Altwerden ist nichts für Feiglinge
Inhaltsangabe zu "Altwerden ist nichts für Feiglinge"
Wie man in Würde und mit einem Augenzwinkern alt werden kann- Nachdenken über das Alter – authentisch und unterhaltsam
- Ein lesenwertes, heiter-ironisches Buch von einem Sympathieträger erster Güte
Er ist alt. Er ist bekannt und beliebt. Jetzt macht der Schauspieler Joachim Fuchsberger seinen Altersgenossen und allen Jüngeren, die ja auch irgendwann mal alt werden, Mut, locker mit diesem unvermeidlichen Vorgang im Leben umzugehen:
»Ich denke, es ist Zeit, dass sich die Alten die faltige Haut nicht länger über die Ohren ziehen lassen. Hören wir auf, im stillen Kämmerlein und vor der Glotze auf die Schwätzer aus den Amtsstuben zu hören, lassen wir uns keine Angst mehr einjagen von den Neunmalklugen, wo immer sie sitzen.«
Launig und charmant, nachdenklich, aber nie weinerlich, plaudert der große alte Mann des deutschen Unterhaltungsfilms über die Blüte seines Lebens und darüber, wie es sich anfühlt, wenn sie langsam dahinwelkt. Fuchsberger nimmt kein Blatt vor den Mund und empfiehlt, sich den Lebensabend nicht durch demographische Schwarzmalerei verderben zu lassen.
Kindesentführung...
Stefanie ist 6 Jahre alt, als ihr Vater sie aus Deutschland nach Weißrussland entführt. Obwohl sie ihre Mutter und Schwester vermisst, überwiegt die Sorge um ihren Vater, der tief in seinen Problemen gefangen ist. Über viele Jahre hinweg kann Stefanies Mutter ihre Tochter nicht mehr sehen – bis zu dem Tag, an dem Stefanie es wagt, den Weg zurück nach Deutschland zu ihrer Mutter zu finden. Denn trotz der Gefahr, organisiert die Mutter eine Rückholmission. „Heimat der Gefühle“ erzählt die bewegende Geschichte von Stefanies Reise und der beiden Menschen, die sie mehr liebt als alles andere: ihren Vater und auch ihre Mutter. (Verlagsbeschreibung)
Die Autorin stellt hier ihre Kindheitsgeschichte dar, so wie sie sie seinerzeit erlebt hat. Vom eigenen Vater entführt, raus aus dem Leben in Deutschland, hinein in das Leben in Weißrussland. Die Eltern zerstritten, der Vater oft alkoholisiert und gewalttätig, die Mutter will sich scheiden lassen, die beiden Töchter dazwischen. Dem Vater ist klar, dass es so nicht weitergehen kann, und er zieht die Reißleine. Heimlich bereitet er alles vor für seine Flucht nach Weißrussland - und er fragt die jüngere der beiden Töchter, ob sie mit ihm mitkommen will. Stefanie willigt ein - ein sechsjähriges Kind!
Sie schildert aus kindlicher Sicht den krassen Wechsel ihrer Lebenswelt - das plötzlich dörfliche Leben, das kleine Häuschen ihrer Großeltern, die Beengtheit, die einfache Kleidung, die Armut. Dazu die Trennung von ihrer Mutter, der Vater verhindert zunächst auch den telefonischen Kontakt - und das Gefühl, für ihren Vater verantwortlich zu sein. Stefanie ist diejenige, die ihren Vater erreicht, wenn ihn wieder einmal Alkohol und Gewalt überkommen, sie passt auf ihn auf statt umgekehrt. Psychologen hätten hierzu sicher einiges zu sagen, ich halte mich hier aber mal zurück.
Auch aus erwachsener Sicht verurteilt Stefanie ihren Vater nicht für sein Tun - sie steht dazu, dass sie aus freien Stücken mit ihm gegangen sei. Sie selbst sagte der Mutter später, dass sie bei ihm bleiben und nicht zurück nach Deutschland gehen wolle. Mit zwölf Jahren änderte sie jedoch ihre Meinung, und in einem gewagten Unternehmen organisierte die Mutter die heimliche Rückholaktion. Wenige Jahre darauf verstarb Stefanies Vater. Stefanie sucht nach Erklärungen und Entschuldigungen für das Verhalten des Vaters. Sie billigt nicht alles, was er tat, zeigt jedoch viel Verständnis.
Die Darstellung der autobiografischen Ereignisse empfand ich über weite Strecken doch als sehr kindlich und insgesamt wenig reflektiert. Das Ganze wirkte ein wenig wie das Ergebnis eines therapeutisches Schreibens in einem doch eher laienhaften Schreibstil. Im Selbstverlag erschienen, scheint es hier auch kein ausgefeiltes Lektorat gegeben zu haben, so dass sich einige Fehler einnisten konnten. Für die Autorin selbst ist das sicherlich ein wertvoller Text, womöglich auch für ihre Familie.
Ich als außenstehende Leserin bin allerdings nicht wirklich überzeugt - und vielleicht müsste man das Geschehen doch auch anderweitig aufarbeiten. Dies aber nur mal so am Rande...
© Parden
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