Wiener Polizei nicht gerade leicht, auch, weil er die Spuren am Tatort analysiert, was damals noch keine gängige Praxis war und er von seinen Kollegen kritisch beäugt oder belächelt wird. Hilfe bekommt er bei dem Totengräber Augustin Rothmayer, der ein wenig schrullig ist, aber sein Herz am rechten Fleck hat und vor allem einen tollen Humor. Ein nettes bzw. unappetitliches Extra sind die Auszüge aus seinem Almanach für Totengräber, an dem er schreibt und sein Wissen seiner Beobachtungen in seinem Beruf festhält.
Fazit:
Ich kann es nicht ganz genau beschreiben, aber das Buch hat das gewisse Etwas, das es für mich zu einem Highlight macht. Vielleicht ist es die Verbindung von spannendem Kriminalfall und den Anfängen der Kriminalistik, mit dem Charme von Wien, seinem Dialekt, den sympathischem Inspektor Leopold und dem schrulligen, aber sehr humorvollem Totengräber Augustin. Eine Empfehlung für alle Leser von Krimis oder historischen Romanen.
-
Die düsteren Seiten Wiens
Wien 1893: Der junge Kriminalinspektor Leopold von Herzfeldt ist gerade erst von Graz nach Wien gekommen, als er es mit einem Fall zu tun bekommt, bei dem Dienstmädchen brutal gepfählt wurden. Herzfeldt hält viel von neuen Ermittlungsmethoden, doch nun braucht er die Unterstützung des Totengräbers Augustin Rothmayer, der auf dem Wiener Zentralfriedhof tätig ist und nebenbei noch einen Almanach für Totengräber schriebt.
Ich mag die lebensfrohe Stadt Wien, die an allen möglichen Ecken Bezüge zur Vergangenheit zeigt und damit die Touristen anzieht. In diesem Roman habe ich es mit einer etwas düsteren Stadt zu tun bekommen, die eher abweisend und morbide ist.
Die Charaktere sind gut und sehr individuelle beschrieben. In Graz hat Leopold Kriminalistik studiert und er ist von den modernen Methoden überzeugt. Doch damit kommt er bei seinen neuen Kollegen nicht gut an, auch stört es sie, dass er Jude ist. Er tut sich sowieso sehr schwer, im Team zu arbeiten. Augustin ist ein kluger Kopf, aber auch ziemlich kauzig. In ihm steckt mehr, als man auf den ersten Blick annehmen würde. Sein Wissen ist eine große Hilfe bei den Ermittlungen. Er weiß auch, dass die alte Methode des Pfählens die Untoten in den Gräbern halten soll. Das Ermittlerduo wider Willen wird unterstützt von der Telefonistin Julia Wolf, die ihren eigenen Kopf hat. Leopold muss sich mit Aberglauben und der Unterwelt von Wien auseinandersetzen und das Misstrauen gegenüber Neuem und schlamperte Arbeit machen es ihm auch nicht leicht. Aber auch er ist nicht unfehlbar und muss aus seinen Irrtümern lernen. Es wird lebensgefährlich für diese ungewöhnlichen Ermittler.
Es ist interessant zu erleben, mit welchen Methoden damals ermittelt wurde. Aber der Fall an sich ist auch sehr spannend. Ich bin schon neugierig auf den nächsten Band, denn dieses spezielle Ermittlerteam hat mir sehr gut gefallen.
-
Ein facettenreicher historischer Kriminalroman aus Wien
„Ein Totengräber und eine neugierige Zimmerwirtin als Ermittlerkollegen, dachte er. Fehlt nur noch ein Wiener Schrammelgeiger, dann ist das Panoptikum komplett.“ (Zitat Pos. 4596)
Inhalt
Schon bevor der neue Kollege aus Graz, der ehemalige Untersuchungsrichter Leopold von Herzfeldt, seinen Dienst als Inspektor der Wiener Kriminalpolizei offiziell angetreten hat, kommt er an seinen ersten Tatort, ein totes Dienstmädchen. Der jungen Frau war die Kehle durchgeschnitten worden und in ihrem Körper steckt ein spitzer Holzpfahl. Bald gibt es weitere Tote, immer nach dem gleichen Schema. Gleichzeitig macht der Totengräber Augustin Rothmayer den neuen Inspektor auf einige eigenartige Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Selbstmord von Bernhard Strauss, einem Halbbruder von Johann Strauss, aufmerksam und unterstützt ihn mit seinem unerschöpflichen Wissen im Zusammenhang mit dem Tod. Obwohl die Familie Strauss sofort interveniert und die Vorgesetzten Leo von Herzfeldt weitere Ermittlungen in diesem Umfeld verbieten, recherchiert dieser heimlich weiter. Ist es möglich, dass in Wien ein Vampirjäger sein Unwesen treibt und dass diese Fälle zusammenhängen?Thema und Genre
Dieser erste Band der Totengräber-Serie ist ein historischer Kriminalroman mit Regionalbezug. Er spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Wien.Charaktere
Die Figur des Leopold von Herzfeldt überzeugt als Ermittler, denn wir erleben hier einen Menschen im Graubereich mit einigen Geheimnissen in seiner Vergangenheit. Brillant in seinen Kombinationen, setzt er die neuesten technischen Ermittlungsmethoden ein, ist engagiert und hartnäckig, aber auch unangepasst, ein Einzelgänger, der sich an die starre, behäbige Beamtenmentalität der Wiener mit ihren Vorurteilen nicht gewöhnen kann und dem es schwerfällt, sich Vorgesetzten unterzuordnen. Ihm zur Seite, oder eher gegenüber, steht der Totengräber Augustin Rothmayer, ein Nachfahre des berühmten Wiener Augustin, der seine jahrelangen Erfahrungen und interessierten Beobachtungen in einem „Almanach für Totengräber“ niederschreibt. Zunächst hält Leo von Herzfeldt den schroffen Urwiener mit Schlapphut, der Mozarts Requiem summt, für einen Spinner, doch er muss seine Meinung ändern.Handlung und Schreibstil
Die Ereignisse finden im Oktober 1893 statt und enden mit einem Epilog Anfang November 1893. Dieser straffe Zeitrahmen erhört die Spannung. Jedes Kapitel beginnt mit einem Auszug aus dem „Almanach für Totengräber“ und bietet interessante, durchaus makabre Informationen über die medizinischen Kenntnisse jener Zeit, vor allem im Zusammenhang mit dem Tod und den damit verbundenen Riten und Aberglauben.
