Der Pergamonaltar

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Pergamonaltar' von Andreas Scholl

Inhaltsangabe zu "Der Pergamonaltar"

Format:Taschenbuch
Seiten:80
EAN:9783805351447
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Die wichtigste Insel der Welt

Buchseite und Rezensionen zu 'Die wichtigste Insel der Welt' von Klaus Bardenhagen
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die wichtigste Insel der Welt"

Format:Broschiert
Seiten:240
Verlag: Verlag Herder
EAN:9783451399213
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Rezensionen zu "Die wichtigste Insel der Welt"

  1. Demokratie leidvoll erstritten!

    Kurzmeinung: Taiwans Geschichte kann einen fertigmachen.

    Seit über 15 Jahren lebt der Journalist Klaus Bardenhagen auf Taiwan. Taiwan heißt– zum Leidwesen Taiwans – historisch bedingt gar nicht Taiwan, sondern muss sich „Volksrepublik China“ nennen lassen und wenn es hochkommt, darf es noch hinzufügen „of Taipei“, also „Volksrepublik China of Taipei“. Im Volksmund ist Taiwan jedoch als Taiwan bekannt, früher Formosa genannt. Die internationalen Komplikationen fangen bei dem kleinen Inselstaat (so klein nun auch wieder nicht, mit einer Fläche von 36.000 Quadratkilometern und etwa 24 Mio Einwohnern) also schon bei der Namensgebung an. Der Staat würde sich gerne Taiwan nennen. Und warum geht das nicht? Weil China, das nicht will! Denn ist Taiwan ein eigenständiger Staat? Ja eigentlich. Aber.
    Taiwan erlebte eine grausame und leidvolle Geschichte, die Insel war fast immer okkupiert, hat sie doch eine brisante geographische Lage. Niederländer, Franzosen, Japaner und Chinesen wechselten sich als Kolonialmächte ab, sie gaben sich sozusagen die Klinke in die Hand. Besatzung bedeutet: Gewalt, Willkür und unzählige Menschenopfer. Von der Ausbeutung der Natur ganz zu schweigen.
    Taiwan hat nicht immer zu China gehört, sagt der Autor, wie China es gerne behauptet, das sich die ihrem Staatsgebiet vorgelagerte Insel gerne einverleiben würde. Taiwan hat sich indes – wie Hongkong seinerzeit – ganz anders entwickelt als das autokratische China, es ist eine moderne Demokratie geworden. Freilich hat diese Demokratie ihre eigenen hausgemachten Probleme.
    Die strategische Bedeutung, welche Taiwan für die USA und Japan hat, ist uns hier in Europa nicht richtig bewusst. Wir sind zu weit weg. Aber nicht weit genug, denn abhängig von Taiwan sind wir indirekt auch. Taiwan ist führend in der Halbleiterindustrie und in der Chipproduktion. Die USA und andere mit ihr Handel treibenden Geschäftspartner haben Taiwan dazu gezwungen, angesichts der realen Bedrohung durch China, ihre Halbleiterproduktion teilweise auszulagern, so ist auch in Dresden ein entsprechendes Werk entstanden, freilich ein technologisch nicht so hochwertiges wie in Japan und wie in den Staaten. Trotzdem ist Taiwan in der Entwicklung bisher immer einen Schritt voraus.
    Geschichte, Lage, Bevölkerung, Entwicklung - das alles, plus von sämtlichen diplomatischen Verwicklungen um Taiwan – um nicht zu sagen, von dem diplomatischen Eiertanz, denn niemand ist daran gelegen, Taiwan chinesischen Händen zu überlassen, erzählt und erklärt Klaus Bardenhagen sachlich, aber doch mit viel Empathie in seinem Buch „Die wichtigste Insel der Welt“. Gefühlsmäßig würde die Rezensentin zwar sagen, „ist das nicht Sylt?“, aber hier muss es sich wohl um ein Missverständnis handeln. Die Medien, sagt der Autor zurecht, sind in ihrer Berichterstattung unausgewogen, sie nehmen Taiwan nur in Bezug auf Chinas Drohgebärden war: aber Taiwan ist viel mehr.

