We Are Water

Buchseite und Rezensionen zu 'We Are Water' von Wally Lamb
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "We Are Water"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:576
Verlag: HarperCollins
EAN:9780007532865
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Rezensionen zu "We Are Water"

  1. Familienroman out of the box.

    Ich weiß noch, wie begeistert ich war ...

    Während Annie Oh in New York sitzt und sich auf die Hochzeit mit Viveca vorbereitet und Orion Oh auf dem Weg nach North Truro ist, lassen beide, unabhängig voneinander ihre 27jährige Ehe Revue passieren.

    Familienromane sind nicht so leicht zu schreiben, obwohl ich sie immer für das Leichteste hielt, was ein Autor aufs Papier bringen kann, denn Familie hat schließlich jeder und von daher kann ein Autor aus dem Vollen schöpfen. Aber so ist es dann doch nicht. Denn von den sogenannten Familienromanen, die mir in der letzten Zeit untergekommen sind, war einer schrecklicher als der andere, ein furchtbarer Murks und Sybil Volks „Wintergäste“ war ein besonderer Lesetiefpunkt, ein Knock-out sozusagen.

    Da geriet Wally Lamb auf meinen Tisch. Glücklicherweise. Wally Lamb hat mich darin bestätigt, dass ich von einem guten Schriftsteller mit Fug und Recht eine gut durchdachte Geschichte mit komplexen, individuellen, vielschichtigen, originellen Protagonisten verlangen kann, die gerade deshalb stimmig sind, weil mit einigen Widerhaken und Widersprüchen oder Brüchen versetzt. Denn genau so sind Menschen, weit entfernt davon, nur schablonenhafte Informationsträger zu sein wie zum Beispiel in A. Gesthuysens letztem Roman "Sei mir ein Vater", aber auch wie in vielen anderen, meiner Meinung nach hingeschluderten Romanen. Ein guter Autor entwirft überdies einen Handlungsaufbau, der über Hunderte von Seiten hinweg, Logik, Spannung und Überraschung hoch hält, einschließlich eines Endes, an dem jedes Puzzleteil schließlich da ist, wo es hingehört. Und dies alles in passabler Sprache.

    Was heißt, Wally Lamb ist ein sehr guter Schriftsteller, der mit „We are water“ einen phantasievollen und komplexen Familienroman geschrieben hat, sozusagen einen Familienroman out of the box.

    Annie ist eine Künstlerin, die ihren Weg macht. Ihre Anfänge in der Malerei und Bildenden Kunst sind aggressiv und doch zaghaft, ihre Collagen von verstörender Kraft. Orion Oh ist Psychologe, erfolgsgewöhnt, doch bekommt er zunehmend Probleme in seiner Welt, seine Karriere stockt, bröckelt. Gibt es irgendetwas zu retten oder ist tatsächlich alles verloren, einschließlich seiner Ehe?

    Wir begegnen in „We are water“ faszinierenden Persönlichkeiten. Nicht nur die Eheleute, auch deren erwachsene Kinder haben eine Stimme. Bis in die zahlreichen Nebenfiguren hinein, hat Lamb ungewöhnliche Details investiert und ein Gesamtbild von gewaltiger Suggestion geschaffen. Sex wird nicht ausgespart, da er zum Leben gehört, doch verhält es sich damit grundsätzlich so: Es gibt Schriftsteller, die darüber schreiben können und es gibt solche, die können es nicht. Die letzteren sind in der Mehrzahl und sollten es lassen. Lamb schreibt über Sex, reichlich sogar, nicht um besser zu verkaufen, obwohl er den Effekt sicherlich erfreut zur Kenntnis nimmt, sondern, er benutzt Intimität, um etwas zu illustrieren, u.a. Leid und tiefe Verletzungen, aber auch Vertrautheit und Zärtlichkeit.

    Für meinen Geschmack gab es insgesamt einen Hauch Drama zu viel, doch alles in allem ragt der Roman weit über alles hinaus, was ich in letzter Zeit im Genre gute Unterhaltung oder Familenromane las. (Das ist jetzt allerdings schon wieder ein paar Jahre her). Fest steht, dass Wally Lamb einer der wenigen, wirklich begnadeten Erzähler unserer Zeit ist. Es könnte aber natürlich auch sein, dass die amerikanischen Schriftsteller einfach besser sind als unsere.

    Fazit: Empfehlenswert.