Der Autor lässt seine Hauptfigur Leopold von Herzfeldt erst zu Beginn der Handlung von Graz nach Wien übersiedeln. Dies gibt ihm die perfekte Möglichkeit, uns beim Lesen auf die damalige Situation, Alltag, Örtlichkeiten und Menschen in Wien durch die Beobachtungen und Gedanken des Wien-Neulings blicken zu lassen, was diese Schilderungen authentisch, lebendig und unterhaltsam macht. Denn durch Leo werden wir sofort in die typischen Kaffeehäuser und einfachen Beisln versetzt, auf die prächtige Ringstraße und in die Armut und das Elend der Außenbezirke. Der Adel und das wohlhabende Bürgertum tanzen Walzer, die einfachen Leute vergnügen sich im Prater und zu Schrammelmusik. Strizzis und Verbrecher findet man überall. Wir erleben auch die Anfänge des bekannten Wiener Zentralfriedhofs, der erst zwanzig Jahr zuvor eröffnet worden war.Fazit
Dieser spannende historische Kriminalroman spielt 1893 in Wien und zeigt ein sehr gut und umfassend recherchiertes Bild der berühmten Stadt zwischen Tradition und beginnender Moderne Ende des 19. Jahrhunderts. Originelle Figuren und eine gute Prise Humor vollenden das unterhaltende Lesevergnügen.
Rezensionen zu "Piz Palü"
-
Urlaub in den Bergen
Im Grand Hotel Arnold lässt es sich gut urlauben. Das hoffen jedenfalls die neuen Gäste. Frau von Hoppe und ihre Gesellschafterin Corinne sind es, die anreisen. Und O. W. Fischer ist auch im Hotel. Was könnte einen Aufenthalt mehr besonders machen? Im Hotel geht alles seinen geregelten Gang. Die Gäste sollen sich erholen, gut essen und mal eine Bergtour machen. Auch Corinne interessiert sich für die Berge. Obwohl sie eine kleine Gehbehinderung hat, zieht es sie auf den Berg. Sie wurde nach ihrer Geburt zu Adoption freigegeben und nach ihrer Geburtsurkunde ist sie in der Schweiz geboren.
Die Familie Arnold war finanziell ruiniert. Das Hotel schien hoffnungslos verloren. Welche Möglichkeit könnte bestehen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Der ursprüngliche Besitzer hatte zwei Töchter und eine musste heiraten. Und nun führt immer noch eine geborene Arnold das Hotel mit dem Geld ihres Mannes. Zum Wohl der Gäste wird alles unternommen. Doch Hoteliers müssen sich fragen, ob sie für den Erhalt des Hotels nicht zu viel aufgegeben haben. Daran kann auch der Aufenthalt eines bekannten Schauspielern nichts ändern. Nur Corinne zieht es unverdrossen in die Berge. Sie will den Piz Palü unbedingt bezwungen.
Beim Lesen des Klappentextes denkt man zunächst an einen lustigen Krimi, in dem O.W. Fischer unter die Ermittler geht. Und dann kommt alles ganz anders. Aus dem beschaulichen Urlaubsidyll wird ein raues Familiendrama. Die Verstrickungen der Familie Arnold sind alles andere als leicht zu verdauen. Man glaubt es kaum, was sich hinter einer so glatten Fassade verbergen kann. Nicht jeder verträgt die Berge und möglicherweise vertragen die Berge auch nicht jeden, eine spezielle Stimmung herrscht hier und man weiß nicht, wie man sich gegen den Ruf schützen kann. Aus der Entspannung eines geruhsamen Aufenthalts in einem gepflegten Hotel wird man direkt in einen Krimi geworfen, der einem einiges abverlangt.
Das Schweigen des Wassers
Inhaltsangabe zu "Das Schweigen des Wassers"
Lesern von "Das Schweigen des Wassers" gefiel auch
Rezensionen zu "Das Schweigen des Wassers"
-
Kein Krimi für zwischendurch
Dieser Regionalkrimi der 31 Kapitel beinhaltet, basiert auf wahre Begebenheiten. Hier in diesem Buch vermischt sich also Wahrheit und Fiktion. Die Story beginnt im Herbst 1991 und erzählt abwechselnd von Hauptkommissar Groth und Regine. Misstrauen, Verunsicherung, Neuanfang oder Ungerechtigkeiten - mir fiel sofort die eher angespannte Atmosphäre kurz nach der Wiedervereinigung der damaligen DDR und der BRD auf. Dabei ist der Schreibstil leicht, ruhig und kompakt und meiner Meinung nach eher bedrückend. Die Handlung spielt sich in Wechtershagen , einem Dorf in Mecklenburg ab. Dieser Krimi ist ein Cold Case Fall der tief in das Innere der Polizeibehörde hineingeht. Im ersten Drittel hatte ich noch etwas bedenken ob mir persönlich diese Story zusagt denn die Autorin hat den Krimi in der Gegenwart geschrieben was mir nicht ganz so liegt. Aber das weiterlesen hat sich gelohnt. Die Spannung stieg langsam an und ich wurde neugieriger was mich noch erwartete. Die Protagonisten sowie das ganze Buch besitzen Tiefe und ich konnte mich mit ihnen identifizieren. Noch vor der Hälfte des Buches wurde der Krimi meiner Meinung nach spannender zu lesen. Trotzdem gab es hin und wieder Szenen oder Dialoge die sich in die Länge zogen. Die Autorin versteht es sehr gut die Unterschiede zwischen Ost und West aufzuführen und zu erklären. Diese Story lebt von ruhigen Momenten im Wechsel mit spannenden Abschnitten.
