The Rise and Fall of Ancient Egypt

Zaberns Bildbände der Archäologie überzeugen im allgemeinen durch die Vielzahl ihrer Darstellungen, wobei in vielen Fällen auch eine knappe Übersicht über die Historie der dargestellten Landschaften gegeben wird.. Nachdem ich mir im Sommer einen Bildband über den römischen Orient gegönnt habe, nun diesen über das römische Nordafrika. Beeindruckend ist die Vielzahl der erhaltenen Relikte aus der Römerzeit, die Auswahl, die Baratte für die Fotos getroffen hat, besticht durchaus. Fast hat man den Eindruck, als ob man über Ruinen stolpern müsste, wäre man in Nordafrika unterwegs. Leider fällt der Text gegenüber den Darstellungen etwas ab, was vor allem daran liegt, dass Baratte wenig über die Ereignisgeschichte informiert, stattdessen ausgiebig die Darstellungen kommentiert. Dazu kommen dann einige ärgerliche Druckfehler Marke "Landwird". Aber trotzdem, das Buch ist für Interessenten empfehlenswert, da es hervorragende Einblicke in das römische Afrika verschafft.
James Romm erzählt in seinem Buch "Der Geist auf dem Thron" die Geschichte des rapiden Zerfalls des Alexanderreiches zwischen 323 und 310. Als Alexander 323 stirbt, hat er es (absichtlich?) versäumt, einen Nachfolger zu bestimmen, sodass im Grunde unmittelbar nach seinem Tod ein erbitterter Machtkampf unter seinen Feldherren entbrennt, der zahlreich Bruderkriege mit wechselnden Koalitionen zur Folge hat.
Zum Spielball werden dabei die Angehörigen Alexanders, seine schwangere Frau Roxane, die ihm später einen gleichnamigen Sohn schenkt, sein schwachsinniger Bruder und dessen Frau sowie andere Geschwister. Der Feldherr, der diesen Personenkreis kontrolliert, hat die vermeintlich beste Legitimation für seine Herrschaft, doch oft ist diese trügerisch, denn die jeweiligen Gegner berufen sich ebenfalls auf die Legalität der Argeadendynastie, für die sie vorgeben zu kämpfen. Zahlreiche Schlachten kosten einzelnen ehemaligen Gefolgsleuten Alexanders das Leben (wobei alte Freundschaften keine Rolle mehr spielen), ganz zu schweigen von zehntausenden Soldaten, die einst gemeinsam zum Alexanderzug aufgebrochen sind und sich nun auf verschiedenen Seiten wiederfinden. Als die Alibiherrscher ihre Pflicht erfüllt haben, sprich, als sich ihre Vormünder in ihrer jeweiligen Machtposition etabliert haben, werden sie stillschweigend beseitigt, als letzte der junge Alexander und seine Mutter Roxane im Jahr 310. Damit endet Romms Studie, doch die Diadochenkriege gehen noch weiter.
James Romms Werk ist detail- und Kenntnisreich geschrieben, das einzige, was bisweilen stört, sind anachronistische Modernismen, etwa wenn er von "Hooligans" spricht, wenn er die verführte Menge der athenischen Wähler aus den unteren Schichten meint, die sich zu einem letztlich erfolglosen Aufstand gegen die Makedonenherrschaft aufstacheln lassen.
"Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon." (Max Mannheimer)
März 1944 die 19-jährige Ginette Kolinka wird zusammen mit Teilen ihrer Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Eine schreckliche Zugfahrt unter viel Hunger, Entbehrungen und Tod muss sie überstehen. Was sie nicht ahnt, ist das sie getrennt werden und nach der Trennung sich nie wiedersehen werden. Unter viel Hunger, Folter und Entbehrungen durchlebt sie die letzten Monate bis Kriegsende in Birkenau, ehe es zum Todesmarsch geht. Hunger, Kälte und die Angst vor dem Tod retten ihr durch viel Zufall das Leben. Unter anderem hat auch ein Kleid von Simone Veil ihr maßgeblich Hoffnung geschenkt. Lange konnte Ginette nichts von ihren Erlebnissen schildern, erst als man Zeitzeugen für Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" suchte, konnte sie sich öffnen. Heute begleitet sie Schulklassen an den Ort des Grauen und erzählt ihnen wie dieser Ort wirklich aussah und was dort geschah.
