Die verkaufte Sängerin
Worum es geht:
Es sind nur noch wenige Woche bis zu den Sommerferien und schon danach fängt Bonnies letztes Schuljahr an. Doch Bonnie weiß noch gar nicht, was sie mal später machen möchte. Zudem fehlt ihr auch einiges an Selbstvertrauen. Einzig bei Musik, da ist sie sich immer sicher. Mit Musik auf den Ohren fühlt sie sich geborgen. Die 17-jährige Bonnie hat schon so einige Schwärmereien gehabt, auf Jungen und Mädchen, hat sich aber nie getraut mit ihrem jeweiligen Crush zu sprechen. Um ihre Gefühle zu verarbeiten, erstellt sie Playlisten, mit Songs, die sie an den jeweiligen Crush erinnern. Es kommt zu einem Zusammenstoß mit der neuen Mitschülerin Dee und schon hat Bonnie einen neuen Crush. Sie hört sich nochmal die Playliste ihres alten Schwarms an und dann passiert es. Bonnie findet sich plötzlich in einem anderen Leben wieder, einem Leben in dem sie mit ihrem Schwarm zusammen ist. Wie kann das sein? Was soll das? Und kann sie wieder in ihr richtiges Leben zurück?
Bei diesem Roman handelt es sich um eine Romantasy Lovestory. Das Buch lässt sich flüssig lesen. Die Story ist echt süß. Bonnie ist eine ganz liebe und ich habe sie gleich in mein Herz geschlossen. In dem Roman geht es natürlich viel um Songs und Liedtexte, um Mut und ums Erwachsenwerden. Es ist kein Problem festzustellen, in welcher Welt die Story gerade spielt, da die Kapitel unterschiedliche Bilder entsprechend ihrer Welt haben, z.B. eine Schallplatte. Leser, die gerade einen lieben Menschen verloren haben, müssen sich darauf einstellen, dass sie sehr wahrscheinlich ein paar Tränen lassen werden. Ich muss zu dieser Bewertung dazu sagen, dass ich bereits 50+ bin. Ich lese sehr gerne mal ein Buch zum Thema Young Adult, sonst aber kein Romantasy und dies ist dann leider doch nicht mein Geschmack. Ich bin hier auch ganz klar nicht die Zielgruppe. Eine tolle Sommerlektüre junge Leute, die ich ab 15 Jahren empfehlen möchte. Für Liebhaber von Romantasy gibt eine ganz klare Leseempfehlung und sehr gute 3,5 Sterne von mir.
Virginia Woolf sagte über Ethel Smyth: "Sie ist vom Stamm der Pioniere, der Bahnbrecher. Sie ist vorausgegangen und hat Bäume gefällt und Felsen gesprengt und Brücken gebaut und so den Weg bereitet für die, die nach ihr kommen.“
Dieser Satz von Virgina Woolf charakterisiert Ethel Smyth sehr genau. Ethel Mary Smyth (1858 -1944) stammt aus einem guten Haus, wird von Gouvernanten zu Hause erzogen und mit ihr fünf Schwestern und einen Bruder. Schon früh erweist sie sich als Sturkopf und setzt im Alter von 19 Jahren konsequent ihren Wunsch durch,
Komponistin zu werden, zunächst gegen den Willen ihrer Eltern. Doch nach einem Hungerstreik bekommt sie die Erlaubnis, ihre Idee um zusetzen, was bisher hauptsächlich nur Männer dürfen.
Mit Erfolg wird sie eine der ersten professionellen Komponistinnen des modernen Europas. Ihr Werk „Der Wald“ wird in großen namhaften Konzernhäusern wie in der Royal Albert Hall und der Hofoper Berlin uraufgeführt. Und es folgen weitere Opern.
Zu Deutschland entwickelt Smyth eine enge Beziehung. Es hindert sie jedoch nicht daran, schonungslos die Leipziger Spießigkeit zu kritisieren.
„Die kleinen Brötchen waren mein Manna und der Kaffee, dünn wie ihn die Leipziger liebten, mein Nektar, sogar die sanitären Modalitäten empfand ich als gerade noch angemessene Variante des Lokalkolorit, und auch das kleine, kalte Rinnsal, das die Place de Repos aus dem Wasserhahn in der Küche offenbar von der Stadtverwaltung zugeteilt bekam, zeigte in meinen abgehärteten Jugendtagen keine negativen Folgen.“ (S. 37)
Eindrucksvoll überwindet sie mit großer Entschlossenheit alle gesellschaftlichen Hürden. Sie kommt in Kontakt mit Clara Schumann, Edvard Grieg, Johannes Brahms, Peter Tschaikowsky und vielen mehr.