    Kategorie: Gute Unterhaltung
    Verlag: Harper Collins, 2013

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Vertrauen

Buchseite und Rezensionen zu 'Vertrauen' von Henry James
4
4 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Vertrauen"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:416
EAN:9783910228214
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Rezensionen zu "Vertrauen"

  1. Die letzten beiden Seiten geben mir die Antwort.

    Cover und Umschlaggestaltung

    Man muss erst einmal reinkommen in diesen israelischen Krimi. Die Vielzahl von fremdländischen Namen haben mich verwirrst, zumal für den gleichen Protagonisten oft der Vorname und im nächsten Absatz der Nachname genannt werden. Und dann fast der gleiche Text auf dem zweiten und vierten Buchumschlag, wobei vorne der ersten Satz mit "Beide" beginnt und man erst die nächsten Sätze lesen muss, um die rückbezügliche Bedeutung zu begreifen.

    All dies nicht dem Israeli Deror Mishʿani anzulasten, der seinen Krimi auf Hebräisch schrieb. Auswahl von Übersetzer und Umschlaggestaltung ist Sache des schweizerischen Diogenes-Verlags.

    Erste Seiten

    Der Kampf des Lesers durch die ersten Seiten und eine zugegebenermaßen verzwickte Handlung lohnt sich. Charaktere und Hintergrundgeschichte werden liebevoll und elegant eingeführt. Der Autor verzichtet auf schablonenhafte Schwarz-Weiß-Zeichnung, was bei Krimis heutzutage fast schon Standard ist. Man kann sich so fast jeden der Protagonisten, ob sie nun zu den scheinbar guten oder den scheinbar bösen gehören, wunderbar einfühlen.

    Souveräner Umgang mit multipersonalen Erzählperspektiven und fließenden Übergänge zwischen innerem und erzählten Dialog, das ist wirklich große Literatur!

    Handlung und Figuren

    Wer zu den Guten und zu den Bösen gehört, wird erst nach 350 Seiten klar. Im Laufe der Erzählung entwickelt sich ein Rededuell zwischen der Kriminalkommissarin, die an einer fürchterlichen Augenkrankheit leidet, und einer zickigen Frau aus der Unterschicht. Jene jedoch einen Plan hat, tischt mit raffinierter Strategie eine Lügengeschichte nach der anderen auf. Die Hintergründigen Hintergründe der Hintergründe enthüllen sich gleich einer Zwiebel, die man schält, Schale um Schale – wobei dem Leser die Tränen in die Augen steigen können.

    Ähnlich verhält es sich bei den Untersuchungen der Kollegen der Erblindenden bei der israelischen Polizei, der nach Paris reisen muss, um einen vagen Verdacht bestätigt zu bekommen, dass es sich bei einem ermordeten jüdischen Geschäftsmann um einen Agenten handelt und warum der Geheimdienst Mossad keinerlei Interesse an der Aufklärung des Falls hat.

    Beide Erzählstränge sind genial miteinander verknüpft. Feinstes Lesevergnügen. Man muss als Leser halt erst einmal reinkommen in die Geschichte, dem Buch eine Chance geben.

    Lieblingsstelle

    Ziemlich am Ende des Buches zitiert Dror Mishani aus "Don Quijote" von Cervantes. Die Geschichte vom Ritter mit der traurigen Gestalt, der gegen Windmühlenflügel ankämpft., ist bekannt - jedoch:

    Auf Seite 323 lässt der Autor das Zitat aus dem Munde seiner Figur Ben-Chayat jedoch folgendermaßen kommentieren:

    "Bei uns auf jeden Fall ist es umgekehrt, Avi. Denken Sie daran. Bei uns sind Leute, die wie Windmühlenflügel erscheinen mögen, in Wahrheit gewaltige Riesen mit todbringenden Armen, die sehr, sehr weit reichen."

    Spoilerwarnung

    Allen meinen üblichen Leser-Gewohnheiten zum Trotz habe ich in diesem Krimi auf das Ende geschielt, weil es mir momentan ähnlich geht und ich wie Kriminalkommissar Avraham angesichts der Übermacht von Bürokraten in die Knie gehe. Soll ich meinen Kampf gegen Windmühlenflügel aufgeben, weil sie in Wahrheit gewaltige Riesen sind? Die letzten beiden Seiten geben mir die Antwort.

