Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung

Buchseite und Rezensionen zu 'Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung' von Michael Degen
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5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

Diskussionen zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
EAN:9783871347689
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Rezensionen zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

  1. 5
    26. Apr 2016 

    Kein einfacher Zeitgenosse Oskar Werner

    Das Buch fand ich sehr spannend. So viele interessante Themen und Gedanken wurden darin angeschnitten und besprochen. Als es allerdings um die Schauspielerei ging, zwei Profis, die sich über ihr Metier austauschen, war ich ein wenig überfordert, ich konnte diesbezüglich so gar nicht mitreden …

    Zwei Schauspielkollegen verbringen die ganze Nacht zusammen mit reichlich viel Wein in der Wohnung von Oskar Werner und betreiben dort Konversation, wobei Michael Degen eher dazu gezwungen wurde, die Nacht mit dem schroffen und leidigen Werner dialogisch und monologisch auszuharren ...

    Allerdings die Lebensbeschreibungen, wenn auch eher in Fragmenten, fand ich zu beiden recht interessant. Wobei Michael Degen sich eher bedeckt hielt. Ihm war es wichtig, sich über seinen Kollegen auszutauschen, aber manchmal brachte O. W. ihn doch dazu, etwas von sich zu offenbaren, und so gab Degen von sich ein paar wenige, aber sehr bedeutende Lebensereignisse preis.

    Ich habe die Buchvorstellung auf Facebook, in unseren Literaturkreis, gepostet. Eine Userin machte mich daraufhin auf den Film Fahrenheit 451 aufmerksam, in dem Oskar Werner die Hauptrolle spielt. Ich kannte den Film bisher nicht, habe aber das Buch von Ray Bradbury vor langer Zeit gelesen. Ich habe mir sogleich auf Amazon die DVD bestellt und freue mich sehr darauf.

    Ein paar Seiten später sprechen die beiden Schauspieler sogar selbst über diese Buchverfilmung. War ja eigentlich zu erwarten.

    Oskar Werner war in seinem Beruf als bedeutender österreichischer Film- und Bühnenschauspieler recht erfolgreich. Mit fünfzehn Jahren bekam er seine erste Rolle im Wiener Burgtheater. Aber er wirkte in dem Gespräch mit Michael Degen ein wenig verbittert, und er keinesfalls ein angenehmer Zeitgenosse war. Am Leben gescheitert? Oskar Werner hatte keine besonders schöne Kindheit. Er ist kein Wunschkind gewesen, was ihm schwer zu schaffen machte. Seine suizidgefährdete Mutter hätte ihn abgetrieben, würde es ihre Konfession zulassen. Die Eltern, die keine glückliche Ehe führten, trugen ihren Zwist vor dem Jungen aus. Das Kind verkroch sich unter den Tisch, während sie sich stritten … Auch der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg hinterließen zusätzlich Spuren in Werners Seele. Er wurde 1922 geboren, ein Jahr vor Hitlers Putschversuch ... Das Leben bezeichnete er selbst als die reine Hölle und zitiert Dantes Inferno, das im Vergleich dazu nichts dagegen sei.

    Während des Zweiten Weltkriegs, als er noch ein junger Mann war, sah er sich als Nazigegner gezwungen, zu desertieren, auch wenn er damit sein Leben riskierte. Gefangengenommene Deserteure wurden von den Nazis kurzerhand niedergeknallt, wie dies aus den Gesprächen zu entnehmen war. Aber Werner hatte Glück, er und seine junge Familie konnten diese schweren Zeiten überleben … Psychisch gesehen hatte aber Oskar Werner durch die vielen schlechten Lebensumstände einen Schaden genommen und um diesen nicht zu spüren, griff er zum Alkohol, mit dem er bis zu seinem Tod, 1984, sein Leben ein wenig erleichtern wollte ... Beruflicher Erfolg kann zum inneren Frieden beitragen, ersetzt aber keine anderen inneren Werte, die der Mensch braucht, um zu einem glücklichen Leben zu kommen.

    Oskar Werner bedeutete seine Schauspielerei alles. Mit dem Theater sei er verheiratet, der Film aber sei seine Geliebte. Diese Vergleiche fand ich sehr schön und sie zeigen, wie sehr er mit seinem Beruf verbandelt war.

    Probleme hatte er mit seinem Familiennamen Bschließmayer, mit dem er sich keine Karriere als Schauspieler vorstellen konnte:

    Zitat:
    Wie beginnt man denn sein Leben, wenn man mit dem Namen Oskar Josef Bschließmayer auf die Welt kommt? Wenn ich heute darüber nachdenke, wäre ich am liebsten gleich wieder in den Mutterleib zurückgekrochen. Was für eine Karriere hätte man mit einem solchen Namen schon machen können, wenn man, einmal angenommen, kein Komödiant hätte werden wollen?

    Dieses Zitat musste ich unbedingt rausschreiben. Die Sehnsucht, wieder zurück in den Mutterleib zu kehren, ist für mich psychologisch gesehen sehr prägnant und zeigt die innere Not, die dieser Mensch ein Leben lang erlitten hat.

