Schneeblind

Buchseite und Rezensionen zu 'Schneeblind' von Ragnar Jónasson

Inhaltsangabe zu "Schneeblind"

Winter in einem abgelegenen Fischerdörfchen im Norden von Island. Eine junge Frau liegt blutend und bewusstlos im Schnee. Dann kommt ein alter Schriftsteller durch einen Sturz im Theater ums Leben. Ari, der neue Polizist im Ort, erkennt schnell, dass er erst die Verbrechen der Vergangenheit aufklären muss, um die Fälle der Gegenwart lösen zu können. Doch niemand will ihm helfen - und er kann niemandem trauen .

Format:Taschenbuch
Seiten:352
Verlag: btb Verlag
EAN:9783442771646
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TEAM HELSINKI

Buchseite und Rezensionen zu 'TEAM HELSINKI' von A.M. Ollikainen
2
2 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "TEAM HELSINKI"

Am Morgen des Mittsommertags werden Kommissarin Paula Pihjala und ihr Team zu einem grauenvollen Fund westlich von Helsinki gerufen. Vor dem Gutshof einer Unternehmerfamilie wurde ein Container abgestellt, in dem eine ermordete dunkelhäutige Frau liegt. Sie ist qualvoll darin ertrunken, nachdem Meerwasser eingefüllt wurde. Niemand scheint die Frau zu kennen. Die Ermittler misstrauen jedoch den allzu geschliffenen Antworten der Unternehmerfamilie. Kurze Zeit später kann die Identität der Toten geklärt werden: Die Universitätslehrerin Rauha Kalando war wenige Stunden vor ihrem Tod aus Namibia eingeflogen. In ihrem Hotelzimmer liegt ein Dokument, unterschrieben vom ehemaligen Unternehmenschef ...

Format:Broschiert
Seiten:352
Verlag: Lübbe
EAN:9783785727942
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Rezensionen zu "TEAM HELSINKI"

  1. Zu viele billige Klischees

    Generell mag ich Thriller, wenn sie interessant geschrieben sind, speziell die sozialkritischen Krimis des schwedischen Sjöwall/Wahlöö. Es mag an der langen Zeit des "langweiligen" Friedens in Skandinavien liegen, das die heutzutage von dort stammenden Thriller "spannende Unterhaltung" sind, stets grausamer und blutrünstiger, dass sie massenhaft von deutschen Verlagen gekauft werden und Autoren hierzulande kaum noch Chance haben, veröffentlicht zu werden.

    Nicht gegen Gewalt im der Literatur, wenn ihre Darstellung einen Sinn ergibt und nicht reiner Selbstzweck ist. Ein Beispiel hierfür sei "Evi" des nahezu unbekannten Autoren Jack Ketchum, herausgegeben mit einem höchst interessanten Vorwort von Stephen King im Heyne-Verlag.

    Das finnische Autorenpaar Aki und Milla Ollikainen hat zahlreiche Preise auf dem englischsprachigen Buchmarkt eingeheimst, und so ist es kein Wunder, dass der Verlag Bastei Lübbe kurz nach Erscheinen der Originalausgabe "Die Tote im Container" in der Übersetzung von Gabriele Schrey-Vasara in Deutschland herausbringt. Bekanntlich setzen deutsche Verlagen seit Beginn der Corona-Krise fast nur noch auf Bewährtes, und was soll das mit einen Skandinavien-Thriller schon schiefgehen.

    Auf Umschlagseite zwo schauen uns die Autoren mit zusammengekniffenen Augen und Mündern finster an, Totengerippe auf ihren T-Shirts. Die Buchseiten sind schwarz umrandet und auf der Rückseite wird gleich die ganze Handlung erklärt: Vor dem Anwesen einer reichen Unternehmerfamilie wird in einem Container die Leiche einer Afrikanerin gefunden. Natürlich misestrauen die braven Ermittler den Wohlstandsbürger, denn seit Sjöwall/Wahlöö in den 80-ern sind skandinavische Thriller sozialkritisch. Das Genre ist also gut bedient, alles wie gehabt.

    Jedoch schock der Thriller eher durch "Adjektivitis". Die in der Literatur bekannte Füllwortkrankheit zeigt sich in einer erdrückenden Last von Adjektiven: Luft ist abgasgeschwängert, Morgensonne flimmert, Vorstadtviertel schmutzig, die Kälte schneidend, eine zerknitterte Anzugsjacke aschgrau und mit Flecken übersät, ein Passant aufmerksam, Nebel lichtet sich, die Atemzüge sind schwer und Frischluft wird ausgedünstet.

    Zu viele billige Klischees und überflüssige Eigenschaftsworte erschlagen uns Leser. Auf dem dritten Absatz der ersten Seite des Thrillers sind wir schon schachmatt gesetzt.

    "Die erste Fassung ist immer Mist"

    soll Hemingway gesagt haben, ein Meister sprachlicher Präzision, der seine Texte immer wieder überarbeitet und gnadenlos Füllwörter herausschneidet, bevor er solch großartige Texte auf die Leser loslässt wie in seinem Roman "Fiesta", bei Rowohlt als Taschenbuch erschienen.

    Nein, die erste Seite von "Die Tote im Container" ist keine Rohmanuskript, sondern die Endfassung. In besagtem Stil geht es ewig weiter. Die Personen werden genauso lasch beschrieben wie die Dialoge nichtssagend sind. Zugute halten kann man den Autoren, dass sie ihr Buch vor dem Ukraine-Krieg herausgebracht haben, bevor das vor hundert Jahren noch zu Russland gehörende Finnland in Angst und Schrecken versetzt damit rechnen muss, demnächst ebenfalls zurückerobert zu werden.

    "Es wird oft behauptet, echte Solidarität können man nur für eine begrenzte Gruppe von Menschen empfinden." (Seite 8)

    Diese Worte legen die finnischen Autoren ihrer Hauptfigur Hannes in den Mund, einer Figur, mit der Leser genauso wenig Sympathie empfinden können wie mit allen anderen, wird sie doch auf abstoßende Weise beschrieben, was eine Identifikation verhindert. So scheißt sich dieser Hannes schwallartig in die Hose und sitzt eine Seite weiter ganz ruhig auf einer Parkbank. Gab es da wirklich keine Problem mit der Kacke beim Niedersitzen? Sparen wir uns, diesen Logikfehler zu analysieren ...

    Echte Solidarität erlebt jetzt, das der Thriller auf dem Buchmarkt geworfen wird, ganz Osteuropa, Finnland erwägt den Nato-Beitritt. Millionen von Flüchtlingen, das ist keine begrenzte Gruppe. In gewisser Weise ist dieser sozialkritische Thriller out of time, kaum dass er erscheinen ist. Shit happens.