    Fazit: Um den diplomatischen Eiertanz, auch Deutschlands, um Taiwan zu verstehen, ist es eigentlich unumgänglich, sich mit Bardenhagens sachkundigem Plädoyer für die Insel zu beschäftigen. Bardenhagen macht auch Reportagen über Taiwan im Fernsehen.

    Kategorie: Sachbuch: Politik + Geografie
    Verlag: Herder, Juni 2024

 

Das Geheimnis der Megalithkulturen.

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Geheimnis der Megalithkulturen. ' von Wolfgang Korn
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Geheimnis der Megalithkulturen. "

Format:Broschiert
Seiten:256
EAN:9783730613672
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Rezensionen zu "Das Geheimnis der Megalithkulturen. "

  1. 4
    22. Jun 2024 

    Spannendes Sachbuch über ein faszinierendes Thema.

    Der Autor dieses Buches ist kein Akademiker, sondern ein Wissenschaftsjournalist. Das erkennt man am Schreibstil, denn das Buch ist angenehm flüssig geschrieben und bietet somit eine kurzweilige Lektüre für den Strand jetzt im Sommer.
    Vor uns liegt hier ein umfassendes Werk über Hinkelsteine, Hünengräber und Henges. Die Megalith-Kulturen, wie sie in diesem Buch beschrieben werden, existierten vor allem in Westeuropa von ca. 4800 bis ca. 2500 v.u.Z., also in der Jungsteinzeit und der frühen Kupferzeit, von Portugal bis nach Südschweden, aber auch an den europäischen Mittelmeerküsten von Spanien bis nach Griechenland, vor allem aber auch auf verschiedenen Mittelmeerinseln.
    Dem Autor geht es in diesem Buch um eine Auflistung, Systematisierung und Differenzierung dieser Monumente. Er möchte aber auch erklären, wie sie errichtet worden sind und wozu sie benutzt worden sind. Sehr gut recherchiert und zusammengefasst, interessant aufbereitet und spannend zu lesen.
    Einziges Manko an diesem Buch sind die Fotos. Leider gibt es hier nur Abbildungen in schwarz-weiß und diese sind teilweise auch noch sehr dunkel, laden also absolut nicht zum Schmökern ein. Ich persönlich hätte mir in der Buchmitte einige Seiten Fotopapier mit farbigen Bildern gewünscht.
    Fazit: Empfehlenswert.

 

Die Königin

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Königin' von Prof. Dr. Sebastian Conrad

Inhaltsangabe zu "Die Königin"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:384
EAN:9783549100745
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Griechische Geschichte

Buchseite und Rezensionen zu 'Griechische Geschichte' von Angela Ganter
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Griechische Geschichte"

Format:Taschenbuch
Seiten:128
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406816376
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Rezensionen zu "Griechische Geschichte"

  1. 5
    13. Apr 2024 

    Eine weitere Perle aus der Beck Wissen Reihe.

