Johanna: Erzählung

Buchseite und Rezensionen zu 'Johanna: Erzählung' von Svea-Marie Lysberg

Inhaltsangabe zu "Johanna: Erzählung"

Johanna - eine Erzählung über einen besonderen Weg nach einer traumatischen Erfahrung

Wer ist die kleine Johanna, die ständig in Karolines Nähe ist?
Und wie verrückt darf eine Frau nach dem Erleben einer Fehlgeburt werden?
Durch und durch verrückt, meint Karoline und entdeckt sich neu.
Gar nicht, meint Robert und geht.

Format:Kindle Edition
Seiten:64
Verlag:
EAN:
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Johanna: Erzählung

Buchseite und Rezensionen zu 'Johanna: Erzählung' von Svea-Marie Lysberg

Inhaltsangabe zu "Johanna: Erzählung"

Johanna - eine Erzählung über einen besonderen Weg nach einer traumatischen Erfahrung

Wer ist die kleine Johanna, die ständig in Karolines Nähe ist?
Und wie verrückt darf eine Frau nach dem Erleben einer Fehlgeburt werden?
Durch und durch verrückt, meint Karoline und entdeckt sich neu.
Gar nicht, meint Robert und geht.

Format:Kindle Edition
Seiten:64
Verlag:
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Unorthodox

Buchseite und Rezensionen zu 'Unorthodox' von Deborah Feldman

Inhaltsangabe zu "Unorthodox"

Schon am Tag als »Unorthodox« in den USA erschien, führte dieser aufrührende autobiografische Bericht schlagartig die Bestsellerliste der New York Times an und war sofort ausverkauft. Wenige Monate später durchbrach die Auflage die Millionengrenze. Die amerikanische Presse erklärte den Erfolg von Deborah Feldman und ihrem Buch so: Noch nie hat eine Autorin ihre Befreiung aus den Fesseln religiöser Extremisten so lebensnah, so ehrlich, so analytisch klug und dabei literarisch so anspruchsvoll erzählt.
In der chassidischen Satmar Gemeinde in Williamsburg, New York, herrschen die strengsten Regeln einer ultraorthodoxen jüdischen Gruppe weltweit. Die Satmarer, wie sie sich seit ihrer Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg nennen, sehen im Holocaust eine von Gott verhängte Strafe. Um eine Wiederholung der Shoa zu vermeiden, führen sie ein abgeschirmtes Leben nach strengen Vorschriften. Sexualität ist ein Tabu, Ehen werden arrangiert, im Alltag wird Jiddisch gesprochen, Englisch gilt als verbotene, unreine Sprache. Nach Schätzungen zählt die Gemeinde heute 120.000 Mitglieder, denen sie ein Netz an Sicherheit gewährt - ohne jegliche Freiheit.
Deborah Feldman hat schon als Kind Anstoß an der strikten Unterwerfung unter die vom Gründungsrabbiner der Sekte aufgestellten Lebensgesetze genommen, an der Ausgrenzung, der ärmlichen Lebensweise und der Unterordnung der Frau. Ihr Gerechtigkeitsempfinden und ihr Wissenshunger haben sie - verstärkt durch verbotene Literatur - angetrieben, ihren Alltag zu hinterfragen. Stets hat sie Angst, entdeckt und bestraft zu werden, und ihren einzigen Ausweg aus der Enge ihrer Welt zu verlieren. »Unorthodox« führt in die einzigartige Welt von Kindheitserlebnissen, die voller Unschuld scheinen und Einblick geben in alte jüdische Traditionen.

Lesern von "Unorthodox" gefiel auch

Format:Kindle Edition
Seiten:319
EAN:
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Esther, das Wunderschwein

Buchseite und Rezensionen zu 'Esther, das Wunderschwein' von Steve Jenkins
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Esther, das Wunderschwein"

Als eine Bekannte den Tierfreund Steve Jenkins fragte, ob er nicht ein Minischwein adoptieren wolle, wusste Steve, dass sein Lebensgefährte Derek nicht gerade begeistert sein würde. Dennoch willigte er ein, sich des süßen kleinen Ferkels anzunehmen. Eine Entscheidung, die Dereks und sein Leben für immer verändern sollte. Denn rein gar nichts an Esther war »Mini« – in drei Jahren wurde sie zu einem ausgewachsenen Hausschwein von 335 Kilo. Doch trotz aller Schwierigkeiten und einer Menge buchstäblicher »Schweinereien« liebten die beiden Esther: nur wie sollte es in ihrer Stadtwohnung mitten in Toronto mit der tierischen WG weitergehen? Wieder fassten sie einen weitreichenden Entschluss: per Crowdfunding finanzierten sie ein Gnadenhof-Projekt für ehemalige Nutztiere. Heute leben sie mit Esther und vielen anderen tierischen Freunden auf dem Land in Ontario im Happily Ever Esther Farm Sanctuary.


Format:Kindle Edition
Seiten:257
Verlag: btb Verlag
EAN:
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Rezensionen zu "Esther, das Wunderschwein"

  1. 5
    02. Jul 2017 

    Esther, das Wunderschwein

    Was für ein schönes Buch. Ich habe es mit großem Interesse gelesen. Wenn jemand wissen möchte, was ich unter einem Paradies verstehe, dann ist es diese Welt, die in dem Buch beschrieben wird. Eine Welt, in der Menschen und Tiere zusammenleben, und niemand sterben oder gequält werden muss, nur damit ein anderes Leben leben darf, wobei auf unserem Planeten Erde es der Mensch ist, der über Leben und Tod anderer Lebewesen entscheidet.

    Ich habe das Buch gestern ausgelesen und es geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Viele Szenen arbeiten noch in mir. So vielen Menschen habe ich von dem Buch erzählt, und alle wollen es von mir ausgeliehen bekommen. Ich habe dabei aber nur ein Problem. Ich kann mich von dem Buch überhaupt nicht mehr trennen, und so habe ich vor, ein oder zwei Exemplare im Buchhandel zu erwerben, die ich dann ausleihen werde.