Dieser Krimi war für mich zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig aber nach und nach überzeugte sie mich. Es ist kein leichter Krimi sondern ein Krimi mit viel Tiefgang bei dem der Leser sich Zeit nehmen sollte. Er ist meiner Meinung nach anspruchsvoll und stellt dem Leser auch schon mal vor kritischen Fragen. Da ich persönlich etwas Mühe hatte in das Geschehen hineinzukommen vergebe ich gerne vier Sterne.
-
Altlasten
Susanne Tägder „ Das Schweigen des Wassers“ ( 2024)
Susanne Tägder, 1968 in Heidelberg geboren, ist Juristin und war Richterin am Sozialgericht in Karlsruhe, und hat nun mit „ Das Schweigen des Wassers“ ihren ersten Kriminalroman vorgelegt. Inspiriert wurde sie dazu durch eine Zeitungsreportage, in dem es um einen Fall aus DDR-Zeiten ging, der kurz nach der Wende wieder aufgerollt wurde.
Die Geschichte setzt ein im Herbst 1991 in der fiktiven Stadt Wechtershagen in Mecklenburg - Vorpommern. Von hier ging Arno Groth 1960 in den Westen und hierher wird er als Hauptkommissar von seiner früheren Dienststelle in Hamburg geschickt. Abgeschoben fühlt er sich, als „ Altlast“ nach einem beruflichen Fehler. Nun soll er hier als Aufbauhelfer Ost seine neuen Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Keine leichte Aufgabe, denn diese begegnen ihm mit Vorsicht und Misstrauen.
Da wird er eines Tages auf dem Parkplatz der Polizeiwache von einem heruntergekommenen Mann angesprochen, ein Alkoholiker, wie es scheint. Der fühlt sich verfolgt und wolle nochmal wiederkommen, dieses Mal mit Beweisen. Während Groth noch überlegt, wie glaubwürdig diese Behauptung sei ( „ Jemand ist hinter mir her. Gilt das nicht für uns alle? denkt Groth. Wer wird denn nicht von etwas verfolgt, und wenn es nur die eigenen Fehler sind.“) und ob er der Sache nachgehen muss, da wird eine Leiche am Seeufer gefunden. Als Groth am Fundort eintrifft, stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten im Wasser um genau jenen Mann handelt. Der Bootsverleiher und Musiker Siegmar Eck. Für die Polizei vor Ort kein Unbekannter. War er doch in einem aufsehenerregenden Mordfall elf Jahre zuvor als Hauptverdächtiger festgenommen und verhört worden. Damals wurde die Polizistentochter Jutta Timm vergewaltigt und ermordet aufgefunden. Doch Eck kam wieder auf freien Fuß ; er hatte ein hieb- und stichfestes Alibi. Allerdings hat man danach das Verfahren eingestellt ; der Mörder der jungen Frau wurde nie gefasst.
Auch im aktuellen Fall versucht die Polizei die Sache schnell zu den Akten zu legen. Kein Verdacht auf Fremdeinwirkung; Eck scheint betrunken ins Wasser gefallen zu sein.
Doch Groth lässt das Ganze keine Ruhe. Seinem Gefühl nach stimmt hier etwas nicht. Er vermutet einen Zusammenhang zu dem alten ungelösten Fall und beginnt zu ermitteln, gegen den Befehl seiner Vorgesetzten.
Susanne Tägder entwickelt ihre Geschichte ruhig und mit viel Gespür für Details. Dabei fängt sie sehr gut die Atmosphäre dieser Umbruchszeit ein. Die DDR ist Geschichte, doch in den Köpfen ihrer früheren Bewohner steckt sie noch fest. Sie spüren die Verluste und fürchten sich vor dem Neuen. Auch die alten Seilschaften funktionieren nach wie vor.
Erzählt wird aus zwei Perspektiven. Neben dem melancholischen Ermittler Groth ist Regine Schadow die zweite Hauptfigur. Ihre tatsächliche Rolle wird erst im Verlaufe der Handlung klar. Warum hat sie ihren guten Job im Kempinski in Berlin aufgegeben, um nun in einem drittklassigen Ausflugslokal in Wechtershagen als Kellnerin zu arbeiten? Will sie tatsächlich nur die Wohnung ihrer Großmutter aufräumen, wie sie sagt, oder verfolgt sie ganz andere Pläne? Wie stand sie zu dem ermordeten Siegmar Eck?
Neben der Krimihandlung, bei der es um zwei zusammenhängende Verbrechen geht, überzeugt die Autorin vor allem mit ihrer Figurenzeichnung. Es sind beinahe alles Versehrte, die uns im Roman begegnen. Groth mit seiner grüblerischen Art und seinen Selbstzweifeln ist eine interessante Figur. Ein Kommissar mit einer Liebe zur Literatur, ein Mann, der mit Verlusten klarkommen musste - seine Ehe ist schon lange geschieden, seine Tochter gestorben - bringt allein schon deshalb viel Verständnis auf für diejenigen auf der Opferseite. Und auch Regine hat, trotz ihrer Jugend, schon viele traurige Erfahrungen machen müssen. Aber auch die Nebenfiguren werden vielschichtig gezeichnet, so z.B. der eher verschlossene Kollege mit fragwürdiger Vergangenheit, der Groth bei seinen Ermittlungen unterstützt oder der schweigsame und gebrochene Vater von Eck. All diesen Personen begegnet die Autorin mit viel psychologischem Einfühlungsvermögen und Empathie.