    Auf Seite 14 wird eine weitere Figur eingeführt. Beschreibung:

    "eine Frau mit einer großen, billigen Sonnenbrille"

    Zwei Sätze weiter:

    "auch sah die Perücke billig aus"

    Okay, dann vielleicht Empathie mit dem Opfer, einer in einem Metallcontainer eingeschlossenen Afrikanerin, deren Tod aus der personalen Perspektive geschildert wird? Auch das spart sich das Autorenduo Aki und Milla Ollikainen. Doch bitteschön, wie soll ich empathisch zittern mit einer Eingeschlossenen, wenn es keine Indentifikationsangebote gibt.

    Zumal: Bereits auf Umschlagseite vier steht geschrieben, dass sie nur als Tote dort wieder herauskommt. "Ein Krimi voller Power" wird dort eine finnische Krimigesellschaft zitiert. Sorry, aber stattdessen hätte dort in Großbuchstaben der Hinweis SPOILERWARNUNG stehen sollen.

    So aber nichts als gähnende Langeweile auf den ersten 50 Seiten. Und dann noch die bange Frage:

    Wie ist es überhaupt möglich, dass ein Metallcontainer derart voll Wasser gepumpt wird, dass man darin erstickt?

    Hat so eine Kiste nicht normalerweise Fugen und Ritzen, aus denen alles wieder raustropft??

    Müssten die bösen Mörder nicht gigantische Massen an Silikon-Fugenkleber etc. von innen verspritzen, und das neben der noch lebenden, nur betäubten Afrikanerin, dann den Behälter durch eine hermetisch sich verschließende Tür verlassen, und dann ob den gigantischen Wasserdruck beim Einlassen der Flüssigkeit durch ein Loch unten im Behälter einen Hochdruckkompressor anschließen? Und wäre das Öffnen solch eines unter Hochdruck stehenden riesigen Gefäß nicht schwierig gewesen???

    Och nö, da wurde mal eben die Containertür geöffnet, Wasser spritzte leicht raus und Ermittler, blass und fad von Adjektivitis-Füllwortkrankheit gezeichnet, nehmen irgendwelche Ermittlungen auf. Nun ja, liebe Leser, ich vergebe mal einen von fünf Sternchen, denn das einzig Spannende an diesem Thriller ist für mich Frage, Ob es nicht Marsmenschen waren, die das Ding da hinplatzierten, etwas so ähnlich Außerirdische ihren Metallkubus auf den Mond in "2001: Odyssee im Weltraum", von Stanley Kubrick verfilmt.

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  1. Rezension zu Die Tote im Container

    Kommissarin Paula Pihjala wird am Morgen des Mittsommertages zu einem Mord gerufen. Vor dem Anwesen einer reichen Unternehmerfamilie wurde ein Container abgestellt. In dem Container liegt die Leiche einer Frau. Meerwasser, das in den geschlossenen Container geleitet wurde, ist die Todesursache. Die Identifizierung ist schwierig, niemand scheint diese Frau zu kennen. Die Ermittlung konzentrieren sich zuerst auf die Identifikation und die Unternehmerfamilie. Als die Frau als Rauha Kalando, aus Namibia identifiziert wird, finden die Ermittler im Hotelzimmer des Opfers ein vom ehemaligen Unternehmerchef unterschriebenes Dokument...

    Team Helsinki - Die Tote aus dem Container ist der erste Teil der Reihe des Autorenehepaars A. M. Ollikainen.

    Rauha Kalando reist aus Namibia nach Finnland und wird dort grausam ermordet. Das "Team Helsinki" unter der Führung von Kommissarin Paula Pihjala übernimmt den Fall. Ihre Untersuchungen führen immer wieder zu der Unternehmensfamilie auf deren Anwesen der Container mit dem Opfer gefunden wurde.

    Der Einstieg in das Buch fiel mir nicht leicht, der Stil war so gar nicht meins, es wurde mit dem eigentlichen Beginn des Falles besser, aber ich hatte immer wieder Probleme mit dem Lesefluss bei einigen Kapiteln. Ich vermute das mir der eine Part des Autorenduos vom Stil besser lag als der andere.

    Mit Paula Pihjala und ihrem Team wurde ich auch nicht wirklich warm, auch wenn sie eigentlich recht sympathisch erschien, möchte sie alles und jedes unter Kontrolle haben. Auch hat fast jeder im Team sein eigenes Päckchen oder Geheimnis zu tragen, das natürlich thematisiert wurde. Bei Paula recht ausführlich, was den eigentlichen Fall dann in den Hintergrund drängte. Mich erreichen mittlerweile diese gebeutelteten oder mit Geheimnissen umgebenden Ermittler häufig nicht mehr, ich lese es einfach weg. Hier war es leider auch so, es war mir persönlich zu viel.

    Der Fall selbst plätschert so vor sich hin, die Ermittlungen ziehen sich ohne wirklich vorwärts zu kommen, und leider schaffen es die Autoren es nicht dabei auch nur irgendwie eine gewisse Spannung aufzubauen, erst zum Ende hin kommt eine gewisse Spannung auf, die mich dann auch endlich packen konnte.

    Mein Fazit:
    Nicht schlecht, aber aber auch nicht wirklich überzeugend. Der Fall plätschert so vor sich hin, mit recht wenig Spannung.

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Die andere Schwester

Buchseite und Rezensionen zu 'Die andere Schwester' von Peter Mohlin
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Die andere Schwester"

John Adderley ermittelt in seinem zweiten Fall im schwedischen Karlstad. Die Geschäftsführerin einer erfolgreichen neuen Dating-App wird ermordet aufgefunden. Schnell gerät die Schwester der Toten ins Visier der Ermittlungen. Beide Frauen hatten seit jeher ein schwieriges Verhältnis, geprägt von Neid und Abhängigkeit. Je tiefer John in die Vergangenheit der Schwestern vordringt, desto deutlicher wird, dass der Mord nur ein Puzzleteil eines Verbrechens viel größeren Ausmaßes ist. Während John der Spur folgt, holt ihn sein altes Leben ein, das er glaubte, in den USA zurückgelassen zu haben. Und zwar mit tödlicher Wucht.