    Ich habe schon zwei Katzen, und hatte immer auch mit dem Gedanken gespielt, mir ein kleines Zwergschweinchen anzuschaffen. Aber von diesem Gedanken bin ich nun wieder abgekommen, da es so etwas wie Zwergschweine gar nicht gibt, und ich nicht die Möglichkeit habe, es diesen beiden Tierschutzaktivisten Steve und Derek gleichzutun, obwohl die beiden es mit dem Schweinchen auch nicht leicht hatten. Ganz im Gegenteil ... Selbst die Partnerschaft der beiden wurde durch das Schweinchen auf eine harte Probe gestellt ...

    Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:

    "Als eine Bekannte den Tierfreund Steve Jenkins fragte, ob er nicht ein Minischwein adoptieren wolle, wusste Steve, dass sein Lebensgefährte Derek nicht gerade begeistert sein würde. Dennoch willigte er ein, sich des süßen kleinen Ferkels anzunehmen. Eine Entscheidung, die Dereks und sein Leben für immer verändern sollte. Denn rein gar nichts an Esther war »Mini« – in drei Jahren wurde sie zu einem ausgewachsenen Hausschwein von 335 Kilo. Doch trotz aller Schwierigkeiten und einer Menge buchstäblicher »Schweinereien« liebten die beiden Esther: nur wie sollte es in ihrer Stadtwohnung mitten in Toronto mit der tierischen WG weitergehen? Wieder fassten sie einen weitreichenden Entschluss: per Crowdfunding finanzierten sie ein Gnadenhof-Projekt für ehemalige Nutztiere. Heute leben sie mit Esther und vielen anderen tierischen Freunden auf dem Land in Ontario im Happily Ever Esther Farm Sanctuary."

    Dieses sogenannte Minischwein hat es schließlich mit der Zeit auf satte 300 Kilo auf die Waage gebracht. Was die Züchter*innen anpreisen, ist regelrecht verantwortungslos, da viele Ferkelchen wegen der zunehmenden Größe nicht bei dem Menschen bleiben können, der es ursprünglich aufgenommen hatte. Steve stellt sich die Frage:

    "Wo wäre Esther wohl gelandet, wenn sie nicht zu uns gekommen wäre? In einem käfigartigen Kastenstand in einem Maststall. Ich frage mich manchmal, was aus dem Rest wohl geworden sein mag. Woher soll man wissen, ob die Packung Frühstücksspeck im Laden nicht von Esthers Angehörigen stammt? Vielleicht aus einem Wurf ihrer Schwester? Und falls nicht, ist es doch auf jeden Fall das Fleisch von geschlachteten Schweinen, intelligenten Schweinen mit einer ganz eigenen Persönlichkeit, die fähig waren, Liebe und Zuneigung auszudrücken – so wie Esther." (2016,72)

    Manche Minischweine landen im Tierheim und werden dort geschlachtet, manche landen gleich im Schlachthaus. Esther hatte Glück, sie kam zu Steve und Derek, wo sie leben und sich entfalten durfte.

    Besonders Steve fühlt sich ganz stark zu Tieren hingezogen, der total unvorbereitet dieses Schweinchen aufgenommen hat, das er nicht mehr hergeben konnte, selbst als Esther schon ausgewachsen war, und sie viel Raum benötigte. Aber dieses Schwein hat trotz der großen Anforderungen Steves und seines Partners Leben total verändert. Positiv versteht sich.

    Das Schweinchen Esther entpuppte sich als familientauglich. Es war anhänglich und wahnsinnig intelligent. Es entwickelte eigene Charakterzüge, sodass Steve und Derek gelernt haben, Esther als eine Persönlichkeit zu betrachten. Es war nicht irgendein Schwein, irgendein Tier, nein, sie wurde mit der Zeit als eine richtige Persönlichkeit angesehen.

    Die beiden besaßen, noch bevor Esther bei ihnen eingezogen ist, schon zwei Katzen und zwei Hunde und Esther unterschied sich von ihrem Charakter nicht sonderlich von denen der Hunde und der Katzen.

    Steve und Derek waren, was die Ernährung betrifft, ganz gewöhnliche Menschen. Sie konsumierten Fleisch, ohne sich dabei etwas zu denken. Bis an dem Tag, an dem Derek zum Frühstück Speck auf dem Herd briet. Den Speckgeruch, den sie sonst so sehr geliebt hatten, haben beide plötzlich als unangenehm empfunden. Plötzlich machte es Klick im Kopf, der Groschen ist nun bei beiden halbwegs gefallen:

    "Ich würde nie Hundefleisch essen. Und ab jetzt auch keinen Frühstücksspeck.(…) Ich trat zu Derek an den Herd. >>Ich glaube nicht, dass ich das essen kann<<, sagte ich, um mich bemerkbar zu machen. Er bat mich, es zu wiederholen. Also tat ich es. >>Ich kann das nicht essen. Ich esse diesen Speck nicht. Es graut mir davor. <>Ich auch nicht, glaube ich. <>Freunde vom Bauernhof<< den Sprung in unsere Köpfe noch nicht geschafft. Es war ein treffendes Beispiel dafür, wie man vor etwas die Augen verschließt und eine Mauer um sich herumzieht," (ebd).

    Bevor Esther zu ihnen kam, hatten sie für ihren Fleischkonsum immer eine passende Rechtfertigung. Doch nun, seit Esther bei ihnen lebt, passen die Rechtfertigungen nicht mehr, und so fingen sie an, Bewusstsein auch für andere (Nutz)-Tiere zu entwickeln:

    "Dann wiederum fand ich mich in der Fleischabteilung des Supermarkts wieder und litt unter einem würgenden Gefühl des Unwohlseins, weil auf einmal alles in den Truhen ein Gesicht hatte. Konnte ein Steak oder eine Speckschwarte nicht mehr nur als ein Produkt betrachten. Jedes einzelne Kotelett im Laden hätte Esther sein können, und dabei kam es mir richtig hoch." (73)

    Hier haben Steve und Derek den Prozess abgeschlossen, indem es ihnen gelungen ist, ihr Bewusstsein auf alle Tiere zu lenken und dazu hatte ihnen Esther verholfen. Sie aßen partout kein Fleisch mehr.