Susanne Tägder schreibt im Präsens. Das wirkt unmittelbarer und verstärkt den filmischen Effekt. Dabei bedient sie sich einer präzisen, z.T. lakonischen Sprache und zeigt gerade in den Dialogen ihr ganzes Können.
Der Autorin ist mit „ Das Schweigen des Wassers“ ein atmosphärisch dichter und fesselnder literarischer Krimi gelungen. Gleichzeitig ist der Roman ein stimmig gezeichnetes Porträt jener Umbruchjahre. Es ist zu hoffen, dass Susanne Tägder weitere Fälle mit dem sympathischen Ermittler folgen lässt.
-
Gespenster der Vergangenheit
Kriminalhauptkommissar Arno Groth ist im Herbst 1991 frisch zurück in seiner mecklenburgischen Geburtsstadt, dem fiktiven Wechtershagen nahe Demmin. Nicht ganz freiwillig hat er Hamburg verlassen, wo er seit seinem Weggang aus der DDR 1960 lebte und arbeitete, als Kriminalpolizist, weil aus dem Germanistikstudium für den passionierten Leser und Sammler von Erstausgaben nichts wurde. Nun soll er in der alten Heimat ermitteln und als Aufbauhelfer Ost ehemalige DDR-Volkspolizisten schulen, keine dankbare Aufgabe und nicht dazu angetan, sich Freunde unter den neuen Kolleginnen und Kollegen zu machen. Eine Scheidung, der Tod seiner Tochter und eine unverzeihliche berufliche Fehleinschätzung setzen dem von Zweifeln geplagten Mann darüberhinaus schwer zu.
Ein Toter am Wechtsee
Kaum angekommen, trifft Groth im Hof der Polizeiwache auf den Ex-Musiker und jetzigen Tretbootverleiher Siegmar Eck, einen verwahrlosten Alkoholiker, der sich verfolgt fühlt. Bevor dieser dem zweifelnden Groth Beweise dafür bringen kann, wird er tot am Bootsanleger des Wechtsees aufgefunden. Ohne Hinweise auf Fremdeinwirkung und mit einem plausiblen Unfallszenario wird der Tod als Unglücksfall eingestuft. Nur Groth mag sich damit nicht abfinden, gar zu seltsam erscheint rückblickend seine Begegnung mit dem Opfer. Als sich auch noch herausstellt, dass Eck zehn Jahre zuvor im Mordfall an der 19-jährigen Polizistentochter Jutta Timm als Haupttatverdächtiger galt, wegen seines bombensicheren Alibis jedoch freigesprochen wurde, ist Groths Ermittlerinstinkt endgültig geweckt. Warum fehlen in diesem abgeschlossenen Altfall aus dem Mai 1980, in dem nie ein Schuldiger ermittelt wurde, sämtliche Akten? Entgegen der Anordnung seines neuen Chefs verbeißt sich Groth in den Fall, wohlwissend, dass er sich keinen weiteren Fauxpas leisten darf.Und noch jemand ist neu in Wechtershagen: die Kellnerin Regine Schadow aus Berlin, wesentlich jünger als Groth, aber mit nicht weniger Altlasten. Sie arbeitet im zweitklassigen Ausflugslokal am Wechtsee, löst nebenher die Wohnung ihrer Großmutter auf und scheint einiges zu verbergen. Jedenfalls gibt sie immer nur so viel zu, wie Groth bereits weiß. Welche Verbindung hatte sie zum Opfer und warum hat sie wirklich ihre Stelle im Kempinski aufgegeben?
Viel mehr als ein Whodunit-Roman
Die 1968 in Heidelberg geborene ehemalige Richterin Susanne Tägder hat ihr sehr empfehlenswertes Krimidebüt "Das Schweigen des Wassers", das auf einem realen Mordfall von 1979 fußt, in der ehemaligen Heimat ihrer Eltern angesiedelt: Vorbild für Wechtershagen war die Stadt Neubrandenburg. Was den Krimi aus der Masse der Neuerscheinungen heraushebt, sind seine sprachliche Gewandtheit, die Wahl der beiden Zeitebenen kurz vor bzw. nach der Wende, die die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche und Stimmungen beleuchten, die ruhige, melancholische Atmosphäre sowie die glaubhaften Charaktere. Alle sind verwundet, sei es das Mordopfer Eck, dessen Leben nach der Anklage aus der Bahn geriet, der Kafka lesende Ermittler Groth mit seiner schwierigen Vergangenheit, sein neuer Kollege Gerstacker, der im Fokus der Stasi-Begutachtungskommission steht, oder die traumatisierten Mitglieder der Familie Timm. Ausgerechnet die alten DDR-Seilschaften, die den Mordfall von 1980 weitgehend vertuschten, haben die Zeiten allgemeiner Auflösung, Verunsicherung und Entwurzelung um 1989 unbeschadet überlebt.Einziger Wehmutstropfen beim Lesen war für mich, dass ich die Auflösung recht früh – und richtig – durchschaute, was ich selbst bei diesem literarischen Krimi, der viel mehr als nur Whodunit-Roman ist, schade finde. Auf eine Fortsetzung hoffe ich trotzdem, denn Susanne Tägder, Arno Groth und Wechtershagen haben unbedingt das Potential dafür.
-
Ost-westdeutsche Polizeiarbeit nach der Wende
Hauptkommissar Groth wird in seine alte Heimatstadt geschickt, um den dortigen Kollegen die westdeutsche Polizeiarbeit zu vermitteln. Schon bald gibt es einen Toten und es war kein Unfall. Bei den Ermittlungen stoßen die Polizisten auf einen ungeklärten Fall, der schon viele Jahre zurückliegt.
