Alle_Zeit

Buchseite und Rezensionen zu 'Alle_Zeit' von Teresa Bücker
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Alle_Zeit"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:400
EAN:9783550201721
read more

Rezensionen zu "Alle_Zeit"

  1. Wir brauchen Utopien

    Kurzmeinung: Mach-mit-Buch: das Private ist politisch.

    Wir brauchen Utopien, sagt Teresa Bücker. Denn wenn man keine Utopien hat, hat man keine Träume und ohne politische Träume, verändert sich nichts. Und sie sagt auch, dass das Private politisch sei und sein müsse und … ach ja, sie sagt Vieles. Und alles ist lesenswert, wenn man die Zeit dazu hat, es zu lesen.
    Zeitgerechtigkeit, Zeitverteilung, Zeitkultur, Zeitwahrnehmung, Zeitpolitik, Zeitknappheit, Begriffe, die mir um die Ohren wirbeln. Womit man sich alles beschäftigen kann, wenn man Zeit hat, haha. Scherz beiseite, die Autorin meint es ernst.

    Man kann nur etwas verändern, wenn man sich zusammenschließt. So kann mein Leserbrief an Markus Lanz/ZDF, dass ich mir Geschlechterausgewogenheit bei seinen Gästen wünsche, die ja irgendwie auch meine Gäste sind, in meinem Wohnzimmer, nichts bewirken. Er wird gar nicht erst gelesen. Aber die Leserbriefe von euch allen! könnten es. Würden es. Wir müssen irgendwo anfangen. Warum nicht damit? Und wir wünschen uns nicht nur die Geschlechtergerechtigkeit bei Markus Lanz (und allen anderen politischen Talkshows), wir fordern sie geradezu. Das wäre Zeitausgleich! Diese Aufforderung, einen Leserbrief zur gerechten GesprächsZeitverteilung an das ZDF zu schreiben, speziell zunächst einmal zu Markus Lanz Talkshow (wir müssen unsere Kräfte bündeln), meine ich durchaus ernst. Ich habe schon. Die Hälfte der Gäste plus Eins muss weiblich sein. Plus eins, weil der Moderator männlich ist.

    Zurück zum Buch: Teresa Bücker beklagt nicht nur das erwerbsarbeitszeitzentrierte Gesellschaftsmodell per se, sondern auch den Freizeitsbeschäftigungszwang durch Social Media.

    „Social Media setzt unter Druck“. Denn das Ideal des Beschäftigtseins aus der Erwerbsarbeit schwappt in Social Media und das Freizeitverhalten hinein; nur wer etwas „macht“ und das ständig und abwechlungsreich (und dann darstellt), erreicht Status. Aber Beschäftigtsein als Statussymbol erzeugt gestresste Menschen. „Die ideale Freizeit erfüllt nicht mit Zufriedenheit, sondern sie erfüllt kulturelle Normen“. So sollte es nicht sein!

    Carezeiten gehen in der Regel zu Lasten der Frauen. Dies wurde durch die Corona-Pandemie eindeutig demonstriert. Wir sind nicht so weit, wie wir gedacht haben, dass wir es wären. Schlagwort: Gender-Care-Gap. Und auch sonst: Männer müssen generell anfangen, weniger zu arbeiten und sich mehr an der CareArbeit beteiligen. Schließlich haben nicht nur Frauen Kinder und sind auch Männer Kinder (ihrer Eltern!). Denn erstaunlich und erschreckend ist es, dass Männer sich sogar in ihrer Freizeit viel mehr um sich selber kümmern können (Hobbies, Sport, Politik) als Frauen es tun können (Kinder, Pflege der Angehörigen, Haushalt). Männer, die durch Stress mit Herzinfarkt am Arbeitsplatz zusammenbrechen, sind übrigens uncool.

    Erwerbsarbeit muss überhaupt anders gedacht werden, eigentlich Erwerbszeit. „Wenn wir den Fokus auf die Erwerbsarbeit legen, stärken wir die Maßstäbe, die auf männlichen und kapitalistischen Lebensentwürfen basieren und versäumen, eigene (andere) Ideen vom guten Leben zu entwickeln“, sagt die Autorin vom Feminismus und auch „Der Reichtum der oberen Einkommensgruppen wächst um ein Vielfaches schneller als der von mittleren und unteren Einkommensgruppen, ohne dass diese Menschen mehr oder härter dafür arbeiten würden.“ Und jeder sollte seinen eigenen Dreck wegräumen. Denn sich Zeit zu erkaufen durch die schlecht bezahlte Arbeit von Care- und Haushaltspersonal ist auch nichts anderes als Ausbeutung.