    Ich fand diese Entwicklung so schön, dass ich sie hier auf meiner Besprechung unbedingt festhalten möchte, damit auch andere Leser*innen daran teilhaben können. Ich selbst besitze zwar kein Schwein als Haustier, aber mir geht es genauso wie Steve, in jeder Fleischverpackung sehe ich das Gesicht des geschlachteten Tieres.

    Mein Fazit?

    Steve und Derek mussten sich durch Esther ein neues Zuhause suchen, da das alte von der Quadratmeterzahl nicht mehr ausgereicht hat. Mit Hilfe von Spendern konnten sie sich eine Farm aneignen und daraus einen Gnadenhof machen. Sie adoptierten noch andere Tiere, die gequält, ausgesetzt oder geschlachtet hätten werden sollen.

    Das Buch ist so liebevoll geschrieben, und die Autoren prangern keine Fleischesser*innen an, weil sie selbst die Erfahrung gemacht haben, dass die Ernährungsumstellung einen mehr oder weniger längeren Prozess erfordert. Manche Tierschutzaktivsten gehen sehr aggressiv mit Fleischkonsumenten um. Derek und Steve sind da ganz anders. Sie sind liebevoll zu Mensch und zu Tier. Außerdem haben sie durch Esther so viel bei anderen bewirkt. Auf der Facebookseite, eine Esther-Seite, bekamen sie so viele Fans, alle lieben sie Esther, alle haben sie in ihr Herz geschlossen, sodass viele darunter waren, die durch sie den Fleischkonsum ganz von alleine eingestellt haben. Und dies ohne Belehrungen, ohne gehobenen Zeigefinger. Einfach nur aus Liebe zum Tier. Steve und Derek haben es ihren Follower einfach vorgelebt.

    Aber ich verstehe auch die aggressiven Tierschutzaktivist*innen. Täglich diese qualvollen Bilder vor Augen zu haben, wie Tiere für den menschlichen Gaumen gequält und geschlachtet werden, oder wenn die Tiere in der Pelztierfarm bei lebendigem Leib gehäutet werden .. . Diese Bilder und dieses Wissen darüber verursacht bei Gegner*innen einen enormen Schmerz in der Brust. Diese furchtbaren Bilder bekommt man einfach nicht mehr aus dem Kopf, selbst wenn man sich noch so sehr darum bemüht, sie wieder zu vergessen. Aber wegschauen geht auch nicht, sonst kann man nichts verändern, und die Tiere leiden unendlich weiter.

    Habe soeben in den Nachrichten vernommen, dass die Vegetarier*innen in Deutschland zwar zugenommen hätten, gleichzeitig aber auch der Fleischkonsum. Die industrielle Massentierhaltung würde dadurch immer größer werden. Wie furchtbar traurig.

    Ich überlege, ob ich dieses Buch in meiner Literaturgruppe vorlesen werde, um noch mehr Menschen diese Liebe zum Tier nahe zu bringen.

    Tiere sind wie Menschen, sie müssen bei jemanden sein, der sie liebt.

    __________
    Die Vorstellung, dass manche Leben weniger wert sind als andere, ist die Wurzel allen Übels auf der Welt.
    (Anthropologe Dr. Paul Farmer, zitiert von Steve und Derek)

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Der Trinker: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Trinker: Roman' von Hans Fallada

Inhaltsangabe zu "Der Trinker: Roman"

Untergang eines Kleinbürgers
In gut zwei Wochen, bis zum 21. September 1944, schrieb Fallada seinen persönlichsten Roman nieder. Zu der Zeit lebte er auf richterlichen Beschluss für dreieinhalb Monate in der Strelitzer Landesanstalt. Vorangegangen war ein Streit mit seiner geschiedenen Frau, bei dem Fallada einen ungezielten Schuss aus seinem Terzerol abgab. „Solange ich schreibe, vergesse ich die Gitter vor dem Fenster“, teilte er seiner Mutter in einem Brief mit. Umgeben von kranken Kriminellen, Wärtern und Pflegern, selten ungestört, schrieb Fallada nicht nur den Roman, sondern noch fünf Erzählungen und seine Sicht auf die Nazizeit nieder. Um das Manuskript zu schützen, tarnte er es durch Unleserlichkeit: fertige, eng beschriebene Manuskriptblätter stellte er auf den Kopf und schrieb in den Zwischenräumen zurück. Mitunter wiederholte er den Vorgang, so dass die Seiten wie mit einer Geheimschrift bedeckt erschienen. In monatelanger Entzifferungsarbeit wurde der Roman nach Falladas Tod im Aufbau-Verlag rekonstruiert. In dieser Fassung erschien er als Lizenzausgabe 1950 im Rowohlt-Verlag, 1953 im Aufbau-Verlag.

„Ein zeitloses Dokument über die Abgründe einer Sucht.“ Nürnberger Nachrichten

„Indem Hans Fallada das Leiden Sommers beschrieb, legte er auch Zeugnis von sich selbst ab.“ Der Tagesspiegel

Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:305
EAN:
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Die Frau im Orient-Express

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Frau im Orient-Express' von Lindsay Jayne Ashford

Inhaltsangabe zu "Die Frau im Orient-Express"

Die gefeierte Krimiautorin Agatha Christie steigt heimlich und unter falschem Namen in den legendären Orient-Express, um nach Bagdad zu reisen. Sie steckt in einer Krise, will den Skandal um ihre Scheidung vergessen und möchte auf keinen Fall erkannt werden. Erst als sie im Zug die Archäologin Katharina und die junge Nancy kennenlernt, spürt sie, dass die Reise für sie zu einem Neuanfang werden könnte. Voller Abenteuerlust beschließt sie, Katharina bei ihrer Ausgrabung in Mesopotamien zu besuchen. Eine schicksalhafte Entscheidung, wie sich herausstellen wird …

Ein biografischer Roman um eine der bekanntesten Figuren der englischen Literatur, der uns entführt in die Welt des Orients mit all seinen exotischen Gebräuchen, faszinierenden Widersprüchen und der jahrtausendealten Kultur.

