Mary & Claire: Roman

In den letzten Jahren der Pandemie sollten wir die meisten Begegnungen eher vermeiden. Doch wie wichtig gerade zufällige Begegnungen sein können, beschreibt der französische Philosoph Charles Pépin in diesem Buch.
Der Autor analysiert in den Kapiteln, wie Begegnungen stattfinden, was sie aus einem machen und was man selbst dafür tun muss, um andere Menschen überhaupt richtig wahrzunehmen.
„Ohne Begegnung mit anderen können wir unmöglich wir selbst werden.“ (S. 222) Wie der Titel des Buches schon verrät, wird das Thema philosophisch betrachtet. Das ist vielleicht nicht für jeden etwas. Doch erfährt man hier auch etwas Interessantes über berühmte Persönlichkeiten und wie bestimmte Begegnungen ihren Lebensweg beeinflusst haben. Auch ermuntert das Buch einen selbst, mit offenere Augen auf andere zuzugehen, denn vielleicht ist die Person, die wir gar nicht für wahrgenommen hätten, unser Seelenverwandter.
Das Buch ist leicht zu lesen und regt einem zum nachdenken an. Etwas für alle, die die Muße haben, alltägliche Dinge auch mal philosophisch zu betrachten.
Das Buch handelt von zwischenmenschlichen Begegnungen und der Bedeutung von einzelnen Begegnungen. Beispielsweise kann eine einzelne Begegnung reichen, um unser Weltbild auf den Kopf zu drehen bzw. auch unser komplettes Leben zu verändern.
Wichtig ist auch, dass ein Treffen nicht gleich eine Begegnung ist - da gehört etwas mehr dazu. Der Autor geht auf die verschiedenen Aspekte von Begegnungen wirklich schön ein - sehr nachvollziehbar und verständlich aufgebaut trotz der teilweise recht komplexen Thematiken, auch für Leute, wie mich, die selten philosophische Thematiken lesen.
Das Cover passt gut zum Buch - schlicht gehalten, stellt es die Thematik dar.
Ich kann dieses Buch weiterempfehlen, an alle, die etwas mehr über zwischenmenschliche Begegnungen erfahren wollen. Das Buch ist sehr informativ, man muss sich aber auf das Thema einlassen. Ich kann dieses Buch weiterempfehlen, an alle, die etwas mehr über zwischenmenschliche Begegnungen erfahren wollen. Das Buch ist sehr informativ, man muss sich aber auf das Thema einlassen.
Das Buch „Sternflüstern – Die Geschichte eines Neuanfangs“ von Paula Carlin ist direkt beim ersten Berühren schon ein Erlebnis: Die Unebenheiten des Covers erinnern haptisch an ein Mosaik – passend zum Inhalt des Buches.
Die Protagonistin Irith ist nach dem Verlust ihres Freundes Lunis in Trauer. Durch die anschauliche Sprache spürt man als LeserIN die Leere, die der Verlust hinterlassen hat. Sie macht sich auf den Weg zu ihrem Falterberg, der ihre Suche nach Zufriedenheit, Freiheit und Glück symbolisiert.
Auf dem Weg stößt sie auf das Haus des verstorbenen Herr Wilhelms sowie auf die junge Frau Sophie und Alix, die nach und nach wieder Lebensfreude und Hoffnung in ihr Leben bringen und ihr helfen, den Falterberg zu erreichen. Immer wieder spürt man als LeserIN das hoffnungsvolle Sternenflüstern und kann dieses für sein eigenes Leben aufsaugen.
Mein Fazit: Diese Geschichte geht unter die Haut, sie ist aber nicht ganz einfach zu lesen.
„Sternflüstern! In diesem Moment vernahm ich es wieder. Dieses Knistern voller Wunder und Versprechen und Möglichkeiten, das sich für einen Augenblick auf alles um mich herum und in die neuen Tage legte.“ (Zitat Seite 132)
Inhalt
Es ist ein altes, baufälliges Haus, doch seine Ausstrahlung ist nicht unglücklich, es wirkt eher verlassen, denn es steht schon längere Zeit leer. Nach dem Tod des vorigen Besitzers soll es verkauft werden, doch der Zustand und die Größe schrecken mögliche Interessenten ab. Die sechsundfünfzigjährige Irith Falterberg, die das Haus zufällig entdeckt, erliegt sofort dem Charme dieses Hauses mit dem breit auslandenden Dach, aber sie weiß, dass dies weit außerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten liegt. Warum hört sie ausgerechnet in diesem etwas verwahrlosten Garten, plötzlich die Stimme ihre Freundes Lunis, dessen Tod sie noch nicht verwunden hat? Warum treten gerade jetzt die junge Künstlerin Sophie und die soeben pensionierte Alix, Dozentin für Forstwirtschaft, in ihr Leben, ahnte Lunis, was passieren würde, wenn er diese drei Frauen zusammenbringt?