Autor:
Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:384
Verlag: HarperCollins
EAN:9783749903641
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Rezensionen zu "Die andere Schwester"

  1. Jäger und Gejagter

    John Adderley musste nach einem missglückten Undercover-Einsatz, der ihn fast das Leben gekostet hätte, untertauchen. Mithilfe einer neuen Identität als Fredrik Adamsson kehrt er in die Stadt seiner frühen Kindheit, nach Karlstadt in Schweden zurück. Schon nach dem letzten Fall (,,Der andere Sohn“, Band 1) wollte John eigentlich Schweden den Rücken kehren. Doch nun hat sein Freund Trevor, der ihm bei dem Undercover-Einsatz gegen die nigerianische Mafia das Leben gerettet hat, wieder Kontakt zu ihm aufgenommen. Er ist offenbar unheilbar krank. Doch John misstraut allem und jedem, da ihn die tödliche Gefahr seines früheren Lebens jederzeit einholen kann.
    Gleichzeitig ermitteln John und seine schwedischen Kollegen in dem Mord an der jungen Geschäftsfrau Stella Bjelke. Sie hatte zusammen mit ihrer Schwester Alice eine sehr erfolgreiche Dating-App kreiert. Während Alice, durch einen Unfall entstellt, das Superhirn fürs Digitale bei der App ist, genoss Stella das Leben in vollen Zügen, offenbar auch mithilfe ihrer eigenen App. Während der Ermittlungen wird einerseits das schwierige Verhältnis der beiden Schwestern deutlich, aber auch, dass beide offenbar so einiges zu verbergen hatten.
    Gleichzeitig wird John von den tödlichen Feinden aus seiner Vergangenheit immer enger eingekreist, sodass er nicht nur Jäger, sondern auch Gejagter wird.
    Die beiden Handlungsfäden sind geschickt miteinander verwoben und wechseln sich in zunehmender Dynamik ab, sodass die Spannung stetig steigt. Je stärker John Adderley bedrängt wird, desto mehr nehmen seine Skrupel ab, sich auch illegaler Methoden zu bedienen, was zwar nicht immer ganz realistisch wirkt, aber in jedem Fall spannend und unterhaltsam ist.

    Für das bessere Verständnis von „Die andere Schwester“ sollte auch der erste Band der Reihe von Peter Mohlin und Peter Nyström gelesen worden sein. Unbedingt empfehlenswert!

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  1. Ein spannender zweiter Fall

    Die Geschäftsführerin einer Dating-App wird brutal ermordet vor einer Kaffeerösterei gefunden Ist hier ein Dating-in-the-Dark völlig aus dem Ruder gelaufen oder steckt ein ganz anderes Motiv hinter dem Mord? Der Ex-FBI-Agent John Adderley befindet sich im Zeugenschutzprogramm und getarnt als Ermittler Fredrik Adamsson übernimmt er den Fall. Doch er kann sich nicht richtig auf die Spuren konzentrieren, denn seine Vergangenheit holt ihn ein.

    Hier handelt es sich um den zweiten Fall der Karlstad-Serie. Vorkenntnisse sind nicht zwingend notwendig, da es sich hier um einen in sich abgeschlossenen Fall handelt. Allerdings knüpft die Geschichte um den Ermittler an den ersten Teil nahtlos an, sodass Neueinsteigern ein paar Informationen rund um die Vergangenheit von John Adderley fehlen könnten.

    Die spannende Story wird mit einem fesselnden Schreibstil aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Die Charaktere wurden toll dargestellt, besonders Alicias Abhängigkeit von ihrer Schwester Stella schuf eine beklemmende Atmosphäre.

    John's Herangehensweise an seine Fälle hat mich schon im ersten Buch fasziniert, allerdings verlor er in diesem zweiten Fall einige Symphatiepunkte aufgrund seiner Art, das Recht zu seinem Vorteil zu verbiegen.

    Ich hatte stellenweise das Gefühl, dass der Mord an Stella nur Nebensache war, da John's private Probleme hier sehr präsent sind. Zum Ende hin verknüpfen sich zwar die Handlungsstränge, trotzdem hätte ich gern mehr über präzise Ermittlungsarbeit gelesen.

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  1. 3
    31. Mär 2022 

    Hör mich

    Der Amerikaner John Adderley arbeitet immer noch bei der Polizei in Karlstad, Schweden. Er musste vor dem Boss eines Drogenkartells fliehen und ist unter falschem Namen im Heimatland seiner Mutter untergekommen. Seine Kollegen kennen ihn als Fredrik Adamsson. Gerade als John eigentlich untertauchen will, weil er befürchten muss, aufgeflogen zu sein, wird die stadtbekannte Geschäftsführerin einer Dating-App tot aufgefunden. Adderley wird von seinem Chef mit den Ermittlungen betraut. Die Verstorbene hatte nur noch eine Schwester als nähere Verwandte. Diese arbeitet ist auch in der Firma tätig, allerdings braucht sie wegen ihrer psychischen Labilität immer wieder eine Auszeit.

    In seinem zweiten Fall wird der Amerikaner in Schweden wieder mit einen undurchsichtigen Fall betraut. So schnell ergibt sich keine heiße Spur, es scheint nur so, dass Stella sich über ihre eigene App, die einen ganz anderen Ansatz verfolgt, mit jemandem verabredet hatte. Alicia, ihre Schwester, zeichnet sich nicht durch besondere Offenheit aus. Allerdings ist sie durch Ereignisse in Kindheit und Jugend nicht mit Menschen zu vergleichen, die unbeschwert aufwachsen konnten. Und was wollte der Unbekannte melden, der nach der Tat vor der Polizeistation auftauchte und unverrichteter Dinge wieder abzog. Adderley ist schwer beschäftigt und immer in der Furcht, seine Vergangenheit könnte ihn einholen.

    Die Idee des Bullen im Zeugenschutz ist nach wie vor gut, allerdings sind die drohenden Gefahren in diesem zweiten Band etwas wenig subtil dargestellt. Man muss an Brutalität einiges vertragen können, wenn man diesen Thriller liest. Die laufende Ermittlung entwickelt sich eher aus sich selbst, so dass die Ermittlungsarbeit eher knapp behandelt wird. Dafür entwickelt der Fall einige Twists, die wirklich überraschen. Dieser Teil ist gelungen und fesselt. Obwohl dieser zweite Band der John Adderley Reihe insbesondere hinsichtlich der Zeugenschutzstory nicht hundertprozentig überzeugt - vielleicht möchte man angesichts der politischen Lage bestimmte Dinge einfach nicht lesen -, so hat man mit der Entwicklung des laufenden Tötungsdeliktes einen packenden Thriller, mit dem der Leser überrascht werden kann.

    3,5 Sterne

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Schwarzlicht

Buchseite und Rezensionen zu 'Schwarzlicht' von Camilla Läckberg
4
4 von 5 (3 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Schwarzlicht"

Wer ermordet eine Frau, indem er sie in eine Kiste sperrt und mit mehreren Schwertern durchbohrt? Weil der Fall an einen grausam missglückten Zaubertrick erinnert, zieht die Stockholmer Kommissarin Mina Dabiri den Profiler Vincent Walder hinzu, der selbst als Mentalist auftritt. Doch wie Mina kommt auch Vincent mit Menschen nicht sonderlich gut zurecht. Erst als eine weitere Leiche auftaucht und Vincent einen Code entschlüsselt, der auf einen Countdown hindeutet, beginnen Mina und er einander zu vertrauen – und die beiden müssen feststellen, dass ihre eigenen dunklen Geheimnisse im Zentrum des Falls stehen.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:624
Verlag: Knaur HC
EAN:9783426227626
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Rezensionen zu "Schwarzlicht"

  1. Tolle Grundidee, schwache Umsetzung

    Nach einer Reihe von Morden, die an verunglückte Zaubertricks erinnern, tritt die Ermittlung auf der Stelle. Aus purer Verzweiflung trifft Kommissarin Mina Dabiri die unkonventionelle Entscheidung, den Mentalisten¹ Vincent Walder als Profiler hinzuzuziehen, gegen den Widerstand mancher ihrer Kollegen.