Format:Kindle Edition
Seiten:386
EAN:
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Die Spionin

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Spionin' von Paulo Coelho
3.65
3.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Spionin"

Wer ist die Frau hinter dem schillernden Mythos? Paulo Coelho schlüpft in ihre Haut und lässt sie in einem fiktiven, allerletzten Brief aus dem Gefängnis ihr außergewöhnliches Leben selbst erzählen: vom Mädchen Margarethe Zelle aus der holländischen Provinz zur exotischen Tänzerin Mata Hari, die nach ihren eigenen Vorstellungen lebte und liebte und so gleichsam zu einer der ersten Feministinnen wurde. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, lässt sie sich – erotisch wie politisch – auf ein gefährliches Doppelspiel ein.

Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:126
EAN:
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Rezensionen zu "Die Spionin"

  1. Mata Hari - Eine Spionin?

    „Wer war die Frau hinter dem schillernden Mythos?“ Wem ist Paulo Coelho da auf der Spur? Für wen springt er in die Breche und schreibt einen letzten Brief?

    Am 07.08.1876 wird in Leuwarden eine Frau geboren: Margaretha Geertruida Zelle. Ein künstlerisch begabtes Mädchen, das ihren zukünftigen Ehemann mit 19 Jahren durch eine Zeitungsannonce kennen lernt. Mit diesem reist sie nach Java und nennt sich später MATA HARI, das bedeutet SONNE oder AUGE DES TAGES. Die Ehe bringt kein Glück, ein Sohn stirbt im dritten Lebensjahr, mit einer Tochter wird sie kaum Verbindung haben.

    Doch nach ihrer Rückkehr startet sie eine „Karriere“ als Tänzerin, die sie berühmt machen wird. Das, was sie tanzt, hat nicht viel mit den javanischen nebst anderen exotischen oder orientalischen Tänzen zu tun, als die sie ihre Darstellungen in den Städten Europas ausgibt. Aber sie begeistert ihr (männliches) Publikum, sei es von Adel oder seien sie Bürger. Mata Hari setzt ihre Kunst (?) und ihren Körper ein, um ihr nicht immer aber doch oft luxuriöses Leben zu ermöglichen. So lernt sie natürlich Männer kennen, die genau dies ausnutzen wollen, am Vorabend des 1. Weltkrieges. Dadurch wird sie, älter geworden und nicht mehr erfolgreich, ich würde sagen durch Naivität, zur Spionin bzw. zur Gegenspionin. Frankreich und das Deutsche Kaiserreich wollen sich ihrer bedienen und sie verstrickt sich in kleine und größere Schwindeleien, vermutete Spionage wird ihr zum Verhängnis. Sie wird angeklagt und am 15. Oktober 1917 tritt sie vor ein Peloton.

    Dieser Frau nimmt der brasilianische Schriftsteller an, er schreibt ihren letzten Brief. So bekommen wir eine Art Biografie, die uns eintauchen lässt in eine unbekannte Welt, die im Aufbruch in die Moderne ist, was zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzende Freizügigkeit bedeutet. Benutzt, geliebt und angebetet, wird die einst schillernde Femme fatale am Ende keine wirksame Unterstützung einstiger Bewunderer erhalten.

    Der biografieartige Brief wird der Leserin, dem Leser zeigen, dass es mit der Spionage offenbar nicht weit her war, auch wenn die Dame als H21 in der Abteilung IIIb des deutschen Generalstabes, dem militärischen Nachrichtendienst, geführt wurde. Hier zeigt uns der Autor eine verletzliche, naive, nach Liebe suchende Künstlerin, die mit ihrer Kunst zwar brillierte, welche aber der offiziellen Moral entgegenstand.

    Hätte es Coelho dabei belassen, wäre das im Diogenes Verlag 2017 verlegte Taschenbuch nur ein Buch unter vielen anderen über Mata Hari gewesen. Als einziger Vorzug hätte sich danach das Jahr der Herausgabe erwiesen: Seit der Hinrichtung waren 100 Jahre vergangen. Aber Coelho hängt dem Buch einen zweiten Brief an. Zurück schreibt der Adressat des ersten Briefes, ihr Anwalt Clunet. So manches bestätigt er, einiges relativiert er, vor allem aber zeigt er, dass der Prozess eine Farce war. Es ist aber auch ein sehr persönlicher, ein Anteil nehmender Text, der dieser Frau (zumindest in Coelhos‘ Roman) gerecht wird sowie die Tragik ihres Lebens und Sterbens unterstreicht.

    Paulo Coelho erzählt im Abspann, dass sowohl der französische Hauptankläger kurz nach Mata Haris Exekution selbst wegen Doppelspionage angeklagt wurde. Ebenso geriet der Staatsanwalt später in das Visier der französischen Justiz nach dem 2. Weltkrieg. Er soll gestanden haben, dass der Prozess gegen Mata Hari auf „Vermutungen, Extrapolationen und Annahmen beruht habe: ‚Entre Nous, il n´y avait pas de quoi fouetter un chat – einmal ganz unter uns, wir hatten eigentlich nichts gegen sie in der Hand.“ (Seite 172)

    Die Geschichte dieser Frau wurde (mindestens) zehnmal verfilmt. Die Hauptrollen spielten unter anderen Greta Garbo (1931) Jeanne Moreau (1964) und Natalia Wörner (2017). Die erste war Asta Nielsen – bereits im Jahr 1920 in einer deutschen Produktion. Es gibt Bühnenwerke, Musik, sogar Videospiel, ebenso massenweise Bücher – Biografien, Dokumentationen, Romane...

    Es ist vielleicht etwas vermessen, den Roman Coelhos in diese Reihe einzuordnen, aber für mich scheint es so, dass eben dieses Buch für mich genau das Richtige war.

    Paulo Coelho hat gesagt:
    „Sie war eine der ersten Frauen des 20. Jahrhunderts,
    die von Männern des 19. Jahrhunderts hingerichtet wurde.“

    „Das war mein Leben. Ich bin die Nachtigall,
    die für die Liebe alles gegeben hat und darüber starb.“

    Paulo Coelho hatte es bisher nicht in unseren Blog geschafft. Der Grund ist schlicht: Der Blogger zumindest hatte kein Buch von ihm gelesen. Seit dem Besuch eines Konzerts Nine Secrets des Weltstars Ute Lemper über Die Schriften von Accra von Paulo Coelho schlich er immer wieder um die Auslagen in diversen Buchhandlungen drumrum. Wie gelegentlich schon geschehen, waren es dann Buchbesprechungen anderer Blogger, die ihn zugreifen ließen. Der 1947 geborene Autor hat eigene Erfahrungen mit der Psychiatrie in der brasilianischen Militärdiktatur gesammelt, vielleicht kommt daher die Suche nach spirituellen Dingen, die sich in solchen Lebensweisheiten niederschlagen.