Thema und Genre
In diesem klugen, einfühlsamen Roman geht es um Verlust, Trauer, künstlerische Kreativität, Hoffnung, den Mut zum Neubeginn, Freundschaft und Liebe. Kernaussage ist die Freude am Leben und die immer neuen Überraschungen, die es bietet, wenn wir uns darauf einlassen.
Charaktere
Irith hat den Tod von Lunis noch nicht verwunden, doch sie ist bereit für Neues. Die Arbeit an ihren Mosaiken hat in den letzten Jahren ihren Blick für Details und Ideen intensiviert. Sophie kann sehr hartnäckig sein, wenn es sich um „etwas Unbedingtes“ handelt. Alix ist gerade pensioniert worden und überlegt, womit sie nun ihre Zeit verbringen will. Zwischen den drei Frauen entwickelt sich eine lebendige, kreative Eigendynamik und plötzlich scheint alles möglich zu sein.
Handlung und Schreibstil
Die Geschichte spielt in der Jetztzeit. Es ist Sommer, doch der nahende Herbst kündigt sich schon an. Die Ereignisse werden von Irith als Ich-Erzählerin geschildert. Parallel dazu tauchen wir in ihre Erinnerungen und damit in die Vergangenheit ein. Durch die Gespräche mit den beiden anderen Hauptfiguren Sophie und Alix erfahren wir auch Details aus deren Leben. Dies macht die Geschichte stimmig und nachvollziehbar. Lebhafte Schilderungen der Natur, besonders des verträumten, magischen Gartens, des alten Hauses und der Entstehung unterschiedlicher Kunstobjekte ergänzen die Handlung. Diese eindrückliche Sprache ist eine Stärke der Autorin Patricia Koelle, die wir bereits aus ihren Serien kennen, die an der Nordsee oder Ostsee spielen. Für diesen Roman wählte sie das Pseudonym Paula Carlin, macht jedoch kein Geheimnis daraus.
Fazit
Ein nachdenklicher, positiver Wohlfühlroman, der vom Leben in allen Facetten erzählt und von den Möglichkeiten und Überraschungen, die es bietet, wenn man bereit ist, sich auf Neues einzulassen.
Der Schweizer Journalist und Autor Constantin Seibt schrieb von Mai 2012 bis Juli 2014 auf der Webseite des Tages-Anzeiger Zürich seinen Blog "Deadline". Dieses Buch enthält eine überarbeitete Auswahl an Texten aus diesem Blog.
Auf der Suche nach Tipps zum besseren Schreiben von Texten bin ich auf dieses Buch gestoßen. Leider ist es nicht ganz das, was ich gesucht habe, weil sich die Tipps und Tricks in der Hauptsache auf Zeitungsartikel, Reportagen oder Kolumnen, also journalistische Arbeit, beziehen. Aber das Buch bietet interessante Einblicke in die Welt der Printmedien und Zeitungsverlage, die ja seit dem Erstarken der Online-Angebote mit dem Überleben zu kämpfen haben. Seibt schreibt fluffig und gut lesbar, entwickelt aber im Verlauf des Buches einen gewissen oberlehrerhaften Ton. Er hat für seine Tätigkeit als Journalist schon einige Preise gewonnen, unter anderem wurde er 2013 zum Kolumnisten des Jahres in der Schweiz gewählt, aber das lässt er leider zwischendurch auch etwas raushängen.
Wie schon gesagt ist das Buch für meine Zwecke eher ungeeignet, da ich nicht journalistisch tätig bin und meine Texte nur für den Hausgebrauch (Rezensionen!) bestimmt sind, aber den ein oder anderen Tipp konnte ich schon mitnehmen.
Tragische Lebensläufe
Kurzmeinung: Weibliche wilde Feger haben es immer schwer, besonders aber im 19. Jahrhundert
Mary Shelley (1797-1851) und Claire Clairemont (1798-1879) waren Halbschwestern, wilde Feger, für ihre Zeit hochmoderne Frauen und völlig überkandidelt. Sie lebten zeitweise eine ménage à trois und gaben nicht viel auf die Meinung der Gesellschaft. Sie waren eine Ausnahmeerscheinung.