    ¹ Mentalismus ist eine Form der Zauberkunst, die sich mit der Illusion paranormaler Phänomene wie Telepathie beschäftigt.

    Leider war ich zunehmend enttäuscht von der Umsetzung: Die Handlung verzettelt sich zu sehr in Nebensächlichkeiten, die Charaktere sind zwar ansatzweise interessant und originell, reizen ihr Potential aber nicht aus. Ermittlung ist etwas, das nebenher stattfindet, wenn man nach Abhandlung der persönlichen Befindlichkeiten noch ein bisschen Luft hat. Im Endeffekt entsprachen Täterschaft, Motiv, und Hintergrundgeschichte genau dem, was ich mir schon vor geraumer Seitenzahl zusammengereimt hatte, so dass ich mich fragte: Wie kommt es, dass selbst erfahrene Ermittler:innen naheliegende Verdächtige gar nicht in Erwägung ziehen? Wichtige Hinweise fielen schon früh und wenig verschleiert, so dass ich davon ausging, es müsse sich dabei um falsche Fährten handeln – aber nein, manches war einfach wirklich so offensichtlich.

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  1. 5
    31. Mär 2022 

    Einfach nur magisch

    Der Fund einer toten Frau in einer Art Zauberkiste gibt Schwedens Polizei Rätsel auf. Da die Frau von Schwertern durchbohrt ist, deutet alles auf einen missglückten Zaubertrick hin, oder war es doch eher ein brutaler Mord? Da die Polizei mit ihren Ermittlungen nicht weiterkommen, bitten sie den Mentalisten Vincent um Hilfe und Unterstützung. Er hat durch seine ihm eigene Art die Möglichkeit Dinge zu sehen und zu analysieren, wie andere Kollegen es nicht vermochten. Unterstützung erhält er dabei von der Polizistin Mina Dabiri. Zu Mina findet er schnell Zugang und fühlt sich sogar zu ihr hingezogen, denn Mina ist mit ihrem extremen Hang zur Sauberkeit auch anders. Beide kommen durch ihre Besonderheit am ehesten miteinander klar.

    Als es einen weiteren Todesfall gibt, der auf ähnliche Art und Weise ums Leben gekommen ist, wird den Ermittlern klar, dass es sich um einen Serientäter handeln muss. Doch wer steckt dahinter, was ist das Ziel des Täters? Vincent und Mina nähern sich dem Täter und es gelingt ihnen durch ihr anderes Denken Schlussfolgerungen zu ziehen, auf die andere nie gekommen wären.

    Dieser Krimi lebt durch die Besonderheiten der beiden Ermittler. Es ist faszinierend zu lesen, wie es beiden gelingt aus einzelnen Puzzlestücken eine brauchbare Spur zu finden. Dabei ist das Ganze auch so erzählt, dass es niemals langweilig wird. Beiden Erzählern gelingt es die Spannung auf einem gleichbleibenden Niveau zu halten und Wendungen einzubauen, mit denen man niemals gerechnet hätte.

    Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.

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  1. Spannender Auftaktband

    Die Autorin Camilla Läckberg hat gemeinsam mit dem Mentalist Henrik Fexeus diesen spannenden Krimi geschrieben, welcher Teil der „Dabiri-Walder-Trilogie“ ist. Es beginnt auch gleich sehr spannend und ein wenig gruselig, denn eine Frau wird in eine Kiste gesperrt und diese mit Schwertern durchbohrt. Da alles an einen missglückten Zaubertrick erinnert, holt sich die Kommissarin Mina Dabiri den Mentalist Vincent Walder mit ins Boot. Doch erst als ein weiterer Mord passiert, erkennen sie, was wirklich hinter allem steckt und dass sie den Täter kriegen müssen, bevor weitere Morde geschehen.
    Mich hat dieser Krimi gleich gepackt und es fiel mir wirklich schwer, das Buch zwischendurch wegzulegen.
    Die Charaktere sind interessant dargestellt. Sowohl Mina als auch Vincent sind keine einfachen Menschen. Mina ist eine kompetente und engagierte Polizistin, die aber ihre Schwierigkeiten mit anderen Menschen hat. Mentalist Vincent kann Menschen „lesen“ und er möchte mit seinen Fähigkeiten helfen, den Fall zu lösen. Aber er hat eine Autismus-Spektrum-Störung, die es ihm schwer macht, mit anderen Menschen zurechtzukommen. Es sind also zwei sehr komplexe Persönlichkeiten, die hier zusammenarbeiten wollen, was aber anfangs nicht leicht ist. Auch die anderen Charaktere haben alle ihre kleinen oder größeren Probleme, so richtig sympathisch war mir niemand.
    Auch wenn mir die Handlung stellenweise etwas konstruiert vorkam, so hatte mich die Geschichte dennoch gepackt und ich bin schon gespannt auf die Folgebände.
    Mir hat dieser spannende Krimi mit dem Ungewöhnlichen Ermittlerpaar jedenfalls gut gefallen.

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Grabesstern

Buchseite und Rezensionen zu 'Grabesstern' von Anne Mette Hancock
5
5 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Grabesstern"

Eigentlich wollte Journalistin Heloise Kaldan nur einen Artikel über Sterbebegleitung schreiben. Doch als sie sich mit dem todkranken Jan Fischhof anfreundet, beginnt ihr die Sache nahezugehen. Jan scheint etwas auf dem Gewissen zu haben. Seine Hinweise führen Heloise nach Jütland, an die Flensburger Förde, zu einem lange zurückliegenden Fall. Heloises guter Freund Kommissar Erik Schäfer ist misstrauisch: Was weiß sie wirklich über Jan Fischhof? Heloise stößt in ein gefährliches Wespennest. Kann sie ihrer Intuition trauen? Ein schmerzhaft persönlicher Thriller über ein Netz aus Schuld – mit erschütternden Verstrickungen bis zur letzten Seite.