    Der Kommentar:
    Es geht um gesellschaftliches Umdenken. Wer sollte Zeit haben für Politik? Alle doch. Oder? Es geht um Macht, um Geld und um Werte. Fast alles, was Teresa Bücker sagt, unterstütze ich. Nur das Gendern in ihren Texten müsste nicht sein, weil es nicht nur ungewohnt ist, sondern das Lesen erschwert. Und die Zeit, die man braucht, um sich eine qualifizierte Ausbildung anzueignen, hat sie nicht mit berücksichtigt.

    Gesellschaftliches Umdenken geht langsam, aber es ist nicht unmöglich. Es erfordert eine Lobby. Aber es ist keine Utopie. Wir könnten mit einem Leserbrief an Markus Lanz anfangen: wir fordern mehr öffentliche Gesprächszeit für Frauen. Eine Quote. Da Lanz schon ein Mann ist und unheimlich viel Redezeit selbst vereinnahmt, müssen mehr Frauen als Männer in die Runden kommen, damit ihre Stimmen mehr gehört werden als bisher, denn wer führt denn Kriege? Frauen nicht!

    Fazit: Gesellschaftliches Umdenken ist möglich und wünschenswert. Wo fangen wir an? Auch kleine Schritte wie Leserbriefe können helfen.

    Kategorie: Sachbuch. Gesellschaft. Feminismus.
    Verlag: Ullstein, 2022

    Teilen
 

Schau mich an: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Schau mich an: Roman' von  Elif Shafak

Inhaltsangabe zu "Schau mich an: Roman"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:400
Verlag: Kein & Aber
EAN:9783036958293
read more
 

Langeweile ist politisch.

Buchseite und Rezensionen zu 'Langeweile ist politisch. ' von Silke Ohlmeier
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Langeweile ist politisch. "

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:192
Verlag: Leykam
EAN:9783701182701
read more

Rezensionen zu "Langeweile ist politisch. "

  1. 5
    21. Apr 2023 

    Neue Perspektiven

    Silke Ohlmeiers Buch "Langeweile ist politisch" ist eine fesselnde Erkundung des Phänomens der Langeweile und eine erfrischende Perspektive auf das alltägliche Leben. Mit einem scharfen Blick für gesellschaftliche Zusammenhänge entlarvt Ohlmeier die vermeintliche Banalität der Langeweile und zeigt auf, dass sie tatsächlich eine hochpolitische Dimension besitzt. Dabei ist das Angenehme an Ohlmeiers Buch das völlige Fehlen von Dogmatismus. Im Gegenteil ist es ihr Anliegen, mit Vorurteilen und Glaubenssätzen rund um die Langeweile aufzuräumen.

    Langeweile macht kreativ?
    Intelligente Menschen sind niemals gelangweilt?
    Wer beschäftigt ist, dem kann nicht langweilig sein?

    Alles falsch – oder zumindest nicht (ganz) richtig. Ohlmeier macht klar, dass Langeweile kein rein privater Zustand ist, sondern ein Zeichen für strukturelle Probleme in unserer Gesellschaft sein kann und auf unerfüllte Bedürfnisse hinweist. Sie zeigt, wie unser modernes Leben durch Überstimulation, Ablenkung und die ständige Suche nach Neuem geprägt ist, und wie dies zu einem Verlust von innerer Ruhe, Kreativität und Verbundenheit mit uns selbst und unserer Umwelt führt.

    Ohlmeier legt dar, dass Langeweile ein Anstoß sein kann, um das bestehende System zu hinterfragen und Veränderungen anzustoßen. Langeweile kann Raum für Reflexion und kritisches Denken schaffen und bewusst machen, was in unserer Gesellschaft fehlt oder falsch läuft. Sie kann daher als ein Antrieb für politisches Engagement und soziale Veränderung dienen.