Dieser Krimi verläuft eher ruhig und unaufgeregt, nichtsdestotrotz ist es eine spannende Geschichte, die uns auch in die schwierige Zeit nach dem Mauerfall führt. Das Misstrauen in dieser Zeit ist spürbar. Groth soll den Kollegen zeigen, was westdeutsche Polizeiarbeit ist. Das kommt nicht gut an, denn die Mecklenburger Kollegen wissen, dass sie ihren Job können. Doch dieser Fall, zu dem sich dann noch ein Cold Case gesellt, bringt sie zusammen, denn alle haben das Interesse, die Fälle zu lösen. Sie lassen sich auch nicht durch Anordnungen von oben aufhalten.
Groth war viele Jahre im Westen und muss nun in seine alte Heimatstadt zurück. Dabei hat er genug mit sich selbst zu tun, denn er trauert um seine Tochter. Doch er ist ein guter Polizist, der auch seinem Baugefühl folgt und der seine Fälle unbedingt lösen möchte. Aber es gibt auch andere, die ein Verlust zu beklagen haben und trauern.
Die Autorin Susanne Tägder erzählt authentisch und eindringlich und auch die Personen sind glaubhaft dargestellt. Die Geschichte basiert auf einem wahren Fall.
Ein interessanter und spannender Krimi mit zeitgeschichtlichem Hintergrund.
-
Nicht nur das Wasser schweigt
Susanne Tägder war Richterin in Karlsruhe. Sie ist nicht die erste Juristin, die zur Autorin mutiert, aber sie tut es auf wunderbare Weise und mit einem sehr eindringlichen, spannenden Timbre. Dem Roman diente ein realer Mordfall aus dem Jahr 1979 als Inspiration.
Hauptkommissar Groth aus Hamburg wurde als Aufbauhelfer Ost nach Wechtershagen in Neubrandenburg versetzt. Dort ist er aufgewachsen, kurz vor dem Mauerbau siedelte er jedoch in den Westen über. Am neuen Arbeitsplatz betrachtet man den Kollegen mit großer Skepsis. Im Herbst 1991 wird nun die Leiche des Musikers Siegmar Eck aus dem nahe gelegenen Wechtsee gezogen. Im Umfeld des Opfers wird ermittelt. Während Groths Kollegen schnell von einem Unfall in Folge von übermäßigem Alkoholkonsum ausgehen, wird Groth stutzig, als er mehr über Ecks Leben erfährt. Eck war nämlich im Jahr 1980 Hauptverdächtiger im Mordfall der 19-jährigen Jutta Timm, der Tochter eines Volkspolizisten. Eck hatte damals ein Geständnis abgelegt, es anschließend widerrufen - am Ende wurde er freigesprochen. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen? Groth lässt dieser Gedanke nicht los, auch wenn er spürt, dass es unerwünscht ist, in alten DDR-Akten nachzuforschen.
Die Ermittlung vollzieht sich langsam, die Informationen entfalten sich erst nach und nach. Immer mehr interessante Figuren betreten die Bühne. Die meisten von ihnen wirken auf irgendeine Art versehrt, was ihnen Komplexität und Tiefe verleiht. Die Autorin lässt sie uns in ihrem Lebensumfeld kennenlernen. So ist die Zeugin Regine Schadow nicht nur eine Kellnerin im Seerestaurant, sonders sie hat auch ein Leben in Berlin zurückgelassen, eine pflegebedürftige Großmutter und ein an ihr zehrendes persönliches Geheimnis. Groth selbst hat seine Tochter Saskia verloren, wodurch er weiß, wie sich Verlust anfühlt. Es wirkt keinesfalls rührselig oder konstruiert, wenn er sich mit Saskia in vertraute Zwiegespräche begibt. Groth erweckt den Anschein eines verletzten, einsamen Wolfes, der sich der Wahrheitsfindung verpflichtet sieht. Er ist literaturaffin, sein Zugang zur Poesie und den Werken Kafkas hat seine Fähigkeit, hinter die Fassaden zu blicken oder auf das Ungesagte zu lauschen, sehr geschult.
Ebenso sorgfältig wie die Figurenzeichnung gelingt der Autorin die Darstellung der Schauplätze zu den unterschiedlichen Zeiten. Man muss vor Augen haben, dass Siegmar Eck im Jahr 1980 möglicherweise keinen fairen Prozess erhielt. Trotz Freispruch war er fortan ein gebrochener Mann, der sein Leben nie wieder richtig in den Griff bekommen hat. An verschiedenen Stellen des Romans wird deutlich, was es heißt, in die Mühlen eines skrupellosen Regimes zu geraten und wie gefährlich es sein kann, an dieser Vergangenheit zu rühren. Offenbar wurde im Fall Jutta Timm nach dem Prozess gegen Eck nicht weiter ermittelt. Was bedeutet das für die Familie des Opfers? Es sind vielfältige Ebenen, die in unterschiedlichen Szenen beleuchtet werden und die Qualität des Romans ausmachen.
Faszinierend ist auch die Darstellung des Umbruchs in den neuen Bundesländern, der mit vielen Unsicherheiten und Ungerechtigkeiten einhergeht. Die Menschen fühlen sich abgehängt, verlieren von einem Tag zum anderen ihre Arbeit, werden von im Kapitalismus kundigen Westlern laufend übervorteilt. Entsprechend schlägt der Argwohn dem aus Hamburg versetzten Groth entgegen, der wiederum mit dem Blick von außen die Verstrickungen zu erkennen glaubt (schließlich ist er in Wechtershagen aufgewachsen). Die Diktatur hallt sowohl in den Köpfen der Menschen als auch in den Büroräumen der Behörde nach.