Format:Broschiert
Seiten:384
EAN:9783651000957
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Rezensionen zu "Grabesstern"

  1. Tolle Wendungen

    Wow , seit langem mal wieder ein Buch, dass einen Schock und Nägelkaumoment in mir hervorgerufen hat.
    Über das Thema Sterbebegleitung, als roten Faden des Buches, konstruiert die Autorin eine Geschichte über Menschen , die mit ihrer Schuld leben und letztendlich auch sterben müssen. Was diese Schuld bedeutet, und natürlich wie man den Schuldigen ausfindig macht. Dabei arbeiten Heloise und Eric wieder gewohnt konträr und neckend miteinander an einem Fall, der eine lange Zeit überspannt und schließlich in die Vergangenheit des Mannes führt , den Heloise versprochen hat, bis zum Ende zu begleiten.
    Dabei kommen natürlich auch eigene Themen auf den Tisch und ich fand es gut, dass Heloise da ein wenig Entspannung erfährt, trifft sie doch den Mann wieder, den sie eigentlich noch immer liebt. Ob er noch zu haben ist, müsst ihr bitte selber herausfinden.
    Der Schreibstil ist gewohnt routiniert und verschafft dem Leser eine ganz eigene Sicht in die Welt von Heloise und Eric. Beide Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, mit Ecken und Kanten und auch durchaus mit einigen nervigen Eigenschaften. Diese Eigenschaften kombinieren die beiden aber zu einem Team, dass immer auf das eigene Bauchgefühl hört und nicht aufgibt, auch nicht, wenn der Mann, den es betrifft, die Auflösung nicht mehr erfahren könnte, weil er im Sterben liegt.
    Das Ende bescherte mir besagten Schock und Nägelkaumoment, denn diese Wendung hätte ich so nie erwartet und fand sie sooooo genial ausgedacht. Klasse!
    Manchmal komme ich bei skandinavischen Krimis ein wenig durcheinander ob der fremdartig klingenden Wegbeschreibungen , aber alles in allem kann man dieser Geschichte wunderbar folgen, toll miträtseln und sich ganz entspannt zurücklehnen und dieses wunderbare Buch mit allen Sinnen genießen.

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Leichenschilf

Buchseite und Rezensionen zu 'Leichenschilf' von Anna Jansson

Inhaltsangabe zu "Leichenschilf"

Ein tiefer See, eine verschwundene Tochter und ein hartnäckiger Ermittler, der niemals aufgibt: der erste Fall für Kristoffer Bark! Jedes Jahr am Karfreitag schreitet der Polizeiermittler Kristoffer Bark am Ufer des Hjälmarensees entlang. Er sucht nach seiner Tochter – vergeblich. Denn vor fünf Jahren verschwand Vera am Abend ihrer Junggesellinnenfeier spurlos, nachdem sie auf den See hinausgerudert war. Ihre Leiche wurde nie gefunden … Als nun eine Tote auftaucht, die Kristoffers Tochter verblüffend ähnlich sieht, lässt ihm die Vorstellung, dass beide Fälle miteinander verknüpft sind, keine Ruhe. Und obwohl ihm bei der Polizei niemand Glauben schenkt, lässt sich der hartnäckige Ermittler nicht abwimmeln. Zu Recht, denn die Wasser des Hjälmaren verbergen mehr als ein einziges Verbrechen, und Kristoffer Bark wird sie aufdecken ... Die sensationelle neue Krimi-Bestsellerreihe von der Erschafferin von Maria Wern/Kripo Gotland!

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:496
EAN:9783734111105
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Skabelon

Buchseite und Rezensionen zu 'Skabelon' von Malin C. M. Rønning

Inhaltsangabe zu "Skabelon"

Alles verschwindet früher oder später … Nur selten gibt es Zeugen dessen, was geschieht. Das Mädchen Urd lebt mit seiner Familie an einem abgelegenen Ort tief im Wald. Ihr Vater ist oft wochenlang unterwegs, ihre Mutter raucht in der Küche, nimmt Tag und Nacht lange Bäder oder liegt auf der Couch. Urd und ihre Geschwister gehen zwar zur Schule, ansonsten aber lebt die Familie in einer Art Naturzustand, weit weg vom Komfort und der Sicherheit der bürgerlichen Gesellschaft. Essen und Zärtlichkeit sind Mangelware. Urd hat ein einzigartiges Gespür für alle Arten von kleinen Tieren und Insekten, tote und lebende. Sie sucht nach Höhlen, Erdlöchern, versteckten Räumen im Haus und verlassenen Hütten. Oft ist sie allein im Wald unterwegs, auch in der Dunkelheit. Dort fühlt sie sich sicher, aber wenn sie sich in die Welt der Menschen wagt, geht immer etwas schief.

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:224
EAN:9783792002728
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Ihr Königreich

Buchseite und Rezensionen zu 'Ihr Königreich' von Jo Nesbø
3.8
3.8 von 5 (5 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Ihr Königreich"

Als die Polizei nach Jahren erneut in einem alten Fall ermittelt, ist Automechaniker Roy alarmiert. Die Rückkehr seines Bruders Carl in die kleine Stadt Os in den Bergen Norwegens wirbelt zu viel Staub auf. Auch dass Carls Frau Shannon genau sein Typ ist macht Roy nervös. Carl hingegen ist voll großer Pläne und verspricht, ganz Os reich zu machen. Doch plötzlich kursieren im Ort Gerüchte und Verdächtigungen zum Unfalltod ihrer Eltern. Roy hat seinen kleinen Bruder immer beschützt, aber jetzt stehen sie sich als Rivalen gegenüber.

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:592
EAN:9783548064932
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Rezensionen zu "Ihr Königreich"

  1. Abgründige Brüder

    Missbrauch, Schuldgefühle, dunkle Familiengeheimnisse - Mit "Ihr Königreich" hat Jo Nesbo einen psychologischen Thriller mit überraschenden Wendungen über ein Brüderpaar in einem entlegenen norwegischen Bergdorf geschrieben, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Roy ist Automechaniker, betreibt die Dorftankstelle. Er ist derjenige, der geblieben ist, seit seiner Jugend berüchtigt als Schläger, ein Mann ohne Freunde, ein Einzelgänger.

    Ganz anders Carl, der ein Jahr jüngere, der nach vielen Jahren zurückkommt mit einer kanadisch-karibischen Ehefrau und dem wegen einer geplanten Umgehungsstraße vor dem Aus stehenden Dorf neues Leben verspricht: Ein Berghotel soll her, für das Carl die Unterstützung der ganzen Gemeinde braucht. Carl war stets der Womanizer, der golden boy mit den vielen Freunden, im Gegensatz zum Bruder in der Schule erfolgreich, verkörpert gewissermaßen das Aufstiegsversprechen - dabei war die Jugend der beiden alles andere als einfach, starben ihre Eltern doch bei einem Autounfall, als die Söhne 16 und 17 waren. Im Cadillac des auf alles Amerikanische verrückten Vaters stürzten sie in den Abgrund an der steilen Straße zum einsamen Berghof.

    Doch war es wirklich ein Unfall? Und warum verschwand damals der Dorfpolizist, der den Vorfall untersuchte? Nun ist es sein Sohn, ebenfalls Polizist, der Roy Fragen stellt nach den damaligen Vorgängen. Der tödliche Abgrund, er spielt in diesem Thriller gleich mehrfach eine Rolle. Abgründig und tief ist auch die Handlung. Immer wieder schafft es Nesbo, scheinbar sicher Geglaubtes zu erschüttern und mit der Enthüllung eines Details der Handlung eine ganz neue Wendung zu geben. Dabei geht es nicht nur um die Dynamik zwischen Roy und Harry und ihren Geheimnissen, sondern auch um die des Dorfes.