    Ohlmeier stützt ihre Argumente auf die aktuelle Forschung, persönliche Erfahrungen und Beispiele aus dem realen Leben. Der Stil der Autorin liest sich angenehm flüssig und gleichzeitig wissenschaftlich. Sie schreibt knapp und ohne große Redundanzen und versteht es, auch etwas abseitigere Gedanken fassbar zu machen. Diese Mischung macht das Buch leicht zugänglich, ohne dass es dabei an Tiefe und Substanz verlöre.

    Warnung: Ohlmeiers Intention war ausdrücklich nicht, einen Ratgeber im Stil von „Nie mehr Langeweile“ zu schreiben. Ihr geht es darum, das Phänomen in all seinen oft überraschenden Facetten zu durchdringen. Ich finde, das ist ihr gelungen: Mir hat das Buch durchaus neue Perspektiven auf mich und mein Umfeld eröffnet.

    Teilen
 

'Along the color line'

Buchseite und Rezensionen zu ''Along the color line'' von  W. E. B. Du Bois
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "'Along the color line'"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:168
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406791543
read more
 

Die Wokeness-Illusion

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Wokeness-Illusion' von Alexander Marguier
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Wokeness-Illusion"

Wokeness ist ein Kampfbegriff geworden. Das gilt sowohl für die Befürworter wie die Gegner einer Einstellung, die sich selbst als »wach« oder »aufmerksam« bezeichnet. Es gibt wenig sachlich begründete Auseinandersetzungen, dafür umso mehr Empörung. In diesem Buch werden zentrale Elemente von Wokeness kritisch geprüft: der Vorwurf der kulturellen Aneignung, die Forderung nach geschlechtergerechter Sprache, die Rede von strukturellem Rassismus, das Instrument der Cancel Culture und die Einführung einer geschlechtlichen Diversität. Die Autoren dieses Buches sind sich einig, dass die so kritisierte Wokeness nicht zur Abschaffung oder Einebnung von Unterschieden beiträgt, sondern im Gegenteil diese untermauert.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:128
Verlag: Verlag Herder
EAN:9783451395567
read more

Rezensionen zu "Die Wokeness-Illusion"

  1. Sachlich, informativ, lesenswert

    „Bedrückend an diesem Kampf der Identitäten – seien sie ethnischer, geschlechtlicher, religiöser, milieubezogener oder jedweder anderen Art – ist nicht nur die (Selbst-) Viktimisierung ganzer Bevölkerungsschichten, sondern die Unversöhnlichkeit, in der er gerade geführt wird.“ (Zitat Seite 11, Alexander Margulier)

    Thema und Inhalt
    „Wenn Political Correctness die Freiheit gefährdet“, so lautet der Untertitel dieser Sammlung von neun Essays von neun Autoren, die sich mit den wichtigsten Elementen von Wokeness kritisch auseinandersetzen. Die Themen der einzelnen Beiträge reichen von den Anfängen der Identitätspolitik über woke Wirtschaft, politisch korrekten Konsum, Sprache, bis zur Debatte um die kulturelle Aneignung. Am Ende des Buches werden kurz die einzelnen Autoren vorgestellt.

    Umsetzung
    Die Beiträge sind in einzelne Kapitel gegliedert, umfassen jeweils etwa zwölf Seiten und ein Quellenverzeichnis. Interessant sind die unterschiedlichen Blickwinkel, mit denen die einzelnen Autoren das jeweils gewählte Thema betrachten, einige gehen weit in die Geschichte zurück und legen so die Wurzeln der Entstehung wichtiger Elemente frei, die von der Wokeness Bewegung unbewusst oder auch bewusst falsch interpretiert und ausgelegt werden. Auch wer zum Beispiel die sprachlichen Diskussionen, die Diskussionen um kulturelle Aneignung und Diversität aktiv mitverfolgt, findet hier bisher noch nicht bekannte Ansätze und neues Wissen. Interessant, weil in den Medien wenig präsent, die Beiträge zur woken Wirtschaft und dem neuen ethischen Konsum, das Phänomen Woke Washing als Entwicklung des seit Jahren bekannten Greenwashing. Besonders eindrücklich bringt folgende Aussage von Ralf Hanselle das Dilemma der neuen Identitätspolitik in seinem Essay zu diesem Thema auf den Punkt: „Und vielleicht gäbe es hinter der eigenen Wunde der Identität etwas Größeres zu entdecken – eine Realität, die ganz unabhängig ist von Identitäten, und einen Universalismus, der weit mehr ist als die Summe einzelner Partikularinteressen. Das Ende unserer Identitätsfixierung könnte auch der Neubeginn der Gesellschaft sein.“ (Zitat Seite 24, Ralf Hanselle)

