Die Schnitzel-Jagd

Buchseite und Rezensionen zu 'Die Schnitzel-Jagd' von Carine Bernard
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die Schnitzel-Jagd"

Der neue Kriminalfall von Carine Bernards EU-Ermittlerin Molly Preston in Wien! Auf Bitten eines Freundes reist Molly diesmal nach Wien, um den Unfalltod eines jungen Mannes aufzuklären. Schnell stößt sie bei ihren Recherchen auf ein Rätsel, das sie auf die Spur eines raffinierten Betrügers führt. Gemeinsam mit Markus Wilhelm rekonstruiert sie die letzten Tage seines Schützlings, der tiefer in die Sache verwickelt ist, als es zunächst den Anschein hat. Molly und Markus erleben eine virtuelle Schnitzeljagd, die nicht nur ihre Geocaching-Kenntnisse herausfordert. Die Verbindung zwischen dem geheimnisvollen »Stifter« und dem Toten ist ebenso ungewiss wie der Ausgang der Jagd … Ob in der sonnigen Provence, im grünen Yorkshire oder im kaiserlichen Wien – Molly Preston löst ihre Fälle mit Intelligenz, Charme sowie den Mitteln modernster Technik und entführt den Leser ganz nebenbei zu den schönsten Plätzen Europas

Format:Taschenbuch
Seiten:220
Verlag: Knaur TB
EAN:9783426215579
read more

Rezensionen zu "Die Schnitzel-Jagd"

  1. Charmante Schnitzeljagd

    Molly Preston arbeitet als Ermittlerin in einer EU-Behörde, die auch mit Computerkriminalität befasst ist. Nach Wien fliegt sie aber in halboffizieller Mission. Ein alter Freund ihres Chefs, aus wilden Hackertagen, hat um Rat gefragt. Er leitet nun in seiner Freizeit einen Computer Club für junge Leute und ein Mitglied, Karl Buchinger hat ihm von einem Rätsel erzählt, das ihm viel Geld einbringen könnte. Nun ist Karl tot, ein Unfall wie die Polizei glaubt, aber für Markus Wilhelm ist die Sache nicht ganz so klar.
    Molly beginnt nun mit Markus in der Geocaching Szene zu ermitteln und kommen bald einem geheimnisvollen „Stifter“ auf die Spur.
    Dieser Krimi ist wirklich zugeschnitten auf Fans der GPS Schnitzeljagd. Spannend, aber auch witzig und vor allem charmant. Wie mit Molly und Markus eine typische Deutsche und ein Wiener mit altmodischem Schmäh und Charme aufeinander treffen, macht viel Spaß beim Lesen. Zwischen den Zeilen ist es auch ein hervorragender Wien Führer, nicht nur zu den Schönheiten der Stadt, sondern auch zu den kulinarischen und kulturellen Besonderheiten. Wenn Markus Molly in einem Kaffeehaus die österreichischen Kaffeesorten erklärt – sie als Banause wollte nur einfach eine Tasse Kaffee bestellen – sollte man aufmerksam lesen, es erleichtert beim nächsten Wien Besuch ganz sicher die Bestellung.
    Aber Schritt für Schritt dringen die beiden Schnitzeljäger tiefer in die Materie vor und scheinen kurz vor der Aufklärung zu stehen, aber da geht alles schief…
    Mir hat dieser Wien-Krimi gut gefallen, flott und locker geschrieben, merkt man, dass die Autorin beide Welten gut kennt. Als gebürtige Niederösterreicherin kann sie mit dem Dialekt spielen und da sie schon lange in Deutschland lebt, weiß sie eben auch wie „Piefkes“ ticken. Die Schnitzeljagd ist spannend aufgebaut und auch wenn man nicht ganz so tief in der Computer- und Hacker- Szene zu Hause ist, kann man die Handlung gut verfolgen. Ich habe es mehr als Rätsel- denn als Ermittlerkrimi gelesen und bin damit sehr gut gefahren.
    Es war mein erster Roman mit Molly Preston und nur den gewählten Namen für diese Figur fand ich nicht so passend – da assoziierte ich gleich einen etwas altmodischen Krimi in Agatha Christie Manier und das ist dieser Krimi ganz sicher nicht.

    Teilen
  1. 3
    26. Feb 2017 

    Wiener Schmäh...

    Die 27jährige Molly Preston reist in ihrem dritten Fall als EU-Ermittlerin von Düsseldorf nach Wien, um den angeblichen Unfalltod eines jungen Mannes aufzuklären. Ein älterer Freund des Toten zweifelt an der Unfall-Version und hat Mollys Behörde um Mithilfe gebeten - hinter dem Rücken der Wiener Polizei, für die der Fall bereits abgeschlossen ist. Markus Wilhelm war nicht nur ein Freund des Verstorbenen, sondern auch der Leiter eines geheimen Hacker-Clubs, bei dem der junge Informatikstudent ein vertrautes Mitglied war. Kurz vor seinem Tod vertraute dieser Markus an, dass er einem Geheimnis auf der Spur sei, das ihm viel Geld einbringen würde. Markus vermutet nun, dass ihm dieses Geheimnis letztlich zum Verhängnis wurde.

    Markus und Molly begeben sich beide auf die Spur dieses Geheimnisses und versuchen, die letzten Tage des jungen Studenten zu rekonstruieren. Tief tauchen sie in den kommenden Tagen ein in die Wirren von Bits und Bites, aber auch in das altkaiserliche Wien mit seinen zauberhaften Ecken, dem charmanten Dialekt und den kulinarischen Besonderheiten. Molly muss dabei mehr als einmal zurückgreifen auf ihre langjährig Erfahrung beim Geocaching, denn nichts anderes als eine Schnitzel-Jagd entpuppt sich auch hier. Aber Markus an ihrer Seite bringt seinerseits seine Erfahrungen ein beim Programmieren von Computern und dem Entschlüsseln von geheimen Dateien. Als charmantes Team geraten sie so immer tiefer in die Wirren des Falls - und in Gefahr...

    Nett und flüssig zu lesen ist dieser Krimi, der einem so ganz nebenbei Wien in vielen Facetten nahebringt - und der damit für Kenner und Liebhaber der Stadt sicher ein besonderer Genuss ist. Ich muss gestehen, dass ich noch nie dort war, nun aber unbändig Lust bekommen habe, dies baldmöglichst nachzuholen - tunlichst mit diesem Buch in der Hand, um die schönen Flecken abseits des Touristenstroms zu entdecken.

