Cherubino: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Cherubino: Roman' von Andrea Grill
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Cherubino: Roman"

Eine starke Frau, zwei Männer, eine Schwangerschaft und die große Oper - in ihrem neuen Roman erzählt Andrea Grill eindringlich von einer Sängerin zwischen Kind und Kunst.

Die 39-jährige Sängerin Iris Schiffer ist zielstrebig, selbstbewusst und auf gutem Karriereweg. Demnächst gibt sie als Cherubino in Mozarts Oper "Hochzeit des Figaro" ihr Debüt an der Met, und unverhofft wird ihr eine Hauptrolle bei den Salzburger Festspielen angeboten. Aber die schönste Nachricht ist ihre Schwangerschaft, von der Iris zunächst weder den beiden in Frage kommenden Vätern noch ihrer Agentin etwas verrät, zumal die Premiere in Salzburg und der Tag der Geburt nah beieinander liegen. Andrea Grill erzählt von einer souverän handelnden Frau, die erst allmählich bereit ist, ihre Schwangerschaft anzunehmen. Von den Männern nimmt sie, was sie braucht. Denn das, was zählt, sind sie und ihr Kind.

Autor:
Format:Kindle Ausgabe
Seiten:320
EAN:
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Rezensionen zu "Cherubino: Roman"

  1. Bald in Frost, bald in Glut, ohne Ruhe…

    Ich möchte zunächst dem Klappentext ein wenig widersprechen: Iris ist nicht nur schnell verliebt in den kleinen Astronauten in ihrem Bauch, singt ihm umgedichtete Kinderlieder vor und nimmt die Schwangerschaft enthusiastisch an, sondern sie erzählt den potentiellen Vätern durchaus davon. Dabei verkündet sie beiden, das Kind sei ihres – im vollen Bewusstsein, das sie nur den einen liebt, der andere aber der bessere Vater sein wird.

    Das Ensemble:

    Sergio ist Sänger und kreativer Gefühlsmensch. Er freut sich unbändig darüber, dass er Vater werden soll, hat große Pläne für eine gemeinsame Zukunft als kleine Familie und liebt Iris abgöttisch.

    Ludwig dagegen ist karriereorientierter Kopfmensch – und verheiratet. Er hat weder ein echtes Interesse an Iris‘ Kind noch die Absicht, seine Frau jemals für sie zu verlassen.

    Dennoch ist es, wie könnte es anders sein, Ludwig, von dem Iris besessen ist. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute kreisen ihre Gedanken um ihn.

    „Ihre Verbindung würde immer Wunsch bleiben, die Unerfüllbarkeit war die Voraussetzung, von Anfang an.“

    Eine Ménage à trois mit ungleichen Bedingungen:
    Ludwig weiß von Sergio, aber Sergio nicht von Ludwig. Eine ungeheure Respektlosigkeit, von der Sergio nichts ahnt.

    Iris mag Sergio zwar, liebt ihn vielleicht sogar sotto voce, aber im Grunde benutzt sie ihn nur, um sich in Ludwigs Abwesenheit nicht einsam zu fühlen. In der Rolle des Vaters für ihr Kuckuckskind gefällt er ihr – jedoch mehr aus Kalkül denn aus Liebe. Den Gedanken, er könne tatsächlich der Vater sein, lässt sie gar nicht zu.

    Was sie unter dem Herzen trägt, muss einfach ein Teil von Ludwig sein – das will sie glauben, fortefortissimo.

    Es fiel mir schwer, in Iris die zielstrebige, selbstbewusste und souverän handelnde Frau zu sehen, die der Klappentext verspricht.

    Zu sehr werden ihre Launen, ihre Ängste, ihre Träume und ihre Pläne bestimmt von ihrer Abhängigkeit zu Ludwig.

    Eine gewisse Emanzipation erfährt sie durch ihr Kind: Iris blüht auf im Verlauf ihrer Schwangerschaft, ihre Stimme ist ausdrucksstärker denn je. Sie findet geschickte Ausreden, um die Schwangerschaft so lange wie möglich zu verstecken und alles zu vermeiden, was diese gefährden könnte. Gleichzeitig umgeht sie Schutzgesetze, die ihr das Auftreten verbieten könnten.

    Sie will beides: Kind und Karriere.

    Hochschwanger schlüpft sie in die Rolle des Cherubino, des verliebten Jünglings – mit verstecktem Babybauch. Das ist so absurd, dass man als Leser nicht erwartet, es könne wirklich gut ausgehen. Doch Iris geht jedes Risiko ein, mit Bravado. Ob sich das auszahlt oder rächt, lasse ich hier offen.

    Dennoch: Iris löst sich nie ganz aus den alten Strukturen.

    Ihre persönliche kleine Welt wird von Männern bestimmt. Frauen gibt es nur am Rande, und so richtig zugehörig fühlt sie sich anscheinend nie in Domänen, die sie als typisch weibliche empfindet. Dazu passt, dass sie als Sängerin oft männliche Rollen verkörpern muss.

    Überhaupt liest sich die Geschichte fast wie das Libretto einer klassischen Opera buffa.

    Da ist alles dabei: Liebe, Verkleidungen und Täuschungen, Verwechslungen und drohende Katastrophen, doch alles immer mit der Hoffnung auf ein Finale, in dem die Sympathieträger siegen. Das ist durchaus originell und einfallsreich, verlor für mich jedoch dadurch sehr an Wirkung, dass Iris über lange Passagen allzu fixiert auf Ludwig ist.

    Die Charaktere lesen sich oft mehr wie Rollen denn wie echte, authentische Menschen.