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  1. 3 Sterne

    Klappentext:

    „In einem Vorort von Tel Aviv wird vor einem Krankenhaus ein Neugeborenes gefunden. Am selben Tag verschwindet ein Tourist und lässt sein Gepäck im Hotelzimmer zurück. Inspektor Avi Avraham hat genug von Bagatellfällen und häuslichen Dramen. Deshalb stürzt er sich gleich in den rätselhaften Vermisstenfall. Doch bald merkt er, dass auch das Private Sprengstoff birgt – und gerät in ein Labyrinth aus Gewalt und Täuschung, das ihn bis nach Paris führt und nicht nur mit dem Mossad in Konflikt bringt.“

    Autor Dror Mishani hat sich mit seinem Roman „Drei“ fest bei mir ins Lesergedächtnis eingebrannt. Mit seinem aktuellen Roman „Vertrauen“ gehen wir Leser wieder in die Kategorie Krimi. Ich muss gestehen, man sollte hierbei die ersten Bände der Reihe rund um Ermittler Avi Avraham doch gelesen haben um ein besseres Verständnis für die Person zu erhalten. Ich stand dabei etwas im Regen da ich die andere Bücher der Reihe nicht kannte. Der Plot der Story rund um den Vermisstenfall und alle anderen „Bagatellen“ geben gewisses Futter für eigene Gedanken aber dennoch hält uns der Autor an der Stange. Es gab dennoch langwierige Parts mit für mich mit unverständlichen Aspekten und langweiligen Gesprächen. Der Leser ist bei zwei Fällen gleichzeitig präsent und verfolgt die Arbeit Avrahams mit. Ich konnte trotz allem keine richtige Bindung zu ihm aufbauen und verstand so manches Mal nicht wirklich was Mishani mir damit sagen wollte. Der Krimi war für mich weder Fisch noch Fleisch. Ich bin nicht richtig warm geworden aber schlecht war er wiederum eben auch nicht. Ich reihe mich hier in die Leserschaft ein, die den Roman als „verwirrend“ beschrieben hat, denn genau so habe ich ihn beendet. 3 von 5 Sterne für diesen „Krimi“ der anderen Art.

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Ein unerhörtes Alter: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein unerhörtes Alter: Roman' von Rose Macaulay

Inhaltsangabe zu "Ein unerhörtes Alter: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:304
EAN:9783832181093
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Olav Audunssohn: Teil I

Buchseite und Rezensionen zu 'Olav Audunssohn: Teil I' von Sigrid Undset

Inhaltsangabe zu "Olav Audunssohn: Teil I"

Format:Taschenbuch
Seiten:560
EAN:9783596304547
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Candide

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Ein Hund kam in die Küche: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Ein Hund kam in die Küche: Roman' von Sepp Mall
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ein Hund kam in die Küche: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:192
Verlag: Leykam
EAN:9783701182862
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Rezensionen zu "Ein Hund kam in die Küche: Roman"

  1. Bruderliebe und Heimaterde

    Ist der jüngere, ‚zurückgebliebene‘ Bruder von Ludi wirklich gestorben (wie es im Brief der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee steht, und zwar an einer Lungenentzündung)? Anton (von allen nur Hanno genannt) taucht doch immer wieder bei Ludi auf, spricht mit ihm, erzählt ihm Einzelheiten aus der Zeit in der Pflegeanstalt und legt sich kuschelnd zu ihm ins Bett.

    Vorausgegangen war, dass die Familie Unterweger, geboren in Mariendorf in Südtirol, auf Bestreben des Vaters ins ‚Reich‘ auswanderte. Wir begleiten Ludi an den letzten Tagen in der Heimat, erfahren von den Untersuchungen der Familie in Innsbruck und die draus resultierende Einweisung des Bruders in ein Pflegeheim, den Umzug in den ‚Oberdonaugau‘ und die Einberufung des Vaters zum Kriegsdienst.

    Mich berührte diese Geschichte während der NS- und Kriegszeit aus der Sicht eines Kindes sehr: die politischen Zusammenhänge, die Ludi nicht fassen kann, sie aber mit auszubaden hat, der Vater im Krieg, die Mutter, die mit sich selbst zu tun hat, Heimweh, Freundschaften, die für immer verloren gingen und vor allem der Bruder, den er schmerzlich vermisste.

    Ich gehöre der Generation an (nach dem Krieg geboren), die manches im Buch noch am eigenen Leib erlebte: Väter, die ihre Kriegserlebnisse verarbeiten mussten und die Reaktionen Einheimischer auf die Heimatvertriebenen (‚Schwedendeutsche‘, wie Ludi anstatt Sudetendeutscher versteht). Auch das Lied ‚Ein Hund kam in die Küche…..‘ hörte ich oft von meinen Eltern und Großeltern.