    Als ich dieses Büchlein in die Hand genommen habe, war ich zunächst etwas irritiert, denn es gibt ja schon einen Band „Griechische Geschichte“ in der Beck Wissen Reihe, nämlich vom großartigen, aber leider verstorbenen Detlef Lotze, welcher natürlich auch in meinem Regal steht. Also habe ich das direkt herausgezogen, um sie zu vergleichen.
    Während hier der Untertitel lautet „Von der Bronzezeit bis zum Hellenismus“, lautete er damals „Von den Anfängen bis zum Hellenismus“. Und genau das ist der große Unterschied zwischen diesen beiden Werken, was wohl einerseits den aktuellen Wissensstand widerspiegelt, andererseits aber auch das persönliche Interesse der Autoren. Jedenfalls blieb Lotze damals mit seinen „Anfängen“ sehr vage, handelte die Bronzezeit knapp ab, übersprang die sog. „Dunklen Jahrhunderte“ (insgesamt sieben Seiten für all das) und begann erst mit der Archaik ausführlicher zu werden. Ganter hingegen spricht ausführlich über all diese Dinge und braucht dafür 27 Seiten, bevor sie zur Archaik kommt.
    Während man hier bei Ganter das Gefühl hat, dass sie mathematisch ausgerechnet hat, wieviele Seiten sie pro Periode (Anfänge [27 Seiten], Archaik [29], Klassik [27], Hellenismus [26]) benutzen kann, um allen ungefähr gleich viel Raum zu geben, hat Lotze damals der Klassik viel mehr Platz als dem Rest eingeräumt [41 Seiten], gefolgt von der Archaik [35], abgeschlagen davon der Hellenismus [22] und eben die Anfänge kaum erwähnt [7].
    Ich möchte damit nicht sagen, dass der Band von Lotze schlecht ist, er hat halt einen eindeutigen Fokus, während jetzt der Band von Ganter die gesamte Griechische Geschichte gleichmäßig und gleichwertig präsentiert, in dem Sinne also ein umfassenderes Bild liefert.
    Fazit: Sehr zu empfehlen.

 

Byzanz

Buchseite und Rezensionen zu 'Byzanz' von Johannes Preiser-Kapeller

Inhaltsangabe zu "Byzanz"

Format:Taschenbuch
Seiten:352
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406806803
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Meuterei im Paradies

Buchseite und Rezensionen zu 'Meuterei im Paradies' von Simon Füchtenschnieder
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Meuterei im Paradies"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:304
Verlag: Klett-Cotta
EAN:9783608987737
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Rezensionen zu "Meuterei im Paradies"

  1. Die Rolle der Bounty im Kolonialismus des 18. Jhdts

    Zum Autor (Quelle: Verlag):

    Simon Füchtenschnieder, geboren 1980 in Salzkotten, studierte Anglistik und Geschichtswissenschaft an der Universität Bielefeld und dem University College Dublin (Irland). Für dieses Buch forschte er u.a. in London und Sydney. Seine Arbeitsschwerpunkte gelten der britischen Seefahrtsgeschichte des 18. Jahrhunderts.

    Mein Lese- Eindruck:

    Auf dem Cover ein Dreimaster in voller Fahrt auf stürmischer See – dazu der Titel! Sofort sind die Assoziationen da: an die berühmteste Meuterei der Seefahrtsgeschichte, an das faszinierende Zeitalter der Eroberungen und Entdeckungen, an spannende Abenteuer, Karibik, Stürme, Lebensgefahr und Heldentaten. Kindheitserinnerungen werden wach.

    Simon Füchtenschnieder beginnt seine Ausführungen nicht mit der Meuterei, sondern mit ihrem Schlusspunkt: der Aussetzung des Kapitäns Bligh am 28. April 1789, zusammen mit 18 seiner Leute. Nach diesem spektakulären Beginn wendet er sich der eigentlichen Aufgabe der „Bounty“ zu, nämlich der Verpflanzung des Brotfruchtbaumes von Tahiti auf die Zuckerrohrplantagen der Westindischen Inseln, um die Ernährung der Sklaven preisgünstig und effizient zu gestalten.

    Diesen Tatsachenkern unterfüttert der Autor sehr schön mit einer Fülle von Ausführungen. So erfährt der Leser einiges über Meutereien im 18./19. Jhdt und die Besonderheit der Meuterei auf der „Bounty“, nämlich die Aussetzung des Kapitäns auf hoher See in einem völlig überfüllten Beiboot, zudem unzureichend ausgestattet. Der Leser fragt sich: Besteht ein Zusammenhang mit der Tatsache, dass es im selben Jahr 1789 auch auf dem europäischen Festland gärte und hierarchische Strukturen zusammenbrachen?