    Oskar Werner sollte also sein Künstlername werden. 1946 wurde der Name amtlich beglaubigt. Wie er zu dem Namen Werner kam, das lasse ich offen, da ich nicht zu viel verraten darf. Hat aber etwas mit Werner Kraus zu tun …

    Auch wenn mir manche Gespräche über die Schauspielerei zu hoch waren, konnte ich doch auch für mich Interessantes finden, vor allem als Oskar Werner sich gedanklich zu anderen SchauspielerInnen äußert. Zum Beispiel sei Werner Kraus Schauspieler geworden, um nicht er selbst zu sein. Das fand ich irgendwie psychologisch interessant. Ein Mensch, der nicht er selbst sein möchte, und permanent in andere Identitäten flüchtet. Ich versuchte, mir so eine Persönlichkeit vorzustellen. Anders bei O. W., der nur eine Rolle wirklich gut spielen konnte, wenn er einige ihrer Charakterzüge bei sich selbst wiederfinden konnte.

    Außerdem bezeichnete O. W. Werner Kraus politisch als einen Nazimitläufer … Vielleicht aber hatte Werner Kraus keinen Mut, diese antisemitischen Rollen zu boykottieren … Ein Mensch, der vor sich selber flieht, ist nicht stabil genug, sich gegen Autoritäten zu widersetzen. Und schon gar nicht gegen so eine Verbrecherregierung, wie das Nazideutschland sie war, in dem alle Menschen eliminiert wurden, die nicht in dieses System passten. Vielleicht ist Werner Kraus doch kein Antisemit gewesen, er hatte eben nur Angst vor einer Hinrichtung …

    Ein weiteres Zitat, das zu meinem obigen Gedanken passt, möchte ich unbedingt festhalten. Gedanken aus der Sicht von O. W.:

    Zitat:
    Wenn jemand gut ist und ein Nazi, dann ist er nicht intelligent. Wenn jemand intelligent ist und ein Nazi, dann ist er nicht gut. Und wenn jemand gut und intelligent ist, dann ist er kein Nazi.

    Richtig spannend fand ich auch zusätzlich die vielen provokativen Fragen, die O. W. an seinen Gesprächspartner Michael Degen gestellt hat. Ich musste so schmunzeln, als er fragte, ob Michael Degen nicht neidisch auf ihn gewesen sei, wegen der besseren Rollen, die ihm zugewiesen wurden? Oder wegen seiner erfolgreichen Filme in Hollywood? Ich fand, dass Degen sehr souverän diese Fragen beantworten konnte …

    Ja, zwischen diesen beiden Schauspielern schien O. W. der Erfolgreichere gewesen zu sein, aber der Glücklichere war für mich nach meiner Beobachtung durch dieses Buch auf jeden Fall Michael Degen. Er wirkte viel gelassener und ausgeglichen. Ein jüdisches Kind, das den Nationalsozialismus überlebt hat. Auch er war Opfer seiner Zeit. Aber Degen kommt aus einem stabileren Elternhaus, in dem er sich geliebt gefühlt hat ...

    Hier mache ich nun Schluss. Jedem Fan von Michael Degen und Oskar Werner kann ich zu diesem Buch raten. Ein paar wenige Gedanken habe ich herausgeschrieben, aber zu entdecken gibt es noch jede Menge weitere.

    Mein Fazit?

    Mich stimmt das Buch noch immer sehr nachdenklich. Traurig fand ich, als O. W. seine Schauspielkarriere durch den Alkohol beenden musste. Er schaffte es nicht, seinen inneren Frieden zu finden. Eine große Blamage auf der Bühne führte durch verschiedene geistige Aussetzer zu seinem letzten Auftritt ... Ich hatte tiefes Mitgefühl, als sich die Zuschauer über ihn lustig machten und ihn auf der Bühne auslachten. Andere Besucher ergriffen in der Pause regelrecht die Flucht ...

    Michael Degen ist es sehr gut gelungen, diese Konversation zwischen ihnen beiden zu porträtieren. Ich bin auf seine weiteren Werke gespannt. Hauptsächlich autobiografische.

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Mittlere Reife: Aus meinem Leben

Buchseite und Rezensionen zu 'Mittlere Reife: Aus meinem Leben' von Isabel Varell
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Mittlere Reife: Aus meinem Leben"

Isabel Varell strahlt auch mit Mitte 50 eine jugendliche Begeisterungsfähigkeit und einen Optimismus aus, die ansteckend wirken. Und das, obwohl sie in ihrem Leben schon so einige Herausforderungen meistern musste. Mutig, ehrlich, fröhlich und manchmal nachdenklich blickt sie auf prägende Lebenssituationen zurück: ihre ersten Versuche als Sängerin, ihre turbulente Beziehung und Ehe mit Drafi Deutscher, von der sie hier erstmals erzählt, ihre Entscheidung, beim Dschungelcamp mitzumachen oder ihr ehrenamtliches Engagement im Hospiz. Es gab Situationen, die sie fast umgeworfen haben, aber immer wieder hat sie es geschafft, aus den Krisen etwas Wertvolles fürs Leben mitzunehmen. So ist ihr Buch auch eine Quelle der Inspiration und ein Plädoyer dafür, sich spielerisch auf das Leben einzulassen und niemals ganz erwachsen zu werden.