    Viel Wiener Flair und Wiener Schmäh erwartet den Leser hier also, so dass ein Wohlfühlbonus gewährleistet ist. Doch wem es um den Krimi selbst geht, kommt um einige Kritikpunkte nich umhin. Zum einen stößt es demjenigen vielleicht etwas sauer auf, der nicht zu den technischen Genies gehört, dass sich ein Großteil der Ermittlungen in die Tiefen der Computer begibt - und damit in eine Welt, die nur dem Informatik-Experten wirklich zugänglich ist. Ich fühlte mich mit vielen Begrifflichkeiten und Beschreibungen der technischen Vorgänge überfordert und habe deshalb manche Passagen eher überflogen. Zum anderen erscheint das Vorgehen der Ermittler - und hier allen voran eben Molly Preston - manchmal reichlich naiv, und wie in anderen Krimis/Thrillern auch, kann ich die gefährlichen Alleingänge nicht mehr nachvollziehen. Die Auflösung erschien mir letztlich auch etwas sehr rasch und einfach, nachdem sich der Roman zuvor ausreichend Zeit gelassen hat.

    Obwohl es bereits der dritte Fall für Molly Preston war, war es für mich persönlich der erste mit dieser Ermittlerin. Dies störte aber nicht wirklich, auch wenn man mit manchen Namen sicher vertrauter wäre, wenn man die Fälle in der richtigen Reihenfolge liest.

    Auch wenn der Krimi selbst mich nicht wirklich überzeugen konnte, fand ich die Atmosphäre des Romans überaus gelungen, so dass die gerade einmal 220 Seiten lange Erzählung doch eine angenehme Lektüre war. Vielleicht halte ich mal Ausschau nach den anderen Fällen um Molly Preston.

    © Parden

    Teilen
 

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Mann, der Luft zum Frühstück aß' von Radek Knapp
4.65
4.7 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der Mann, der Luft zum Frühstück aß"

In seinem einzigartigen Stil erzählt Radek Knapp von der unfreiwilligen Emigration des zwölfjährigen Walerian von Polen nach Wien. Seine Schulkarriere ist kurz und endet mit seinem Hinauswurf. Als ihn seine Mutter ebenfalls auf die Straße setzt, kostet er in seiner neuen Bleibe das Gefühl der Freiheit aus – und die Bekanntschaft mit Schimmelpilz. Er schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch und dringt in immer tiefere Schichten des Wiener Lebens vor. Dort stößt er auf wenig Sympathie für Menschen von jenseits der Grenze und lernt einiges über die Grenzen des guten Geschmacks und der Legalität. Irgendwann versteht er, dass „zuhause“ überall sein kann – wenn es ihm gelingt, seinen eigenen Weg zu finden.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:128
EAN:9783552063365
read more

Rezensionen zu "Der Mann, der Luft zum Frühstück aß"

  1. 5
    09. Mär 2017 

    Ernsthafte Themen gepaart mit viel Humor - eine Gewinnerkombinat

    "Wer in Halle A zur Welt gekommen und von der eigenen Mutter in Halle B entführt worden ist, für den wird alles zu einem überraschenden und unberechenbaren Abenteuer. Und der einzige, auf den man sich dabei verlassen kann, ist man selbst." (S. 12)

    Als Walerian ein Jahr alt ist, gibt seine Mutter ihn bei den Großeltern ab und verschwindet. Als er zwölf ist, taucht sie wieder auf und nimmt ihn ohne Vorwarnung von Polen mit nach Wien, wo sie fortan leben sollen. Der junge Bursche ist gezwungen, sich in einer völlig neuen Umgebung zurechtzufinden - dabei kann er nicht mal Deutsch.
    Wir begleiten ihn bis ins junge Erwachsenenalter auf seinem Lebensweg und bei seinem Versuch, herauszufinden, wo und was Heimat für ihn ist - bis er letztlich ankommt.

    Radek Knapp schreibt mit unglaublich viel Ironie und Humor, was den Roman sehr amüsant zu lesen macht - und doch behandelt er sehr ernsthafte und essentielle Themen: Auf was kommt es an im Leben? Welchen Weg soll ich gehen? Was bedeutet Heimat für mich? Diese Kombination aus Witz und ernsthaftem Inhalt ist für mich ein absoluter Gewinner.
    Der Roman ist sehr auf die Hauptfigur zentriert und andere Figuren kommen nur am Rande vor. Gerne hätte ich manchmal noch etwas mehr über sie und Walerians Beziehung zu oder Gefühle gegenüber ihnen erfahren, doch finde ich es absolut passend, dass diese nicht in den Vordergrund gerückt werden. Schließlich soll es hier um Walerians Selbstfindung gehen.
    Einzig den Buchtitel finde ich nicht ganz geschickt gewählt. Mit "Der Mann, der Luft zum Frühstück aß" assoziiert man doch etwas ganz anderes, als einen dann tatsächlich erwartet. Man erwartet eine ernsthafte Geschichte über den harten Überlebenskampf eines Mannes. Ich hätte mir daher stattdessen einen Titel gewünscht, der auf den ironischen Schreibstil des Autors anspielt - denn dieser ist wirklich ganz besonders.

    Ich möchte "Der Mann, der Luft zum Frühstück aß" unbedingt weiterempfehlen - vor allem, wenn man mal Lust hat, herzhaft zu lachen und sich dabei doch Inhalt mit Tiefe wünscht.
    Radek Knapp hat hier einen neuen Fan gewonnen und ich werde mir mit Sicherheit auch seine anderen Werke besorgen.

