Muss ich das gelesen haben? Was in unseren Bücherregalen und auf Literaturlisten steht – und wie wir das jetzt ändern

Gerade erst ist Atticus Turner von der Armee zurückgekehrt. Der Koreakrieg ist vorbei und so richtig weiß Atticus noch nicht, was werden soll. Da erhält er die Nachricht, dass sein Vater verschwunden ist und obwohl er sich mit dem Vater nicht immer einig war, macht er sich sofort auf den Weg in die Heimat. Sein Onkel George und Letitia helfen, Atticus’ Vater auf die Spur zu kommen. Die wenigen Hinweise führen die Drei ins „Lovecraft Country“, wo die Rassentrennung noch besonders groß geschrieben wird. Dort treffen sie Caleb Braithwhite, der in seiner rassischen Geheimloge zu großer Macht gelangen will.
Atticus Turner und seine Familie sind zum Glück auf dem Teppich geblieben, sonst könnten sie Abenteuer, mit denen sie konfrontiert werden, wohl kaum überstehen. Schon auf dem Weg zu Braithwhites Anwesen müssen sie feindliches Gebiet durchqueren. Da kann es schnell gefährlich werden, wenn der Sheriff meint, der schwarze Fahrer eines normalen Fahrzeuges, kann nur irgendetwas im Schilde führen. Mit welcher Gewaltbereitschaft die Polizisten ihr Revier verteidigen und die Schwarzen vertreiben, ist schon erstaunlich. Man hofft, die Turners mögen wenigsten an ihrem ersten Ziel unversehrt ankommen. Unerwartet bekommen sie auf ihrer Reise Hilfe von unbekannter Seite.
Eine Genremix, der doch mal anders ist, als das, woran man sich sonst so rantraut. Ein historischer Familienroman mit Krimi- und Horrorelementen. Mit Überraschung stellt man fest, dass diese Mischung, die auch die Lage der schwarzen Bevölkerung in den 1950er Jahren schonungslos darstellt, sehr interessant ist. Die episodenhaften Handlungen innerhalb der Kapitel werden hauptsächlich durch die Auftritte der verschiedenen Mitglieder oder Freunde der Turners zusammengehalten. Das geht ein wenig zulasten der fortlaufenden Handlung. Die Kapitel wirken manchmal in sich abgeschlossen. Dennoch ist der Roman spannend, informativ und unterhaltsam, ohne den Ernst der Lage der Afroamerikaner zu verkennen. Die Geschichten des Autors sind bereits in einer gleichnamigen TV-Serie verfilmt worden.
3,5 Sterne
Was für eine überbordende Phantasie, was für eine wunderbare Geschichte, was für eine perfekte Mischung, was für ein tolles Buch ! Einerseits ist dieses Buch im Stile der Horror- und Schauergeschichten a la Lovecraft gehalten, Lovecraft Country ist das von Lovecraft erfundene Gebiet in Massachusetts, wo seine Horrorgeschichten spielen, andererseits ist es eine Kritik an den Rassenunterschieden, der Rassenproblematik der Vereinigten Staaten, wobei ja auch Lovecraft nicht frei von Rassenvorurteilen war. Beides wird in diesem Buch geschickt miteinander verwoben. Der Horror, dem die Romanhelden der Horror- und Schauergeschichten ausgesetzt sind, wird mit dem Horror verglichen, dem die schwarze Bevölkerung täglich ausgesetzt ist. Dazu kommt dann noch etwas Science fiction und auch etwas Crime, das Ganze wird dann noch mit diesem köstlichen Humor von Ruff durchsetzt, der oft schon etwas schwarz ist, und ist in einer vollkommen schrägen Art geschrieben. Und dazu kommt noch ein sehr starker Sog, das Buch hat mich gepackt, ich konnte es nicht mehr weglegen, und ich war auch wieder etwas traurig, als ich es durchgelesen hatte. Die Geschichte ist vollkommen unvorhersehbar und durch dieses Unvorhersehbare wird eine Spannung erzeugt, einfach köstlich, fast schön göttlich. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt.