Diskussionen zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

Format:Broschiert
Seiten:320
EAN:9783492060363
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Rezensionen zu "Mittlere Reife: Aus meinem Leben"

  1. Was im Leben wichtig ist

    Dass wir Leser das Vergnügen haben, Isabel Varells Autobiographie „Mittlere Reife – Aus meinem Leben“ lesen zu dürfen, hat unter anderem ihr bester Freund Hape Kerkeling mitzuverantworten, denn er hat sie immer wieder ermuntert, ihre Geschichten aufzuschreiben, bevor sie vergessen werden. Herausgekommen ist ein einfühlsames, berührendes Buch über den Menschen Isabel Varell. Über ihre Kindheit, darüber dass ihre heile Welt mit neun Jahren durch die Scheidung zerstört wurde, das schwierige Verhältnis zu ihrer alles und jeden dominierenden Mutter, die auch vor Schlägen nicht zurückschreckte, über ihre Ehe mit Drafi Deutscher, den sie so jung kennenlernte, über Katastrophen in ihrem Leben aber auch immer wieder Positives. Denn Isabels Leitsatz heißt, erst einmal an das Gute in einem Menschen zu glauben.

    Isabel Varells Geschichten bieten uns Lesern die ganze Bandbreite an Gefühlen, Lustiges und Schönes folgt Traurigem - ihren Mut und Hoffnung hat sie jedoch nie verloren und das wird ganz deutlich beim Lesen. Schon nach den ersten Zeilen hatte ich mich im Buch zurechtgefunden und habe es regelrecht verschlungen. Der Schreibstil ist flüssig und von gutem Tempo, das Lesen ist dadurch sehr angenehm. Isabel Varell kann mich mitreißen und festhalten; ich habe das Gefühl, dass sie ganz offen und ehrlich ist und sich selbst nicht schont. Für mich ist das Buch ein Pageturner, es nimmt mich mit in ein Leben, das vom Showbusiness und Glamour erzählt aber auch von den Stories und der Realität dahinter. Die Sprache, die Isabel Varell verwendet ist harmonisch und modern, ganz oft habe ich das Gefühl der Autorin gegenüber zu sitzen und ihr zu lauschen.

    Natürlich vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es unbedingt weiter, an Fans sowieso, aber auch an Leser, die hervorragende und authentische Biographien zu schätzen wissen. Ein Buch, das Unterhaltung garantiert und ein Stück Lebensberatung bietet.

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A bissel was geht immer: Unvollendete Erinnerungen

Buchseite und Rezensionen zu 'A bissel was geht immer: Unvollendete Erinnerungen' von Helmut Dietl

Inhaltsangabe zu "A bissel was geht immer: Unvollendete Erinnerungen"

Helmut Dietls letzter Film ist dieses Buch
Bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr hat der große Filmregisseur Helmut Dietl an seiner Autobiografie gearbeitet. Das Ergebnis ist ein Buch, mit dem Helmut Dietl uns noch einmal überrascht – als exzellenter Schriftsteller.
Brillant und auf genau die hintergründig-komische Art, die wir von ihm als Regisseur von »Kir Royal« oder »Rossini« kennen, erzählt Helmut Dietl hier über seine bayerisch-münchnerische Kindheit und seine Aufbrüche ins Leben. Da sind die Großväter, der eine Kommunist und KZ-Häftling, der andere Stummfilmstar. Da sind die sich ewig bekämpfenden Großmütter. Ein undurchsichtiger Vater und eine tapfere Mutter, die sich für ihren Sohn aufopfert. Wir erleben ein Feuerwerk von Liebes-, Trennungs- und Reisegeschichten, seine turbulente Zeit bei den Feldjägern und die ersten Schritte in die Welt des Films an der Seite schillernder Figuren wie Elfie Pertramer oder Walter Sedlmayr. Vor allem aber ist dies eine Hommage an all die Frauen, die Helmut Dietl bereits als junger Mann verzaubert haben. Schon früh wird hier sichtbar, was Helmut Dietl sein ganzes Leben war: ein Mann, der die Frauen liebte. Selten sind die spießigen Fünfziger- und Sechzigerjahre und die frühen Gegenwelten der Schwabinger Boheme sokomisch und unterhaltsam geschildert worden wie in diesem Buch, das von seiner Frau Tamara Dietl herausgegeben wird.
Mit einem Nachwort von Patrick Süskind.