    © Bücherjunge

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  1. Der Mythos bleibt ein Mythos

    Mata Hari – Tänzerin, Verführerin, Spionin, Feministin? Fast jedem ist der Name ein Begriff, doch wer war die Frau, die sich hinter diesem berühmten Namen verbirgt?
    Geboren als Margaretha Zelle in der niederländischen Provinz, langweilt sich die junge Frau so, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, auf eine Kontaktanzeige antwortet und kurz darauf dem 21 Jahre älteren Offizier Rudolph MacLeod nach Niederländisch-Ostindien folgt. Allerdings findet sie dort nicht das erhoffte exotische Paradies. Ihr Ehemann entpuppt sich als eifersüchtig, oft alkoholisiert und gewalttätig. Bei einem Aufenthalt in Holland lässt sie Mann und Kind zurück und flieht nach Paris, wo sie sich als orientalische Tänzerin ausgibt. Unterstützung erhält sie immer wieder von Männern, denen sie den Kopf verdreht, die sie verführt oder die sich mit ihrer Bekanntschaft schmücken wollen. So führt sie zwar ein luxuriöses und unkonventionelles Leben, allerdings verkauft sie dafür sich und ihren Körper.
    Dies alles erfährt der Leser in Form eines fiktiven Briefs, den Paulo Coelho die im Gefängnis Saint-Lazare inhaftierte Mata Hari kurz vor ihrer Hinrichtung wegen Hochverrats 1917 schreiben lässt.
    Obwohl der Autor Coelho die ,,Spionin“ ihre Lebensgeschichte selbst erzählen lässt, kommt man dem Mensch Mata Hari nicht wirklich näher. Während man ihre Beweggründe, die langweilige holländische Provinzstadt zu verlassen, noch nachvollziehen kann, fällt dies bei späteren Lebensabschnitten deutlich schwerer. Ein Leben ohne Konventionen, in Freiheit? Um den Preis, sich in die Abhängigkeit von Männern zu begeben, die für ihre Lustbefriedigung bezahlen? Kann man das wirklich als selbstbestimmtes und freies Leben bezeichnen? Mutig, verführerisch und unkonventionell war Mata Hari bestimmt, aber als Feministin würde ich sie nicht bezeichnen. Trotz der teils intimen Lebensbeichte und den authentischen Dokumenten und Fotos im Anhang bleibt die Titelheldin ungreifbar und distanziert. Der eigentliche Mensch hinter dem Mythos hat sich mir leider nicht erschlossen.

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  1. Lässt mich etwas enttäuscht zurück

    Das neueste Buch von Paolo Coelho widmet sich einer schillernden Frau: Mata Hari. In einem Roman will er sich der Persönlichkeit der Spionin, Tänzerin, Liebhaberin, nähern.
    Das Buch beginnt mit einer starken Szene: Mata Haris Gnadengesuch ist abgelehnt worden, die Hinrichtung wird vollzogen. Damit zog mich der Autor sofort in Bann.
    Der nächste Teil besteht aus einem langen Brief Mata Haris an ihre Tochter. Hier flacht für mich die Geschichte bereits ab. Die Beschreibung brachte mir die Persönlichkeit nicht näher. Im Schnelltempo bewegen sie die Beschreibungen durch ihr Leben. Herkunft und Familie werden gestreift, die Vergewaltigung durch den Leiter der Internatsschule und die immer größere Entfremdung zur Familie, sind die ersten Etappen, die in einer lieblosen Ehe mit einem sehr viel älteren Kolonialoffizier münden. Sie begleitet ihren Mann nach Niederländisch-Ostindien und dort lernt sie die Kultur kennen, die sie zu ihrem Künstlernamen und zu ihren tänzerischen Darbietungen inspirieren. So wird aus Margarethe Zeller Mata Hari. Sie wird eine Berühmtheit der Halbwelt, findet reiche Gönner und lebt ihr Luxusleben, bis der Erste Weltkrieg dem ein Ende bereitet und sie neue Einnahmequellen suchen muss.
    Eine dritte Sichtweise bringt der Brief ihres Anwalts, der ihr die Vollstreckung des Urteils ankündigt und der sich und seine Verteidigung rechtfertigt.
    Bilder und Dokumente rahmen die Romanhandlung ein, die mir leider viel zu sehr an der Oberfläche geblieben ist. Die Person Mata Hari hätte sicher viel mehr an Projektionsfläche zu bieten gehabt. So kratzte der Roman nur an der Geschichte, aber ich hätte mir viel mir Tiefe gewünscht. In einem Roman hätte der Autor die Möglichkeit gehabt, der Figur nahe zu kommen; sie zu interpretieren, das ist leider nicht passiert. Auch über die große Frage – Spionin oder nicht – hätte ich gern mehr erfahren.
    So ist mir eigentlich nur ein Satz, gleich zu Beginn des Buches im Gedächtnis geblieben: Ich bin eine Frau, die im falschen Jahrhundert geboren wurde. Ich weiß nicht, ob sich in der Zukunft jemand an mich erinnern wird, aber wenn doch, dann möchte ich nicht als Opfer gesehen werden, sondern als Frau, die mutig ihren Weg gegangen ist und furchtlos den Preis dafür gezahlt hat.“
    Leider trägt das Buch nicht dazu bei, die Erinnerung an Mata Hari lebendig zu halten.

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Auerhaus: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Auerhaus: Roman' von Bov Bjerg
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Auerhaus: Roman"

Sechs Freunde und ein Versprechen: Ihr Leben soll nicht in Ordnern mit der Aufschrift Birth - School - Work - Death abgeheftet werden. Deshalb ziehen sie gemeinsam ins Auerhaus. Eine Schüler-WG auf dem Dorf - unerhört. Aber sie wollen nicht nur ihr Leben retten, sondern vor allem das ihres besten Freundes Frieder. Denn der ist sich nicht so sicher, warum er überhaupt leben soll.