    Sie entwickeln sich meines Erachtens nur in begrenztem Rahmen. Ihnen fehlt eine gewisse Dreidimensionalität, eine grundlegende Lebendigkeit – ihre Eigenschaften werden beschrieben, indes nicht ausreichend in Aktion gezeigt. Besonders Iris vermittelt nicht annähernd die rohen Emotionen, die man von einer Frau in ihrer Ausnahmesituation erwarten würde.

    Die Stimmung kippt immer dann, wenn Iris sich auf ihre nächste große Rolle vorbereitet:

    Die Hauptrolle in der tragischen Oper „Sophie’s Choice“, die den Holocaust thematisiert.

    Sophie ist eine Mutter, die wählen muss zwischen ihren beiden Kindern – wer soll leben, wer soll sterben? Ich fand sehr interessant, wie dieser Teil der Geschichte die Handlung aufbricht und ganz neue Aspekte eröffnet. Hier bestünde die Möglichkeit, die Charaktere aus ihren starren Rollen zu lösen, eine Chance auf echte Entwicklung und mehr Tiefgang.

    In meinen Augen werden die neuen Impulse jedoch nur unzureichend hinterfragt und behandelt.

    Für Iris als werdende Mutter wird die Beschäftigung mit dieser Rolle unerträglich, daher bricht sie stets ab, wenn sie in ihrer Recherche mehr in die Tiefe gehen müsste.

    Auch das Ende des Romans liest sich in Folge wie ein übereilter Vorhang: plötzlich Finale.
    Nicht alles wird erklärt, nicht alles wird begründet. Man fragt sich, ob Iris jetzt doch eine Entscheidung getroffen hat zwischen Kind und Karriere – und falls ja, wie selbstbestimmt dies wirklich war. Kann Iris wirklich eine Entscheidung treffen, die nicht aus einer Art von Zwang entsteht?

    Sie wird im Verlauf der Handlung so bestimmt von den Männern in ihrem Leben, das man das bezweifeln mag.

    Noch ein paar Worte zum Schreibstil:
    Der liest sich manchmal nüchtern, dann wieder verspielt, dann eindringlich und ganz nah dran an Iris‘ Gedankenwelt, jedoch immer einfach und flüssig zu lesen. So ganz überbrückt er die Distanz zwischen Leser und Geschichte meiner Meinung nach allerdings nicht.

    Fazit

    Iris ist eine 39-jährige Opernsängerin, die kurz vorm Durchbruch steht. Als sie feststellt, das sie schwanger ist, muss sie abwägen: Kind oder Karriere? Lässt sich beides verbinden? Sie verschweigt ihre Schwangerschaft, versteckt den zunehmenden Babybauch, macht einfach weiter. Doch der Geburtstermin überschneidet sich mit dem Beginn der Salzburger Festspiele… Dazu kommt, dass sie nicht mit Sicherheit weiß, welcher der beiden Männer in ihrem Leben der Vater ist. Ludwig oder Sergio? Sie will die Liebe des einen – der ist jedoch chronisch verheiratet –, und die Sicherheit des anderen.

    Die Geschichte ist durchaus interessant und liest sich auch flüssig und unterhaltsam, über lange Passagen wie die Handlung einer Oper. Letztlich dreht sich für mich aber alles zu sehr um die halberfüllte Liebe Iris‘ zu Ludwig, obwohl die Geschichte Stoff für viele interessante Fragen bietet.

  1. 4
    14. Sep 2019 

    Im Überschwang

    Die Opernsängerin Iris Schiffer ist glücklich. Sie hat ein Engagement an der New Yorker Met und die Salzburger Festspiele winken. Ihre etwas unerwartete Schwangerschaft soll da kein Hindernis sein. Iris ist selbstständig und da gibt es keinen Mutterschutz, aber sie hat gehört, dass Schwangere keine Aufträge mehr bekommen. Was also tun? Am besten Nichts. Zunächst mal lebt Iris so weiter als habe sich nichts verändert. Weder ihren Auftraggebern noch den beiden möglichen Vätern oder der Familie sagt Iris etwas. Sie macht das mit ihrer Schwangerschaft erstmal mit sich selbst ab. Ewig wird sich ihr Zustand zwangsläufig nicht verbergen lassen.

    Nicht so einfach, für neue Rollen zu lernen und gleichzeitig an das werdende Kind zu denken. Sind die vielen Reisen etwa nicht gut für den kleinen Wurm? Wird sie überhaupt weiter singen können? Momentan ist die Stimme der 39jährigen so gut wie noch nie, sie kann nicht sicher sein, dass das so bleibt. Und wird sie Schwangerschaftsbeschwerden haben und was wird die Familie sagen? Und immer wieder die Inszenierungen, an denen Iris unbedingt teilnehmen will. Angebote sind halt auch Chancen, die nicht verpasst werden dürfen, Chancen, die man nur einmal bekommt.

    Viel erfährt man über das Innenleben der singenden Schwangeren oder der schwangeren Sängerin. Der Wille, die Karriere nicht zu kurz kommen zu lassen. Die Sorge, mit dem Kind könnte etwas sein. Der Wunsch nach einem sorgenden Vater. Die Begründung für die Geheimhaltung. Man taucht ein in das Seelenleben der Iris Schiffer, es mäandert zwischen den Polen der Karriere und der voranschreitenden Schwangerschaft. Die Idee der Autorin, dies einfach mal zu thematisieren, ist ausgesprochen ansprechend. Sie ist eine moderne Frau, die selbst entscheidet. Und vieles, was sie sich vorgenommen hat, schafft sie auch. Obwohl sie sich auf ihre Männer stützt, wenn es möglich ist oder sie es für nötig hält, bleiben diese doch eher blass. Es ist Iris, die Sängerin, die sich in ihre Rollen hineinsingt und summt, die ebenso Eindruck hinterlässt wie Iris, die Schwangere, die ihr werdendes Kind umsorgt. Ein ungewöhnliches Thema, dass gelungen aufbereitet und gefühlvoll serviert wird.