    Teilen
  1. Ein Platz in der Welt

    Was passiert, wenn ein Mensch entwurzelt wird? Genau damit muss Walerian klarkommen. Benannt nach einem Beruhigungsmittel, hat sich seine Mutter in seinem ersten Lebensjahrzehnt nicht groß um ihn gekümmert. Er wächst im ländlichen Polen auf, doch dann entreißt ihn seine Mutter seinem bisherigen Leben. Sie nimmt den 12jähren mit nach Wien, wo er auch wieder auf sich selbst gestellt ist. In einem fremden Land, mit einer unverständlichen Sprache und fremder Mentalität.
    Doch nach unentschlossenen Schulschwänzerjahren, wieder allein gelassen von der Mutter sucht er seinen Weg in ein eigentlich kleinbürgerliches Leben. Dabei meistert er viele skurrile Situation, die mich manchmal von weitem an einen modernen Schwejk erinnerten. Sicher auch durch die ganz besondere Wiener Mentalität, mit der Walerian sich erst anfreunden muss.
    Wie immer gelingt es Radek Knapp mit wenigen, aber pointierten Worten eine ganze Welt zu erschaffen. Wie ein Wurzelloser eine neue Heimat findet, das erzählt er mit einer ironischen, augenzwinkernden Distanz. Der Autor tritt ganz hinter seinen Protagonisten zurück und hat lässt Walerian schnell ganz lebendig und echt werden.
    Natürlich kann man das Buch auch ganz aktuell und zeitkritisch lesen, aber da die Geschichte schon einige Jahrzehnte früher angesiedelt ist, bleibt es jedem selbst überlassen, was er zwischen den Zeilen liest und aus diesem schmalen Bändchen mitnimmt.
    Seit „Herrn Kukas Empfehlungen“ lese ich Radek gern und bin auch dieses Mal wieder begeistert.

    Teilen
  1. Wie Poesie

    Inhalt:
    Walerian, den seine Mutter nach einem Beruhigungsmittel benannt hat, wächst bei seinen Großeltern in Polen auf, nachdem seine Mutter ihn "übers Wochenende" dort abgegeben hat und erst 11 Jahre später wieder auftauchte. Mit der Begründung, sie sei nur einmal jung, aber ihr Sohn sei auch noch da, wenn sie alt ist.
    Sie will ihren Sohn nur kurz mit in die Stadt nehmen, aber entführt ihn nach Österreich. Dort muss er nun leben und sich zurecht finden, ohne die Sprache zu kennen.
    Immer mal wieder überkommt ihm eine Lethargie, bei der er nur noch vor sich hinstarrt und alles drumherum vergisst.
    Radek Knapp schildert Walerians Weg ins Erwachsenenleben. Mit dem Elan, den junge Menschen an der Grenze zum Erwachsensein haben und der innerlichen Zerrissenheit von jemandem, dem die Verbindungen zu seine Wurzeln gekappt wurden.

    Der Autor:
    Der Autor wurde 1964 in Polen geboren, wuchs dort bei seinen Großeltern auf, bis er 1976 mit seiner Mutter nach Wien kam. Er ging auf die Handelakademie, studierte danach Philosophie und hielt sich mit verschiedenen Jobs über Wasser.

    Es scheint, als habe das Buch sehr autobiographische Züge.

    Meine Meinung:
    Am Anfang tat ich mich etwas schwer mit dem Buch. Der Autor erzählt so vor sich hin und mir war nicht klar, wo er lang will. Doch dann fing er mich mit seiner Sprache ein, die ich eigentlich nicht anders bezeichnen kann als mit Poesie.
    Er schreibt ganz einfach und deutet vieles nur an. Hier ist der Leser aufgefordert mitzudenken. Von seiner Art zu schreiben könnte man zB meinen, dass es Walerian gut geht und alles locker flockig ist. Aber das ist es beileibe nicht.
    Die Geschichte an sich ist vielleicht gar nicht so herausragend. Aber er malt mit den Worten Bilder. Z.B. "Niemand wusste so richtig, was im Kopf meiner Mutter vorging. Leute, die sie kannten, behaupteten, dass dort eine entzückende Leere herrschte, andere wiederum konnten geradezu den Donner hören, den der eingeschlossene Geist beim Nachdenken erzeugte." Mit diesem Satz fängt die Geschichte an.
    Er hat mich auch immer wieder zum schmunzeln gebracht, auch wenn die Situationen eigentlich ernst waren.
    Ein schönes, kleines Buch, das mich lächelnd und nachdenklich zurück lässt.

    Teilen
 

ZERO - Sie wissen, was du tust

Buchseite und Rezensionen zu 'ZERO - Sie wissen, was du tust' von Marc Elsberg
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "ZERO - Sie wissen, was du tust"

Wer sich im Netz bewegt, für den gibt es kein Entkommen Sie wissen, WER wir sind, WO wir sind - und WAS wir als Nächstes tun werden! London. Bei einer Verfolgungsjagd wird ein Junge erschossen. Sein Tod führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der gefeierten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die der Online-Newcomer einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen … Hochaktuell und bedrohlich: Der gläserne Mensch unter Kontrolle

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:496
EAN:9783734100932
read more

Rezensionen zu "ZERO - Sie wissen, was du tust"

  1. 4
    28. Jan 2017 

    Kein zurück

    Von Drohnen erwischt werden der amerikanische Präsident und Sicherheitsleute. Schon bald taucht ein Video von der Aktion auf, das sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Und der Präsident ist not amused, denn seine panische Reaktion wirkt im TV etwas lächerlich. Zero hat nicht nur dieses Video erstellt. Immer wieder tauchen seine Botschaften im Netz auf, in denen die Machenschaften der Datenkraken dokumentiert werden. Die Journalistin Cynthia Bonsant steht diesem ganzen Elektro-Internetkram sehr skeptisch gegenüber. Nur wiederwillig nimmt sie von ihrem Chef eine Datenbrille entgegen, die sie in ihrer Berichterstattung über Zero nutzen soll. Allerdings ist sie neugierig und probiert die Brille aus. Fast erliegt sie den gebotenen Möglichkeiten.

    Spannend ist die Jagd Cynthias und ihrer Kollegen nach Zero, die Suche nach kleinsten Hinweisen, die Zero vielleicht hinterlassen hat. Das sich hineindenken in einen Terroristen oder ist es doch eher ein Rebell. Cynthias Tochter Viola steht der Technik wesentlich aufgeschlossener gegenüber und sie erklärt ihrer Mutter die Arbeitsweise der Brille und der Datenkrake, die die Brillen verteilt. Wird Cynthia etwa alt, kommt sie nicht mehr mit? Oder sieht sie hier eine Entwicklung, die in eine üble Richtung führt? Immer tiefer steigt die Journalistin in die Recherche ein.