Mary heiratete schließlich den Adligen Percy Bysshe Shelley, nach langer Liaison mit ihm, da er verheiratet war und von seiner Ehefrau zwei Kinder hatte. Er war ein überspannter junger Kerl, der in seinem Leben nie gearbeitet hatte und ungeachtet seiner noch lebenden Ehefrau mit beiden Schwestern ins Bett ging. Als Sohn und Erbe eines vermögenden Vaters hatte er es nicht nötig, sich um Geld zu sorgen und nahm schon in jungen Jahren großzügige Anleihen auf sein künftiges Erbe auf. Eigentlich gehörten alle drei der besseren Gesellschaft an. Doch sie brachen aus den engen Strukturen ihres Standes aus, machten deswegen auch härtere Zeiten durch. Da, offen gesagt, alle drei völlig verantwortungslos waren, konnte dies nicht ausbleiben. Alle drei versuchten sich in der Schriftstellerei, mit unterschiedlichem Erfolg. Letztlich wurde nur Mary richtig berühmt, als sie die berüchtigte Frankensteinfigur erfand. Ruhm und Ehre auf breiter Ebene blieben ihr jedoch versagt.
Der Kommentar:
Der Roman wird aus den Innenansichten der handelnden Personen heraus geschrieben; das macht ihn intensiv, zeitnah, historisch- authentisch, aber auch unangenehm schwülstig und pathetisch, da, wie gesagt, die Hauptfiguren nicht ganz von dieser Welt waren, den Kopf immer in den Wolken. Die Bekanntschaft mit dem britischen Dichter Lord Byron (1788 – 1824), einem womöglich noch überspannteren, exzentrischen und egozentrischen jungen Mann, einem aus heutiger Sicht Tierquäler erster Güte, machte die Dinge nicht besser. Claire Clairemont war ihm sexuell hörig und überließ ihm ihre Tochter Ava mit anderthalb Jahren, in der irrigen Ansicht, der Vater würde sich vorbildlich um sein Kind kümmern. Pustekuchen. Mit vier Jahren starb das Kind an einer Krankheit, an dem Trennungstrauma und an Vereinsamung leidend in einem Kloster, wohin sie vom Vater als Kleinkind in frühkindlichem Alter abgeschoben wurde. Man möchte den reichen Dandys dieser Zeit noch heute Schmähungen ins Grab nachrufen!
Also insoweit erhält der Leser einen erstklassigen Eindruck von den Problemen einer Frau von Stand in dieser Zeit; wichtig waren der Ruf und die Versorgung einer Frau durch Elternhaus oder Ehemann. Über Kind und Weib hatte der Mann, als Krone der Schöpfung, alleinige Entscheidungsgewalt. Kinder hatten quasi gar keine Rechte. Obwohl die beiden Frauen Konventionen sprengten, verlief ihr Leben tragisch.
Der Autor hat die Lebensumstände und Beweggründe, auch die Verdienste dieser mutigen, die Gesellschaft herausfordernden Frauen auf den Punkt gebracht. Davon bin ich begeistert. Andererseits waren die Schwestern leichtfertig. Auf alle Fälle hatten sie keinerlei Lebenserfahrung und konnten die Tragweite ihrer Entscheidungen nicht überblicken. Dafür mussten sie einen hohen Preis bezahlen. Auch die Männer bezahlten. Allerdings wurde deren Leiden durch Vermögen und Stand abgemildert, mit männlicher sexueller Exzentrizität übte die Gesellschaft Nachsicht. Daran hat sich nicht viel geändert!
Fazit: Von den beiden Schwestern Mary Wollstonecraft Shelley und Claire Clairemont wusste ich gar nichts und auch nicht von dem Dichter Percy Bysshe Shelley, was allerdings kein Verlust gewesen ist, was letzteren betrifft. Ich wurde von dem Autor auf kurzweilige Weise meiner Bildungslücken enthoben, ins Bild gesetzt und fühle mich bereichert. Dabei ist der Autor immer unterhaltsam, nie langweilig. Dennoch hätte ich eine andere Erzählperspektive bevorzugt, eine, die weniger Pathos gebraucht hätte.
Kategorie: Biografischer Roman
Verlag: Hanser, 2023
Teilen