 

Das Feld

Buchseite und Rezensionen zu 'Das Feld' von Robert Seethaler
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Das Feld"

Wenn die Toten auf ihr Leben zurückblicken könnten, wovon würden sie erzählen? Einer wurde geboren, verfiel dem Glücksspiel und starb. Ein anderer hat nun endlich verstanden, in welchem Moment sich sein Leben entschied. Eine erinnert sich daran, dass ihr Mann ein Leben lang ihre Hand in seiner gehalten hat. Eine andere hatte siebenundsechzig Männer, doch nur einen hat sie geliebt. Und einer dachte: Man müsste mal raus hier. Doch dann blieb er. In Robert Seethalers neuem Roman geht es um das, was sich nicht fassen lässt. Es ist ein Buch der Menschenleben, jedes ganz anders, jedes mit anderen verbunden. Sie fügen sich zum Roman einer kleinen Stadt und zu einem Bild menschlicher Koexistenz.

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:240
Verlag: Hanser Berlin
EAN:
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Rezensionen zu "Das Feld"

  1. Ein Kaleidoskop aus Geschichten

    In Seethalers Roman "geht es um das, was sich nicht fassen lässt. Es ist ein Buch der Menschenleben, jedes ganz anders, jedes mit anderen verbunden. Sie fügen sich zum Roman einer kleinen Stadt und zu einem Bild menschlicher Koexistenz." (Über das Buch)

    Die Frage, die sich mir beim Lesen gestellt hat, ist, ob die einzelnen Geschichten sich tatsächlich wie ein Puzzle zusammensetzen, so dass am Ende ein großes Ganzes entsteht.

    Im ersten Kapitel schildert ein alter Mann, wie er jeden Tag den Friedhof besucht.

    "Es war der älteste Teil des Paulstädter Friedhofes, der von vielen nur das Feld genannt wurde. (...) Kaum jemand kam noch hierher."

    Der Mann denkt über die Toten nach, die meisten hat er persönlich gekannt, viele zumindest vom Sehen. Einfache Paulstädter Bürger.

    "Er versuchte, sich ihre Gesichter zu vergegenwärtigen, und setzte seine Erinnerungen zu Bildern zusammen. Er wusste, dass diese Bilder nicht der Wirklichkeit entsprachen, dass sie vielleicht gar keine Ähnlichkeit mit den Menschen hatten, die sie zu Lebzeiten gewesen waren."

    Während er auf seiner alten Bank sitzt, glaubt er die Stimmen der Toten zu hören, einzelne Sätze, Fragmente eines Lebens und "er malte sich aus, wie es wäre, wenn jede der Stimmen noch einmal Gelegenheit bekäme, gehört zu werden. Natürlich würden sie vom Leben sprechen. Er dachte, dass der Mensch vielleicht erst dann endgültig über sein Leben urteilen konnte, wenn er sein Sterben hinter sich gebracht hatte."

    Andererseits glaubt er, sie würden ihre Erinnerungen verklären, von Belanglosigkeiten erzählen, so wie sie es auch zu Lebzeiten getan haben.

    Und genau das tun die Toten auf dem Feld in den folgenden Geschichten: von ihrem Leben erzählen. Einige fassen ihre Lebensgeschichte zusammen, andere nur Ausschnitte oder die kurze Zeit unmittelbar vor ihrem Tod. Erinnerungen, Fragmente eines Lebens, Rechtfertigungen, Wahrheiten, die man im Leben nicht äußern wollte.

    Manche Geschichten hängen unmittelbar zusammen, wenn zum Beispiel Paare direkt hintereinander zu Wort kommen, und wir als Leser*innen können die Wahrheit in den konträren Erzählungen suchen.
    Manche sind nur lose verknüpft, immer wieder tauchen bestimmte Figuren auf, wie der Pfarrer oder der Bürgermeister und der Stadtgärtner. Man müsste im Prinzip alle Namen notieren, um ein vollständiges Beziehungsgeflecht herstellen zu können.

    Am Ende hören wir die Stimme des alten Mannes, der nun selbst einer der Toten ist - eine Rahmenhandlung. Ich habe nach dem letzten Kapitel, dann wieder das erste gelesen und so hat sich für mich zumindest die Idee des Romans, dass jeder noch einmal eine Stimme erhält und erzählen darf und sich dadurch die Vielfalt des Paulstädter Lebens - exemplarisch für eine Kleinstadt - ergibt.

    Wer jedoch das große Ganze sucht, der wird enttäuscht. Die Geschichten bieten ein Kaleidoskop der Paulstädter Bürger*innen, Ausschnitte aus verschiedenen Lebensläufen, die sich berührt oder verknüpft haben oder auch auseinander gerissen sind.

    Überzeugt hat mich - wie in "Der Trafikant" oder "Ein ganzes Leben" - die Sprache Seethalers, die sich den jeweiligen Figuren anpasst und die den Roman zusammenhält ;)

    Trotz der Kritik daran, lesenswert.

