In Liebe Dein Karl: Geschichten und mehr
„Sie wussten, dass das Leben chaotisch ist, aber hierauf waren sie nicht vorbereitet gewesen.“ (Zitat Seite 176)
Inhalt
James Wentworth, ein ehemaliger Universitätsprofessor für Teilchenphysik, ist über achtzig Jahre alt. Nach dem Tod seiner Frau, mit der er vierundsechzig Jahre lang verheiratet war, hat er sich völlig zurückgezogen und ist nach einem Sturz auf Hilfe angewiesen. Bisher waren die Haushaltshilfen, die seine Kinder Phoebe und Robert engagiert hatten, nur kurz geblieben, doch dann kam Mandy, fröhlich und bodenständig. Schon nach einer Woche schien es, als sei sie schon immer hier gewesen. Sie unternimmt mit James Ausflüge, besucht Shopping-Center und teilt mit ihm den Kleinstadtklatsch. Er lebt auf und obwohl Phoebe und Robert sehr dankbar sind, dass sie die vorlaute, selbstbewusste Mandy gefunden haben, so bleibt doch ein gewisses Misstrauen dieser Pflegerin gegenüber. Was hat sie im Schreibtisch ihres Vaters gesucht?
Thema und Genre
In diesem Roman geht es um die Familie, um die komplexen, nicht immer einfachen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, um das Leben in einer Kleinstadt und natürlich um das Älterwerden.
Charaktere
Robert, verheiratet, zwei Kinder, ist zweiundsechzig Jahre alt und war früher im Finanzbereich erfolgreich tätig. Seit er den Job verloren hat, schreibt er als Privatier an einem Buch. Phoebe ist Single und Künstlerin. Die finanziell abgesicherte Kindheit der beiden war davon geprägt, dass ihr Vater als erfolgreicher Wissenschaftler oft unterwegs war und selten zu Hause. Dies schwingt auch heute noch in ihrer Beziehung zu ihrem Vater mit. Mandy dagegen wuchs behütet auf, aber unter völlig anderen wirtschaftlichen Bedingungen. Von unvorteilhaftem Aussehen, etwas unbedarft und schrill im Geschmack, dazu ehrlich bis zur Taktlosigkeit, ist sie das genaue Gegenteil der Mitglieder der Familie Wentworth.
Handlung und Schreibstil
Das Buch ist in drei übergeordnete Teile geteilt und in der personalen Erzählform geschrieben. Teil Eins, der längste Teil, stellt abwechselnd Phoebe und Robert in den Mittelpunkt der einzelnen Kapitel. Teil Zwei spielt in der Vergangenheit, jedoch nicht in Form von Erinnerungen. Hier stehen James und der Personenkreis aus der damaligen Zeit im Mittelpunkt, während Teil Drei ein Jahr nach den Ereignissen von Teil Eins spielt und wieder aus Sicht von Phoebe oder Robert geschrieben ist. Alle Kapitel tragen den jeweiligen Namen als Überschrift, dadurch ist die Handlung sehr klar und gut lesbar strukturiert. Auch die Sprache, in diesem Fall die übersetzte Sprache, ist angenehm und flüssig zu lesen passt zu dieser Mischung aus ernsten und humorvollen Szenen in der Geschichte.
Fazit
Ein Roman über das Älterwerden und das sensible und doch komplexe Gefüge, das wir Familie nennen, um unterschiedliche Sichtweisen der Realität und um damit verbundene Geheimnisse. Auf Grund des Klappentextes hatte ich eher eine Geschichte über eine geerdete, eigenwillige Pflegerin und einen alten, eigenbrötlerischen Professor erwartet, doch das macht nur einen kleinen Teil dieses Romans aus.
Sensationell, definitiv eins der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe!
Zunächst skeptisch vom Klappentext und doch aufgrund der unbedingten Empfehlung der Buchhändlerin, gekauft, verschlungen, geliebt. Ein pflegebedürftiger Vater, der die beiden Töchter mit seinen Einfällen und Forderungen in Schach hält und dabei unbedingt auf seine Freiheit und die Richtigkeit seiner, oft verwirrten, Darstellung der Vergangenheit beharrt. Die an sich tragische Familiensituation des alternden, kranken und dabei erschwerender Weise tyrannischen und geizigen Vaters, wird durch die Dialoge und Anekdoten aus der Kindheit der beiden Schwestern derart lustig, dass man das Buch gar nicht weglegen möchte. Die Einfälle des Vaters und die darauffolgende Reaktion der Töchter sind so kraftvoll und großartig, dass ich viele Stellen mehrmals und auch laut vorlesen musste, so grotesk und wunderbar geschrieben war es! Geschickt eingeflochten und wie nebenbei erfährt der Leser die Geschichte der jüdischen Familie durch die NS Zeit und den Einfluss auf das spätere Leben in Deutschland/Israel.
Die etwas ungewöhnliche Aufmachung des Romans hat mich auf ihn aufmerksam gemacht. Es ist schon seltsam wie einen die dunklen Augen da anschauen.
In der Geschichte geht es um Timna und Babi, die seit Jahren von ihrem Vater tyrannisiert werden. Nun ist er krank und benötigt besondere Hilfe, was den jungen Frauen einiges abverlangt. Aber was soll man machen, wenn man den Vater trotz allem irgendwo noch lieb hat?
Die Ich- Erzählerin Timna stellt uns in kleinen Anekdoten ihre verrückte Familie vor. Dies geschieht nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge, weshalb man beim Lesen durchaus Acht geben muss. Einige Geschichten sind traurig, andere lustig und manche doch recht seltsam und abgefahren, aber alle haben eins gemeinsam: sie sind unterhaltsam.