    Die isolierte Dorfgemeinschaft, Machtspiele und Intrigen, Erpressung und Druck, Verrat und Schuld - es gibt kein schwarz-weiß in diesem düsteren Königreich. Hier hat so ziemlich jeder eine eigene Wahrheit, viele haben Dreck am Stecken, doch welche Wahrheit tatsächlich stimmt, das erfährt der Leser erst in einer dramatischen Zuspitzung.

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  1. Nicht genug Spannung

    Die Brüder Carl und Roy sind in der Stadt Os aufgewachsen. Vor vielen Jahren verließ Carl die Stadt, während Roy im Dorf eine Tankstelle betreibt. Nun kehrt Carl zurück, samt Frau und großer Pläne zum Bau eines Hotels im Dorf. 

    Bei diesem Krimi handelt es sich nicht um einen weiteren Band einer Reihe, sondern um einen eigenständigen Krimi. Ich war deshalb sehr neugierig auf das Buch.
    Der Schreibstil war klar und gut verständlich, so dass ich problemlos folgen konnte.
    Die Charaktere von Carl und Roy wurden gut beschrieben, beide waren sehr unterschiedlich, was prima herausgearbeitet wurde.
    Die Handlung konnte mich nicht so ganz überzeugen. Es ging sehr gemächlich los und ich hatte das Gefühl, als wenn ich eine Familiengeschichte lese. Eine besondere Spannung war lange nicht vorhanden. Dadurch empfand ich den Beginn bzw. die erste Hälfte eher langatmig und ich musste mich zum Weiterlesen zwingen. Erst später kam Spannung auf, als die Hintergründe und das Geheimnis Stück für Stück klarer bzw. aufgedeckt wurden. Für einen Krimi war mir das aber eindeutig zu wenig spannung oder einfach falsch verteilt.

    Mich hat dieser Krimi leider nicht ganz überzeugt, da es zu viele Längen und zu wenig Spannung gab. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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  1. 4
    30. Okt 2020 

    Wie weit gehen Loyalitäten?

    Als die Polizei erneut in dem ungelösten Fall ihres verschwundenen früheren Chefs ermittelt, ist der Automechaniker Roy alarmiert. Die kürzliche Rückkehr seines Bruders Carl in die kleine Stadt Os bringt anscheinend Unglück. Auch dass dessen Frau genau Roys Typ ist macht ihn nervös. Carl hingegen ist voll großer Pläne und verspricht, ganz Os reich zu machen. Doch plötzlich kursieren im Ort Gerüchte und Verdächtigungen zum Unfalltod ihrer Eltern. Roy hat seinen kleinen Bruder immer beschützt, aber jetzt stehen sie sich als Rivalen gegenüber.

    Der ältere Bruder Roy fungiert in diesem Roman als Ich-Erzähler - doch er ist ein schweigsamer, eigenbrötlerischer Typ, der nie mehr sagt als unbedingt notwendig. Und so erfährt der Leser auch stets nur genauso viel, wie Roy preisgeben möchte. Bereits im Prolog wird jedoch deutlich, dass Roy als der Ältere immer schon die Rolle des Beschützers für seinen Bruder Carl innehatte, geprägt auch durch ihren Vater:

    "Du und ich, wir sind aus demselben Holz geschnitzt, Roy. Wir sind härter als Mama oder Carl. Deshalb müssen wir auf sie aufpassen. Immer. Verstehst du? (...) Wir sind eine Familie. Wir haben einander und sonst niemanden. Freunde, Geliebte, Nachbarn, die Dorfbewohner und Landsleute, alles Illusion. Wenn es eines Tages wirklich darauf ankommt, sind sie nichts wert. Dann heißt es, wir gegen sie, Roy. Wir gegen alle anderen. Absolut alle." (S. 11)

    Dies klingt wie ein Versprechen. Und das ist es auch. Roy weiß, worauf es ankommt, wem seine Loyalität zu gelten hat. Und doch...

    Roy ist zeitlebens in dem kleinen Ort Os geblieben, einem Bergdorf auf einer norwegischen Halbinsel südlich von Bergen. Dort arbeitet er als Automechaniker und Betreiber einer kleinen Tankstelle, redet wenig aber hört viel. Er schlägt stets als Erster zu, kompromisslos und immer dann, wenn es seiner Meinung nach angesagt ist. Die Menschen im Dorf zollen ihm Respekt, doch Freunde hat er nicht.

    Carl ist der smartere Bruder der beiden, ein Frauenschwarm, einer, der mit Charme schon viel erreicht hat. Er hat in den USA studiert, will jetzt aber nach Jahren der Abwesenheit wieder zurückkommen nach Os, große Pläne im Gepäck. Und damit beginnt das Gleichgewicht aus dem Lot zu geraten, das die Dorfgemeinschaft und Roys Leben bislang aufrechterhalten hat.

    Carl hat die Absicht, oben in den Bergen ein großes Wellness-Hotel zu bauen, was die Wirtschaft des kleinen Dorfes ankurbeln soll. Doch zuvor sucht er potentielle Geldgeber, und das bringt gewaltige Unruhe in den Ort. Und Carl kommt nicht alleine, sondern mit seiner Frau Shannon - was für Roy eine noch größere Unruhe bedeutet. Denn bereits kurz nach der Ankunft kann er nicht leugnen, dass er sich von ihr sehr angezogen fühlt.

    Wer jetzt an Kain und Abel aus der Bibel denkt oder auch an 'Jenseits von Eden' von John Steinbeck, der liegt nicht ganz falsch. Hier geht es ganz eindeutig um das schwierige Verhältnis zweier Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Hier geht es um Schuldgefühle und Verantwortung, aber auch um Liebe, Gier, Neid und Eifersucht. Und es geht um ein Dorfgefüge, das nach und nach gewaltig in Schieflage gerät.

    Ein Kriminalroman? Nun, irgendwie schon - über einen Mangel an Toten braucht man sich jedenfalls nicht zu beklagen. Aber gleichzeitig ist es auch ein auf verschiedenen Ebenen angelegtes Psychodrama, das die sich anbahnende Katastrophe schon früh erkennen lässt - ohne dass man jedoch weiß, worum es sich dabei handeln könnte.

    Jo Nesbø, wohl am ehesten bekannt durch seinen als Antiheld angelegten Ermittler Harry Hole, zeigt in seinem neuesten Roman sein ganzes schriftstellerisches Können. Er präsentiert hier eine langsame Erzählung, dem beschaulichen Lebenstempo in dem kleinen Dorf Os angemessen. Der Autor ergänzt die Schilderungen der Gegenwart mit Rückblenden in die Vergangenheit der beiden Brüder, was den Charakteren zunehmend Profil verleiht.