    Interessante Hintergründe entfalten sich. Der Autor beleuchtet die Kooperation der Navy mit wissenschaftlichen Organisationen mit dem dezidiert machtpolitischen Ziel, den britischen Handel weltweit zu etablieren und das Empire zu vergrößern und zu stabilisieren. In dieses Interessengefüge ordnen sich auch zahlreiche Pflanzentransfers ein, u. a. der des Brotfruchtbaumes. Es gelingt dem Autor sehr schön, diese globalen Zusammenhänge aufzuzeigen. Dazu kommt eine Fülle von Informationen z. B. über die Betriebsformen der Zuckerrohrplantagen, das Leben der Sklaven, die unterschiedlichen europäischen Wahrnehmungen der indigenen Südsee-Bevölkerung, das Tätowieren, die hierarchischen Strukturen und die Sicherung der Disziplin an Bord, über Sir Joseph Banks, den geistigen Vater der Expeditionen, über den Prozess gegen die Meuterei, und so fort. Ein spannendes und buntes Panoptikum, dem man als Leser gerne folgt!

    Jede Feststellung wird sauber belegt und zeigt die langwierige und akribische Recherche-Arbeit des Autors. Dabei fördert er keine neuen Erkenntnisse zutage (Kapitän Bligh ist aufgrund der Quellenlage schon längst vom Vorwurf der Leuteschinderei freigesprochen), aber er fügt die unterschiedlichen Sachverhalte zu einem beeindruckenden Gesamtbild zusammen.

    Die sprachliche Ausgestaltung ist nicht so erfreulich. Immer wieder finden sich Redundanzen. So hätte ich mir z. B. einen pointierteren Vergleich der Berichte zur Meuterei gewünscht, um nicht mehrfach dasselbe lesen zu müssen.

    An anderen Stellen wiederum bemüht sich der Autor, Wiederholungen zu vermeiden. Da heißt es „der Londoner“ oder „der Mann aus Wells-next-the-Sea“, oder „der Mann aus Norfolk“ etc.. Verflixt! Wer ist gemeint? Fryer? Nein, Portlock? Habe ich nicht aufgepasst? Wo stehen nochmal die Wohnorte der Besatzung? Jeder Teilnehmer eines Rhetorik-Seminars hätte dem Autor den guten Rat gegeben, diesen Unsinn zu lassen und einfach beim Namen zu bleiben, damit der Leser/Hörer nicht durch solche Rätsel abgelenkt wird und sich ganz auf den Text konzentrieren kann.

    Fazit: Ein kenntnisreiches und informationsreiches Buch über ein spannendes Kapitel der Weltgeschichte.
    Lese-Empfehlung!

    4,5/5*

 

Die wahre Geschichte der Wikinger

Buchseite und Rezensionen zu 'Die wahre Geschichte der Wikinger' von Neil Price

Inhaltsangabe zu "Die wahre Geschichte der Wikinger"

Mit zahlreichen Karten, Illustrationen und farbigen Abbildungen gibt der weltweit renommierte Experte Neil Price einen verblüffenden Einblick in die Welt der Wikinger: Waren sie wirklich die brandschatzenden Seefahrer und gewaltsamen Eroberer aus den Legenden? »Die wahre Geschichte der Wikinger« stellt die gängigen Vorurteile auf den Prüfstand und zeigt uns die echten Menschen hinter dem Mythos. Basierend auf neuesten archäologischen Funden, zahllosen Textquellen und nicht zuletzt der nordischen Mythologie selbst zeigt Neil Price uns die Wikinger erstmals so, wie sie selbst sich sahen. Fundiert und überraschend lebendig schildert er ihr Alltagsleben und ihre reiche Kultur: Wie übten sie ihre Religion aus, wie gestalteten sie Politik? Welche Rolle hatte die Frau, und wie zentral war Gewalt? Von Eirík I., genannt Blutaxt, der sich den norwegischen Thron erkämpfte, bis zur isländischen Entdeckerin Gudríd, die bis nach Amerika reiste, ist dies die definitive Geschichte der Wikinger und ihrer Zeit, opulent ausgestattet und prächtig bebildert. »Tausende von Büchern wurden über die Wikinger geschrieben – dies ist eines der allerbesten.« Sunday Times