    Fazit
    Dieses Buch der Cicero-Redaktion ist ein lesenswerte Sammlung von interessanten, sachlichen Beiträgen von Publizisten und freien Journalisten zu den wichtigsten Elementen der Wokeness, eine Bewegung, die dabei ist, die Gesellschaft zu spalten. „Der woke Blick findet überall neue Symbole, an denen sich allgemeine Empörung entzünden kann. Damit hält er die Protestenergie wach und demonstriert die eigene Macht.“ (Zitat Seite 65, Bernd Stegemann). Ein Buch zum Mitdenken, zum Nachdenken und vielleicht auch zum Überdenken eigener Ansichten.

    Teilen
  1. Ein Augenöffner. Muss man lesen!

    Kurzmeinung: Einige sehr kluge Beiträge zur Debatte um Wokeness

    Ja, was soll ich sagen? Dieses Buch hat mir klargemacht, dass es sich bei der Wokeness-Bewegung um eine waschechte Ideologie handelt, deren Vorzüge und Nachteile dringend breitbandig diskutiert werden müssten. Aber dies ist nicht der Fall und von den Vertretern der Wokness her nicht einmal gewünscht. Die neue Ideologie, die mit der Identitätsphilosophie eng verflochten ist, wünscht keine Auseinandersetzung, sondern sucht Anhänger. Zitat aus dem Vorwort: „Wenn jemandem etwa das Recht abgesprochen werden soll, überhaupt seine Meinung zu artikulieren, nur weil er nicht einer bestimmten Minderheit angehört, ist eine Diskussion nicht mehr möglich“.

    Der Herausgeber stellt acht kurze Essays vor, die sich mit dem Phänomen der Wokeness-Ideologie und deren Auswirkungen auf die Gesellschaften, mit besonderem Blick auf Deutschland, beschäftigen. Der Usprung dieser Ideologie liegt schon in den 1970igern Jahren begründet als der französische Autor Michel Foucault das Buch „Surveiller et Punir“ (Überwachen und Bestrafen) auf den Markt warf.

    Die Wokenessbewegung ist eng verwoben mit der Identitätsbewegung bzw. dem Identitätsbegriff, der - in Kürze und im Kern - fragt, was macht einen Menschen aus? Wird er bestimmt durch äußere Merkmale oder kann ein Mensch sich durch mentale Tätigkeit vollkommen selbst setzen, das heißt, „frei“ bestimmen, wer und was er sei. Michel Foucault selbst wechselte seine Identitätszuschreibungen ständig – in der letzten Ausprägung seiner Thesen gelangt man zum Genderfluidum, jeder kann sein, was er will und führt unter anderem zum für 2023 geplanten Selbstbestimmungsgesetz der Ampelregierung, das besagt, dass durch einen einfachen Sprechakt auf dem Amt jeder sein Geschlecht selbst festlegen könne. Was im ersten Moment liberal-progressiv klingt, unterhöhlt letztlich den Freiraum, den sich Frauen in einem jahrhundertelangen Kampf erworben haben und worum sie immer noch ringen, und das deshalb, weil sich ihnen nun eine Gruppe biologischer Männer anschließen könnte, die sich als Frauen „fühlen“ und dementsprechend Schutzräume für Frauen mitbesetzen wollen/können. Alice Schwarzer wirft Queer- und Transaktivisten vor, Frauen unsichtbar machen zu wollen, indem sie diese neuerdings unter FLINTA subsumieren, was für „Frauen, Lesben, Inter, Nichtbinäre, Trans- ud Agenderpersonen“ stehen soll. "Eine vergleichbare Schublade gibt es für Männer übrigens nicht", sagt Ben Krische.

    Wie dem auch sei, die woke Brille teilt die Welt in gut und böse ein, wobei die Woken definieren, wer gut ist.