Zur Story: In diesem Buch kommt eine Gruppe von Menschen, teilweise familiär verbunden, teilweise befreundet mit einem alten Geheimbund in Kontakt. Diese Gruppe von Menschen besteht aus Atticus Turner, seinem Vater Montrose Turner, seinem Onkel George Berry, seiner Tante Hippolyta Berry, seinem Cousin Horace Berry, seiner Jugendfreundin Leticia Dandridge und ihrer Schwester Ruby Dandridge. Der Geheimbund, der Orden der alten Morgenröte, in dem Buch hauptsächlich vertreten durch die Figur des jungen smarten Caleb Braithwhite, der geheimnisvoll und auch gefährlich rüberkommt, und der versucht mit Hilfe dieser Gruppe von Menschen seine eigenen machthungrigen Ziele zu verwirklichen. In den acht verschiedenen Kapiteln des Buches bestehen diese Hauptpersonen immer wieder verschieden geartete Abenteuer. Und dabei wird die Geschichte der Familie und deren Freunde, sowie auch die Geschichte des Geheimbundes erzählt. Noch etwas sehr Interessantes in dieser Geschichte, in dem Roman ist George Berry der Herausgeber des "Save Negro Travel Guide", der Afroamerikanern zeigen soll, an welchen Orten sie als Gäste willkommen sind und wo sie um ihre Gesundheit fürchten müssen. So etwas gab es wirklich, das "Negro Motorist Green Book", was schon ganz schön heftig ist, aber genauso auch für den Mut mancher Menschen spricht. Und auf der englischen Ausgabe des Buches ist vorn auf dem Cover ein kleiner Button, auf dem steht "America's Demons exposed", Amerikas Dämonen ausgesetzt, tja, was soll man da noch sagen.
Ich gebe eine absolute Leseempfehlung für dieses wunderbare Buch, aber man sollte dieses Genre schon etwas mögen.
Immer noch versuchen wir die Hintergründe des Putin Krieges zu verstehen und warum er so falsch lag in der Einschätzung der Ukraine. Dieses Buch öffnet ein Verständnis für die schwierige gemeinsame Vergangenheit der Russen und Ukrainer, aber mehr noch, das Verständnis, warum die Ukrainer sich als eigenständiges Volk und Land betrachten.
Andreas Kappeler hat das mA gut recherchiert und tastet sich in seinem Buch an die Vergangenheit beider Völker heran, was sie verbindet und was sie trennt. Wie kann eine einzige Schlacht so unterschiedlich von zwei Völkern interpretiert werden. Oder ein Mann . Maezpa von den einen (Russen) als Verräter gesehen, in der anderen als Volksheld. Ein Fazit möchte ich hier nicht geben. Jeder sollte sich selber eine Meinung bilden.
Über 20 Seiten Quellenangaben.
Prädikat lesenswert. Ein Punkt Abzug wegen längen im Text.und das die erklärenden Karten am Ende stehen (lese Bücher leider vom Start- old school..)
Erst einmal zum Cover. Die Farben sind unaufdringlich, grün soll ja auch Leben, Natur, Zufriedenheit, Glück und Hoffnung symbolisieren. Die Netzstruktur verdeutlicht vermutlich, dass alles global zusammenhängt. Das nicht gestraffte Netz fängt niemanden mehr auf.
Das Inhaltsverzeichnis ist gut strukturiert und in vielen Teilen nachvollziehbar. Lediglich das Thema die grosse Kündigungswelle ist meiner Ansicht nach auf den Personenkreis beschränkt, der es sich leisten kann zu kündigen. Auch die Wechselwilligkeit sehe ich in meiner Realität etwas anders. Statistisch ist sie sicher da, aber eher nicht freiwillig, sondern weil es in vielen Bereichen nur Kurzverträge gibt.
Als Fazit sehe ich, das Buch vermittelt aktualisierte Informationen, die bekannt sind, wenn man sich schon länger mit dem Thema befasst. Wie beim Thema Klimakrise, über die in Büchern schon vor Jahrzehnten geschrieben wurde, verspreche ich mir leider keine Konsequenzen von dem Buch. In der Realität der schlechter bezahlten Arbeitnehmer kenne ich viele Fälle, bei denen die Arbeitgeber so antiquiert denken, dass sogar zum Beispiel in einem Buchhalterjob während der Krisenzeit der Pandemie lange Homeoffice verweigert wurde. Wie soll sich da eine neue Arbeitswelt einstellen?
Dieses Buch greift ein sehr aktuelles Themengebiet auf, aber mit einem Fokus, den es bisher noch nicht allzu oft gab. Man verbringt die meiste Zeit in der Arbeit. Wir müssen uns ändern, das heißt zwangsläufig auch, dass die Arbeitsweise überdacht werden muss / geändert werden muss, wenn sie nicht passend funktioniert. Das System ist das eigentliche Problem.
Die Struktur der Buches gefällt mir sehr gut: es ist in zwei Teile unterteilt.
Teil eins beschäftigt sich mit einer Analyse des Status quo.
Der zweite Teil des Buches beinhaltet dann Verbesserungsmöglichkeiten und Vorschläge. Ich finde die Ansätze wirklich sehr interessant - man wird zum Nachdenken angeregt, und somit erreicht das Buch auch sein Ziel in meinen Augen.
Sehr gut gefällt mir auch der Schreibstil: sehr neutral, und gut lesbar.