Diskussionen zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
EAN:9783462049800
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A bissel was geht immer: Unvollendete Erinnerungen

Buchseite und Rezensionen zu 'A bissel was geht immer: Unvollendete Erinnerungen' von Helmut Dietl

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Helmut Dietls letzter Film ist dieses Buch
Bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr hat der große Filmregisseur Helmut Dietl an seiner Autobiografie gearbeitet. Das Ergebnis ist ein Buch, mit dem Helmut Dietl uns noch einmal überrascht – als exzellenter Schriftsteller.
Brillant und auf genau die hintergründig-komische Art, die wir von ihm als Regisseur von »Kir Royal« oder »Rossini« kennen, erzählt Helmut Dietl hier über seine bayerisch-münchnerische Kindheit und seine Aufbrüche ins Leben. Da sind die Großväter, der eine Kommunist und KZ-Häftling, der andere Stummfilmstar. Da sind die sich ewig bekämpfenden Großmütter. Ein undurchsichtiger Vater und eine tapfere Mutter, die sich für ihren Sohn aufopfert. Wir erleben ein Feuerwerk von Liebes-, Trennungs- und Reisegeschichten, seine turbulente Zeit bei den Feldjägern und die ersten Schritte in die Welt des Films an der Seite schillernder Figuren wie Elfie Pertramer oder Walter Sedlmayr. Vor allem aber ist dies eine Hommage an all die Frauen, die Helmut Dietl bereits als junger Mann verzaubert haben. Schon früh wird hier sichtbar, was Helmut Dietl sein ganzes Leben war: ein Mann, der die Frauen liebte. Selten sind die spießigen Fünfziger- und Sechzigerjahre und die frühen Gegenwelten der Schwabinger Boheme sokomisch und unterhaltsam geschildert worden wie in diesem Buch, das von seiner Frau Tamara Dietl herausgegeben wird.
Mit einem Nachwort von Patrick Süskind.

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Autor:
Format:Kindle Edition
Seiten:352
EAN:
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No place for a lady: Mein ganz normales Leben

Buchseite und Rezensionen zu 'No place for a lady: Mein ganz normales Leben' von Thea Rosenbaum

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Diskussionen zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
Verlag: Herbig, F A
EAN:9783776627657
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Bachs Welt: Die Familiengeschichte eines Genies

Buchseite und Rezensionen zu 'Bachs Welt: Die Familiengeschichte eines Genies' von Volker Hagedorn
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Bachs Welt: Die Familiengeschichte eines Genies"

Diskussionen zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:416
Verlag: Rowohlt
EAN:9783498028176
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Rezensionen zu "Bachs Welt: Die Familiengeschichte eines Genies"

  1. 4
    26. Jun 2016 

    Spannend und regt zum Weiterlesen anderer Bach-Biografen an

    Ich fand es sehr interessant, auf den Spuren der Bachschen Familie zu wandeln, die im Stammbaum sehr verzweigt ist. Der Musikjournalist Hagedorn geht den Anfängen nach. Man nimmt am Leben von Veit Bach teil, 1581-1626, der sich mit seinen beiden Söhnen Hans und Caspar wegen der lutherischen Gegenreformation auf der Flucht befindet. Veit war von Beruf Bäckermeister.
    Sie flohen von Ungarn (Pressburg) nach Deutschland (Thüringen). Das fand ich schon mal eine sehr interessante Information. In ihrem Gepäck befanden sich jede Menge Musikinstrumente.

    Die Familie hat sich in Wechmar, nahe bei Gotha, schließlich niedergelassen. Veit war zu dieser Zeit Witwer.

    Veit Bach soll der Ururgroßvater von Johann Sebastian Bach gewesen sein.

    Ich habe mal im Netz recherchiert, und ich komme zu unterschiedlichen Ergebnissen. Aus diesem Grund weiß ich nicht, wie nah Hagedorns Recherchen zu Bachs Stammbaum tatsächlich sind. Was wurde überliefert und was entspringt Hagedorns Fantasien, um Lücken schließen zu können, damit wir LeserInnen mit dieser langen Familienchronik versorgt sind?

    Wer es genau wissen möchte, der müsste weitere Biografien nach der von Hagedorn hinzuziehen. Ich denke, dass ich das selbst auch tun werde. Ich bin ein wenig verunsichert, weil ich nicht weiß, was ich glauben soll und was nicht. Es gibt Informationen, die besagen, dass Hans Bach nicht der Sohn, sondern der Bruder von Veit ist. Die Söhne heißen ganz anders als in diesem Buch beschrieben. Aber Hagedorn selbst stellt sich die Frage, von welchem Veit die Rede ist, der nicht übereinstimmen würde mit den Informationen aus der Johann-Sebastian-Bach-Biografie.

    Der Stammbaum ist dermaßen groß, dass man schon gar nicht mehr von einer Bachfamilie sprechen kann, sondern eher von einer Bach-Dynastie. Ich fand höchst interessant, dass alle Familienmitglieder musisch begabt waren. Die Musik begann bei den Veits Wurzeln zu schlagen, die niemals abgerissen wurden, sondern weiterreichten bis in die letzten Generationen dieses Stammbaums …

    Der Stammbaum hört bei Johann Sebastian Bach auf. Seine Kinder befinden sich nicht mehr darauf.