    Beängstigend ist die These von Alice Hasters, dass nur „die Weißen Rassisten sein können, weil sie allein von ihrer eigenen Vorherrschaft profitieren“ und dass Rassismus nicht mehr an eine reale Tat durch eine Person gebunden und gesehen wird, sondern als Kollektivschuld. Letztlich hieße das, jeder Weiße ist ein Rassist. Der Gedanke der Sippenhaft und der Kollektivschuld aber trägt selbst einen faschistischen Kern in sich.
    Die Theorie des strukturellen Rassismus: „ist jedoch nicht in erster Linie eine Theorie mit Wahrheitsanspruch, sondern war und ist ein Kampfinstrument gegen die ungerechtfertigte Benachteiligung Nicht-Weißer“, ein Hilfsmittel, das im politischen, berechtigten Kampf für die Rechte Schwarzer in den USA entstanden ist. Aber in Deutschland/Europa haben wir andere Verhältnisse, sagt Matthias Brodkorb und weiter: „Es handelt sich um einen Rückfall hinter die Errungenschaften der Aufklärung, um einen Absturz in die Ideologie des Rassismus“. Und woher kennen wir eine Rassenideologie? Vom Nationalsozialismus: ganz gefährlicher Boden also.

    Was mich persönlich verstört, ist die Faktengleichgültigkeit der Bewegung: Es kommt nicht mehr darauf an, was gesagt wird, sondern wer es sagt. Gut, bis zu einem gewissen Grad ist das immer schon so gewesen; aber die Wokisten treiben es zum Exzess!

    Behandelt wird natürlich auch die Sprachverschlimmbesserung durch die Genderbewegung, die von einem Erziehungsgedanken (wir müssen das Volk umerziehen, woher kennen wir das bloß) getragen ist sowie andere, ökonomische Gesichtspunkte wie das Wokewashing. Bedeutet: du bist gut, wenn du dieses woke Produkt kaufst, das keinen rassistischen Namen trägt, aber seine Mitarbeiter ausbeutet. Es ist eben leichter und eine intellektuelle Spielerei, in die Sprache einzugreifen (oder es zu wollen) als real existente wirtschaftliche Bedingungen zu verändern und etwa die Paygap zwischen den Geschlechtern zu schließen, denn bei ersterem kann man in seinem Elfenbeinturm sitzen bleiben, bei letzterem muss man heruntersteigen und sich in die Niederungen der Realpolitik begeben, mit seinen spezifischen Erfolgen und eben solchen Niederlagen!

    Einen Blick auf die gängige Praxis der Cancel Culture wird ebenso geworfen wie die Opfermentalität unsere Tage angesprochen wird. Empörungskultur, wohin man schaut. Wer fühlt, hat recht. Fakten spielen kaum noch eine Rolle. Ich kann nicht umhin in der ganzen Bewegung einen Rachegedanken zu entdecken, vor allem, da schon häufig, im nachhinein als ungerechtfertige Behauptungen entlarvt, diese Cancel Culture Jobs und Ansehen anderer Menschen zerstörte.

    Fazit: Man darf indes diesen kritischen Beitrag zur Wokeness-Ideologie nicht missverstehen. Die Autoren sind nicht der Meinung, dass Rassimus gut sei und auch keineswegs dagegen, im Alltag Sensibilität zu entwickeln, was wohl notwendig gewesen ist, jedoch beschäftigen sie sich mit den Auswüchsen eines Anliegens, das, ursprünglich legitim, zu einer die Gesellschaft spaltenden Ideologie mit eigenen rassistischen Zügen geworden ist. Muss man lesen!

    Kategorie: Sachbuch. Politik und Gesellschaft
    Verlag: Cicero, 2023

    Teilen
 

Lovecraft Country: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Lovecraft Country: Roman' von Matt Ruff
3
3 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Lovecraft Country: Roman"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:432
EAN:9783423219150
read more

Rezensionen zu "Lovecraft Country: Roman"

  1. 3
    06. Mär 2023 

    Familienbande

    Gerade erst ist Atticus Turner von der Armee zurückgekehrt. Der Koreakrieg ist vorbei und so richtig weiß Atticus noch nicht, was werden soll. Da erhält er die Nachricht, dass sein Vater verschwunden ist und obwohl er sich mit dem Vater nicht immer einig war, macht er sich sofort auf den Weg in die Heimat. Sein Onkel George und Letitia helfen, Atticus’ Vater auf die Spur zu kommen. Die wenigen Hinweise führen die Drei ins „Lovecraft Country“, wo die Rassentrennung noch besonders groß geschrieben wird. Dort treffen sie Caleb Braithwhite, der in seiner rassischen Geheimloge zu großer Macht gelangen will.