 

Cherubino: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Cherubino: Roman' von Andrea Grill
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Cherubino: Roman"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:320
EAN:9783552059498
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Rezensionen zu "Cherubino: Roman"

  1. Bald in Frost, bald in Glut, ohne Ruhe…

    Ich möchte zunächst dem Klappentext ein wenig widersprechen: Iris ist nicht nur schnell verliebt in den kleinen Astronauten in ihrem Bauch, singt ihm umgedichtete Kinderlieder vor und nimmt die Schwangerschaft enthusiastisch an, sondern sie erzählt den potentiellen Vätern durchaus davon. Dabei verkündet sie beiden, das Kind sei ihres – im vollen Bewusstsein, das sie nur den einen liebt, der andere aber der bessere Vater sein wird.

    Das Ensemble:

    Sergio ist Sänger und kreativer Gefühlsmensch. Er freut sich unbändig darüber, dass er Vater werden soll, hat große Pläne für eine gemeinsame Zukunft als kleine Familie und liebt Iris abgöttisch.

    Ludwig dagegen ist karriereorientierter Kopfmensch – und verheiratet. Er hat weder ein echtes Interesse an Iris‘ Kind noch die Absicht, seine Frau jemals für sie zu verlassen.

    Dennoch ist es, wie könnte es anders sein, Ludwig, von dem Iris besessen ist. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute kreisen ihre Gedanken um ihn.

    „Ihre Verbindung würde immer Wunsch bleiben, die Unerfüllbarkeit war die Voraussetzung, von Anfang an.“

    Eine Ménage à trois mit ungleichen Bedingungen:
    Ludwig weiß von Sergio, aber Sergio nicht von Ludwig. Eine ungeheure Respektlosigkeit, von der Sergio nichts ahnt.

    Iris mag Sergio zwar, liebt ihn vielleicht sogar sotto voce, aber im Grunde benutzt sie ihn nur, um sich in Ludwigs Abwesenheit nicht einsam zu fühlen. In der Rolle des Vaters für ihr Kuckuckskind gefällt er ihr – jedoch mehr aus Kalkül denn aus Liebe. Den Gedanken, er könne tatsächlich der Vater sein, lässt sie gar nicht zu.

    Was sie unter dem Herzen trägt, muss einfach ein Teil von Ludwig sein – das will sie glauben, fortefortissimo.

    Es fiel mir schwer, in Iris die zielstrebige, selbstbewusste und souverän handelnde Frau zu sehen, die der Klappentext verspricht.

    Zu sehr werden ihre Launen, ihre Ängste, ihre Träume und ihre Pläne bestimmt von ihrer Abhängigkeit zu Ludwig.

    Eine gewisse Emanzipation erfährt sie durch ihr Kind: Iris blüht auf im Verlauf ihrer Schwangerschaft, ihre Stimme ist ausdrucksstärker denn je. Sie findet geschickte Ausreden, um die Schwangerschaft so lange wie möglich zu verstecken und alles zu vermeiden, was diese gefährden könnte. Gleichzeitig umgeht sie Schutzgesetze, die ihr das Auftreten verbieten könnten.

    Sie will beides: Kind und Karriere.

    Hochschwanger schlüpft sie in die Rolle des Cherubino, des verliebten Jünglings – mit verstecktem Babybauch. Das ist so absurd, dass man als Leser nicht erwartet, es könne wirklich gut ausgehen. Doch Iris geht jedes Risiko ein, mit Bravado. Ob sich das auszahlt oder rächt, lasse ich hier offen.

    Dennoch: Iris löst sich nie ganz aus den alten Strukturen.

    Ihre persönliche kleine Welt wird von Männern bestimmt. Frauen gibt es nur am Rande, und so richtig zugehörig fühlt sie sich anscheinend nie in Domänen, die sie als typisch weibliche empfindet. Dazu passt, dass sie als Sängerin oft männliche Rollen verkörpern muss.

    Überhaupt liest sich die Geschichte fast wie das Libretto einer klassischen Opera buffa.

    Da ist alles dabei: Liebe, Verkleidungen und Täuschungen, Verwechslungen und drohende Katastrophen, doch alles immer mit der Hoffnung auf ein Finale, in dem die Sympathieträger siegen. Das ist durchaus originell und einfallsreich, verlor für mich jedoch dadurch sehr an Wirkung, dass Iris über lange Passagen allzu fixiert auf Ludwig ist.

    Die Charaktere lesen sich oft mehr wie Rollen denn wie echte, authentische Menschen.

    Sie entwickeln sich meines Erachtens nur in begrenztem Rahmen. Ihnen fehlt eine gewisse Dreidimensionalität, eine grundlegende Lebendigkeit – ihre Eigenschaften werden beschrieben, indes nicht ausreichend in Aktion gezeigt. Besonders Iris vermittelt nicht annähernd die rohen Emotionen, die man von einer Frau in ihrer Ausnahmesituation erwarten würde.

    Die Stimmung kippt immer dann, wenn Iris sich auf ihre nächste große Rolle vorbereitet:

    Die Hauptrolle in der tragischen Oper „Sophie’s Choice“, die den Holocaust thematisiert.

    Sophie ist eine Mutter, die wählen muss zwischen ihren beiden Kindern – wer soll leben, wer soll sterben? Ich fand sehr interessant, wie dieser Teil der Geschichte die Handlung aufbricht und ganz neue Aspekte eröffnet. Hier bestünde die Möglichkeit, die Charaktere aus ihren starren Rollen zu lösen, eine Chance auf echte Entwicklung und mehr Tiefgang.

    In meinen Augen werden die neuen Impulse jedoch nur unzureichend hinterfragt und behandelt.