    Des Weiteren wandelt man als LeserIn durch grassierende Pestepidemien, man nimmt an der hohen Kindersterblichkeit teil, darunter befanden sich auch Bachkinder, und der dreißigjährige Krieg raffte viele Menschen hinweg.

    Interessant fand ich auch Bachs Familie näherer Herkunft. Sein Vater, Johann Ambrosius Bach (1645-1695), hatte einen Zwillingsbruder namens Johann Christoph, der zwei Jahre früher starb als er selbst.

    Johann Ambrosius und seine Frau Maria Elisabetha brachten sieben Kinder zur Welt. Johann Sebastian war der Jüngste unter seinen Geschwistern. Die Kinder bekamen alle einen Doppelnamen. Die Jungen hießen mit dem Erstnamen alle Johann, ein Mädchen hieß Johanna, ausschließlich das Mädchen Maria Salome fiel aus dieser Namensstatistik raus.

    Das Schlusskapitel, Die Odyssee, fand ich sehr lesenswert und beschreibt, wie das Altbachische Archiv entstand und wie es durch eine Katastrophe Gefahr lief, verloren zu gehen …

    Mein Fazit?

    Bevor ich mit dem Buch begonnen hatte zu lesen, ging ich mit ein paar Fragen dran, doch es konnten nicht alle Fragen geklärt werden, im Gegenteil, es stellten sich mir jede Menge neue Fragen.

    Deshalb bin ich nun bestrebt, mir weitere Bach-Biografien anzulegen, damit ich besser vergleichen kann, was andere Musikjournalisten über diese Bach-Dynastie herausgefunden haben.

    Des Weiteren würde ich gerne dort weiterlesen, wo der retrospektive Hagedorn aufgehört hat. Die nächste Familienchronik sollte dann aber bei Johann Sebastian Bach beginnen. Am besten wäre es dann wohl, mit der Autobiografie von ihm zu beginnen, auch weil ich mich für die weiteren Familienmitglieder interessiere und möchte wissen, wie weit die Chronik nach vorne reicht.

    Ich finde schon, dass Hagedorn gut recherchiert hat, aber manches schien mir aus der Luft gegriffen zu sein. Auch die Erzählperspektiven fand ich manchmal nicht wirklich passend.

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Just Kids: Die Geschichte einer Freundschaft

Buchseite und Rezensionen zu 'Just Kids: Die Geschichte einer Freundschaft' von Patti Smith
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

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Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:321
Verlag: Fischer
EAN:9783596188857
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Rezensionen zu "Just Kids: Die Geschichte einer Freundschaft"