    Unbefangen geht man vielleicht an diesen Roman heran. Zunächst erscheinen die Erklärungen technischer Vorgänge, solche über Informatik und Statistik etwas hemmend für den Lesefluss. Doch wenn einmal der Bezug zur heute schon vorhandenen Computerwirklichkeit hergestellt ist, wird es einem so langsam aber sicher richtig unheimlich. Schließlich geht es nicht nur um die eher positiven Nutzen der irren Datensammelwut, der wir alle heute ausgesetzt sind. Jeder Computer, jedes Smartphone, jede Smartwatch, jede Kundenkarte und was nicht alles mehr. Unendliche Datenmengen, die freiwillig preisgegeben werden. Ist es dann nicht wirklich sinnvoll, selbst Herr über die Daten zu sein und sie zu vermarkten. Ein Gedanke, den sich in diesem Buch eine Firma zunutze macht. Doch natürlich endet es nicht damit, den Nutzern zu helfen, die Herrschaft über ihre Daten zu behalten. Nein, gegen ein geringes Entgelt, können die Nutzer sich auch verbessern. Und so geht es weiter, es werden die Psychotricks und Manipulationsmöglichkeiten angewandt, denen man sich eh kaum entziehen kann. Und hier werden sie dann auch noch bis zum Exzess angewandt und individualisiert. Je weiter man liest, desto unheimlicher wird die Geschichte und je mehr Vergleiche fängt man an zu ziehen mit dem Alltag, den man täglich erlebt. Man fragt sich, läuft sowas schon, ist man selbst lenkbar. Sollte man jegliches Internet meiden und sich einen Käfer kauten, um wenigstens nicht bei jedem Schritt geortet werden zu können. Man kann dem nicht mehr entgehen, aber wenn man sich einige Pressemeldungen dieser Tage anschaut, dann schaudert es einen, ob der Möglichkeiten, die vielleicht bestehen und die vielleicht auch schon genutzt werden. Ein Buch, an dem man nicht vorbeigehen sollte.

    4,5 Sterne

    Teilen
 

Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung

Buchseite und Rezensionen zu 'Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung' von Michael Degen
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:256
EAN:9783871347689
read more

Rezensionen zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

  1. 5
    26. Apr 2016 

    Kein einfacher Zeitgenosse Oskar Werner

    Das Buch fand ich sehr spannend. So viele interessante Themen und Gedanken wurden darin angeschnitten und besprochen. Als es allerdings um die Schauspielerei ging, zwei Profis, die sich über ihr Metier austauschen, war ich ein wenig überfordert, ich konnte diesbezüglich so gar nicht mitreden …

    Zwei Schauspielkollegen verbringen die ganze Nacht zusammen mit reichlich viel Wein in der Wohnung von Oskar Werner und betreiben dort Konversation, wobei Michael Degen eher dazu gezwungen wurde, die Nacht mit dem schroffen und leidigen Werner dialogisch und monologisch auszuharren ...

    Allerdings die Lebensbeschreibungen, wenn auch eher in Fragmenten, fand ich zu beiden recht interessant. Wobei Michael Degen sich eher bedeckt hielt. Ihm war es wichtig, sich über seinen Kollegen auszutauschen, aber manchmal brachte O. W. ihn doch dazu, etwas von sich zu offenbaren, und so gab Degen von sich ein paar wenige, aber sehr bedeutende Lebensereignisse preis.

    Ich habe die Buchvorstellung auf Facebook, in unseren Literaturkreis, gepostet. Eine Userin machte mich daraufhin auf den Film Fahrenheit 451 aufmerksam, in dem Oskar Werner die Hauptrolle spielt. Ich kannte den Film bisher nicht, habe aber das Buch von Ray Bradbury vor langer Zeit gelesen. Ich habe mir sogleich auf Amazon die DVD bestellt und freue mich sehr darauf.

    Ein paar Seiten später sprechen die beiden Schauspieler sogar selbst über diese Buchverfilmung. War ja eigentlich zu erwarten.

    Oskar Werner war in seinem Beruf als bedeutender österreichischer Film- und Bühnenschauspieler recht erfolgreich. Mit fünfzehn Jahren bekam er seine erste Rolle im Wiener Burgtheater. Aber er wirkte in dem Gespräch mit Michael Degen ein wenig verbittert, und er keinesfalls ein angenehmer Zeitgenosse war. Am Leben gescheitert? Oskar Werner hatte keine besonders schöne Kindheit. Er ist kein Wunschkind gewesen, was ihm schwer zu schaffen machte. Seine suizidgefährdete Mutter hätte ihn abgetrieben, würde es ihre Konfession zulassen. Die Eltern, die keine glückliche Ehe führten, trugen ihren Zwist vor dem Jungen aus. Das Kind verkroch sich unter den Tisch, während sie sich stritten … Auch der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg hinterließen zusätzlich Spuren in Werners Seele. Er wurde 1922 geboren, ein Jahr vor Hitlers Putschversuch ... Das Leben bezeichnete er selbst als die reine Hölle und zitiert Dantes Inferno, das im Vergleich dazu nichts dagegen sei.

    Während des Zweiten Weltkriegs, als er noch ein junger Mann war, sah er sich als Nazigegner gezwungen, zu desertieren, auch wenn er damit sein Leben riskierte. Gefangengenommene Deserteure wurden von den Nazis kurzerhand niedergeknallt, wie dies aus den Gesprächen zu entnehmen war. Aber Werner hatte Glück, er und seine junge Familie konnten diese schweren Zeiten überleben … Psychisch gesehen hatte aber Oskar Werner durch die vielen schlechten Lebensumstände einen Schaden genommen und um diesen nicht zu spüren, griff er zum Alkohol, mit dem er bis zu seinem Tod, 1984, sein Leben ein wenig erleichtern wollte ... Beruflicher Erfolg kann zum inneren Frieden beitragen, ersetzt aber keine anderen inneren Werte, die der Mensch braucht, um zu einem glücklichen Leben zu kommen.

    Oskar Werner bedeutete seine Schauspielerei alles. Mit dem Theater sei er verheiratet, der Film aber sei seine Geliebte. Diese Vergleiche fand ich sehr schön und sie zeigen, wie sehr er mit seinem Beruf verbandelt war.