Positiv anmerken möchte ich den schwarzen Humor, der sich durch das ganze Buch zieht. Ich habe wirklich sehr oft schmunzeln müssen bei der Lektüre. Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass die Autorin eine Familie darstellt, die sich eben nicht immer grün ist und auch manchmal so gar nicht leiden kann. Alle dargestellten Probleme wie Ehescheidung, Alkoholismus und ähnliches sind doch sehr aus dem Leben gegriffen.
Auch wenn Papa Otto echt ein kleines Ungeheuer ist, so kann man ihm auf weiter Strecke einfach nicht böse sein, da er meist ja nur das Beste für seine Familie will. Mich hat er an meinen Großvater väterlicherseits erinnert, der auch jede Mark am liebsten fünf Mal umgedreht hätte.
Sprachlich mochte ich den Roman ebenfalls gern, vor allem die Bilder, die die Autorin verwendet. So werden die Schwestern quasi wie reife Tomaten abgepflückt und ähnliche Vergleiche.
Gestört hat mich im Text lediglich, dass immerzu Ergänzungen in Klammern stehen, welche den Lesefluss doch ganz schön gestört haben.
Fazit: Eine Erzählung über eine durchgeknallte Familie, die doch gar nicht so unnormal ist. Wer spezielle Familiengeschichten mag, der wird sich hier wohl fühlen. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.
„Halt mal, Schatz“. Das ist nicht selten der erste Gedanke, der einem frisch gebackenen Vater durch den Kopf schießt, wenn er seinen Sprössling unsicher in den Armen hält. Was kann der Erzeuger schon tun, außer hilflos neben der Mutter zu stehen? Jochen Malmsheimer kennt der jungen Eltern Nöte aus Erfahrung. Vom Geburtsvorbereitungskurs über Vornamensuche und Wickeltechnik bis zum traurigen Tausch des Sportwagens gegen einen Kombi: Der Kabarettist tritt auf als Chronist des Alltags mit Kleinkind ? und verbindet dabei Sprachwitz mit Tiefsinn.
Ich brauchte dringend mal etwas Humorvolles für zwischendurch und hoffte, mit der CD richtig zu liegen. Auch wenn ich nicht zur Zielgruppe werdender Eltern gehöre, unbekannt ist mir das Phänomen ja immerhin nicht. Allerdings aus Sicht der Mutter - spannend also, jetzt einmal einem Vater in seiner nicht durch Schwangerschaftshormone verstellten Gefühlswelt zu lauschen...
Ein wenig lahm begann der Vortrag - ich hatte das Gefühl, Malmsheimer und sein Publikum mussten sich erst ein wenig einspielen. Dann aber nahm die Lesung an Fahrt auf, und nicht nur das Publikum fühlte sich offensichtlich gut unterhalten. Immer wieder kicherte und lachte ich beim Hören vor mich hin - und genau das hatte ich mir hier erhofft.
"Zu zweit ins Bett gehen und zu dritt aufwachen", das kann sich mitunter recht schwierig gestalten, wie Jochen Malmsheimer hier begründet vorträgt. In jedem Fall zeigt sich der inzwischen schon mehrfache Vater während der Schwangerschaft, bei der Geburt und auch später noch als eindrucksvoll engagiert. Bei einer Hausgeburt beispielsweise werden flugs einige Quadratmeter Malerfolie zum Schutz des Teppichbodens ausgerollt, Malmsheimer denkt auch ans Wehensingen und wundert sich über den ein oder anderen Teilnehmer am Geburtsvorbereitungskurs. Auch das Thema Namensgebung sorgt für einiges an Heiterkeit.
Nicht jeder Gag traf meinen Geschmack, aber das dürfte wohl für jeden gelten - in der Summe jedenfalls fühlte ich mich gut unterhalten. Die 123 Minuten vergingen wie im Flug - wirklich vergnüglich.
Zum Selberhören oder auch als nette Geschenkidee für werdende Eltern zu empfehlen... Dann mal frohes Wehensingen!
© Parden
Von allem was dabei, sehr kurzweilig...
Da ich noch keine Kurzgeschichte der Autorin kannte, war ich sehr neugierig, was mich erwarten würde. Ich bekam ein Potpourri aus Krimi, Lebensgeschichte und tierischer Unterhaltung.
Dieser Band enthält zahlreiche Kurzgeschichten Ingrid Nolls, die nach Thematik untergliedert sind. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Ich mochte besonders die Geschichten aus dem Part "Diebe und Triebe". Bereits die erste Geschichte hat alle Emotionen in mir geweckt, vom lauten Aufschrei bis herzhaftem Lachen war alles dabei. Hier geht es in kriminalistischer Hinsicht wirklich heiß her.
Richtig fasziniert hat mich der Teil "Erinnerungen und Notizen", wo Frau Noll über ihre Familie und ihre Jugend schreibt. Es ist in meinen Augen schon etwas Besonderes, wenn man in einem anderen Land groß wird, genauso wenn Familienmitglieder über hundert Jahre alt werden.
Etwas durchwachsen empfand ich "Tierische Täter", schlichtweg weil mich die Kurzgeschichten dort einfach nicht fesseln konnten.
Der perfekte Mix für den schnellen Lesegenuss zwischendurch. Man kann immer mal rein blättern, sich eine Geschichte aussuchen und genießen und das Buch dann wieder zur Seite legen.
Fazit: Mir hat es gut gefallen, gern spreche ich eine Empfehlung aus.