    Für Iris als werdende Mutter wird die Beschäftigung mit dieser Rolle unerträglich, daher bricht sie stets ab, wenn sie in ihrer Recherche mehr in die Tiefe gehen müsste.

    Auch das Ende des Romans liest sich in Folge wie ein übereilter Vorhang: plötzlich Finale.
    Nicht alles wird erklärt, nicht alles wird begründet. Man fragt sich, ob Iris jetzt doch eine Entscheidung getroffen hat zwischen Kind und Karriere – und falls ja, wie selbstbestimmt dies wirklich war. Kann Iris wirklich eine Entscheidung treffen, die nicht aus einer Art von Zwang entsteht?

    Sie wird im Verlauf der Handlung so bestimmt von den Männern in ihrem Leben, das man das bezweifeln mag.

    Noch ein paar Worte zum Schreibstil:
    Der liest sich manchmal nüchtern, dann wieder verspielt, dann eindringlich und ganz nah dran an Iris‘ Gedankenwelt, jedoch immer einfach und flüssig zu lesen. So ganz überbrückt er die Distanz zwischen Leser und Geschichte meiner Meinung nach allerdings nicht.

    Fazit

    Iris ist eine 39-jährige Opernsängerin, die kurz vorm Durchbruch steht. Als sie feststellt, das sie schwanger ist, muss sie abwägen: Kind oder Karriere? Lässt sich beides verbinden? Sie verschweigt ihre Schwangerschaft, versteckt den zunehmenden Babybauch, macht einfach weiter. Doch der Geburtstermin überschneidet sich mit dem Beginn der Salzburger Festspiele… Dazu kommt, dass sie nicht mit Sicherheit weiß, welcher der beiden Männer in ihrem Leben der Vater ist. Ludwig oder Sergio? Sie will die Liebe des einen – der ist jedoch chronisch verheiratet –, und die Sicherheit des anderen.

    Die Geschichte ist durchaus interessant und liest sich auch flüssig und unterhaltsam, über lange Passagen wie die Handlung einer Oper. Letztlich dreht sich für mich aber alles zu sehr um die halberfüllte Liebe Iris‘ zu Ludwig, obwohl die Geschichte Stoff für viele interessante Fragen bietet.

  1. 4
    14. Sep 2019 

    Im Überschwang

    Die Opernsängerin Iris Schiffer ist glücklich. Sie hat ein Engagement an der New Yorker Met und die Salzburger Festspiele winken. Ihre etwas unerwartete Schwangerschaft soll da kein Hindernis sein. Iris ist selbstständig und da gibt es keinen Mutterschutz, aber sie hat gehört, dass Schwangere keine Aufträge mehr bekommen. Was also tun? Am besten Nichts. Zunächst mal lebt Iris so weiter als habe sich nichts verändert. Weder ihren Auftraggebern noch den beiden möglichen Vätern oder der Familie sagt Iris etwas. Sie macht das mit ihrer Schwangerschaft erstmal mit sich selbst ab. Ewig wird sich ihr Zustand zwangsläufig nicht verbergen lassen.

    Nicht so einfach, für neue Rollen zu lernen und gleichzeitig an das werdende Kind zu denken. Sind die vielen Reisen etwa nicht gut für den kleinen Wurm? Wird sie überhaupt weiter singen können? Momentan ist die Stimme der 39jährigen so gut wie noch nie, sie kann nicht sicher sein, dass das so bleibt. Und wird sie Schwangerschaftsbeschwerden haben und was wird die Familie sagen? Und immer wieder die Inszenierungen, an denen Iris unbedingt teilnehmen will. Angebote sind halt auch Chancen, die nicht verpasst werden dürfen, Chancen, die man nur einmal bekommt.

    Viel erfährt man über das Innenleben der singenden Schwangeren oder der schwangeren Sängerin. Der Wille, die Karriere nicht zu kurz kommen zu lassen. Die Sorge, mit dem Kind könnte etwas sein. Der Wunsch nach einem sorgenden Vater. Die Begründung für die Geheimhaltung. Man taucht ein in das Seelenleben der Iris Schiffer, es mäandert zwischen den Polen der Karriere und der voranschreitenden Schwangerschaft. Die Idee der Autorin, dies einfach mal zu thematisieren, ist ausgesprochen ansprechend. Sie ist eine moderne Frau, die selbst entscheidet. Und vieles, was sie sich vorgenommen hat, schafft sie auch. Obwohl sie sich auf ihre Männer stützt, wenn es möglich ist oder sie es für nötig hält, bleiben diese doch eher blass. Es ist Iris, die Sängerin, die sich in ihre Rollen hineinsingt und summt, die ebenso Eindruck hinterlässt wie Iris, die Schwangere, die ihr werdendes Kind umsorgt. Ein ungewöhnliches Thema, dass gelungen aufbereitet und gefühlvoll serviert wird.

 

Halt mal, Schatz

Buchseite und Rezensionen zu 'Halt mal, Schatz' von Jochen Malmsheimer
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Halt mal, Schatz"

Alles über Planung, Kiellegung, Stapellauf und Betrieb eines Babys. Ungekürzte Ausgabe, Lesung. Gelesen vom Autor. 123 Min.
Audio CD
"Hierbei handelt es sich um die wahrheitsgetreue Schilderung all dessen, was in und um Eltern so los ist, wenn sie Eltern werden, also jeder für sich und auch beide zusammen. Was ja auch etwas mit Kindern zu tun hat. Ich habe das mal aufgeschrieben und lese daraus vor. Natürlich nicht alles, aber gerade soviel, dass man sich ein Bild machen kann. Es wird auch gelacht, und das nicht selten aus Schadenfreude." Jochen Malmsheimer

