Die Habsburger: Aufstieg und Fall einer Weltmacht

Die Heilung der Welt erzählt die Geschichte der Medizin von ca. 1840 bis 1914. Ronald D. Gerste beschränkt sich dabei aber nicht nur auf die medizinischen Entdeckungen dieser Zeit wie die Betäubung mit Äther und Chloroform oder der Antisepsis, er stellt diese Entwicklungen auch in den geschichtlichen Kontext. So erklärt sich wie die moderne Krankenpflege erst durch die grausamen Erfahrungen im Krimkrieg entwickelt hat und es zur Gründung des Roten Kreuzes kam.
Der Leser begegnet in diesem Buch vielen Pionieren der Medizin wie Ignaz Semmelweis, Robert Koch, Lous Pasteur und anderen, deren Namen vielleicht nicht ganz so geläufig sind, ohne die aber viele auch heute noch gängigen Methoden nicht möglich wären.
All diese Fakten werden in einer gut lesbaren Form vorgestellt und in 23. Kapiteln bildhaft vorgestellt. Zwischendrin erinnert der Autor auch immer wieder an Persönlichkeiten, deren Schicksal eng mit dem medizinischen Fortschritt verbunden sind.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, durch die nicht zu langen Kapitel kann man immer wieder eines lesen und dann das Buch auch wieder zur Seite legen. Die Informationen werden gut verständlich auch für medizinische Laien vermittelt. Von daher kann ich das Buch wirklich empfehlen. Ich werde wohl auch noch andere Büchern des Autors lesen.
Hervorragend
Lange bin ich um dieses Buch herumgeschlichen. Die Thematik Deutsches Kaiserreich gehört zu meinen Steckenpferden, allerdings haben mit Preis und Machart (darauf werde ich noch eingehen) zunächst abgeschreckt. Doch irgendwann wurde der "Will-haben-Reflex" größer als die Bedenken. Aber die Entscheidung zum Buchkauf habe ich nicht bereut.
Der an der Düsseldorfer Universität lehrende Christoph Nonn wählt einen ungewöhnlichen Weg, um seinen Lesern die Geschichte des Kaiserreich nahezubringen. Statt einem durchgängig von 1871 bis 1918 reichenden Erzählstrang wählt er einzelne Tage aus diesem Zeitraum aus, beschreibt die Ereignisse, die sich da ereigneten und ordnet diese dann ein. So behandelt er beispielsweise das Thema "Kulturkampf" am Beispiel der Marpinger Marienerscheinungen 1876, die Affäre um den Hauptmann von Köpenick ist Anlass, sich mit dem Thema Militarismus im Kaiserreich auseinanderzusetzen. Man könnte nun das Buch quasi kreuz und quer nach den Themenschwerpunkten lesen, allerdings sollte man besser die Chronologie, die dann irgendwie doch das zweite Ordnungsschema des Buches darstellt, nicht außer Acht lassen, denn gerade sie ermöglicht es dem Leser nachzuvollziehen, welche Transformationen das Kaiserreich im Laufe seiner Zeit gemacht hat. Mehrfach hat man als Leser das Gefühl, dass das Reich, dem in wirtschaftlicher und sozialpolitischer Hinsicht eine Spitzenstellung in Europa zukam, kurz davor war, in innenpolitischer Hinsicht aufzuholen und vor dem Durchbruch zur konstitutionelllen Monarchie zu stehen (was sicherlich auch die Außenpolitik massiv, und man muss ja wohl sagen positiv beeinflusst hätte), eine Frage, die Nonn dann selbst im drittletzten Kapitel im Zusammenhang mit der "Daily-Telegraph-Affäre" aufgreift, um sie überraschenderweise negativ zu beantworten. Aber seine Argumentation überzeugt. Trotz des Bedeutungsgewinns des demokratisch gewählten Reichstages scheuten die demokratischen Parteien davor zurück, eine durchsetzbare Verfassungsänderung vorzunehmen. Denn dieser Schritt hätte Zusammenarbeit und Kompromisse bedeutet, die Parteien zogen es aber vor, weiterhin Klientelpolitik für ihre jeweiligen Wähler zu betreiben, was sich in Absprachen mit den konservativen Machthabern in der Reichsleitung wesentlich besser erreichen ließ. Wenn also, bildlich gesprochen, die Frucht reif zum Pflücken war, dann fand sich keiner, der es tat. Und so konnten sich die alten Eliten an der Macht halten und einen Kurs steuern, der über den Weg des Ersten Weltkriegs zum Untergang des Kaiserreiches führte und darüber hinaus die Geschichte der folgenden Weimarer Pepublik nachhaltig negativ beeinflusste.
Diese Entwicklungen, zusammengesetzt aus den 12 Tagen, hat der Historiker höchst anregend und damit lesenswert nachgezeichnet, eigentlich ein Muss für jeden, der sich für diese Epoche der deutschen Geschichte interessiert.
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