Von mir gibt es eine Empfehlung.
Die Struktur der Buches gefällt mir sehr gut: es ist in zwei Teile unterteilt.
Die Struktur der Buches gefällt mir sehr gut: es ist in zwei Teile unterteilt.
Das Buch behandelt, wie unsere Arbeitswelt gestaltet ist, was daran schlecht ist und einige Eindrücke, wie man es potenziell besser machen könnte.
Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm und ansprechend. Für ein Sachbuch hat es sich wirklich gut gelesen. Gegen Ende des Buches habe ich dann doch gemerkt, wie es etwas anstrengend wurde, aber selbst da war es noch akzeptabel, was auch an der kompakten Länge des Buches liegt.
Das Thema ist spannend und wurde gut aufgearbeitet. Es werden viele unterschiedliche Quellen herangezogen, wodurch ein guter Gesamteindruck entsteht. Außerdem werden viele Präzedenzfälle beschrieben, sodass man gut sehen konnte, was wann wo schon geklappt hat, was ich besonders spannend fand.
Durch den Aufbau ist es insgesamt sowohl hoffnungsfroh als auch bedrückend, denn zum einen zeigt es, was schlecht läuft und worauf es hinausläuft, wenn alles so weitergeht. Zum anderen zeigt es andere mögliche Alternativen auf und wo sich schon erfolgreich etwas ändert.
Das Buch ist sehr aufrüttelnd und informativ und damit sehr geeignet für jeden, den das Thema interessiert.
Das Cover kam mir für ein Sachbuch zu ungewöhnlich vor. Daher schaute ich nach dem Original. Und das passte meiner Meinung nach besser, hätte man übernehmen sollen, in der deutschen Ausgabe kommt die Aussage eher verwässert rüber. Auch den Originaltitel The Power of Regret: How Looking Backward Moves Us Forward finde ich nicht gut übertragen. Vor allem den Teil mit vorwärts. Nach vorne schauen ist für mich etwas anderes als bringt uns vorwärts. Mit dem Titel hätte ich das Buch eher nicht näher betrachtet, es als Motivationstraining oder so gesehen.
Insgesamt gesehen ist das Buch recht anstrengend zu lesen. So zum Beispiel verstehe ich immer noch nicht, was mentale Subtraktion positiver Ereignisse sein soll.
Viele Passagen habe ich einfach überflogen, wenn es um andere Studien ging, wer sie erstellt hat und welche Fehler bei der Auswahl der Probanden gemacht wurden.
Viele Teile des Buches beziehen sich auch meiner Meinung nach speziell auf die USA, zum Beispiel die Reue nicht gedient zu haben und die Abtreibungsthematik.
insgesamt hat mir das Buch leider nichts gebracht.
Ein Augenöffner. Muss man lesen!
Kurzmeinung: Einige sehr kluge Beiträge zur Debatte um Wokeness
Ja, was soll ich sagen? Dieses Buch hat mir klargemacht, dass es sich bei der Wokeness-Bewegung um eine waschechte Ideologie handelt, deren Vorzüge und Nachteile dringend breitbandig diskutiert werden müssten. Aber dies ist nicht der Fall und von den Vertretern der Wokness her nicht einmal gewünscht. Die neue Ideologie, die mit der Identitätsphilosophie eng verflochten ist, wünscht keine Auseinandersetzung, sondern sucht Anhänger. Zitat aus dem Vorwort: „Wenn jemandem etwa das Recht abgesprochen werden soll, überhaupt seine Meinung zu artikulieren, nur weil er nicht einer bestimmten Minderheit angehört, ist eine Diskussion nicht mehr möglich“.
Der Herausgeber stellt acht kurze Essays vor, die sich mit dem Phänomen der Wokeness-Ideologie und deren Auswirkungen auf die Gesellschaften, mit besonderem Blick auf Deutschland, beschäftigen. Der Usprung dieser Ideologie liegt schon in den 1970igern Jahren begründet als der französische Autor Michel Foucault das Buch „Surveiller et Punir“ (Überwachen und Bestrafen) auf den Markt warf.