Es wird viel geschwiegen in diesem Roman. Dennoch fesselt die ruhige, eindringliche Sprache von Beginn an. Immer wieder legt die Autorin ihren Figuren Sätze in den Mund, die zum Nachdenken anregen und die Bedingungen dieser Nachwendezeit verdeutlichen. Die verschiedenartigen Verwundungen des Figurenpersonals sorgen für latente Melancholie, der ich mich nicht entziehen konnte. Ich betrachte „Das Schweigen des Wassers“ als gelungenen literarischen Kriminalroman, der auch anspruchsvolle Leser begeistern sollte.Mit Groth hat die Autorin einen zurückhaltenden, sympathisch-aufrichtigen Ermittler geschaffen. Ich möchte aus dem Ende herauslesen, dass es eine Fortsetzung dieses großartigen Debüts geben wird.
Große Lese-Empfehlung!
-
Nach einem wahren Fall
Als Hauptkommissar Groth Anfang der 90er Jahre nach vielen Jahren in Hamburg zurück in seine Heimatstadt geschickt wird, ergeht es ihm zunächst so wie jedem, der aus dem Westen in den Osten geht. Die Kollegen beäugen ihn misstrauisch. Als Aufbauhelfer Ost soll er Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Doch eigentlich wollte man ihn nach einem ,,Fehltritt“ aus Hamburg weghaben.
Als die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck im örtlichen See gefunden wird, ahnt Groth bald, dass es kein Unfall war. Denn kurz zuvor hatte Siegmar Eck Groth aufgesucht und ihm anvertraut, dass er sich verfolgt fühle. Allerdings war Eck auch Alkoholiker und ein ziemliches Wrack. Groths Kollegen und vor allem sein Chef wollen den Fall möglichst schnell zu den Akten legen, was Groth misstrauisch macht. Zusammen mit einem Kollegen ermittelt er dennoch weiter und stößt auf den Fall eines getöteten Mädchens, der noch zu DDR-Zeiten nicht aufgeklärt wurde, bei dem Groth aber so einiges merkwürdig vorkommt.
,,Das Schweigen des Wassers“ ist inspiriert von einem wahren Fall. Die Autorin versteht es, die Atmosphäre in einem kleinen Dorf der Wendezeit glaubwürdig einzufangen. Groth, aber auch einige andere Figuren, wirken aus der Spur geworfen und auf der Suche, Die Stimmung des Romans ist eher bedrückend und melancholisch, doch der Kriminalfall und die menschlichen Schicksale dahinter packen den Leser.
Sehr lesenswert!
-
Blutwissen
Im Jahr 1991 ist der Polizist Arno Groth aus Hamburg in seine Geburtsstadt in der ehemaligen DDR gezogen, um dort eine Stelle anzutreten. Eigentlich wäre er als Aufbauhelfer zu verstehen, doch wegen eines Falles, in dem er falsche Schlüsse gezogen, ist sein Einsatz wohl eher endgültig. Eines Tages kommt ein Anwohner an Groths offenes Bürofenster und behauptet, er fühle sich verfolgt. Da der Mann etwas heruntergekommen aussieht, tut der Beamte die Sache ab. Doch nur wenig später wird der Mann tot im See gefunden. Wegen der Alkoholisierung wird die Sache als Unfall betrachtet. Jedoch hat Groth ein ungutes Gefühl.
So wie er sich damals im Westen zurechtfinden musste, muss sich Arno Groth nun auch im Osten zurechtfinden. Er kennt die alten Plätze noch, aber Menschen, die er von früher kennt, trifft er nur wenige. Wegen seiner Unachtsamkeit gegenüber der Anzeige des späteren Opfers, hat Groth ein schlechtes Gewissen. Unabhängig davon kann Groth wegen des engen zeitlichen Zusammenhangs nicht an einen Zufall glauben. Als es dann auch noch hinweise auf einen alten Mordfall gibt, ist Groth umso mehr überzeugt, dass es hier noch mehr zu ermitteln gibt. Seine Kollegen, die nicht unbedingt begeistert sind über die westliche Aufbauhilfe, unterstützen Groth nur wenig.
Dieser ungewöhnliche Kriminalroman greift einen alten Fall auf, der eigentlich als abgeschlossen galt. Ausgehend von dem vermeintlichen Unfall im Jahr 1991 führen die Spuren zurück in die 1980er Jahre der DDR. Als Leser nimmt man Teil an einer Ermittlung, bei der sich ein beinahe Wessi und ein Ossi zusammenraufen, um an die Wahrheit zu kommen. Gleichzeitig begleitet man Arno Groth auf seinem Weg zurück in die alte Heimat, wie er sich erst fremd fühlt, dann nach und nach ankommt. Immer mehr durchschaut er die Vorgehensweisen damals in der DDR und eben auch kurz nach der Wende. Dabei muss er durchaus feststellen, dass es Intrigen auch im Westen geben kann. Gebannt verfolgt man die Suche nach der Wahrheit, bei der er unerwartete Hilfe erhält, immer unsicher, ob es nicht immer noch Personen gibt, die verhindern wollen, dass eben jene Wahrheit ans Licht kommt. Ein toller atmosphärischer Kriminalroman, der aus seiner ruhigen Erzählweise eine bemerkenswerte Spannung generiert. Diesen Roman kann man kaum aus der Hand legen, wenn man einmal mit der Lektüre begonnen hat.
Das Cover ist etwas abstrakt gestaltet. Durch die Farbgebung ist es sehr auffällig und sollte verlocken, das Buch zur Hand zu nehmen.
4,5 Sterne
-
Krimi aus einer Zeit der Verunsicherung
Susanne Tägder hat sich für ihren ersten Kriminalroman von einem Artikel von Renate Meinhof in der Süddeutschen Zeitung anregen lassen. Renate Meinhof schildert einen älteren Fall, der sich in ihrer Heimat Mecklenburg zugetragen hatte. Ein junges Mädchen, die Tochter eines Volkspolizisten, wird in einem Dorf nach einer Tanzveranstaltung ermordet. Die Ermittlungen werden von der StaSi übernommen, und da schon bald feststeht, dass der Täter in den eigenen Reihen zu finden ist, wird ein Sündenbock gesucht und auch gefunden.