    Dieses dünne, aber inhaltsschwere Meisterwerk war für den Deutschen Buchpreis 2023 nominiert und ich hätte es dem Südtiroler Autor Sepp Mall von Herzen gegönnt, wenn er ihn auch gewonnen hätte. Ich kann diese knapp 200 Seiten nur wärmstens empfehlen und vergebe überzeugte 5 Sterne!

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Odyssee

Buchseite und Rezensionen zu 'Odyssee' von  Homer

Inhaltsangabe zu "Odyssee"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:454
EAN:9783150002803
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Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Buchseite und Rezensionen zu 'Dr. Jekyll und Mr. Hyde' von Robert Louis Stevenson

Inhaltsangabe zu "Dr. Jekyll und Mr. Hyde"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:128
Verlag: Nikol
EAN:9783868206678
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Nightbitch: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Nightbitch: Roman' von Rachel Yoder
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Nightbitch: Roman"

Eine junge Mutter legt ihre eigene Karriere auf Eis, um sich um ihren Sohn zu kümmern. Ein Knochenjob zwischen Holzeisenbahn und Lätzchen. Doch als sie körperliche Veränderungen feststellt – geschärfte Eckzähne und Haare, die sich wie Fellbüschel anfühlen – entdeckt sie eine unbekannte, animalische Seite an sich. Je stärker sich die rationale Künstlerin auf ihre Verwandlung einlässt, desto natürlicher gestaltet sich die Beziehung zu ihrem Kind. Doch wie soll sie es ihrem Mann erklären, dass der Sohn neuerdings im Hundekorb schläft und statt Joghurt und Cornflakes lieber rohes Fleisch frühstücken möchte? Rachel Yoder hat mit ihrem sensationell klugen und urkomischen Roman über moderne Mutterschaft einen Nerv getroffen. Ein feministischer Familienroman, der seinesgleichen sucht.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:304
Verlag: Klett-Cotta
EAN:9783608986877
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Rezensionen zu "Nightbitch: Roman"

  1. 3
    03. Nov 2023 

    Die Verwandlung

    Im Buch geht es um die Mutter, auch Nightbitch genannt. Sie hat ihren Traum vom Leben als Künstlerin aufgegeben, um sich als Hausfrau um ihren kleinen Sohn zu kümmern. In ihrer wachsenden Frustration, Überforderung und Wut stellt sie eines Tages fest, dass ihr Haar wie wild sprießt, ihre Zähne spitz werden und sie einen Appetit für rohes Fleisch entwickelt. Sie hält es erst für unmöglich und doch scheint es nur eine Erklärung zu geben. Sie verwandelt sich in einen Hund.

    Das Buch spricht viele feministische Punkte an wie die unbezahlte Hausarbeit, dass Frauen immer noch disproportional diejenigen sind, die ihre Karrieren zugunsten der Kinder aufgeben und sich dann auch nicht beschweren dürfen und unter keinen Umständen irgendwas falsch machen dürfen. Dass sie gesellschaftliche Zwänge ablegt und die Allegorie dafür, dass sie sich in einen Hund verwandelt, fand ich persönlich im ersten Teil gelungen.
    Leider gab es einige Dinge im Buch, die mich nicht abholen konnten. So wird im Buch Mutterschaft sehr mystifiziert. Es wird gesagt, dass frau sich von gesellschaftlichen Zwängen befreien soll, letztendlich wird Mutterschaft aber so ausformuliert, als wäre sie etwas Integrales für Frauen, die sich am Ende doch wieder instinktiv in diese magische Rolle einfinden werden. Dieses Mystifizieren sorgt meiner Meinung nach dafür, dass die Rolle des Hauptelternteil doch wieder der Frau zugeschrieben wird.
    Dann war das Ende leider nicht mein Fall. Es hat sich total isoliert vom Rest des Buches angefühlt. Des Weiteren werden die Probleme der Hauptcharakterin nicht so richtig gelöst, sodass es sich für mich persönlich so angefühlt hat, als wäre sie letztendlich minimal in ihrer tatsächlichen Entwicklung vorangekommen.

    In seiner Absurdität fand ich das Buch zu Anfang sehr lesenswert, leider hat mich der letzte Teil des Buches dann nicht mehr abholen können, weswegen ich es nur bedingt empfehlen kann.