Darum gehts im Einzelnen:
Praenataler Abschnitt: Entschluss, Planung, Umsetzung, Erwartung
Internataler Abschnitt: Geburtsvorbereitung, Geburtsveranstaltung, Geburtsnachbereitung
Postnataler Abschnitt: Allgemeine und spezielle Relativitätstheorie, Unterbringung, Ernährung, Bildung und Ausbildung, Jubiläen, Erwartungen, Pro- und Regnosen
Total fataler Abschnitt: Resümee, Autodafé, Lungenhaschee

Format:Audio CD
Seiten:0
EAN:9783936186406
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Rezensionen zu "Halt mal, Schatz"

  1. 4
    19. Jun 2019 

    Alles über Planung, Kiellegung, Stapellauf und Betrieb eines Bab

    „Halt mal, Schatz“. Das ist nicht selten der erste Gedanke, der einem frisch gebackenen Vater durch den Kopf schießt, wenn er seinen Sprössling unsicher in den Armen hält. Was kann der Erzeuger schon tun, außer hilflos neben der Mutter zu stehen? Jochen Malmsheimer kennt der jungen Eltern Nöte aus Erfahrung. Vom Geburtsvorbereitungskurs über Vornamensuche und Wickeltechnik bis zum traurigen Tausch des Sportwagens gegen einen Kombi: Der Kabarettist tritt auf als Chronist des Alltags mit Kleinkind ? und verbindet dabei Sprachwitz mit Tiefsinn.

    Ich brauchte dringend mal etwas Humorvolles für zwischendurch und hoffte, mit der CD richtig zu liegen. Auch wenn ich nicht zur Zielgruppe werdender Eltern gehöre, unbekannt ist mir das Phänomen ja immerhin nicht. Allerdings aus Sicht der Mutter - spannend also, jetzt einmal einem Vater in seiner nicht durch Schwangerschaftshormone verstellten Gefühlswelt zu lauschen...

    Ein wenig lahm begann der Vortrag - ich hatte das Gefühl, Malmsheimer und sein Publikum mussten sich erst ein wenig einspielen. Dann aber nahm die Lesung an Fahrt auf, und nicht nur das Publikum fühlte sich offensichtlich gut unterhalten. Immer wieder kicherte und lachte ich beim Hören vor mich hin - und genau das hatte ich mir hier erhofft.

    "Zu zweit ins Bett gehen und zu dritt aufwachen", das kann sich mitunter recht schwierig gestalten, wie Jochen Malmsheimer hier begründet vorträgt. In jedem Fall zeigt sich der inzwischen schon mehrfache Vater während der Schwangerschaft, bei der Geburt und auch später noch als eindrucksvoll engagiert. Bei einer Hausgeburt beispielsweise werden flugs einige Quadratmeter Malerfolie zum Schutz des Teppichbodens ausgerollt, Malmsheimer denkt auch ans Wehensingen und wundert sich über den ein oder anderen Teilnehmer am Geburtsvorbereitungskurs. Auch das Thema Namensgebung sorgt für einiges an Heiterkeit.

    Nicht jeder Gag traf meinen Geschmack, aber das dürfte wohl für jeden gelten - in der Summe jedenfalls fühlte ich mich gut unterhalten. Die 123 Minuten vergingen wie im Flug - wirklich vergnüglich.

    Zum Selberhören oder auch als nette Geschenkidee für werdende Eltern zu empfehlen... Dann mal frohes Wehensingen!

    © Parden

 

Andersen: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'Andersen: Roman' von Charles Lewinsky

Inhaltsangabe zu "Andersen: Roman"

Gebundenes Buch
Jonas war ein seltsames Baby. Er weinte selten, übte wie besessen motorische Fähigkeiten; und seine Eltern glaubten sogar manchmal, den wissenden Blick eines Greises in seinem Gesicht zu entdecken. Wie wahr diese Vermutung ist, ahnen sie nicht. Schon als Kleinkind setzt Jonas alles daran, seine Flucht zu planen, ohne dabei aufzufliegen. Als er jedoch ein einziges Mal einen Menschen zum Freund haben will, ist sein Schicksal besiegelt: denn eine Regung des Guten erträgt das Böse nicht. Rasant, klug und mit gerissenem Witz erzählt Charles Lewinsky die Geschichte eines Mannes, der eine zweite Chance bekommt. Und eine dritte. Wie er sie nutzt, lässt das Blut bis in die nächste Generation gefrieren.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:396
EAN:9783312006892
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Hundert: Was du im Leben lernen wirst

Buchseite und Rezensionen zu 'Hundert: Was du im Leben lernen wirst' von Heike Faller
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Hundert: Was du im Leben lernen wirst"

Was du im Leben lernen wirst
Gebundenes Buch
Hundert ist ein Buch für Kinder und Erwachsene gleichermaßen, ein Buch zum Vorblättern und Zurückblättern, zum Fantasieren und miteinander ins Gespräch kommen. Es geht um alles, was man im Leben lernt: Der erste Purzelbaum, die erste Liebe, das erste Mal Kaffee trinken und die Erkenntnis, wie riesengroß die Welt ist. Später begreift man, dass man sich immer noch nicht erwachsen fühlt, auch wenn die mittleren Jahre längst erreicht sind. Und im hohen Alter lernt man nicht nur, wie kostbar die Zeit ist, sondern auch, Dinge zu verlernen. Und die Angst vor dem Tod zu verlieren. Das ist der natürliche Prozess des Lebens. Heike Faller serviert uns keine Lebensweisheiten, sie hat mit jungen und alten Menschen gesprochen und deren Erfahrungen in kurze Sätze gefasst, die sich zusammenhängend lesen wie ein schönes, anrührendes Gedicht über das Leben.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:208
Verlag: Kein & Aber
EAN:9783036957814
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Rezensionen zu "Hundert: Was du im Leben lernen wirst"

  1. 4
    02. Jan 2019 

    Ein Buch für Klein und Groß...