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:768
Verlag: S. FISCHER
EAN:9783103972559
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Vom Zauber des Untergangs

Buchseite und Rezensionen zu 'Vom Zauber des Untergangs' von Dr. Gabriel Zuchtriegel
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Vom Zauber des Untergangs"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:240
EAN:9783549100486
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Rezensionen zu "Vom Zauber des Untergangs"

  1. Vom Zauber des Wieder-Entdeckens

    Zum Autor:

    Gabriel Zuchtriegel erhielt nach seiner Dissertation über Ausgrabungen in Gabii ein Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts, leitete verschiedene Ausgrabungen in Italien und wurde schließlich 2015 zum Direktor des Archäologischen Parks von Paestum berufen. 2020 nahm er zusätzlich zu deutschen die italienische Staatsbürgerschaft an. 2021 übernahm er von Massimo Osanna die Leitung des Archäologischen Parks von Pompeji.

    Mein Lese-Eindruck:

    „Das Land der Griechen mit der Seele suchend“ (Goethe, Iphigenie)

    „Vom Zauber des Untergangs“. Dieser Titel befremdet zunächst. Welchen Zauber hat ein Untergang, der Untergang einer ganzen Stadt?

    Pompeji ist eine der berühmtesten Ausgrabungsorte der Welt, und seine Faszination dauert ungebrochen bis heute an. Jeder Besucher steht staunend vor luxuriösen Villen mit beeindruckenden lebensfrohen Wandmalereien, und das Staunen mischt sich mit Grauen und Erschütterung beim Anblick der Abgüsse von Opfern des Untergangs. Der Untergang selber ist gut dokumentiert, v. a. durch die Aufzeichnungen von Plinius d. J., der wiederum auf die Beobachtungen seines Onkels Plinius d. Ä. zurückgreift. Ein heftiges Erdbeben hatte schon Jahre vorher (62 n. Chr.) den Ausbruch angekündigt. Teile der Stadt wurden zerstört, die Reichen zogen sich in ihre Landhäuser zurück und warteten dort die Instandsetzung ihrer Stadtpaläste ab. Im Oktober 79 n. Chr. kam es dann zu der Katastrophe, die nicht nur Pompeji, sondern auch die umliegenden Städte Stabiae, Herculaneum und Oplontis zerstörte. Pompeji wurde unter einer meterhohen Schicht kleinerer und größerer Gesteinsbrocken begraben, bevor ein pyroklastischer Strom alles Leben in Sekundenschnelle vernichtete.

    Zuchtriegel bezeichnet sich selber als Archäologe „mit Schlagseite“, und tatsächlich geht er mit anderen Vorstellungen an die Archäologie heran als seine Vorgänger. Ein Ansatzpunkt ist folgender Gedanke: „Wenn wir als Gesellschaft in Denkmalschutz und Forschung investieren, was können Denkmalschutz und Forschung der Gesellschaft zurückgeben?“ Er sieht also die Archäologie in der Pflicht gegenüber der Gesellschaft. Diese Auffassung setzt er um, indem er z. B. einen Theaterworkshop mit Jugendlichen aus problematischen Verhältnissen durchführen ließ, der mit der Aufführung von „Die Vögel“ von Aristophanes im Ruinentheater endete. Damit holt er nicht nur die Archäologie aus ihrem Elfenbeinturm heraus, sondern schafft zugleich eine Anbindung der Anwohner an „ihre“ Ausgrabungsstätte.