  1. 5
    10. Feb 2016 

    Patti Smith: Just Kids

    Für den Soundtrack zum Abrocken in meiner Jugend hat Patti Smith vor allem mit „Gloria“ und „Because the night“ ohne Frage erfolgreich beigetragen, aber gerade deshalb war ich auch eher skeptisch, ob ich das Wagnis eingehen sollte, mich auf Prosa von ihr und dann noch auf eine Autobiografie – sonst so gar nicht mein Genre - einlassen sollte. Aber mein Mann hat mich – glücklicherweise – durch ein undurchsichtiges Leuchten in den Augen nach der Lektüre dann doch zu dem Wagnis überzeugen können. Was ist rausgekommen? – Leuchten in den Augen auch bei mir. Eine echte Lese-Entdeckung
    Worum geht es?
    Patti Smith verlässt in jungen Jahren ihr Elternhaus in New Jersey und macht sich auf den Weg nach New York mit der vollkommen unkonkreten Vorstellung, Künstlerin zu werden. Mit Gelegenheitsjobs und kleinen Verkäufen von eher Kunsthandwerklichem schafft sie es, so gerade oberhalb des Existenzminimums zu bleiben, bald schon nicht mehr allein, sondern auf gemeinsamem, noch weitgehend ziellosem Weg mit ihrem lebenslangen Freund Robert Mapplethorp. Und so ist auch der Untertitel des Buches „Die Geschichte einer Freundschaft“ durchaus ernst zu nehmen, denn das unbedingte Zueinanderstehen, das gemeinsame Gehen durch Dünn und (selten) Dick, das eine wirkliche Freundschaft auszeichnet, ist wohl selten so eindringlich beschrieben worden wie in diesem Buch. Patti und Robert kreuzen gemeinsam den Weg vieler Künstler des New Yorks der 60er und 70er Jahre. Wir treffen mit ihnen in diesem Buch Jimi Hendrix, Sam Shepard, Janis Joplin, Andy Warhol und viele andere Künstler, die Bestand gehabt haben. In das Leben des ausgehenden Hippiezeitalters, der Protestgeneration gegen Vietnam, der Woodstock-Generation und der beginnenden Aids-Gefährdung zieht sie uns mit ihrer Erzählung hinein.
    Die Faszination rührt dabei von ihrer unbedingten Hingabe an das Künstlerdasein, für das sie alle anderen Wünsche an das Leben zurück drängt. Eindringlicher kann diese Hingabe wohl nicht geschildert werden. Und dabei ist es am Ende eher zufällig, dass sie eine Weltkarriere als Rockmusikerin macht. Musik spielt über die ganze Zeit gar keine Rolle. Viel stärker ist in der beschriebenen Zeit ihre Beschäftigung mit der Poesie, Fotografie und Malerei. Die persönliche Stärke für ihre Karriere aber hat sie sich genau aus dieser Hingabe an die Kunst – in welcher Form auch immer – geholt und aus der Gemeinsamkeit mit ihrem Freund Robert.
    Es war unsere erste und letzte gemeinsame Ausstellung. Die Arbeit mit meiner Band und Crew führte mich während der Siebziger weit weg von Robert und dem Universum, das wir geteilt hatten. Und während ich durch die Welt tourte, musste ich oft daran denken, dass Robert und ich nie gemeinsam verreist waren. Außer in Büchern sind wir nie gemeinsam über New York hinausgekommen, haben nie nebeneinander in einem Flugzeug gesessen und uns bei der Hand gehalten, sind nie zusammen in den Himmel gestartet und in einer anderen Welt gelandet.
    Aber dennoch, Robert und ich hatten die Grenzen unserer Kunst ausgelotet und einander Räume erschlossen. Wenn ich irgendwo auf der Welt auf die Bühne trat, schloss ich meine Augen und sah ihn vor mir, wie er sich seine Lederjacke abstreifte und mit mir das grenzenlose Land der tausend Tänze betrat.
    Mein Fazit:
    Nie wieder werde ich zu „Because the night“ tanzen – und das werde ich sehr gerne tun – ohne diese Stimmung des Buches und die Bilder, die es erzeugt vor mir zu sehen. Selten gelingt es einem Buch bei mir, so stark bleibende Bilder zu erzeugen. Das liegt vielleicht auch an der wenn auch eher spärlichen Illustration des Buches mit den Fotografien von Robert Mapplethorp und anderen Bildschnipseln aus diesem ärmlichen und doch so reichen Künstlerleben.
    Für den 10. März ist ein weiteres autobiografisches Buch von Patti Smith angekündigt: M Train im Kiepenheuer & Witsch-Verlag. Von mir fest gebucht auf die Liste der 2016 unbedingt zu lesenden Bücher!

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Der patagonische Hase: Erinnerungen

Buchseite und Rezensionen zu 'Der patagonische Hase: Erinnerungen' von Claude Lanzmann

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Format:Taschenbuch
Seiten:688
Verlag: rororo
EAN:9783499626197
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Morgen ist leider auch noch ein Tag

Buchseite und Rezensionen zu 'Morgen ist leider auch noch ein Tag' von Tobi Katze
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Morgen ist leider auch noch ein Tag"

Selbstironisch und sehr ehrlich erzählt Tobi Katze von seinem Leben mit der Depression. Nach der Diagnose seines Therapeuten ist er beinahe erleichtert. Endlich hat er einen Namen für das Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist: «Ich bin das einzige iPhone 5 in einer Welt voller Android-Telefone. Was allen hilft, passt nicht in meine Anschlüsse.» Die meiste Zeit schließt er sich in seiner Wohnung ein und spricht lieber mit der schmutzigen Wäsche als mit seinen Freunden. Abends übertönt er die Stille in ihm mit Partys, füllt die Leere, wo Gefühle sein sollten, mit Bier und pflanzt sich ein Dauergrinsen ins Gesicht, um ja nicht den Anschein zu erwecken, etwas wäre nicht in Ordnung.

Diskussionen zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:256
EAN:9783499629273
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Rezensionen zu "Morgen ist leider auch noch ein Tag"

  1. Über das Leben mit Depression

    Mit seinem Buch "Morgen ist leider auch noch ein Tag. - Irgendwie hatte ich von meiner Depression mehr erwartet" legt der Autor Tobi Katze einen äußerst intimen Erfahrungsbericht über den Umgang mit der Krankheit Depression vor. Er gibt dafür viel von sich und seinem Leidensweg preis. Tobi Katze schreibt offen und ehrlich auch über weniger nette Reaktionen aus seiner Umwelt. Und doch schreibt er überwiegend in einem humorvollen bis sarkastischen Stil, der trotz der Schwere des Themas, mich als Leserin, oft schmunzeln lässt.

    Ich als Betroffene habe mich selbst oft in Tobi Katzes Schilderungen wieder entdeckt und muss sagen, dass mir sein Buch auch durchaus Hoffnung gegeben hat und mich ein wenig wachrütteln konnte.

    Gerne vergebe ich diesem Sachbuch seine verdienten fünf von fünf möglichen Sternen und möchte es weiter empfehlen an Betroffene und Interessierte, sich mit dem Thema Depression auseinander zu setzen. Depression ist eine Krankheit und sollte als solche behandelt werden, ganz ohne negativen Touch, der leider in manchen Köpfen fest zu sitzen scheint.