    Die Spannung entsteht dabei eher unterschwellig - beim Lesen entwickelt sich schnell ein ungutes Gefühl ohne dass der Grund dafür zu fassen ist. Doch als versierter Krimischreiber beherrrscht Jo Nesbø natürlich auch die Kunst der Cliffhanger und der PlotTwists. Das macht das Geschehn unvorhersehbar, was die Spannung wiederum erhöht.

    Man muss keinen der Charaktere leiden können - und tatsächlich buhlt hier niemand um Sympathiepunkte - aber das unaufhaltsame Drama sorgt letztlich doch für ein Mitfiebern. Vielleicht doch ein Hoffnungsschimmer? Wie weit können Loyalitäten gehen? Gibt es eine Grenze?

    Gefallen hat mir dabei der eher nüchtern-distanzierte Schreibstil, der gut zur Figur des Ich-Erzählers Roy passte. In manchen Szenen wurden dennoch ausreichend Emotionen transportiert, um das Drama auch für den Leser fühlbar zu machen - und aufgelockert wurde das ganze durch immer wieder eigenstreute Sequenzen mit trockenem Humor.

    "Klar, Schönheit war kein Menschenrecht, aber bei Grete war der Schöpfer wirklich ausnehmend geizig gewesen." (S. 29)

    Auch wenn mich die Erzählung nicht von Anfang an packen konnte, band sie mich doch zunehmend an sich, so dass ich das Buch schließlich gar nicht mehr aus der Hand legen mochte. Kein Pageturner, aber ein außergewöhnlich intensiver Roman, der gut zu langen Herbstabenden auf der Couch passt...

    © Parden

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  1. Am Rande eines Abgrunds liegt ein Königreich.

    Os ist eine kleine Gemeinde im ländlichen Norwegen. Dort betreibt Roy Opgard eine Tankstelle. Als nach 15-jähriger Abwesenheit Roys jüngerer Bruder Carl nach Os zurückkehrt, ändert sich Roys beschauliches und eintöniges Leben schlagartig. Denn Carl hat nicht nur seine Ehefrau Shannon mitgebracht, sondern er hat auch Pläne für den Bau eines Hotels im Gepäck. Während Carl noch Investoren für sein Projekt auftreiben will, geraten wieder alte Gerüchte in Umlauf: über den Unfalltod der Eltern der Opgardbrüder vor vielen Jahren und über das rätselhafte Verschwinden des Dorfpolizisten danach.
    Der norwegische Schriftsteller Jo Nesbø wird der Leserschaft vor allem durch seine Krimireihe um den abgehalfterten Ermittler Harry Hole bekannt sein. „Ihr Königreich“ ist ein Einzelband, ein Kriminalroman, aber auch wieder nicht. Ungeklärte Todesfälle sind ein elementarer Bestandteil für einen Krimi und die gibt es in diesem Roman auch. Aber das Buch ist noch viel mehr ein tiefer Blick in menschliche Abgründe. Ein Kammerstück um Moral, Gier, Begierde und Liebe.
    Nesbø legt sein erzählerisches Können in die Hände von Roy Opgard, dem älteren Bruder. Roy ist wortkarg, ein Eigenbrötler. Ein stilles Wasser, doch die sind bekanntlich tief. Und er ist ein absolut unzuverlässiger Erzähler. Es ist Stückwerk, das nach und nach zusammengesetzt wird. Roy hat Geheimnisse, das ist sehr schnell klar. Aber es dauert, bis er hinter die Fassade blicken lässt.
    „Roy ist der Erzähler, der uns sagt, wer wir sind, sagte Carl. Er selbst ist alle und niemand. Der Gebirgsvogel ohne Namen.“
    Der Hof der Opgards ist gefährliches Terrain. Am Rande eines Abgrundes. Der Vater bezeichnete ihn als „das Königreich“. Eine Bastion der Familie, die es zu verteidigen gilt.
    „Wir sind eine Familie. Wir haben einander und sonst niemanden. Freunde, Geliebte, Nachbarn, die Dorfbewohner und Landsleute, alles Illusion. Wenn es eines Tages darauf ankommt, sind sie nichts wert. Dann heißt es, wir gegen sie, Roy. Wir gegen alle anderen. Absolut alle. Hast du das verstanden?“
    Doch Familie ist nicht immer ein sicherer Ort, das mussten die Opgard Brüder schon als Kinder erfahren. Roy, der ältere, stand schon immer tatkräftig für seinen Bruder Carl ein, versteht, was zu tun ist, macht sich auch mal die Hände schmutzig. Es ist ein kleines bisschen wie bei Macbeth, Schuld lässt sich nicht abwaschen. Carl ist charmant, windig, ein charismatischer Verführer. Er weiß um die bedingungslose Liebe seines Bruders und nützt dies aus. Doch auch er scheitert letztlich an Roys Untiefen.
    Loyalität auf dem Prüfstand, bis zur Zerreißprobe. Jo Nesbø lässt tief blicken in die Abgründe menschlichen Handelns. Allzu nahe sollte man an diesen Abgrund nicht gehen, denn er schaut zurück.

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  1. 4
    14. Sep 2020 

    Unerwartet aber spannend

    Das unerwartete Auftauchen von Carl bringt das Leben von Roy Opgard in Norwegen ganz schön durcheinander. Er kommt nicht allein. An seiner Seite ist Shannon seine exotische Ehefrau aus Barbados. Beide kommen nicht ohne Grund. Sie haben Großes in der kleinen Stadt in Norwegen vor. Ein riesiges Wellnesshotel auf dem Berg soll Reichtum und Wohlstand für alle im Ort sichern. Alle sind von diesem Gemeinschaftsprojekt, das ja alle irgendwie mitfinanzieren sollen, begeistert. Es könnte alles so schön sein.

    Aber es gibt eben auch eine dunkle Seite in diesem Buch. Erzählt wird die Geschichte von Roy. Von ihm erfahren wir in einzelnen Rückblenden zunehmend mehr aus der Kindheit und dem Leben der beiden Brüder. Es wird beim Lesen auch immer klarer, das es da viele dunkle Geheimnisse und Begebenheiten im Leben beider gibt, die die beiden Brüder so fest verbindet. Ob es nun der tragische Unfalltod beider Eltern ist, oder aber auch die vielen Arztbesuche seines, damals noch kleinen Bruders, die einen schlimmen Verdacht aufwerfen.

    Jo Nesbo erzählt hier sehr anschaulich, manchmal auch ein wenig langatmig, aus dem Leben dieser beiden Brüder. Diese werden sehr genau gekennzeichnet. Roy, der ältere und stärkere der beiden Brüder, der es zumindest zu einer eigenen Tankstelle gebracht hat. Carl, der jüngere und ängstliche Bruder, dem es gelingt durch ein Studium in Amerika ein erfolgreicher Unternehmer zu werden, dem es mit seinem Auftreten und Charisma gelingt, die Leute erfolgreich zu manipulieren und immer auf seine Seite zu ziehen.