    Atticus Turner und seine Familie sind zum Glück auf dem Teppich geblieben, sonst könnten sie Abenteuer, mit denen sie konfrontiert werden, wohl kaum überstehen. Schon auf dem Weg zu Braithwhites Anwesen müssen sie feindliches Gebiet durchqueren. Da kann es schnell gefährlich werden, wenn der Sheriff meint, der schwarze Fahrer eines normalen Fahrzeuges, kann nur irgendetwas im Schilde führen. Mit welcher Gewaltbereitschaft die Polizisten ihr Revier verteidigen und die Schwarzen vertreiben, ist schon erstaunlich. Man hofft, die Turners mögen wenigsten an ihrem ersten Ziel unversehrt ankommen. Unerwartet bekommen sie auf ihrer Reise Hilfe von unbekannter Seite.

    Eine Genremix, der doch mal anders ist, als das, woran man sich sonst so rantraut. Ein historischer Familienroman mit Krimi- und Horrorelementen. Mit Überraschung stellt man fest, dass diese Mischung, die auch die Lage der schwarzen Bevölkerung in den 1950er Jahren schonungslos darstellt, sehr interessant ist. Die episodenhaften Handlungen innerhalb der Kapitel werden hauptsächlich durch die Auftritte der verschiedenen Mitglieder oder Freunde der Turners zusammengehalten. Das geht ein wenig zulasten der fortlaufenden Handlung. Die Kapitel wirken manchmal in sich abgeschlossen. Dennoch ist der Roman spannend, informativ und unterhaltsam, ohne den Ernst der Lage der Afroamerikaner zu verkennen. Die Geschichten des Autors sind bereits in einer gleichnamigen TV-Serie verfilmt worden.

    3,5 Sterne

    Teilen
 

Demokratie braucht Religion

Buchseite und Rezensionen zu 'Demokratie braucht Religion' von Hartmut Rosa

Inhaltsangabe zu "Demokratie braucht Religion"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:80
Verlag: Kösel-Verlag
EAN:9783466373031
read more
 

Ungleiche Brüder

Buchseite und Rezensionen zu 'Ungleiche Brüder' von Andreas Kappeler
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ungleiche Brüder"

Format:Taschenbuch
Seiten:304
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406800429
read more

Rezensionen zu "Ungleiche Brüder"

  1. Sollte man gelesen haben

    Immer noch versuchen wir die Hintergründe des Putin Krieges zu verstehen und warum er so falsch lag in der Einschätzung der Ukraine. Dieses Buch öffnet ein Verständnis für die schwierige gemeinsame Vergangenheit der Russen und Ukrainer, aber mehr noch, das Verständnis, warum die Ukrainer sich als eigenständiges Volk und Land betrachten.
    Andreas Kappeler hat das mA gut recherchiert und tastet sich in seinem Buch an die Vergangenheit beider Völker heran, was sie verbindet und was sie trennt. Wie kann eine einzige Schlacht so unterschiedlich von zwei Völkern interpretiert werden. Oder ein Mann . Maezpa von den einen (Russen) als Verräter gesehen, in der anderen als Volksheld. Ein Fazit möchte ich hier nicht geben. Jeder sollte sich selber eine Meinung bilden.
    Über 20 Seiten Quellenangaben.
    Prädikat lesenswert. Ein Punkt Abzug wegen längen im Text.und das die erklärenden Karten am Ende stehen (lese Bücher leider vom Start- old school..)

    Teilen
 

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?' von Sara Weber
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?"

Autor:
Format:Broschiert
Seiten:240
EAN:9783462004151
read more

Rezensionen zu "Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?"