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Mohawk: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Mohawk: Roman' von Richard Russo
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Mohawk: Roman"

Die Stadt Mohawk verdankte ihren Aufstieg einst der Lederindustrie und hat teuer dafür bezahlt: Die Krebsrate ist hier um ein Vielfaches höher als im Rest Amerikas, das Leder nicht mehr gefragt, die Stadt vergessen. Es sind die späten Sechziger, doch die wenigsten Menschen haben teil an den großen Veränderungen dieser Zeit. Wer hier lebt, hat keine extravaganten Träume, sondern will einfach nur das Beste für die Familie und eine anständige Arbeit. Anne Grouse geht es ähnlich. Und auch wenn sie mal andere Pläne hatte – mittlerweile sieht sie sich an die Stadt gefesselt. Nicht nur befindet sie sich in einem aussichtslosen Kampf mit ihrer Mutter um die Pflege ihres kranken Vaters, sie muss sich auch um ihren Sohn Randall kümmern, der Schwierigkeiten in der Schule hat. Zu allem Überfluss droht außerdem die Fehde zwischen ihrer Familie und den mächtigen Gaffneys wieder aufzuleben. Von ihrem Ex-Mann, einem leidenschaftlichen Zocker, kann sie keine besondere Unterstützung erwarten. Heimlich träumt sie vom Mann ihrer Cousine, aber Träume kann man sich in Mohawk kaum leisten. Richard Russo hat mit ›Mohawk‹ eine kluge Gesellschaftsanalyse vorgelegt, voller Empathie und Humor.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:496
EAN:9783832182281
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Rezensionen zu "Mohawk: Roman"

  1. Lesenswert!

    Klappentext:

    „Mohawk, eine Kleinstadt in Upstate New York, verdankte ihren Aufstieg einst der Lederindustrie und hat später teuer dafür bezahlt: Die Krebsrate ist hier um ein Vielfaches höher als im Rest Amerikas, das Leder nicht mehr gefragt, die Stadt vergessen. Es sind die späten Sechziger, doch die wenigsten Menschen haben teil an den großen Veränderungen dieser Zeit. Wer hier lebt, hat keine extravaganten Träume, sondern will einfach nur das Beste für die Familie und eine anständige Arbeit. Anne Grouse geht es ähnlich. Und auch wenn sie mal andere Pläne hatte – mittlerweile sieht sie sich an die Stadt gefesselt. Nicht nur befindet sie sich in einem aussichtslosen Kampf mit ihrer Mutter um die Pflege ihres kranken Vaters, sie muss sich auch um ihren Sohn Randall kümmern, der Schwierigkeiten in der Schule hat. Zu allem Überfluss droht außerdem die Fehde zwischen ihrer Familie und den mächtigen Gaffneys wieder aufzuleben. Von ihrem Ex-Mann, einem leidenschaftlichen Zocker, kann sie keine besondere Unterstützung erwarten. Heimlich träumt sie vom Mann ihrer Cousine, aber Träume kann man sich in Mohawk kaum leisten.“

    Vermutlich werden die meisten Menschen bei dem Buchtitel eher an einen Indianerstamm in den USA denken aber hier ist es nunmal ein Ort. Er ist der Schauplatz des Geschehens unserer Story. Mohawk ist ein kleiner Ort mit wahrlich viel Geschichte. Autor Richard Russo hat mit „Mohawk“ sein Debüt auf dem Buchmarkt präsentiert und damit ein wirklich besonderes und eindringliches Werk geschaffen. In unserem Ort geht es wirtschaftlich komplett bergab. Und auch die Menschen die mit der Industrie und von ihr lebten ebenfalls. Russo beschreibt mit feiner Beobachtungsgabe was und wie er die Menschen hier sieht, mit wirklich viel Feingefühl, aber auch hier und da mit kleinen und großen Prisen Humor. Er ist in seinen Beschreibungen sehr gesellschaftskritisch und legt den Finger oft in die Wunden. Wir erlesen hier die Geschichte von Anne und ihrem Umfeld. Ihr Exmann, ihre kranke Mutter, ihr Sohn…Sie trägt schwer damit und die Stadt scheint wie eine Fussfessel an ihr zu hängen. Ein Fortgang ist zwar ihr größter Wunsch aber der wird sich wohl nie erfüllen. Wir lernen recht viel über all die Personen kennen und somit erleben wir sie auch in den verschiedensten Situationen. Für meine Begriffe war es hier und da etwas weniger nachvollziehbar aber schlussendlich fügen sich diese Geschichten wie geflochtene Stränge zum Schluss zu einander. Es macht den Anschein, man müsste Mitleid mit Anne haben und all den verkappten Seelen aber schlussendlich ist jeder für sein Glücks selbst verantwortlich. Russo hat jedenfalls eine wirklich lesenswerte und auch nachdenklich Geschichte hier verfasst, der ich gerne gefolgt bin. 4 Sterne hierfür!

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