Die Wokenessbewegung ist eng verwoben mit der Identitätsbewegung bzw. dem Identitätsbegriff, der - in Kürze und im Kern - fragt, was macht einen Menschen aus? Wird er bestimmt durch äußere Merkmale oder kann ein Mensch sich durch mentale Tätigkeit vollkommen selbst setzen, das heißt, „frei“ bestimmen, wer und was er sei. Michel Foucault selbst wechselte seine Identitätszuschreibungen ständig – in der letzten Ausprägung seiner Thesen gelangt man zum Genderfluidum, jeder kann sein, was er will und führt unter anderem zum für 2023 geplanten Selbstbestimmungsgesetz der Ampelregierung, das besagt, dass durch einen einfachen Sprechakt auf dem Amt jeder sein Geschlecht selbst festlegen könne. Was im ersten Moment liberal-progressiv klingt, unterhöhlt letztlich den Freiraum, den sich Frauen in einem jahrhundertelangen Kampf erworben haben und worum sie immer noch ringen, und das deshalb, weil sich ihnen nun eine Gruppe biologischer Männer anschließen könnte, die sich als Frauen „fühlen“ und dementsprechend Schutzräume für Frauen mitbesetzen wollen/können. Alice Schwarzer wirft Queer- und Transaktivisten vor, Frauen unsichtbar machen zu wollen, indem sie diese neuerdings unter FLINTA subsumieren, was für „Frauen, Lesben, Inter, Nichtbinäre, Trans- ud Agenderpersonen“ stehen soll. "Eine vergleichbare Schublade gibt es für Männer übrigens nicht", sagt Ben Krische.
Wie dem auch sei, die woke Brille teilt die Welt in gut und böse ein, wobei die Woken definieren, wer gut ist.
Beängstigend ist die These von Alice Hasters, dass nur „die Weißen Rassisten sein können, weil sie allein von ihrer eigenen Vorherrschaft profitieren“ und dass Rassismus nicht mehr an eine reale Tat durch eine Person gebunden und gesehen wird, sondern als Kollektivschuld. Letztlich hieße das, jeder Weiße ist ein Rassist. Der Gedanke der Sippenhaft und der Kollektivschuld aber trägt selbst einen faschistischen Kern in sich.
Die Theorie des strukturellen Rassismus: „ist jedoch nicht in erster Linie eine Theorie mit Wahrheitsanspruch, sondern war und ist ein Kampfinstrument gegen die ungerechtfertigte Benachteiligung Nicht-Weißer“, ein Hilfsmittel, das im politischen, berechtigten Kampf für die Rechte Schwarzer in den USA entstanden ist. Aber in Deutschland/Europa haben wir andere Verhältnisse, sagt Matthias Brodkorb und weiter: „Es handelt sich um einen Rückfall hinter die Errungenschaften der Aufklärung, um einen Absturz in die Ideologie des Rassismus“. Und woher kennen wir eine Rassenideologie? Vom Nationalsozialismus: ganz gefährlicher Boden also.
Was mich persönlich verstört, ist die Faktengleichgültigkeit der Bewegung: Es kommt nicht mehr darauf an, was gesagt wird, sondern wer es sagt. Gut, bis zu einem gewissen Grad ist das immer schon so gewesen; aber die Wokisten treiben es zum Exzess!
Behandelt wird natürlich auch die Sprachverschlimmbesserung durch die Genderbewegung, die von einem Erziehungsgedanken (wir müssen das Volk umerziehen, woher kennen wir das bloß) getragen ist sowie andere, ökonomische Gesichtspunkte wie das Wokewashing. Bedeutet: du bist gut, wenn du dieses woke Produkt kaufst, das keinen rassistischen Namen trägt, aber seine Mitarbeiter ausbeutet. Es ist eben leichter und eine intellektuelle Spielerei, in die Sprache einzugreifen (oder es zu wollen) als real existente wirtschaftliche Bedingungen zu verändern und etwa die Paygap zwischen den Geschlechtern zu schließen, denn bei ersterem kann man in seinem Elfenbeinturm sitzen bleiben, bei letzterem muss man heruntersteigen und sich in die Niederungen der Realpolitik begeben, mit seinen spezifischen Erfolgen und eben solchen Niederlagen!
Einen Blick auf die gängige Praxis der Cancel Culture wird ebenso geworfen wie die Opfermentalität unsere Tage angesprochen wird. Empörungskultur, wohin man schaut. Wer fühlt, hat recht. Fakten spielen kaum noch eine Rolle. Ich kann nicht umhin in der ganzen Bewegung einen Rachegedanken zu entdecken, vor allem, da schon häufig, im nachhinein als ungerechtfertige Behauptungen entlarvt, diese Cancel Culture Jobs und Ansehen anderer Menschen zerstörte.
Fazit: Man darf indes diesen kritischen Beitrag zur Wokeness-Ideologie nicht missverstehen. Die Autoren sind nicht der Meinung, dass Rassimus gut sei und auch keineswegs dagegen, im Alltag Sensibilität zu entwickeln, was wohl notwendig gewesen ist, jedoch beschäftigen sie sich mit den Auswüchsen eines Anliegens, das, ursprünglich legitim, zu einer die Gesellschaft spaltenden Ideologie mit eigenen rassistischen Zügen geworden ist. Muss man lesen!
Kategorie: Sachbuch. Politik und Gesellschaft
Verlag: Cicero, 2023
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