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Mein heiliges Land

Buchseite und Rezensionen zu 'Mein heiliges Land' von Michael Degen
5
5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Mein heiliges Land"

Nach einer magenumstülpend stürmischen Passage durchs Mittelmeer wehte dem 17-Jährigen auch bei der Ankunft im Heiligen Land ein ziemlich rauer Wind entgegen. Man brauchte „Machalniks“ wie ihn, freiwillige Ausländer jüdischer Herkunft, die den noch jungen Staat Israel aufbauen und gegen die arabische Übermacht verteidigen sollten. So hatte sich der junge Michael Degen das Land, in dem Milch und Honig flossen, nicht vorgestellt. Schließlich hatte er 1949 nur gehofft, seinen älteren Bruder Adolf („was hat sich mein Vater nur dabei gedacht?“), wiederzufinden, der zehn Jahre zuvor vor den Nazis in Richtung Palästina entkommen war. Nun fand sich der aufmüpfige Jungpazifist Degen unversehens in einem rigiden Ausbildungscamp der israelischen Armee wieder.

Schon in Nicht alle waren Mörder. Eine Kindheit in Berlin, dem ersten Teil von Michael Degens Memoiren, erstaunte, mit welch erzählerischer Nonchalance der Schauspieler das Schicksal der eigenen Familie in Deutschlands düsterster Epoche in Worte goss. Auch im Nachfolger überwiegt die schiere Fabulierlust (welcher Erwachsene könnte wohl noch komplette Dialoge memorieren, die er als 17-Jähriger geführt hat?). Eine Erzählkonvention, die wohl dem Unterhaltungsdrang und „jüdischen Humor“ des großen Mimen geschuldet ist, seiner Leserschaft keine allzuschweren Altlasten aufzubürden. Man sieht –- es funktioniert!

Degen, dessen Vater im KZ Sachsenhausen ums Leben kam, während er und seine Mutter als „U-Boote“ im Berliner Untergrund abtauchten, erlebt die historische Geburtsstunde des Staates Israel zunächst in einer Arrestzelle. Fast schon slapstickartig, die Schilderung seines Hungerstreiks, um der Rekrutierung in die Armee zu entgehen. Es gab vieles zu lernen. Begriffe wie „Auffanglager“ mochte man aus dem Munde eines Jungen aus Nazideutschland nicht hören; auch war sein in Europa erlerntes Hebräisch stark renovierungsbedürftig. Die Spurensuche nach dem verlorenen Bruder sollte den Jungschauspieler über einen Bühnenauftritt in Tel Aviv bis hin zu den Wurzeln der eigenen Familie führen. Auf irritierend charmante Weise werden wir zu Zeugen der Gründung des Staates Israel -- aus etwas anderer Sicht. In seiner Subjektivität vielleicht sogar der genauere Blick. –- Ravi Unger

Diskussionen zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

Format:Taschenbuch
Seiten:320
Verlag: rororo
EAN:9783499621840
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Rezensionen zu "Mein heiliges Land"

  1. 5
    22. Mai 2016 

    Neugierig machendes Buch

    Dieses Buch hat mir ebenso gut gefallen, wie die letzten drei Degen-Bücher auch, die ich bisher gelesen habe. Allerdings wurde es mir ab der Mitte hin etappenweise ein wenig langweilig. Innerhalb kurzer Zeit konnte der Bruder gefunden werden, Erlebnisse mit zuvor unbekannten Verwandten, deren Geschichten mir gefallen haben, bekam man zu lesen, doch dann kam die Phase, in der die Schauspielerei in den Fokus getreten ist. Das fand ich nicht wirklich spannend, schließlich bin ich nicht vom Fach. Es hätte gereicht, diese Art von Lebensspanne im Buch deutlich abzukürzen.

    Doch zurück zur Hauptthematik; mich hat es schon immer mal interessiert, wie deutsche Juden, gezwungen durch den Nationalsozialismus, nach Israel ausgewandert sind, und wie sie ihr Leben dort eingerichtet haben. Wie leicht ist es ihnen gefallen, sich dort eine neue Heimat aufzubauen? Was ist mit der deutschen Identität; konnte sie abgelegt werden wie einen alten Hut? Es gab sehr viele Juden, die nur auf dem Papier Juden waren, ohne dass sie in Deutschland ihren Glauben zelebriert hatten.

    Viele Antworten habe ich in dem Buch gefunden. Das ist das einzige Buch, das ich bisher dazu gelesen habe. Bekannt waren mir eher Zufluchtländer, wie z. B. Afrika, Amerika, Türkei … Aber nach Israel flüchten? Das, wie schon gesagt, ist das erste Buch, das ich darüber lese …

    Das Buch ist einerseits sehr traurig, Michael trauert zusammen mit seinem Bruder um den durch die Nazis umgekommenen Vater, andererseits hat es auch viel Humor, und auch viel Weisheit, ohne diese hätten die deutschen Juden, die den Nationalsozialismus überlebt haben, nicht durchgestanden.