Doch nicht nur in der Opernwelt macht sie sich, trotz aller damaligen Widerstände gegen weibliche Komponisten, einen Namen, auch politisch ist sie aktiv. Sie tritt den Suffragetten bei und aus ihrer Feder stammt die Suffragetten-Hymne "The March of the Women". Ihre politischen Ziele verfolgt sie konsequent, genauso wie ihre beruflichen Ambitionen. Dabei scheut sie auch vor einer Haftstrafe nicht zurück.
Ihr Erfolg wird unterbrochen, als der Krieg ausbricht. Dann geht ihre Bank pleite. Ihre Hörprobleme nehmen zu, bis sie ganz ertaubt.
„Was meine Hörprobleme betrifft, so glaube ich, dass sie schon sehr lange latent vorhanden waren“ (S. 209)
Ihre Erinnerungen sind angereichert mit Witz, Charme und Selbstironie.
Das Werk gliedert sich in zwölf Kapitel. Ein Epilog und Anmerkungen der Hausgeberin und Übersetzerin runden die Aufzeichnungen ab.
Heddi Feilhauer hat unter dem Titel „Paukenschläge aus dem Paradies“ die Erinnerungen von Ethel Smyth in einer Neuerscheinung zusammengefasst. Sie präsentiert Ethel Smyth als eine starke Frau.
„Wo immer ihrer gedacht wird, in welcher Form auch immer, sind Menschen erstaunt, wie vielfältig die Begabung und Facetten dieser außergewöhnlichen Frau sind: Komponistin und Dirigentin, unermüdliche Netzwerkerin, Schriftstellerin und Suffragette, die offen lesbisch oder unverheiratet mit einem Partner lebte.“ (S. 235)
Vielen dank, Sarah Stankewitz, für dieses Buch. Diese Gefühle, die tollen Charaktere und überhaupt, danke für den Sonntag, den ich mit diesem Buch verbringen durfte, denn ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Am liebsten würde ich genau diese zwei Sätze als Rezension stehen lassen, weil es alles aussagt, was ich über das Buch denke. Aber da das einigen Plattformen nicht ausreicht:
Das Cover ist schlicht und schön. Es passt optisch zu den Vorgängern, was ich immer sehr gerne habe. Der Schreibstil war auch wieder super einfach und schnell zu lesen. Ich mochte es sehr, dass in den Büchern beide Hauptcharaktere zu Wort kommen und ihre Geschichte aus ihrer Sicht erzählen. Man erhält so viel mehr Einblick in die Gefühlswelt der Charaktere, die ich einfach nur Liebe. Sie sind gut gezeichnet und man kann alles wunderbar nachvollziehen. Danke, dass aus der Sache mit dem Notizbuch kein super krasses Drama gemacht wurde, wobei ich mich schon gefragt habe, warum Isaac das zu einfach hinnimmt und nicht ein kleines bisschen mehr ausflippt, wo doch seine Gefühlswelt in diesem kleinen Büchlein steckt. Vielleicht einfach nur durch diese eine Sache abgestumpft. Egal. Es sind nur Kleinigkeiten an die ich mich störe. Denn ich glaube, Hopes Instagram wäre bestimmt etwas mehr durch die Decke gegangen.
Egal, ich liebe dieses Buch und kann es jedem nur ans Herz legen, es zu lesen!
Dieses Buch fängt vielversprechend an. In einem sehr schönen Erzählstil, mit Humor und Raffinesse, erfährt man von Maria, die mit Mitte 50 ihr gesichertes Leben hinter sich gelassen hat und obendrein noch verschwunden ist. Man freut sich auf Originelles und Rätselhaftes und muss dann direkt im zweiten Kapitel die Vollbremsung einlegen. Da wird weit ausgeholt, Familie, Jugend, Eltern, Umfeld eines jeden Protagonisten, ob wichtig oder nicht, wird gründlich beleuchtet, bis man so gegen Seite 80 den Faden wiederfindet.