    Damit zusammen hängt auch Zuchtriegels Überzeugung, die Fundstücke nicht im Museum zu präsentieren, sondern sie in ihrem Kontext zu belassen. Hier erweist sich Zuchtriegel als Anhänger der sog. Diskursanalyse von Michel Foucault, der darauf hinwies, dass jede Erkenntnis immer geprägt ist vom Forschenden selber, seinem Hintergrund, seiner Persönlichkeit, seinen Vorlieben etc. Dagegen ist es oft der Kontext eines Fundstückes, der genauere Erkenntnisse zulässt. Gleichzeitig befreit er aber damit die Ausgrabungsstätte von ihrer rein musealen Funktion und verleiht ihr Leben.

    Und so wandert Gabriel Zuchtriegel in seinem Buch von einem Thema zum nächsten, und jedem Kapitel merkt man seine Begeisterung für seinen Beruf an. Er erzählt von neuen Ausgrabungen, z. B. einer 16 qm kleinen Kammer, die als Lagerraum, aber offensichtlich auch als Schlafraum für Sklaven genutzt wurde. Und so erfährt der Leser auch von den weniger schönen Seiten der Stadt und der weniger privilegierten Bevölkerung: beengte Wohnverhältnisse, erdrückende Armut, „man aß Brot, und das war’s“, Lebensmittelknappheit. Zuchtriegel errechnet eine Zahl von 45.000 Einwohnern: eine übervölkerte Stadt, „ständig am Rand einer sozialen Katastrophe“. Diese Ausgrabung war für Zuchtriegel deshalb so außerordentlich, weil sie den „Seltenheitswert des Alltäglichen“ zeigte.

    Andere Kapitel wenden sich der Verbindung von Kunst und Religion zu und der neuen monotheistischen Sekte des Christentums, andere der für unsere Begriffe wesentlich freizügigeren Sexualität, den Darstellungen von Hermaphroditen, der Bedeutung der griechischen Kunst für die Römer, dem Aufstieg des Gottes Dionysos, den Mysterienkulten, der Lage der Sklaven und der freigelassenen Sklaven, den Zusammenhang von Bild und Ritus, man liest Deutungsversuche von Fresken, quellenkritische Überlegungen und so fort – und immer belegt an Ausgrabungsfunden und mit Bildern illustriert (die man leider im Anhang nachschlagen muss).

    Und damit beantwortet Zuchtriegel auch die Frage, die der Titel aufwirft: Worin liegt der Zauber eines Untergangs?

    Die Ausgrabungen begannen 1748, und seitdem hält dieser Zauber an: eine erstarrte Stadt und eine vergangene Lebensweise wird wieder lebendig und wir tauchen ein in die Alltagswelt unserer Vorfahren. Erst der Untergang und das Vergessen ermöglichen „den Zauber des Wiederfindens und Bewahrens“. Es geht Zuchtriegel nicht darum, einen musealen Katalog zu erstellen, um damit eine Sehenswürdigkeit nach der anderen abzuhaken. Dieses Vorgehen nennt er das „Sammlersyndrom“. Was Zuchtriegel will, ist etwas anderes. Ein antikes Kunstwerk ist für ihn nicht nur ein museales Objekt, sondern – frei nach Foucaults Diskurstheorie – es tritt mit uns in einen Dialog ein und sollte nicht nur rational, sondern auch emotional und in seiner Funktion erfasst werden. Zuchtriegel will, dass die Fundstücke und der Ort als Ganzes für den Betrachter lebendig werden und sein Innerstes ansprechen, ihn als Mitmenschen berühren. „Das Land der Griechen mit der Seele suchen“, nannte es Goethe.

    Das Buch richtet sich daher dezidiert an Laien und spricht eine Sprache, die jeder versteht. Nichts steht der Verzauberung im Wege!

    Fazit: ein ungemein lebendiges Buch, eine Einladung zu einer vorurteilsfreien Begegnung mit unseren Vorfahren.

 

Die Öffnung der Welt

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Öffnung der Welt' von Angelos Chaniotis

Inhaltsangabe zu "Die Öffnung der Welt"

Format:Taschenbuch
Seiten:544
Verlag: wbg Paperback
EAN:9783534274017
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