The Rise and Fall of Ancient Egypt
Zaberns Bildbände der Archäologie überzeugen im allgemeinen durch die Vielzahl ihrer Darstellungen, wobei in vielen Fällen auch eine knappe Übersicht über die Historie der dargestellten Landschaften gegeben wird.. Nachdem ich mir im Sommer einen Bildband über den römischen Orient gegönnt habe, nun diesen über das römische Nordafrika. Beeindruckend ist die Vielzahl der erhaltenen Relikte aus der Römerzeit, die Auswahl, die Baratte für die Fotos getroffen hat, besticht durchaus. Fast hat man den Eindruck, als ob man über Ruinen stolpern müsste, wäre man in Nordafrika unterwegs. Leider fällt der Text gegenüber den Darstellungen etwas ab, was vor allem daran liegt, dass Baratte wenig über die Ereignisgeschichte informiert, stattdessen ausgiebig die Darstellungen kommentiert. Dazu kommen dann einige ärgerliche Druckfehler Marke "Landwird". Aber trotzdem, das Buch ist für Interessenten empfehlenswert, da es hervorragende Einblicke in das römische Afrika verschafft.
Doppelmoral, Heuchelei, sexuelles Elend. Die marokkanische Autorin Leila Slimani beleuchtet, wie Frauen in ihrer Heimat im permanenten Kampf um sexuelle Selbstbestimmung leiden. In dieser Sammlung sehr persönlicher Geschichten gibt Leila Slimani Frauen aus der islamischen Welt eine Stimme.
Frauen in Marokko können, müssen vieles sein: Tochter, Schwester, Mutter, Ehefrau, nur kein Individuum. „Sie ist Garant der Familienehre und, schlimmer noch, der nationalen Ehre. Ihre Tugendhaftigkeit ist eine öffentliche Angelegenheit.“ Es ist ein politisches, ein gesellschaftliches Phänomen, das im Namen der Religion gelebt wird. Dabei war Sex in den Anfängen des Islams alles andere als ein Tabu. Nicht nur Fortpflanzung sondern Vergnügen, der Orgasmus als Vorgeschmack auf die Freuden des Paradieses, die Jungfräulichkeit kein Thema. In Sachen Sexualität ist eine Religion so gut wie die andere, behauptet die Asma Lamrabet, Theologin, Ärztin und Vertreterin des Reformgedankens in Marokko. Misogynie ist keine Erfindung des Islams. Und doch ist ein kleiner Teil des weiblichen Körpers, den ich wahrscheinlich keine fünf Minuten meines Lebens gedanklich beachtet habe, das Jungfernhäutchen, das Allerheiligste. Das Hymen, eine uneinnehmbare Festung, die es unbedingt zu bewahren gilt.
Das marokkanische Recht ist äußerst restriktiv, was Sexualität anbelangt: außerehelicher Sex verboten, Homosexualität verboten, Abtreibung verboten. So kommt es, dass hunderte Babys pro Jahr ausgesetzt werden, unehelich geborene Kinder keinen zivilen Status erhalten. Leidtragende dieser Gesellschaft sind die Frauen. Männern gegenüber verhält sich die Gesellschaft nachsichtig, Frauen ist außerhalb des ehelichen Schlafzimmers nichts erlaubt. Polizisten hätten Besseres zu tun, als in Sittenangelegenheiten zu verhaften, vor allem wenn es nach der Bezahlung unter der Hand keinen Anlass mehr gäbe. Denn Sex ist ein einträgliches Geschäft, es geht nicht um Religion, sondern oftmals nur um das Gesetz des Geldes, das Gesetz des Stärkeren. Im herrschenden Patriarchat dient die Doppelmoral nicht dem Islam, sondern der Sache der Männer.
Sexuelle Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht. Menschen in unserer westlichen Zivilisation sind mittlerweile frei sind der Wahl des Partners, ihre geschlechtlichen Identität und Integrität. Doch so lange ist es noch nicht her, dass auch hierzulande Frauen uneingeschränkt wirtschaftlich und körperlich vom Ehemann abhängig waren, Vergewaltigung in der Ehe nicht bestraft wurde, Homosexualität strafbar war. Hier wurden viele unserer heutigen Rechte hart erkämpft. Dieses Aufbegehren wird in den Berichten der von Leila Slimani interviewten Frauen spürbar. Es mag noch ein weiter Weg sein, doch die ersten Schritte sind gesetzt.
Die Apartheid ist seit 21 Jahren zu Ende. Wie lebt man heute in Südafrika ? Was denken die Leute über ihr Leben in Südafrika ?
Die zwei Autoren stellen sich auch diese Frage. Um Antworten zu finden, treffen sie sich mit 16 jungen Menschen, die im Jahr geboren wurden, als Nelson Mandela gewählt wurde und somit die Apartheid beendete.
Es sind 16 Lebensgeschichten von weißen, mehrheitlich aber schwarzen Südafrikaner, die befragt werden über ihr bisheriges Leben und über ihre Zukunftspläne.
So erlebe ich als Leser die Schicksale, die Armut, Gewalt, Ungleichheit und gleichzeitig die Ausdauer, Kraft und persönliche Stärke der verschiedenen Erzähler.
Es sind keine Geschichten von Erfolg und Luxus. Kein Strandpanorama und keine Safarie, sondern Lebensgeschichten von interessanten Leuten, die voller Hoffnung nicht aufgeben und teils vor Erfolg, teils vor Tod und sozialem Abgrund stehen.
Notizen zum Inhalt:
junge Frau mit schwerer Kindheit, aus der schwarzen Armut zum Musiklehrer, ein Junge vom Land will Bildung, die weiße Enklave Orania, eine begabte Tänzerin und zwei Identitäten beim Ausweisamt, eine lesbische Rapperin, Tochter zwei weißer lesbischer Frauen, Schwanger in der Schulzeit, Zwillingen touren mit klassischer Musik durch die Welt, Modedesignerin, muslimischer Kricket Spieler aus Australien
Anregend, aber auch fragwürdig
Meine Rezension bezieht sich auf die deutsche Ausgabe.
Toby Wilkinson, Ägyptologe an der Universität Cambridge, ist als anerkannter Experte für die Geschichte des alten Ägypten auch für die BBC und Channel 4 tätig. Dies merkt man auch seinem Buch an. Seine Darstellung über die faszinierende Geschichte dieser Epoche liest sich flüssig und schlägt den Leser in ihren Bann. In fünf Teilen, beginnend mit den Anfangen um 5000 und endend mit Kleopatras Selbstmord und dem Aufgehen Ägyptens im römischen Reich, beschreibt Wilkinson anschaulich und für Laien gut nachvollziehbar, wie sich dieses vom Nil geprägte Land zu einer der ersten Großmächte der Welt entwickelt hat. Abgerundet wird das Buch durch ein knappe Beschreibung des Fortwirken des alten Ägyptens bis heute.
Warum dann nicht die volle Bewertungszahl? Ich bin zwar kein Ägyptologe, weiß aber als Historiker durchaus um den bisweilen begrenzten Aussagewert gerade antiker Quellen, die dann natürlich der Interpretation Tür und Tor offen lassen. Und genau das ist es, was mich bei der Lektüre etwas gestört hat. Mehrfach hatte ich den nicht unbedingt beweisbaren Eindruck, dass Wilkinson Vermutungen mit Verve als Wahrheiten verkauft hat. Aber sieht man davon einmal ab, eröffnet das Buch dem Leser wahrlich eine gute Übersicht.