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Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:241
EAN:
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Rezensionen zu "Auerhaus: Roman"

  1. 4
    25. Okt 2015 

    Madness

    Er hat es getan, er hat den Weihnachtsbaum auf dem Dorfplatz umgehauen. Mit seinen Freunden wohnt er im Auerhaus, gerade 18 geworden haben sie im Haus seiner Großeltern eine WG gegründet. Sie sind nicht einfach so ausgezogen, sondern sie sind mit Frieder zusammengezogen, der nach einem Selbstmordversuch nicht mehr in der Klinik bleiben muss, aber auch nicht alleine sein soll und nicht bei seinen Eltern wohnen möchte. Und nun erleben sie die erste Freiheit in der eigenen WG, immer sturmfrei. Und doch müssen sie ihren Alltag organisieren. Und immer sitzt ihnen die Angst im Nacken, dass Frieder es wieder versuchen könnte. Er hat niemandem etwas versprochen.

    Höppner, der mit Frieder seit der neunten irgendwie befreundet ist, erzählt von der Sache mit Frieder und vom Auerhaus, das einer so nennt, weil er das Lied nicht kennt. „Our House“ aus der Zeit als sie gerade volljährig waren. Die Zeit des Abiturs, in der sie unter den doch besonderen Umständen in einer Schüler-WG wohnten und so für Gesprächsstoff im Dorf sorgten. Sie traten aus der Zeit ins Auerhaus. In eine Zeit, die ewig dauert und doch schnell vergeht. Und so richtig erwachsen sind sie nicht, angefangen bei der unorthodoxen Art des Einkaufens über die ausufernden Feten bis zu unheimlichen Begegnungen mit der Polizei.

    In Erinnerungen schwelgend an die eigene Jugend liest man vom Auerhaus, man entdeckt Ähnlichkeiten und auch Unterschiede. Die Feiern, der Gedanke, endlich erwachsen zu sein, der sich erstmal als Irrtum erweist. Eine tragische Freundschaft, eine erste bewusste Begegnung mit dem Tod, die deutlich macht, dass ein Leben irgendwann für immer endgültig vorbei sein kann. Ohne groß darüber zu reden, nehmen sie Frieder in die Mitte und erleben vielleicht ein Jahr, das immer in Erinnerung bleiben wird. Ein Jahr, das in Wirklichkeit ziemlich chaotisch war, in dem sie über die Stränge schlugen. Ein Jahr, das in der Erinnerung das beste ihres Lebens war, in dem sie unschlagbar waren und unsterblich. Ein Jahr, das man auch als Leser nicht so schnell vergessen wird.
    4,5 Sterne

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  1. 4
    23. Aug 2015 

    Birth - School - Work - Death

    Ein Dorf in den 80er Jahren - vor der Zeit der Handys und des Internets. Der Abiturient Höppner fristet dort sein Dasein im alltäglichen Einerlei - Schule, Familie, Aushilfsjob auf der Hühnerfarm. Wenn ihm sein Stiefvater zu sehr auf die Nerven geht, nimmt er sich mit seiner Freundin Vera eine Auszeit und trampt nach Berlin. Die Musterung steht an, es ist fraglich, ob er das Abitur schafft - und was er danach machen will, ist auch noch nicht klar.

    Die anderen Gymnasien hießen Schiller-Gymnasium und Albert-Einstein-Gymnasium. Unseres hieß Gymnasium Am Stadtrand. Die anderen hießen danach, was die Schüler mal werden sollten. Wir hießen danach, wo wir herkamen. (S. 36)

    Aus der Monotonie des Daseins wird Höppner gerissen, als er erfährt, dass sein bester Freund Frieder versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Er besucht ihn ihn der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie - und erkennt, dass nichts mehr sein wird wie zuvor.

    Frieder aß ziemlich hastig und viel. Er war immer als Erster fertig. Dann schob er den Teller von sich weg und sagte: 'Ich bin satt. I am sad.' (S. 61)

    Höppner beginnt vermehrt über sein eigenes Leben nachzudenken - und darüber, wie er seinem Freund helfen kann. Als sie die Möglichkeit erhalten, gemeinsam in das Haus von Frieders verstorbenem Großvater zu ziehen, gibt es kein Zögern mehr. Höpnners Freundin Vera zieht gleich mit ein und mit ihr Cäcilia, eine Schulfreundin Veras, da verteilt sich die Last der Verantwortung auf mehr Schultern. Später gesellen sich noch Harry und Pauline dazu. Eine WG auf dem Dorf - im Auerhaus.

    Seltsam waren die anderen in der Klasse. Die, für die alles so weiterging wie immer. Hätte man sie vor einer Klausur gefrag: 'Wozu lebst du eigentlich?', hätten sie geantwortet: 'Das kommt nicht dran, das müssen wir nicht wissen.' Sie waren auf der Oberschule zu Hause. Sie verpuppten sich, machten Abi und studierten, und wenn der Kokon platzte, sahen sie aus wie ihre Eltern. Sie übernahmen die Praxis, die Kanzlei, das Ingenieurbüro. Sie erbten von ihren Eltern das Abitur und das Leben. (S. 68)

    Birth - School - Work - Death: Diesem Kreislauf wollen Höppner und seine Freunde entfliehen. Mit dem Auerhaus setzen sie einen Kontrapunkt. Gesellschaftliche Regeln gelten nur noch bedingt, sie genießen die Freiheit. Sechs Idealisten, deren Einfallsreichtum nichts weniger ist als Notwehr gegen das Vorgefundene.

    Ihm machte nichts mehr richtig Angst, weil er schon mal gewonnen hatte gegen die allergrößte Angst, die es gab. (S. 88)

    Aus der Sicht Höppners wird diese Geschichte erzählt. Der Schreibstil ist außergewöhnlich: kurze, knappe Sätze in ebenso eng bemessenen Abschnitten, sprunghaft im Geschehen, aber dennoch mit einem roten Faden. Der Autor bringt hier eine ganz besondere Note herein: einerseits eine gewisse Leichtigkeit und ein untergründiger Humor, andererseits kleine Spitzen und wie ein latenter Tinitus im Hintergrund die Melancholie, die einen einfach nicht loslassen will. Denn immer geht es bei allen Lebensfragen auch um das Aufpassen um einen, der mal versucht hatte, sich umzubringen.