Der Roman spielt kurz nach der Wende. Der Hamburger Kommissar Groth wird in seine mecklenburgische Heimatstadt versetzt, um als Aufbauhelfer Ost seine ostdeutschen Kollegen in das neue Rechtssystem einzuführen. Er trifft auf Misstrauen und Ablehnung. Die Kollegen – und nicht nur die Kollegen – erleben die Wende als eine Zeit der Verunsicherung, weil altbekannte und vertraute Systeme weggebrochen sind. Sie fühlen sich entwurzelt, wie Susanne Tägder im vorangestellten Interview ausführt, und müssen sich notgedrungen neu orientieren, wenn sie überleben wollen.
Groth ist ein Ermittler der leisen Art. Er liest gerne, er geht ins Theater, er liebt Gedichte und Kafka, hier vor allem „Der Hungerkünstler“. In der Figur des Hungerkünstlers erkennt er beklemmende Parallelen zu dem Mordfall, in den er hineingeworfen wird. Beklemmungen überkommen ihn auch, als er die Macht alter Seilschaften und Ungerechtigkeiten im nächsten Umkreis erkennt. Und so setzt er sich mit einem altgedienten Volkspolizisten über die Weisung hinweg, keine Altfälle, und erst recht nicht diesen, aufklären zu wollen. DDR-Akten auf dem Schreibtisch? Nicht erwünscht.
Wie Groth ist auch der Roman einer der leisen Art. Natürlich geht es um die Aufdeckung eines Mordfalls, aber wer hier einen genialischen Ermittler, ein großes Showdown, gefährliche Situationen und jede Menge Aktion erwartet, wird enttäuscht werden. Stattdessen erfährt der Leser einiges über die Strafverfolgung in der DDR. Und er erfährt viel über das, was falsche Anschuldigungen im Leben eines Menschen und seiner Familie anrichten können und wie die Familie des Opfers jahrelang mit der Last leben muss, dass der Täter bewusst nicht zur Rechenschaft gezogen wird.
Das alles erzählt die Autorin in einem immer ruhigen Ton, der durch die eingestreuten Kafka-Zitate sehr nachdenklich wirkt. Diese ruhige und sehr subtile Art des Erzählens hat mir hervorragend gefallen.
Lese-Empfehlung!
-
Ein Panorama der Versehrten
Wechtershagen, Mecklenburg, im Herbst 1991: Hauptkommissar Arno Groth kehrt aus Hamburg in seine Heimatstadt zurück. Er soll dort eine Art "Aufbau Ost" betreiben und die ehemaligen DDR-Polizist:innen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Während seiner Zeit im Büro fällt ihm ein Mann auf, der sich auf dem Parkplatz der Polizei herumtreibt. Hilfesuchend wendet sich dieser kurz darauf an ihn und stellt sich als Bootsverleiher Siegmar Eck vor. Er fühle sich verfolgt und ein Boot sei ihm gestohlen worden. Die Beweise dafür werde er Groth noch liefern. Drei Tage später fischt die Polizei einen Toten aus dem Wechtsee. Sein Name: Siegmar Eck...
"Das Schweigen des Wassers" ist der Debütroman der gebürtigen Heidelbergerin Susanne Tägder, der jetzt bei Tropen erschienen ist. Es ist ein bemerkenswert souverän erzähltes Debüt, das vor allem durch seine starken Figuren, die melancholische Atmosphäre und die pointierten Dialoge glänzt. Doch auch auf der Handlungsebene weiß "Das Schweigen des Wassers" zu überzeugen. Denn der ertrunkene Eck ist nur der Pfeiler eines elf Jahre zurückliegenden Verbrechens. 1980 wurde im Tannenkruger Forst nämlich die Leiche der 19-jährigen Jutta Timm gefunden. Der Mord blieb unaufgeklärt, obwohl Eck seinerzeit bereits ein Geständnis abgelegt hatte, vor Gericht aber freigesprochen wurde.
Das größte Plus sind aber die Figuren. Neben Protagonist Groth gibt es eine ganze Reihe an Charakteren, die den Leser:innen lange im Gedächtnis bleiben werden. Da ist beispielsweise Gerstacker, Groths nächster Kollege, der alles ganz genau nimmt und sich von niemandem reinreden lässt. Schon gar nicht von jemandem, der aus Westdeutschland kommt. Da ist Hennemann, Fotograf und Reporter der lokalen Zeitung, der zum Fall der ermordeten Jutta Timm eine ganz besondere Verbindung hat. Da ist Regine Schadow, Kellnerin eines zweitklassigen Lokals am See, die mehr über Eck weiß, als es anfangs scheint. Und da ist Ecks Vater, ein nach außen hin stoisch wirkender Hinterbliebener. Sie alle haben ihre Verletzungen erlitten und gemeinsam bilden sie so etwas wie ein Panorama der Versehrten. Tägder nähert sich diesen Verwundeten mit großer Empathie und Mitgefühl, nie verrät sie sie, welche Fehler sie auch begehen mögen. Hervorstechend ist aber tatsächlich Arno Groth. Der Kafka lesende Kommissar musste einige Schicksalsschläge verkraften. Er trauert noch immer um seine Tochter Saskia und auch beruflich hat er Hamburg nicht ohne Grund verlassen. Tägder widmet ihren Roman allen, "die ein rauer Wind aus ihrer Heimat fortgeweht hat" und bezeichnenderweise trifft dies auch auf Groth und viele ihrer Figuren zu. Groth ist ein herausragendes Beispiel an Menschlichkeit, ein Ermittler, der trotz seiner Probleme nie so verkorkst wirkt wie seine literarischen Kolleg:innen aus Schweden. Als eine Art einsamer Wolf hat er zunächst nicht nur mit den Verdrießlichkeiten alter Aktenarbeit zu tun, sondern auch mit der Missstimmung gegenüber eines aus dem Westen Zugezogenen. Gemeinsam mit Gerstacker bildet er mit zunehmender Dauer ein kongeniales Duo aus Herz und Verstand.