    Probleme hatte er mit seinem Familiennamen Bschließmayer, mit dem er sich keine Karriere als Schauspieler vorstellen konnte:

    Zitat:
    Wie beginnt man denn sein Leben, wenn man mit dem Namen Oskar Josef Bschließmayer auf die Welt kommt? Wenn ich heute darüber nachdenke, wäre ich am liebsten gleich wieder in den Mutterleib zurückgekrochen. Was für eine Karriere hätte man mit einem solchen Namen schon machen können, wenn man, einmal angenommen, kein Komödiant hätte werden wollen?

    Dieses Zitat musste ich unbedingt rausschreiben. Die Sehnsucht, wieder zurück in den Mutterleib zu kehren, ist für mich psychologisch gesehen sehr prägnant und zeigt die innere Not, die dieser Mensch ein Leben lang erlitten hat.

    Oskar Werner sollte also sein Künstlername werden. 1946 wurde der Name amtlich beglaubigt. Wie er zu dem Namen Werner kam, das lasse ich offen, da ich nicht zu viel verraten darf. Hat aber etwas mit Werner Kraus zu tun …

    Auch wenn mir manche Gespräche über die Schauspielerei zu hoch waren, konnte ich doch auch für mich Interessantes finden, vor allem als Oskar Werner sich gedanklich zu anderen SchauspielerInnen äußert. Zum Beispiel sei Werner Kraus Schauspieler geworden, um nicht er selbst zu sein. Das fand ich irgendwie psychologisch interessant. Ein Mensch, der nicht er selbst sein möchte, und permanent in andere Identitäten flüchtet. Ich versuchte, mir so eine Persönlichkeit vorzustellen. Anders bei O. W., der nur eine Rolle wirklich gut spielen konnte, wenn er einige ihrer Charakterzüge bei sich selbst wiederfinden konnte.

    Außerdem bezeichnete O. W. Werner Kraus politisch als einen Nazimitläufer … Vielleicht aber hatte Werner Kraus keinen Mut, diese antisemitischen Rollen zu boykottieren … Ein Mensch, der vor sich selber flieht, ist nicht stabil genug, sich gegen Autoritäten zu widersetzen. Und schon gar nicht gegen so eine Verbrecherregierung, wie das Nazideutschland sie war, in dem alle Menschen eliminiert wurden, die nicht in dieses System passten. Vielleicht ist Werner Kraus doch kein Antisemit gewesen, er hatte eben nur Angst vor einer Hinrichtung …

    Ein weiteres Zitat, das zu meinem obigen Gedanken passt, möchte ich unbedingt festhalten. Gedanken aus der Sicht von O. W.:

    Zitat:
    Wenn jemand gut ist und ein Nazi, dann ist er nicht intelligent. Wenn jemand intelligent ist und ein Nazi, dann ist er nicht gut. Und wenn jemand gut und intelligent ist, dann ist er kein Nazi.

    Richtig spannend fand ich auch zusätzlich die vielen provokativen Fragen, die O. W. an seinen Gesprächspartner Michael Degen gestellt hat. Ich musste so schmunzeln, als er fragte, ob Michael Degen nicht neidisch auf ihn gewesen sei, wegen der besseren Rollen, die ihm zugewiesen wurden? Oder wegen seiner erfolgreichen Filme in Hollywood? Ich fand, dass Degen sehr souverän diese Fragen beantworten konnte …

    Ja, zwischen diesen beiden Schauspielern schien O. W. der Erfolgreichere gewesen zu sein, aber der Glücklichere war für mich nach meiner Beobachtung durch dieses Buch auf jeden Fall Michael Degen. Er wirkte viel gelassener und ausgeglichen. Ein jüdisches Kind, das den Nationalsozialismus überlebt hat. Auch er war Opfer seiner Zeit. Aber Degen kommt aus einem stabileren Elternhaus, in dem er sich geliebt gefühlt hat ...

    Hier mache ich nun Schluss. Jedem Fan von Michael Degen und Oskar Werner kann ich zu diesem Buch raten. Ein paar wenige Gedanken habe ich herausgeschrieben, aber zu entdecken gibt es noch jede Menge weitere.

    Mein Fazit?

    Mich stimmt das Buch noch immer sehr nachdenklich. Traurig fand ich, als O. W. seine Schauspielkarriere durch den Alkohol beenden musste. Er schaffte es nicht, seinen inneren Frieden zu finden. Eine große Blamage auf der Bühne führte durch verschiedene geistige Aussetzer zu seinem letzten Auftritt ... Ich hatte tiefes Mitgefühl, als sich die Zuschauer über ihn lustig machten und ihn auf der Bühne auslachten. Andere Besucher ergriffen in der Pause regelrecht die Flucht ...

    Michael Degen ist es sehr gut gelungen, diese Konversation zwischen ihnen beiden zu porträtieren. Ich bin auf seine weiteren Werke gespannt. Hauptsächlich autobiografische.

    Teilen
 

Das geheime Manuskript des Hermann Freytag

Buchseite und Rezensionen zu 'Das geheime Manuskript des Hermann Freytag' von Henrik B. Nilsson

Inhaltsangabe zu "Das geheime Manuskript des Hermann Freytag"

Wien im Jahre 1910. Hermann Freytag, pensionierter Verlagslektor, wird von seinem ehemaligen Verleger gebeten, mit dem Erfolgsautor Boris Barsch an dessen neuen Buch zu arbeiten. Barsch akzeptiert keinen anderen, denn es ist Freytag, dem es in all den Jahren gelungen ist, seine stets sehr unfertigen Manuskripte in Form zu bringen und damit der Stimme des Autors zu ihrem vollen Klang zu verhelfen. Widerwillig nimmt Freytag diesen letzten Auftrag an, da taucht plötzlich ein gewisser Herr Signori auf. Er weiß etwas über das Manuskript, das es zu politischem Sprengstoff macht. Ein gefährliches Spiel beginnt, bei dem es am Ende um Leben und Tod geht …

Format:Taschenbuch
Seiten:576
Verlag: btb Verlag
EAN:9783442713882
read more
 

Wurzelfleisch

Buchseite und Rezensionen zu 'Wurzelfleisch' von Herbert Rohrer

Inhaltsangabe zu "Wurzelfleisch"

Format:Taschenbuch
Seiten:240
Verlag: Emons Verlag
EAN:9783954517404
read more
 

Heiß: Thriller (Krimi/Thriller)

read more

Rezensionen zu "Heiß: Thriller (Krimi/Thriller)"

  1. 5
    12. Okt 2016 

    Intelligent gestrickt und atemlos spannend...