Meine Meinung:
Das eindrucksvolle Cover mit dem Kleid und dem Haupttor von Birkenau ist sehr bewegend. Ich wollte dieses Buch deshalb unbedingt kennenlernen, war jedoch etwas enttäuscht wegen der Kürze dieses Lebensberichts. Der Schreibstil zwar bewegend, doch eher etwas nüchterner gehalten wie ich es sonst von anderen Lebensberichte von Überlebenden kenne. Natürlich war Ginette Kolinka nicht so lange in Birkenau wie mancher andere Zeitzeuge. Trotzdem kann sie von wirklich vielen schrecklichen und brutalen Vorfällen berichten, die sie in dieser Zeit am eigenen Körper erleben musste. Das die inzwischen fast 95-Jährige aber auch ein paar Gedächtnislücken hat, kann ich sehr gut nachvollziehen und sie macht da auch keinen Hehl daraus. Trotz allem hätte ich mir ab und an ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht. Irgendwie hat mich dieses Buch nicht so emotional bewegt, wie andere Lebensberichte, die ich zuvor gelesen habe. Am schlimmsten fand ich den Todesmarsch, den sie gegen Ende schildert und dessen Vorstellung mich alleine schon sehr erschüttert. Dass die Wiederkehr nach Birkenau ihr am Anfang Angst gemacht hat, kann ich sehr gut verstehen. Dass man als Besucher nicht mehr alles spüren und nachvollziehen kann, was dort passiert ist, kann ich eher nicht sagen. Bei meinem Besuch habe ich sehr wohl das Elend gespürt, was von diesem Ort ausgeht. Ich denke, wenn man mit offenen Ohren und Augen dort hingeht, dann spürt man sehr wohl, was von diesem Ort ausgeht. Zumal, wenn man so viel über den Holocaust gelesen hat wie ich zum Beispiel. Ich jedenfalls finde es gut, dass sie heute noch Schulklassen nach Birkenau begleitet. Auch wenn sie hier in diesem Buch eindrucksvoll von ihren Erlebnissen berichtet, hätte ich doch ein bisschen mehr als nicht mal 100 Seiten eines E-Books erwartet. Trotzdem berichtet sie hier, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, von einigem, was sie mitmachen musste. Ein bisschen mehr Emotionen und weniger Nüchternheit hätte dem Buch aber noch gutgetan. Deshalb von mir leider nur 4 von 5 Sterne.
Zu Weihnachten hatte ich mir die hervorragende Darstellung Wolfgang Wills über den Peloponnesischen Krieg schenken lassen, im Januar trat ich dann der WBG bei und endeckte die Studie "Athen und Sparta" von Raimund Schulz im Programm. Auch hier steht der eben genannte Krieg im Mittelpunkt, aber Schulz bettet ihn etwas stärker in die Darstellung der Vorgeschichte bzw. der langfristigen Nachwirkungen ein, ergänzt also Will in vielerlei Hinsicht (wobei, um der Wahrheit die Ehre zu geben, es eher andersherum ist, betrachtet man die Erscheinungsdaten). Ausgehend von dem gemeinsam errungenen Sieg über die Perser beschreibt Schulz die Entwicklung des attisch-spartanischen Antagonismus, wobei, der Aufgabenverteilung bei der Abwehr der Perser entsprechend, sich Sparta als Land- und Athen als Seemacht herauskristallisierten. Bide wurden zu Hegemonialmächten ihrer jeweiligen Bündnisse, dem Peloponnesischen Bund und dem attischen Seebund, was letztlich dazu führte, dass Sparta durch Verbündete in den Krieg mit Athen hineingezogen wurde. Die sich dauraus entwickelnde innergriechischen Auseinandersetzungen zogen sich über einen Zeitraum von über 100 Jahren hin und endeten letztlich mit einer allgemeinen Erschöpfung der Militär- und Wirtschaftskraft der beteiligten Poleis. Beinahe grotesk ist, dass es des ehemaligen Aggressors Persien brauchte, um einen Garanten für den brüchigen Frieden zu finden, was die Frage aufwirft, wer auf langfristige Perspektive diese Auseinandersetzung, die Xerxes mit seiner Invasion begonnen hatte, tatsächlich gewonnen hat. Zudem beschreibt Schulz die innenpolitischen Entwicklungen der beiden Städte, die auf den ersten Blick so unterschiedlich verlaufen zu sein scheinen. Doch im Grunde waren sowohl die Abgrenzung der Spartiatenkaste in Sparta als auch die Erweiterung der Bürgerrechte auf immer weitere Bevölkerungsschichten in Athen Antworten auf die gleiche Frage, nämlich die, wie das Militärpotential am besten auszuschöpfen sei. Alles in allem bietet die übersichtliche Studie Schulz' entsprechend dem Namen der Reihe, in der sie erschienen ist, "Geschichte Kompakt", eine gute Übersicht über die Vorgänge, verbunden mit zahlreichen fruchtbaren Denkanstößen.