    Hundert ist ein Buch für Kinder und Erwachsene gleichermaßen, ein Buch zum Vorblättern und Zurückblättern, zum Fantasieren und miteinander ins Gespräch kommen. Es geht um alles, was man im Leben lernt: Der erste Purzelbaum, die erste Liebe, das erste Mal Kaffee trinken und die Erkenntnis, wie riesengroß die Welt ist. Später begreift man, dass man sich immer noch nicht erwachsen fühlt, auch wenn die mittleren Jahre längst erreicht sind. Und im hohen Alter lernt man nicht nur, wie kostbar die Zeit ist, sondern auch, Dinge zu verlernen. Und die Angst vor dem Tod zu verlieren. Das ist der natürliche Prozess des Lebens. Heike Faller serviert uns keine Lebensweisheiten, sie hat mit jungen und alten Menschen gesprochen und deren Erfahrungen in kurze Sätze gefasst, die sich zusammenhängend lesen wie ein schönes, anrührendes Gedicht über das Leben.

    Dieses Buch lebt von der Idee an sich und dem gelungenen Zusammenspiel von Text und Bild. Mit jeder Seite gelangt man von der Geburt an zu einem immer weiteren Lebensjahr und erfährt, wie es einem da ergehen kann. Natürlich vergleicht man die Sätze mit der eigenen Lebenssituation und -erfahrung und nickt zustimmend oder wiegt den Kopf, wenn es einmal nicht übereinstimmen will.

    Wenn ich das Buch mit einem Attribut beschreiben müsste, so wäre das wohl: 'schlicht'. Aber hier passt es irgendwie, weil sowohl die Bilder als auch der Text viel Raum für eigene Gedanken lassen und dabei trotzdem eine ganz eigene Atmosphäre erzeugen. Der Wunsch der Autorin ist es, dass jemand mit noch wenig Lebensjahren das Buch gemeinsam mit jemandem liest, der bereits über deutlich mehr Lebenserfahrung verfügt, und dass man darüber zum gemeinsamen Austausch kommt. Eine schöne Idee, wie ich finde, und damit nicht nur ansprechend, sondern auch anregend.

    Valerio Vidalo ist für die Illustrationen verantwortlich, die in diesem Buch eine große Rolle spielen. Die meisten Bilder haben mich auch tatsächlich angesprochen, allerdings stieß mich die zunehmende Dunkelheit bei den höheren Lebensjahren doch etwas ab. Natürlich ist Altsein nicht immer schön, man hat schon viele Verluste erlebt, vergisst das ein oder andere und muss der Endlichkeit des eigenen Lebens immer mehr ins Auge blicken - aber die immer düstereren Bilder depremierten mich auch irgendwie. Glücklicherweise ging der Text damit nicht immer d'accord, sondern bot immer wieder einmal auch positive Aspekte.

    Ein schönes Buch auch zum Verschenken - für dich und mich und Klein und Groß...

    © Parden

 

David: Roman

Buchseite und Rezensionen zu 'David: Roman' von Judith W. Taschler
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "David: Roman"

Gebundenes Buch
Nach dem viel rezensierten erfolgreichen Spiegel-Bestseller "bleiben" legt die renommierte und preisgekrönte Innsbrucker Autorin Judith W. Taschler mit einem Roman nach, der literarisches Niveau mit einer klaren, unverwechselbaren Sprache verbindet, die von Literaturkritikerin Christine Westermann hochgelobt wird. "Ich freue mich jedes Mal, wenn ein neues Buch der Autorin erscheint, weil ich ihre Art zu schreiben sehr schätze." Christine Westermann, WDR2.
Anspruchsvoll, raffiniert und psychologisch dicht schreibt die Bestseller-Autorin in ihrem Roman "David" über Familienbeziehungen, Identität, Adoption und die großen Wendepunkte im Leben

Jan genießt sein Leben in vollen Zügen, hat aber Angst vor der Liebe. Mit achtzehn verliert er seine Mutter bei einem tragischen Auto-Unfall, ein halbes Jahr später erhält er einen verstörenden Brief, durch den sein bisheriges Leben - seine Herkunft und Identität - auf den Kopf gestellt wird. In seinem ersten Lebensjahr soll sein Name David gewesen sein.
Er wurde nach einem Mann benannt, der vor vielen Jahren aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte und seiner Frau einen Baum, einen Davidsahorn, als Geschenk mitbrachte, bevor er starb. Dieser Baum war es, gegen den das Auto seiner Mutter schlitterte. In ihm sind die Initialen "R", "E" und "V" eingeritzt.
Was Jan schlussendlich über seine Herkunft und Familiengeschichte erfährt, erzählt Judith W. Taschler gewohnt mehrstimmig, sprachlich virtuos und mit der ihr eigenen unaufgeregten Empathie.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:240
Verlag: Droemer HC
EAN:9783426281338
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Rezensionen zu "David: Roman"

  1. Eine wunderbar erzählte Generationengeschichte

    „Alles, was auf diesen heißen Augusttag folgte, waren in den ersten Jahren tägliche kleine Katastrophen, sie mündeten in einer einzigen großen Katastrophe und die Folgen davon ließen aus ihrem Leben ein Desaster werden.“ (Zitat Seite 23)

    Inhalt:
    Magdalena Millet kehrt nach 28 Jahren zurück ins Haus ihrer Kindheit, wo sie bei ihrer Oma Clara gelebt hat, bis diese überraschend verstorben ist und Magdalena in ein Heim kam. Sie renoviert das Haus, um darin zu leben.
    Jan ist 18 Jahre alt, als seine Adoptivmutter bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Er findet sie, ihr Auto ist an einen Baum geprallt. Es ist ein großer, alter Davidsahorn, der auf Magdalenas Grundstück steht. Dieser Baum ist der Schlüssel zu einem alten Familiengeheimnis.