    Im zweiten Thriller um den erfahrenen Piloten John Finch erwartet den Leser erneut ein ungemein vielschichtiges Abenteuer. Finch zieht es nach einigen Jahren in Brasilien wieder nach Ägypten, seiner eigentlichen Heimat - auch wenn sich dort inzwischen vieles verändert hat. Nicht lange und er erhält einen ungewöhnlichen Auftrag: er soll jemanden aus einem Hochtal im Hindukusch herausfliegen, der von verschiedenen Seiten gejagt wird - ein Himmelfahrtskommando!
    Zuvor wird Sha Juan, ein betagter weiser Künstler der Kalash, einer kleinen Völkergruppe im Hindukusch, brutal ermordet, offensichtlich von einer Kommandogruppe. Unklar das Motiv, denn Sha Juan war nicht nur in der Region anerkannt, sondern auch national als Fürsprecher der Kalash. Die Ermittlungen in diesem Fall erweisen sich nicht nur als schwierig, sondern bringen alle damit Betrauten in höchste Gefahr. Gleichzeitig wird in Berlin der Pförtner einer traditionsreichen Firma ermordet, und auch hier ist kein Motiv erkennbar...

    Doch dies sollen nicht die einzigen Handlungsstränge bleiben, die sich in dem spannenden Roman entfalten. Nach und nach wird der Leser in die verschiedensten Geschehnisse zu unterschiedlichen Zeiten an diversen Orten der Welt gezogen.
    Brasilien, Ägypten, Pakistan und der Hindukusch, Frankfurt, Berlin, England, Frankreich und einige afrikanische Staaten spielen alle eine Rolle in diesem intelligent gestrickten Thriller. Geheimdienste, die Fremdenlegion, Alexander der Große, alte Handschriften und Manuskripte, die Bibliothek in Alexandria, die Kultur der Kalash, Lawrence von Arabien, diverse Flugzeugtypen, Geheimarchive, Goldtransporte, Schrebergärten, Schlangen, Skorpione und Geheimcodes - all diese Themen wirbeln durcheinander und haben oft so scheinbar gar nichts miteinander zu tun. Unzählige Opfer kostet dieses Abenteuer - nach 14 Toten auf knapp 120 Seiten habe ich den Überblick verloren - und oft weiß man nicht, wer "gut" oder "böse ist, zumal die Mittel oft dieselben sind...

    Verwirrend? Unbedingt! Ich habe noch nie im Leben so viel beim Lesen eines Buches mitgeschrieben, um den Überblick zu behalten. Das war aber nicht negativ, sondern es hat sogar Spaß gemacht. Die zahlreichen Handlungsstränge, die anfangs unvereinbar scheinen, nähern sich allmählich doch an, um schließlich in einem logischen Ganzen zu verschmelzen. Unglaublich.
    In erster Linie aber ist dieser Thriller ein Lesevergnügen par excellence! Gerd Schilddorfer ist ein begnadeter Geschichtenerzähler, der es versteht, den Leser in den Bann zu ziehen. Ein Geschichtenerzähler, der Spannung erzeugt, die an manchen Punkten fast unerträglich ist, der durch Cliffhanger und kurze Absätze einen immer weiter durch die Erzählung lockt, der verwirrt, der auf falsche Spuren führt, der zum Lachen bringt, der fast nebenher in vielen Bereichen neues Wissen vermittelt, der berührt, zum Nachdenken und Ermitteln bringt...

    Wie bereits im ersten Band zeigt sich auch hier eine hervorragende Recherchearbeit des Autors. Eng an tatsächlichen historischen und gegenwärtigen Gegebenheiten entlanghangelnd entwickelt Gerd Schilddorfer eine Geschichte, in der Fakten und Fiktion nur schwer voneinander zu trennen sind. Es hätte so sein können...
    Die Verknüpfung von teilweise atemloser Spannung, meist sehr trockenem Humor, überaus berührenden Szenen, Wissenswertem ohne erhobenen Zeigefinger und einer ungemein bildhaften Sprache hat mir hier wieder außerordentlich gut gefallen. Zwischendurch gibt es immer wieder einmal Episoden, wo über Gespräche der bisherige Wissensstand kurz zusammengefasst wird. Da hat man auch als Leser mal Gelegenheit kurz durchzuschnaufen und sich zu vergewissern, dass man auch noch alles mitbekommt.

    Ich bin wirklich absolut begeistert von diesem Thriller und lechze geradezu nach weiteren Abenteuern um John Finch. Für mich hat das Buch absolut das Potential zu einem Bestseller - und es sollte überdies zusammen mit seinem Vorgänger unbedingt verfilmt werden! Beim Lesen drängen sich bereits Filmszenen auf, so bildhaft ist es geschrieben.
    Volle Punktzahl vergebe ich hierfür und setze es auf die Liste meiner Favoriten!

    © Parden

    Teilen
 

Das glücklichste Jahr: Das Leben der Eva Lessing

Buchseite und Rezensionen zu 'Das glücklichste Jahr: Das Leben der Eva Lessing' von Petra Oelker

Inhaltsangabe zu "Das glücklichste Jahr: Das Leben der Eva Lessing"

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:352
EAN:9783499271250
read more
 

Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung

Buchseite und Rezensionen zu 'Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung' von Michael Degen
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

Format:Taschenbuch
Seiten:256
EAN:9783499242052
read more

Rezensionen zu "Der traurige Prinz: Roman einer wahren Begegnung"

  1. 5
    26. Apr 2016 

    Kein einfacher Zeitgenosse Oskar Werner

    Das Buch fand ich sehr spannend. So viele interessante Themen und Gedanken wurden darin angeschnitten und besprochen. Als es allerdings um die Schauspielerei ging, zwei Profis, die sich über ihr Metier austauschen, war ich ein wenig überfordert, ich konnte diesbezüglich so gar nicht mitreden …

    Zwei Schauspielkollegen verbringen die ganze Nacht zusammen mit reichlich viel Wein in der Wohnung von Oskar Werner und betreiben dort Konversation, wobei Michael Degen eher dazu gezwungen wurde, die Nacht mit dem schroffen und leidigen Werner dialogisch und monologisch auszuharren ...