  1. Leider wird das gut gemachte Buch nichts verändern

    Erst einmal zum Cover. Die Farben sind unaufdringlich, grün soll ja auch Leben, Natur, Zufriedenheit, Glück und Hoffnung symbolisieren. Die Netzstruktur verdeutlicht vermutlich, dass alles global zusammenhängt. Das nicht gestraffte Netz fängt niemanden mehr auf.
    Das Inhaltsverzeichnis ist gut strukturiert und in vielen Teilen nachvollziehbar. Lediglich das Thema die grosse Kündigungswelle ist meiner Ansicht nach auf den Personenkreis beschränkt, der es sich leisten kann zu kündigen. Auch die Wechselwilligkeit sehe ich in meiner Realität etwas anders. Statistisch ist sie sicher da, aber eher nicht freiwillig, sondern weil es in vielen Bereichen nur Kurzverträge gibt.
    Als Fazit sehe ich, das Buch vermittelt aktualisierte Informationen, die bekannt sind, wenn man sich schon länger mit dem Thema befasst. Wie beim Thema Klimakrise, über die in Büchern schon vor Jahrzehnten geschrieben wurde, verspreche ich mir leider keine Konsequenzen von dem Buch. In der Realität der schlechter bezahlten Arbeitnehmer kenne ich viele Fälle, bei denen die Arbeitgeber so antiquiert denken, dass sogar zum Beispiel in einem Buchhalterjob während der Krisenzeit der Pandemie lange Homeoffice verweigert wurde. Wie soll sich da eine neue Arbeitswelt einstellen?

    Teilen
  1. zeitgemäße Arbeitswelt

    Dieses Buch greift ein sehr aktuelles Themengebiet auf, aber mit einem Fokus, den es bisher noch nicht allzu oft gab. Man verbringt die meiste Zeit in der Arbeit. Wir müssen uns ändern, das heißt zwangsläufig auch, dass die Arbeitsweise überdacht werden muss / geändert werden muss, wenn sie nicht passend funktioniert. Das System ist das eigentliche Problem.

    Die Struktur der Buches gefällt mir sehr gut: es ist in zwei Teile unterteilt.
    Teil eins beschäftigt sich mit einer Analyse des Status quo.
    Der zweite Teil des Buches beinhaltet dann Verbesserungsmöglichkeiten und Vorschläge. Ich finde die Ansätze wirklich sehr interessant - man wird zum Nachdenken angeregt, und somit erreicht das Buch auch sein Ziel in meinen Augen.

    Sehr gut gefällt mir auch der Schreibstil: sehr neutral, und gut lesbar.

    Von mir gibt es eine Empfehlung.
    Die Struktur der Buches gefällt mir sehr gut: es ist in zwei Teile unterteilt.
    Die Struktur der Buches gefällt mir sehr gut: es ist in zwei Teile unterteilt.

    Teilen
  1. 4
    09. Jan 2023 

    Wahnsinnig wichtiges Thema

    Das Buch behandelt, wie unsere Arbeitswelt gestaltet ist, was daran schlecht ist und einige Eindrücke, wie man es potenziell besser machen könnte.

    Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm und ansprechend. Für ein Sachbuch hat es sich wirklich gut gelesen. Gegen Ende des Buches habe ich dann doch gemerkt, wie es etwas anstrengend wurde, aber selbst da war es noch akzeptabel, was auch an der kompakten Länge des Buches liegt.
    Das Thema ist spannend und wurde gut aufgearbeitet. Es werden viele unterschiedliche Quellen herangezogen, wodurch ein guter Gesamteindruck entsteht. Außerdem werden viele Präzedenzfälle beschrieben, sodass man gut sehen konnte, was wann wo schon geklappt hat, was ich besonders spannend fand.
    Durch den Aufbau ist es insgesamt sowohl hoffnungsfroh als auch bedrückend, denn zum einen zeigt es, was schlecht läuft und worauf es hinausläuft, wenn alles so weitergeht. Zum anderen zeigt es andere mögliche Alternativen auf und wo sich schon erfolgreich etwas ändert.

    Das Buch ist sehr aufrüttelnd und informativ und damit sehr geeignet für jeden, den das Thema interessiert.

    Teilen
 

Einer von uns

Buchseite und Rezensionen zu 'Einer von uns' von  Åsne Seierstad

Inhaltsangabe zu "Einer von uns"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:544
Verlag: Kein & Aber
EAN:9783036957401
read more
 

Seiten