    Ich wollte nicht schon wieder ein ernstes Gespräch führen. Diese Gespräche drehten sich im Kreis, hatte ich mal zu Frieder gesagt. Frieder sagte, das sei kein Kreis, sondern eine Spirale. Wir kämen dem Zentrum immer näher. (S. 97)

    Das Buch ist nicht so locker und leicht, wie es der Klappentext erwarten lässt. Jeder Charakter hat seine Geschichte, auch wenn Höppner und Frieder im Zentrum des Geschehens stehen. Fast nebenher und oft in flapsigem Ton wird so viel Tiefe und Gefühl transportiert, dass man sich nur wundern kann. Lachen, Melancholie, Nachdenken: alles dabei, und das oft gleichzeitig. Sehr schön eingefangen ist die Zerrissenheit der Jugendlichen (und das ist ja ganz unabhängig von irgeneinem Jahrzehnt). Höppner und seine Frreunde
    sind auf der Schwelle zum Erwachsenwerden - aber wohin? So viele offene Fragen, und das muss man erst einmal aushalten...

    Was man theoretisch richtig findet, das kann ziemlich weit weg sein von dem, was man praktisch aushalten kann. (S. 130)

    Zwar kamen mir die Charaktere nicht wirklich nahe, sehr wohl aber die Gefühle und Gedanken. Das Buch katapultierte mich zurück in die 80er Jahre, und die Zeit des Erwachsenwerdens sowie die Suche nach dem künftigen Lebensweg ist sicher auch jedem aus seiner Jugendzeit bekannt. Das Zeitgefühl war einfach wieder da beim Lesen, und das hat mir gut gefallen.

    Du hast die Augen zu und treibst auf deiner Luftmatratze, ein sanfter Wind weht, und du denkst, geil, jetzt lebe ich für den Rest meines Lebens hier in dieser Lagune, in der Südsee. Und dann machst du die Augen auf und merkst, es ist bloß ein Nachmittag am Baggersee, und zack ist der auch schon vorbei. (S. 214)

    Was für ein Ende erwartet man bei solch einem Buch? Nun, es sei nur so viel verraten: für mich war der Schluss stimmig. Die Geschichte lässt mich zufrieden und ein wenig nachdenklich zurück.

    Wenn ein Talisman neunzig Prozent vom Unglück abwehren konnte, blieben noch zehn Prozent übrig. Für die war der zweite Talisman. Neunzig Prozent von zehn waren neun. Zwei Talismane konnten also 99 Prozent vom Unglück abhalten. Das war kein Aberglauben, das war Mathematik. (S. 190)

    Ein Buch, das einen durch den besonderen Schreibstil durch die Seiten jagen lässt, das den Leser auf eine emotionale Reise zurück in die 80er und in die Jugendzeit nimmt und das auf flapsig-humorvolle Art unerwartet in die Tiefe geht. In meinen Augen wirklich empfehlenswert!

    © Parden

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  1. Dieses Buch weckt Erinnerungen

    Inhalt:
    Höppner ist sowas wie Frieders Freund und als sein Freund zieht er mit ihm nach Frieders versuchten Selbstmord ins Haus von Frieders Großvater, aber nicht nur Höppner findet dort ein Zuhause. Am Ende sind es sechs junge Leute die das letzte Jahr ihrer Schulzeit gemeinsam dort verbringen und einiges erleben.

    Meine Meinung:
    Auerhaus wurde mir vom Verlag angeboten und die Beschreibung dazu klang ganz nett. Es wurden ein paar Erwartungen geweckt, die für mich so nicht erfüllt sind und doch hat mich dieses Buch mit einem gutem Gefühl zurück gelassen.

    Der Einstieg war auf Grund des etwas abgehackten Schreibstils zunächst schwierig. Doch einmal daran gewöhnt ging es ohne Probleme und ich konnte mich gut auf die Geschichte einlassen.
    Es sind viele kleinere Absätze und kurze Kapitel die zu einem ganzen führen. Manchmal mit Cliffhängern andere Male in sich abgeschlossen.
    Es beginnt eigentlich in der Mitte der Geschichte und wird aus Sicht von Höppner erzählt. Er erklärt auch warum er genau da anfängt und berichtet dann auch von der Zeit davor.

    Auerhaus ist eine WG von jungen Leuten, die überwiegend noch in die Schule gehen und sich auch daher kennen. Sie erleben den normalen Wahnsinn eines Schulabgängers, da ist es egal ob es wie hier Abiturienten sind oder jüngere Schüler. Auerhaus erinnerte mich als Leser so ein wenig an mein letztes Jahr auf der Schule und es gab parallelen im Denken, nicht unbedingt im Handeln. Bov Bjerg schafft es dieses Gefühl gut zu transportieren und das ganz indirekt.
    Auerhaus war nicht so locker leicht wie erwartet. Ganz im Gegenteil, es hatte viel Tiefe und Gefühl. Es ist ein Buch, das man auf Grund der Kürze an einem nachmittag gelesen hat und doch nicht so schnell vergessen geht. Auch weil alte Gefühle hoch kommen. Wer kennt es nicht. Die Aufregung des letzten Schuljahres. Erste festere Liebeleien. Die Frage nach der Zukunft. Die Aufregung ob man den Abschluss schafft. Genau damit beschäftigt sich hier der Autor und auch mit der Angst um einen Freund durch den versuchten Selbstmord. Doch auch wenn diese Tatsache immer präsent ist, rückt sie hier und da in den Hintergrund und macht anderem Platz.

    Die Figuren haben alle ihre Geschichte. Man lernt sie trotz der wenigen Seiten gut kennen und kann sie einschätzen.
    Höppner ist der Freund von Frieder. Er hat Angst das Abi nicht zu schaffen und Angst um seinen Freund.
    Frieder ist ein ganz ruhiger junger Mann, der selber kaum benennen kann warum er diesen Selbstmordversuch unternommen hat und doch erfährt man viel über ihn und auch seine Beweggründe. Manches liest man einfach zwischen den Zeilen.
    Vera, Cäcilia, Harry und auch Pauline sind ebenfalls Bewohner des Hauses. Von Ihnen erfährt man genug, aber sie sind eher Nebenfiguren auch wenn sie für die Ereignisse wichtig sind.