Der Autor ergeht sich in ausführlichen Betrachtungen der Welt der 70er Jahre und hat sicherlich recht, genau so war es, aber wer möchte das wissen? Wer alt genug ist, dabei gewesen zu sein, der weiß es schon und wer jünger ist, den interessiert es nicht sehr und der hat auch wenig Lust zu googeln, wer Leonhard Coen wohl sein mag.
Dann kommt Herwig daher, Lehrer, 60, sieht aber keinen Tag älter aus als 50, trägt die berühmten abgewetzten Cordhosen, die man einst so trug als Intellektueller, die alle kennen, die sie miterlebt haben, die aber seit 30 Jahren im Straßenbild nicht mehr auftauchen. Der Eindruck drängt sich auf, hier ist ein Autor doch sehr im vergangenen Jahrhundert verhaftet, auch wenn seine Protagonisten Smartphones bedienen.
Ist das durchstanden, geht Maria endlich auf ihren Selbstfindungstrip und, man staunt, stolpert prompt über ein Hippiefestival. Ich möchte nicht behaupten, dass es die heute nicht mehr gibt, das mag sein, aber sie sind nachweislich rar. Fast möchte man Maria um ihr Glück beneiden, würde es sie in irgendeiner Form weiterbringen. Leider sieht sie es wohl eher touristisch. Haben wir das auch erlebt, abgehakt, Foto, weiter.
Was eine Reise zu sich selbst sein sollte, wird hier zur Farce. Weitgehend unreflektiert hakt Maria alle Stationen ab, die gemeinhin zur Selbstfindung dienen, erlebt sie aber nicht. Stattdessen werden Lebensweisheiten zum Besten gegeben, hübsch formuliert, aber schon lange nicht mehr neu.
Hier kann jemand schreiben, leider hat er nichts Besonderes zu erzählen.
Im Verlauf des Buches schießt auch noch der eigentlich schöne Stil, immer öfter über das Ziel hinaus und wird blumig. „…der Segen des Mutterglücks verlieh ihr eine zeitlose Reife…. Sie war von exotischer Anmut und hatte das Leuchten eines blühenden Kirschbaums.“
Mit diesem Buch liefert der Autor recht passabel seine Gedanken zum Thema Älterwerden, nur sind die weder neu noch innovativ. Es wird vermutlich sein Publikum finden, ich fand es eher altbacken und klischeehaft.
MEINE MEINUNG
Mit seinem Roman „flüchtig“ hat der der Österreicher Hubert Achleitner ein faszinierendes und tiefgründiges Debüt vorgelegt, das mich den berührenden und nachdenklich stimmenden Momenten aber auch seinem frischen Erzählstil sehr begeistern konnte. Hubert Achleitner ist den meisten eher als kreativer Musiker und Künstler Hubert von Goisern bekannt, hat einst den sogenannten „Alpenrock“ salonfähig gemacht erfunden und erfreut sich immer noch einer großen Fangemeinde im deutschsprachigen Raum.
Der Autor nimmt uns in seiner beschwingten, mitreißenden und wundervoll warmherzig erzählten Geschichte mit auf einen ereignisreichen und abenteuerlichen Roadtrip, der die Figuren von den österreichischen Bergen über etliche Zwischenstopps wie einem friedvollen Hippiecamp in den Alpen bis nach Nordgriechenland führen wird.
Die fesselnde Geschichte um die 55-jährige Hauptfigur Maria, die ihrem eingefahren Leben entflieht und von heute auf morgen in den Süden flüchtet, lässt Achleitner weitgehend von der Nebenfigur Lisa, einer Reisebekanntschaft und späteren Freundin Marias, rückblickend aber keineswegs chronologisch erzählen. Zudem streut er aber auch immer wieder weiterführende Passagen aus Sicht eines allwissenden Erzählers ein. So erfahren wir über Zufallsbekanntschaften und bedeutsame Begebenheiten während ihrer gemeinsamen Reise, lernen in verschiedenen Episoden Marias Ehemann Herwig und Auszüge aus ihren bewegenden Lebensgeschichten aber auch eine ganze Menge interessante, mal mehr und mal weniger wichtige Nebenfiguren kennen. Nach und nach erhalten wir immer mehr Einblicke in die Gründe für Marias plötzliche Flucht aus ihrer unglücklichen, festgefahrenen Ehe und einem unerfüllten Leben. Ihre Reise wird zu ihrer persönlichen Suche nach dem Sinn des Lebens, einem emotionalen Trip in ihr Seelenleben, und lässt sie schließlich sich selbst finden.