    Thema und Genre:
    In diesem Familien- und Generationenroman geht es um jene Momente, in denen eine Entscheidung getroffen wird, die unvorhersehbare Folgen für alle Beteiligten und auch das Umfeld hat. Es geht auch um Vorurteile, das Leben in kleinen Dorfgemeinschaften und um die Liebe.

    Charaktere:
    Die Autorin entwickelt unglaublich lebensnahe Charaktere mit allen menschlichen Schwächen, die den Leser mit ihren Schicksalen sofort in den Bann ziehen und uns mitfühlen lassen. Hier geht es nicht so sehr um die Frage, ob man einzelne Entscheidungen vielleicht anders getroffen hätte, sondern vor allem darum, was dann die Zeit, man kann es auch Ironie des Schicksals nennen, daraus macht.

    Handlung und Schreibstil:
    Die Handlung beginnt mit einem Ereignis in der Vergangenheit als Prolog und entwickelt sich in einzelnen Kapiteln zwischen Gegenwart und erklärender Vergangenheit weiter, bis sich der Bogen schließt. Die Geschichte ist in ihrer Komplexität spannend und schlüssig erzählt und bleibt auch nach der letzten Seite in den Gedanken des Lesers. Die poetische Sprache macht diesen Roman zu einem insgesamt beeindruckenden, großartigen Leseerlebnis.

    Fazit:
    Eine facettenreiche Generationengeschichte in einer dichten, poetischen Sprache. Trotz der schwierigen Einzelschicksale ist es wunderbar positive Geschichte, die hier erzählt wird. Für mich persönlich eines meiner Lieblingsbücher 2018.

 

Die Kunst zu lesen

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Kunst zu lesen' von David Trigg

Inhaltsangabe zu "Die Kunst zu lesen"

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:352
EAN:9783791384788
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Mit jedem Tag ein neues Wunder!

Buchseite und Rezensionen zu 'Mit jedem Tag ein neues Wunder!' von Franziska Rubin
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Mit jedem Tag ein neues Wunder!"

Format:Taschenbuch
Seiten:192
Verlag: Ars Edition
EAN:9783845821368
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Rezensionen zu "Mit jedem Tag ein neues Wunder!"

  1. Alles Wissenswerte und informative fürs erste Babyjahr

    Inhalt:
    Mit jedem Tag ein neues Wunder ist ein Babyalbum für das erste Lebensjahr. Nicht nur zum Eintragen von Meilensteinen, sondern auch mit nützlichen Tipps von Dr. med Franziska Rubin

    Meine Meinung:
    Für mich gehört zu jedem Neuankömmling auf dieser Welt auch ein Baby Album. Ich habe für meine drei Kids eins geführt und möchte dieses auch für meine Enkelin versuchen. Ich finde es einfach schön auch später noch darin blättern zu können um zu sehen wann entscheidende Ereignisse passiert sind. Nicht nur für mich ist es ein schönes Erinnerungsstück. Auch meine jetzt schon Erwachsenen Kids haben sich über das Album zu ihrem 18. Geburtstag gefreut.

    Mit jedem Tag ein neues Wunder ist aber nicht nur ein einfaches Babyalbum in dem man diese Meilensteine des ersten Jahres eintragen kann. Es ist auch voll mit tollen Zitaten zum Thema Kind und mit Tipps von Dr. med Franziska Rubin.

    Schön finde ich das jede Seite mit dem Datum und dem Gewicht anfängt. Woche für Woche könnte man dieses hier eintragen, wenn man das denn will. Es gibt Platz für Bilder und auch für Fragen und Antworten. Dazu gibt es Hinweise zu wichtigen Ereignissen in dem Alter und auch zu den Vorsorge Untersuchungen. So kann man diese auch nicht so leicht vergessen.

    Dieses Album ist jedoch mehr Ratgeber als Erinnerungsalbum. Sicher ist beides vereint, aber es hört nach einem Jahr auf. Ich hätte mir noch ein paar leere Seiten gewünscht um auch andere wichtige Dinge im Leben des Kindes eintragen zu können und auch um weiter Vorsorge Untersuchungen fest zu halten. Es ist ein Tagebuch fürs erste Jahr und um später nicht zu viele Lücken zu haben muss man es wöchentlich führen. Das fällt oft schon schwer wenn es nur bei den Meilensteinen zur Hand genommen wird. Wer kennt sie nicht, die Lücken in den Babyalben der eigenen Kinder.

    Das Design von Außen führt sich innen fort. Es wirkt etwas nostalgisch, was es im Grunde ja dann auch in ein paar Jahren sein wird. Dieses Album spricht aber doch eher Eltern als Omas oder Paten an und ist somit in der Nähe des Babies gut aufgehoben.

 

Die Weisheit Ägyptens

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Weisheit Ägyptens' von Hermann A. Schlögl

Inhaltsangabe zu "Die Weisheit Ägyptens"

Format:Taschenbuch
Seiten:144
EAN:9783423344555
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