    Zum Schluss gehe ich zufrieden aus dieser Geschichte raus. Das Buch ist abgeschlossen und für mich brachte es Erinnerungen an mein Abschlussjahr.

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Episoden eines Lebens: Die etwas andere Biografie

Buchseite und Rezensionen zu 'Episoden eines Lebens: Die etwas andere Biografie' von Fridolin Kurz

Inhaltsangabe zu "Episoden eines Lebens: Die etwas andere Biografie"

Perspektiven aus dem Leben eines Menschen mit BIID. Ein biografischer Roman, der tiefe Einblicke in die Entwicklung einer kaum bekannten Störung bietet.

Manche Menschen wünschten sich ein Auto. Andere eine neue Digitalkamera. Wieder andere vielleicht einen Lottogewinn oder einfach nur Glück in der Liebe. Aber eine Behinderung? Fridolin weigerte sich, das Gefühl, das ihm das Leben schwer machte, als Wunsch zu interpretieren.
Niemand konnte annehmen, dass sich ein vernunftbegabter intelligenter Mensch tatsächlich eine Querschnittslähmung wünscht.

Zuerst dachte Fridolin an eine Vorsehung. Er konnte bestimmte zukünftige Ereignisse erkennen. So vermutlich auch die Querschnittslähmung. Im Laufe der Zeit erkannte er, dass dies ein Trugschluss war. Sein Gefühl war keine Vorsehung, sondern ein Dämon, der in ihm wohnte. Ein Dämon, der nach und nach die Kontrolle über ihn gewann.

Lesern von "Episoden eines Lebens: Die etwas andere Biografie" gefiel auch

Format:Kindle Edition
Seiten:642
Verlag: Fridolin Kurz
EAN:
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Daniel, mein jüdischer Bruder

Buchseite und Rezensionen zu 'Daniel, mein jüdischer Bruder' von Marianne J. Voelk
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Daniel, mein jüdischer Bruder"

"Starr vor Schrecken sieht Daniel, wie seine Eltern in ein Auto gezerrt und abtransportiert werden. Zitternd kauert er eine Weile hinter dem Schornstein, da sich noch Gestapo im Garten aufhält. Dann rennt er, so schnell er in der Dunkelheit kann, zum Wäldchen."

Als Daniels jüdische Eltern deportiert sind, besorgt ihm Rosalies Familie falsche Papiere und gibt ihn nach ihrem Umzug aufs Land als ihren leiblichen Sohn aus. Trotz der Angst davor, bei der Hitlerjugend entdeckt zu werden, verleben Rosalie und Daniel eine frohe Kindheit. Doch die ist bedroht, als Daniel eines Tages zum Arzt muss und sein Geheimnis entdeckt wird … Eine autobiografische Geschichte.

„Eine berührende Geschichte, ohne moralischen Zeigefinger."
Dekan Christopher Krieghoff, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Franken

Format:Kindle Edition
Seiten:304
EAN:
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Rezensionen zu "Daniel, mein jüdischer Bruder"

  1. Eine Geschichte, wie sie das Leben schrieb

    Marianne J. Voelk erzählt in ihrem autobiographischen Buch von einer Zeit, die immer noch als das schwärzeste Kapitel der deutschen Geschichte gelten muss: dem Dritten Reich, geprägt von Hitlers wahnsinniger Kampagne der Eroberung und rassischen "Säuberung". Sie selber war noch ein kleines Mädchen, als Hitler an die Macht kam, und konnte und wollte nicht verstehen, warum ihr bester Freund Daniel auf einmal schlecht oder böse sein sollte, nur weil er Jude war.

    Ihr Buch ist kein nüchternes Geschichtsbuch, in dem Jahreszahlen und Fakten aufgelistet werden, es ist erlebte, gefühlte Geschichte. Das Augenmerk ruht auf den ganz normalen Menschen und deren Leben: ihren Sorgen, Ängsten und Problemen, aber auch den Freuden und Hoffnungen, die sie dieser schwarzen Zeit abtrotzen konnten. "Eine berührende Geschichte, ohne moralischen Zeigefinger" sagt Dekan Christopher Krieghoff im Vorwort, und ich kann mich dieser Meinung nur anschließen.

    Und dennoch ist es in meinen Augen ein ähnlich wichtiges Buch wie Anne Franks Tagebuch. Es zeigt, wie grausam der Mensch sein kann, aber auch wie mitfühlend und selbstlos. Denn Marianne berichtet von den Schrecken der Reichskristallnacht genauso wie von den vielen kleinen und großen Gesten der Nächstenliebe. Ihre Eltern riskieren ihr eigenes Leben und scheuen keine Mühen, um Daniel zu retten, und auch andere Menschen helfen aus - und wenn es nur dadurch ist, dass sie nicht melden, was sie wissen oder vermuten.

    Die Geschichte hätte sich niemand spannender ausdenken können als das Leben sie geschrieben hat, mit mehr unerwarteten Wendungen und dramatischen Ereignissen. Ich habe beim Lesen die volle Bandbreite der Emotionen durchlebt, denn ich konnte gar nicht anders, als mit Rosalie (wie Marianne im Buch anfangs heißt), Daniel und deren Familien mitzufiebern.

    Die Autorin hat einen sehr angenehmen, ruhigen Schreibstil, der auf übertriebenes Pathos verzichtet. Für mich war das genau richtig, denn die Geschichte ist auch schon dramatisch genug!

    Fazit:
    Das Buch erzählt eine wahre Geschichte, die die Autorin zur Zeit des Dritten Reiches erlebt hat: als jüdische Freunde ihrer Familie deportiert wurden, versteckten ihre Eltern deren Sohn und gaben ihn nach einem Umzug aus Land mit gefälschten Papieren jahrelang als ihr eigenes Kind aus.

    Für mich war "Daniel, mein jüdischer Bruder" ein sehr berührendes, zum Nachdenken und Mitfühlen einladendes Buch. Es machte mich oft traurig oder wütend und ich habe die ein oder andere Träne vergossen, es gab aber auch schöne und sogar lustige Momente.

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