Überhaupt scheinen sich in dieser berührenden Geschichte viele Figuren auf einer Art Flucht zu befinden – vor dem derzeitigen Leben, vor schmerzvollen Erfahrungen, vor Verantwortung, vor sich selbst. Alle sind sie auf der Suche nach ein bisschen Glück, Freiheit, Liebe und Anerkennung, angetrieben von hoffnungsvollen Träumen nach einem anderen, besseren, erfüllteren Leben. Immer wieder greift der Autor den Begriff „flüchtig“ als eine Art Leitmotiv in der Geschichte auf und zeigt spielerisch seine unterschiedlichen Bedeutungen auf.
Die vielschichtige und sehr liebevolle Charakterisierung der interessanten, teilweise recht eigenwilligen Figuren mit all ihren Ecken und Kanten ist dem Autor hervorragend gelungen. Sehr gut konnte ich mich in ihr Innenleben hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen. Schade ist nur, dass sich die Geschichte durch die Vielzahl an eingeführten Charakteren fast ein wenig von der Hauptfigur Maria abzuwenden scheint.
Achleitner versteht es, besondere Stimmungen sehr feinfühlig einzufangen und immer wieder eine unnachahmliche Atmosphäre heraufzubeschwören. Insbesondere die Naturgewalten ziehen sich als roter Faden durch die Handlung und scheinen bisweilen, die Geschicke der Charaktere zu leiten. Und natürlich spielt auch die die Musik eine wichtige Rolle in diesem Roman. Die vielen musikalischen Verweise und die vielen eingestreuten Musiktitel, die als eine Art Playlist die Handlung durchziehen, sind sehr schön in die Geschichte eingewoben und verleihen dem Roman das gewisse Etwas.
FAZIT
Ein faszinierendes, sehr gelungenes Debüt mit einer bewegenden, tiefgründigen Geschichte über die Liebe, Sehnsucht, die Suche nach Glück und einem erfüllten Leben. Lesenswert!
Kurzmeinung: Sehr zärtlich und österreichisch. Love it!
Hubert Achleitner ist meist unter seinem Pseudonym Hubert von Goisern unterwegs. Er ist Musiker, aber eigentlich ein Allroundkünstler. Nun hat er ein Buch geschrieben. Und dieses Buch ist gut.
Die Handlung ist zwar einfach. Maria, fünfundfünzig, leitende Bankangestellte, ist mit Wig verheiratet, einem tollen, kiffenden Lehrer. Pscht, das darf keiner wissen, sonst fliegt er. Eines Tages, aus Gründen, leert sie das gemeinsame Bankkonto, wirft ihrem Chef die Kündigung vor die Füße und verschwindet. Wortlos. Spurlos.
„flüchtig“ ist ein leises Buch. Ein Buch, das mit Zärtlichkeit geschrieben ist und mit solcher gelesen gehört. Es passiert nicht allzuviel, wenngleich der Leser sowohl aus dem Leben wie auch die Handlungsmotive einiger Menschen erfährt. Manches wird ausgeleuchtet, manches nur angerissen.
„flüchtig“ ist eine Alltagsgeschichte. Eine, die Widerhall findet im Herzen derer, die auch gern mal alles hinschmeißen wollen. Und es ist eine Geschichte für Langverheiratete oder Langverpaarte, die wissen, dass der Alltag einfach sein muss, aber seine monotonen Tücken hat. Wie das Leben selber halt.
Was an „flüchtig“ bezaubert, ist sein Stil und seine Klugheit. Wie gut, dass das Lektorat nicht alle sprachlichen Österreichereien herausgestrichen hat, das macht den Roman authentisch und eigen Es ist sicher ein Roman, der heimatverbunden ist, obwohl er nach Griechenland reist.
„Eintausend Jahre waren für die fünfundzwanzige Lisa nur unwesentlich weniger entfernt als der Urknall“. Für solche Sätze liebt die geneigte Leserin den Roman.
Fazit: Eine Alltagsgeschichte oder eine Ausbruchsgeschichte, so charmant geschrieben, in einfühlsamen Sprachbildern und treffenden Lebensbeobachtungen und Lebensbemerkungen, leise, mit unspektakulärem Ende, was dann aber doch passt.