Atmosphärisch erinnert "Das Schweigen des Wassers" in seiner Melancholie ein wenig an die Fälle von Friedrich Anis Ermittler Jakob Franck, die bedauerlicherweise seit 2017 auf eine Fortführung warten. In den Dialogen agiert Tägder aber ohne die Francksche Tristesse, sondern lockert den in seiner Gesamtheit eher düsteren Grundton immer wieder pointiert und feinsinnig auf. Beispielsweise, wenn Groth sich in einer Dorfkneipe auf die Suche nach einem ehemaligen Bandkollegen von Siegmar Eck begibt. Oder wenn Regine Schadow, die die zweite Hauptfigur in diesem Kriminalroman ist, ihre Oma im Pflegeheim besucht.
Toll sind auch die plastischen Beschreibungen der fiktiven Stadt Wechtershagen, deren geographisches Vorbild Neubrandenburg ist, Herkunftsort von Susanne Tägders Eltern. So erfahren wir es in der Danksagung ganz am Ende des Buches. In dieser schildert die Autorin auch, woher die Idee des Krimis stammte. Die Geschichte basiert nämlich auf einem wahren Fall, den die Journalistin Renate Meinhof 2002 in der Reportage "Das eisige Echo des Verdachts" für die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte. Ich empfehle eindringlich die Lektüre dieser Reportage, die sich einfach und kostenfrei im Archiv des Reporter-Forums finden lässt. Allerdings erst nach der Lektüre von "Das Schweigen des Wassers", denn es wäre schade, sich die bis zum Ende bestehende Spannung möglicherweise dadurch zu verderben, wenn man schon zu viel weiß.
Im Klappentext meint Schrifstellerkollege Andreas Pflüger über Susanne Tägder: "Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben." Wünschenswert wäre es auch, wenn man sagen könnte "Dieser Kommissar ist gekommen, um zu bleiben", denn man fühlt sich dem Protagonisten am Ende so verbunden, dass man ihn schwer wieder loslassen möchte. Mit "Das Schweigen des Wassers" gelingt Susanne Tägder jedenfalls ein bemerkenswert großer Schritt in Richtung des bislang rein männlichen Triumvirats der höchsten Klasse der deutschen Kriminalliteratur, bestehend aus Friedrich Ani, Matthias Wittekindt und Jan Costin Wagner.
Seiten
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- 9
- …
- nächste Seite ›
- letzte Seite »
Wer steckt hinter der Mordserie?
Tatsuya Terada, 28 lebt in Kobe, als sein Großvater mütterlicherseits ihn suchen lässt, um ihn als seinen Erben einzusetzen. Bei ihrer ersten Begegnung stirbt der Großvater durch einen Giftanschlag. Eine attraktive junge Witwe namens Miyako Mori begleitet den jungen Mann in das Dorf der acht Gräber, aus dem seine früh verstorbene Mutter stammte. Aufgezogen wurde er von seinem Stiefvater. Sein Vater war Yozo, aus der Tajimi-Familie, der 27 Jahre zuvor in dem Ort ein Blutbad anrichtete und verschwand. Jahrhunderte zuvor hatten Dorfbewohner acht Samurai ermordet, die bei ihnen Schutz gesucht hatten, um deren Goldschatz an sich zu bringen. Seitdem liegt ein Fluch auf dem Dorf. Kein Wunder, dass die Dorfbewohner ihm mit Misstrauen und Hass begegnen, weil sie eine Wiederholung der blutigen Taten fürchten. Tatsuya hat kaum Gelegenheit, die Mitglieder seiner Familie kennenzulernen, als schon mehrere von ihnen nacheinander ermordet werden, zum Teil in seiner Gegenwart. Auch zwei Nonnen und ein Arzt werden getötet. Tatsuya selbst gerät immer mehr in Verdacht, der Täter zu sein und wird immer wieder von dem örtlichen Polizisten, Inspektor Isokawa und Privatdetektiv Kosuke Kindaichi befragt. Auch Tatsuya versucht herauszufinden, wer hinter den Taten steckt und was das alles bedeutet. Dabei erfährt er die Geschichte seiner Mutter, seiner Verwandten väterlicherseits und fängt mit einer jungen Frau namens Noriko eine Beziehung an.
Die Geschichte vermittelt eine düstere, sehr bedrohliche Atmosphäre, die an Gothic Novels erinnert, vor allem wenn Tatsuya allein oder mit anderen die labyrinthischen unterirdischen Höhlen und unzähligen Tunnel erforscht, wo er auf eine mumifizierte Leiche und einen Goldschatz stößt. Es gibt nicht nur eine unüberschaubare Personenvielfalt mit komplizierten verwandtschaftlichen Beziehungen, sondern auch sehr viele Handlungsumschwünge und falsche Fährten. Die Lösung kann man nicht ohne weiteres erraten. Der Roman ist auch insofern ungewöhnlich, als die Geschichte aus Tatsuyas Perspektive erzählt wird und der Leser nur erfährt, was er weiß und womit er sich beschäftigt. Privatdetektiv Kindaichi spielt hier eher eine Nebenrolle. Mir hat der nicht leicht zu lesende dritte Roman von 77 um Kindaichi weniger gefallen als andere Romane von Yokomizo, was auch an einer Häufung von nicht besonders plausiblen Zufällen liegt.
Zum Schluss noch eine Bemerkung zum Klappentext. Da heißt es “… kommt ein mysteriöser junger Mann namens Tatsuya in die Stadt und hat eine Reihe von tödlichen Giftmischungen im Gepäck.“ Ist das so? Dann haben wir wohl nicht denselben Roman gelesen.