    Da es sich aber bei diesem Buch um einen Krimi handelt, ist schon klar, dass da auf jeden Fall so einiges passieren wird. Mir hat dieser Krimi, auch die fast schon sanfte ruhige Art, wie er erzählt wurde, sehr gefallen. Das war mal etwas ganz anderes. An den entscheidenden Stellen entstand aus dem sanften Erzählen plötzlich eine explosive Spannung und man wollte einfach nur wissen, was passiert und wie es weitergeht.

    Von mir gibt es natürlich eine Leseempfehlung und auf Grund der manchmal unnötigen Längen nur vier Lesesterne.

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COLD CASE - Das gebrannte Kind

Buchseite und Rezensionen zu 'COLD CASE - Das gebrannte Kind' von Tina Frennstedt
4
4 von 5 (1 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "COLD CASE - Das gebrannte Kind"

Bereits vier Menschen sind in den Feuern getötet worden. Der Täter hatte zuvor die Brandmelder entfernt, eine Ziffer an das Haus gemalt und dann das Feuer gelegt. Als eine Frau überlebt und berichtet, dass sie Musik vernommen hat, während das Feuer ausbrach, ist Kommissarin Tess Hjalmarsson alarmiert. Dieses Detail kennt sie von einem ihrer ersten Mordfälle. Damals wurde der Täter jedoch nicht gefasst. Tess und das COLD-CASE-Team ermitteln nun unter Hochdruck. Denn die Kommissarin steht ebenfalls auf der Liste des Mörders ...

Format:Broschiert
Seiten:416
Verlag: Lübbe
EAN:9783785727539
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Rezensionen zu "COLD CASE - Das gebrannte Kind"

  1. "Fegefeuer". Der 3. Teil der Cold Case Reihe

    3,5 Sterne

    Eine Brandstifter geht in Schonen um, bereits 4 Menschen sind in den Flammen gestorben. Der Täter hat zuvor die Brandmelder entfernt und die Häuser nummeriert.
    Bis Tess Hjalmarsson aufgrund der Zeugenaussage einer Überlebenden erkennt, dass diese Fälle mit einem alten Fall aus der Vergangenheit zusammenhängen, denn auch damals wurde bei einem Brand, in dem die Mutter des 5jährigen Tim starb, dieselbe Musik gehört. Der damalige Täter wurde nie gefasst.
    Tess und ihr Cold Case Team ermitteln unter Hochdruck bis Tess erkennt, dass auch sie im Visier des Täters steht...

    Meine Meinung:
    "Das gebrannte Kind" ist der dritte Teil der Cold Case Reihe um Tess Hjalmarsson, in dem man wieder viele bekannte Personen trifft. Der Fall ist jedoch in sich abgeschlossen und kann daher eigenständig gelesen werden. Alles wichtige aus Tess' privatem Leben sowie ihrer bisherigen Fälle werden kurz angeschnitten.
    Tess ist wieder sehr nahbar beschrieben, sie ist nicht nur ein Super-Cop, sondern ein Mensch mit Fehlern und Ängsten, wodurch man sich gut in sie hineinversetzen kann. Die Polizeiarbeit, das Zusammentragen von Fakten und Beweisen, ist wieder sehr interessant und authentisch dargestellt.

    Tina Frennstedt fesselt wieder mit einem packenden Schreibstil und hohem Spannungsbogen, auch wenn recht bald vorhersehbar war, wer der Täter ist; jedoch gibt es diesmal einige Dinge, die nicht so gut ausgearbeitet waren.
    Es gab lose Enden, und es blieben einige Fragen offen, nicht nur, was die Motivation des Täters betrifft, sondern auch andere Dinge, Kleinigkeiten, die eigentlich gar nicht hätten erwähnt werden müssen. Auch wurde einiges nicht aufgelöst, das einem im Verlauf der Geschichte wichtig erschien. Und auch das Motiv des Täters, und dass sich ein 5jähriges Kind an so viele Dinge erinnern kann, war für mich nicht nachvollziehbar. Und bzgl. der Morde auch einige Logikfehler.
    Auch über den deutschen Titel bin ich nicht glücklich, der Originaltitel "Fegefeuer" hätte viel besser gepasst und nicht zu viel verraten.
    Weiters wurde der "Fall Jenny" anfangs angesprochen, in dem Tess eigentlich ermitteln sollte und wo man dachte, um diesen Fall geht es in diesem Buch, welcher jedoch bald in Vergessenheit geriet und erst am ende wieder - als Cliffhanger für nächsten Band - angeschnitten wurde.
    Und Tess sowie ihre Partnerin Sandra verhielten sich manchmal total unverständlich, zum Beispiel als der Hund einen Giftköder gefressen hat oder ein unbekannter Bauarbeiter auf dem Grundstück war. Das war ihnen quasi total egal, und das konnte ich absolut nicht nachvollziehen.
    Aber alles in allem wieder ein spannender Cold Case aus der Feder von Tina Frennstedt.

    Hilfreich ist wie bei den Vorgängerbänden der Plan von Schonen in der vorderen Klappe, in dem ich sehr gerne Tess Einsatzorte nachschlage. Leider sind diesmal viele Handlungsorte, die in diesem Band vorkommen, nicht eingezeichnet.

    Fazit:
    Der dritte Teil der Cold Case-Reihe. Wieder spannend und lebendig geschrieben; doch war der Täter schnell klar, und es gab einige losen Enden und Fragen, die offen blieben, daher diesmal nur 3,5 Sterne. Ich bin trotzdem schon sehr auf den nächsten Band gespannt, in dem diesmal hoffentlich der "Fall Jenny" aufgeklärt wird!

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Was wir verschweigen: Kriminalroman

Buchseite und Rezensionen zu 'Was wir verschweigen: Kriminalroman' von Arttu Tuominen

Inhaltsangabe zu "Was wir verschweigen: Kriminalroman"

Pori, Finnland. An einem stürmischen Herbsttag wird ein sturzbetrunkener Mann mit mehreren Messerstichen in einem Holzhaus ermordet. Ein typisch finnischer Mord - so der lakonische Kommentar der hinzugerufenen Kommissare. Der Fall scheint zunächst schnell gelöst: Im nahe gelegenen Wald wird noch am gleichen Abend ein verdächtiger Mann festgenommen. Doch für den Ermittler Jari Paloviita entpuppt sich der Mord als schwierigster Fall seines Lebens. Der Verdächtige war in der Jugend sein allerbester Freund. Und Jari Paloviita verdankt ihm sein Leben ...

Format:Broschiert
Seiten:416
Verlag: Lübbe
EAN:9783785727614
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