(Phrasen, Floskeln: keine. Es geht völlig ohne jeden Luftschnapper!).
Kategorie: Belletristik
Verlag: Paul Zsolnay, 2020
Maria und Herwig, seit mehr als dreißig Jahren sind sie verheiratet. Sie hat einen guten Job bei der Bank und hält sich mit Sport fit. Er ist Lehrer, progressiv, Musikliebhaber, raucht heimlich den einen oder anderen Joint und ist verliebt in eine junge Kollegin Nora. Doch eines Tages kündigt Maria ihren Job, nimmt ihre Ersparnisse, das Auto und verlässt Herwig. Ohne Worte des Abschieds und ohne Hinweise auf ihren Verbleib.
Hubert Achleitner schreibt in „flüchtig“ über die Löslichkeit langjähriger Beziehungen. Besser bekannt ist der Autor als Hubert von Goisern, stilübergreifender Musiker und großartiger Liedermacher. Seine musikalische Affinität spiegelt sich in seinem Debütroman wieder. „Heast as net“ war einer seiner größten Erfolge, wo ganz wenige Worten ganz große Stimmung erzeugen. Mit diesem Buch ging es mir ganz anders. Die Protagonistin ist Mitte fünfzig, steht am Wendepunkt ihres Lebens, trifft die Entscheidung für einen Neuanfang. Diese Frau könnte mir so nahestehen, doch ich konnte nicht hören, was sie zu sagen hatte.
Eva Maria Magdalena, wie die Protagonistin mit vollem Namen heißt - diese religiöse Dreifaltigkeit des Namens ist nicht zufällig - macht sich auf die Suche. Weg aus dem Alltag, der belanglosen Gewohnheit, weg von einem Mann, der einer anderen seine Liebe gesteht. Ihre Reise führt sie bis nach Griechenland, wo sie Ioannis kennenlernt, letztlich wieder bei einem Mann landet.
„…inzwischen habe ich die Wohnung schon zweimal aufgeräumt, gekehrt, gewischt, die Terrasse und die Fenster geputzt, die ganze Wäsche gewaschen, gebügelt…Ich habe alles repariert, was kaputt war…..und alles entsorgt, was sich nicht mehr reparieren ließ. Aber Ordnung ist flüchtig. Ich muss mich also beeilen mit dem Schreiben, bevor sich von neuem Staub über die Dinge legt und sie nach mir zu rufen beginnen.“
Es ist nicht nur Maria, die sich in diesem Roman auf die Suche macht. Da sind Nora, die Tramperin Lisa (die auch einleitende als Ich-Erzählerin fungiert, bis der Autor später zu einer neutralen Erzählform wechselt), der Grieche Ioannis mit seinem Großvater, der Mönch, Hereigs Vater. Und natürlich Herwig, der in meinen Augen das Abziehbild eines „man after midlife“ schlechthin ist.
Die Personen, die direkt oder indirekt Marias Weg kreuzen, sind alle von etwas getrieben, haben Wünsche und Sehnsüchte. Haben ihre eigene Geschichte und hier gerät Hubert Achleitner beim Erzählen sehr gerne vom Hundertsten ins Tausende. Er ergeht sich in geschichtliche, religiöse, mystische, musikalische Betrachtungen. Vom zweiten Weltkrieg, verschollenen Großvätern, griechischem Widerstand, dem Schicksal sudetendeutscher Flüchtlinge. Von einer Geburt in einer Gondel bei Talfahrt und dem Berg Athos als Ende einer Reise. Von samischen Klängen über Leonard Cohen, André Heller bis zu Mikis Theodorakis. Und immer wieder Glaube, göttlicher Ruf und Berufung.
Ein Wunsch und eine Sehnsucht war es lange Zeit für den Musiker auch einen Roman zu verfassen. Diesen Wunsch hat sich Hubert Achleitner mit dem Roman „flüchtig“, erfüllen können. Musikalisch ist Hubert von Goisern einer, der innovativ Grenzen überschreitet. Hubert Achleitner hat auch literarisch sehr viele gute Ideen. Doch wenn gute Ideen wie Murmeln sind in einem Glas, das umfällt: Sie rollen in alle Richtungen davon und lassen sich nur mühsam wieder aufklauben.