    Mein Verdacht, der Titel Mein heiliges Land könnte ironisch gemeint sein, konnte nicht erhärtet werden. Die ersten Seiten haben mich dazu verleiten lassen, als der junge Michael, 17 Jahre alt, mit dem Schiff nach Israel einreist, um seinen Bruder Adolf zu suchen. Dort angekommen, wurde er von den Grenzbeamten festgehalten; sie wollten ihn gleich als Rekrut fürs Militär ausrüsten, für den Krieg gegen die Araber einsetzen. Er kam dann doch davon los, und die Erfahrungen im Landesinneren waren eher wohlwollend …

    Michaels Vorstellung, dass Israel ein Land sei, in dem Milch und Honig fließen, wird von einem seiner Mitpassagiere auf dem Schiff ironisch behandelt, denn er möge gar keinen Honig; das fand ich recht humoristisch.

    Interessant fand ich auch die komplizierte Beziehung, die Michael zu seiner Mutter hatte und man erfuhr erst viel später, weshalb die Mutter ihren minderjährigen Sohn so ganz allein nach Israel schickte ...

    Recht nachdenklich hat mich auch gestimmt, mit wie viel deutschen Juden Michael in Israel zu tun bekam. So viele mit deutschem Namen, und sie sprachen alle die Landessprache mit deutschem Akzent. Oftmals konnte der deutsche Akzent nochmals eingegrenzt werden, z. B. jüdisch mit sächsischem, oder mit berlinerischem Akzent, etc. … Man spürte deutlich den Riss dieser Menschen in ihrer Identität.

    Michael wundert sich, wie viele Juden er trifft, die blaue Augen haben, blonde Haare, und fragt, wie Hitler nur zu seiner Rassentheorie kam? Schließlich war er selber schwarzhaarig. Aber dies wurde von den Deutschen nicht hinterfragt. Noch heute bestehen stereotype Vorstellungen darüber, wie Menschen anderer Länder, SüdländerInnen, von AutorInnen beschrieben werden.

    Michael bleibt länger in Israel, als ich geahnt habe. Er bewarb sich dort sogar am israelischen Theater. Er bestand sogar auch dort die Schauspielprüfung und bekam eine Stelle im Kammertheater.

    Sein Bruder reiste nach Deutschland, um endlich seine Mutter wiederzusehen …

    Ich möchte nicht noch mehr verraten und verweise auf das Buch.

    Lesen werde ich demnächst das Buch Nicht alle waren Mörder.

    Mein Fazit?

    Auch wenn mich die Theaterszenen weniger interessiert haben, spürte man aber deutlich, dass diese dem Autor wichtig waren, darüber zu schreiben. Sie gehören immerhin zu seinem Leben, und ich fand es überhaupt toll, dass er die Schauspielprüfung sogar in einem fremden Land hat bestehen können. Das versuchte ich mir vorzustellen, wie schnell er die Sprache dort gelernt hat, und wie bemüht er war, seinen deutschen Akzent abzulegen. Weil dies alles zu Michael Degen gehört, bekommt das Buch von mir die höchste Punktzahl.

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  1. Lesenswerte Fortsetzung

    Inhalt lt. Amazon:
    Aus den Berliner Nachkriegswirren ins junge Israel – Michael Degen schreibt seine dramatische Lebensgeschichte fort. Ganz auf sich allein gestellt, bricht der 17-jährige Michael Degen 1949 nach Israel auf, um seinen Bruder zu suchen. Er hatte zehn Jahre zuvor aus Deutschland fliehen können, während Michael die Nazizeit mit seiner Mutter im Berliner Untergrund überlebte. Ein verwirrendes Land empfängt ihn, und er muss seinen ganzen Mut aufbringen, um sich durchzuschlagen. Schließlich stößt er auf eine Spur... Packend und sehr persönlich erzählt Degen von seinen Erlebnissen in dieser fremden Heimat, den Menschen, denen er begegnet ist, seiner ersten Liebe und davon, wie es ihm gelang, den Rest seiner Familie aufzuspüren.

    Meine Meinung:

    Nach dem ich die Biografie von Michael Degen gelesen hatte habe ich durch Zufall gelesen das er eine Fortsetzung geschrieben hat wie er auf die Suche seines Bruders nach Israel ging.
    Genau wie seine Biografie ist es ein für mich absolut gelungenes Buch gewesen. Vielleicht nicht ganz so fesselnd wie die Biografie aber sehr interessant geschrieben.

    Als er nach Israel kommt um seinen Bruder zu suchen wird er gleich zum Militär berufen,was er ja eigentlich gar nicht will. Er findet sich aber mit der Zeit in Israel gut zurecht und es wird auch ein bisschen seine neue Heimat. Man liest in diesem Buch viel über das Land Israel, den Aufbau und da ich selber das Land schon 3 mal besucht hatte war für mich vieles auch nachvollziehbar und interessant.

    Für alle die mehr über Michael Degen und Israel erfahren wollen ein absolut lesenswertes Buch.

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