    Allerdings die Lebensbeschreibungen, wenn auch eher in Fragmenten, fand ich zu beiden recht interessant. Wobei Michael Degen sich eher bedeckt hielt. Ihm war es wichtig, sich über seinen Kollegen auszutauschen, aber manchmal brachte O. W. ihn doch dazu, etwas von sich zu offenbaren, und so gab Degen von sich ein paar wenige, aber sehr bedeutende Lebensereignisse preis.

    Ich habe die Buchvorstellung auf Facebook, in unseren Literaturkreis, gepostet. Eine Userin machte mich daraufhin auf den Film Fahrenheit 451 aufmerksam, in dem Oskar Werner die Hauptrolle spielt. Ich kannte den Film bisher nicht, habe aber das Buch von Ray Bradbury vor langer Zeit gelesen. Ich habe mir sogleich auf Amazon die DVD bestellt und freue mich sehr darauf.

    Ein paar Seiten später sprechen die beiden Schauspieler sogar selbst über diese Buchverfilmung. War ja eigentlich zu erwarten.

    Oskar Werner war in seinem Beruf als bedeutender österreichischer Film- und Bühnenschauspieler recht erfolgreich. Mit fünfzehn Jahren bekam er seine erste Rolle im Wiener Burgtheater. Aber er wirkte in dem Gespräch mit Michael Degen ein wenig verbittert, und er keinesfalls ein angenehmer Zeitgenosse war. Am Leben gescheitert? Oskar Werner hatte keine besonders schöne Kindheit. Er ist kein Wunschkind gewesen, was ihm schwer zu schaffen machte. Seine suizidgefährdete Mutter hätte ihn abgetrieben, würde es ihre Konfession zulassen. Die Eltern, die keine glückliche Ehe führten, trugen ihren Zwist vor dem Jungen aus. Das Kind verkroch sich unter den Tisch, während sie sich stritten … Auch der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg hinterließen zusätzlich Spuren in Werners Seele. Er wurde 1922 geboren, ein Jahr vor Hitlers Putschversuch ... Das Leben bezeichnete er selbst als die reine Hölle und zitiert Dantes Inferno, das im Vergleich dazu nichts dagegen sei.

    Während des Zweiten Weltkriegs, als er noch ein junger Mann war, sah er sich als Nazigegner gezwungen, zu desertieren, auch wenn er damit sein Leben riskierte. Gefangengenommene Deserteure wurden von den Nazis kurzerhand niedergeknallt, wie dies aus den Gesprächen zu entnehmen war. Aber Werner hatte Glück, er und seine junge Familie konnten diese schweren Zeiten überleben … Psychisch gesehen hatte aber Oskar Werner durch die vielen schlechten Lebensumstände einen Schaden genommen und um diesen nicht zu spüren, griff er zum Alkohol, mit dem er bis zu seinem Tod, 1984, sein Leben ein wenig erleichtern wollte ... Beruflicher Erfolg kann zum inneren Frieden beitragen, ersetzt aber keine anderen inneren Werte, die der Mensch braucht, um zu einem glücklichen Leben zu kommen.

    Oskar Werner bedeutete seine Schauspielerei alles. Mit dem Theater sei er verheiratet, der Film aber sei seine Geliebte. Diese Vergleiche fand ich sehr schön und sie zeigen, wie sehr er mit seinem Beruf verbandelt war.

    Probleme hatte er mit seinem Familiennamen Bschließmayer, mit dem er sich keine Karriere als Schauspieler vorstellen konnte:

    Zitat:
    Wie beginnt man denn sein Leben, wenn man mit dem Namen Oskar Josef Bschließmayer auf die Welt kommt? Wenn ich heute darüber nachdenke, wäre ich am liebsten gleich wieder in den Mutterleib zurückgekrochen. Was für eine Karriere hätte man mit einem solchen Namen schon machen können, wenn man, einmal angenommen, kein Komödiant hätte werden wollen?

    Dieses Zitat musste ich unbedingt rausschreiben. Die Sehnsucht, wieder zurück in den Mutterleib zu kehren, ist für mich psychologisch gesehen sehr prägnant und zeigt die innere Not, die dieser Mensch ein Leben lang erlitten hat.

    Oskar Werner sollte also sein Künstlername werden. 1946 wurde der Name amtlich beglaubigt. Wie er zu dem Namen Werner kam, das lasse ich offen, da ich nicht zu viel verraten darf. Hat aber etwas mit Werner Kraus zu tun …

    Auch wenn mir manche Gespräche über die Schauspielerei zu hoch waren, konnte ich doch auch für mich Interessantes finden, vor allem als Oskar Werner sich gedanklich zu anderen SchauspielerInnen äußert. Zum Beispiel sei Werner Kraus Schauspieler geworden, um nicht er selbst zu sein. Das fand ich irgendwie psychologisch interessant. Ein Mensch, der nicht er selbst sein möchte, und permanent in andere Identitäten flüchtet. Ich versuchte, mir so eine Persönlichkeit vorzustellen. Anders bei O. W., der nur eine Rolle wirklich gut spielen konnte, wenn er einige ihrer Charakterzüge bei sich selbst wiederfinden konnte.

    Außerdem bezeichnete O. W. Werner Kraus politisch als einen Nazimitläufer … Vielleicht aber hatte Werner Kraus keinen Mut, diese antisemitischen Rollen zu boykottieren … Ein Mensch, der vor sich selber flieht, ist nicht stabil genug, sich gegen Autoritäten zu widersetzen. Und schon gar nicht gegen so eine Verbrecherregierung, wie das Nazideutschland sie war, in dem alle Menschen eliminiert wurden, die nicht in dieses System passten. Vielleicht ist Werner Kraus doch kein Antisemit gewesen, er hatte eben nur Angst vor einer Hinrichtung …

    Ein weiteres Zitat, das zu meinem obigen Gedanken passt, möchte ich unbedingt festhalten. Gedanken aus der Sicht von O. W.:

    Zitat:
    Wenn jemand gut ist und ein Nazi, dann ist er nicht intelligent. Wenn jemand intelligent ist und ein Nazi, dann ist er nicht gut. Und wenn jemand gut und intelligent ist, dann ist er kein Nazi.