Was ich bis jetzt nicht wusste - bei dem Autor handelt es sich um Hubert von Goisern. Das macht für mich das Buch noch einmal mehr zu etwas besonderem und ich muss sagen, ich bin insbesondere auf Grund des emotionalen Tiefgangs sehr überrascht.
Wo ist Maria? Job gekündigt und Auto weg - das würde zumindest darauf hindeuten, dass sie am Leben ist und einen Plan hat. Dennoch hat sie ohne ein Wort ihren Ehemann zurück gelassen. Warum? Was ist passiert?
Kann ihr Mann die Freiheit nutzen?
Monate später bekommt er einen Brief von Maria, in dem sie versucht zu erklären und erzählt, was passiert ist.
Man verfolgt die Reise bis nach Griechenland und wird auf ein kleines Abenteuer mit emotionalem Tiefgang mitgenommen.
Der Schreibstil ist der Wahnsinn - die Sätze haben so einen Tiefgang, und die Charakterisierung der Protagonisten ist absolut gelungen. Selten bekommt man so rundum vollendete Charaktere in einem Roman.
Von mir gibt es eine absolute Empfehlung.
Im Buch geht es um die queere Popband “Moonlight Overthrow”. Diese war super erfolgreich, bis sie sich recht spontan getrennt haben. Heute reden die Bandmitglieder nicht mehr miteinander. Zumindest nicht bis ihre ursprüngliche Heimatstadt, in der sie damals gemeinsam lebten, Opfer eines Unglücks wird. Und so finden sich alle vier Mitglieder wieder zusammen, um ein Benefizkonzert zu geben. Dabei müssen einige Mitglieder über gebrochene Herzen und andere Dramen hinwegkommen, um endlich wieder zusammen auf der Bühne zu stehen.
Abseits dessen, dass das Buch einfach wunderschön queer war, fand ich das Thema an sich auch super spannend. Ich persönlich hatte jetzt noch kein Buch gelesen, welches das Thema einer jungen Popband aufgegriffen hat und wie sich das auf die Mitglieder auswirkt. Vor allem wenn man bedenkt, dass sie queer sind. Das war auch unfassbar nahbar und interessant geschrieben, sodass ich das Thema wirklich als gut gelungen empfunden habe.
Dann ist es irgendwie auch einfach total toll zu sehen, wie sich diese Freundesgruppe wieder zusammenfindet. Man merkt echt, dass sie einander wichtig sind und dass sie eventuelle Fehler bereuen und einander vermissen. Auch ihre Leidenschaft für die Musik miterleben zu können, war einfach sehr cool.
Das Buch ist meiner Meinung nach sehr feelgood und ich mochte es wirklich gerne und kann es jedem empfehlen, der auf der Suche nach interessanter, queerer Literatur ist.
Ein Abenteuer für die junge Gauklerin
Das Autorenpaar Iny Lorentz hat mit "Die verkaufte Sängerin" eine Trilogie um die junge Cristina gestartet. Nach dem Tod ihrer Mutter wurde sie in der italienischen Gauklerfamilie aufgenommen. Doch sie hat es nicht leicht, denn ihre Tante will nur ihre Töchter voranbringen und neidet Cristina ihren Erfolg mit ihrer wunderschönen Stimme. Sie wird verkauft und landet am Hof des Herzogs von Sachsen-Meinigen, doch dort erwartet sie ebenfalls Neid und Intrigen.
Ich bin ein großer Fan des Autorenpaar's und habe bereits mehrere Romane von ihnen gelesen. Auch diese Geschichte ist in einem überaus fesselnden Schreibstil geschrieben. Die Figuren wurden fantastisch charakterisiert, sodass sie vor den Augen der Leser lebendig wirken.
Mit historischen Personen wie z.B. Johann Wolfgang von Goethe und der thyringes Kulisse des 18. Jahrhunderts wurde ein interessanter Hintergrund ausgearbeitet. Dadurch, dass es sich hierbei um den Auftakt einer Trilogie handelt, empfand ich die Geschichte an manchen Stellen etwas langatmit mit einigen Wiederholungen. Aber sehr gern folgte ich Cristinas Entwicklung zu einer gefeierten Sängering und die Intrigen bei Hofe waren sehr unterhaltsam.
Für Fans von historischen Romanen sehr zu empfehlen.