Anfangs habe ich mich mit dieser Biographie sehr schwer getan und zwischendurch zwei andere Bücher gelesen. Das lag an dem sperrigen Stil, den der Autor bisweilen an den Tag legt und an seiner Detailversessenheit, etwa bei der Beschreibung der unübersichtlichen Ahnenreihe Konrads. Ich habe Geschichte studiert und bilde mir ein, durchaus ein wenig Grundwissen über das Mittelalter zu besitzen, aber bei der Lektüre kam ich mir manchmal wie der letzte Depp vor. Formulierungen wie "der bekannte Hammersteiner Ehestreit" machen dem Leser deutlich, dass da ein Professor andere Professoren als Zielgruppe im Auge hat, das gemeine Fußvolk wird da eben schnell abgehakt, schon gar der geschichtlich interessierte Laie. Definitiv kein Buch fürs Massenpublikum, wobei es durchaus anders geht, wie zum Beispiel die Theoderich-Biographie von Hans Ulrich Wiemer zeigt.
Trotzdem, hat man sich erst einmal auf das Buch und seinen Stil eigelassen, dann fasziniert die Darstellung Kaiser Konrads, des ersten Saliers, durchaus. Zum Zeitpunkt seiner Geburt stand es nicht in den Sternen, dass er jemals deutscher König, was die Vorstufe zur Kaiserkrönung war, werden würde. Er musste sich bei der Königswahl gegen andere, mindestens ebenso aussichtsreiche Kandidaten durchsetzen. Als Kaiser war er dann erst erste Kaiser dreier Königreiche (Deutschland, Italien und Burgund), Begründer einer Dynastie und weitgehend erfolgreicher Lenker seines Reiches. Innenpolitisch gab es Situationen mit Hauen und Stechen, in denen er Entscheidungen zu treffen hatte, die sich manchmal auch gegen Familienangehörige richteten. Aber Aufgabe eines Kaisers war es eben, den inneren Frieden zu wahren. Dass dabei ganz andere Konfliktlösungsstrategien als heute zutage traten, ist eine Binsenwahrheit.
Wie gesagt, die Biographie hat ihre Stärken, aber der Leser sollte wissen, worauf er sich einlässt, ein Buch, das sich nicht mal so eben nebenher vor dem Einschlafen konsumieren lässt.
Anregend, aber auch fragwürdig
Meine Rezension bezieht sich auf die deutsche Ausgabe.
Toby Wilkinson, Ägyptologe an der Universität Cambridge, ist als anerkannter Experte für die Geschichte des alten Ägypten auch für die BBC und Channel 4 tätig. Dies merkt man auch seinem Buch an. Seine Darstellung über die faszinierende Geschichte dieser Epoche liest sich flüssig und schlägt den Leser in ihren Bann. In fünf Teilen, beginnend mit den Anfangen um 5000 und endend mit Kleopatras Selbstmord und dem Aufgehen Ägyptens im römischen Reich, beschreibt Wilkinson anschaulich und für Laien gut nachvollziehbar, wie sich dieses vom Nil geprägte Land zu einer der ersten Großmächte der Welt entwickelt hat. Abgerundet wird das Buch durch ein knappe Beschreibung des Fortwirken des alten Ägyptens bis heute.
Warum dann nicht die volle Bewertungszahl? Ich bin zwar kein Ägyptologe, weiß aber als Historiker durchaus um den bisweilen begrenzten Aussagewert gerade antiker Quellen, die dann natürlich der Interpretation Tür und Tor offen lassen. Und genau das ist es, was mich bei der Lektüre etwas gestört hat. Mehrfach hatte ich den nicht unbedingt beweisbaren Eindruck, dass Wilkinson Vermutungen mit Verve als Wahrheiten verkauft hat. Aber sieht man davon einmal ab, eröffnet das Buch dem Leser wahrlich eine gute Übersicht.
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