    Richtig spannend fand ich auch zusätzlich die vielen provokativen Fragen, die O. W. an seinen Gesprächspartner Michael Degen gestellt hat. Ich musste so schmunzeln, als er fragte, ob Michael Degen nicht neidisch auf ihn gewesen sei, wegen der besseren Rollen, die ihm zugewiesen wurden? Oder wegen seiner erfolgreichen Filme in Hollywood? Ich fand, dass Degen sehr souverän diese Fragen beantworten konnte …

    Ja, zwischen diesen beiden Schauspielern schien O. W. der Erfolgreichere gewesen zu sein, aber der Glücklichere war für mich nach meiner Beobachtung durch dieses Buch auf jeden Fall Michael Degen. Er wirkte viel gelassener und ausgeglichen. Ein jüdisches Kind, das den Nationalsozialismus überlebt hat. Auch er war Opfer seiner Zeit. Aber Degen kommt aus einem stabileren Elternhaus, in dem er sich geliebt gefühlt hat ...

    Hier mache ich nun Schluss. Jedem Fan von Michael Degen und Oskar Werner kann ich zu diesem Buch raten. Ein paar wenige Gedanken habe ich herausgeschrieben, aber zu entdecken gibt es noch jede Menge weitere.

    Mein Fazit?

    Mich stimmt das Buch noch immer sehr nachdenklich. Traurig fand ich, als O. W. seine Schauspielkarriere durch den Alkohol beenden musste. Er schaffte es nicht, seinen inneren Frieden zu finden. Eine große Blamage auf der Bühne führte durch verschiedene geistige Aussetzer zu seinem letzten Auftritt ... Ich hatte tiefes Mitgefühl, als sich die Zuschauer über ihn lustig machten und ihn auf der Bühne auslachten. Andere Besucher ergriffen in der Pause regelrecht die Flucht ...

    Michael Degen ist es sehr gut gelungen, diese Konversation zwischen ihnen beiden zu porträtieren. Ich bin auf seine weiteren Werke gespannt. Hauptsächlich autobiografische.

    Teilen
 

Blinde Vögel

Buchseite und Rezensionen zu 'Blinde Vögel' von Ursula Poznanski
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Blinde Vögel"

Zwei Tote in Salzburg. Sie stranguliert, er erschossen. Die Tat eines zurückgewiesenen Liebhabers?

Aber die beiden scheinen zu Lebzeiten keinerlei Kontakt miteinander gehabt zu haben. Oder täuscht der erste Blick? Das Salzburger Ermittlerduo Beatrice Kaspary und Florin Wenninger ist ratlos. Aber Beatrice mag die Sache nicht auf sich beruhen lassen und verfolgt die Spuren, die die Toten im Internet hinterlassen haben. Auf Facebook wird sie fündig: Beide waren dort Mitglieder in einem Forum, das sich ausgerechnet mit Lyrik befasst. Gedichte werden hier mit stimmungsvollen Fotos kombiniert und gepostet. Ganz harmlos. Ganz harmlos?

Bald ahnt Beatrice, dass die Gedichte Botschaften enthalten, die nur wenige Teilnehmer verstehen. Düstere Botschaften, in denen es um Angst und Tod geht. Und dann stirbt noch eine der Lyrik-Liebhaberinnen ...

Format:Taschenbuch
Seiten:480
EAN:9783499259807
read more

Rezensionen zu "Blinde Vögel"

  1. 4
    29. Mär 2016 

    Geschlossene Gruppe

    Von einigen jungen Leuten werden auf einem Campingplatz bei Salzburg zwei Tote entdeckt. Die weibliche Leiche wurde erdrosselt, der Mann erschossen. Mord und Selbstmord? Darauf scheinen die ersten Zeichen zu deuten. Doch Beatrice Kaspary und Florin Wenninger stoßen schnell auf einige Unstimmigkeiten. Viele Gemeinsamkeiten haben die Toten nicht, lediglich eine fällt auf. Beide waren Mitglied in einer Facebook Gruppe für Lyrik. Unwahrscheinlich, dass Liebhaber von Gedichten Gleichgesinnten den Tod wünschen sollten. Beatrice erwirkt die Erlaubnis undercover ermitteln zu dürfen.

    Es scheint zunächst eher widersinnig, dass der Austausch über Gedichte zum Tode führen kann. Doch wenn es keine andere Verbindung gibt, greift die Polizei auch nach diesem Strohhalm. Beatrice Kaspary als verdeckte Ermittlerin gerät immer tiefer in die Tiefen des Molochs Facebook. Sie wird förmlich hineingezogen in die Fänge von Freundschaftsanfragen, Likes und den Austausch in den Gruppen. Fast gewinnt man den Eindruck, als käme das Off-line Leben dabei zu kurz. Die Nörgeleien ihres Ex-Ehemannes vermisst Beatrice natürlich weniger, doch dass sie ihre Kinder häufiger bei dem Kindermädchen parkt oder auch beim Vater, stört sie schon. Aber ein Mörder muss gefunden werden, das geht einfach vor. Schließlich gilt es weitere Taten zu verhindern.

    Wie man es von der Autorin gewöhnt ist, hat sie hier einen ausgesprochen spannenden Thriller vorgelegt. Schon etwas bedenklich wie sich Beatrice Kaspary in den Weiten des Internet verliert. Kaum kann sie den Blick vom Bildschirm wenden. Das wirkt ein wenig wie eine Mahnung zur Vorsicht im Umgang mit dem www. Ursula Poznanski gibt einen ungewöhnlichen Einblick in die Ermittlungsmethoden, den Umgang der Kollegen untereinander und deren privaten Umgang. Dabei hält sie eine ausgewogene Balance zwischen Fall und Umfeld. Mit einigen überraschenden Entwicklungen führt sie den Fall zu einem Abschluss, mit dem man so überhaupt nicht rechnet.
    Mit diesem fesselnden Thriller wird die Autorin nicht nur ihre eingefleischten Fans zufriedenstellen.

    Teilen
 

Seiten